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Karl Lueger luˈeːɡɐ 24 Oktober 1844 in Wieden heute Teil von Wien 10 Marz 1910 in Wien war ein osterreichischer Politiker Grunder der Christlichsozialen Partei CS und von 1897 bis 1910 Wiener Burgermeister Wegen seiner Bedeutung fur die Entwicklung Wiens zu einer modernen Grossstadt einerseits und seines Antisemitismus andererseits kommt es um seine Person bis heute zu teilweise heftigen Kontroversen Karl Lueger mit Burgermeisterkette 1897 Inhaltsverzeichnis 1 Leben vor der Politik 2 Politische Laufbahn 2 1 Vor dem Burgermeisteramt 2 2 Wahl zum Burgermeister 2 3 Politik als Burgermeister und kommunale Projekte 2 4 Krankheit Tod und Begrabnis 3 Antisemitismus als Programm 4 Rezeption 4 1 Zu Lebzeiten 4 2 1910 bis 1933 4 3 Im Austrofaschismus 4 4 Im Nationalsozialismus 4 5 Nach 1945 5 Ehrungen 5 1 Orden 5 2 Ehrungen 5 3 Denkmaler 5 4 Bauten 5 5 Gedenktafeln 5 6 Verkehrsflachen 5 7 Munzen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben vor der Politik BearbeitenKarl Lueger wurde auf der Wieden als Sohn des aus Neustadtl an der Donau stammenden Leopold Lueger und der Wienerin Juliana Schuhmayer 1 geboren Sein Geburtshaus ist das Hauptgebaudes der Technischen Universitat damals k k Polytechnisches Institut am Wiener Karlsplatz wo Luegers Vater als Saaldiener arbeitete Lueger wurde in der Karlskirche nach dem Namenspatron derselben Karl Borromaus getauft Er besuchte zunachst die Traubenschule in der Margaretenstrasse und anschliessend mit einem Stipendium als Externer die Theresianische Ritterakademie das heutige Theresianum wo er 1862 maturierte 2 Danach nahm er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universitat Wien auf und wurde 1870 zum Dr iur utr promoviert Er war Mitglied der katholischen Studentenverbindung KaV Norica Wien im CV Bereits ab 1867 arbeitete Lueger als Konzipient 1874 legte er die Rechtsanwaltsprufung ab und eroffnete im Marz desselben Jahres seine eigene Kanzlei in der Postgasse Politische Laufbahn Bearbeiten nbsp Karl Lueger in historischem Kostum mit Gnadenmedaille Gemalde von Hermann Nigg 1876 Vor dem Burgermeisteramt Bearbeiten 1872 schloss Lueger sich dem in Wien regierenden Liberalen Burgerklub an 1 Im Fruhjahr 1875 errang er bei Nachwahlen zum im Wiener Gemeinderat erstmals ein Mandat welches er im Herbst 1876 im Streit mit der Partei wieder zurucklegte 1 2 Er trat zunachst der Mittelpartei bei und schloss sich 1877 ihrer Abspaltung der Wirtschafts und Fortschrittspartei an auf deren Liste er im Marz 1878 abermals in den Gemeinderat gewahlt wurde dem er von da an bis zu seinem Tod durchgehend angehorte 1 3 In den ersten Jahren seiner politischen Karriere arbeitete Lueger eng mit seinem Vorbild und Mentor dem Gemeinderat Ignaz Mandl zusammen der wie er selbst im Bezirk Landstrasse gewahlt war Der judische Arzt aus ungarischer Familie hatte sich mit seinem Einsatz fur die Belange der sogenannten kleinen Leute einen Namen gemacht und genoss grosse Popularitat Gemeinsam engagierten sie sich gegen den autokratischen Kurs des Burgermeisters Cajetan Felder Luegers ehemaligen Parteigenossen und trugen damit zu dessen Rucktritt im Sommer 1878 bei Felder charakterisierte Lueger wohl auch deshalb als zielbewussten Bosewicht wie er im Buche steht der alles was sich ihm nicht bedingungslos unterwirft mit Gift Feuer und Schwert zu vernichten bestrebt ist Erst mit der spateren Hinwendung Luegers zum Antisemitismus endete die politische Allianz mit Mandl Mit der 1885 auf kommunaler Ebene in Wien umgesetzten Herabsetzung des Steuerzensus von zehn auf funf Gulden fur die Lueger sich sehr eingesetzt hatte erlangten breite Schichten des unteren Mittelstandes das Wahlrecht 4 5 Die verbreitete antiindustrielle antikapitalistische und antisemitische Einstellung dieser Schicht wurde von dem begabten Demagogen Lueger bedient und verstarkt Es war diese sehr gezielte Ausweitung des Wahlrechts die strategisch hinter einem allgemeinen Mannerwahlrecht zuruckblieb das die Grundlage fur Luegers politischen Erfolge lieferte und seine Funf Gulden Manner sprichwortlich werden liess Nachdem Lueger ab 1878 auf der inhaltlich heterogenen Liste der Vereinigten Linken einem Zusammenschluss aus Linken und Wirtschafts und Fortschrittspartei kandidierte die er von 1880 bis 1882 auch als Obmann im Gemeinderat anfuhrte schloss er sich 1882 fur einige Jahre dem Osterreichischen Reformverein an 1 2 3 1885 wurde Lueger fur den Bezirk Margareten Wiens in den Reichsrat gewahlt dem er bis zu seinem Tod angehorte 2 Nach der Wahlrechtsreform 1907 kandidierte er jedoch im Bezirk Hietzing fur den Reichsrat 2 Im April 1886 schlossen sich die im Wiener Gemeinderat vertretenen Antisemiten und Demokraten zu einem neuen Klub zusammen den Demokratischen Linken denen auch Lueger fortan angehorte 1 Aus diesen ging die Antisemitenliga 6 auch bekannt als Vereinigte Christen hervor in der sich deutschnationale um Georg von Schonerer 7 und christlichsozial gesinnte in einer Wahlgemeinschaft fur die Wiener Gemeinderatswahlen zusammenschlossen Auffallend an dieser Bewegung war das starke Hervortreten des niederen Klerus Dieser verband christlich religiosen Antijudaismus mit modernem Antisemitismus Die vorherrschende Uberzeugung innerhalb dieser Kreise war die brennenden sozialen Fragen der Zeit durch eine Losung der Judenfrage klaren zu konnen Eine Verbesserung der Lebenslage der Handwerker und Kleingewerbetreibenden war fur sie nur durch eine antisemitische Gesetzgebung zu bewerkstelligen Nach Schonerers Verurteilung 1888 war die weitere Zusammenarbeit nicht langer opportun und es kam zum definitiven Bruch zwischen Lueger und den Deutschnationalen denen gegenuber er stets zumindest skeptisch eingestellt war Lueger bereitete mit Karl von Vogelsang Aloys von Liechtenstein die ihn beide politisch insbesondere in seinem Antisemitismus stark beeinflussten und dem Theologen Franz Martin Schindler den 2 Osterreichischen Katholikentag 1889 vor Daraus entwickelten sich die Enten Abende benannt nach den regelmassigen Diskussionsrunden im Hotel Zur Goldenen Ente in der Riemergasse 4 im 1 Bezirk Aus diesem Zirkel ging wiederum 1893 die von Lueger gegrundete osterreichische Christlichsoziale Partei als moderne Massenpartei hervor die nach Jahren wechselnder Parteitreue seine selbstgeschaffene politische Heimat wurde Gestutzt auf das durch Industrialisierung und Wanderungsbewegungen verunsicherte kleine und mittlere Burgertum erlangte Lueger mit seiner antikapitalistischen antiliberalen antisemitischen und antimagyarischen Rhetorik breite Popularitat Ab 1890 bis zu seinem Tod sass Lueger im Landtag von Niederosterreich 2 Von 1893 bis 1895 war er auch Stadtrat in Wien 8 Wahl zum Burgermeister Bearbeiten nbsp Anlasslich der Bestatigung Luegers durch Franz Joseph gepragte Medaille1895 wurde Lueger zunachst Vizeburgermeister der Stadt Wien unter Burgermeister Raimund Grubl und spater als Grubl sein Amt niederlegte dessen Nachfolger Lueger hatte hierzu schon am 29 Mai die notige Mehrheit 70 Stimmen lehnte die Wahl aber ab Der Gemeinderat wurde aufgelost womit auch Luegers Ratsmandat erlosch Nach einer agitativen Kampagne wurde Lueger aber wieder in den Rat und am 29 Oktober mit nunmehr 93 Stimmen auch zum Burgermeister Wiens gewahlt 9 Kaiser Franz Joseph der die Gleichberechtigung aller Burger unter einem Burgermeister Lueger nicht gewahrleistet sah verweigerte ihm wegen seines Radau Antisemitismus die erforderliche Bestatigung Der Rat stimmte am 13 November erneut mit deutlicher Mehrheit fur Lueger Der Kaiser blieb jedoch bei seiner Ablehnung und zwar auch als nach erneuter Auflosung des Rates Lueger am 18 April 1896 ein weiteres Mal zum Burgermeister gewahlt wurde Nach einer Audienz beim Kaiser am 27 April verzichtete Lueger zunachst auf das Amt und der anschliessend am 6 Mai gewahlte Josef Strobach wurde vom Kaiser bestatigt Lueger fand als Vizeburgermeister Zustimmung galt jedoch gemeinhin als der eigentliche politische Entscheidungstrager Am 8 April 1897 wurde Lueger erneut zum Burgermeister gewahlt Nach einer Intervention von Papst Leo XIII gab der Monarch am 16 April 1897 sein Einverstandnis und Lueger wurde im funften Anlauf in das Amt des Burgermeisters berufen Politik als Burgermeister und kommunale Projekte Bearbeiten nbsp Karl Lueger mit Burgermeisterkette Alois Delug um 1900 Lueger war von 1897 bis 1910 Wiener Burgermeister Gemeinsam mit seinen Gefolgsleuten etablierte er ein effizientes kommunales Machtsystem das stark auf Amterpatronage beruhte In seine Zeit als Burgermeister fallen wesentliche Reformen und Bauvorhaben der Stadtverwaltung mit denen Wien auf seine geplante Funktion als europaische Metropole von etwa vier Millionen Einwohnern vorbereitet werden sollte Seine Amtszeit ist gekennzeichnet durch zahlreiche kommunale Grossprojekte etwa die II Wiener Hochquellenwasserleitung Kommunalisierung der Gas und Elektrizitatsversorgung sowie der Strassenbahnen Bau von grossen Sozialeinrichtungen wie dem Versorgungsheim Lainz oder dem Psychiatrischen Krankenhaus am Steinhof Lueger hatte seine Wahlerfolge einem ungleichen Kurien und Zensuswahlrecht zu verdanken 1907 wurden die ersten Reichsratswahlen mit allgemeinem gleichen Manner Wahlrecht abgehalten 10 Auf Wiener Gemeindeebene nachvollzogen hatte dies das Ende der Dominanz der Christlichsozialen im Wiener Gemeinderat bedeutet Aus diesem Grund verzogerten Lueger und seine Nachfolger eine entsprechende kommunale Wahlreform bis zum Ende der Donaumonarchie Noch vor dem Ersten Weltkrieg errang die von Lueger stets erbittert bekampfte Sozialdemokratie die absolute Mehrheit der Stimmen in Wien blieb aber aus Grunden des Wahlrechts bis 1919 von der kommunalen Regierungsverantwortung ausgeschlossen Krankheit Tod und Begrabnis Bearbeiten nbsp Wien Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromaus Dr Karl Lueger Gedachtniskirche Lueger verstarb im Amt an den Folgen seiner Zuckerkrankheit Hunderttausende nahmen an dem Trauerzug teil Lueger liegt in der Kirchengruft 6 der sogenannten Burgermeistergruft der in seiner Amtszeit geplanten Dr Karl Lueger Gedachtniskirche heute Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromaus auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben Die Popularitat seiner Bewegung reduzierte sich nach seinem Tod erheblich Antisemitismus als Programm Bearbeiten nbsp Rote Graffiti Schande auf dem Denkmal am Dr Karl Lueger Platz in Anspielung auf die antisemitische Haltung Luegers Sept 2020Lueger bekannte sich ab 1887 offentlich zum Antisemitismus Kapital und Borse sah Lueger als von Geldjuden gelenkt Zuwanderer bezeichnete er als Betteljuden und kritische Journalisten als Tintenjuden Der katholischen Kirche warf er vor sich gegenuber dem Gottesmordervolk zu zahm zu verhalten Er bezeichnete Juden als Raubtiere in Menschengestalt und sagte Wir in Wien sind Antisemiten aber zu Mord und Totschlag sind wir gewiss nicht geschaffen Wenn aber die Juden unser Vaterland bedrohen sollten dann werden auch wir keine Gnade kennen 11 Lueger spielte geschickt einzelne Zuwanderergruppen gegeneinander aus so konzentrierte er seine feindselige Rhetorik auf die Juden die damals im Wiener Handel und den freien Berufen einen starken sozialen Aufstieg erlebten wahrend er die mehrheitlich proletarischen und katholischen Bohmen explizit in Schutz nahm In einer Rede am 20 Juli 1899 vor dem christlich sozialen Arbeiterverein in Wien sagte Lueger Der Einfluss auf die Massen ist bei uns in den Handen der Juden der grosste Teil der Presse ist in ihren Handen der weitaus grosste Teil des Kapitals und speziell des Grosskapitals ist in Judenhanden und die Juden uben hier einen Terrorismus aus wie er arger nicht gedacht werden kann Es handelt sich uns darum in Osterreich vor allem um die Befreiung des christlichen Volkes aus der Vorherrschaft des Judentums Lebhaftes Bravo Redner mit erhobener Stimme Wir wollen auf dem Boden unserer Vater freie Manner sein und das christliche Volk soll dort herrschen wo seine Vater geblutet haben Tosender Beifall Aller Zwist auch der bei uns in Osterreich herrscht ist darum durch die Juden entfacht alle Anfeindungen unserer Partei ruhren daher weil wir der Herrschaft der Juden endlich einmal zu Leibe geruckt sind Darum sind Juden Sozi und Deutschnationale jetzt so an der Arbeit um den verhassten Mann zu sturzen Hoch Lueger und ihre Fahnen wieder auf dem Rathausturm aufzupflanzen Bravo 12 1901 zeigte der Advokat und Schriftsteller Adolf von Ofenheim Lueger wegen antisemitischer Ausserungen an 13 Der Historiker John W Boyer fasst Luegers Antisemitismus folgendermassen zusammen Die antisemitische Rhetorik deren Lueger sich in der Offentlichkeit bediente war krud beleidigend und nicht selten herzlos Dass das offentliche Herumhacken auf den Juden eine abscheuliche Praxis war dass sie unschuldigen Menschen eine psychologische Burde auferlegte und dass sie ein Vorbild fur kunftige Politiker abgab die eine viel starkere Neigung hatten die Dinge wortlich zu nehmen ist eine Last die der osterreichische Christliche Sozialismus auf ewige Zeiten mit sich herumschleppen muss John W Boyer Karl Lueger Christlich Soziale Politik als Beruf Wien 2010 14 Rezeption BearbeitenSiehe auch Dr Karl Lueger Denkmal und Dr Karl Lueger Platz Zu Lebzeiten Bearbeiten nbsp Ball im Wiener Rathaus mit Burgermeister Karl Lueger Gemalde von Wilhelm Gause 1904 Karl Lueger selbst betrieb schon zu Lebzeiten als eine der signifikantesten politischen Figuren in der Zeit der Entstehung der Massenparteien Legendenbildung und einen Kult um seine Person der damals innovativ war Von Lueger gibt es zahlreiche Portrats etwa von Wilhelm Gause es gab auch Ansichtskarten Karikaturen Reliefs und vieles mehr Lueger wurde sogar auf Altarbildern verewigt meist vom Maler Hans Zatzka dessen Bruder Ludwig Zatzka Stadtbaumeister im Kabinett Luegers war etwa in den Kirchen in Lainz und in Hietzing Die Dr Karl Lueger Gedachtniskirche Karl Borromaus Kirche am Wiener Zentralfriedhof wurde 1908 1911 von Max Hegele erbaut Auf der Wandmalerei Das jungste Gericht auch von Hans Zatzka ist Lueger im Totenhemd dargestellt Fur Lueger der auch Herrgott von Wien genannt wurde verbreiteten Flugblatter 1896 ein Glaubensbekenntnis das mit den Worten Ich glaube an Dr Lueger Schopfer des christlichen Wiens beginnt und ein Lueger Vaterunser Vater Lueger der du wohnst in Wien gelobet sei dein Name beschutze unser christliches Volk sondern erlose uns von dem Juden Ubel Amen 15 Lueger blieb unverheiratet galt aber nicht zuletzt deswegen seiner Anti Feministischen Haltung zum Trotz als Schwarm vieler Frauen Die Illusion der Verfugbarkeit kultivierte Lueger auch durch die Geheimhaltung seiner romantischen Beziehungen Bei Wahlkampfveranstaltungen wurden sogenannte Lueger Teller als Unterlage fur Wurstel mit Senf ausgeteilt die dem Esser durch das Portrat Luegers nach dem Verzehr am Teller anzeigten wem sie das Essen verdankten Es wurden mehrere 16 17 Lueger Marsche komponiert und zu Lueger Feiern aufgefuhrt Lueger war schon zu Lebzeiten das Sujet literarischer Werke etwa von Andreas Eckhart und Karl Conte Scapinelli 18 Luegers Name pragte und pragt auch den offentlichen Raum in Wien etwa durch Denkmaler und Busten sowie zahlreiche Tafeln an Gebauden mit der Inschrift Errichtet unter Burgermeister Karl Lueger 1907 erfolgte Umbenennung des Rathausplatzes in Karl Lueger Platz Edouard Drumont einer der Vater des modernen Antisemitismus als Welterklarungsmodell und einer der Hauptvertreter des Antisemitismus in Frankreich fuhrte Lueger als Impulsgeber an 1910 bis 1933 Bearbeiten Der Nimbus und die Popularitat des schonen Karl auch nach seinem Tod spiegeln sich beispielhaft im so genannten Lueger Lied wider Der Doktor Lueger hat mir einmal die Hand gereicht einem Chanson aus der Operette Essig und Ol von Robert Katscher 1932 das in der Interpretation von Hans Moser beruhmt wurde Bezeichnenderweise wird der Sanger ein alter Lebensmittelhandler Greissler dabei vom Burgermeister als Steuertrager angesprochen zahlt also zu den vom Zensuswahlrecht Privilegierten 1926 wurde auf dem dafur so benannten Dr Karl Lueger Platz das von tausenden privaten Spendern 19 finanzierte Lueger Denkmal von Josef Mullner aufgestellt Im Austrofaschismus Bearbeiten nbsp 2 Schilling Munze von 1935Karl Lueger war eine wichtige Identifikationsfigur fur die Austrofaschisten In den Jahren 1933 bis 1938 fanden am Lueger Ehrenmal sowohl zu seinem Geburts als auch zu seinem Todestag festliche Kranzniederlegungen statt sowie Festgottesdienste in der Votivkirche im Beisein von Regierungsmitgliedern statt 20 Das Mammutdrama Lueger der grosse Osterreicher von Hans Naderer wurde 1934 als am Wiener Volkstheater aufgefuhrt und auf Wunsch von Bundeskanzler Kurt Schuschnigg und Kardinal Innitzer in einer gross angelegten Werbekampagne propagiert Ebenfalls 1934 wurde der Abschnitt der Wiener Ringstrasse zwischen Stadiongasse und Schottengasse in von der Ring des 12 November in Dr Karl Lueger Ring umbenannt 1935 wurde eine Doppelschillingmunze mit dem Portrat Luegers ausgegeben 1936 wurde an seinem Geburtshaus eine Gedenktafel angebracht 1938 eroffnete eine Lueger Ausstellung im Rathaus 21 Im Nationalsozialismus Bearbeiten nbsp Ehemalige Gedenktafel an der Geburtsstatte von Karl Lueger Ansicht aus dem Jahr 2014 Bei Renovierungsarbeiten im Herbst 2015 versehentlich ubermalt 22 Karl Lueger war fur Adolf Hitler eine pragende Figur Er gilt neben Karl Hermann Wolf und Georg von Schonerer als einer der Politiker von denen sich der junge Hitler das politische Handwerk abgeschaut hat 23 In seinen Wiener Jahren beobachtete Hitler Lueger und nahm sich insbesondere seine Demagogie zum Vorbild wahrend Luegers Antisemitismus ihm nicht weit genug ging Auch Luegers Einbindung der machtigen Institution der Kirche die mehr auf Darstellung und Projektion beruhte als auf Glauben beschaftigte den Atheisten Hitler Hitler selbst schrieb uber Lueger Jedenfalls lernte ich langsam den Mann und die Bewegung kennen die damals Wiens Schicksal bestimmten Dr Karl Lueger und die christlich soziale Partei Als ich nach Wien kam stand ich beiden feindselig gegenuber Der Mann und die Bewegung galten in meinen Augen als reaktionar Das gewohnliche Gerechtigkeitsgefuhl aber musste dieses Urteil in eben dem Masse abandern in dem ich Gelegenheit erhielt Mann und Werk kennenzulernen und langsam wuchs die gerechte Beurteilung zur unverhohlenen Bewunderung Heute sehe ich in dem Manne mehr noch als fruher den gewaltigsten deutschen Burgermeister aller Zeiten Adolf Hitler Mein Kampf S 54 65 1943 wurde der in den Wiener Rosenhugelstudios gedrehte NS Propagandafilm Wien 1910 24 Karl Lueger Burgermeister von Wien unter der Regie von E W Emo mit Rudolf Forster Lueger Heinrich George Georg Ritter von Schonerer Rosa Albach Retty Lil Dagover und O W Fischer uraufgefuhrt in der Luegers als Hitler Vorlaufer verklart wird Eine Wiederauffuhrung des Films in den 1970er Jahren im Wiener Bellaria Kino fuhrte zu heftigen Protesten 1944 brachten die Nationalsozialisten an der TU Wien eine Gedenktafel fur Karl Lueger an Heinrich Mann urteilte in seinen Memoiren Der Antisemitismus dieser steckengebliebene Sozialismus des dummen Kerls von Wien wie man zur Zeit des Burgermeisters Lueger sagte ist endlich doch die ganze die ganze geistige Grundlage einer versuchten Welteroberung geworden Nach 1945 Bearbeiten In der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts genoss Karl Lueger zwar nicht mehr den Kultstatus den er im Austrofaschismus und im NS Regime innehatte doch zeigt beispielsweise die Benennung der Dr Karl Lueger Brucke in Wien dass seine Person und seine offentlichen Ehrungen beziehungsweise die von ihm vertretenen Anschauungen nicht problematisiert wurden Das anderte sich ab dem Jahr 2000 angestossen durch Eric Kandel 2012 wurde der nach ihm benannte Ring Abschnitt in Universitatsring umbenannt 2009 veranstaltete die Universitat fur Angewandte Kunst Wien einen inoffiziellen Wettbewerb um Ideen fur die Umgestaltung des Lueger Ehrenmals zu sammeln Seither werden die Stimmen fur eine Entfernung des Ehrenmals vom Dr Karl Lueger Platz und eine Umbenennung des Platzes immer lauter Die Wiener Kulturstadtratin Veronica Kaup Hasler hat im Mai 2023 das Ergebnis eines Wettbewerbs zur Kontextualisierung prasentiert ab 2024 soll das Lueger Denkmal nach den Planen von Klemens Wihlidal um 3 5 Grad gekippt werden 25 Ehrungen Bearbeiten nbsp Lueger Ehrenmal auf dem Dr Karl Lueger Platz Wien nbsp Lueger Denkmal auf dem Gelande des Krankenhaus Lainz Wien nbsp Lueger Denkmal auf dem Cobenzl Wien nbsp Leuchtobelisk am Mariahilfer Gurtel WienOrden Bearbeiten Grosskreuz des Franz Joseph Ordens 26 Grosskreuz des Gregoriusordens 26 Grosskreuz des Ordens de Isabel la Catolica 26 Grosskreuz des Ordens der Krone von Rumanien 27 Grosskreuz des Nordstern Ordens 27 Trager des Koniglichen Kronen Ordens I Klasse 27 Grossoffizier des Leopoldsordens 26 Grosskordon des Mecidiye Ordens 26 Kommandeur der Ehrenlegion 26 Commander der Royal Victorian Order Komtur des Albrechts Ordens 26 Komtur des Sonnen und Lowenordens 26 Ritter II Klasse mit Stern des Sankt Stanislaus Ordens 26 Ehrungen Bearbeiten k k Geheimer Rat und Titel Exzellenz 26 verliehen 1908 Ehrenkreuz Pro Ecclesia et Pontifice 26 Karl I Jubilaums Medaille 26 Ehrenburgerschaft von Wien 26 verliehen 1900 Ehrenburgerschaft von Bukarest 28 Ehrenburgerschaft von Neustadtl verliehen 1909 29 Ehrenmitgliedschaft KaV Norica Wien verliehen 1900 2 Ehrenmitgliedschaft KOStV Rudolfina Wien 2 Ehrenmitgliedschaft AV Austria Innsbruck verliehen 1907 2 Ehrenmitgliedschaft KaV Marco Danubia Wien 2 Denkmaler Bearbeiten Wien Leuchtobelisk am Mariahilfer Gurtel errichtet 1906 Wien Denkmal auf dem Gelande des Krankenhaus Lainz errichtet 1906 Wien Herme am Cobenzl errichtet 1915 Wien Dr Karl Lueger Denkmal errichtet 1926 Bauten Bearbeiten Wien Lueger Hof benannt 1896 Wien Luegerbrunnen am Siebenbrunnenplatz errichtet 1904 Wien Dr Karl Lueger Gedachtniskirche 1910 2000 seither offiziell Zum Heiligen Karl Borromaus volkstumlich weiterhin als Luegerkirche bekannt auf der Wandmalerei Das jungste Gericht von Hans Zatzka ist Lueger im Totenhemd dargestellt errichtet 1910 Wien Rolandbrunnen errichtet 1913 Neustadtl Lueger Kapelle errichtet 1938 Gedenktafeln Bearbeiten Wien Gedenktafel Ort Luegers letzter offentlicher Rede Penzinger Strasse 72 errichtet 1911 Wien Gedenktafel Lueger Wohnhaus Hamburgerstrasse 9 errichtet 1936 Wien Gedenktafel Lueger Geburtshaus Karlsplatz am westlichen Teil des Haupthauses der Technischen Universitat errichtet 1944 Verkehrsflachen Bearbeiten Eggenburg Luegerring Feldkirch Luegerstrasse benannt 1910 Fischbach Luegerweg Gasen Luegerweg Graz Doktor Karl Lueger Strasse Klagenfurt Luegerstrasse Mariazell Doktor Karl Lueger Gasse Neubruck Luegerbrucke der II Wiener Hochquellenleitung grosstes Aquadukt der Leitung Sankt Gilgen Luegerstrasse Sankt Gilgen Lueger Waldweg Strasshof an der Nordbahn Dr Lueger Platz Wien Dr Karl Lueger Ring 1934 2012 heute Universitatsring Wien Dr Karl Lueger Platz benannt 1926 Wien Dr Karl Lueger Brucke errichtet 1955 Munzen Bearbeiten Zwei Schilling Munze 1935 zum 25 Todestag 30 Literatur BearbeitenHelmut Andics Luegerzeit Das schwarze Wien bis 1918 Jugend und Volk Wien 1984 ISBN 3 7141 6542 8 John W Boyer Karl Lueger 1844 1910 Christlichsoziale Politik als Beruf Bohlau Wien 2010 ISBN 978 3 205 78366 4 John W Boyer Political Radicalism in the Late Imperial Vienna Origins of the Christian Social Movement 1848 1897 Chicago 1981 ND Chicago 1995 Felix Czeike Liberale christlichsoziale und sozialdemokratische Kommunalpolitik 1861 1934 1962 Anna Ehrlich Karl Lueger Die zwei Gesichter der Macht Amalthea Wien 2010 ISBN 978 3 85002 700 7 Walter Goldinger Lueger Karl In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 464 f Digitalisat Brigitte Hamann Hitlers Wien Lehrjahre eines Diktators Piper Munchen 1996 ISBN 3 492 03598 1 licra at Kapitel zu Lueger online Johannes Hawlik Der Burgerkaiser Karl Lueger und seine Zeit Herold Wien 1985 ISBN 3 7008 0286 2 Chris O Neill Karl Lueger and the Reichspost Construction of a Cult of Personality In Australian Journal of Politics and History Band 68 2022 Heft 3 S 337 358 online Anton Pelinka Karl Lueger Mythos und Gegenmythos In Demokratie und Geschichte Jahrbuch des Karl von Vogelsang Instituts zur Erforschung der Geschichte der christlichen Demokratie in Osterreich 13 14 2010 1 S 45 48 Felix Salten Lueger in Das osterreichische Antlitz Essays S Fischer Verlag Berlin 2 Auflage 1910 S 127 142 archive org Karl Schwarz Karl Lueger In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 5 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 043 3 Sp 394 396 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Kurt Skalnik Dr Karl Lueger Der Mann zwischen den Zeiten 1954 Rudolf Spitzer Des Burgermeisters Lueger Lumpen und Steuertrager Wien 1988 Robert S Wistrich Karl Lueger and the Ambiguities of Viennese Antisemitism In Jewish Social Studies 45 1983 S 251 262Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karl Lueger Sammlung von Bildern nbsp Wikiquote Karl Lueger Zitate Literatur von und uber Karl Lueger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Karl Lueger im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Karl Lueger im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Tod von Karl Lueger in der osterreichischen Presse Osterreichische Nationalbibliothek Wienblibliothek im Rathaus Virtuelle Ausstellung uber Karl LuegerEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Karl Lueger im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien a b c d e f g h i j Bgm Reichsrats Abg LAbg RA Dr Karl Lueger Abgerufen am 20 Oktober 2022 a b Karl Lueger im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Ilse Reiter Gustav Harpner 1864 1924 vom Anarchistenverteidiger zum Anwalt der Republik Bohlau Wien 2008 S 23 Gemeinderat Wiener In dasrotewien at Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie SPO Wien Hrsg Antisemitenliga im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Lothar Hobelt Schonerer Georg von osterreichischer Ritter 1860 1888 aberkannt 1917 wiederverliehen In Deutsche Biographie Abgerufen am 3 Mai 2023 Lueger Karl 1844 1910 Politiker In Osterreichisches Biographisches Lexikon Abgerufen am 3 Mai 2023 Karl Lueger Dr Luegers Burgermeisterrede In Grazer Volksblatt Nr 250 1895 XXVIII Jahrgang 31 Oktober 1895 S 9 unpaginiert online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung gre Die Funfguldenmanner und Eine funfte Kurie dann das allgemeine Wahlrecht fur Manner auf parlament gv at abgerufen am 30 November 2014 Raubtiere in Menschengestalt Interview mit Werner Michael Schwarz wienmuseum at 6 Februar 2022 abgerufen am 1 Juni 2023 Weiningers Nacht Europa Verlag Wien 1989 Lueger und der Antisemitismus www wienbibliothek digital at abgerufen am 22 September 2020 John W Boyer Karl Lueger 1844 1910 Bohlau Verlag Wien 2010 ISBN 978 3 205 78366 4 S 208 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Eva Philippoff Die Doppelmonarchie Osterreich Ungarn Ein politisches Lesebuch Presses Universitaires du Septentrion 2002 ISBN 2 85939 739 6 Seite 123 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Ablehnung und Verehrung In Wienbibliothek im Rathaus Abgerufen am 25 November 2022 Burgenlandisches Volksliedwerk Die Sammlung Bohlau Verlag Wien 2005 ISBN 978 3 205 77265 1 S 170 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Harald D Groller Die vielen Facetten des Personenkults um Karl Lueger Franz Schausberger Hannes Schonner Gastkommentar Wohin mit Karl Lueger und seinem Platz Abgerufen am 27 Mai 2021 Elisabeth Heimann Inszenierungsstrategien eines modernen Populisten In Zeitgeschichte 44 Jahrgang Band 5 Studienverlag Innsbruck S 310 Anna Jungmayr Propaganda im 3 4 Takt In Wien Museum Magazin 24 November 2022 abgerufen am 25 November 2022 Lueger Tafel versehentlich ubermalt ORF 15 Januar 2016 abgerufen am 11 August 2018 Brigitte Hamann Hitlers Wien Munchen 1998 S 496 f Online im Internet Archive in eher schlechter Qualitat Salzburger Nachrichten Wiener Lueger Denkmal wird um 3 5 Grad gekippt 31 Mai 2023 abgerufen am 31 Mai 2023 a b c d e f g h i j k l m Ignaz Tenger Hrsg Osterreichischer Burgermeister Almanach Verlag des Osterr ungar Invalidendank Wien 1908 S 570 findbuch net a b c Hof und Staats Handbuch der Osterreichisch Ungarischen Monarchie fur das Jahr 1910 Jahrgang XXXVI Druck und Verlag der K K Hof und Staatsdruckerei Wien 1910 S 448 Lueger Karl In Biographisches Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas Abgerufen am 23 November 2022 Luegerkapelle Abgerufen am 20 Oktober 2022 Coin gt 2 Schilling 25th colnect com abgerufen am 21 Mai 2021 Burgermeister der Stadt Wien 1868 1919 Cajetan Freiherr von Felder Julius Newald Eduard Uhl Johann Nepomuk Prix Raimund Grubl Hans von Friebeis Josef Strobach Karl Lueger Josef Neumayer Richard Weiskirchner Siehe auch Liste der Burgermeister von WienLandmarschall Stellvertreter des Niederosterreichischen Landtags 1861 bis 1918 Joseph Freiherr von Kalchberg Andreas Zelinka Cajetan von Felder Alexander Karl Eduard Uhl Johann Nepomuk Prix Karl Haberl Joseph Strobach Karl Lueger Josef Neumayer Josef Porzer 1914 Normdaten Person GND 118729578 lobid OGND AKS LCCN n85233244 VIAF 27866379 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lueger KarlKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Politiker Wiener Burgermeister LandtagsabgeordneterGEBURTSDATUM 24 Oktober 1844GEBURTSORT Wieden Wiener Bezirksteil STERBEDATUM 10 Marz 1910STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Lueger amp oldid 238182175