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Dieser Artikel behandelt die antisemitische Wochenzeitung Zu weiteren Bedeutungen siehe Sturmer Der Sturmer ab 1932 mit dem Untertitel Deutsches Wochenblatt zum Kampfe um die Wahrheit war eine am 20 April 1923 vom zukunftigen NSDAP Gauleiter von Franken Julius Streicher in Nurnberg gegrundete und herausgegebene antisemitische Wochenzeitung Sie erschien am 22 Februar 1945 letztmals Der Sturmer bediente sich einer besonders hetzerischen Sprache und zeichnete sich durch drastische bei Schilderungen von Rassendelikten pornographische Berichte Bilder und Karikaturen aus Die Zeitung war keine offizielle NS Publikation sondern Streichers Privatbesitz Der Internationale Militargerichtshof schatzte die Auflagenhohe zwischen 1935 und 1939 auf 700 000 Exemplare die Sondernummern zu den Reichsparteitagen auf mindestens zwei Millionen Stuck Das Blatt diente der propagandistischen Vorbereitung und Rechtfertigung des Holocaust 1 Der SturmerBeschreibung Antisemitische ZeitungSprache DeutschVerlag Sturmer Verlag Nurnberg Erstausgabe 20 April 1923Einstellung 22 Februar 1945Erscheinungsweise wochentlichHerausgeber Julius Streicher Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt und Form 1 1 Ausrichtung 1 2 Layout und Druck 2 Herausgeberschaft und Schriftleitung 3 Sturmer Kasten 4 Versagung zivilrechtlichen Schutzes 5 Entwicklung Distribution und Auflage 6 Weitere Veroffentlichungen 7 Dokumentarfilm 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseInhalt und Form BearbeitenStreicher hatte das Blatt ursprunglich aufgrund interner Kampfe in der Nurnberger NSDAP Ortsgruppe gegrundet Spater nutzte er es publizistisch auch in seiner jahrelangen politischen und vor Gericht ausgetragenen Auseinandersetzung mit Nurnbergs liberalem Oberburgermeister Hermann Luppe Schliesslich trat die antisemitische Hetze immer mehr in den Vordergrund und war bald praktisch alleiniges Thema Entsprechend war das Hauptcharakteristikum der Sturmer Reportagen der Kampf gegen die Degeneration der nordisch germanischen Rasse durch Rassenschande Inhalt des Sturmers waren daher uberwiegend geradezu pornographische oft sadistische Schilderungen von Vergewaltigungen und anderen Formen von sexueller Notigung deutscher nichtjudischer Frauen durch Juden 2 Um seine Leser davon zu uberzeugen dass es die Absicht der Juden sei die nordisch germanische Rasse zu schadigen bediente sich der Sturmer eines umfassenden Systems der sexuellen Denunziation Der anthropologische Grund fur die sexualverbrecherischen Aktivitaten des Juden sei dessen tierhafte Triebhaftigkeit die zu einer krankhaften Verfuhrungssucht disponiere Um diese zu befriedigen sei ihm jedes Mittel recht Der Jude vergreife sich nicht nur an arischen Madchen und Frauen sondern sei auch unermudlich darauf aus Kinder zu schanden Sodomitische Handlungen homosexuelle Aktivitaten und alle nur erdenkbaren Perversionen seien dem Juden als Mittel recht die arische Rasse zu vernichten Schon die judischen Schuler und Lehrlinge hatten nichts anderes im Sinn als die Gleichaltrigen zu der verhangnisvollen Masturbation anzuleiten um deren gesunde Entwicklung zu gefahrden Die Erwachsenen wiederum wurden durch die immense Produktion pornografischer Medien von Juden in ihrer geistig sittlichen Orientierung verweichlicht und gefahrdet Durch Prostitution und Madchenhandel wurden syphilitische Beschwerden und andere Geschlechtskrankheiten gezielt auf die Arier ubertragen um diese zu vernichten 3 Oft basierten die Artikel auf Berichten von Lesern die den vollen Namen der judischen Beschuldigten wiedergaben teilweise erschienen die Artikel auch in Form von aktuellen Berichterstattungen uber zeitgenossische Kriminalfalle bzw Gerichtsverhandlungen Neben der stereotyp sexualisierten Darstellung von Juden als potentiellen Sexualverbrechern deren Absicht darin liege die deutsche Rasse zu schadigen gab es auch Berichte uber eine angebliche judische Weltverschworung deren Ziel es sei dem deutschen Volk wirtschaftlich kulturell moralisch und militarisch zu schaden Auch religiose Themen bildeten einen Teil des antisemitischen Repertoires des Sturmers beispielsweise in Gestalt von Juden als Ritualmordern Gottesmordern und Urfeinden des Christentums Dabei wurde auf antijudaistische Mythen uber rituelle Menschenopfer Brunnenvergiftung und Ahnliches zuruckgegriffen 4 Daruber hinaus gab es diffamierende Artikel uber judische Arzte Anwalte Kaufleute und Viehhandler aus Nurnberg und Umgebung Ziel dieser Artikel war so Dennis E Showalter die Kennzeichnung des Juden als boser Nachbar und damit die Ubertragung eines abstrakten antisemitischen Feindbildes auf identifizierbare Mitglieder der Gesellschaft Allgemein wurde Juden bose Absicht bei all ihren Handlungen unterstellt gleichzeitig wurden sie aber als hinterlistig feige verlogen heuchlerisch geizig und habgierig dargestellt Der Sturmer sah es also als seine Aufgabe an seinen Lesern anschaulich vorzufuhren wie die Juden wirklich seien und so an der wirtschaftlichen sozialen und physischen Exklusion dieser Untermenschen aus der Volksgemeinschaft der Herrenrasse aktiv mitzuwirken Gleichzeitig befeuerte und inspirierte der Sturmer auf unterschiedliche Weise judenfeindliche Aktionen seiner Leserschaft in Eigeninitiative Er fungierte als Triebfeder des Hasses als Quellengrundlage fur eigenstandige antisemitische Hetze und propagandistische Betatigung als Mittel der Denunziation und als Instrument aktiver Verfolgung 5 Mittels antisemitischer Karikaturen wurden auch Impfungen verteufelt 6 Um die Franzosische Republik zu diffamieren verhohnte der Sturmer Mitte der 1930er Jahre die Nationalallegorie der Marianne indem er diese Nationalfigur als wesensbedingt vertraumt und naiv und deshalb anfallig fur judische Manipulationen darstellte 7 Ausrichtung Bearbeiten Neben dem Kampf gegen den Nurnberger Oberburgermeister dem sich der erste Jahrgang widmete wurden viele andere Themenbereiche angeschnitten In der Fulle unterschiedlichster Artikel Meldungen und Berichte war zunachst keine klare Ausrichtung oder inhaltliche Ordnung erkennbar 8 9 Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung richtete sich das Blatt verstarkt international aus Dazu wurden sich mit der Judenfrage beschaftigende Artikel diverser internationaler Zeitschriften und Magazine zumeist komplett zitiert und propagandistisch ausgeschlachtet Als zweites dominierendes Thema wurde die Ritualmordpropaganda forciert Basierend auf Streichers kruder Konstruktion eines Menschenschachtgesetzes wurde ein judischer Mordplan gegen die nichtjudische Menschheit unterstellt Nachdem am 17 Marz 1929 in Unterfranken ein funfjahriger Junge tot mit einer Halswunde aufgefunden worden war behauptete Otto Hellmuth im Sturmer es habe sich um einen judischen Blutmord zur Gewinnung von Menschenblut gehandelt 10 Das dritte und in jeder Ausgabe nach der Machtubernahme prasente Hauptthema war der Kampf gegen die Rassenschande das dem Blatt den Ruf einer pornografischen Hetzschrift einbrachte 11 Ein zentraler Punkt in Streichers antisemitischer Propaganda war von Anfang an ein Sexualantisemitismus Auf dieser Grundlage forderte er umfassende Sexualverbote zwischen Juden und Nichtjuden Dazu bekannte er sich zum kontagionistischen Theorem das Artur Dinter in seinem 1917 erschienenen sexualantisemitischen Roman Die Sunde wider das Blut popularisiert hatte Danach reiche ein vaginaler Samenerguss eines judischen Mannes um den Blutkreislauf einer deutschblutigen Frau so nachhaltig zu verandern dass alle ihre zukunftigen Nachkommen judische Bluts und Erbanteile enthalten Diesen Vorgang nannte Streicher Impragnation Das 1935 erlassene Reichsburgergesetz stand jedoch im Widerspruch zu Streichers Theorie der Impragnation und bremste deshalb die sexualantisemitisch propagandistische Ausrichtung des Sturmer Auch das Rassenpolitische Amt der NSDAP bezeichnete Streichers Theorie als Irrlehre mit der Begrundung wenn eine Arierin durch einmaligen Geschlechtsverkehr mit einem Juden zur Judin werde und das an weitere Nachkommen vererbe dann musse auch jede Judin die Geschlechtsbeziehungen mit einem Arier hat Arierin werden konnen Die Judenfrage konnte dann allerdings eine sehr einfache Losung finden aber leider ist das nicht der Fall Der nationalsozialistische Rassengedanke basiere wie die Behorde bekraftigte auf der Tatsache das sic die rassischen Merkmale eines Menschen durch die Vererbung bestimmt sind In den folgenden Jahren wurden im Sturmer weniger Berichte uber die Verseuchung deutscher Frauen und Madchen veroffentlicht wenngleich weiter vehement gegen judische Rassenschander und sogenannte gemischtrassige Verbindungen gewettert und mehrfach die Wirksamkeit des Blutschutzgesetzes wegen erfasster Rassenschande Delikte in Frage gestellt wurde 12 13 Layout und Druck Bearbeiten Die in den Artikeln vermischten Themen von Gewalt und Pornografie die oft von vulgar antisemitischen Karikaturen von Philipp Rupprecht Pseudonym Fips oder von Fotos begleitet wurden um die im Text dargestellten antisemitischen Stereotype auch visuell zu illustrieren gaben dem Sturmer den Charakter eines reisserischen Boulevardblatts Gerade die Karikaturen die seit Ende 1925 auf beinahe jeder Ausgabe der Zeitschrift zu sehen waren stellten das Markenzeichen und einen der wichtigsten Erfolgsfaktoren des Sturmer dar Pornographische und antisemitische Inhalte wurden gemischt 14 Der Sturmer erschien im Oktavformat mit einer Grosse von 42 31 8 cm Der zweispaltig umbrochene Text war durch grossformatige Zwischenuberschriften in Themenbereiche untergliedert Umrahmt hervorgehoben war der Aufruf sich der Erlosungsbewegung der NSDAP anzuschliessen Sturmer Werbung zu betreiben den Volkischen Beobachter und den Deutschen Volkswillen zu lesen 15 Kennzeichnend sind sich wiederholende typografisch hervorgehobene meist im Imperativ und geschlechtsubergreifend konzipiert gehaltene Parolen wie z B Geht nicht zu judischen Arzten und Rechtsanwalten oder Wer bei Juden kauft ist ein Volksverrater Am Ende der dritten Seite erschien meist die an Leserinnen adressierte Parole Frauen und Madchen die Juden sind Euer Verderben im Fettdruck Die Titelkarikaturen und zeichnungen zeigen haufig nackte Frauen Judinnen wurden uberwiegend unattraktiv gezeichnet Um den tradierten Mythos von der schonen Judin zu negieren wurde die Zuschreibung schon in diesem Zusammenhang stets in Anfuhrungszeichen geschrieben um sie ironisch zu kontextuieren 16 In der Rubrik Am Pranger wurden artvergessene Frauen und Manner angeprangert und deren Bestrafung eingefordert Tatsachlich kam es dadurch Mitte der 1930er Jahre in Deutschland vermehrt zu Pogromen oder Lynchjustiz an vermeintlichen rassenschandenden Personen 17 Das Blatt veroffentlichte auch Listen verhafteter Juden die verdachtigt wurden gegen die 1935 eingefuhrten Nurnberger Gesetze verstossen zu haben Der Sturmer erhielt unter der Rubrik Lieber Sturmer wochentlich zahlreiche Leserbriefe mit antisemitischem und teilweise denunziatorischem Inhalt Sie wurden ab 1935 auch von der Geheimen Staatspolizei ausgewertet 18 Die aggressive Judenfeindlichkeit des Sturmer wurde noch dadurch verdeutlicht dass seit 1927 Heinrich von Treitschkes Zitat Die Juden sind unser Ungluck am Fusse einer jeden Titelseite stand Gedruckt wurde Der Sturmer in der Druckerei Monninger Willy Liebels in der Druckerei Willmy und im Verlag Der Sturmer Im Fruhjahr 1924 wurde das Hetzblatt kurzzeitig auch von dem aus Ipsheim stammenden Medizinstudenten und ab 1924 als Assistenzarzt an der Erlangener Frauenklinik arbeitenden Fritz Hulf 1899 1972 betreut 19 Herausgeberschaft und Schriftleitung BearbeitenFur die Gestaltung des Sturmers zeichnete bis zuletzt massgeblich Julius Streicher als Herausgeber und neben Ernst Hiemer als zeitweiser Hauptschriftleiter verantwortlich Die meisten Sturmer Redakteure der 1930er Jahre kamen aus NSDAP nahen Kreisen oder waren wie Streicher Karl Holz Albert Forster und Fritz Fink in leitenden Parteipositionen tatig 20 Streicher war einer der radikalsten Antisemiten in der Zeit des Nationalsozialismus Er forderte die Todesstrafe fur judische Rassenschander und bezichtigte indirekt sogar Hitler zu grosser Nachgiebigkeit in der Judenfrage Nur die Losung der Judenfrage kann uns erlosen Selbst manche Parteigenossen hielten Streicher fur nicht ganz zurechnungsfahig dennoch genoss er die personliche Protektion Hitlers 21 Bereits in der Weimarer Republik war der Sturmer 1931 einmal kurzfristig verboten worden und 1938 veranlasste Reichspropagandaminister Joseph Goebbels ein nur kurz andauerndes Verbot Der Hintergrund von Goebbels Massnahme war freilich nicht der antisemitische Inhalt als solcher sondern allein der vulgare Stil der Zeitung insofern entsprach Goebbels Handeln lediglich dem Konzept der NSDAP statt des Radau Antisemitismus einen mit vermeintlich wissenschaftlichen Weihen versehenen intellektuellen Antisemitismus zu propagieren Nachdem der Sturmer den ersten Staatsprasidenten der Tschechoslowakei Masaryk u a als halbjudischen Heldengreis tituliert hatte verfugte Hitler ein 14 tagiges Verbot wegen Beleidigung eines Staatsoberhauptes einer auswartigen Macht 22 Streicher wurde 1946 im Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher aufgrund seiner Aufhetzung zum Judenhass wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt zum Tode verurteilt und hingerichtet 23 Der Internationale Militargerichtshof beschloss die entsprechende Anklage mit den Worten Streichers Aufreizung zum Mord und zur Ausrottung die zu einem Zeitpunkt erging als die Juden im Osten unter den furchterlichsten Bedingungen umgebracht wurden stellt eine klare Verfolgung aus politischen und rassischen Grunden und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar 24 Sturmer Kasten Bearbeiten nbsp Passanten vor einem Sturmer Kasten Worms 1935 Im ganzen Deutschen Reich waren Tausende der Sturmer Kasten an stark frequentierten Orten aufgestellt z B an Strassenbahn und Bushaltestellen offentlichen Platzen Fabrikkantinen in der Nahe von Krankenhausern und Kirchen und trotz ihres teils pornographischen Inhalts mitunter sogar in Schulen 25 Die Schaukasten waren mit antisemitischen Parolen beworbene offentliche Schaukasten in denen die aktuelle Ausgabe kostenlos zu lesen war Wahrend der Olympischen Sommerspiele 1936 wurden an den Wettkampforten die Sturmer Kasten abmontiert bzw leer gelassen und das Blatt wurde an einigen Kiosken vorubergehend nicht verkauft Damit sollte die Reputation des Deutschen Reiches im Ausland gewahrt bleiben 26 Allein fur die Jahre 1937 und 1939 listete der Sturmer etwa je 700 neu hinzugekommene Standorte an Sturmer Schaukasten auf nicht berucksichtigt wurden in diesen Summen die nicht gemeldeten Kasten 25 Versagung zivilrechtlichen Schutzes BearbeitenBetroffenen judischen und nichtjudischen Deutschen die vom Sturmer beleidigt und angegriffen wurden war allgemein jeder rechtliche Schutz dagegen verwehrt Nach einem Urteil des Amtsgerichts Berlin mit dem 1937 die Beleidigungsklage eines Rechtsanwalts zuruckgewiesen wurde hatte Der Sturmer die Aufgabe das Verstandnis fur den Rassegedanken im Volk zu wecken und zu vertiefen sowie die Bewegung im notwendigen Kampf gegen das Judentum zu unterstutzen Es sei daher nicht als Verunglimpfung zu werten wenn an dem Verhalten einzelner Volksgenossen Kritik geubt werde 27 Durch seine offentliche Prangerfunktion war jeder vom Sturmer bedroht mit Foto und Namen genannt zu werden der mit Juden befreundet war oder bei ihnen einkaufte Durch derartige Zeitungsberichte Denunzierte wurden mitunter von der Gestapo oder anderen NS Kontrollinstanzen verfolgt Mit Erlass des Reichssicherheitshauptamtes vom 18 Oktober 1940 waren die Kriminalpolizeistellen gehalten Bilder judischer Rassenschander an den Sturmer zu senden 28 Die Sturmer Redaktion erhielt bis zu 700 denunzierende Leserbriefe am Tag Mitgeschickt wurden auch Fotografien auf denen z B Burger die mit ihren judischen Nachbarn spazieren gingen zu sehen waren Diese wurden in der eigens dafur eingerichteten Pranger Rubrik abgedruckt und die Denunzierten als Judenknechte beschimpft 29 Entwicklung Distribution und Auflage BearbeitenDer Sturmer von Streicher zunachst mit Nurnberger Wochenblatt zum Kampf um die Wahrheit untertitelt ging nach Differenzen zwischen Mitgliedern der Nurnberger NSDAP Ortsgruppe offensichtlich aus dem 1920 gegrundeten Presseorgan Der deutsche Sozialist bzw Deutscher Volkswille hervor Die erste Ausgabe erschien am 21 April 1923 in Form eines Flugblattes und diente Streicher zunachst als Propagandawerkzeug zur Attackierung lokalpolitischer Gegner Nach den Anfangsjahren standen antisemitische Themen im Vordergrund der Berichterstattung In den 1930er Jahren wurde Der Sturmer als eine der im Reichsverband der deutschen Zeitungsverleger verbundenen politischen Wochenschriften gefuhrt Er erschien zunachst im Wochenturnus im Nurnberger Raum ab zirka 1933 reichsweit im handelsublichen Verkauf normalerweise fur 20 Pfennig erhaltlich und ab Mitte der 1930er auch im Ausland 30 Zunachst erschien Der Sturmer im Volkischen Verlag Wilhelm Hardel in Nurnberg ab 1935 in Streichers Eigenverlag Der Sturmer 31 In der Anfangszeit hatte das Blatt eine eher geringe Auflagenzahl mit der Machtubernahme der NSDAP 1933 wurde Der Sturmer vermehrt popularisiert und auch an verschiedene nationalsozialistische Organisationen wie z B die DAF Deutsche Arbeitsfront ausgeliefert Die durch die Nationalsozialisten betriebene Gleichschaltung der freien Presse sowie Julius Streichers Funktion als Gauleiter in Nurnberg durfte die Entwicklung des Sturmers ebenfalls massgeblich beeinflusst haben Zwischen 1923 und 1945 gab es ausserdem zusatzlich mehrere Sonderausgaben zu speziellen Themenschwerpunkten Die letzte Ausgabe des Sturmers erschien am 22 Februar 1945 32 Die genaue Auflage des Sturmers gilt als nicht ermittelbar Nach den Angaben von Julius Streicher im Nurnberger Prozess schatzte der Historiker Dennis Showalter dass Der Sturmer 1927 eine Auflage zwischen 17 000 und 20 000 hatte und in den Jahren nach 1933 sechsstellige Auflagenhohen erreichte Fred Hahn geht davon aus dass lediglich Streichers Aussage uber die Auflage fur 1934 in Hohe von 40 000 als gesichert angesehen werden kann Randall L Bytwerk Julius Streicher 1 Aufl 1983 nennt fur die Zahlen in der folgenden Tabelle keine Quellen Auflage ab 1927 33 Jahr Ausgabe Auflage1927 14 0001933 25 0001934 6 47 0001934 13 49 0001934 17 50 0001934 19 60 0001934 33 80 0001934 35 94 1141934 42 113 8001935 6 132 8001935 19 202 6001935 29 286 4001935 36 410 6001935 40 486 0001938 5 473 000Der Internationale Militargerichtshof kam zu dem Ergebnis dass die tatsachliche Auflagenhohe die im Impressum offiziell angegebene uberstieg Zwischen 1935 und 1939 wurde die Wochenauflage auf 700 000 Exemplare geschatzt Sondernummern zu den Reichsparteitagen seien mindestens in zweifacher Millionenhohe erschienen 1 Weitere Veroffentlichungen BearbeitenAb 1936 gab der Sturmer Verlag unter anderem auch antisemitische Kinderbucher heraus Trau keinem Fuchs auf gruner Heid und keinem Jud bei seinem Eid Ein Bilderbuch fur Gross und Klein 1936 Illustration von Elvira Bauer Der Giftpilz 1938 Ernst Hiemer Illustration von Philipp Rupprecht Pseudonym Fips Der Pudelmopsdackelpinscher 1940 Ernst Hiemer Dokumentarfilm BearbeitenSpiegel TV Julius Streicher Der Judenhetzer Von Michael Kloft 2000 34 Siehe auch BearbeitenNS Propaganda Sprache des Nationalsozialismus Diskriminierung Rassismus Blut und Boden Ideologie Nationalsozialistische RassenhygieneLiteratur BearbeitenKristina Becker Die Mentalitat der Tatergesellschaft Argumentation und Antisemitismus in der NS Zeitung Der Sturmer Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2021 ISBN 978 3 8260 7337 3 Randall Bytwerk Julius Streicher Stein and Day New York 1983 ISBN 0 8128 2834 8 Dorota Gornik Anstiftung zum Hass Antiamerikanismus in den Karikaturen des Sturmer wahrend des 2 Weltkrieges AV Akademikerverlag Saarbrucken 2012 ISBN 978 3 639 40342 8 Fred Hahn Lieber Sturmer Leserbriefe an das NS Kampfblatt 1924 bis 1945 Eine Dokumentation aus dem Leo Baeck Institut Seewald Stuttgart 1978 ISBN 3 512 00481 4 Ralph Keysers Der Sturmer Instrument de l ideologie nazie Une analyse des caricatures d intoxication L Harmattan Paris 2012 ISBN 978 2 296 96258 3 Vinicius Liebel Politische Karikaturen und die Grenzen des Humors und der Gewalt Eine dokumentarische Analyse der nationalsozialistischen Zeitung Der Sturmer Inauguraldissertation Freie Universitat Berlin 2010 Carl Eric Linsler Die Drohpostkampagne gegen Jakob Feibelmann und die Zeitschrift Der Sturmer Zur Dynamik von Judenverfolgung und antisemitischer Propaganda in Eigenregie In Judisches Museum Augsburg Schwaben Hrsg Feibelmann muss weg Ein antisemitischer Vorfall aus der schwabischen Provinz Leipzig 2022 S 60 85 Carl Eric Linsler Sturmer Karikaturen In Handbuch des Antisemitismus Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart Band 7 Wolfgang Benz Hrsg Literatur Film Theater und Kunst Berlin 2015 S 477 480 Daniel Roos Julius Streicher und Der Sturmer 1923 1945 Schoningh Paderborn 2014 ISBN 978 3 506 77267 1 Franco Ruault Neuschopfer des deutschen Volkes Julius Streicher im Kampf gegen Rassenschande Lang Frankfurt am Main 2006 ISBN 978 3 631 54499 0 Dennis E Showalter Little Man What Now Der Sturmer in the Weimar Republic Archon Books Hamden CN 1982 ISBN 0 208 01893 X Arne Schofert Trilogie des Hasses Die antisemitischen Kinderbucher im Sturmer Verlag CD ROM Material fur Universitat und Schule 2003 Isaac E Wahler An Expose of Der Stuermer German Anti Semitic Weekly In Ein Streifzug durch Frankens Vergangenheit Rotter Bad Neustadt an der Saale 1982 ISBN 978 3 9800482 1 7 Bad Neustadter Beitrage zur Geschichte und Heimatkunde Frankens Band 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Der Sturmer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Sturmer Deutsches Historisches Museum Tiefpunkt deutscher Kinderbuchkultur aus dem Verlag Der Sturmer Deutsches Historisches Museum Hetzkarikaturen des Sturmers 1928 1931 Weitere Hetzkarikaturen aus den Folgejahren Siegfried Zelnhefer Der Sturmer Deutsches Wochenblatt zum Kampf um die Wahrheit In Historisches Lexikon Bayerns Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militargerichtshof Nurnberg Urteil Stadtarchiv Nurnberg GSI 134 Sturmer Kartei Serie I Personen Sachen Karton 1 28 PDF 3 2 MB Stand 15 August 2012 Einzelnachweise Bearbeiten a b Siegfried Zelnhefer Der Sturmer Deutsches Wochenblatt zum Kampf um die Wahrheit In Historisches Lexikon Bayerns Franco Ruault Neuschopfer des deutschen Volkes S 239 Friedrich Koch Sexuelle Denunziation Die Sexualitat in der politischen Auseinandersetzung 2 Aufl Hamburg 1995 ISBN 3 434 46229 5 S 64 95 Franco Ruault Neuschopfer des deutschen Volkes S 230 Carl Eric Linsler Die Drohpostkampagne gegen Jakob Feibelmann und die Zeitschrift Der Sturmer Zur Dynamik von Judenverfolgung und antisemitischer Propaganda in Eigenregie In Judisches Museum Augsburg Schwaben Hrsg Feibelmann muss weg Ein antisemitischer Vorfall aus der schwabischen Provinz Leipzig 2022 S 60 85 hier S 83 Pia Lamberty Katharina Nocun Gefahrlicher Glaube Die radikale Gedankenwelt der Esoterik Quadriga Koln 2022 S 207 Laura Bensow Frauen und Madchen die Juden sind Euer Verderben Eine Untersuchung antisemitischer NS Propaganda unter Anwendung der Analysekategorie Geschlecht Marta Press Hamburg 2016 S 140 Daniel Roos Julius Streicher und Der Sturmer 1923 1945 Schoningh Paderborn 2014 S 88 Laura Bensow Frauen und Madchen die Juden sind Euer Verderben Eine Untersuchung antisemitischer NS Propaganda unter Anwendung der Analysekategorie Geschlecht Marta Press Hamburg 2016 S 99 f Roland Flade Die Wurzburger Juden von 1919 bis zur Gegenwart In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Theiss Stuttgart 2001 2007 Band III 1 2 Vom Ubergang an Bayern bis zum 21 Jahrhundert 2007 ISBN 978 3 8062 1478 9 S 529 545 und 1308 hier S 534 Daniel Roos Julius Streicher und Der Sturmer 1923 1945 Schoningh Paderborn 2014 S 256 ff S 263 Laura Bensow Frauen und Madchen die Juden sind Euer Verderben Eine Untersuchung antisemitischer NS Propaganda unter Anwendung der Analysekategorie Geschlecht Marta Press Hamburg 2016 S 106 f und 258 ff Myriam Sporri Reines und gemischtes Blut Zur Kulturgeschichte der Blutgruppenforschung 1900 1933 transcript Bielefeld 2013 S 83 f Carl Eric Linsler Sturmer Karikaturen In Handbuch des Antisemitismus Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart Band 7 Wolfgang Benz Hrsg Literatur Film Theater und Kunst Berlin 2015 S 477 Karl Heinz Reuband Die Leserschaft des Sturmer im Dritten Reich Soziale Zusammensetzung und antisemitische Orientierungen In Historical Social Research Ausgabe 126 S 216 Daniel Roos Julius Streicher und Der Sturmer 1923 1945 Schoningh Paderborn 2014 S 22 f Laura Bensow Frauen und Madchen die Juden sind Euer Verderben Eine Untersuchung antisemitischer NS Propaganda unter Anwendung der Analysekategorie Geschlecht Marta Press Hamburg 2016 S 261 f 265 f Franco Ruault Neuschopfer des deutschen Volkes S 315 Karl Heinz Reuband Denunziation im Dritten Reich PDF 143 kB Wolfgang Muck NS Hochburg in Mittelfranken Das volkische Erwachen in Neustadt an der Aisch 1922 1933 Verlag Philipp Schmidt 2016 Streiflichter aus der Heimatgeschichte Sonderband 4 ISBN 978 3 87707 990 4 S 31 260 f Laura Bensow Frauen und Madchen die Juden sind Euer Verderben Eine Untersuchung antisemitischer NS Propaganda unter Anwendung der Analysekategorie Geschlecht Marta Press Hamburg 2016 S 99 f Angeklagt im Nurnberger Prozess Albert Speer und Julius Streicher Spiegel TV Daniel Roos Julius Streicher und Der Sturmer 1923 1945 Schoningh Paderborn 2014 S 242 Das ganz gewohnliche Volksempfinden In Der Spiegel Nr 22 1978 online Urteil des internationalen Militargerichtshofes Julius Streicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit a b Karl Heinz Reuband Die Leserschaft des Sturmer im Dritten Reich Soziale Zusammensetzung und antisemitische Orientierungen In Historical Social Research Ausgabe 126 S 215 f Alexandra Przyrembel Rassenschande S 185 Maria Theodora Freifrau von dem Bottlenberg Landsberg Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg 1902 1945 Ein Lebensbild Lukas Verlag Berlin 2003 ISBN 3 931836 94 0 S 111 112 Karl Heinz Reuband Die Leserschaft des Sturmer im Dritten Reich Soziale Zusammensetzung und antisemitische Orientierungen In Historical Social Research Ausgabe 126 S 217 f Anja Salewsky Der olle Hitler soll sterben Erinnerungen an den judischen Kindertransport nach England Econ Ullstein List Verlag Munchen 2002 ISBN 3 548 60234 7 S Laura Bensow Frauen und Madchen die Juden sind Euer Verderben Eine Untersuchung antisemitischer NS Propaganda unter Anwendung der Analysekategorie Geschlecht Marta Press Hamburg 2016 S 101 f Daniel Roos Julius Streicher und Der Sturmer 1923 1945 Schoningh Paderborn 2014 S 79 Der Sturmer in der Zeitschriftendatenbank ZDB ID 304200 5 Randall Bytwerk Julius Streicher 1 Aufl Stein and Day NY 1983 2 Aufl 2001 Kap 3 Der Sturmer A Fierce and Filthy Rag Memento des Originals vom 25 Dezember 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www calvin edu Julius Streicher Der Judenhetzer Memento vom 2 Januar 2005 im Internet Archive Fritz Bauer Institut Cinematographie des Holocaust Normdaten Werk GND 4149147 6 lobid OGND AKS VIAF 176976959 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Sturmer amp oldid 235980408