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Die evangelisch lutherische Hermannsburger Mission wurde 1849 als Missionsanstalt Hermannsburg als Stiftung privaten Rechts im Sudheide Dorf Hermannsburg bei Celle gegrundet Aus der freien Missionsgesellschaft wurde 1977 das Evangelisch lutherische Missionswerk in Niedersachsen ELM gebildet Damit wurde sie zu einem landeskirchlich anerkannten Werk Ehemaliges Altes Missionshaus links heute Ludwig Harms Haus Neues Missionshaus von 1879 in Hermannsburg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Missionar Wilhelm Behrens 1 2 Ausweitung der Arbeit 1 3 Die Entstehung der Hermannsburger Freikirche und die Folgen fur die Mission 1 4 Die Hermannsburger Mission zur Zeit des Nationalsozialismus 1 5 Die Hermannsburger Mission heute 2 Missionsdirektoren 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Hermannsburger Missionsfest mit Louis Harms Gemalde von H Barmfuhr 1908 nbsp Natal 1910 nbsp Missionsschiff Candace Olgemalde Alexander Scherzer 1861 Ludwig Harms 1808 1865 grundete am 12 Oktober 1849 das Missionsseminar Hermannsburg Harms war seit 1844 zunachst als Hilfsgeistlicher spater als lutherischer Pfarrer der St Peter Paul Kirche in Hermannsburg in der Luneburger Heide tatig Er war ein beredsamer Seelsorger und hatte eine grosse Begabung lebendig zu erzahlen Sonntagabends versammelten sich die Dorfbewohner in der Diele des Pfarrhauses um ihm zuzuhoren Seine Geschichten unterhielten belehrten und erbauten zugleich Lebendigen Stoff bot ihm die Heimatgeschichte Seine Erzahlungen sind in den Sammelbanden Honnig plattdeutsch und Goldene Apfel in silbernen Schalen veroffentlicht Mit seinen Predigten loste Harms eine Erweckung aus die bis ins Patriziat des nahen Hamburg hinein wirkte Am 12 Oktober 1849 zogen die ersten Studenten in das von Harms neu gegrundete Hermannsburger Missionsseminar ein Zum ersten Leiter berief er seinen Bruder Theodor Harms warb unverdrossen um Spenden Der beredte und energische Evangelist schaffte es zahlreiche perspektivarme Heidjer fur einen Dienst in der Mission zu interessieren durchaus dem Effekt vergleichbar den David Livingstone im armen Schottland erzielen konnte Harms hatte die Vision unter dem Volk der Oromo das damals Galla genannt wurde in Ostafrika seine Missionsarbeit zu beginnen Die notwendigen finanziellen Mittel wurden von der Hermannsburger Kirchengemeinde und spater von einem grossen Freundeskreis aufgebracht Es gelang ihm sogar ein eigenes Missionsschiff zu bauen das nach der in Apg 8 27 LUT erwahnten athiopischen Konigin Candace benannt wurde Der Versuch nach Athiopien zu gelangen scheiterte jedoch Deshalb gingen die Hermannsburger Missionare 1854 im sudafrikanischen Port Natal heute Durban in der Provinz KwaZulu Natal an Land und grundeten zwei Jahre spater in Neu Hermannsburg eine Missionsschule Dort begannen sie eine Arbeit unter den Zulu und waren seit 1857 auch in der Transvaal tatig 1864 begann August Mylius seine Tatigkeit bei den Telugu im sudlichen Indien Missionar Wilhelm Behrens Bearbeiten nbsp Wilhelm Behrens in Bethanie Transvaal Heinrich Wilhelm Behrens 13 Februar 1827 in Hermannsburg 22 April 1900 in Bethanie 1 Transvaal heute Provinz Nordwest in Sudafrika war der Sohn eines Bauern und wurde zum Missionar Wilhelm Behrens ubernahm 1849 mit 22 Jahren den Hof seines Vaters Es war einer der Grundungshofe des Ortes Hermannsburg der sogenannte Rissmann s Hof ab 1756 nach dem neuen Besitzer der Behrenssche Hof genannt Wilhelm Behrens bewirtschaftete diesen Hof zunachst Am 30 Januar 1854 schenkte er ihn der Hermannsburger Mission 1967 wurde der Hof an die politische Gemeinde Hermannsburg verkauft Heute befindet sich auf dem Gelande die Hermannsburger Oberschule Behrens wurde von Ludwig Harms in das Missionsseminar Hermannsburg aufgenommen und zum Missionar ausgebildet Im Oktober 1857 erhielt er die Ordination Im gleichen Jahr trat er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern auf dem Missionsschiff Candace eine dreimonatige Seereise nach Sudafrika an Er kam in die Missionsstation Ehlanzeni in der Kolonie Natal Um seine Familie zu ernahren musste er auch hier Ackerbau betreiben 1864 wurde er auf die neu errichtete Missionsstation Bethanie etwa 37 km nordostlich von Rustenburg versetzt Er war der erste Missionar dieser Station und musste zunachst die Bantusprache Setswana lernen um sich mit den Einheimischen verstandigen zu konnen Auf dieser Station blieb er bis zu seinem Tod im Jahr 1900 2 Ausweitung der Arbeit Bearbeiten Nach dem Tod von Ludwig Harms wurde sein Bruder Theodor Harms 1819 1885 dessen Nachfolger Unter seiner Leitung wurde die Seminar und Missionstatigkeit weiter ausgebaut Schon 1879 wurde das zweite Missionshaus errichtet zu dessen erstem Leiter Carl Mutzelfeldt 1842 1927 als Missionsinspektor berufen wurde Unter der Leitung von Theodor Harms Nachfolgern seinem zweitaltesten Sohn Egmont Harms 1859 1916 und Georg Haccius 1847 1926 festigte sich die Missionsarbeit Neue Tatigkeitsbereiche wurden erschlossen Australien 1866 wo in Mittelaustralien auch mit dem Ortsnamen an den deutschen Ausgangsort Hermannsburg in Aboriginesprache Ntaria erinnert wird Nordamerika 1866 Neuseeland 1875 Persien 1880 Brasilien 1898 Athiopien 1927 Auf Dauer konnten jedoch nicht alle Gebiete gehalten werden Die Entstehung der Hermannsburger Freikirche und die Folgen fur die Mission Bearbeiten Nach dem Anschluss des Konigreichs Hannover an Preussen regte sich vor allem in Hermannsburg Widerstand gegen die 1876 eingefuhrte obligatorische Zivilehe und den Erlass einer neuen Trauliturgie in der Hannoverschen Landeskirche durch den preussischen Konig 3 Vor allem Theodor Harms beharrte in seinem Widerstand Deshalb wurden Harms und eine Reihe weiterer Pastoren der Amter enthoben Er verliess die Landeskirche Ihm folgte ein Grossteil der Hermannsburger Gemeindeglieder Am 13 Februar 1878 grundeten die Ausgetretenen die von der Landeskirche unabhangige lutherische Kreuzkirchengemeinde Auf der Synode in Hermannsburg am 30 April 1878 unter dem Vorsitz von Theodor Harms grundeten Pastoren und Vertreter der von der Landeskirche unabhangigen Gemeinden die Hannoversche evangelisch lutherische Freikirche Aus dieser ging 1892 die Lutherische Kirchenmission Bleckmarer Mission hervor 1886 spaltete sich auch die Hannoversche Freikirche noch einmal Dreizehn Gemeinden bildeten die Hermannsburg Hamburger Freikirche Die Trennung von der Landeskirche hatte fur die Hermannsburger Mission schwerwiegende Folgen Die Kollekten der Landeskirche blieben aus und der Charakter der offentlichen Korperschaft ging verloren 1890 kam es aber zu einer Verstandigung zwischen der Hannoverschen Landeskirche und der Hermannsburg Hamburger Freikirche Damit Landes und Freikirche im Leitungsamt der Mission vertreten waren wurde das Amt eines Kondirektors geschaffen das bis 1972 existierte 4 Die Hermannsburger Mission zur Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Wie das konservativ und national gesinnte Milieu hatte auch die Mission mit dem Sieg und der Regierungsubernahme der NSDAP grosse Hoffnungen auf mehr Ruhe in Gesellschaft und Politik und Revision des Versailler Vertrages Daher nahmen viele Personen der Mission in Hermannsburg am 21 Marz 1933 am Fackelzug zum Tag von Potsdam teil als Adolf Hitler sich vor Reichsprasident Paul von Hindenburg verbeugte Jedoch war keiner der Missionsdirektoren Mitglied der NSDAP von den 25 Mitgliedern des Missionsausschusses war nur der Leiter der staatlichen Hermannsburger Volksschule Parteimitglied und im Kollegium des Missionsseminars und der Christanschule konnten funf NSDAP Mitgliedschaften nachgewiesen werden Aber es gab oft eine geistige Nahe zu Volkstum Blut und Boden die zusatzlich durch den traditionellen Antijudaismus im Luthertum genahrt wurde Auch der Arierparagraph der judische Kirchenangehorige diskriminierte wurde von den verantwortlichen Personen unterstutzt nur eine Person sprach sich dagegen aus Dagegen trat Missionsdirektor Schomerus im August 1933 aus dem hannoverschen Landeskirchentag aus es wurde Widerstand bei der Gleichschaltung der Missionsgesellschaften beim Verbot des traditionellen Missionsfestes 1939 und bei der Umwandlung der Christian Schule in eine staatliche Einrichtung geleistet 5 Die Hermannsburger Mission heute Bearbeiten 1977 vollzog sich formal die Integration der Hermannsburger Mission in die Landeskirchen Durch die Beibehaltung der Rechtsform der Stiftung blieb aber die Moglichkeit der besonderen Pragung der geistlichen Arbeit weiterhin gewahrleistet Als Evangelisch lutherisches Missionswerk in Niedersachsen ELM hat sie bis heute ihren Sitz in Hermannsburg Wichtigste Trager der Arbeit sind die evangelisch lutherischen Landeskirchen Hannovers Braunschweigs und Schaumburg Lippes Zusatzlich fordern zahlreiche Gemeinden und Freundeskreise die Arbeit Das ELM wird ausserdem durch viele private Spenden aus der Region unterstutzt Zurzeit arbeiten vom ELM ausgesandte Missionare in Afrika Lateinamerika Indien und Sibirien Das Missionswerk unterhielt bis 2012 das Missionsseminar Hermannsburg in dem junge Theologen fur einen Dienst innerhalb einer der Partnerkirchen des ELM vorbereitet wurden Das Ludwig Harms Haus in Hermannsburg in dessen Gebaude ursprunglich das Missionsseminar gegrundet wurde ist heute ein modernes Tagungshaus mit Cafe Buchhandlung und Eine Welt Laden In der dort untergebrachten Ausstellung Candace Mission possible konnen sich Interessierte uber die weltweit vernetzte Arbeit des ELM informieren Missionsdirektoren Bearbeiten nbsp Ludwig HarmsDer verantwortliche hauptamtliche Leiter der Missionsgesellschaft ist der Direktor 1849 1865 Ludwig Harms 5 Mai 1808 14 November 1865 1865 1885 Theodor Harms 19 Marz 1819 16 Februar 1885 1885 1916 Egmont Harms 15 April 1859 4 Dezember 1916 6 1890 1916 gemeinsam mit Georg Haccius 1890 1926 Georg Haccius 22 Juli 1847 4 Juni 1926 1926 1943 Christoph Schomerus 23 November 1871 8 August 1944 1943 1959 August Elfers 18 Juli 1897 6 Juli 1959 1959 1974 Hans Robert Wesenick 18 Dezember 1904 15 November 1988 1975 1977 Reinhart Muller 8 April 1925 3 April 2006 1977 1988 Direktor des Evangelisch lutherischen Missionswerk in Niedersachsen Literatur BearbeitenErnst Bauerochse Ihr Ziel war das Oromoland Die Anfange der Hermannsburger Mission in Athiopien Quellen und Beitrage zur Geschichte der Hermannsburger Mission Bd 14 LIT Verlag 2006 Wolfgang A Bienert Im Zeichen des Kreuzes Christi Eigenart und Bedeutung der Hermannsburger Erweckungsbewegung Verlag der Lutherischen Buchhandlung Harms Gross Oesingen 1986 ISBN 3 922534 37 6 Hugald Grafe Kirche unter Dalits Adivasi und Kastenleuten in Sudindien Die indischen Partnerkirchen der lutherischen Kirchen in Niedersachsen Werden und Wachsen Quellen und Beitrage zur Geschichte der Hermannsburger Mission und des Ev luth Missionswerkes in Niedersachsen Bd 22 LIT Verlag Berlin Munster Wien Zurich London 2013 ISBN 978 3 643 12098 4 Georg Gremels Hrsg Die Hermannsburger Mission und das Dritte Reich Zwischen faschistischer Verfuhrung und lutherischer Beharrlichkeit Quellen und Beitrage zur Geschichte der Hermannsburger Mission Bd 13 LIT Verlag 2005 Georg Gremels Hrsg Eschatologie und Gemeindeaufbau Hermannsburger Missionsgeschichte im Umfeld lutherischer Erweckung Quellen und Beitrage zur Geschichte der Hermannsburger Mission Bd 11 Hermannsburg 2004 Hartwig Harms Traume und Tranen Hermannsburger Missionare und die Wirkungen ihrer Arbeit in Australien und Neuseeland Quellen und Beitrage zur Geschichte der Hermannsburger Mission Bd 10 Hermannsburg 2003 Ludwig Harms Grusse alle meine Kinder die weissen und die schwarzen Briefe eines Missionsdirektors 1861 1865 Quellen und Beitrage zur Geschichte der Hermannsburger Mission Bd 6 Hermannsburg 1998 Ludwig Harms In treuer Liebe und Furbitte Gesammelte Briefe 1830 1865 Quellen und Beitrage zur Geschichte der Hermannsburger Mission Bd 12 LIT Verlag 2004 Geschichte der Hannoverschen evangelisch lutherischen Freikirche Herausgegeben von dem Pastorenkonvent Celle 1924 Fritz Hasselhorn Bauernmission in Sudafrika Die Hermannsburger Mission im Spannungsfeld der Kolonialpolitik 1880 1939 Erlangen 1988 Ludwig Harms Symposium Hrsg Georg Haccius Leben und Werk Quellen und Beitrage zur Geschichte der Hermannsburger Mission Bd 5 Hermannsburg 1993 Ernst August Ludemann Hrsg Vision Gemeinde weltweit 150 Jahre Hermannsburger Mission und Ev luth Missionswerk in Niedersachsen ELM Hermannsburg 2000 Ernst August Ludemann Hrsg Ludwig Harms Grusse alle meine Kinder die weissen und die schwarzen Briefe eines Missionsdirektors nach Sudafrika 1861 1865 Hermannsburg 1998 Joachim Ludemann August Mylius Lutherische Missionarsexistenz in Tamilnadu und Andhra Pradesh Studien zur Orientalischen Kirchengeschichte 15 Hamburg 2003 Reinhart Muller Hrsg Aus der Heide in die Welt Quellen und Beitrage zur Geschichte der Hermannsburger Mission Bd 4 Hermannsburg 1988 Reinhart Muller Die vergessenen Sohne Hermannsburgs in Nordamerika Quellen und Beitrage zur Geschichte der Hermannsburger Mission Bd 7 Hermannsburg 1998 Reinhart Muller Hermannsburger in Lateinamerika Quellen und Beitrage zur Geschichte der Hermannsburger Mission Bd 8 Hermannsburg 2001 Wolfgang Proske Botswana und die Anfange der Hermannsburger Mission Voraussetzungen Verlauf und Scheitern eines lutherischen Missionierungsversuches im Spannungsfeld divergierender politischer Interessen Frankfurt a M 1989 Gunther Schendel Die Missionsanstalt Hermannsburg und der Nationalsozialismus LIT Verlag Munster 2009 ISBN 978 3 8258 0627 9 Henning Wrogemann Hg Indien Schmelztiegel der Religionen oder Konkurrenz der Missionen Protestantische Mission in Indien seit ihren Anfangen in Tranquebar 1706 und die Sendung anderer Konfessionen und Religionen Quellen und Beitrage zur Geschichte der Hermannsburger Mission und des Ev Luth Missionswerkes in Niedersachsen Band XVII LIT Verlag Dr W Hopf Berlin 2008 ISBN 978 3 8258 0914 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hermannsburger Mission Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien http www elm mission net http www ludwig harms haus de Mission in Hermannsburg Memento vom 26 Marz 2006 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Hermannsburger Missionare Karte der Region um Bethanie Erinnerungen des Zeitzeugen Johannes Dittrich an die Separation Hans Walter Krumwiede Kirchengeschichte Niedersachsens Band 2 19 Jahrhundert 1948 S 376 http www celle im nationalsozialismus de texte missionsanstalt hermannsburg im nationalsozialismus das schwarze herz hannovers Wolfgang A Bienert Kirchengeschichte in okumenischer Verantwortung Ausgewahlte Studien E BOOK V amp R Unipress 2009 ISBN 978 3 86234 087 3 S 195 google at Normdaten Korperschaft GND 2043853 9 lobid OGND AKS LCCN n88076207 VIAF 157761016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermannsburger Mission amp oldid 232093587