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Lumen gentium LG Christus ist das Licht der Volker heisst gemass ihren Anfangsworten die Dogmatische Konstitution uber die Kirche die vom Zweiten Vatikanischen Konzil formuliert und am 21 November 1964 von Papst Paul VI promulgiert wurde Erstmals in der bald 2000 jahrigen dogmengeschichtlichen Entwicklung aussert sich darin das hochste kirchliche Lehramt ausfuhrlich zur Lehre von der Kirche als solcher Zweites Vatikanisches KonzilDas Hauptanliegen der Konstitution liegt darin dass Christus als Mitte der Kirche deutlicher hervortritt In deutlich biblisch gepragter Sprache und unter starkem Ruckgriff auf die Theologie der Kirchenvater betont die romisch katholische Kirche ihren Charakter als mystischer Leib Christi und Wanderndes Gottesvolk und vermeidet insbesondere Engfuhrungen auf den nur institutionellen Charakter der Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung 1 1 I Das Mysterium der Kirche 1 2 II Das Volk Gottes 1 3 III Die hierarchische Verfassung der Kirche insbesondere das Bischofsamt 1 4 IV Die Laien 1 5 V Die allgemeine Berufung zur Heiligkeit in der Kirche 1 6 VI Die Ordensleute 1 7 VII Der endzeitliche Charakter der pilgernden Kirche und ihre Einheit mit der himmlischen Kirche 1 8 VIII Die selige jungfrauliche Gottesmutter Maria im Geheimnis Christi und der Kirche 1 9 Anhange 1 9 1 Erklarung uber den Verbindlichkeitsgrad der dogmatischen Konstitution 1 9 2 Erlauternde Vorbemerkung zum dritten Kapitel der Konstitution 2 Entstehungsgeschichte 3 Einzelprobleme 3 1 Ekklesiologie 3 2 Priesteramt 4 Auswirkungen 5 Text und Kommentar 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseZusammenfassung BearbeitenDie insgesamt 69 Artikel der Konstitution gliedern sich in acht Kapitel I Das Mysterium der Kirche Bearbeiten In Christus ist die Kirche das Sakrament der Vereinigung mit Gott wie der Menschen untereinander 1 Um die Menschen zur Teilhabe am gottlichen Leben zu erheben gewahrt der Schopfer ihnen Hilfen zum Heil vorgepragt im Volk Israel zur Vollendung bestimmt in der Kirche vom gerechten Abel bis zum letzten Erwahlten 2 In Christus dem Sohn sind auch seine Erwahlten zu Sohnen Gottes berufen In der Kirche ist das mit Christus angebrochene Himmelreich auf Erden geheimnisvoll gegenwartig 3 Der Heilige Geist wohnt in der Kirche und betet in den Herzen der Glaubigen Er verjungt die Kirche und fuhrt sie als Braut zu Christus 4 Die Kirche grundet sich auf die Verkundigung Christi der als Priester auferstanden ist und seine Sendung auf die Junger ubertragen hat 5 Das Wesen der Kirche erschliesst sich seit alttestamentlicher Zeit in verschiedenen Bildern aus der Welt der Hirten Herde Schafstall der Bauern Acker Pflanzung Weinberg des Wohnens Zelt Haus Eckstein Tempel Stadt der Erotik geschmuckte Braut und in anderen Bildern Auf Erden weiss sich die Kirche allerdings fremd und in Pilgerschaft begriffen 6 Die Glaubigen werden Glieder am Leib Christi mit verschiedenen Aufgaben Sie wachsen allesamt auf Christus hin der das Haupt dieses Leibes ist 7 Der gottlichen und menschlichen Natur Christi entsprechend ist die Kirche eine komplexe Wirklichkeit aus hierarchischer Struktur und mystischem Leib aus sichtbarer Versammlung und geistlicher Gemeinschaft Sie ist in der katholischen Kirche sichtbar in der Welt verfasst ohne auszuschliessen dass ausserhalb ihres Gefuges vielfaltige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden sind die als der Kirche Christi eigene Gaben auf die katholische Einheit hindrangen Die Kirche ist gerufen den Weg Christi in Armut und Verfolgung zu gehen Sie umfasst allerdings auch Sunder in ihrem eigenen Schoss daher geht sie zugleich heilig und reinigungsbedurftig der vollen Offenbarung des gottlichen Geheimnisses entgegen 8 II Das Volk Gottes Bearbeiten Gott wollte die Menschen nicht einzeln retten sondern als ein Volk Dazu berief er als erstes das Volk Israel bevor er in Christus einen Neuen Bund schloss mit seinem Volk aus Juden und Heiden in dem die ganze Menschheit berufen ist zur Wurde und Freiheit der Kinder Gottes 9 Durch den Heiligen Geist werden sie alle zum priesterlichen Amt Christi geweiht Das hierarchische Priestertum vollzieht dabei die eucharistische Darbringung an dem die Glaubigen teilnehmen im Empfang der Sakramente im Gebet in der Danksagung im Zeugnis eines heiligen Lebens durch Selbstverleugnung und tatige Liebe 10 Unterschieden ist das hierarchische Priestertum vom gemeinsamen Priestertum der Glaubigen dem Wesen und nicht bloss dem Grade nach wenngleich sie einander zugeordnet sind 10 Gepragt wird die priesterliche Gemeinschaft durch die sieben Sakramente Taufe Firmung Eucharistie Busse Krankensalbung Weihe und Ehe 11 Die Glaubigen haben aber auch Anteil am prophetischen Amt Christi Zeugnis abzulegen Dank des Heiligen Geistes kann ihre Gesamtheit im Glauben nicht irren Ihre ebenfalls vom Heiligen Geist den Einzelnen gegebenen Charismata werden aber von der Hierarchie gepruft 12 In der Kirche sind alle Menschen gerufen in weltumspannende Gemeinschaft miteinander zu treten Wenn sich die Kirche auch unter ihren Bischofen und Patriarchen in verschiedene Teilkirchen gliedert stehen diese doch in enger Verbindung und tauschen untereinander geistliche und materielle Guter aus 13 Die pilgernde Kirche ist zum Heil notwendig Katholiken werden aber nicht gerettet wenn sie abfallen oder der Kirche nur ausserlich anhangen 14 Dagegen weiss sich die katholische Kirche allen Getauften auch wenn diese nicht in Gemeinschaft mit dem Papst stehen vielfaltig verbunden und betet um die Einheit aller Christen 15 Aber auch die Menschen die das Evangelium nicht erreicht hat sind auf das Gottesvolk hingeordnet vor allem die Juden und die Muslime Gott ist sogar den Heiden nicht fern die ihn in Schatten und Bildern suchen Schliesslich rettet er auch diejenigen die ihn ohne Schuld nicht anerkennen aber doch ein rechtes Leben zu fuhren sich bemuhen 16 Wie der Sohn vom Vater gesandt wurde so sandte Christus die Apostel Jedem Junger Christi obliegt die Pflicht nach seinem Teil den Glauben auszusaen bis die ganze Welt Gott lobt und verherrlicht 17 III Die hierarchische Verfassung der Kirche insbesondere das Bischofsamt Bearbeiten Um das Volk Gottes zu weiden sind gewisse Amter im Dienste ihrer Bruder mit heiliger Vollmacht ausgestattet Hirten sollen die Bischofe sein Das Konzil bekraftigt abermals den Primat des romischen Bischofs und sein unfehlbares Lehramt 18 Schon die Apostel wurden von Jesus nach Art eines Kollegiums eingesetzt und auf Petrus gegrundet 19 Diese Sendung wahrt ewig Daher haben die Apostel Nachfolger bestellt Im Laufe der Zeit hat sich vor Presbytern und Diakonen das Amt der Bischofe hervorgehoben 20 Die Bischofe lenken das pilgernde Volk In ihnen ist Christus anwesend Ihnen ist die Fulle des Weihesakraments gegeben die sie weitergeben konnen 21 Sie uben ihr Lenkungsamt in Einheit mit dem Papst sowie in kollegialer Gemeinschaft mit den anderen Bischofen aus Zusammen mit dem Papst hat das Konzil der Bischofe die hochste Lehrgewalt in der Kirche 22 Die Bischofe arbeiten uber die Grenzen ihrer Teilkirchen hinweg zusammen etwa innerhalb der altehrwurdigen Patriarchate oder der jungeren Bischofskonferenzen 23 Die kanonische Sendung der Bischofe geschieht auf verschiedene Weise bei jeweils gegebenem Vorbehaltsrecht des Papstes Dieser kann den Bischofen auch die apostolische Gemeinschaft verweigern sie durfen ihr Amt dann nicht ausuben 24 Die Bischofe sind authentische Lehrer des Glaubens in Einheit mit dem Papst sind sie sogar unfehlbar letzterer auch allein Dazu ist allerdings erforderlich dass er diesen Anspruch auch in der sprachlichen Formulierung eigens zum Ausdruck bringt Bischofliche Definitionen stellen verbindliche Auslegungen des Glaubensgutes dar allerdings keine neue Offenbarung 25 Wesentliche Aufgabe des Bischofs ist die Feier der Eucharistie es gibt keine Eucharistie ohne ihn 26 Rechtlich ist den Bischofen die eigene ordentliche und unmittelbare Gewalt uber ihre Teilkirche gegeben sie sind also keine Stellvertreter des Papstes wenn auch die Ausubung ihrer Autoritat von diesem abhangig ist 27 Das Dienstamt in der Kirche ist aber dreifach abgestuft Abhangig von den Bischofen sind die Priester Presbyter als Mitarbeiter der Bischofe die sie in ihren Gemeinden verkorpern 28 Noch eine Stufe tiefer stehen die Diakone welche die Handauflegung nicht zum Priestertum sondern zur Dienstleistung empfangen Das Konzil stellt den Diakonat als eigenstandigen Ordo wieder her und eroffnet ihn verheirateten Mannern Unverheiratete Diakone mussen allerdings ehelos bleiben 29 IV Die Laien Bearbeiten Die Laien sind Teil des Volkes Gottes Ihre Besonderheiten sollen in Grundzugen behandelt werden 30 Als Laien werden hier alle Christglaubigen verstanden mit Ausnahme der Glieder des Weihe und des Ordensstandes Die Laien sind durch die Taufe Christus einverleibt und nehmen am priesterlichen prophetischen und koniglichen Amt Christi teil Die Laien leben in der Welt mit ihren irdischen Aufgaben Weltcharakter Sie suchen die zeitlichen Dinge auf Christus hin zu durchleuchten und zu ordnen und so das Reich Gottes zu verwirklichen indem sie von innen her zur Heiligung der Welt beitragen 31 Laien und geweihte Amtstrager haben denselben Herrn dieselbe Taufe denselben Geist denselben Glauben dieselbe Wurde und dieselbe Berufung zur Heiligkeit Dem widerspricht nicht die Verschiedenheit der Aufgaben der Laien und der Hirten Laien und Hirten sind eng verbunden die Hirten sollen den Laien dienen und die Laien mit den Hirten als ihren Brudern zusammen arbeiten 32 Jeder Laie ist schon kraft Taufe und Firmung gestarkt durch die Eucharistie zum Apostolat in der Welt berufen Einzelne Laien konnen beim Apostolat der Hierarchie unmittelbar mitarbeiten oder zu gewissen kirchlichen Amtern herangezogen werden 33 Die Laien haben Anteil am Priesteramt zur Ausubung eines geistlichen Kultes zur Verherrlichung Gottes und zum Heil der Menschen Sie sind geweiht und mit dem Heiligen Geist gesalbt und dazu berufen alle ihre Werke Gebete und apostolischen Unternehmungen ihr Ehe und Familienleben die tagliche Arbeit die geistige und korperliche Erholung als geistige Opfern 1 Petr 2 5 in der Eucharistie durch Christus Gott darzubringen und so die Welt selbst Gott zu weihen 34 Christus erfullt sein prophetisches Amt auch durch die Laien Dies in besonderer Weise in der Ehe und in der Familie Dort haben die Eheleute ihre eigene Berufung sich gegenseitig und den Kindern den Glauben und die Liebe Christi zu bezeugen Bei einem Mangel an geweihten Amtstragern konnen Laien gewisse heilige Aufgaben stellvertretend erfullen Jeder Laie muss sich um eine tiefere Kenntnis der geoffenbarten Wahrheit bemuhen 35 Die Laien mussen die innerste Natur der ganzen Schopfung ihren Wert und ihre Hinordnung auf das Lob Gottes anerkennen und sich gegenseitig zu einem heiligeren Leben verhelfen Sie sollen auf Grund ihrer Zustandigkeit in den profanen Bereichen durch ihre Arbeit dazu beitragen dass die geschaffenen Guter gemass der Ordnung des Schopfers allen Menschen dienen und gerechte soziale Verhaltnisse entstehen die der Ausubung der Tugenden dienen Ihre doppelte Zugehorigkeit zur Kirche einerseits und zur menschlichen Gesellschaft andererseits erfordert genaue Unterscheidung und sucht harmonische Verbindung Die eigenen Prinzipien der weltlichen Bestrebungen sind zu achten wobei sich die Laien jedoch in jeder zeitlichen Angelegenheit vom christlichen Gewissen fuhren lassen mussen Ein Laizismus und eine Gesellschaft ohne Religionsfreiheit wird verworfen 36 Alle Christglaubigen haben das Recht aus den geistlichen Gutern der Kirche vor allem die Hilfe des Wortes Gottes und der Sakramente von den geweihten Hirten reichlich zu empfangen Ihre Bedurfnisse und Wunsche durfen und sollen sie offen und vertrauensvoll artikulieren Die Amtstrager mussen sie respektieren und auch ihre irdischen burgerlichen Freiheiten anerkennen 37 Jeder Laie muss vor der Welt Zeuge der Auferstehung und des Lebens Jesu und ein Zeichen des lebendigen Gottes sein so dass die Christen in der Welt das sind was die Seele im Leib ist 38 V Die allgemeine Berufung zur Heiligkeit in der Kirche Bearbeiten Da Christus die Kirche geliebt und sich zu ihrer Heiligung hingegeben hat ist die Kirche unzerstorbar heilig Daher sind in der Kirche alle berufen zu einer Heiligkeit deren Gnadenfruchte sich in der Lebensgestaltung kundtun 39 Doch sind Christi Anhanger nicht aufgrund ihrer Werke sondern in Jesus dem Herrn gerechtfertigt wenn auch immer wieder der Vergebung bedurftig Wie Christus und schon so viele Heilige vor ihnen sollen sie dem Willen des Vaters in allem folgen 40 Dazu sind alle nach ihren eigenen Gaben und Gnaden gerufen als Bischofe Priester Diakone Laien als Eheleute und Eltern Witwen Unverheiratete und Arbeiter als Arme Schwache und Verfolgte Sie alle werden von Tag zu Tag mehr geheiligt wenn sie alles aus der Hand des himmlischen Vaters im Glauben annehmen 41 An der Liebe zu Gott wie zum Nachsten erkennt man den wahren Christen Nun hat keiner mehr Liebe als wer sein Leben fur Jesus und die Bruder hingibt Dieses Martyrium ist aber wenigen gegeben dennoch sollen alle dazu bereit sein Ferner wird die Heiligkeit besonders durch die Beachtung der evangelischen Rate gefordert durch die Enthaltsamkeit um des Himmels willen als Quelle geistlicher Fruchtbarkeit und durch Demut als Gleichgestaltung mit dem gehorsamen Christus 42 VI Die Ordensleute Bearbeiten Bei der Befolgung der evangelischen Rate der gottgeweihten Keuschheit der freiwilligen Armut und des Gehorsams bieten verschiedene von der Hierarchie geregelte Gemeinschaften Hilfen zum Fortschritt Der Ordensstand ist dabei kein Zwischenstand zwischen Klerus und Laien sondern wachst aus beiden Gruppen 43 Durch die Gelubde verpflichten sich die Glaubigen inniger auf den gottlichen Dienst insbesondere zum Wohl der Kirche Ihre Lebensform druckt die Erhabenheit des Gottesreichs vor allem Irdischen aus und ist deshalb ein unerschutterlicher Teil der Kirche dennoch gehort ihr Stand nicht der Hierarchie an 44 Vielmehr lenkt und schutzt die Hierarchie die vielfaltigen Institute des vollkommenen Lebens Der Papst kann sie der Jurisdiktion der Ortsbischofe entziehen doch schulden sie diesen nach wie vor Respekt Die Kirche erhebt den Ordensberuf auch zur Wurde eines eigenen kanonischen Standes 45 In den Ordensleuten soll Christus immer sichtbarer werden indem sie das Reich Gottes verkunden Kranke heilen Sunder bekehren Kinder segnen und in allem dem Vater gehorchen In freiem Entschluss gefasst bedeutet der Verzicht auf hochzuschatzende Werte sogar eine besondere Entfaltung der menschlichen Person Sie sind auch der Gesellschaft nicht fremd und nutzlos sondern legen ihr Fundament auf geistliche Weise in Gott Daher lobt das Konzil die Ordensleute und bestarkt sie in ihren grossmutigen Diensten fur alle Menschen 46 und ruft sie zu Treue und Vollkommenheit auf 47 VII Der endzeitliche Charakter der pilgernden Kirche und ihre Einheit mit der himmlischen Kirche Bearbeiten In der himmlischen Herrlichkeit wird die ganze Menschheit und die mit ihr innigst verbundene jetzt noch seufzende und in Wehen liegende Welt vollkommen erneuert werden Diese Wiederherstellung hat in Christus bereits eingesetzt und setzt sich durch den Heiligen Geist in der Kirche fort 48 In der Erwartung der Wiederkehr des richtenden Herrn sind die Erdenpilger mit ihren entschlafenen Brudern verbunden Die Seligen legen beim Vater in bruderlicher Sorge Fursprache fur die Lebenden ein 49 Umgekehrt bringt die pilgernde Kirche Furbitten fur die Verstorbenen dar und ehrt in besonderer Weise das Gedachtnis der Apostel und Martyrer der Jungfrau Maria und der heiligen Engel und schliesslich aller Heiligen die der pilgernden Kirche Ansporn und Vorbild auf ihrem Weg sind Alle Verehrung der Heiligen zielt letztlich auf Christus der in ihnen verherrlicht ist Besonders in der Liturgie stimmt die Kirche schon jetzt in den Kult der himmlischen Kirche ein 50 Diesen Glauben ubernehmen die Vater von vorangegangenen Konzilien mahnen aber zur Abstellung von Missbrauchen und Ubertreibungen Echte Heiligenverehrung sucht im Wandel das Vorbild in der Gemeinschaft die Teilnahme in der Furbitte die Hilfe Am Ende der Zeit wird die ganze Kirche der Heiligen in hochster Seligkeit Gott anbeten 51 VIII Die selige jungfrauliche Gottesmutter Maria im Geheimnis Christi und der Kirche Bearbeiten I In Maria ist das Wort in die Zeit eingetreten Dies Mysterium setzt die Kirche fort 52 In Hinblick auf die Verdienste ihres Sohnes mit dem Maria in unaufloslicher Verbindung steht geniesst sie Vorrang vor allen himmlischen und irdischen Geschopfen Maria ist Mutter der Glieder Christi ist Mutter der Kirche 53 Das Konzil will aber die Rolle Mariens hier mit Bedacht nur im Rahmen der Lehre von der Kirche beleuchten ohne einer vollstandigen theologischen Lehre uber Maria vorzugreifen Alle katholischen Lehrmeinungen behalten daher ihr Recht 54 II In Maria erfullt sich die Verheissung vom Sieg der Frau uber die Schlange Maria ragt unter den Demutigen und Armen des Herrn hervor die das Heil mit Vertrauen erhoffen und empfangen 55 Wegen ihrer freien und nicht bloss passiven Bejahung der Menschwerdung Gottes ist sie ihrer Aufgabe entsprechend begnadet worden Daher wird sie traditionell als heilig und von allem Sundenmakel frei bezeichnet 56 Ihre enge Verbindung mit dem Sohn lasst sich in Jesu Leben verfolgen in Jesu Geburt und Darstellung im Tempel 57 vom Beginn des offentlichen Wirkens Jesu bei der Hochzeit zu Kana bis hin zum Kreuz wo Jesus seine Mutter dem Junger anvertraute 58 Auch am Pfingsttag war sie bei den Aposteln und wurde schliesslich in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen 59 III Marias Zuwendung zu den Menschen verdunkelt oder mindert keineswegs die einzige Mittlerschaft Christi Ihr heilsamer Einfluss entspringt keiner Notwendigkeit sondern dem Wohlgefallen Gottes und hangt vollstandig von Christi Mittlerschaft ab 60 Nach gottlichem Ratschluss hat Maria durch Jesu Empfangnis Geburt und Erziehung beim Werk des Erlosers in einzigartiger Weise mitgewirkt indem sie den Menschen die Gnade geboren hat 61 Diese Mutterschaft dauert unaufhorlich fort Selbst in den Himmel aufgenommen erwirkt sie den Menschen durch ihre Furbitte die Gaben ewigen Heils Diese untergeordnete Aufgabe Mariens bekennt erfahrt und legt die Kirche den Glaubigen ans Herz 62 Maria ist der Typus der Kirche hinsichtlich ihres Glaubens ihrer Liebe und ihrer Einheit mit Christus 63 So wird auch die Kirche selbst Mutter und Jungfrau genannt Mutter indem sie durch Taufe und Verkundigung Kinder Gottes gebiert Jungfrau in unversehrter Treue zu ihrem Brautigam 64 Maria ist aber das Urbild der schon vollendeten Kirche wahrend die Glaubigen noch mit der Sunde kampfen und in Heiligkeit wachsen mussen Durch Versenkung in Maria aber werden sie ihr immer ahnlicher 65 IV Mit Recht wird Maria als Gottesgebarerin verehrt denn selig werden mich preisen alle Geschlechter da mir Grosses getan hat der da machtig ist Dieser Kult ist aber wesentlich verschieden von der Anbetung die allein der gottlichen Dreifaltigkeit dargebracht wird 66 So ruft das Konzil zur Forderung der Marienfrommigkeit auf ermahnt die Theologen und Prediger aber gleichzeitig sich dabei falscher Ubertreibung zu enthalten und Marias Christusbezug nie aus den Augen zu lassen damit bei den getrennten Brudern kein falsches Bild von der Lehre der Kirche entstehe 67 V Wie Maria im Himmel schon verherrlicht Bild und Anfang der kunftig zu vollendenden Kirche ist so leuchtet sie schon jetzt dem wandernden Gottesvolk voran 68 Das Konzil druckt seine Freude aus dass Maria auch bei vielen der getrennten Bruder verehrt wird und ruft alle Christen auf Marias Furbitte zu erflehen bis alle Volkerfamilien mogen sie den christlichen Ehrennamen tragen oder ihren Erloser noch nicht kennen in Friede und Eintracht gluckselig zu einem Gottesvolk versammelt werden zur Ehre der heiligsten und ungeteilten Dreifaltigkeit 69 Anhange Bearbeiten Der Konstitution sind zwei kurzere Bekanntmachungen beigefugt Erklarung uber den Verbindlichkeitsgrad der dogmatischen Konstitution Bearbeiten Das Konzil definiert nur das als fur die Kirche verbindliche Glaubens und Sittenlehre was es selbst deutlich als solche erklart Alles Weitere ist als Lehre des obersten kirchlichen Lehramtes anzunehmen und festzuhalten und so auszulegen wie es nach den allgemeinen allseits bekannten Grundsatzen der theologischen Interpretation aus dem behandelten Gegenstand oder aus der Aussageweise sich ergibt Erlauternde Vorbemerkung zum dritten Kapitel der Konstitution Bearbeiten Kollegium der Bischofe meint keinen Kreis von Gleichrangigen die etwa ihre Gewalt auf ihren Vorsitzenden ubertrugen sondern einen festen Kreis dessen Struktur und Autoritat der Offenbarung zu entnehmen sind Glied des Kollegiums wird man kraft der Bischofsweihe und durch die hierarchische Gemeinschaft mit Haupt und Gliedern des Kollegiums Zur Freigabe der Vollmachten muss zur Weihe allerdings noch die kanonische Bestimmung durch die hierarchische Obrigkeit hinzukommen Das Kollegium als Trager der hochsten und vollen Gewalt uber die ganze Kirche wird immer zusammen mit seinem Haupt verstanden Man unterscheidet also nicht zwischen dem Papst einerseits und der Gesamtheit der Bischofe andererseits sondern zwischen dem Papst fur sich und dem Papst vereint mit den Bischofen Als Haupt des Kollegiums kann der Papst manche Handlungen allein vollziehen die den Bischofen in keiner Weise zustehen etwa das Kollegium einberufen und leiten die Richtlinien fur das Verfahren approbieren usw Diese Vollmacht kann er jederzeit nach Gutdunken ausuben das Kollegium hingegen handelt nur gelegentlich in einem im strengen Sinne kollegialen Akt und nicht ohne Zustimmung des Hauptes Entstehungsgeschichte BearbeitenDer erste Entwurf der Konstitution wurde von der Vorbereitungskommission De doctrina fidei et morum Fur Fragen der Glaubenslehre und der Sitten erarbeitet die dem Heiligen Offizium zugeordnet war und unter der Leitung von dessen Prafekten Kardinal Alfredo Ottaviani stand Dieser Entwurf war weniger eine systematische Darstellung des romisch katholischen Kirchenverstandnisses als vielmehr eine lose Folge von Einzelproblemen von denen viele im Lauf der weiteren Arbeit in Einzeldekrete ausgelagert wurden so etwa in das Dekret uber die Hirtenaufgabe der Bischofe uber das Ordensleben den Laienapostolat die Missionstatigkeit und den Okumenismus 1 Auf Grundlage dieses Entwurfes der Theologischen Vorbereitungskommission wurde das Kirchenschema in den ersten drei Sitzungsperioden 1962 1964 diskutiert und intensiv umgearbeitet Am 21 November 1964 ergab die Schlussabstimmung schliesslich 2151 Ja zu 5 Nein Stimmen und die Konstitution wurde offiziell promulgiert 2 In der zweiten Sitzungsperiode Ende 1963 entschied das Konzil mit Bedacht Art 54 die Gottesmutter Maria im Kontext dieser Kirchenkonstitution zu wurdigen und nicht wie ursprunglich vorgesehen in einem eigenen Konzilsdokument fur das der Peritus Karlo Balic OFM 1899 1977 und andere den Entwurf De beata Maria virgine vorbereitet hatten 3 Diese Entscheidung war allerdings sehr umstritten und fiel mit 1114 gegen 1074 Stimmen denkbar knapp da die Minderheit eine Marginalisierung der Bedeutung Mariens befurchtete Paul VI unterstrich aber ihre Bedeutung indem er am Tag der Schlussabstimmung Maria zur Mater Ecclesiae zur Mutter der Kirche erklarte Um einer Minderheiten Gruppe von Konzilsvatern entgegenzukommen welche die papstliche Autoritat gefahrdet sah wurden ausserdem zwei Anhange veroffentlicht Einzelprobleme BearbeitenEkklesiologie Bearbeiten Die Kongregation fur die Glaubenslehre hat zuletzt am 29 Juni 2007 in einigen Responsa ad quaestiones bekraftigt dass das Konzil die Lehre von der Kirche nicht verandert sondern entfaltet habe Wenn es in Art 8 heisst die Kirche des Glaubensbekenntnisses subsistit in der katholischen Kirche unter Leitung des Nachfolgers Petri statt est in der vorhergehenden Entwurfsfassung bedeute dies keine Aufweichung sondern eine Ausweitung des Prinzips dass die katholische Kirche mit der Stiftung Christi vollidentisch sei wenn auch mit Mangeln in der Universalitat behaftet 4 Die Kirchen der Reformation waren demzufolge als kirchliche Gemeinschaften nicht im vollen Sinne als Kirchen zu bezeichnen 5 Diese Auffassung der Glaubenskongregation ist allerdings auch unter romisch katholischen Konzilsexperten umstritten Priesteramt Bearbeiten Zwischen der Aufwertung und Definition der Bischofe einerseits und der Aufwertung der Laien im Allgemeinen Priestertum andererseits bleibt die Rolle und Identitat der Priester wenig profiliert Die nachkonziliare Krise entwickelte sich aber insbesondere als Krise um Leben und Dienst der Priester Auswirkungen BearbeitenDie Kirchenkonstitution ist weniger ins Bewusstsein der Offentlichkeit gelangt als etwa die Liturgiekonstitution Dennoch ist sie fur das Selbstverstandnis der katholischen Kirche wie gerade auch fur den okumenischen Dialog sehr bedeutend Text und Kommentar BearbeitenConstitutio dogmatica de Ecclesia Dogmatische Konstitution uber die Kirche Lateinischer Text aus Acta Apostolicae Sedis 57 1965 5 75 Deutsche Ubersetzung besorgt im Auftrag der deutschen Bischofe von den deutschen Bischofen genehmigte verbesserte Fassung von 1966 Geschichtliche Einleitung von Gerard Philips Kommentar von Aloys Grillmeier SJ Karl Rahner SJ Herbert Vorgrimler Ferdinand Klostermann Friedrich Wulf SJ und Otto Semmelroth SJ In LThK Das Zweite Vatikanische Konzil Konstitutionen Dekrete und Erklarungen Lateinisch und Deutsch Kommentare Teil I Herder Verlag Freiburg im Brsg 1966 S 139 359 Nachdruck 1986 ISBN 3 451 20756 7 Ausfuhrlich eingeleiteter und kommentierter lateinisch deutscher Paralleltext Die Dogmatische Konstitution uber die Kirche Lumen gentium In Karl Rahner Herbert Vorgrimler Kleines Konzilskompendium Samtliche Texte des zweiten Vatikanums Herder Verlag Freiburg im Breisgau 22 Auflage 1990 S 105 200 Einleitung und dt Text Literatur BearbeitenG Barauna Hrsg De Ecclesia Beitrage zur Konstitution Uber die Kirche des Zweiten Vatikanischen Konzils 2 Bande Herder Knecht Freiburg u a 1966 Peter Hunermann Bernd Jochen Hilberath Hrsg Herders Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil Bd 2 Herder Freiburg i Br 2004 ISBN 3 451 28531 2 Weblinks BearbeitenAuthentischer Text der Konstitution lateinisch Deutsche Ubersetzung auf der Homepage des Vatikans Joseph Ratzinger Die Ekklesiologie der Konstitution Lumen gentium David Berger Wider die Veteranen Sentimentalitat Zur Frage der Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils In Die Neue Ordnung Jg 58 2004 Nr 2 u a zur Interpretation von subsistit in in LG 8 Einzelnachweise Bearbeiten Pesch 2001 S 138 140 Karl Rahner Herbert Vorgrimler Kleines Konzilskompendium 22 Auflage Herder Freiburg 1990 S 105ff Andreas R Batlogg Nikolaus Klein Kollektive Wahrheitsfindung auf dem Zweiten Vatikanum Zu einer Momentaufnahme von Karl Rahner SJ In Stimmen der Zeit Bd 230 2012 S 579 589 hier S 583 Alexandra von Teuffenbach Die Bedeutung des subsistit in LG 8 Zum Selbstverstandnis der katholischen Kirche Utz Munchen 2002 ISBN 3 8316 0187 9 Kongregation fur die Glaubenslehre Erklarung Dominus Jesus uber die Einzigkeit und die Heilsuniversalitat Jesu Christi und der Kirche Nr 17 6 August 2000 Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils alphabetisch sortiert Konstitutionen Dei verbum Gaudium et spes Lumen gentium Sacrosanctum ConciliumDekrete Ad gentes Apostolicam actuositatem Christus Dominus Inter mirifica Optatam totius Orientalium Ecclesiarum Perfectae caritatis Presbyterorum ordinis Unitatis redintegratioErklarungen Dignitatis humanae Gravissimum educationis Nostra aetate Normdaten Werk GND 4140269 8 lobid OGND AKS VIAF 302826104 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lumen gentium amp oldid 237912574