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Die Ausdrucke Gottesmord altgriechisch theoktonia lateinisch deizid und Gottesmorder auch Christusmorder Heilandsmorder bezeichnen in der Kirchengeschichte eine angebliche unaufhebbare Kollektivschuld der Juden an der Kreuzigung des Jesus von Nazaret der dabei als Sohn Gottes angesehen wird Der Begriff entstand im Jahr 160 aus der Aussage des Bischofs Melito von Sardes Gott ist ermordet worden 1 Dieser Schuldvorwurf ist ein zentrales Stereotyp des christlichen Antijudaismus Damit begrundete die Kirche seit dem 2 Jahrhundert die religiose Verwerfung und Enterbung des Judentums Substitutionstheologie und rechtfertigte die soziale Diskriminierung Unterdruckung und Verfolgung judischer Minderheiten im Mittelalter und in der fruhen Neuzeit Das in der Volksfrommigkeit verankerte Bild der Juden als Volk der Gottesmorder trug wesentlich dazu bei dass Judenfeindlichkeit ein kultureller Code der Geschichte Europas wurde 2 Der Gottesmordvorwurf begunstigte den seit etwa 1860 entstandenen modernen Antisemitismus trug zu akuten Formen der Komplizenschaft der Grosskirchen mit dem Nationalsozialismus bei 3 und ermoglichte es mit dass der Holocaust uberwiegend von christlich getauften Tatern ausgefuhrt wurde 4 Die Grosskirchen haben die Gottesmordthese und weitere damit verknupfte antijudaistische Stereotype seit 1945 allmahlich als Irrtum und Schuld erkannt und sind offentlich davon abgeruckt siehe Kirchen und Judentum nach 1945 Inhaltsverzeichnis 1 Neues Testament 1 1 Passionsbericht der Urgemeinde 1 2 Evangelien 1 3 Apostelgeschichte 1 4 Paulus 2 Spatantike 3 Mittelalter 4 Fruhe Neuzeit 5 19 Jahrhundert 6 Zeit des Nationalsozialismus 7 Nach 1945 7 1 Romisch katholische Kirche 7 2 EKD 7 3 Orthodoxe Kirchen 7 4 Okumene 7 5 Passionsdarstellungen 7 6 Schulbucher 7 7 Umfragen 8 Erklarungen 9 Siehe auch 10 Literatur 11 EinzelbelegeNeues Testament Bearbeiten Hauptartikel Antijudaismus im Neuen Testament Der Vorwurf des Gottesmordes schreibt Jesu Kreuzigung nicht den romischen Behorden sondern den Juden zu und versteht Jesus Christus dabei nicht nur als Sohn Gottes sondern als Gott selbst Beides ist weder historisch noch theologisch mit dem Neuen Testament NT zu belegen Dieses bezeichnet das Judentum immer mit dem Ehrennamen Israel als bleibend erwahltes Gottesvolk und Juden als Israelit en 5 Das NT verkundet Jesu Tod aufgrund der Auferstehung Jesu Christi als vom Gott Israels gewolltes universales Heilsgeschehen fur Juden und Nichtjuden also fur alle Menschen Der auf Juden bezogene Gottesmordvorwurf der ihre Bestrafung verlangt widerspricht somit der Kernbotschaft des NT 6 Gleichwohl wurde der spatere Vorwurf mit einigen Aussagen und Tendenzen des NT gerechtfertigt Passionsbericht der Urgemeinde Bearbeiten Die Passionserzahlungen der vier kanonischen Evangelien nennen drei interagierende Gruppen die in verschiedenem Mass an der Verhaftung Verurteilung Auslieferung und Kreuzigung Jesu mitwirkten die Romer als militarische Besatzungsmacht der Sanhedrin als oberste Religionsbehorde des damaligen Judentums und die Anhanger der Sadduzaer in Jerusalem Die im Kern ubereinstimmenden Textpassagen werden auf einen Passionsbericht der Jerusalemer Urgemeinde zuruckgefuhrt der bald nach Jesu Tod entstand Dieser lasst keinen Zweifel dass der romische Statthalter Pontius Pilatus durch seine Soldaten Jesus hinrichten liess weist dem damaligen Hohenpriester aber eine starke Mitverantwortung zu Der von ihm gefuhrte Sanhedrin habe Jesus festgenommen verurteilt und den Romern ausgeliefert 7 Die Urgemeinde wollte jedoch nicht primar historische Verantwortung festhalten sondern Jesu Leiden und Sterben als Gottes endgultiges Eintreten fur das erwahlte und verfolgte Volk Israel verkunden Ihr Bericht ist durchweg projudisch Darin tritt Jesus als der Menschensohn auf den das akut verfolgte Judentum seit Dan 7 13 25 EU erhoffte Ihm dem Vertreter des unter den Gewaltherrschern leidenden Israel werde JHWH beim Gericht uber alle Gewaltsysteme seine universale Herrschaft ubertragen Daran anknupfend sagt Jesus in Mk 14 41 EU nun werde der Menschensohn selbst wie in Dan 7 25 die Israeliten in die Hande der Sunder Gewaltherrscher ausgeliefert Er leidet und stirbt also mit jenem Volk das er vertritt Zuvor beim Pessachmahl das an Israels Auszug aus Agypten erinnert gibt er dem Zwolferkreis der die zwolf Stamme Israels vertritt vorweg Anteil an seiner Selbsthingabe und bezieht dabei gemass Jes 53 11 12 EU die Volker ein Dies ist mein Leib Leben fur euch dies ist mein Sterben fur die Vielen das den Bund Gottes mit Israel erneuert Mk 14 24 EU Mit dem feierlichen Schwur Mk 14 25 EU stellt er sein letztes Mahl in die Perspektive der universalen Gottesherrschaft die laut Jes 25 6 8 EU Tod und Leid weltweit uberwinden werde Im Verhor des Sanhedrin geht es laut Mk 14 58 EU um Jesu Ansage von Zerstorung und Neubau des Tempels Mk 13 2 EU vgl Jer 26 EU Da der Tempelneubau biblisch nur dem Messias zusteht fragt der Hohepriester konsequent nach Jesu Messiaswurde Nach Mk 14 62 EU bejaht Jesus die Frage und sagt den Vertretern des Judentums das Kommen des Menschensohns zu Israel habe als Gottes Volk auch nach der Tempelzerstorung eine Zukunft Um den Tempelkult zu schutzen liefert der Sanhedrin ihn den Romern aus In sprechenden Details stellt der Passionsbericht Jesus den unterdruckten und entrechteten Juden an die Seite Simon von Kyrene ein Diasporajude wird zum Frondienst des Kreuztragens gezwungen Mk 15 21 EU Gemass seinem Pessachschwur lehnt Jesus den Betaubungstrank der romischen Henker ab Mk 15 23 EU Er wird mit aufstandischen Zeloten unter dem Kreuzestitel INRI also wegen seines Eintretens fur die judische Befreiungshoffnung gekreuzigt Mk 15 26 27 EU Er erleidet stellvertretend das biblisch angekundigte befristete und unwiederholbare Endgericht ausgedruckt im Stundenschema der Zeitangaben und im Bild der Gerichtsfinsternis uber die ganze Erde Mk 15 33 EU Er schreit den Gerichtsschrei der Gottverlassenheit zugleich die offene Klage aller Unrecht leidenden Juden Mk 15 34 EU zitiert Ps 22 2 EU Der ganze Bericht sagt also Jesus der Menschensohn starb als Vertreter Israels fur und mit Israel nahm das Gericht an seiner Statt auf sich und ging in seine Leidensgeschichte ein So geschah Gottes Versohnung mit der Welt so erhielten die Volker Anteil an Israels Befreiungshoffnung Die Gottesmordtheorie folgte laut Bertold Klappert aus dem Verlust dieser israelitischen Kontur des Passionsberichts Sie war eine grundlegende Verkehrung die das abgeschlossene Gericht den Juden auferlegte die Solidaritat mit den leidenden Juden verweigerte sie verfolgte und die eigene Schuld an ihren Leiden auf das Judentum zuruck projizierte 8 Evangelien Bearbeiten Schon die Redaktion des altesten der vier kanonischen Evangelien des Markusevangeliums entlastete die romische Besatzungsmacht und belastete den Sanhedrin Unmittelbar nach Jesu Angriff auf den Opferkult im Tempel hatten die Tempelpriester seinen Tod beschlossen aber wegen der Sympathie im judischen Volk fur ihn verabredet ihn heimlich und mit List zu verhaften Mk 10 33 EU Der Sanhedrin habe ihn auf Initiative des Hohenpriesters einstimmig zum Tod verurteilt Mk 14 64 EU und dann unter einer falschen Anklage an Pilatus uberstellt Dieser habe Jesus fur schuldlos gehalten und den anwesenden Juden mehrmals seine Freilassung angeboten Dies hatten diese abgelehnt und gefordert Kreuzige ihn Diesem Druck habe Pilatus schliesslich nachgegeben Mk 15 1 15 EU Dieser Darstellung folgend verringerten die ubrigen Evangelien die Hauptverantwortung des Pilatus fur Jesu Hinrichtung weiter und verstarkten die Mitschuld des Sanhedrin So antwortet die judische Menge auf die Ruckfrage des Pilatus nach Jesu Schuld laut Mt 27 25 EU Sein Blut komme uber uns und unsere Kinder Mit diesem Blutfluch machte das Matthausevangelium Jesu judische Zeitgenossen fur die Folgen des romischen Unrechtsurteils haftbar Es folgt damit dem biblischen Tun Ergehen Zusammenhang wonach ein ungesuhnter Mord Unheil fur die jeweils lebende Generation bewirke Demgemass deuteten die Urchristen die Zerstorung Jerusalems und des Tempels im Judischen Krieg 70 n Chr als Strafe Gottes fur die Ablehnung seines Sohnes Mk 14 58 EU 15 38 EU Lk 21 24 EU 9 Das Lukasevangelium stellt Jesu Tod nach Analogie des mit und fur Israel leidenden Gerechten dar Die Bitte des Gekreuzigten um Vergebung fur seine Morder Lk 23 34 EU schliesst jeden Schuldvorwurf gegen Tatergruppen aus Sie wurde in einigen spateren NT Handschriften weggelassen wahrscheinlich um die Juden als angebliche Gottesmorder von dieser Vergebung auszunehmen 10 Das Johannesevangelium spiegelt die inzwischen vollzogene Trennung von Juden und Christen Anders als die alteren Evangelien spricht es unterschiedslos von den Juden als Gegnern Jesu Nach Joh 19 12 EU erpressten sie Pilatus kollektiv dazu Jesus hinrichten zu lassen Der Evangelist stellt sie damit typologisch als Vertreter des gottfeindlichen Aons dar den Jesu Kreuzigung und Auferstehung beendet und uberwunden habe Diese theologische Deutung seines Heilswerks setzt Israels unaufhebbare Erwahlung zum Volk Gottes jedoch gerade voraus und bestatigt das Jesuswort in Joh 4 22 EU Das Heil kommt von den Juden In einer der vom Evangelisten komponierten Reden redet Jesus daher nicht alle Juden sondern nur seine damaligen Gegner als jene an die den Teufel zum Vater hatten Joh 8 44 EU 11 Laut Joh 19 16 EU ubergab Pilatus Jesus nach dem Verhor dem Sanhedrin unter dem Hohepriester Da lieferte er ihnen Jesus aus damit er gekreuzigt wurde Sie ubernahmen Jesus Dies legt nahe dass sie Jesus selbst kreuzigen sollten Doch laut Joh 19 23 EU fuhrten eindeutig romische Soldaten die nur auf Befehl des Pilatus handeln konnten Jesu Kreuzigung aus Historisch konnte damals nur der romische Statthalter nicht der Sanhedrin Todesstrafen anordnen und vollstrecken lassen Ausserbiblische Quellen bestatigen dass nur die Romer die Kapitalgerichtsbarkeit besassen Dies stellt einen regularen Religionsprozess des Sanhedrin in Frage 12 Im Anschluss an Jules Isaac und Paul Winter beurteilen Neutestamentler heute daher mindestens den Todesbeschluss des Sanhedrin das einstimmige Todesurteil Mk 14 64 die Folter Jesu durch Ratsmitglieder Mk 14 65 die Pessachamnestie des Pilatus Mk 15 6 15 und die Selbstbezichtigung der judischen Anklager Jesu Mt 27 25 als antijudische Redaktion Diese verlagerte die historische Verantwortung fur Jesu Hinrichtung von den Romern auf die Sadduzaer und deren Anhanger in Jerusalem Hintergrund war die Situation nach der Tempelzerstorung des Jahres 70 als die Christen sich starker von den Juden abzusetzen versuchten um nicht mit ihnen von den Romern verfolgt zu werden Winter betonte dass alle die Juden scheinbar pauschal verurteilenden NT Aussagen von Urchristen judischer Herkunft stammen die sich weiter als Teil des Judentums sahen Solche Aussagen gelten daher als innerjudische Polemik im Trennungsprozess beider Religionen nicht als Ausdruck eines allgemeinen Judenhasses 13 Der Neutestamentler John Dominic Crossan halt den Prozess des Sanhedrin gegen Jesus insgesamt fur ahistorisch und erklart zur Wirkungsgeschichte Solange die Christen eine unterprivilegierte Randgruppe waren schadeten ihre Passionserzahlungen welche die Juden als schuldig am Tode Jesu hinstellten die Romer aber von jeder Schuld daran entlasteten im Grunde niemandem Doch als dann das romische Reich christlich wurde wurde die Fabel morderisch Mogen die Ursprunge der Erfindung auch erklarlich sein und die Motive ihrer Erfinder verstandlich so hat doch das Beharren auf dieser Fabel sie zu einer langandauernden Luge gemacht und um unserer eigenen Integritat willen mussen wir Christen sie endlich als solche bezeichnen 14 Apostelgeschichte Bearbeiten Die Apostelgeschichte des Lukas folgt der Darstellung der Evangelien und nennt die Jerusalemer Stadtbevolkerung und deren judische Reprasentanten als Verursacher des Todes Jesu Apg 13 27 EU Denn die zu Jerusalem wohnen und ihre Obersten haben weil sie Jesus nicht erkannten mit ihrem Urteilsspruch die Worte der Propheten die an jedem Sabbat verlesen werden erfullt Und obwohl sie nichts an ihm fanden das den Tod verdient hatte baten sie doch Pilatus ihn zu toten Das stellt die Unschuld des Opfers und das Unrecht der Tater heraus nimmt sie aber zugleich in Schutz So seien sie Werkzeug des lange vorher in der Schrift angekundigten Willens Gottes geworden Die ersten offentlichen Predigten getaufter an ungetaufte Juden in Jerusalem behaften ihre Adressaten mit einer Mitschuld am Tod Jesu um ihnen Rettung anzubieten und Umkehr zu Gott zu ermoglichen Apg 2 23f EU 15 Ihn der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben wurde habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und getotet Apg 3 15 EU Den Fursten des Lebens habt ihr getotet Apg 5 30 EU Der Gott unserer Vater hat Jesus auferweckt den ihr an das Holz gehangt und getotet habt Zugleich bekraftigen sie dass die Tater aus Unwissenheit handelten Apg 3 17 EU Nun liebe Bruder ich weiss dass ihr es aus Unwissenheit getan habt wie auch eure Obersten Diese Aussagen sind integraler Bestandteil der Verkundigung des Evangeliums Die sogenannten Hellenisten unter den Jerusalemer Urchristen begannen mit der Heidenmission lehnten den Jerusalemer Tempelkult ab und erklarten ihn mit Jesu Kreuzigung fur unwirksam So predigte Stephanus laut Apg 7 52 EU den Tempelpriestern Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren Ihr widerstrebt allzeit dem Heiligen Geist wie Eure Vater so auch ihr Welchen Propheten haben eure Vater nicht verfolgt Und sie haben getotet die da zuvor verkundeten das Kommen des Gerechten dessen Verrater und Morder ihr nun geworden seid Diese Polemik entsprach bis in die Wortwahl hinein der scharfen Kritik judischer Propheten am Gotzendienst Israels Prophetische Kultkritik gab es im Judentum seit Elija und Amos um 800 v Chr Sie war Ausdruck eines innerjudischen Konflikts zwischen verschiedenen Interessengruppen und den ihnen zugehorigen Theologien Jeremia hatte um 590 v Chr im Tempelbezirk die Zerstorung des ersten Jerusalemer Tempels angekundigt und damit sein Leben riskiert Jer 26 16 Paulus Bearbeiten Paulus von Tarsus sah die Volkermission seit seiner Berufung als seine Aufgabe an In seinem ersten Gemeindebrief schrieb er 1 Thess 2 15 EU Diese haben Jesus den Herrn und die Propheten getotet auch uns haben sie verfolgt Nur diese Stelle im NT wirft Juden kollektiv die Totung Jesu vor Angeredet sind Heidenchristen Paulus verwies sie auf die biblische Tradition vom Prophetenmord die im Judentum als Kritik an der eigenen Religion verankert war Er setzte hinzu Sie missfallen Gott und sind Feinde aller Menschen Damit ubernahm er das Klischee des Menschenhasses lat odium generis das bei nichtjudischen Bildungsschichten der Antike etabliert war und etwa beim romischen Historiker Tacitus Annales 5 5 auftaucht Den Anlass dieses Vorwurfs zeigt 1 Thess 2 16 EU Sie hindern uns daran den Heiden das Evangelium zu verkunden und ihnen so das Heil zu bringen Paulus sah sich damals durch Judenchristen an seiner Volkermission gehindert Doch sofort wies er eine Verdammung seiner Gegner zuruck Aber der ganze Zorn Gottes ist schon uber sie gekommen Dies verwies auf das schon geschehene Zorngericht Gottes das Jesus am Kreuz stellvertretend erlitten und so Menschen aus der Hand genommen habe 17 Im Brief des Paulus an die Romer Kapitel 9 11 widersprach er ultimativ der Meinung Gott habe sein erwahltes Volk Israel verstossen und den Bund mit ihm aufgekundigt Rom 11 1f 29 EU Er kennzeichnete diese Meinung als christlichen Hochmut mit dem sich die christliche Gemeinde von ihrem Ursprung trenne und damit Gottes Gnade und die biblischen Zukunftsverheissungen verliere Die Nichtanerkennung Jesu Christi durch die meisten Juden sei im Gegenteil Ansporn zur Volkermission und werde nur von Christus selbst bei seiner Wiederkunft aufgehoben werden 18 Demgemass betonte Paulus in Rom 12 19 EU Ubt nicht selbst Vergeltung Geliebte sondern lasst Raum fur das Zorngericht Gottes denn es steht geschrieben Mein ist die Vergeltung ich werde vergelten spricht der Herr Damit bekraftigte er das Verbot der Rache in der Tora Dtn 32 35 EU das auch im Gebot der Nachstenliebe Lev 19 18 EU enthalten ist 19 Doch indem die Teilaussage Die Juden haben unseren Herrn Jesus getotet aus ihrem Eigenkontext und aus der gesamten paulinischen Theologie herausgelost und von der Schuldbehaftung der beteiligten Tatergruppen getrennt wurde wirkte sie als Vorwurf einer judischen Kollektivschuld in der Kirchengeschichte weiter 20 Spatantike BearbeitenDie auf Rettung zielende urchristliche Verkundigung wurde nach der Tempelzerstorung 70 und der Vertreibung der meisten Juden aus Palastina 135 von der Substitutionstheologie abgelost Gott habe das Volk Israel endgultig verworfen und stattdessen die Kirche erwahlt Das Judentum wurde als uberholte Religion Gegenpol und Negativfolie des Christentums fixiert Diese Sicht wurde mit der innerjudischen Polemik des NT gerechtfertigt so dass Worte wie Joh 8 44 einen dem ursprunglichen Kontext entgegengesetzten Sinn erhielten Sie stempelten nun alle Juden zu satanischen Feinden Gottes und verdammten sie als ewig Verworfene Fur diese theologische Enterbung des Judentums wurde der Vorwurf einer angeblichen judischen Kollektivschuld am Tod Jesu zentraler Dreh und Angelpunkt Ab dem 2 Jahrhundert erhoben die meisten Kirchenvater und Theologen der Alten Kirche diesen Vorwurf Justin der Martyrer schrieb in seinem Hauptwerk Dialog mit dem Juden Tryphon um 160 Ihr habt ihn gekreuzigt den einzig Schuldlosen und Gerechten Ihr habt eurer Widernaturlichkeit die Krone aufgesetzt indem ihr den Gerechten den ihr getotet habt hasstet Er verband also eine historisch falsche Behauptung mit einem angeblichen aktuellen allgemeinen Christenhass der Juden Dabei berief er sich jedoch nicht auf die Evangelien sondern auf christliche Apokryphen Zudem deutete er die judische Beschneidung als Fluch mit dem Gott die Juden sichtbar aus den Volkern markiert habe um sie leichter von diesen bestrafen zu lassen 21 Um 160 klagte Bischof Melito von Sardes um 190 die Juden in seiner 1940 als Handschrift wiederentdeckten Predigt Uber das Passah wie folgt an 22 Welch schlimmes Unrecht Israel hast du getan Du hast den der dich ehrte geschandet Du bereitetest ihm spitze Nagel und falsche Zeugen und Fesseln und Geisseln und Essig und Galle und das Schwert und die Trubsal wie fur einen Raubmorder Getotet hast du den Herrn inmitten Jerusalems Horet es alle Geschlechter der Volker und sehet Unerhorter Mord geschah inmitten Jerusalem in der Stadt des Gesetzes der Hebraer der Propheten in der Stadt die fur gerecht galt Der die Erde aufhing ist aufgehangt worden der die Himmel festmachte ist festgemacht worden der das All befestigte ist am Holz befestigt worden der Gott ist getotet worden der Konig Israels ist beseitigt worden von Israels Hand Oh welch unerhorter Mord Oh welch unerhortes Unrecht Die Rede verzerrt die NT Uberlieferung von Jesu Passion indem sie spitze Nagel Geisseln Schwert von den Romern auf Juden ubertragt So macht sie diese nicht nur fur Todesurteil und Auslieferung sondern auch fur Folter und Hinrichtung Jesu verantwortlich Die Schuldanklage ist hier ein rhetorisches Stilmittel um Israels angebliche Kollektivschuld gegenuber den christlichen Predigthorern und von dort aus allen Volkern zu demonstrieren Jerusalem wird als Stadt des Gesetzes identifiziert so dass das Festhalten an diesem Gesetz als Todesursache Jesu und Unrecht erscheint Der besondere historische Justizmord an einem Juden wird zum Mord am Schopfer der Welt uberhoht so dass dieses Unrecht kosmische Dimensionen erhalt und der judische Glaube an den Schopfer als Heuchelei erscheint Dies sollte dem rabbinischen Judentum das die Tora nach dem Ende des Tempelkults als weitergeltenden Willen Gottes auslegte und bewahrte theologisch jede Daseinsberechtigung entziehen Hintergrund der Predigt war der fruhchristliche Streit um das Osterdatum Es fiel fur Melito noch mit dem 14 Nisan dem Hauptfesttag des judischen Passah zusammen Dies machte es fur ihn umso notwendiger die Uberlegenheit der christlichen gegenuber der judischen Heilslehre herauszustellen Melito uberhohte Jesu Tod zum Mord an Gott um die religiose Enterbung des Judentums als biblisch erwahltes Volk Gottes durch die Kirche zu begrunden Zudem bahnte sich im 2 Jahrhundert der innerchristliche Streit um die zwei Naturen Jesu Christi schon an Fur die orthodoxe Linie war der Mensch Jesus unmittelbar mit dem der Welt zugewandten Wesen Gottes identisch so dass alles was Menschen ihm antaten gegen Gott selbst gerichtet war Auch fur Theologen die diese Identitat Jesu mit Gott ablehnten war sein Sterben menschliche Sunde gegen Gott die aber Gottes unsterbliches Wesen nicht angreifen konne Wie den Juden erschien ihnen die Rede vom Mord an Gott daher als Gotteslasterung Erst beim Ersten Konzil von Nicaa 325 wurde dieser Streit in der Kirche zugunsten der orthodoxen Auffassung entschieden 23 Tertullian legte die Selbstverfluchung der Jerusalemer Volksmenge in Mt 27 25 gegen Paulus Rom 9 11 als weiterwirkenden Fluch aus De Oratione 14 um 200 das Blut der Propheten und des Herrn selbst klebt an ihnen den Juden bis in alle Ewigkeit 24 Dieser Auslegung folgte Origenes Matthauskommentar um 245 Nicht an jenen nur die seine Zeitgenossen waren furwahr an allen kunftigen judischen Geschlechtern haftet das Blut Jesu bis ans Ende aller Zeiten 25 Die Didaskalia Apostolorum 280 lasst Jesus Christus gebieten Ihr sollt an ihrer der Juden Stelle fasten denn an diesem Tag wahrend ihres Osterfestes haben sie mich gekreuzigt Damit wurde der Vorwurf Bestandteil der christlichen Unterweisung fur Kirchenlehrer Jedoch verlangte der Text auch die Juden trotz ihres angeblichen Christenhasses Bruder zu nennen Die dogmatische Abgrenzung vom Judentum begrundete damals noch keine allgemeine soziale Distanz 26 Ephraem der Syrer 306 373 rechtfertigte die Ausgrenzung von Judenchristen aus der Kirche und damalige Judenpogrome mit der Gottesmordthese Heil dir hehre Kirche die du nun frei bist vom Gestank der stinkenden Juden Vertreib das Judenvolk Es hat das Blut Gottes vergossen nun wird sein Blut vergossen 27 Eusebius von Caesarea begrundete in seiner Kirchengeschichte verfasst nach 324 die These die Zerstorung des judischen Tempels durch Romer im Jahr 70 Landverlust und Zerstreuung der Juden unter die Volker 135 seien Gottes Strafe fur ihren angeblichen Mord an Jesus Christus gewesen Er berief sich dazu auf die biblische Geschichtstheologie besonders auf das Deuteronomistische Geschichtswerk 28 Bis zur gesetzlichen Anerkennung der Kirche als romische Staatsreligion 380 wurde der Gottesmordvorwurf zum festen Stereotyp in den Adversus Iudaeos Texten gegen die Juden altkirchlicher Theologen und Amtstrager darunter Prudentius Hilarius von Poitiers Gregor von Nyssa Ambrosius von Mailand Epiphanios von Salamis Kyrill von Jerusalem und weitere 29 Hieronymus identifizierte den Messias den die Juden nach Jesus weiter erwarteten um 400 mit dem Antichrist und erklarte aus dem Gottesmord das gegenwartige Elend der seit der Tempelzerstorung in der Welt zerstreuten Juden 30 Welches Verbrechens welches fluchwurdigen Vergehens wegen hat Gott seine Augen von euch abgewandt Wisst ihr es nicht Denkt an das Wort eurer Vater Sein Blut komme uber uns und unsere Kinder Mt 27 25 Kommt lasst uns ihn toten und unser wird das Erbe sein Mk 12 7 Wir haben keinen Konig ausser dem Kaiser Joh 19 15 Nun habt ihr was ihr gewahlt habt Bis zum Ende der Welt werdet ihr dem Kaiser dienen bis die Fulle der Heiden sich bekehrt Dann wird auch ganz Israel gerettet werden Rom 11 25f aber was einst Kopf wart wird jetzt zum Schwanz werden Damit rechtfertigte er die aktuelle und dauernde Unterdruckung der Juden im romischen Kaiserreich Ihre jenseitige Errettung machte er vom Erfolg der christlichen Volkermission abhangig die zugleich den Antijudaismus globalisieren sollte Johannes Chrysostomos schrieb um 390 in der sechsten seiner Predigten adversus Iudaeos die sich indirekt gegen judaisierende Christen richteten 31 Weil ihr Christus getotet habt weil ihr gegen den Herrn die Hand erhoben habt weil ihr sein kostbares Blut vergossen habt deshalb gibt es fur euch keine Besserung mehr keine Verzeihung und auch keine Entschuldigung Denn damals ging der Angriff auf Knechte auf Mose Jesaja und Jeremia Wenn auch damals gottlos gehandelt wurde so war das was verubt wurde noch kein todeswurdiges Nun aber habt ihr alle alten Untaten in den Schatten gestellt durch die Raserei gegen Christus Deshalb werdet ihr auch jetzt mehr gestraft Denn wenn dies nicht die Ursache eurer gegenwartigen Ehrlosigkeit ist weshalb hat euch Gott damals ertragen als ihr Kindesmord begangen habt wohingegen er sich jetzt da ihr nichts derartiges verubt von euch abwendet Also ist klar dass ihr mit dem Mord an Christus ein viel schlimmeres und grosseres Verbrechen begangen habt als Kindesmord und jegliche Gesetzesubertretung Augustinus von Hippo schrieb in De Civitate Dei 420 32 Die Juden aber die Christus dem Tod uberliefert haben und nicht an ihn glauben wollten dass er sterben und auferstehen musse dienen uns von den Romern noch unheilvoller heimgesucht und aus ihrem Reiche wo ohnehin bereits Auslander uber sie herrschten mit der Wurzel ausgerottet und uber alle Lander zerstreut durch ihre Schriften zum Zeugnis dass die Weissagungen uber Christus kein Machwerk der Christen sind Demnach hatten die Juden zur Strafe fur Jesu Auslieferung bzw Kreuzigung und fur ihren Unglauben an seine Messianitat ihren eigenen Staat und Tempelkult verloren seien unter alle Volker zerstreut und den Christen unterworfen worden Diese Knechtschaft sei gottgewollt damit die Juden durch ihr Dasein und ihre biblischen Schriften die uberlegene Wahrheit des Christentums bis zum Ende der Welt immer neu bestatigen mussten Diese Ansichten wurden im 5 Jahrhundert Allgemeingut der christlichen Theologie vertreten auch von Tiro von Aquitanien um 455 und Cassiodor um 583 Papst Leo der Grosse 461 bildete damals bereits eine sehr seltene Ausnahme Er zitierte in seinen Passionspredigten nicht nur die Selbstverfluchung Mt 27 25 sondern auch die Vergebung Jesu fur seine Morder Lk 23 34 bezog diese also auch auf das Judentum Dass Romer Jesus gefoltert und zusammen mit anderen Juden gekreuzigt hatten wurde kaum noch erwahnt und in seinen Folgen fur das Verhaltnis der Kirche zum Staat nicht mehr bedacht 30 Kaiser Justinian I entzog den Juden des Romischen Reiches 537 mit einem Edikt alle burgerlichen und religiosen Rechte weil die Kreuzigung Jesu Christi eine untilgbare Schuld sei 33 Mittelalter BearbeitenIm Fruhmittelalter hatte sich der Gottesmordvorwurf fur die christliche Theologie zur Lehre verfestigt und wurde als nicht mehr hinterfragte Tatsache kolportiert Das Evangelium der zwolf Apostel eines unbekannten Autoren aus dem 7 Jahrhundert vertritt die Substitutionstheologie und kennzeichnet die Juden als Gottesmorder und Bosewichte die die Zerstorung Jerusalems verschuldet hatten 34 Erzbischof Agobard von Lyon 840 legte den Juden in seinen um 825 verfassten antijudischen Polemiken zahlreiche Verbrechen zur Last Er setzte wie 400 Jahre zuvor Johannes Chrysostomos einen kriminellen Charakter aller Juden voraus den er auf ihren Gottesmord zuruckfuhrte Diesen Vorwurf fuhrte er als Faktum an ohne ihn naher zu begrunden Auch Hrabanus Maurus 856 Erzbischof von Mainz und Petrus Damiani 1072 sprachen von Juden allgemein nur als verruchtem Volk und Christusmordern Dabei waren sie anders als Agobard keineswegs fanatische Judenfeinde Dies traf jedoch auf den Benediktiner Abt Rupert von Deutz 1129 zu der um 1120 ein fiktives Streitgesprach zwischen einem Christen und einem Juden verfasste 35 Wahrend der Kreuzzuge fuhrte der Gottesmordvorwurf zur akuten Bedrohung des gesamten Judentums Christliche Anfuhrer des ersten Kreuzzugs rechtfertigten ihre Massaker an Judengemeinden auf dem Weg nach und in Palastina als Rache fur den angeblichen Gottesmord der Juden Gottfried von Bouillon etwa schwor nach zeitgenossischen Quellen nicht die Heimat zu verlassen ohne das Blut seines Gottes an dem Blut Israels zu rachen von allem was den Namen Jude tragt nicht Rest noch Fluchtling am Leben zu lassen 36 Im Hochmittelalter wurden aus der verfestigten Gottesmordthese weitere antijudaistische Motive abgeleitet vor allem die Ritualmordlegenden und Geruchte vom Hostienfrevel Beide beruhten auf dem Gedanken die Juden seien als wesensmassige Feinde des wahren Gottes Jesus Christus kollektiv zur Wiederholung des Christusmords an christlichen Kindern oder kirchlichen Sakramenten gezwungen Auch die Vorwurfe des Wuchers und der Brunnenvergiftung damonisierten und kriminalisierten die Christusmorder als Christenmorder 37 Damals wurde der Gottesmordvorwurf auch in der christlichen Ikonographie verbreitet zum Beispiel wurde der romische Soldat der den gekreuzigten und schon toten Jesus nach Joh 19 34 mit einer Lanze durchbohrte seit dem 12 Jahrhundert mit einem Judenhut dargestellt 38 Diese Stereotype wurden im Hochmittelalter besonders in der Karwoche und bei Epidemien haufig zum Anlass fur lokale und regionale Vertreibungen Einzelmorde und Pogrome an Judengemeinden genommen Das Gottesmord Stereotyp diente danach wiederum oft dazu diese Judenverfolgungen als selbstverursachten Fluch zu rechtfertigen Fruhe Neuzeit BearbeitenJohannes Pfefferkorn verfasste nach seiner Konversion zum Christentum 1504 eine Serie antijudischer Schmahschriften in denen er die Juden als angebliche Gottesmorder fur alle Ubel der mittelalterlichen Gesellschaft ja der ganzen Welt verantwortlich machte 39 Er liess 1509 im Auftrag des Kaisers alle judischen religiosen Schriften im Rheinland beschlagnahmen um sie verbrennen zu lassen Der Hebraist und Humanist Johannes Reuchlin trat dem als Gutachter einer kaiserlichen Untersuchungskommission ab 1510 entgegen Er teilte die Legenden von Hostienfrevel Ritualmord und Brunnenvergiftung nicht vertrat aber die Ansicht die gegenwartige bedrohte Randlage der Juden in der mittelalterlichen Gesellschaft sei eine Strafe fur ihren angeblichen Mord an Jesus 40 Diese Lage sei nicht veranderbar solange sie Jesus nicht als Messias anerkennen wurden 37 Martin Luther der Initiator der Reformation beschrieb das Judentum bereits in fruhen exegetischen Kommentaren als Beispiel und Anstifter der menschlichen Sunde der Werkgerechtigkeit und Selbsterlosung Doch er glaubte Juden und Heiden hatten Jesus Christus gemeinsam ans Kreuz geschlagen und darin verwirkliche Gott seine Gnade Deshalb traten die Gottesmordthese und davon abgeleitete antijudaistische Legenden von Hostienfrevel und Ritualmorden bei Luther zuruck So ersetzte er die katholische Vorlage des Passionshymnus in den Improperien der Karfreitagsliturgie die Judas Iskariot und die Juden als Christusmorder verfluchte um 1520 durch folgenden Text Unser grosse Sunde und schwere Missetat Jesum den wahren Gottes Sohn ans Kreuz geschlagen hat Drumb wir dich armer Juda darzu der Juden Schar Nicht feindlich durfen schelten Die Schuld ist unser zwahr Kyrie eleison Dem Lutherforscher Heiko Augustinus Oberman zufolge versuchte Luther damit jener Hass einpeitschenden Passionsfrommigkeit an die Wurzeln zu gehen die im christlichen Europa die Karwoche fur Juden jahrhundertelang zur besonderen Schreckenszeit gemacht hat 41 Aber Luther zahlte alle Juden zu den verstockten kaum bekehrbaren Feinden der Gnade Gottes in Christus vor allem weil sie Gottes Heilsangebot auch nach Jesu Kreuzigung und Auferstehung mehrheitlich abgelehnt hatten 42 1523 lehnte er Zwangstaufen von Juden entschieden ab und warb dafur sie durch uberzeugende Kirchenreformen zum evangelischen Glauben zu bekehren Seit 1526 nach enttauschten Missionshoffnungen und rabbinischer Kritik an seiner Bibelexegese anderte er diese Haltung diametral In seiner Schrift Von den Juden und ihren Lugen 1543 griff er fast alle damaligen antijudaistischen Stereotype auf und verscharfte sie Als Beleg fur eine angebliche angeborene Mordlust der Juden an Christen behauptete er sie hatten schon Jesus aus Hass und Neid verdammt und getotet 43 Damit wollte er nicht zu Pogromen aufrufen sondern die evangelischen Fursten zum Vertreiben der Juden oder Arbeitszwang fur sie bewegen siehe Martin Luther und die Juden Auch als Reaktion auf die Reformation die sie zum Teil als von den Juden angestiftet ansahen bekraftigten spatere Papste die kirchlichen antijudaistischen Dogmen Papst Paul IV verpflichtete die Juden mit der Bulle Cum nimis absurdum 14 Juli 1555 dazu in Ghettos zu leben Denn sie seien durch ihre Schuld zu ewiger Sklaverei verdammt Wenige Tage nach Bekanntgabe der Bulle wurden in Ancona 24 aus Portugal geflohene Marranos also zwangsbekehrte Juden verbrannt 1566 erneuerte Pius V die Bulle mit Gottesmordargumenten und verbot jeden Kontakt zwischen Neuchristen getauften Juden und Juden 44 19 Jahrhundert BearbeitenIm 19 Jahrhundert entstand mit dem europaischen Nationalismus auch der moderne sozialdarwinistische und rassistische Antisemitismus Obwohl er sich vom religiosen Antijudaismus abgrenzte um seine Judenfeindlichkeit pseudowissenschaftlich zu begrunden blieb er dem Stereotyp des Gottesmordes verhaftet So knupfte Karl Eugen Duhring an die christliche Ritualmordlegende an und deutete sie zum Mord an den christianisierten Volkern um Die Juden verstehen das Christenthum gern so dass sich die modernen Volker von den Juden sollen kreuzigen lassen Christliche Judengegner kolportierten die These vom Gottesmord parallel dazu weiter und lieferten Antisemiten damit ein zentrales Argument So war es bei christlichen Autoren die sich gegen Antisemiten abgrenzten ublich die Zerstreuung der Juden im Romischen Reich als wohlverdiente Strafe fur den Messiasmord darzustellen so bei Rudolf Kleinpaul Alt in Neujerusalem Franz Kayser Die Ausbeutung der christlichen Konfessionen und politischen Parteien durch die Juden Carl Fey Bausteine zur Geschichte des Antisemitismus J G A Walch Die Judenfrage Der Jesuit Theodor Granderath 1839 1902 etwa fuhrte dazu angelehnt an die im 17 Jahrhundert verbreitete Legende vom Ewigen Juden aus Eine Erklarung der Thatsache der ewigen Heimatlosigkeit der Juden ist einzig und allein jene Erklarung welche sich dem Christen wie von selbst bietet Der allmachtige Gott und Herr der Volker hat dieses Volk welches seinem Berufe nicht entsprochen und den Messias verworfen und gekreuzigt zur Strafe zur ewigen Heimatlosigkeit verurtheilt Max Bergedorf schrieb 1884 Das Gefangnis der Juden Nicht ein Recht menschlicher Notwehr sondern eine Pflicht christlichen Gehorsams Juden seien zur Strafe fur den Messiasmord als Straflinge Gottes unter die christlichen Nationen zerstreut worden die judische Emanzipation sei also eine unerlaubte Gefangenenbefreiung Daher musse diese vollig zuruckgenommen die Juden mussten radikal aus dem Staatsleben ausgeschieden und der christliche Staat musse erneuert werden 45 Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenIn der Aufstiegsphase des Nationalsozialismus vereinnahmte die NS Propaganda die Gottesmordthese fur ihren eliminatorischen Antisemitismus und fur den Hitlerkult So stilisierte Julius Streicher Adolf Hitler 1923 nach dem gescheiterten Hitler Ludendorff Putsch zum von Juden gekreuzigten und wiederauferstehenden Messias des deutschen Volkes Der Retter kommt nicht von dort her wo man mit dem Worte Christentum den grossten Volksbetrug begeht auch nicht von dort her wo deutsche Menschen im Dienst der Golgathamorder stehen Ich konnte ihnen den Namen des Mannes nennen der Deutschland retten wird Vor und nach 1933 deutete er das Gottesmordmotiv in zahlreichen Artikeln des Hetzblattes Der Sturmer zum Rassenmord durch Rassenschande um 46 Ab 1933 rechtfertigten Christen aller Konfessionen die staatliche Verfolgung der Juden als Folge des angeblichen Gottesmordes durch den sie einen angeblichen Fluch auf sich gezogen hatten Diese Theorie vertraten damals fuhrende Vertreter der Hermannsburger Mission darunter deren Grunder Louis Harms 47 Auch Dietrich Bonhoeffer schrieb in seinem Aufsatz Die Kirche vor der Judenfrage vom April 1933 als Reaktion auf den Judenboykott Niemals ist in der Kirche Christi der Gedanke verloren gegangen dass das auserwahlte Volk das den Erloser der Welt ans Kreuz schlug in langer Leidensgeschichte den Fluch seines Leidens tragen muss Dennoch rief er die Kirche zum Schutz der Menschenrechte fur verfolgte Minderheiten wie die Juden auf zu dem sie von Jesus Christus her unbedingt verpflichtet sei 48 Das von ihm im August 1933 mitverfasste Betheler Bekenntnis begrundete dies so Die Gemeinschaft der zur Kirche Gehorigen wird nicht durch das Blut und also auch nicht durch die Rasse sondern durch den Heiligen Geist und die Taufe bestimmt Wenn die deutsche evangelische Kirche die Judenchristen ausschliessen oder als Christen zweiter Klasse behandeln wurde wurde sie aufgehort haben christliche Kirche zu sein Wir verwerfen jeden Versuch die geschichtliche Sendung irgendeines Volkes mit dem heilsgeschichtlichen Auftrag Israels zu vergleichen oder zu verwechseln Es kann nie und nimmer Auftrag eines Volkes sein an den Juden den Mord von Golgatha zu rachen 49 Bonhoeffer begrusste diese von Wilhelm Vischer verfasste Passage als klare Abgrenzung vom Rassismus und Antisemitismus der Deutschen Christen Als lutherische Theologen die Passage umformulierten zog er seine Unterschrift fur den Gesamttext zuruck 50 Infolge der Novemberpogrome 1938 zu denen die Bekennende Kirche BK schwieg begann er sich von deren antijudaistischer Tradition abzuwenden Laut dem spateren Bonhoefferbiografen Eberhard Bethge widersprach Bonhoeffer als ihr Ausbilder Vikaren der BK Die Synagogenzerstorung sei kein Fluch Gottes uber die Juden wegen der Kreuzigung Jesu Christi sondern ein reines Gewaltverbrechen in dem der Nationalsozialismus sein wahres gottloses Gesicht gezeigt habe Anschliessend sagte er zu den NT Stellen Mt 27 25 und Lk 23 28 auf die die Fluchtheorie gestutzt wurde Die Urchristen hatten nicht alle Juden sondern nur die damaligen Theologen den Hohen Rat und die damalige staatliche Obrigkeit die Romer fur Jesu Hinrichtung verantwortlich gemacht Zudem verwies er auf Gottes bleibende Verheissung fur sein erwahltes Volk nach Rom 9 11 Schon im Dezember 1937 hatte er Sach 2 12 Wer euch antastet der tastet meinen Gottes Augapfel an auf verfolgte Juden nicht mehr nur auf Jesu Nachfolger bezogen 51 Vertreter des katholischen Hilfswerks fur Juden beim Ordinariat Berlin beschrieben am 5 September 1941 die Besorgnisse die das Staatsgesetz zum Tragen des Judensterns auch unter Judenchristen ausgelost hatte Dem Bericht zufolge waren judische Konvertiten bereit den Judenstern auch in katholischen Gottesdiensten zu tragen sie erkennen darin eine ihnen von Gott geschenkte Moglichkeit durch ihr allen Gefahren aller Verfolgung zum Trotz unbeirrt treues auch ausserlich erkennbares Sich Bekennen zur Wahren Kirche Christi suhnen zu durfen was das Judenvolk an Christus gesundigt hat Damit ubernahmen christliche Judenretter damals die antijudaistische These die Konversion einzelner Juden sei eine Suhne fur den angeblichen Gottesmord aller Juden 52 Der damalige Papst Pius XII vertrat die Gottesmordtheorie in seiner Weihnachtsansprache an die Kardinale 1942 als der Holocaust im Vatikan bekannt war 53 Nach 1945 Bearbeiten Hauptartikel Kirchen und Judentum nach 1945 Romisch katholische Kirche Bearbeiten Der antijudaistische Gottesmordvorwurf blieb wahrend und nach der NS Zeit in den Kirchen prasent und wurde von kirchlichen Theologen immer wieder mit tendenzioser psychologisierender Exegese der Passionsberichte gerechtfertigt So behauptete der romisch katholische Neutestamentler Pierre Benoit in seinem Buch Der Prozess Jesu 1940 Jesus sei kein politischer Aufruhrer gewesen Pilatus habe dies gemerkt und dem Drangen der Juden nach Moglichkeit widerstanden schliesslich aber nachgegeben weil er eingeschuchtert gewesen sei Die Juden sind insofern verantwortlich als sie den Tod Jesu gewollt und mit moralischer Notigung durchgesetzt haben An dieser objektiv historischen Tatsache ist nicht zu rutteln In diesem Sinne ist die Bezeichnung Gottesmorder nur berechtigt Was die Juden taten war objektiv Gottesmord weil der Mensch den sie toten liessen nach unserem Glauben wirklich Gott ist 54 Im Anschluss an Benoit beschrieb der katholische Neutestamentler Josef Blinzler den Sanhedrin als treibende Kraft der Hinrichtung Jesu Der Prozess Jesu 1951 Die Vertreter der Juden hatten von vornherein einen Justizmord geplant darum Jesus wegen Blasphemie einstimmig zum Tod verurteilt ihn gegenuber Pilatus absichtlich falschlich als politischen Aufruhrer angezeigt und seine Freilassung durch Drohungen eines Mobs verhindert Dies fuhrte er auf eine boswillige Einstellung der Ratsmitglieder zuruck Sie hatten die Vernichtung Jesu um jeden Preis gewollt 55 Michael Schmaus schrieb in seiner Katholischen Dogmatik 1958 Die Juden mussten sich an Jesus stossen Das Unbehagen wuchs zum Hass gegen ihn Sie beschlossen sich dieses Beunruhigers zu entledigen und toteten ihn Es das ganze judische Volk nahm in der entscheidenden Stunde die Schuld bewusst und mit allen Folgen auf sich Mt 27 25 In der Hinrichtung Christi besiegelte das ganze Volk die Ablehnung des Gottesboten Es stellte sich damit unter das Gericht unter dem jeder bleibt der im Unglauben Christus ablehnt 56 Romano Guardini schrieb 1964 So fuhlen sie die Juden dass er Jesus nicht Geist von ihrem Geist ist und ruhen nicht bis sie ihn aus dem Weg geraumt haben 57 Das Zweite Vatikanische Konzil ruckte mit der Denkschrift Nostra aetate von 1965 erstmals von dieser jahrhundertelangen Gottesmordlehre ab Obgleich die judischen Obrigkeiten mit ihren Anhangern auf den Tod Christi gedrungen haben kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen Auch hat ja Christus wie die Kirche immer gelehrt hat und lehrt in Freiheit um der Sunden aller Menschen willen sein Leiden und seinen Tod aus unendlicher Liebe auf sich genommen damit alle das Heil erlangen So ist es die Aufgabe der Predigt der Kirche das Kreuz Christi als Zeichen der universalen Liebe Gottes und als Quelle aller Gnaden zu verkunden 58 Die Denkschrift war gerade auch wegen dieser Passage bis zuletzt umstritten Bischof Luigi Maria Carli forderte als Wortfuhrer einiger konservativer Bischofe den Begriff Gottesmord festzuhalten da auch die heutigen Juden weiter kollektiv schuldig an Jesu Tod seien Nachdem auch Papst Paul VI in einer Predigt davon sprach dass die Juden Jesus getotet hatten 59 forderten vor allem die Kardinale Franz Konig und Augustin Bea den Gottesmordvorwurf ausdrucklich im Text zuruckzuweisen Ihr Vorstoss hatte schliesslich Erfolg 60 Der in der Vorlage enthaltene Satz das judische Volk konne nicht mehr als Volk der Gottesmorder bezeichnet werden wurde aus der Endfassung gestrichen 61 Die Denkschrift erwahnte weder den Holocaust noch kirchliche Mitschuld daran noch kirchliche Amtstrager und Theologen die die Gottesmordthese seit Jahrhunderten gelehrt verbreitet und damit dem Antisemitismus ein wesentliches Argument geliefert hatten Diese Folgen wurden nur allgemein abgelehnt Im Bewusstsein des Erbes das sie mit den Juden gemeinsam hat beklagt die Kirche die alle Verfolgungen gegen irgendwelche Menschen verwirft nicht aus politischen Grunden sondern auf Antrieb der religiosen Liebe des Evangeliums alle Hassausbruche Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus die sich zu irgendeiner Zeit und von irgend jemandem gegen die Juden gerichtet haben 62 In der katholischen Praxis und Volksfrommigkeit blieb das Gottesmordmotiv auch nach den Reformen des Konzils prasent So enthielt die Ausgabe des Neuen Stundenbuchs der Diozesen Salzburg Zurich und Trier bis 1971 einen Psalmenkommentar Augustins in dem dieser die Gottesmordtheorie begrundete 63 Der Katholische Erwachsenen Katechismus von 1997 weist die Gottesmordlehre mit Bezug auf Nostra Aetate zuruck Die Juden sind fur den Tod Jesu nicht kollektiv verantwortlich Berucksichtigt man wie geschichtlich verwickelt der Prozess Jesu nach den Berichten der Evangelien ist und wie auch die personliche Schuld der am Prozess Hauptbeteiligten von Judas dem Hohen Rat von Pilatus die Gott allein kennt sein mag so darf man nicht die Gesamtheit der Juden von Jerusalem dafur verantwortlich machen trotz des Schreiens einer manipulierten Menge Mk 15 11 und ungeachtet der allgemeinen Vorwurfe in den nach Pfingsten erfolgenden Aufrufen zur Bekehrung Apg 2 23 36 3 13 14 4 10 5 30 7 52 10 39 13 27 28 1 Thess 2 14 15 Als Jesus ihnen vom Kreuz herab verzieh Lk 23 24 entschuldigte er wie spater auch Petrus die Juden von Jerusalem und sogar ihre Fuhrer mit ihrer Unwissenheit Apg 3 17 Noch weniger darf man den Schrei des Volkes Sein Blut komme uber uns und unsere Kinder Mt 27 25 der eine Bestatigungsformel darstellt Apg 5 28 18 6 zum Anlass nehmen die Schuld auf die Juden anderer Lander und Zeiten auszudehnen 64 Die traditionalistische Piusbruderschaft lehnt die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils ab besonders Nostra Aetate Im Kontext der Debatte um die Karfreitagsfurbitte und Wiederaufnahme der Piusbischofe in die romisch katholische Kirche bekraftigte der damalige deutsche Distriktobere Franz Schmidberger im Dezember 2008 die vorkonzilische Enterbungs und Gottesmordlehre Mit dem Kreuzestod Christi ist der Vorhang zerrissen der Alte Bund abgeschafft wird die Kirche aus der durchbohrten Seite des Erlosers geboren Damit sind die Juden unserer Tage nicht nur nicht unsere alteren Bruder im Glauben wie der Papst bei seinem Synagogenbesuch in Rom 1986 behauptete sie sind vielmehr des Gottesmordes mitschuldig so lange sie sich nicht durch das Bekenntnis der Gottheit Christi und durch die Taufe von der Schuld ihrer Vorvater distanzieren 65 EKD Bearbeiten Die 1945 gegrundete Evangelische Kirche in Deutschland EKD begann nur ganz allmahlich die kirchliche Mitschuld an der Judenvernichtung zu reflektieren In ihren ersten Schulderklarungen war weder vom Holocaust noch von Antijudaismus und Antisemitismus die Rede Vielmehr setzte sie die Gottesmord und Substitutionstheologie zunachst ungebrochen fort So formulierte der Bruderrat der EKD 1948 ein Wort zur Judenfrage in dem es hiess Indem Israel den Messias kreuzigte hat es seine Erwahlung verworfen Die Erwahlung Israels ist durch und seit Christus auf die Kirche aus allen Volkern aus Juden und Heiden ubergegangen Zwar seien alle Menschen am Tod Christi mitschuldig so dass Christen Juden nicht als Alleinschuldige brandmarken durften Doch die folgenden Satze betrachteten das bestehende Judentum nur als Zeugen des Gerichtes Gottes und verknupften es mit dem Holocaust Dass Gottes Gericht Israel in der Verwerfung bis heute nachfolgt ist Zeichen seiner Langmut Dass Gott nicht mit sich spotten lasst ist die stumme Predigt des judischen Schicksals uns zur Warnung den Juden zur Mahnung ob sie sich nicht bekehren mochten zu dem bei dem allein auch ihr Heil steht 66 Diese ausserst zynischen antisemitischen Satze gaben den Juden selbst die Schuld an ihrer Vernichtung und deuteten den Holocaust implizit als Strafe Gottes fur den angeblichen judischen Gottesmord die die Juden zur Aufgabe ihres Judeseins bewegen solle 67 Unter dem Eindruck einer erneuten Reihe antisemitischer Angriffe erklarte die Synode von Weissensee 1950 dagegen Wir glauben dass Gottes Verheissung uber dem von ihm erwahlten Volk Israel auch nach der Kreuzigung Jesu Christi in Kraft geblieben ist 68 Damit widerrief eine offizielle kirchliche Stellungnahme der EKD erstmals die aus dem Gottesmord abgeleitete Fluchtheorie Der Folgepassus zeigte die Schwierigkeiten der Beteiligten eine kirchliche Mitschuld zu benennen Wir bekennen uns zu der Schuld der Deutschen die vor dem Gott der Barmherzigkeit durch den Massenmord an den Juden handelnd oder schweigend schuldig geworden sind Auch dies ging einigen Kirchenfuhrern auf der Synode zu weit 69 Dennoch vollzog sich in den Grosskirchen beeinflusst vom judisch christlichen Dialog eine Abkehr vom Antijudaismus So uberraschte die judische Holocaustforscherin Eva Gabriele Reichmann ihre evangelischen Zuhorer beim Kirchentag 1961 mit der Frage Warum sind seit eh und je die Juden als Christusmorder bezichtigt aber nicht als Christusgeber gepriesen worden Liegt dem nicht die niederdruckende Tatsache zugrunde dass die Menschen zumal in Gruppen zusammengeschlossen lieber hassen als lieben lieber schmahen als anerkennen 70 Im evangelischen Bereich wurde der Synodalbeschluss der Rheinischen Landeskirche von 1980 wegweisend fur eine entschiedene Revision judenfeindlicher Dogmen die vom Bekenntnis kirchlicher Mitschuld am Holocaust ausging Orthodoxe Kirchen Bearbeiten Orthodoxe Kirchen haben sich bisher kaum von der traditionellen Gottesmordthese distanziert Am 6 Dezember 2011 verurteilte mit Chrysostomos II von Zypern erstmals ein orthodoxer Erzbischof die Theorie einer judischen Kollektivschuld am Tod Jesu 71 Okumene Bearbeiten Bei der Konferenz von Seelisberg einem internationalen Treffen von Juden und Christen in der Schweiz 1947 formulierten die Teilnehmer einen Aufruf an die Kirchen Seelisberger Thesen um deren Beziehungen zum Judentum weltweit neu zu ordnen Als dafur wesentliche theologische Themen benannten sie den Glauben an einen Gott die judische Herkunft Jesu und der Kirche die Uberwindung des Gottesmord Vorwurfs durch eine differenzierte Darstellung der Passion Jesu und die Zuruckweisung der These von der Verwerfung des judischen Volkes 72 Der Okumenische Rat der Kirchen ORK verwarf bei seiner Grundung 1948 den Antisemitismus als Sunde gegen Gott und die Menschen und rief alle Mitgliedskirchen auf dem entgegenzutreten Die dritte Vollversammlung des ORK in Neu Delhi 1961 wies die Gottesmordthese in einer zusatzlichen Erklarung zuruck In der christlichen Unterweisung sollen die geschichtlichen Tatsachen die zur Kreuzigung Jesu Christi fuhrten nicht so dargestellt werden dass sie dem judischen Volk von heute eine Verantwortung auferlegen die uns der Menschheit als Ganzer zur Last fallt 73 Passionsdarstellungen Bearbeiten Mittelalterliche Passionsspiele waren didaktische Mittel um christliche Dogmen theatralisch anschaulich zu vermitteln die bekannten antijudaistischen Stereotype zu uberliefern und so den Gegensatz zwischen Christen und Juden polarisierend und hetzerisch einzuscharfen Im Donaueschinger Passionsspiel ab 1470 und im Frankfurter Passionsspiel ab 1493 wurde der Gottesmord besonders grausam inszeniert Zum Schluss rief die Hauptfigur Christiana das Publikum auf die schandliche Tat am falschen judischen Rat zu rachen Den Juden ruft sie zu sie seien zur grossen Schande auf Erden geboren und mussten ewig verloren sein 74 Passionsfestspiele in Suddeutschland Tirol und der Schweiz haben antijudaistische Stereotype wie den Gottes bzw Christusmord jahrhundertelang verbreitet und wurden auch von den Nationalsozialisten dazu benutzt 75 Kritik daran wurde nach 1945 nur allmahlich laut Die Gestalter der Oberammergauer Passionsspiele berucksichtigten solche Kritik gegen grosse lokale Widerstande seit 1977 Erst im Auffuhrungsjahr 2000 wurden Passagen aus den Textvorlagen gestrichen die die Juden als Gottes bzw Christusmorder dargestellt hatten 76 Johann Sebastian Bachs Passionsmusik etwa die Matthauspassion und die Johannes Passion wurden antijudaistisch rezipiert betonen aber den selbstbestimmten Weg Jesu ans Kreuz der Gottes Willen erfulle 77 Der Text zur Johannespassion der die Juden als Christusmorder darstellt lehnt sich an die traditionelle lutherische Judenpolemik an Darauf verweisen neuere Werkeinfuhrungen und fordern beim Anhoren zum Gedenken kirchlicher Mitschuld am Holocaust auf 78 Schulbucher Bearbeiten Der Kirchenhistoriker Jules Isaac dessen Forschung die Erklarung Nostra Aetate wesentlich beeinflusste bewies 1962 dass die meisten franzosischen katholischen Schulbucher damals weiterhin die traditionelle antijudaistische Lehre der Verachtung verbreiteten 79 darunter das Stereotyp Juden seien Gottesmorder 80 Einzelne deutsche Schulbucher weisen seit dem Jahr 1988 darauf hin dass der Gottesmordvorwurf jahrhundertelang Judenverfolgungen rechtfertigte 81 Umfragen Bearbeiten Der Historiker Daniel Jonah Goldhagen verwies 2004 auf reprasentative Umfragen von 1985 Danach bejahten 25 der befragten Deutschen 33 der Osterreicher und fast 50 der Italiener den Vorwurf die Juden seien kollektiv Schuld an Jesu Kreuzigung oder wiesen dies nicht zuruck 82 Goldhagen forderte deshalb 450 von ihm als antisemitisch beurteilte Passagen aus dem NT zu streichen Dies verstarkte die kirchliche und offentliche Debatte um diese NT Stellen und den Umgang damit 83 Regelmassige reprasentative Umfragen der Anti Defamation League in einigen Staaten Europas und den USA ergaben kontinuierlich erhebliche Zustimmung zu der Aussage The Jews are responsible for the death of Christ Die Juden sind fur den Tod Christi verantwortlich Jahr Spanne Europaischer Durchschnitt Deutschland USA Belege 84 2005 13 39 20 18 30 85 Mai 2007 13 39 20 13 86 Juli 2007 17 26 20 27 87 88 2009 11 48 23 15 29 89 88 2011 31 88 2012 14 46 22 14 90 2013 25 88 2014 31 91 2016 31 88 Erklarungen BearbeitenKirchliche Dokumente die nach 1945 von der Gottesmordtheorie abruckten und christliche Mitschuld an der Shoa bekannten enthielten kaum Erklarungen dafur aus welchen historischen gesellschaftlichen und theologischen Grunden es trotz der Heilsbotschaft des NT zu deren antijudaistischer Verkehrung kommen konnte Einige evangelische Theologen fordern daher die Analysen und Ergebnisse der neueren Antisemitismusforschung in den Kirchen starker zu berucksichtigen Christian Staffa erster Antisemitismus Beauftragter der EKD zitierte dazu 2022 aus Max Horkheimers und Theodor W Adornos Aufsatz Elemente des Antisemitismus von 1944 den sozialpsychologischen Erklarungsansatz Der Gottesmordvorwurf sei eine Projektion dessen was Kirchen Christen und Rassisten sind oder sich wunschen auf die Juden Im Bild des Juden das die Volkischen vor der Welt aufrichten drucken sie ihr eigenes Wesen aus Ihr Geluste ist ausschliesslicher Besitz Aneignung Macht ohne Grenzen um jeden Preis Den Juden mit dieser Schuld beladen als Herrscher verhohnt schlagen sie ans Kreuz endlos das Opfer wiederholend an dessen Kraft sie nicht glauben konnen 92 Siehe auch Bearbeiten Gott ist tot Friedrich NietzscheLiteratur BearbeitenNeues Testament Klaus Berger Antijudaismus im Neuen Testament In Julius H Schoeps et al Hrsg Goldhagen der Vatikan und die Judenfeindschaft Philo Berlin 2003 ISBN 3 8257 0330 4 S 229 242 Willehad Paul Eckert Nathan Peter Levinson Martin Stohr Hrsg Antijudaismus im Neuen Testament Exegetische und systematische Beitrage Munchen 1967Melito von Sardes Peter von der Osten Sacken Mordanklage und Todesurteil Realitat Religion und Rhetorik in der Predigt Melitos Uber das Passa In Lutz Doering Hans Gunther Waubke Florian Wilk Hrsg Judaistik und neutestamentliche Wissenschaft Standorte Grenzen Beziehungen Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2008 ISBN 3 525 53090 0 S 334 357 Kirchen und Kulturgeschichte Hardy Ostry Gottesmorder Auserwahltes Volk Das American Jewish Committee und die Judenerklarung des II Vatikanischen Konzils Paulinus 2003 ISBN 3 7902 1373 X Frederick B Davis The Jews and Deicide The Origin of an Archetype University Press of America Lanham 2003 ISBN 0 7618 2542 8 Christian Wiese Gottesmorder Blutsauger Fremde Die politische Dimension des christlichen Antijudaismus von der Fruhen Neuzeit bis zur Schoa epd Dokumentation 10 2003 S 25 40 Heinz Schreckenberg Die christlichen Adversus Iudaeos Texte und ihr literarisches und historisches Umfeld 1 11 Jahrhundert Peter Lang Frankfurt am Main 1999 ISBN 3 631 33945 3 Karl Erich Grozinger Erstes Bild Die Gottesmorder In Julius H Schoeps Joachim Schlor Hrsg Bilder der Judenfeindschaft Antisemitismus Vorurteile und Mythen Augsburg 1999 ISBN 3 8289 0734 2 S 57 66 Friedrich Gleiss Von der Gottesmordluge zum Volkermord von der Feindschaft zur Versohnung Kirchlicher Antijudaismus durch zwei Jahrtausende und seine Uberwindung illustriert mit Bildern aus der christlichen Ikonographie Geiger 1995 ISBN 3 89570 060 6 Stefan Rohrbacher Michael Schmidt Judenbilder Kulturgeschichte antijudischer Mythen und antisemitischer Vorurteile Rowohlt Reinbek 1991 ISBN 3 499 55498 4 S 218 241 Kreuzestod und Gottesmord Ruth Kastning Olmesdahl Die Juden und der Tod Jesu antijudische Motive in den evangelischen Religionsbuchern fur die Grundschule Neukirchener Verlag Neukirchen Vluyn 1981 ISBN 3 7887 0658 9 Einzelbelege Bearbeiten Matthias Blum Gottesmord In Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Band 3 Begriffe Theorien Ideologien De Gruyter Berlin 2010 ISBN 3 11 023379 7 S 113 f Stefan Rohrbacher Michael Schmidt Judenbilder Reinbek 1991 S 8 Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Band 4 1914 1949 Vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Grundung der beiden deutschen Staaten Beck Munchen 2008 ISBN 3 406 32264 6 S 817 Manfred Gailus Armin Nolzen Zerstrittene Volksgemeinschaft Glaube Konfession und Religion im Nationalsozialismus Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2011 ISBN 3 525 30029 8 S 288 Fritz May Israel zwischen Blut und Tranen der Leidensweg des judischen Volkes Schulte Gerth 1987 ISBN 3 87739 081 1 S 134 Leonore Siegele Wenschkewitz Mitverantwortung und Schuld der Christen am Holocaust In Evangelische Theologie 42 1982 S 171 190 Jacob Thiessen Gott hat Israel nicht verstossen Biblisch exegetische und theologische Perspektiven in der Verhaltnisbestimmung von Israel Judentum und Gemeinde Jesu Peter Lang Frankfurt am Main 2009 ISBN 3 631 59863 7 S 38 Christian Staffa Von der gesellschaftlichen Notwendigkeit christlicher Antisemitismuskritik ag juden christen 10 Februar 2022 Gerd Theissen Annette Merz Der Historische Jesus 4 Auflage Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2011 S 387 410 Bertold Klappert Der Verlust und die Wiedergewinnung der israelitischen Kontur der Leidensgeschichte Jesu das Kreuz das Leiden das Passahmahl der Prozess Jesu In Hans Hermann Henrix Martin Stohr Hrsg Exodus und Kreuz im okumenischen Dialog zwischen Juden und Christen Einhard Aachen 1978 S 115 143 Marlis Gielen Die Passionserzahlung in den vier Evangelien Literarische Gestaltung theologische Schwerpunkte Kohlhammer Stuttgart 2008 ISBN 3 17 020434 3 S 161 Franz Mussner Michael Theobald Jesus von Nazareth im Umfeld Israels und der Urkirche Gesammelte Aufsatze Mohr Siebeck Tubingen 1999 ISBN 3 16 146973 9 S 124 Felix Porsch Ihr habt den Teufel zum Vater Joh 8 44 Antijudaismus im Johannesevangelium In Bibel und Kirche BiKi 44 1989 S 50 57 Gerd Theissen Annette Merz Der Historische Jesus Gottingen 2011 S 500 Paul Winter On the Trial of Jesus 2 Auflage 1974 De Gruyter Berlin 2010 ISBN 3 11 002283 4 besonders S 111 113 John Dominic Crossan Wer totete Jesus Die Ursprunge des christlichen Antisemitismus in den Evangelien Beck Munchen 1999 ISBN 3 406 44553 5 S 10 Hans Jorg Sellner Das Heil Gottes Studien zur Soteriologie des lukanischen Doppelwerks De Gruyter Berlin 2012 ISBN 3 11 097863 6 S 229ff Martin Hengel Anna M Schwemer Hrsg Konigsherrschaft Gottes und himmlischer Kult im Judentum Urchristentum und in der hellenistischen Welt Mohr Siebeck Tubingen 1991 ISBN 3 16 145667 X S 357 f Klaus Haaker Elemente des heidnischen Antisemitismus im Neuen Testament In Evangelische Theologie EvTheol 48 1988 S 404 418 Bertold Klappert Traktat fur Israel Die paulinische Verhaltnisbestimmung von Israel und Kirche als Kriterium neutestamentlicher Sachaussagen uber die Juden In Martin Stohr Hrsg Judische Existenz und Erneuerung der christlichen Theologie Christian Kaiser Munchen 1986 ISBN 3 459 01376 1 S 99 104 Reinhard von Bendemann Zorn und Zorn Gottes im Romerbrief In Dieter Sanger Ulrich Mell Paulus und Johannes Exegetische Studien zur paulinischen und johanneischen Theologie und Literatur Mohr Siebeck Tubingen 2006 ISBN 3 16 149064 9 S 179 199 Micha Brumlik Antisemitismus Reclam ISBN 3 15 961545 6 S 15 Jules Isaac Genesis des Antisemitismus vor und nach Christus Europa Verlag Wien 1969 S 116 Stefan Rohrbacher Michael Schmidt Judenbilder Reinbek 1991 S 222 Gunther Bernd Ginzel Gunter Fessler Hrsg Die Kirchen und die Juden Versuch einer Bilanz Bleicher 1997 ISBN 3 7953 0939 5 S 57 f Susanna Buttaroni Ritualmord Legenden in der Europaischen Geschichte Bohlau Wien 2003 ISBN 978 3 205 77028 2 S 57 Fn 6 Friedrich Gleiss Von der Gottesmordluge zum Volkermord von der Feindschaft zur Versohnung kirchlicher Antijudaismus durch zwei Jahrtausende und seine Uberwindung illustriert mit Bildern aus der christlichen Ikonographie Geiger 1995 ISBN 3 89570 060 6 S 16 Jules Isaac Genesis des Antisemitismus Wien 1969 S 117 Julius H Schoeps Hrsg Neues Lexikon des Judentums 1992 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Peter Lang Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 906770 65 6 S 196 Stefan Rohrbacher Michael Schmidt Judenbilder Reinbek 1991 S 224f Walther Zimmerli Die Schuld am Kreuz In Walther Zimmerli Israel und die Christen Neukirchener Verlag Neukirchen Vluyn 1964 ISBN 3 7887 0631 7 S 19 f a b Kurt Schubert Christentum und Judentum im Wandel der Zeiten Bohlau Wien 2003 ISBN 3 205 77084 6 S 87 Stefan Rohrbacher Michael Schmidt Judenbilder Reinbek 1991 S 300 304 Ellen Martin Die deutschen Schriften des Johannes Pfefferkorn Kummerle 1994 ISBN 3 87452 849 9 S 303 Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Band 2 Personen De Gruyter Berlin 2009 ISBN 3 598 44159 2 S 683 Heiko Oberman Die Juden in Luthers Sicht In Heinz Kremers Leonore Siegele Wenschkewitz Bertold Klappert Hrsg Die Juden und Martin Luther Martin Luther und die Juden Geschichte Wirkungsgeschichte Herausforderung 2 Auflage Neuenkirchener Verlag Neuenkirchen Vluyn 1987 ISBN 3 7887 0751 8 S 136 162 Zitat S 161 Johannes Brosseder Luther und der Leidensweg der Juden In Heinz Kremers Leonore Siegele Wenschkewitz Berthold Klappert Hrsg Die Juden und Martin Luther Martin Luther und die Juden Neukirchen Vluyn 1987 S 119 Nicoline Hortzitz Die Sprache der Judenfeindschaft in der fruhen Neuzeit 1450 1700 Untersuchungen zu Wortschatz Text und Argumentation Winter 2005 ISBN 3 8253 1365 4 S 350 Rainer Kampling Cum nimis absurdum Paul IV In Wolfgang Benz Brigitte Mihok Hrsg Handbuch des Antisemitismus Band 8 Nachtrage und Register De Gruyter Oldenbourg Munchen 2015 ISBN 3 11 037932 5 S 190 f Stefan Lehr Antisemitismus religiose Motive im sozialen Vorurteil Christian Kaiser Munchen 1974 S 23 25 Franco Ruault Neuschopfer des deutschen Volkes Julius Streicher im Kampf gegen Rassenschande Peter Lang Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 631 54499 5 S 231 Gunther Schendel Die Missionsanstalt Hermannsburg und der Nationalsozialismus Der Weg einer lutherischen Milieuinstitution zwischen Weimarer Republik und Nachkriegszeit LIT Verlag Munster 2009 ISBN 3 8258 0627 8 S 363 365 Dietrich Bonhoeffer Die Kirche vor der Judenfrage In Carsten Nicolaisen Ernst Albert Scharffenorth Hrsg Dietrich Bonhoeffer Werke Band 7 Berlin 1932 1933 Sonderausgabe Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 2015 ISBN 978 3 579 01818 8 S 349 358 Zitat S 354 PDF S 3 Dietrich Bonhoeffer Betheler Bekenntnis Entwurf und August Fassung In Carsten Nicolaisen Ernst Albert Scharffenorth Hrsg Dietrich Bonhoeffer Werke Band 7 Berlin 1932 1933 Gutersloh 2015 S 362 407 hier S 404 Ferdinand Schlingensiepen Dietrich Bonhoeffer 1906 1945 Eine Biographie Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 53425 2 S 154 f Paul Gerhard Schoenborn Nachfolge Mystik Martyrium Studien zu Dietrich Bonhoeffer Edition ITP Kompass Munster 2012 ISBN 3 9813562 3 3 S 163 Werner Muller Lucia Scherzberg Hrsg Theologie und Vergangenheitsbewaltigung eine kritische Bestandsaufnahme im interdisziplinaren Vergleich Schoningh Paderborn 2005 ISBN 3 506 72934 9 Fn 84 Saul Friedlander Pius XII und das Dritte Reich Eine Dokumentation Beck Munchen 2011 ISBN 3 406 61681 X S 225 f Zitiert nach Wolfgang Reinbold Der alteste Bericht uber den Tod Jesu Literarische Analyse und historische Kritik der Passionsdarstellungen der Evangelien De Gruyter Berlin 2013 ISBN 3 11 087751 1 S 311 Fn 113 Wolfgang Reinbold Der Prozess Jesu Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2006 ISBN 3 525 61591 4 S 11f Charlotte Klein Theologie und Anti Judaismus eine Studie zur deutschen theologischen Literatur der Gegenwart Christian Kaiser Munchen 1975 ISBN 3 459 01026 6 S 107 Rudolf Kramer Badoni Judenmord Frauenmord Heilige Kirche Fischer 2016 ISBN 3 10 560821 4 S 80 Heinz Joachim Fischer Papste und Juden Die Wende unter Johannes Paul II und Benedikt XVI LIT Verlag Munster 2012 ISBN 3 643 11699 3 S 85 Volltext von Nostra Aetate Thomas Brechenmacher Der Vatikan und die Juden Geschichte einer unheiligen Beziehung Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 52903 8 S 267 David Neuhold Franz Kardinal Konig Religion und Freiheit Ein theologisches und politisches Profil Kohlhammer Stuttgart 2008 ISBN 3 7278 1607 4 S 112 Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Band 1 Lander und Regionen De Gruyter Berlin 2009 ISBN 3 11 023137 9 S 402 Zu den Grunden Willehad P Eckert Die Kirche und das judische Volk In Freiburger Rundbrief Nr 65 68 1966 PDF besonders S 30 Fn 3 Thomas Roddey Hrsg Das Verhaltnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen Die Erklarung Nostra aetate des Zweiten Vatikanischen Konzils und ihre Rezeption durch das kirchliche Lehramt Schoningh Paderborn 2005 ISBN 3 506 71381 7 S 493 Urs Altermatt Katholizismus und Antisemitismus Huber Frauenfeld 1999 ISBN 3 7193 1160 0 S 94 weitere Beispiele S 76 83 Heinz Joachim Fischer Papste und Juden Munster 2012 S 186 Volltext Ernst Furlinger Der Ruckschlag im interreligiosen Dialog In Til Galrev Der Papst im Kreuzfeuer zuruck zu Pius oder das Konzil fortschreiben LIT Verlag Munster 2009 ISBN 3 643 10128 7 S 148 Ulrich Schwemer Hrsg Christen und Juden Dokumente der Annaherung Gutersloher Verlagshaus Gerd Mohn Gutersloh 1991 ISBN 3 579 00790 4 S 88 91 beide Zitate ebd Wolfgang Reinbold Evangelische Kirche in Deutschland In Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Band 5 Organisationen Institutionen Bewegungen De Gruyter Berlin 2012 ISBN 3 598 24078 3 S 238 Edith Petschnigg Irmtraut Fischer Gerhard Langer Hrsg Hat der judisch christliche Dialog Zukunft Gegenwartige Aspekte und zukunftige Perspektiven in Mitteleuropa Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2017 ISBN 3 8471 0717 8 S 138 Volltext EKD Erklarung zur Judenfrage 1950 In Wolfgang Benz Brigitte Mihok Hrsg Handbuch des Antisemitismus Band 4 Ereignisse Dekrete Kontroversen De Gruyter Saur Berlin 2011 ISBN 3 11 025514 6 S 97 Christoph Munz Rudolf W Sirsch Denk an die Tage der Vergangenheit Lerne aus den Jahren der Geschichte 40 Jahre Buber Rosenzweig Medaille Lit Verlag Munster 2009 ISBN 3 8258 1717 2 S 44 Jewish Christian Relations Zypern Orthodoxie verurteilt Rede von judischer Kollektivschuld Gemeinsame Erklarung von Erzbischof Chrysostomos und Oberrabbiner Metzger 31 Dezember 2011 Maximilian Gottschlich Unerloste Schatten Die Christen und der neue Antisemitismus Schoningh Paderborn 2016 ISBN 3 657 78247 8 S 28 Volltext PDF Rolf Rendtorff Hans Hermann Henrix Hrsg Die Kirche und das Judentum Dokumente 1945 bis 1985 Paderborn 1988 S 341 Jochen Bar Marcus Muller Hrsg Geschichte der Sprache Sprache der Geschichte Probleme und Perspektiven der historischen Sprachwissenschaft des Deutschen De Gruyter Berlin 2012 ISBN 3 05 005111 6 S 144 Thomas Metzger Antisemitismus in der Stadt St Gallen 1918 1939 Academic Press Freiburg 2006 ISBN 3 7278 1563 9 S 122 und Fn 85 Dietrich Hub Passionsspiele in Oberammergau Alle zehn Jahre wieder Memento vom 17 Juli 2013 im Internet Archive In Deutsches Pfarrerblatt 3 2010 Klaus Peter Lehmann Passionsmusik von Johann Sebastian Bach Evangelischer Arbeitskreis fur das christlich judische Gesprach in Hessen und Nassau Dagmar Hoffmann Axthelm Die Judenchore in Bachs Johannes Passion Der Thomaskantor als Gestalter lutherischer Judenpolemik Freiburger Rundbrief 5 1998 Dorothee Recker Jules Isaac 1877 1963 In Petrus Bsteh Brigitte Proksch Hrsg Wegbereiter des interreligiosen Dialogs LIT Verlag Munster 2012 ISBN 3 643 50332 6 S 94 Zsolt Keller Der Blutruf Mt 27 25 Eine schweizerische Wirkungsgeschichte 1900 1950 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2006 ISBN 3 525 55328 5 S 54 Thomas Lange Judentum und judische Geschichte im Schulunterricht nach 1945 Bestandsaufnahmen Erfahrungen und Analysen aus Deutschland Osterreich Frankreich und Israel Boehlau Wien 1994 ISBN 3 205 98245 2 S 84 und S 205 Daniel Jonah Goldhagen Die katholische Kirche und der Holocaust eine Untersuchung uber Schuld und Suhne Goldmann 2004 ISBN 3 442 15293 3 S 273 Armin Lange Intra und extrajudische Polemiken in Markus Tiwald Hrsg Q in Context I Gottingen 2015 S 61 Alle Angaben in Prozent der Befragten Die ADL addiert dabei starke und etwas Zustimmung Der jeweils erste Beleg betrifft Europa der jeweils zweite die USA Attitudes Toward Jews in Twelve European Countries ADL Mai 2005 PDF S 9 ADL Survey 15 of Americans Unquestionably anti Semitic HaAretz 1 November 2007 Attitudes Toward Jews and the Middle East in Five European Countries ADL Mai 2007 PDF S 10 Attitudes Toward Jews and the Middle East in Six European Countries ADL Juli 2007 PDF S 11 a b c d e A Survey about Attitudes towards jews in America ADL 2016 PDF S 21 Attitudes Toward Jews in Seven European Countries ADL Februar 2009 PDF S 11 Attitudes Toward Jews in Ten European Countries ADL Marz 2012 PDF S 12 Is the recession making America anti Semitic The Week 9 Januar 2015 Max Horkheimer Theodor W Adorno Dialektik der Aufklarung Suhrkamp Frankfurt am Main 1971 S 151 186 hier S 151 zitiert bei Christian Staffa Von der gesellschaftlichen Notwendigkeit christlicher Antisemitismuskritik AG Juden und Christen 10 Februar 2022 Fussnote 13 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gottesmord amp oldid 238343010