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Der Deutsche Protestantenverein auch Allgemeiner Deutscher Protestantenverein oder einfach Protestantenverein abgekurzt DPV war ab 1863 ein Verein deutscher Protestanten welcher nach 1 seiner Statuten auf dem Grunde des evangelischen Christentums eine Erneuerung der protestantischen Kirche im Geist evangelischer Freiheit und im Einklang mit der ganzen Kulturentwickelung seiner Zeit anstrebte Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Wirksamkeit 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenIm Zuge der Neuen Ara im Grossherzogtum Baden kam es ab 1860 zu Forderungen nach einer Selbstregierung der bislang durch den dem Innenministerium unterstehenden Evangelischen Oberkirchenrat geleiteten evangelischen Landeskirche Die neue Kirchenverfassung vom Juni 1861 starkte die Stellung der Gemeinden und fuhrte eine Generalsynode als Vertretung des Kirchenvolks ein Um den liberalen Kraften in der Kirche eine Vertretung in der Synode zu sichern aber auch um die Demokratisierung der Kirche auszubauen und nach Moglichkeit auch in anderen Landeskirchen zu verwirklichen kamen Theologen und Laien regelmassig zu Konferenzen in Durlach zusammen Die vierte Durlacher Konferenz die im August 1863 unter dem Vorsitz des Heidelberger Pfarrers Karl Zittel tagte regte den Gedanken regelmassig wiederkehrender Versammlungen solcher deutschen Protestanten an welche die Uberzeugung hegen dass die seit langeren Jahren betretene Bahn der kirchlichen Restauration das deutsche Volk dem Christentum immer mehr entfremde Auf Grund einiger von dem Heidelberger Professor Daniel Schenkel entworfenen Thesen vereinigte man sich zur Grundung und Einberufung eines deutschen Protestantentags und bezeichnete als dessen Hauptzweck die Anbahnung einer deutschen gesamtkirchlichen Nationalvertretung Auf der am 30 September 1863 zu Frankfurt am Main abgehaltenen von 131 Notabeln aus samtlichen grosseren deutschen evangelischen Landeskirchen besuchten Vorversammlung wurde auf Vorschlag des Berliner Unionsvereins der Protestantentag in einen Protestantenverein umgewandelt Als Ziel wurde formuliert die theologische Arbeit zur Befreiung und Lauterung der Lehre von dem noch herrschenden Dogmatismus der protestantischen Wissenschaft zu uberlassen dagegen den Ausbau des kirchlichen Verfassungs und Gemeindelebens und die Forderung der praktisch kirchlichen Thatigkeit als Hauptgebiet seiner Tatigkeit zu betrachten Theologisch pragend war neben Schenkel vor allem Richard Rothe Die endgultige Begrundung des Vereins erfolgte auf seiner ersten eigentlichen Versammlung in Eisenach am 7 und 8 Juni 1865 an der sich 300 Theologen und 200 Laien beteiligten Der Heidelberger Staatsrechtler Johann Caspar Bluntschli leitete diese und auch die ersten jahrlich abgehaltenen Protestantentage die Vollversammlungen des DPV Nach den einstimmig angenommenen Satzungen wollte der Protestantenverein insbesondere dahin wirken dass die Gemeinde der Hierarchie gegenuber zu ihrem Recht und dadurch auch zu wirklichem eigenen Leben komme er wollte alles was die sittliche Kraft und Wohlfahrt des Volkes bedingte zu fordern suchen und fur diese Zwecke tuchtige Krafte aus dem ganzen deutschen protestantischen Volk sammeln und vereinen Wirksamkeit BearbeitenDie Mitglieder des DPV versammelten sich in Orts oder Bezirks oder Landesvereinen Sie hatten ihre besondere Vertretung auf den Protestantentagen Die Leitung der Geschafte lag in der Hand eines Ausschusses vor allem des Bureaus seit 1874 in Berlin Schon seit 1866 und noch mehr seit 1870 war der Protestantenverein wesentlich zugleich im nationalen Sinn tatig und hat auf seinen Versammlungen fast alle die Massregeln welche in Preussen zum Kulturkampf und zu Verfassungsanderungen der evangelischen Kirche fuhrten zum voraus gefordert und befurwortet Seine liberale Haltung rief allerdings den Widerstand vieler Kirchenbehorden in Deutschland hervor In vielen deutschen Landeskirchen konnten geistliche Mitglieder des Protestantenvereins nicht zur Anstellung in Preussen meist nicht zur Beforderung gelangen Nur in der pfalzischen Landeskirche wo der schon 1858 gegrundete Protestantischen Verein der Pfalz sich als Landesorganisation dem DPV anschloss hatte er seine Hochburg und gewann bleibenden Einfluss 1 Im Zusammenhang mit der restaurativen Wendung der Kirchenpolitik in Preussen die mit dem Rucktritt erst des Prasidenten des preussischen Evangelischen Oberkirchenrats Emil Herrmann dann des Kultusministers Adalbert Falk einherging geriet der DPV noch mehr unter Generalverdacht und verlor fast uberall an Bedeutung Hierzu trug auch die Grundung des Evangelischen Bundes 1886 bei der den Antikatholizismus des DPV fortfuhrte aber ungleich erfolgreicher war Dazu kam dass die neue Generation liberaler Theologen vor allem aber nicht nur aus dem Kreis um Albrecht Ritschl sich von der von Rothe und Schenkel gepragten Form des kirchlichen Liberalismus abwandte Um die Jahrhundertwende konnte der Verein der zwischen 1890 und 1896 keine Protestantentage mehr abgehalten hatte seine Stellung konsolidieren 1910 berief er mit anderen liberalen Gruppierungen den Weltkongress fur freies Christentum und religiosen Fortschritt ein Unter dem Generalsekretar Wilhelm Schubring und dem Prasidenten Paul Luther die beide der Deutschen Volkspartei angehorten konnte der DPV in der Weimarer Republik noch einmal an Einfluss gewinnen In der Zeit des Nationalsozialismus suchte er eine neutrale Stellung zwischen den Deutschen Christen und der Bekennenden Kirche zu halten Nach 1945 schloss er sich dem Bund fur freies Christentum an Organe des Protestantenvereins waren u a die in Berlin anfangs Elberfeld erscheinenden Protestantischen Flugblatter und das Jahrbuch des deutschen Protestantenvereins Elberfeld 1869 72 Dem Verein nahe standen die liberale Berliner Protestantische Kirchenzeitung sowie das zu Bremen erscheinende Deutsche Protestantenblatt Literatur BearbeitenGangolf Hubinger Kulturprotestantismus und Politik Zum Verhaltnis von Liberalismus und Protestantismus im wilhelminischen Deutschland Mohr Tubingen 1994 ISBN 3 16 146139 8 Hans Martin Kirn Protestantenverein In Theologische Realenzyklopadie 27 1997 S 538 542 Claudia Lepp Protestantenverein Allgemeiner Deutscher In Religion in Geschichte und Gegenwart 6 2003 Sp 1726 1727 Claudia Lepp Protestantisch liberaler Aufbruch in die Moderne der deutsche Protestantenverein in der Zeit der Reichsgrundung und des Kulturkampfes Kaiser Gutersloh u a 1996 ISBN 3 579 02602 X Protestantenverein In Encyclopaedia Britannica 11 Auflage Band 22 Poll Reeves London 1911 S 472 englisch Volltext Wikisource Weblinks BearbeitenTexte zum Deutschen Protestantenverein bei der Christian Classics Ethereal Library CCEL englisch Daniel Schenkel Auszuge aus Der Deutsche Protestantenverein 1868 PDF 82 kB In Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern Band 3 Vom Vormarz bis zur Preussischen Vorherrschaft 1815 1866 Einzelnachweise Bearbeiten Friedhelm Borggrefe Liberal sozial protestantisch Memento des Originals vom 30 Juni 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www pfarrerblatt de In Pfalzisches Pfarrerblatt 2006Normdaten Korperschaft GND 19714 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutscher Protestantenverein amp oldid 225712956