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Die Heiligenverehrung ist das verehrende Gedenken an einzelne Menschen Heiliger von denen eine Glaubensgemeinschaft annimmt dass sie zu Heiligkeit berufen waren und ein vorbildliches oder heiligmassiges Leben gefuhrt bzw die Kriterien fur die Heiligsprechung durch die Glaubensgemeinschaft erfullt haben Statue des auf Sizilien verehrten Volksheiligen Corrado Confalonieri Noto Sommer 2007 Formen von Heiligenverehrung gibt es innerhalb des Christentums in der romisch katholischen Kirche den Ostkirchen in der anglikanischen Kirche und in einigen protestantischen Konfessionen daruber hinaus auch im Hinduismus und im Buddhismus im Islam und im Judentum Inhaltsverzeichnis 1 Vergleichende Religionswissenschaft 2 Judentum 3 Christentum 3 1 Neues Testament 3 2 Anfange der Heiligenverehrung in der Alten Kirche 3 3 Orthodoxe Kirchen 3 4 Romisch Katholische Kirche 3 5 Lutherische Kirchen 3 6 Reformierte Kirchen 3 7 Heiligenverehrung im okumenischen Gesprach 4 Siehe auch 5 Literatur 5 1 Fachlexika 5 2 Monographien 6 Kirchliche Dokumente 7 Weblinks 8 EinzelbelegeVergleichende Religionswissenschaft BearbeitenDa uber die Definition des Heiligen in der Religionswissenschaft kein Konsens besteht empfiehlt es sich die Verehrung lebender Personen nicht als Heiligenverehrung zu bezeichnen sondern den Begriff enger zu fassen die Verehrung verstorbener meist als historisch angesehener Personen meist mit besonderem Bezug zu ihrem Grab 1 Der Besuch dieser Graber ist oft mit der Hoffnung verbunden der Heilige moge ein Wunder wirken besonders Krankheiten heilen Eine Spezialisierung der wundertatigen Kraft indem bestimmte Heilige fur bestimmte Krankheiten zustandig sind ist dabei naheliegend 2 Nicht unter Heiligenverehrung subsumiert werden ublicherweise die Ahnenverehrung sowie die Verehrung von Religionsstiftern und Reformatoren Als Phanomen der Volksreligiositat wird die Heiligenverehrung von der offiziellen Religion teils nicht beachtet teils aber auch von Reformbewegungen bekampft Beispiel Wahhabismus 1 Heiligenverehrung kann Religionsgrenzen uberschreiten Beispielsweise verehren Hindus sowohl katholische als auch islamische Heiligenschreine und in Marokko werden judische und muslimische Heiligengraber auch von den Angehorigen der jeweils anderen Religion besucht Die religionsubergreifende Bedeutung eines Heiligengrabes kann allerdings auch Anlass fur Konflikte um die Kontrolle der heiligen Statte sein Beispiel Grab des Sufi Hazrat Dada Hayat Khalandar Baba Budan Giri Karnataka 1 Judentum Bearbeiten nbsp Chillula von Rabbi Schimon ben Jochai in Meron 2014 Das hellenistische Judentum kannte die Vorstellung dass Patriarchen und Propheten aber auch Martyrer als Furbitter vor Gott eintreten Im 4 Buch der Makkabaer 18 23 heisst es dass die Seelen der Heiligen den Thron Gottes umgeben Aus der Zeit des Zweiten Tempels ist der Brauch gut bezeugt fur die Gerechten Grabmaler zu errichten Flavius Josephus Cassius Dio Vitae prophetarum vgl auch Lk 11 47 EU Obwohl dies in der rabbinischen Literatur gelegentlich kritisiert wurde setzte sich die Verehrung von Heiligengrabern in Spatantike und Mittelalter weiter fort Sie wurden zu Wallfahrtszielen Judische Reisende des Mittelalters erwahnen Votivgaben Gelubde und Gebetserhorungen die mit dem Besuch solcher Graber verbunden waren 3 Dass die Heiligen am Ort ihres Grabes als Furbitter angerufen wurden wird im Talmud mehrfach erwahnt 4 Der Besuch von Heiligengrabern hat fur Teile der judischen Bevolkerung im modernen Staat Israel grosse Bedeutung Kerzenentzunden Psalmrezitation und Gebetszettel sind mit dem Besuch dieser Graber verbunden Der Todestag des Heiligen chillula wird besonders begangen ein Beispiel sind die Feiern anlasslich des Todestags von Schimon ben Jochai in Meron 5 Christentum BearbeitenNeues Testament Bearbeiten Im Neuen Testament wird von Menschen als Heiligen fast immer in der Mehrzahl gesprochen einzige Ausnahme Johannes der Taufer als gerechter und heiliger Mann Mk 6 20 EU Alle Mitglieder einer christlichen Gemeinde wurden mit dem Ehrentitel Heilige bezeichnet z B schrieb der Apostel Paulus an die Geheiligten in Christus Jesus die berufenen Heiligen in Korinth ungeachtet dessen dass es in der Gemeinde Spaltungen und andere Probleme gab 1 Kor 1 1 EU In Aufnahme von Motiven aus dem Alten Testament wurden die Christen von mehreren neutestamentlichen Autoren als heilige Gemeinde beschrieben deren Mitglieder von Gott erwahlt wurden Die Zugehorigkeit verpflichte auch zur Trennung von der nicht christlichen Umwelt 6 Einige Texte des Neuen Testaments wurden im Lauf ihrer Rezeptionsgeschichte zur Begrundung der Heiligenverehrung herangezogen Der Begriff Heilige kommt in ihnen allerdings nicht vor 1 Kor 12 26 EU Wenn ein Glied geehrt wird freuen sich alle Glieder mit Hebr 13 7 EU Gedenkt eurer Vorsteher die euch das Wort Gottes verkundet haben Betrachtet den Ertrag ihres Lebenswandels Ahmt ihren Glauben nach Offb 6 9 EU Als das Lamm das funfte Siegel offnete sah ich unter dem Altar die Seelen aller die hingeschlachtet worden waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses das sie abgelegt hatten Die romisch katholische Kirche lehrt dass die Heiligenverehrung ihren Ursprung in der Heiligen Schrift vgl Apg 7 54 60 EU Offb 6 9 11 EU Offb 7 9 17 EU habe und fur die erste Halfte des zweiten Jahrhunderts mit Sicherheit bezeugt sei 7 Anfange der Heiligenverehrung in der Alten Kirche Bearbeiten Die Christen der Spatantike kannten judische Martyrerverehrung einerseits paganen Heroenkult andererseits 8 Das fruheste Zeugnis christlicher Martyrerverehrung stammt aus dem 2 Jahrhundert Die Gemeinde von Smyrna bestatigte dass sie die Gebeine des Martyrerbischofs Polykarp um 155 erhalten und bestattet habe Am Ort seines Grabes werde man sich nun versammeln um den Geburtstag seines Martyriums voll Freude zu begehen Ein Jahrhundert spater ist der Martyrerkult auch im Westen bezeugt Bezugspunkt fur seine Durchsetzung in Rom war das Martyrium Sixtus II 258 und seiner sieben Diakone Die Verehrung der Martyrer orientierte sich an den Formen des antiken Totenkults und umfasste ausser der Eucharistiefeier und der Verlesung des Martyriumsberichts auch das Totenmahl refrigerium Dass die Martyrer als Furbitter angerufen wurden ist erstmals durch Graffiti Triclia Katakomben von San Sebastiano fuori le mura datiert 9 August 260 bezeugt Herausragende Martyrer wurden nun als Patrone verstanden die das Anliegen der Glaubigen die sich an sie wandten bei Gott vertraten 9 Das antik romische Konzept des Patrons steht somit am Anfang der christlichen Heiligenverehrung Man nahm an dass die Seele des Heiligen im Himmel weile und vor Gott Fursprache leiste der Leib aber dem man wundertatige Kraft zuschrieb weiterhin auf Erden sei Beide Seele und Leib seien aber miteinander verbunden Die Heiligen und deren Reliquien stellten ein wirkmachtiges Verbindungsglied zwischen Himmel und Erde dar Aufbewahrt wurde die leibliche Hulle der Heiligen am irdischen Altar der Kirchen in Analogie dazu dass die Seele unter dem himmlischen Altar weile 10 Orthodoxe Kirchen Bearbeiten nbsp Schrein des heiligen Demetrios in ThessalonikiOrthodoxe Theologie betont dass Heiligkeit eine Eigenschaft Gottes sei die Gott einzelnen Menschen gnadenweise mitteile Johannes von Damaskus nannte die Heiligen in diesem Sinn Gotter sie seien zeit ihres Lebens im Prozess der Vergottlichung Theosis gewesen die alle Aspekte des Menschseins verandere auch die Physis Dies begrundet nach ihrem Tod die Verehrung ihrer Reliquien In ihnen sowie in den Ikonen der Heiligen sei gnadenhaft aufgrund gottlicher Energie die Kraft der Auferstehung wirksam Ein solches geistl ich realistisches Verstandnis der Verehrung als eines Prozesses der zur Anteilhabe an den ungeschaffenen Energien Gottes fuhrt fand seine Widerspiegelung in der ganzen Struktur des kirchl ichen Lebens 11 Ein weiteres Kennzeichen orthodoxer Heiligenverehrung ist die auf Pseudo Dionysius Areopagita zuruckgehende Konzeption himmlischer Hierarchien Die Heiligen verwirklichen verschiedene Formen spirituellen Wachstums und sind demgemass zu Gruppen Choren geordnet Diese Ordnung der himmlischen Welt spiegelt sich im Aufbau der Ikonostase sie liegt dem Typikon zugrunde und findet bei der Proskomidie symbolischen Ausdruck 11 Romisch Katholische Kirche Bearbeiten nbsp Votivgaben fur die Hilfe der heiligen Walburga Kloster St Walburg nbsp Prozession mit dem Donatianusschrein in BruggeDie romisch katholische Kirche bezeichnet die Heiligenverehrung als feierliche Ehrung lat veneratio auch Dulia griech doyleia douleia einer Person und dadurch die Verherrlichung Gottes selbst der die heilige Person nach seinem Ebenbild erschaffen in Gnade angenommen mit Charismen reich beschenkt und nach Ablauf ihres irdischen Lebens bei sich vollendet habe 12 Die Verehrung der Gnade Gottes die in den Heiligen verwirklicht gesehen wird wird haufig ausserlich in einer Form der respektvollen Verneigung vor einem Heiligenbild oder einer Reliquie zum Ausdruck gebracht normalerweise verbunden mit dem Kreuzzeichen auch ein Kuss des Heiligenbildes oder der Reliquie ein gegenseitiger Friedenskuss oder eine andere kulturell angemessene Weise des Zeigens von Ehre und Respekt kann erfolgen 13 Eine Art der Verehrung ist auch die Reliquienprozession Foto Eine Pflicht zur Heiligenverehrung gibt es in der romisch katholischen Kirche nicht 14 Die Heiligenverehrung hangt eng mit dem Begriff der Gemeinschaft der Heiligen zusammen die im apostolischen Glaubensbekenntnis bezeugt wird Das Zweite Vatikanische Konzil integrierte die Heiligenverehrung in ein Kirchenverstandnis das trinitatstheologisch und christologisch begrundet ist und den Communio Gedanken betont Die bildhafte Vorstellung von einer Art Instanzenweg der indirekten Beeinflussung Gottes oder der Umstimmung des strengen Richters Christus durch die Milde der Mutter Maria und der H eiligen fuhrt in die Irre und ist fernzuhalten 15 Gerhard Ludwig Muller Heilige haben einen Gedenktag im allgemeinen oder regionalen liturgischen Kalender In der Regel ist es ihr Todestag Geburtstag im Himmel An diesem Tag wird des oder der Heiligen in den liturgischen Texten der heiligen Messe und des Stundengebets gedacht Der vielen unbekannten bzw unerkannten Heiligen gedenkt die romisch katholische Kirche am Hochfest Allerheiligen Das romisch katholische Kirchenrecht Can 1278 CIC 17 sieht beispielsweise fur Nationen Diozesen Gemeinden Stadte religiose Gemeinschaften verschiedener Art die Moglichkeit vor Heilige als Schutzpatrone zu wahlen Dies bedurfte der Bestatigung der Ritenkongregation es sei denn die Verehrung des Heiligen bestand an dem betreffenden Ort schon seit unvordenklicher Zeit 16 Die Verehrung der Diozesanheiligen hat grosse Bedeutung fur die Spiritualitat der Teilkirchen Beispielsweise findet man auf den Webseiten deutschsprachiger Bistumer mit wenigen Ausnahmen Informationsmaterial uber diese Heiligen Im Kirchenjahr ist das Hochfest der Diozesanpatrone meist identisch mit dem Hauptpatrozinium der Bischofskathedrale vielerorts Anlass fur aufwandige Kirchtagsfeiern 17 Lutherische Kirchen Bearbeiten Die Augsburgische Konfession CA befasst sich im 21 Artikel mit der Heiligenverehrung Interessant ist dass Philipp Melanchthon die Heiligenverehrung unter den Themen bringt bei denen nach eigener Einschatzung grundsatzlich Konsens mit der altglaubigen Seite besteht Darin weicht er von den Torgauer Artikeln ab die inhaltlich unter anderem fur CA 21 die Vorlage darstellen 18 19 Melanchthon weist der Heiligenverehrung eine doppelte positive Funktion zu 20 Der Glaube wird gestarkt wenn die Kirche sieht wie Gott den Heiligen Gnade erwiesen hat Die guten Werke der Heiligen eignen sich als Vorbilder fur das personliche ethische Verhalten der Christen Aus Sicht von CA 21 veranschaulicht der Heilige durch sein Lebensbeispiel geradezu was es heisst sich ganz auf Christus zu verlassen 21 Sowohl die Anrufung der Heiligen als auch das Vertrauen darauf dass sie als Vermittler gegenuber Gott wirken wird in CA 21 dagegen abgelehnt weil sie aus der Heiligen Schrift nicht zu begrunden sei Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen namlich der Mensch Christus Jesus 1 Tim 2 5 LUT Das war zuruckhaltend formuliert worauf die altglaubige Confutatio aber mit scharfer Zuruckweisung antwortete Die Heiligenverehrung sei sehr wohl biblisch begrundet weil zwischen Christus dem einen Mittler der Erlosung mediator redemptionis und den vielen Mittlern der Furbitte mediatores intercessionis unterschieden werden musse Der Apostel Paulus sei ein Musterbeispiel eines solchen furbittenden Heiligen erwahnt er doch in seinen Briefen oft dass er fur die Adressaten bete Melanchthons Apologie der Confessio Augustana AC liess von dieser Argumentation nur gelten dass man die Heiligen verehren solle und Christen zu Lebzeiten fureinander beten sollten 22 Immerhin gesteht die AC zu dass nicht nur die Engel sondern auch die verstorbenen Heiligen im Himmel fur die Christenheit insgesamt ingemein in genere Furbitte leisten hier klingt der Gedanke der Gemeinschaft der Heiligen und ihre Verbundenheit uber die Todesgrenze hinweg an 23 Jesus Christus sei aber der einzige Mittler sowohl mediator redemptionis als auch mediator intercessionis weil sich beide Aspekte nicht voneinander trennen liessen Die Heiligen konnten anderen Menschen nicht ihre eigenen Verdienste schenken Sie sind laut AC Fursprecher aber keine Mittler der Furbitte 24 Die Anrufung der Heiligen sei fur Christen nicht notwendig Mangels biblischen Gebots sei sie als etwas Ungewisses einzustufen der Glaube konne sich darauf nicht grunden 25 Die von Martin Luther als sein theologisches Testament verfassten Schmalkaldischen Artikel sind in der Abweisung der Heiligenverehrung scharfer als die von Melanchthon verantworteten Bekenntnisschriften Anrufung der Heiligen ist auch der endchristischen Missbrauche einer und streitet wider den ersten Hauptartikel und tilget die Erkenntnis Christi Und wiewohl die Engel im Himmel fur uns bitten wie Christus selber auch tut also auch die Heiligen auf Erden oder vielleicht auch im Himmel so folget daraus nicht dass wir die Engel und Heiligen anrufen anbeten Kirchen Altar Gottesdienst stiften und anderweise mehr dienen und sie fur Nothelfer halten und allerlei Hilfe unter sie teilen und iglichem ein sonderliche zueignen sollten wie die Papisten lehren und tun 26 Luther vermutete dass man die Heiligen mit Frieden lassen werde sobald sie nicht mehr um Hilfe angegangen wurden rein umbsonst oder aus Liebe werde man sie nicht mehr viel beachten 27 nbsp Dietrich Bonhoeffer Skulptur von Fritz Fleer 1979 vor der Hamburger Hauptkirche Sankt PetriAuf dieser Grundlage pflegte das Luthertum die Erinnerung an ausgewahlte altkirchliche und mittelalterliche Heilige sowie mittelalterliche Theologen wie John Wyclif und Jan Hus die als Vorlaufer der Reformation verstanden wurden Im Pietismus sowie in den Erweckungsbewegungen des 19 Jahrhunderts wurde das Heiligengedenken betont 20 Im Pietismus war dies eine Konsequenz des spiritualisierten Kirchenverstandnisses welches die Institution Kirche vergleichgultigte und die Gemeinschaft der Heiligen uber Konfessions und Zeitgrenzen hinweg betonte 28 Im 20 Jahrhundert kamen weitere Impulse aus der Okumene Am Beispiel Dietrich Bonhoeffers diskutiert Wolfgang Huber inwiefern es evangelische Heilige geben konne Als evangelische Christen rufen wir die Heiligen nicht als Fursprecher an sondern halten uns an Christus als den einen Mittler zwischen uns Menschen und Gott Dennoch konnen wir von einem evangelischen Heiligen dort reden wo Lebenszeugnis und Glaubenskraft sich in einer Weise verbunden haben dass dies zum Glauben und zum christlichen Handeln von Christen auch an anderem Ort zu anderer Zeit und unter anderen Bedingungen ermutigt 29 30 Hauptartikel Evangelischer Namenkalender Das Evangelische Gottesdienstbuch als gemeinsame Agende von UEK und VELKD enthalt ein Proprium fur den Gedenktag der Heiligen 1 November Das Evangelium ist das gleiche wie am vorausgehenden Gedenktag der Reformation namlich die Seligpreisungen nach Mt 5 1 10 Das Reformationsfest hat Texte und Motive des Festes Allerheiligen an sich gezogen 31 Ausserdem enthalt das Gottesdienstbuch Proprien fur den Gedenktag eines Martyrers der Kirche und den Gedenktag eines Lehrers oder einer Lehrerin der Kirche Die im Advent 2018 in der EKD eingefuhrte Ordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder enthalt neben Gedenktagen biblischer Personen zwei populare nichtbiblische Heiligenfeste den Martinstag und den Nikolaustag 32 Martin und Nikolaus werden ebenso wie die biblische Gestalt Maria Magdalena Gedenktag neu 22 Juli als Vorbilder im Glauben bezeichnet ihre Proprien enthielten lebensweltliche Themen 33 Die Selbstandige Evangelisch Lutherische Kirche gedenkt der Heiligen ebenfalls am 1 November am Gedenktag der Heiligen Reformierte Kirchen Bearbeiten Martin Bucer und Huldrych Zwingli sprachen sich entschieden gegen die Heiligenverehrung aus Bucer schaffte die Heiligentage ganz ab und entzog damit der Heiligenverehrung die Grundlage 34 Zwingli begrundete seine Haltung zur Heiligenverehrung auf der Ersten Zurcher Disputation bzw den dafur verfassten Schlussreden Zusammen mit der Messopferlehre dem sakramentalen Verstandnis der Beichte und der Bilderverehrung galt der Heiligenkult Zwingli als Kreaturvergotterung die er mit dem im Alten Testament oft thematisierten Gotzendienst gleichsetzte 35 Ganz ahnlich argumentierte Johannes Calvin der im Rahmen der Gebetslehre auf die Heiligenverehrung einging Dass man je nach Anliegen bestimmte Heilige anrufe sie quasi zu Schutzgottern mache und glaube sie seien einem besonders gewogen sei Aberglaube wie er von den biblischen Propheten kritisiert werde 36 Nur Gott allein stehe Verehrung zu ein Unterschied zwischen Verehrung latreia und Dienst douleia sei fragwurdig und werde in der Realitat nicht beachtet ausserdem angenommen der Unterschied liesse sich wahren sei Dienst mehr als nur Verehrung und so bliebe Gott absurderweise das Geringere den Heiligen das Hohere 37 Der Heidelberger Katechismus Frage 94 nennt das Anrufen der Heiligen unter den Sunden wider das erste Gebot Heiligenverehrung im okumenischen Gesprach Bearbeiten Eine gemeinsame Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz und der Kirchenleitung der VELKD befasste sich ab 1997 mit Fragen der Ekklesiologie die zwischen den Konfessionen strittig sind Die Ergebnisse wurden 2000 unter dem Titel Communio Sanctorum Die Kirche als Gemeinschaft der Heiligen veroffentlicht In den Kapiteln zur Heiligen und Marienverehrung werden spezifisch katholische Bereiche der Frommigkeit dargelegt mit dem Ziel evangelische Zugange zu ihnen zu schaffen 38 In diesem Sinn wird ausgefuhrt dass Heiligengedenken in evangelischem Sinn nur im Gebet zu Gott seinen Ort hat wahrend katholisches Heiligengedenken die Form einer Anrufung des Heiligen annehmen kann die nur in Christus ermoglicht und von dem Gebet zu ihm unterschieden ist 39 Als Form der Liebe habe die Heiligenverehrung konkrete Formen angenommen die zeit und kulturbedingt seien Diese konnten weder fur alle Christen verpflichtend gemacht noch vom eigenen partikularen Standpunkt aus ganzlich abgelehnt werden 40 Heiligenverehrung wird in den grosseren Kontext der Gottesverehrung gestellt Christen wenden sich Gott und in Gott allen Heiligen zu wenn sie einen oder eine von ihnen verehren Aus katholischer Sicht sei es sinnvoll einzelne Heilige je nachdem welchen Aspekt der christlichen Existenz sie in besonderem Masse verwirklichten mit bestimmten Bereichen der heutigen Lebenswelt in Beziehung zu setzen Hier wird an das Patrozinium erinnert Heilige wurden zu Patronen von Gotteshausern und Gemeinschaften von Berufen Standen usw Das soll die Christen ermutigen ihre je eigenen Gnadengaben fur den Aufbau der Kirche fruchtbar zu machen 41 Die Arbeitsgruppe erinnert daran dass mittelalterliche Kirchen im evangelisch lutherischen Raum meist ihren Heiligennamen behielten neuere Kirchen und kirchliche Gebaude gern nach Glaubenszeugen der nachreformatorischen Zeit benannt werden Der Evangelischer Namenskalender wird erwahnt ebenso dass lutherische Kirchen Kunstwerke verschiedener Epochen aufweisen die Heilige darstellen Siehe auch BearbeitenReliquie HeiligenbildLiteratur BearbeitenFachlexika Bearbeiten Gunter Lanczkowski Goran Larsson Karl Hausberger Christian Hannick Frieder Schulz Heilige Heiligenverehrung In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 14 de Gruyter Berlin New York 1985 ISBN 3 11 008583 6 S 641 672 Michael Bergunder Ulrich Kopf Gerhard Ludwig Muller Vladimir Ivanov Hans Martin Barth Anna Maria Schwemer Jurgen Paul Heilige Heiligenverehrung In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 3 Mohr Siebeck Tubingen 2000 Sp 1539 1546 Theofried Baumeister Gerhard Ludwig Muller Heinz Maritz Philipp Harnoncourt Peter Plank Arnold Angenendt Heiligenverehrung In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 4 Herder Freiburg im Breisgau 1995 Sp 1296 1304 Gerhard Ludwig Muller Heiligenverehrung In Christian Schutz Hrsg Praktisches Lexikon der Spiritualitat Herder Freiburg i Br u a 1992 ISBN 3 451 22614 6 Sp 594 597 Monographien Bearbeiten Nach Autoren Herausgebern alphabetisch geordnet Sabine Komm Heiligengrabmaler des 11 und 12 Jahrhunderts in Frankreich Untersuchung zur Typologie und Grabverehrung Manuskripte fur Kunstwissenschaft in der Wernerschen Verlagsgesellschaft 27 Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 1990 ISBN 978 3 88462 926 0 Felizitas Kuble Die Fursprache der Gerechten Verehrung und Furbitte der Heiligen aus biblischer Sicht in Theologisches 41 1 2 2011 Sp 111 114 Ernst Lucius Die Anfange des Heiligenkultes in der christlichen Kirche Hrsg von G Anrich Tubingen 1904 Wiebke Schulz Wackerbarth Heiligenverehrung im spatantiken und fruhmittelalterlichen Rom Hagiographie und Topographie im Diskurs Kontexte Neue Beitrage zur historischen und systematischen Theologie Band 47 Edition Ruprecht Gottingen 2020 ISBN 978 3 8469 0286 8 Kirchliche Dokumente BearbeitenBilaterale Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz und der Kirchenleitung der VELKD Communio Sanctorum Die Kirche als Gemeinschaft der Heiligen Bonifatius Paderborn und Lembeck Frankfurt am Main 2000 ISBN 3 89710 151 3 ISBN 3 87476 366 8 PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Heiligenkult Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelbelege Bearbeiten a b c Michael Bergunder Heilige Heiligenverehrung I Religionsgeschichtlich In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 3 Mohr Siebeck Tubingen 2000 Sp 1539 1540 Gunter Lanczkowski Heilige Heiligenverehrung I Religionsgeschichtlich In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 14 de Gruyter Berlin New York 1985 ISBN 3 11 008583 6 S 641 644 Anna Maria Schwemer Heilige Heiligenverehrung IV Judentum In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 3 Mohr Siebeck Tubingen 2000 Sp 1545 Goran Larsson Heilige Heiligenverehrung II Judentum In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 14 de Gruyter Berlin New York 1985 ISBN 3 11 008583 6 S 644 646 Vgl Babylonischer Talmud Bereschit 18b Schabbat 152b Taanit 16a Sota 34b Bava Metzia 85b Goran Larsson Heilige Heiligenverehrung II Judentum In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 14 de Gruyter Berlin New York 1985 ISBN 3 11 008583 6 S 644 646 Naomi Koltun Fromm Holiness II New Testament In Encyclopedia of the Bible and Its Reception EBR Band 12 De Gruyter Berlin Boston 2016 ISBN 978 3 11 031329 1 Sp 40 43 Direktorium uber die Volksfrommigkeit und die Liturgie vom 17 Dezember 2001 Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Heft 160 Nr 208 Peter Gemeinhardt Holiness IV Christianity A Greek and Latin Patristics and Early Medieval Times In Encyclopedia of the Bible and Its Reception EBR Band 12 De Gruyter Berlin Boston 2016 ISBN 978 3 11 031329 1 Sp 56 61 ebd Sp 56 Studies on late antiquity in recent decades have placed considerable importance on the holy man highlighting parallels between pagan and Christian holy people with respect to miracle working spiritual patronage and commemoration at the tombs Karl Hausberger Heilige Heiligenverehrung III Anfange der christlichen Heiligenverehrung In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 14 de Gruyter Berlin New York 1985 ISBN 3 11 008583 6 S 646 651 Andreas Grassmann Das Patrozinium Eine kirchenrechtliche Darstellung mit besonderer Berucksichtigung des titulus ecclesiae gemass c 1218 CIC 83 Lang Frankfurt am Main 2017 S 141f Andreas Grassmann Das Patrozinium Eine kirchenrechtliche Darstellung mit besonderer Berucksichtigung des titulus ecclesiae gemass c 1218 CIC 83 Lang Frankfurt am Main 2017 S 22 Daraus folgt nicht dass sich Kirchenpatrozinien in jedem Fall auf die Reliquien einer Kirche speziell auf die Reliquien des Hauptaltars beziehen wie Josef Jungmann bereits fur das Ravenna des 6 Jahrhunderts zeigte Vgl ebd S 78 83 und Josef Jungmann Vom Patrozinium zum Weiheakt In Liturgisches Jahrbuch 4 1954 S 130 148 a b Vladimir Ivanov Heilige Heiligenverehrung III Dogmatisch 2 Orthodoxes Verstandnis In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 3 Mohr Siebeck Tubingen 2000 Sp 1544 Direktorium uber die Volksfrommigkeit und die Liturgie vom 17 Dezember 2001 Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Heft 160 Nr 211 und 212 Direktorium uber die Volksfrommigkeit und die Liturgie vom 17 Dezember 2001 Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Heft 160 Nr 237 Als Formen der Volksfrommigkeit bezuglich der Reliquien wird folgendes genannt das Kussen der Reliquien der Schmuck mit Lichtern und Blumen der mit ihnen erteilte Segen das Mittragen bei Prozessionen nicht ausgeschlossen die Gewohnheit sie zu den Kranken zu bringen um sie zu starken und die Bitte um Heilung zu bekraftigen Zur Verehrung von Heiligenbildern ebd Nr 239 Die Glaubigen beten vor ihnen in den Kirchen oder in den eigenen Wohnungen Sie schmucken sie mit Blumen Lichtern und Edelsteinen Sie grussen sie in verschiedenen Formen der religiosen Anhanglichkeit Sie tragen sie in Prozessionen mit und versehen sie als Zeichen der Dankbarkeit mit Weihegaben Sie stellen sie in Nischen auf Feldern oder in Kapellen an Wegen auf Vgl Konzil von Trient Dekret uber die Anrufung die Verehrung und die Reliquien der Heiligen und uber die heiligen Bilder 3 Dezember 1563 DH 1821 Es ist gut und nutzlich bonum atque utile die Heiligen um Furbitte bei Gott anzurufen Kritiker der Heiligenverehrung dagegen denken gottlos impie sentire Gerhard Ludwig Muller Heilige Heiligenverehrung III Dogmatisch 1 Katholisches Verstandnis In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 3 Mohr Siebeck Tubingen 2000 Sp 1542 1543 Andreas Grassmann Das Patrozinium Eine kirchenrechtliche Darstellung mit besonderer Berucksichtigung des titulus ecclesiae gemass c 1218 CIC 83 Lang Frankfurt am Main 2017 S 39f Andreas Grassmann Das Patrozinium Eine kirchenrechtliche Darstellung mit besonderer Berucksichtigung des titulus ecclesiae gemass c 1218 CIC 83 Lang Frankfurt am Main 2017 S 67f Gunther Wenz Theologie der Bekenntnisschriften der evangelisch lutherischen Kirche Band 2 De Gruyter Berlin u a 1998 S 279f Vgl demgegenuber Martin Luthers Position 1528 in Vom Abendmahl Christi Bekenntnis Die heiligen anzuruffen haben andere angriffen ehe denn ich Und mir gefellet es und gleubs auch das allein Christus sey als unser mitteler anzuruffen Das gibt die schrifft und ist gewis Von heiligen anzuruffen ist nichts ynn der schrifft darum mus es ungewis und nicht zu gleuben sein WA 26 S 508 13 16 a b Ulrich Kopf Heilige Heiligenverehrung II Kirchengeschichtlich In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 3 Mohr Siebeck Tubingen 2000 Sp 1540 1542 Gunther Wenz Theologie der Bekenntnisschriften der evangelisch lutherischen Kirche Band 2 De Gruyter Berlin u a 1998 S 281 Gunther Wenz Theologie der Bekenntnisschriften der evangelisch lutherischen Kirche Band 2 De Gruyter Berlin u a 1998 S 279f BSLK S 318 13 25 Gunther Wenz Theologie der Bekenntnisschriften der evangelisch lutherischen Kirche Band 2 De Gruyter Berlin u a 1998 S 287f Vgl zur heutigen romisch katholischen Position dagegen Lumen gentium 49 und Direktorium uber die Volksfrommigkeit und die Liturgie vom 17 Dezember 2001 Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Heft 160 Nr 210 Die Lehre von der einzigen Mittlerschaft Christi vgl 1 Tim 2 5 schliesst nachrangige andere Mittlerschaften nicht aus die uberdies im Innern der alles ubergreifenden Mittlerschaft Christi zusammenwirken BSLK S 320f BSLK S 424f BSLK S 425 20 25 Andreas Grassmann Das Patrozinium Eine kirchenrechtliche Darstellung mit besonderer Berucksichtigung des titulus ecclesiae gemass c 1218 CIC 83 Lang Frankfurt am Main 2017 S 229 und Anm 1008 Wolfgang Huber Dietrich Bonhoeffer ein evangelischer Heiliger Vortrag im Ateneo Sant Anselmo Rom 3 Mai 2007 Online Zu evangelischer Heiligenverehrung im 20 Jahrhundert vgl Corinna Dahlgrun Christliche Spiritualitat Formen und Traditionen der Suche nach Gott De Gruyter 2 Auflage Berlin Boston 2018 S 419 426 Karl Heinrich Bieritz Das Kirchenjahr Feste Gedenk und Feiertage in Geschichte und Gegenwart Beck 3 Auflage Munchen 1991 S 156 Kirchenjahr evangelisch Perikopenrevision Was ist neu Perikopenreform Empfehlungen aus der Liturgischen Konferenz In Liturgie und Kultur 1 2012 S 39 Frieder Schulz Heilige Heiligenverehrung VII Die protestantischen Kirchen In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 14 de Gruyter Berlin New York 1985 ISBN 3 11 008583 6 S 664 672 Ulrich Gabler Huldrych Zwingli Eine Einfuhrung in sein Leben und sein Werk TVZ 3 Auflage Zurich 2004 S 69 Johannes Calvin Institutio Christianae religionis III 20 22 Johannes Calvin Institutio Christianae religionis I 12 2 Communio Sanctorum 272 Communio Sanctorum 243 Communio Sanctorum 245 Communio Sanctorum 246 Normdaten Sachbegriff GND 4024052 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php 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