www.wikidata.de-de.nina.az
Cajetan Felder seit 1878 Freiherr von Felder 19 September 1814 in Wien 30 November 1894 ebenda war osterreichischer Rechtsanwalt Entomologe liberaler Politiker und von 1868 bis 1878 Burgermeister von Wien Dr Cajetan Felder Lithographie von Adolf Dauthage 1861 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFelder wurde in fruhester Jugend bereits Vollwaise Er verlor am 9 Mai 1822 seine Mutter am 20 Juli 1826 seinen Vater Auf Betreiben seines Mitvormundes Laurenz Weitzinger verliess er 1827 nach Absolvierung der ersten Klasse das Kudlichsche Institut in Wien weil sich seit dem Tod der Eltern sein Studienfortgang rapide verschlechtert hatte und kam fur drei Jahre ins Gymnasium des Benediktinerstiftes Seitenstetten Die funfte und sechste Klasse besuchte er im Staatsgymnasium zu Brunn wo sein Vormund und Onkel mutterlicherseits Franz Zrza tatig war anschliessend absolvierte er von 1832 bis 1834 als Vorstufe fur seine juridischen Studien an der Universitat Wien 1834 bis 1838 die Brunner Philosophische Lehranstalt Bereits wahrend seiner Universitatsjahre entwickelten sich im jungen Felder fur seinen weiteren Lebensweg wesentliche Eigenschaften das Interesse am Studium der Klassiker des Altertums ein vitales Gefuhl fur die Naturwissenschaften sowie die Liebe zu fremden Sprachen zu deren Erlernung er ein besonderes Talent besass Seit 1835 unternahm Felder obwohl dies fur einen Studenten im Vormarz mit grossten Schwierigkeiten verbunden war in den Universitatsferien ausgedehnte Fusswanderungen durch weite Teile Europas 1838 39 brach er zu einer umfanglichen Tour auf die ihn kreuz und quer durch das westliche und sudliche Europa fuhrte uber die Schweiz Holland England und Schottland kam er bis Irland durchzog Belgien Frankreich und Spanien und erreichte der Mittelmeerkuste folgend Sizilien Nach seiner Amtspraxis beim Magistrat der Stadt Brunn 1839 40 wurde Felder 1840 Konzipient in der Anwaltskanzlei des Anton Wandratsch in Wien in der er uber sieben Jahre blieb 1841 in Wien zum Doctor juris promoviert heiratete er am 15 Mai 1841 Josefine Sowa Tochter des Wischauer Stadtphysikus Wenige Tage vor der Wiener Marzrevolution legte er im Februar 1848 beim Wiener Appellationsgericht die Advokatenprufung ab nachdem er bereits fruher durch Absolvieren der Richteramtsprufung die Befahigung zur Ausubung des Richteramtes erlangt hatte Advokat war damals die Bezeichnung fur Rechtsanwalte Wahrend seiner Konzipientenzeit hatte er zudem 1843 die Stelle eines Assistenten an der Lehrkanzel der diplomatischen Wissenschaften mit franzosischem Vortrage 1 an der Theresianischen Ritterakademie angenommen und 1845 die Ernennung zum beeideten Gerichtsdolmetsch fur die spanische 1846 fur die franzosische mit gleicher Verwendung fur die englische hollandische danische schwedische und portugiesische Sprache erlangt Ab 1848 war Felder selbststandiger Advokat in Wien und politisch tatig Im August 1848 erfolgte im Wege des Wahlbezirks Alsergrund die Wahl in den ersten Gemeindeausschuss der Stadt Wien im Oktober desselben Jahres die Wahl in den Wiener Gemeinderat wo Felder Schriftfuhrer wurde 1849 verliess Felder aus politischen Erwagungen den Gemeinderat 2 Das nachste Jahrzehnt uber widmete sich Cajetan Felder vorwiegend der ihm 1848 verliehenen Advokatur und schuf sich sehr bald einen ausgedehnten Klientenkreis Er kummerte sich um seine Familie und war als Privatmann leidenschaftlicher Portratsammler und Naturforscher 1852 war er in Afrika unterwegs und traf in Karthum den damals jungen Alfred Edmund Brehm Felder besass eine weltbekannte Sammlung von Kafern und Schmetterlingen Im Jahr 1860 wurde er zum Mitglied der Gelehrtengesellschaft Leopoldina gewahlt 3 Mit seinem Sohn Rudolf Felder und Alois Rogenhofer kummerte sich Cajetan Felder auch um die Publikation der Bande uber die Schmetterlinge im Zoologischen Teil des Buches Reise der osterreichischen Fregatte Novara um die Erde in den Jahren 1857 1858 1859 unter den Befehlen des Commodore B von Wullerstorf Urbair Novara Expedition nbsp Karikatur zum Thema der Vormundschaft uber Dreher jun vor 1870 Im Jahre 1863 unmittelbar vor seinem Tode ubertrug der Bierbrauer Anton Dreher einer der grossten Steuerzahler Osterreichs die Vormundschaft uber seinen 14 jahrigen Sohn an Cajetan Felder Dem Advokaten der damals bereits wieder in offentlichen Amtern tatig war fiel damit die Aufgabe zu den Brauereibetrieb bis zur Grossjahrigkeit des Erben 1870 zu leiten Er errang sich sowohl bei seinen Berufskollegen als auch in der damaligen Wiener Gesellschaft eine aussergewohnliche Stellung Seit 1861 war Felder wieder im Wiener Gemeinderat und im niederosterreichischen Landtag damals Landtag des Erzherzogtums Osterreich unter der Enns tatig Unmittelbar nach seinem Eintritt wurde er zum zweiten Burgermeister Stellvertreter gewahlt nach dem Austritt Leopold Mayrs ruckte er 1863 auf die erste Stellvertreterstelle vor und behielt diese bis 1868 In diesem Zeitraum wurde er am 21 Oktober 1863 Obmann der Wasserversorgungskommission am 20 Mai 1864 Obmann der kommunalen Donauregulierungskommission am 25 Janner 1865 Delegierter der Kommune in der ministeriellen Donauregulierungskommission Im Wiener Gemeinderat und im niederosterreichischen Landtag hielt er die entscheidenden Referate in der Frage der Donauregulierung 2 Am 21 November 1868 starb unerwartet der seit 1861 amtierende Burgermeister Andreas Zelinka Einen Monat spater am 20 Dezember wurde Cajetan Felder trotz der Gegenkandidatur des ehrgeizigen Julius Newald zum Burgermeister gewahlt und nach Ablauf einer jeweils dreijahrigen Funktionsperiode 1871 1874 und 1877 durch Wiederwahl in seinem Amte bestatigt Seit 1869 auch Landmarschall Stellvertreter im niederosterreichischen Landtag und im selben Jahr am 12 Dezember 1869 von Kaiser Franz Joseph I zum lebenslangen Herrenhausmitglied ernannt die vom Monarchen bereits ausgesprochene Ernennung zum Kultusminister lehnte er entschlossen ab begannen fur Felder Jahre angestrengter politischer Tatigkeit die durch eine von Jahr zu Jahr starker spurbar werdende Opposition im Gemeinderat zusatzlich erschwert wurde 4 Einer der massgeblichen Manner die sich zur Bildung der liberalen Mittelpartei zusammengeschlossen hatten konnte Felder doch nicht verhindern dass die liberale Mehrheit sich in kleineren abgespaltenen Klubs immer starker verzettelte sein weitgehend autokratisches Eingreifen in die Maschinerie des Magistrats und des Gemeinderats wie uberhaupt sein Wunsch dem Magistrat mehr als bisher festumrissene Kompetenzen zuzuweisen schufen ihm immer neue Gegner 4 Im Juli 1878 trat Felder schliesslich vom Burgermeisteramt zuruck legte sein Gemeinderatsmandat nieder und kehrte zu seiner Familie zuruck Er hatte wahrend der Jahre seiner offentlichen Tatigkeit seine Geschwister Carl und Amalie 1864 sowie seinen Sohn Rudolf verloren 1871 seine Tochter Marie hatte sich 1868 mit dem Rechtsanwalt Frank verehelicht Eines trauten Familienlebens konnte er sich nur noch wenige Monate erfreuen seine Frau Josefine starb seit Jahren schwer leidend 1879 Im Jahr seines Rucktritts als Burgermeister wurde Felder vom Kaiser in den Freiherrenstand erhoben gleichzeitig erfolgte seine Ernennung zum Geheimen Rat Noch einmal folgte der 65 Jahrige einem an ihn ergangenen Ruf Pralat Othmar Helferstorfer war aus Gesundheitsrucksichten nicht mehr in der Lage seinem Amte nachzukommen und als er starb fiel Felder die Wurde des Landmarschalls von Niederosterreich zu Dieses Amt musste er 1884 als sich die Sehkraft seiner Augen durch fortschreitenden Grauen Star so sehr verschlechtert hatte dass er kaum mehr imstande war vor dem versammelten Hause eine Botschaft des Monarchen zu verlesen zurucklegen Damit erfolgte wie er sich selbst ausdruckte seine eigene Todeserklarung 5 Zuruckgezogen verlebte er das letzte Jahrzehnt seines Lebens und diktierte fast erblindet mehrere Jahre hindurch zwolftausend Seiten seiner ausdrucksstark schonungslos und sarkastisch formulierten Erinnerungen 6 Ein Beispiel fur Felders Stil bietet seine Charakterisierung Karl Luegers als zielbewusster Bosewicht wie er im Buche steht der alles was sich ihm nicht bedingungslos unterwirft mit Gift Feuer und Schwert zu vernichten bestrebt ist 6 Felder durfte es aber noch erleben dass seine einstigen Gegner im Gemeinderat die ihm durch ihre Opposition das Leben verleidet und es nicht einmal fur notwendig erachtet hatten ihn 1883 bei der feierlichen Eroffnung des neuen Rathauses Felders ureigensten Werks wenigstens namentlich zu erwahnen ihn nun gegenuber der immer starker werdenden Partei Karl Luegers als das grosse Vorbild eines ausgezeichneten Burgermeisters bezeichneten 7 Gelungene Operationen gaben Felder das Augenlicht wieder doch verstarb Cajetan Freiherr von Felder am 30 November 1894 wenige Wochen nach seinem achtzigsten Geburtstag Felders Grab befindet sich auf dem Weidlinger Friedhof nordlich von Wien Im Amt als Burgermeister hatte Felder unter anderem den Bau der I Wiener Hochquellenwasserleitung die Grundsteinlegung zum Neuen Rathaus an der unter seinen Vorgangern Seiller und Zelinka angelegten Wiener Ringstrasse die Donauregulierung sowie die Anlegung des Wiener Zentralfriedhofs veranlasst Die Wiener Weltausstellung 1873 und der damit verbundene Bau der Rotunde fielen ebenfalls in seine Amtszeit Im Jahr 1899 wurde in der Inneren Stadt 1 Bezirk die Felderstrasse nach ihm benannt Die 1874 angelegte Strasse verlauft unmittelbar an der nordlichen Schmalseite des Rathauses hiess bis 1899 Magistratsstrasse und ist heute Adresse eines der beiden Haupteingange zum Rathaus Das 1987 gegrundete und der FPO nahestehende Cajetan Felder Institut sieht die nahere Erforschung von Felders Leben und Wirken als eine seiner Hauptaufgaben Ein Kap im Westen der Karl Alexander Insel im Archipel Franz Josef Land ist nach ihm benannt 8 Seine Urenkeltochter war Maria Rosa Fritsch Abtissin der Abtei St Gabriel in Bertholdstein Literatur BearbeitenAndreas Pittler Cajetan Felder Gerold Verlag Wien 2011 Felder Cajetan Frh von In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1957 S 294 f Direktlinks auf S 294 S 295 Helmut Dolezal Felder Cajetan Freiherr von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 67 Digitalisat Kajetan von Felder und Felix Czeike Hrsg Erinnerungen eines Wiener Burgermeisters Forum Verlag Wien u a 1964 9 Wilhelm Hess Felder Cajetan Freiherr von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 48 Duncker amp Humblot Leipzig 1904 S 510 Constantin von Wurzbach Felder Cajetan In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 26 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1874 S 376 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cajetan von Felder Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Cajetan von Felder im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Cajetan von Felder im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Biographische Daten von Cajetan von Felder im Biographischen Handbuch des NO Landtages 1861 1921 Dr Cajetan Felder der Wiener Burgermeister aus der Ungargasse Bezirksmuseum Landstrasse archiviert vom Original am 5 Dezember 2013 abgerufen am 3 Januar 2018 Cajetan Felder Institut Wer war Cajetan Felder Einzelnachweise Bearbeiten Czeike Erinnerungen S 367 a b Czeike Erinnerungen S 368 Mitgliedseintrag von Cajetan Frhr von Felder mit Bild bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 27 Juni 2022 a b Czeike Erinnerungen S 369 Czeike Erinnerungen S 370 a b Czeike Erinnerungen Vorwort Czeike Erinnerungen S 371 G P Awetissow Felder Caetan 19 09 1814 30 11 1894 In Imena na Karte Rossijskoi Arktiki Nauka Sankt Petersburg 2003 ISBN 5 02 025003 1 russisch Permalink Osterreichischer BibliothekenverbundBurgermeister der Stadt Wien 1868 1919 Cajetan Freiherr von Felder Julius Newald Eduard Uhl Johann Nepomuk Prix Raimund Grubl Hans von Friebeis Josef Strobach Karl Lueger Josef Neumayer Richard Weiskirchner Siehe auch Liste der Burgermeister von WienLandmarschalle des Niederosterreichischen Landtags 1861 bis 1918 Joseph Franz H Furst von Colloredo Mannsfeld Adolf Pratobevera von Wiesborn Othmar Ritter von Helferstorfer Cajetan von Felder Christian Graf von Kinsky Leopold Freiherr von Gudenus Otto Ehrenreich Maria Graf von Abensperg und Traun Joseph Freiherr von Gudenus Frigdian Schmolk Aloys Prinz von und zu LiechtensteinLandmarschall Stellvertreter des Niederosterreichischen Landtags 1861 bis 1918 Joseph Freiherr von Kalchberg Andreas Zelinka Cajetan von Felder Alexander Karl Eduard Uhl Johann Nepomuk Prix Karl Haberl Joseph Strobach Karl Lueger Josef Neumayer Josef Porzer 1914 Normdaten Person GND 116439270 lobid OGND AKS LCCN n2012065153 VIAF 103145857819323020093 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Felder Cajetan vonALTERNATIVNAMEN Felder Cajetan Felder Cajetan Freiherr vonKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Rechtsanwalt Entomologe und Politiker Landtagsabgeordneter Burgermeister von Wien 1868 1878 GEBURTSDATUM 19 September 1814GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 30 November 1894STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cajetan von Felder amp oldid 238771579