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Radau Antisemitismus bezeichnet eine gewalttatige Form des Antisemitismus die sich seit dem spaten 19 Jahrhundert durch nicht gesetzlich geregelte Aktionen bemerkbar machte und bis in die Zeit des Nationalsozialismus wirksam blieb Zudem wurde die Judenverfolgung unter der nationalsozialistischen Herrschaft auch zunehmend staatlich verankert und als gesetzliche Richtlinie festgelegt Geschichte BearbeitenIm ausgehenden 19 Jahrhundert im Zeitalter des Wilhelminismus waren Juden in Deutschland von bestimmten Berufen ausgeschlossen Sie konnten weder Offiziere werden noch einen Lehrstuhl fur deutsche Sprache und Literatur oder fur klassische Altertumswissenschaft und Sprachen erhalten Gleichzeitig nahmen gewalttatige Aktionen antisemitischer Gruppen gegen die judische Bevolkerung wie Misshandlungen bis hin zum Totschlag Boykottkampagnen sowie Schandungen von judischen Friedhofen und Synagogen zu Auf politischer Ebene wird der Ausdruck beispielsweise fur das Wirken von Hermann Ahlwardt Ernst Henrici Wilhelm Marr Adolf Stoecker und Karl Lueger verwendet Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Umsetzung von Judenfeindschaft infolge der Kriegsniederlage und der Grundung der Weimarer Republik prinzipiell an den Systemsturz gekoppelt was den Antisemitismus zusatzlich radikalisierte Zusatzlich zum Radauantisemitismus entwickelte sich seit Ende der 1920er Jahre eine andere Form des Antisemitismus mit Schwerpunkt auf dem Volkstum Parteiubergreifend forderten Mitglieder der DNVP sowie der NSDAP die staatlich sanktionierte Entfernung der Juden aus dem deutschen Volk was in der Zeit des Nationalsozialismus zunachst mit den Nurnberger Gesetzen verwirklicht wurde Der Judenboykott vom 1 April 1933 rund zwei Monate nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wird ebenfalls dem Radauantisemitismus zugerechnet Er stiess in der Bevolkerung nicht auf grossen Widerstand 1 In der hessischen Stadt Gelnhausen ist der Radauantisemitismus der ersten Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft historisch untersucht und dokumentiert worden Die Bereitschaft zu gewalttatigen Aktionen gegen Gelnhausner Juden war in der ortlichen Presse durch antijudische Propaganda genahrt worden bei der einzelne Juden namentlich erwahnt und Menschen die geschaftliche oder personliche Beziehungen zu Juden unterhielten als volksverraterische Judenknechte verunglimpft wurden Zwischen 1933 und Dezember 1935 wurden Juden in Gelnhausen mit Steinen beworfen und angespuckt Im Marz 1934 wurden anlasslich einer Sitzung im dortigen judischen Gemeindehaus die Fenster eingeworfen in der Folge kam es zu weiteren Sachbeschadigungen an judischen Hausern 2 Auch die von Julius Streicher herausgegebene Wochenzeitung Der Sturmer die von 1923 bis 1945 erschien bediente sich stets einer hetzerischen Sprache und schreckte auch nicht vor pornographischen Schilderungen zuruck wenn Rassendelikte erwahnt wurden Das Blatt in Streichers Privatbesitz wird ebenfalls dem Radau Antisemitismus zugerechnet es diente der propagandistischen Vorbereitung und Begrundung des Holocaust 3 Literatur BearbeitenDirk Walter Antisemitismus Weimarer Republik In Historisches Lexikon Bayerns 9 Januar 2007 abgerufen am 30 Juli 2020 Dirk Rupnow Vernichten und Erinnern Spuren nationalistischer Gedachtnispolitik Wallstein Verlag Gottingen 2005 ISBN 3 89244 871 X S 69 Einzelnachweise Bearbeiten Arno Herzig 1933 1945 Verdrangung und Vernichtung Bundeszentrale fur politische Bildung 5 August 2010 Daniel Hanke Die Geschichte der Juden in Gelnhausen 1933 1938 S 291 292 online Siegfried Zelnhefer Der Sturmer Deutsches Wochenblatt zum Kampf um die Wahrheit In Historisches Lexikon Bayerns 5 September 2008 abgerufen am 30 Juli 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Radau Antisemitismus amp oldid 223510998