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Nostra aetate lat fur In unserer Zeit heisst nach ihren Anfangsworten die Erklarung uber die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen die das Zweite Vatikanische Konzil am 26 Oktober 1965 verabschiedete und die Papst Paul VI am 28 Oktober 1965 promulgierte Sie erkennt Wahres und Heiliges in den anderen Religionen an und bestatigt die bleibende Erwahlung des Judentums in dem das Christentum wurzelt Die Erklarung bedeutete dass der bislang exklusiv verstandene Wahrheitsanspruch der romisch katholischen Kirche Extra ecclesiam nulla salus ausserhalb der Kirche kein Heil relativiert wurde Auch in Religionen ausserhalb der Kirche gebe es Wahrheiten Zweites Vatikanisches KonzilPapstaudienz vom 28 Oktober 2015 aus Anlass des 50 Jahrestages von Nostra aetate Papst Franziskus begrusst Rabbiner Walter HomolkaDer Text ist ein ungeplantes Ergebnis jahrelanger von vielen Konflikten begleiteter Beratungen auf dem Konzil Dabei wurden die ursprunglich auf das katholische Verhaltnis zum Judentum begrenzten Vorentwurfe in den Zusammenhang einer Offnung zum allgemeinen interreligiosen Dialog geruckt und ausgeweitet Einige Passagen und Einzelstellen blieben bis zuletzt umstritten doch mehr als 96 der Konzilsvater stimmten fur den Text Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 1 1 Initiativen im Vorfeld 1 2 Verlauf der Beratungen 2 Inhalt 2 1 Einfuhrung 2 2 Die verschiedenen Religionen 2 3 Die muslimische Religion 2 4 Die judische Religion 2 5 Universale Bruderlichkeit 3 Rezeption 3 1 Katholisch judischer Dialog 3 2 Evangelische Theologen 4 Bibliographie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelbelegeEntstehung BearbeitenInitiativen im Vorfeld Bearbeiten Die Initiative fur Nostra aetate geht auf Papst Johannes XXIII zuruck Dieser plante ursprunglich ein besonderes Dekret zum Judentum Als Nuntius in Bulgarien und Ungarn hatte er die Judenverfolgungen in der Zeit des Nationalsozialismus miterlebt und vielen Juden das Leben gerettet Seit seinem Amtsantritt 1958 leitete er ein erneuertes Verhaltnis seiner Kirche zum Judentum ein Als ersten unangekundigten Schritt dazu liess er 1959 in den grossen Furbitten am Karfreitag in der Furbitte fur die Juden die Worte perfidis treulos und iudaicam perfidiam judische Untreue streichen Nachdem er 1960 das Zweite Vatikanische Konzil angekundigt und eine Zentralkommission zur Vorbereitung eingesetzt hatte erhielt diese Reformvorschlage von Katholiken Protestanten und Juden aus aller Welt Am 24 April 1960 sandte das Bibelinstitut der Jesuiten in Rom eine Eingabe zum Judentum an die Zentralkommission am 24 Juni das Institut fur christlich judische Studien der Seton Hall University in New Jersey Anfang September eine Arbeitsgemeinschaft fur christlich judische Zusammenarbeit in Apeldoorn Alle Vorschlage umfassten zwei Hauptpunkte eine Verurteilung des Antisemitismus verbunden mit einem Schuldbekenntnis der Kirche fur ihren Antijudaismus der den Holocaust mit ermoglicht hatte eine Anerkennung der bleibenden Geltung des Judentums als Wurzel des Christentums und damit eine Abkehr von der Substitutionstheologie und vom Schuldvorwurf des sogenannten Gottesmordes Am 13 Juni 1960 bat der judische Historiker Jules Isaac dessen Frau und Kinder die Nationalsozialisten ermordet hatten den Papst bei einer Privataudienz direkt um eine solche Erklarung und darum die bisherige altkirchliche und katholische Lehre der Verachtung des Judentums zu verurteilen um sie nachhaltig zu uberwinden Er erhielt die Zusage des Papstes eine Kommission zur Klarung der aufgeworfenen Fragen einzusetzen und die Ermutigung Sie haben das Recht auf mehr als Hoffnung Am 18 September 1960 beauftragte der Papst den deutschen Kardinal Augustin Bea der das Sekretariat zur Forderung der Einheit der Christen leitete mit diesem einen Text fur das Judendekret zu entwerfen 1 Verlauf der Beratungen Bearbeiten Am 15 November 1960 bildete das Einheitssekretariat eine Unterkommission Quaestiones de Iudaeis Fragen die Juden betreffend zu der Leo von Rudloff Jerusalem Gregory Baum Rom und Johannes Oesterreicher Seton Hall gehorten die letzteren waren Christen judischer Herkunft Baum legte im Februar 1961 eine Skizze vor Oesterreicher eine langere theologische Studie Daraus ging im Dezember 1961 ein erster Entwurf hervor Wahrend der Beratungen erfuhren die Medien im Fruhjahr 1961 vorzeitig von dem Plan fur die Erklarung Es kam zu Protesten vor allem aus arabischen Staaten der Heilige Stuhl beabsichtige den Staat Israel anzuerkennen und das Judentum gegenuber dem Islam als Dialogpartner zu bevorzugen Dies wiederum loste Befurchtungen der orientalischen Kirchen in mehrheitlich islamischen Landern aus Anfang Juni 1962 legte das Einheitssekretariat der Zentralkommission des Konzils seinen Entwurf vor Am 12 Juni 1962 gab der Judische Weltkongress bekannt er wolle Chaim Wardi einen Beamten im israelischen Ministerium fur religiose Angelegenheiten zur Beobachtung des Konzils nach Rom senden Dies wurde vielfach als Versuch der Einflussnahme gewertet und verstarkte die arabisch islamischen Proteste Teilweise wurde eine geheime Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Judischen Weltkongress vermutet Daraufhin strich die Zentralkommission die Erklarung von der Tagesordnung des Konzils Dagegen protestierte der Oberrabbiner von Rom am 10 Oktober 1962 dem Vorabend der Konzilseroffnung Auch einige katholische Bischofe protestierten Kardinal Bea sandte dem Papst ein ausfuhrliches Memorandum zum Stand der Vorbereitungen der Erklarung und betonte deren Dringlichkeit Daraufhin bekraftigte der Papst am 13 Dezember 1962 in einem Brief an das bereits eroffnete Konzil seinen Willen zur Neuordnung der Beziehungen zum Judentum und empfahl die Erklarung wieder auf die Tagesordnung zu setzen Bea erreichte durch zahes Verhandeln dass die Koordinierungskommission die Erklarung als viertes Kapitel in das Schema fur das Dekret uber den Okumenismus Unitatis redintegratio einfugte In den Folgemonaten versuchten Vertreter arabischer Christen wie der syrische Patriarch Maximos IV und europaische Bischofe wie Marcel Lefebvre diese Vorlage vor allem wegen der darin integrierten Erklarung zum Judentum scheitern zu lassen Es gehe beim Okumenismus um die innere Einheit der Kirche zu der die Juden nicht gehorten Das Konzilssekretariat unter Erzbischof Pericle Felici liess keine vorlaufige Abstimmung uber die Judenerklarung zu und stufte sie zu einem blossen Anhang des Okumenismusdekrets herab Am 4 Dezember 1963 vertagte es die Beschlussfassung dazu auf die fur 1964 vorgesehene dritte Konzilsperiode Diese Verzogerung sollte den Israelbesuch des neuen Papstes Paul VI vom 4 bis 6 Januar 1964 von arabischen und judischen Protesten entlasten Unter deren Eindruck uberarbeitete Johannes Oesterreicher den Entwurf der Judenerklarung liess umstrittene Satze fort und schwachte andere Formulierungen ab So wurde die Gottesmordtheorie nicht mehr ausdrucklich verurteilt Auch dieser Vorentwurf wurde durch Indiskretion vorzeitig bekannt Er fand weithin ein negatives Echo viele westliche Medien warfen den Autoren vor sich dem Druck arabischer Staaten zu beugen und den Antijudaismus nicht zu beenden Am 6 August 1964 promulgierte Papst Paul VI die Enzyklika Ecclesiam suam die erstmals vom Dialog sprach und anderen monotheistischen Religionen eine wahre Gottesverehrung zubilligte Die Einheitskommission hatte eine konkrete Behandlung anderer Religionen mangels Sachverstand und Experten zunachst abgelehnt setzte aber nun Arbeitsgruppen ein die Vorschlage fur dieses Thema unterbreiten sollten Diese entfalteten eine rege Reisediplomatie um auch Kirchen in arabisch islamischen und osteuropaischen Staaten einzubinden und ihnen Einfluss auf die Textgestalt zu gestatten Einige der Anderungsvorschlage der Ostkirchen wurden aufgenommen und der Islam erhielt ein eigenes Kapitel Am 25 September 1964 wurde der dritte Vorentwurf in der Vollversammlung diskutiert Viele Teilnehmer kritisierten eine Verwasserung der vorherigen Entwurfe besonders hinsichtlich der Aussagen zum Israelbund und zum Vorwurf des Gottesmordes nur die gegenwartigen Juden nicht die zur Zeit Jesu lebenden seien von diesem Vorwurf freigesprochen worden Sie empfahlen die Ruckkehr zum Ausgangstext um eine deutliche Absage an Antisemitismus und Antijudaismus zu erreichen Die deutschen Bischofe unterstutzten eine Aussage zur wesensmassigen Bindung der Kirche an das Judentum und genauere Erklarung der Relation Jesu Christi zur alttestamentlichen Heilsgeschichte Eine dritte Gruppe wollte weitere monotheistische Religionen erwahnt wissen Einige Bischofe vor allem solche aus arabischen Staaten wollten die Anerkennung des Judentums noch mehr abschwachen Gegner behaupteten die Kirche habe ihr positives Verhaltnis zu den Juden in der NS Zeit genugend deutlich gemacht Die Erklarung werde die Lage der Katholiken in der islamischen Welt nur erschweren und ganze Volker zu Feinden der Kirche machen so etwa der melkitische Erzbischof Joseph Tawil Insgesamt zeichnete sich jedoch eine grosse Mehrheit fur eine Erklarung mit einer Abkehr von antijudaistischen Vorwurfen ab Daraufhin wurde der dritte Entwurf erneut uberarbeitet und einige der Abschwachungen darin zuruckgenommen Das umstrittene Wort Gottesmord entfiel und eine judische Kollektivschuld an der Kreuzigung Christi wurde zuruckgewiesen Die Absage an den Antisemitismus blieb unmissverstandlich wurde aber mit der Schlusspassage in den allgemeineren Kontext einer Ablehnung jeder Diskriminierung geruckt Diese Anderungen erklarten die Gegner der Erklarung als Propagandaerfolg der Juden Maximos behauptete die Bischofe der Vereinigten Staaten hatten Geschaftsbeziehungen zu den US amerikanischen Juden nicht aufs Spiel setzen wollen Solange die Juden Christus als ihren Erloser ablehnten stunde auf ihrer Stirn ein Mal der Schande wie es die Propheten geweissagt hatten Anfang Oktober 1964 protestierte das oberste arabische Komitee Palastinas gegen angebliche Versuche des Konzils die Juden fur unschuldig zu erklaren Am 9 Oktober 1964 erklarte Kardinalstaatssekretar Amleto Giovanni Cicognani in einem Brief an Kardinal Bea er habe im hoheren Auftrag der ublichen Formulierung fur eine Anweisung des Papstes eine neue sechskopfige Kommission einberufen Sie sollte mehrheitlich mit Gegnern der Erklarung zu den Juden besetzt sein und den vierten Textentwurf uberprufen kurzen und in das Schema fur das Dekret uber die Kirche einbauen Auf Nachfrage beim Papst erfuhr Kardinal Bea dass dieser weder die neue Kommission noch Uberprufung und Kurzung des vierten Entwurfs angeordnet hatte Eine Gruppe deutscher Bischofe unter Joseph Kardinal Frings beschwerte sich am 11 Oktober 1964 brieflich beim Papst uber die eigenmachtige Verletzung der Konzilsregeln und erreichte sein Eingreifen zugunsten des bisherigen Verfahrens Die theologische Kommission lehnte den Vorschlag ab die Erklarung zum Judentum an die fertiggestellte dogmatische Konstitution uber die Kirche Lumen gentium anzuhangen Damit war die Entscheidung gefallen das Verhaltnis zum Judentum im Rahmen einer besonderen Erklarung zu den nichtchristlichen Religionen zu behandeln Die Generalversammlung nahm den vierten Vorentwurf am 20 November mit 1651 Placet Zustimmung 242 Placet juxta modum Zustimmung mit Veranderungswunschen und 99 Non placet Stimmen zur Schlussberatung an Danach verstarkten die Gegner ihre Bemuhungen die Erklarung scheitern zu lassen Kampagnen in arabischen Medien drohten den Christen ihrer Staaten mit Repressalien der jordanische Premierminister etwa erklarte am 25 November 1964 er werde alle Unterzeichner der Erklarung zum Judentum auf eine schwarze Liste setzen Orthodoxe Christen organisierten Protestdemonstrationen in vielen Stadten des Nahen Ostens bei denen hochrangige Kirchenvertreter sprachen Im Fruhjahr 1965 sandte der Papst zwei Vertreter des Konzils Johannes Willebrands und Pierre Duprey in den Nahen Osten um die Lage der dortigen Christen zu prufen Nachdem diese von zahlreichen Drohungen und Ubergriffen gegen christliche Minderheiten in arabischen Staaten berichteten erwog das Einheitssekretariat nochmals die Erklarung von der Tagesordnung zu nehmen also nicht mehr vom Konzil beschliessen zu lassen Doch nun sprachen sich auch bis dahin zuruckhaltende Konzilsteilnehmer fur die Beschlussfassung aus So erklarte Josef Stangl es gehe nun um die Glaubwurdigkeit und moralische Autoritat der ganzen Kirche 2 In dieser Entscheidungsstunde des Konzils gilt Nicht Diplomatie nicht Taktik nicht allzu grosse pastorale Klugheit sondern Gerechtigkeit auf dem geraden Weg die Wahrheit wird euch frei machen Joh 8 32 Ein Hauptstreitpunkt im gleichzeitig diskutierten Dekret Dignitatis humanae die Anerkennung der Religionsfreiheit als Folge der individuellen Gewissensfreiheit wurde biblisch besser begrundet und verhalf damit auch Nostra aetate indirekt zu mehr Akzeptanz 3 Eine Passionspredigt des Papstes 1965 in der er wieder von einer Kollektivschuld der Juden am Tode Jesu sprach verstarkte jedoch Geruchte wonach der Heilige Stuhl beabsichtige den Beschluss zur Erklarung zu verhindern oder zu vertagen Daraufhin mahnten 55 deutsche katholische Theologen in einem Brief an den Papst die unaufschiebbare Promulgation der Erklarung als Aufgabe von weltgeschichtlicher Bedeutung an 4 Sie sahen darin den seit 1945 notwendigen Neubeginn im christlich judischen Verhaltnis das zugleich die Einheit der Christen untereinander entscheidend starken werde 5 Die Bedeutung dieser Erklarung kann nicht uberschatzt werden weil alle Christen die sie ersehnt haben es begrussen dass alte unberechtigte Vorwurfe gegenuber den Juden nun nicht mehr festgehalten werden konnen z B die Gesamtschuld an der Kreuzigung Christi Dadurch ist einem christlichen Antisemitismus der Boden entzogen Im gleichen Zeitraum verteilten die im Coetus Internationalis Patrum vereinten konservativen Krafte Schriften an alle Konzilsteilnehmer Sie versuchten bis zum 28 Oktober die Schlussabstimmungen mit Geschaftsordnungsantragen zu verhindern Doch am 14 und 15 Oktober 1965 stimmte die Generalversammlung am 28 Oktober die Konzilssession der Endvorlage mit grosser Mehrheit 2221 Ja 88 Nein drei ungultige Stimmen keine Enthaltungen zu Damit trat diese kirchenrechtlich in Kraft 6 Inhalt BearbeitenMit funf Teilen ist die Erklarung das kurzeste Dokument des Konzils Einfuhrung Bearbeiten Abschnitt 1 beschreibt das Thema Ausgangspunkt ist die faktische Pluralitat der Religionen Nicht einzelne Andersglaubige sondern die nichtchristlichen Religionen insgesamt sind Gegenstand dieses Textes Angesichts der zusammenwachsenden Menschheit wird nicht primar deren Christianisierung sondern ein Beitrag zu Einheit und Liebe unter den Menschen als Aufgabe der Kirche definiert Daraus folgt die Suche nach Gemeinsamkeiten aller Religionen nicht die Betonung ihrer Unterschiede zum Christentum ohne diese zu leugnen Ursprung und Ziel der Volkergemeinschaft werden biblisch aus dem Schopfungsauftrag in der Genesis und der Perspektive des neuen Jerusalems Offb 21 als biblischem Bild der geeinten und mit Gott versohnten Polis begrundet Die Fragen nach letztgultiger Bestimmung und Sinn des menschlichen Daseins werden als Thema und Aufgabe aller Religionen nicht nur des Christentums aufgezeigt und zusammengefasst Was ist jenes letzte und unsagbare Geheimnis unserer Existenz aus dem wir kommen und wohin wir gehen Die verschiedenen Religionen Bearbeiten Abschnitt 2 fuhrt in Bezug auf die verschiedenen Volker eine gewisse Wahrnehmung jener verborgenen Macht an die dem Lauf der Welt und den Ereignissen des menschlichen Lebens gegenwartig ist nicht selten auch die Anerkenntnis einer hochsten Gottheit oder sogar eines Vaters Diese Wahrnehmung und Anerkenntnis durchtrankt ihr Leben mit einem tiefen religiosen Sinn Im Zusammenhang mit dem Fortschreiten der Kultur suchen die Religionen mit genaueren Begriffen und einer durchgebildeteren Sprache Antwort auf die gleichen Fragen so erforsche etwa der Hinduismus das gottliche Geheimnis im Buddhismus versuchten die Menschen mit frommem und vertrauendem Sinn entweder den Zustand vollkommener Befreiung zu erreichen oder zur hochsten Erleuchtung zu gelangen Die katholische Kirche lehne nichts von alledem ab was in diesen Religionen wahr und heilig ist musse aber unablassig verkundigen dass Christus der Weg die Wahrheit und das Leben sei Die Katholiken werden aufgefordert dass sie mit Klugheit und Liebe durch Gesprach und Zusammenarbeit mit den Bekennern anderer Religionen sowie durch ihr Zeugnis des christlichen Glaubens und Lebens jene geistlichen und sittlichen Guter und auch die sozial kulturellen Werte die sich bei ihnen finden anerkennen wahren und fordern Die muslimische Religion Bearbeiten Abschnitt 3 beginnt mit einem Ausdruck der Hochachtung gegenuber den Muslimen die ja auch Gott anbeteten der zu den Menschen gesprochen habe Jesus erkannten sie zwar nicht als Gott an verehrten ihn jedoch als Propheten und ehrten auch die Jungfrau Maria auch erwarteten auch sie das jungste Gericht und legten daher Wert auf eine sittliche Lebensfuhrung die von Gebet Fasten und Almosen bestimmt sei Der Absatz schliesst mit einer Ermahnung an alle vergangene Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslimen beiseite zu lassen sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemuhen und gemeinsam einzutreten fur Schutz und Forderung der sozialen Gerechtigkeit der sittlichen Guter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit fur alle Menschen Die judische Religion Bearbeiten nbsp Synagoga and Ecclesia in Our Time 2015 Die Skulptur von Joshua Koffman wurde anlasslich des 50 Jahrestages von Nostra aetate von der Saint Joseph s University in Auftrag gegeben Im Gegensatz zu traditionellen Darstellungen der Ecclesia und Synagoge in denen die Synagoge als blinde unterlegene Gestalt erscheint werden hier Judentum und Christentum als gleichberechtigtes Paar dargestellt Abschnitt 4 der langste Abschnitt und Herzstuck der Erklarung beginnt als ekklesiologische Reflexion Im Nachdenken uber ihr Geheimnis bedenke die Kirche ihre geistliche Verbindung mit dem Stamm Abrahams Sie erkenne an dass nach dem Heilsgeheimnis Gottes die Anfange ihres Glaubens und ihrer Erwahlung sich schon bei den Patriarchen bei Mose und den Propheten finde Als Sohne Abrahams dem Glauben nach seien alle Christen in die Berufung Abrahams eingeschlossen und in dem Auszug aus Agypten sei das Heil der Kirche geheimnisvoll vorgebildet Deshalb kann die Kirche auch nicht vergessen dass sie durch jenes Volk mit dem Gott aus unsagbarem Erbarmen den Alten Bund geschlossen hat die Offenbarung des Alten Testamentes empfing und genahrt wird von der Wurzel des guten Olbaums in den die Heiden als wilde Schosslinge eingepfropft sind 7 Denn die Kirche glaubt dass Christus unser Friede Juden und Heiden durch das Kreuz versohnt und beide in sich vereinigt hat Nach dieser Wurdigung wird darauf verwiesen dass viele Juden das Evangelium nicht angenommen haben nicht wenige sich seiner Ausbreitung widersetzt hatten Dennoch seien sie nach apostolischem Zeugnis immer noch von Gott geliebt um der Vater willen sind doch seine Gnadengaben und seine Berufung unwiderruflich Mit den Propheten und mit demselben Apostel erwartet die Kirche den Tag der nur Gott bekannt ist an dem alle Volker mit einer Stimme den Herrn anrufen und ihm Schulter an Schulter dienen Aus diesem biblischen Befund wird gefolgert dass die Kirche die gegenseitige Kenntnis und Achtung und das bruderliche Gesprach fordern musse Auf den Vorbehalt dass auch die judischen Obrigkeiten auf den Tod Christi gedrungen hatten kann man dennoch die Ereignisse seines Leidens weder allen damals lebenden Juden ohne Unterschied noch den heutigen Juden zur Last legen Gewiss sei die Kirche das neue Volk Gottes trotzdem durfe man die Juden nicht als von Gott verworfen oder verflucht darstellen als stunde etwas derartiges in der Heiligen Schrift Alle sollten dafur sorgen dass in christlicher Katechese und Predigt keine judenfeindlichen Lehren verbreitet wurden die der evangelischen Wahrheit und dem Geiste Christi widersprechen Angesichts des judischen Erbes folgt die Klage uber Hassausbruche Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus die mit einer antijudischen Theologie begrundet wurden Christus habe freiwillig die Sunden aller Menschen getragen damit alle das Heil erlangen Darum konne die Kirche Christus nur als universale Liebe Gottes und Quelle aller Gnaden verkunden Universale Bruderlichkeit Bearbeiten Abschnitt 5 bekraftigt mit Berufung auf die Gottebenbildlichkeit jedes Menschen die allgemeine Menschenwurde und verwirft alle Arten von Diskriminierung und Akten der Gewalt weil dies dem Geist Christi widerspricht Rezeption BearbeitenKatholisch judischer Dialog Bearbeiten Die Erklarung bewirkte eine enorme Intensivierung und Vertiefung des interreligiosen Dialogs darunter das von Papst Johannes Paul II initiierte Weltgebetstreffen der Weltreligionen in Assisi 1986 seine Besuche in Synagogen Mainz 1980 Rom 1986 die Erklarung Wir erinnern Eine Reflexion uber die Shoa 1998 und sein Schuldbekenntnis in Israel 2000 2001 erschien das Dokument der papstlichen Bibelkommission Das Judische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel das sich ausdrucklich auf den Aufruf in Nostra aetate zu gegenseitiger Kenntnis und Achtung von Christen und Juden bezog 7 In Deutschland folgten etwa Am 22 November 1975 beschloss die Gemeinsamen Synode der Bistumer Unsere Hoffnung Am 8 Mai 1979 legte der Gesprachskreis Juden und Christen beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken das Arbeitspapier Theologische Schwerpunkte des judisch christlichen Gesprachs vor Am 28 April 1980 verabschiedeten die deutschen Bischofe die Erklarung Uber das Verhaltnis der Kirche zum Judentum 8 Am 3 Dezember 2015 folgte zum 50 Jahrestag des Erscheinens von Nostra Aetate die Erklarung orthodoxer Rabbiner Den Willen unseres Vaters im Himmel zu tun Hin zu einer Partnerschaft zwischen Juden und Christen 9 Am 10 Dez 2015 veroffentlichte die Kommission fur die religiosen Beziehungen zum Judentum Vatikan aus demselben Anlass Reflexionen zu theologischen Fragestellungen in den katholisch judischen Beziehungen unter dem Titel Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung die Gott gewahrt Rom 11 29 10 Gerhart M Riegner 1911 2001 war in der Zeit des Konzils Generalsekretar des Judischen Weltkongresses Er verfolgte die Beratungen des Konzils vor Ort in Rom und traf sich mit einer Vielzahl von Konzilsvatern In einem der letzten Gesprache vor seinem Tod bezeichnete er die Nostra aetate als das wichtigste Dokument des 20 Jahrhunderts 11 Evangelische Theologen Bearbeiten Ein prominenter Kommentator der Erklarung war der reformierte Theologe Karl Barth Kardinal Bea hatte ihn 1965 als Beobachter zu den beiden letzten Plenarsitzungen des Konzils nach Rom eingeladen er konnte aus Krankheitsgrunden jedoch nicht daran teilnehmen Nach Abschluss des Konzils holte der genesene Barth den Rombesuch vom 22 bis 29 September 1966 nach und sprach mit einigen Mitautoren der wichtigsten Konzilstexte darunter Karl Rahner Josef Ratzinger und Otto Semmelroth und mit Papst Paul VI Seine vorbereiteten theologischen Interpretationen und Anfragen dazu veroffentlichte er 1967 in seiner kleinen Schrift Ad limina apostolorum Nostra aetate interpretierte er vom Kreuz Jesu Christi als dem Zeichen der allumfassenden Liebe Gottes aus 4 8 Von da aus verstand er die nichtchristlichen Teilwahrheiten als Strahlen der alle Menschen erleuchtenden einen Wahrheit und die nichtchristlichen Religionen als Sehnsucht nach dieser vollen Wahrheit Die notwendige christliche Achtung dieser Teilwahrheiten ergab sich fur ihn aus dem kirchlichen Verkundigungsauftrag selbst 2 3 nicht erst aus dem allgemeinen Diskriminierungsverbot 4 11 Barths Kritik in Form von acht Anfragen begann mit der Ruckfrage ob seine Deutung im Sinne des Konzils sei und falls ja warum sie so schwer aus dem Text zu gewinnen sei 1 Denn dieser beginne ohne biblische Begrundung mit einer Analyse der Religionsgeschichte 2 Der kritische Missionsauftrag der Kirche stehe erst am Ende statt seine sachliche Mitte zu bilden 3 Demgegenuber hatte die direkte Verkundigung des Wortes vom Kreuz 1 Kor 3 1ff LUT das berechtigte humane Anliegen der Erklarung eventuell besser geltend gemacht da darauf nur der Aufruf zur Mitmenschlichkeit in christlicher Demut folgen konne 4 Die Erklarung erhebe die Hochreligionen uber die angeblich primitiven Naturreligionen obwohl dies religionshistorisch uberholt sei und Jesu Kreuz gerade Offenbarungsanspruchen deren Gottesbilder denen der Bibel ausserlich ahneln widerspreche 5 Das Judentum konne nicht mit Hinduismus Buddhismus und Islam als nichtchristliche Religion eingeordnet werden da seine Heilige Schrift die Urgestalt der einen Gottesoffenbarung sei und sein Dasein unabhangig vom Glauben oder Unglauben einzelner Juden den einzigen naturlichen weltgeschichtlichen Gottesbeweis darstelle 6 Angesichts der mittelalterlichen und neuzeitlichen kirchlichen Judenfeindlichkeit sei ein ausdruckliches Schuldbekenntnis gegenuber den Juden weit notiger als gegenuber anderen Christen 7 Auch im Islamteil 3 2 fehle eine Erinnerung an die fatale Rolle der Kirche in den sogenannten Kreuzzugen 8 12 Dass Nostra aetate keine besondere Verantwortung der Kirche und Papste etwa fur die Kreuzzuge benannte kritisierten auch andere Historiker und Theologen 13 Gleichwohl gilt Nostra aetate auch in der Okumene als Neuorientierung im Verhaltnis der romisch katholischen Kirche zu anderen Weltreligionen 14 Bibliographie BearbeitenNostra aetate Erklarung uber das Verhaltnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen In AAS 58 1966 S 740 744 Lateinischer Text und deutsche Ubersetzung in LThK E II Freiburg 1967 S 488 495 Volltext deutsch auf der Seite des Vatikans Volltext lateinisch auf stjosef at Vatikanische Kommission fur die Beziehungen zum Judentum Richtlinien und Hinweise fur die Durchfuhrung der Konzilserklarung Nostra Aetate Art 4 1 Dezember 1974 In Klemens Richter Hrsg Die katholische Kirche und das Judentum Dokumente von 1945 1982 Herder Freiburg 1982 ISBN 3 451 19639 5 S 80 87 Auch in Freiburger Rundbrief Beitrage zur christlich judischen Begegnung 26 1974 S 3f Literatur BearbeitenMaximilian Gottschlich Nostra aetate Die gescheiterte Revolution In Maximilian Gottschlich Unerloste Schatten Die Christen und der neue Antisemitismus Schoningh Paderborn 2015 ISBN 978 3 506 78247 2 S 25 66 Andreas Renz Die katholische Kirche und der interreligiose Dialog 50 Jahre Nostra aetate Vorgeschichte Kommentar Rezeption Kohlhammer Stuttgart 2014 ISBN 978 3 17 023425 3 Dorothee Recker Die Wegbereiter der Judenerklarung des Zweiten Vatikanischen Konzils Johannes XXIII Kardinal Bea und Pralat Osterreicher eine Darstellung ihrer theologischen Entwicklung Bonifatius Verlag Paderborn 2007 ISBN 3 89710 369 9 David Rosen Nostra Aetate An Unfinished Agenda Jewish Catholic Relations AphorismA 2007 ISBN 3 86575 516 X Gerhard Gade Strahl jener Wahrheit die alle Menschen erleuchtet Fur eine interioristische Lesart der Konzilserklarung Nostra aetate Gregorianum 87 2006 S 727 747 Hans Hermann Henrix Nostra Aetate Ein zukunftsweisender Konzilstext Einhard 2006 ISBN 3 936342 50 4 Norbert J Hofmann Worte und Taten Das Konzilsdokument Nostra Aetate und seine Wirkungsgeschichte DIALOG Zeitschrift 60 2005 S 9 15 Peter Hunermann Hrsg Herders Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil Band 1 Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils Konstitutionen Dekrete Erklarungen Lateinisch deutsche Studienausgabe Herder Freiburg Basel Wien S 355 362 Thomas Roddey Das Verhaltnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen die Erklarung Nostra aetate des Zweiten Vatikanischen Konzils und ihre Rezeption durch das kirchliche Lehramt Schoningh Paderborn 2005 ISBN 3 506 71381 7 Erich Zenger Nostra Aetate Der notwendige Streit um die Anerkennung des Judentums in der katholischen Kirche In Gunther Bernd Ginzel Gunter Fessler Hrsg Die Kirchen und die Juden Versuch einer Bilanz Bleicher Gerlangen 1999 ISBN 3 7953 0939 5 S 49 81 Jean Marie Delmaire Vatican II et les Juifs In Le Deuxieme Conciel du Vatican 1959 1965 Series Collection de l Ecole Francaise de Rome 1988 S 577 598Weblinks BearbeitenFriedrich Piper Den Dialog auf die Tagesordnung der Welt gesetzt Zur Bedeutung von Nostra Aetate In Jewish Christian Relations 1 Februar 2006 abgerufen am 29 Oktober 2018 Jehoschua Ahrens u a Erklarung orthodoxer Rabbiner zum Christentum Den Willen unseres Vaters im Himmel tun Hin zu einer Partnerschaft zwischen Juden und Christen pdf 57 kB In reformiert info 3 Dezember 2015 abgerufen am 29 Oktober 2018 Pia Steckelbach Christlich Judische Verstandigung in nostra aetate In Domradio 28 Oktober 2017 abgerufen am 29 Oktober 2018 Martin Heule Gerhart M Riegner erinnert sich an seine Zeit in Rom wahrend des Zweiten Vatikanischen Konzils Radiosendung von Schweizer Radio SRF 2 aus dem Jahre 1999Einzelbelege Bearbeiten Maximilian Gottschlich Unerloste Schatten Paderborn 2015 S 29 f Erich Zenger Nostra aetate Der notwendige Streit um die Anerkennung des Judentums in der katholischen Kirche in Gunther Bernd Ginzel Gunter Fessler Hrsg Die Kirchen und die Juden Versuch einer Bilanz Schneider Gerlingen 1997 S 76 Jean Marie Mayeur u a Hrsg Die Geschichte des Christentums Band 13 Krisen und Erneuerung Herder Freiburg Basel Wien 2002 3 Kapitel Der Konzilsverlauf S 60f Elias H Fullenbach Deutsche Katholiken schreiben dem Papst Die Initiative von Gertrud Luckner um die Promulgation von Nostra aetate Fruhjahr 1965 in Katholikinnen und das Zweite Vatikanische Konzil Petitionen Berichte Fotografien Regina Heyder und Gisela Muschiol Hrsg Munster 2018 S 214 222 Vgl auch Erich Zenger Nostra Aetate Der notwendige Streit um die Anerkennung des Judentums in der katholischen Kirche S 77 Otto Hermann Pesch Das Zweite Vatikanische Konzil 1962 1965 Vorgeschichte Verlauf Ergebnisse Nachgeschichte Echter Verlag Wurzburg 1993 ISBN 3 429 01533 2 S 292 303 Papstliche Bibelkommission Das judische Volk und seine heilige Schrift in der christlichen Bibel In vatican va 24 Mai 2001 abgerufen am 29 Oktober 2018 Karl Lehmann Wir brauchen einander In Rheinischer Merkur 26 Marz 2006 archiviert vom Original am 23 Juli 2012 abgerufen am 28 Oktober 2018 wiedergegeben auf cardinalrating com Erklarung orthodoxer Rabbiner Stimme aus der Mitte In www reformiert info de 15 Dezember 2015 abgerufen am 21 August 2023 Gesprach zwischen Jehoschua Ahrens Barbara Rudolph und Elias H Fullenbach aufgezeichnet von Anna Neumann Kurt Koch Brian Forrell Norbert J Hoffmann Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung die Gott gewahrt Rom 11 29 Reflexionen zu theologischen Fragestellungen in den katholisch judischen Beziehungen aus Anlass des 50jahrigen Jubilaums von Nostra aetate Nr 4 pdf 138 kB Kommission fur die religiosen Beziehungen zum Judentum 10 Dezember 2015 abgerufen am 28 Oktober 2018 Martin Heule Gerhart M Riegner und das Zweite Vatikanische Konzil In Radiosendung Schweizer Radio SRF 20 Juli 1999 abgerufen am 24 Januar 2021 Karl Barth Ad Limina Apostolorum Evangelische Verlagsanstalt 2 Auflage Berlin 1969 S 36 38 Beispiele bei Michael Wolffsohn Juden und Christen ungleiche Geschwister die Geschichte zweier Rivalen Patmos 2008 ISBN 3 491 72508 9 S 161 Lena Lybaek Konrad Raiser Stefanie Schardien Gemeinschaft der Kirchen und gesellschaftliche Verantwortung Lit Verlag 2004 ISBN 3 8258 7061 8Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils alphabetisch sortiert Konstitutionen Dei verbum Gaudium et spes Lumen gentium Sacrosanctum ConciliumDekrete Ad gentes Apostolicam actuositatem Christus Dominus Inter mirifica Optatam totius Orientalium Ecclesiarum Perfectae caritatis Presbyterorum ordinis Unitatis redintegratioErklarungen Dignitatis humanae Gravissimum educationis Nostra aetate Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nostra aetate amp oldid 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