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Typikon griechisch Typikon bezeichnet die schriftliche Festlegung liturgischer oder sonstiger Vorschriften die fur das Leben geistlicher besonders monastischer Gemeinschaften vor allem des byzantinischen Ritus notwendig sind Getrennt oder kombiniert begegnen vom Stifter festgelegte Ordnungen des klosterlichen Lebens typika ktetorika und Ordnungen fur den Gottesdienst im Jahreskreis Synaxaria Die orthodoxen Kirchen und die katholischen Ostkirchen des byzantinischen Ritus folgen vor allem im liturgischen Alltag und im Fasten solchen ursprunglich haufig monastischen Typika Typikon aus dem Kloster StudenicaAls Typikon alternativ Kanonarion Synaxarion bezeichnet man auch die liturgische Ordnung von Kathedralen etwa der Hagia Sophia in Konstantinopel altes Typikon der Grossen Kirche alias Synaxarium ecclesiae Constantinopolitanae oder von Klostern Solche Schriften begegnen als Anhange oder Teile im Gottesdienst gebrauchter biblischer und hagiographischer Lesebucher schliesslich auch als eigenstandige Werke Die fruhesten Typika des byzantinischen Ritus waren monastisch und konnten von Kloster zu Kloster variieren Eine erste Vereinheitlichung findet statt im byzantinischen Reich nach dem Ende des Bilderstreits ab 843 Dieses mittelalterliche Typikon beruhte auf dem Testament des Theodor Studites 826 das zunachst in Typika der Athos Kloster Eingang gefunden hatte Die studitische Periode endet 1204 mit der frankischen Eroberung von Konstantinopel 1204 Nach der Wiederherstellung des Reiches unter den Palaiologen entstand ein neues Typikon benannt nach dem Kloster Mar Saba auch bekannt als das jerusalemitische oder sabaitische Typikon Hier finden die theologischen Neuerungen des 14 Jh Eingang die auf die hesychastische Bewegung zuruckgehen 1 In mehrfach uberarbeiteter Konstantinopler Form wurde es zur Leitlinie der Kirchen byzantinischer Tradition vom 14 Jh bis heute Der griechische Text wurde erstmals 1545 in Venedig gedruckt Das geltende Typikon ustav der Russisch Orthodoxen Kirche beruht auf einer slawischen Ubertragung des sabaitischen Typikon von 1682 in einer uberarbeiteten Auflage von 1695 Zuvor war teilweise das studitische Typikon in Gebrauch Die liturgische Praxis des 19 Jahrhunderts begann von den Vorschriften des Typikon abzuweichen und zu Beginn des 20 Jh gab es Bemuhungen einerseits die liturgische Praxis wiederherzustellen oder andererseits zu einer angepassten Neuauflage des Typikon Aktiv in dieser Frage war der Theologe und Kirchenhistoriker M N Skaballanovich der 1910 eine kommentierte Ausgabe des Typikon veroffentlichte Diese Anstrengungen wurden von der russischen Revolution von 1917 unterbrochen und die Version von 1695 bleibt bis heute gultig Die letzte vorrevolutionare Ausgabe von 1906 wurde 1954 in Photoreproduktion neu aufgelegt Die erste moderne Ausgabe mit modernisierter Orthographie erschien 2002 mit Neuauflagen 2011 2015 und 2021 2 Wegen der schwierigen Verbindung klosterlicher Ubungen mit der Situation in den Pfarrkirchen wurden im 19 Jahrhundert im Okumenischen Patriarchat von Konstantinopel adaptierte Neubearbeitungen erstellt die unter dem Namen Typikon der Grossen Kirche Christi umlaufen und zwar 1838 und 1851 durch Konstantinos Byzantios und 1888 durch Georgios Biolakes Davon existieren auch slawische und rumanische Ubertragungen eine slawische Ubersetzung der Neubearbeitung von 1851 findet in der bulgarischen Kirche Verwendung Literatur BearbeitenAndreas Abraham Thiermeyer Das Typikon Ktetorikon und sein literarhistorischer Kontext In Orientalia Christiana Periodica 58 1992 S 475 513 John Klentos The typology of the typikon as liturgical document in The Theotokos Evergetis and Eleventh century Monasticism BBTT 6 1 Ed by Margaret Mullet Anthony Kirby Belfast 1994 294 305 Konstantinos Terzopoulos Some Notes on the Slavic Translation of Konstantinos Byzantios Typikon ekklesiastikon of the Great Church of Christ In 8eologia 75 2 Athen 2004 496 527 Martin Lustraeten Die handschriftlichen arabischen Ubersetzungen des byzantinischen Typikons Zeugen der Arabisierung und Byzantisierung der melkitischen Liturgie Jerusalemer Theologisches Forum 31 Aschendorff Munster 2017 ISBN 978 3 402 11039 3 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl J Thomas The imprint of Sabaitic Monasticism In The Sabaite Heritage in the Orthodox Church from the 5th century to the present Orientalia Loevaniensia Analecta 98 Leuven 2001 77 82 Die korrekte Titelfassung tῆs ἐn Ἱerosolymois ἁgias Layras toῦ patrὸs ἡmῶn Sabba wird in der Neuzeit haufig missverstandlich verkurzt auf Typikὸn toῦ ὁsioy kaὶ 8eoforoy patrὸs ἡmῶn Sabba Typikon des hl Sabbas Das Typikon geht auf das mittelalterliche Kloster nicht auf dessen spatantiken Grunder zuruck Istochnik Tipikon siest ustav Izdatelskij Sovet Russkoj Pravoslavnoj Cerkvi Moskau 2002 ISBN 5 94625 037 X azbuka ru Weblinks BearbeitenBibliographie Byzantine Monastic Foundation Documents A Complete Translation of the Surviving Founder s Typika and Testaments Ed by John Thomas and Angela Constantinides Hero with the assistance of Giles Constable 5 Bd Dumbarton Oaks Research Libr and Coll Washington 2000 Erstdruck des Sabas Typikons Venedig 1545 Typikon der Grossen Kirche Christi Konstantinopel 1838 Redaktor Konstantinos Byzantios 30 Juni 1862 Griechisches Typikon auf Grundlage des Typikons der Grossen Kirche Christi Konstantinopel 1888 Typikὸn tῆs Megalhs toῦ Xristoῦ Ekklhsias 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Typikon amp oldid 225347410