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Der Ausdruck Sohn Gottes oder Gottessohn ist ein Ehrentitel in einigen Religionen Im Judentum bezeichnet er das Volk Israel Konige Israels und einzelne gerechte Israeliten hebraisch ben elohim ב ן א ל ה ים Im Christentum wird Jesus Christus als einziger menschgewordener Sohn Gottes Mt 16 16 f EU verkundigt der schon vor der Erschaffung der Welt war Joh 17 5 EU 17 24 EU und den Gott von Ewigkeit her zur Erlosung aller Menschen gesandt habe und der selbst Gott sei Das Glaubensbekenntnis zu Jesus Christus als dem menschgewordenen Sohn Gottes wurde auf den christologischen Konzilien der fruhen Kirche Liste okumenischer Konzilien als Kernbestand christlichen Glaubens festgehalten Der Menschensohn hebraisch ben adam בן אדם aramaisch bar enascha oder bar nascha 1 ist ebenfalls ein Ausdruck aus der hebraischen Bibel Im Neuen Testament NT erscheint der griechische Ausdruck ὁ yἱὸs toὺ ἀn8rwpoy ho hyios tu anthropu der Sohn des Menschen nur in Eigenaussagen des Jesus von Nazaret immer in der dritten Person nie als Aussage uber ihn oder andere Inhaltsverzeichnis 1 Alter Orient und Antike 2 Judentum 3 Christentum 3 1 Neues Testament 3 2 Alte Kirche 3 3 Mittelalter 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAlter Orient und Antike Bearbeiten nbsp Alexander Sohn des Gottvaters Zeus Detail am Alexandersarkophag Ein Herrscher wurde in der Gottkonigsideologie altorientalischer Grossreiche seit etwa 2000 v Chr oft als Gottessohn bezeichnet In Altagypten bezeichnete man den Pharao als Sohn des Gottes Amun Im Hellenismus wurde Alexander der Grosse als Sohn des Zeus verehrt Diesen Titel ubernahmen die Seleukiden Nach dem Tod und der Apotheose Julius Caesars zum Divus Julius nannte sich Augustus ab 42 v Chr Sohn Gottes Divi filius Dies begrundete den romischen Kaiserkult den die folgenden romischen Kaiser fortsetzten Judentum Bearbeiten nbsp David Michelangelo Der Tanach grenzt den Glauben der Israeliten gegen den Polytheismus seine Gotterwelten und gegen die Vergotterung und Anbetung oder Anrufung von Menschen Lebewesen und Gegenstanden ab Dies zeigen gerade die Stellen die Einflusse altorientalischer Mythologie spiegeln So zeugen die Gottessohne in Gen 6 2 EU mit langem Leben ausgezeichnete Nachkommen Adams also Menschen keine Gotter Hos 11 1 EU nennt das ganze erwahlte Volk Israel Sohn Gottes In den Konigspsalmen wird ein inthronisierter Herrscher Israels ofter so genannt Ps 2 7 EU Ps 89 28 EU Die umgebenden Motive zeigen den Einfluss der altorientalischen Hofsprache Dabei fehlt jedoch die Vorstellung der Konig sei physisch von Gott gezeugt gottlich oder ein Halbgott der Titel druckt hier vielmehr eine Personenwahl nach Analogie einer Adoption aus Der Konig wird damit zum Fuhrer des ganzen Gottesvolks Israel beauftragt und rechtlich zur Einhaltung von Gottes Willen verpflichtet In der Dynastiezusage an Konig David Dein Haus und dein Konigtum sollen durch mich auf ewig bestehen bleiben 2 Sam 7 16 EU wird ihm angekundigt Gott werde Davids leiblichen Sohn als den seinen ansehen Ich will fur ihn Vater sein und er wird fur mich Sohn sein 2 Sam 7 14 EU Fur die Annahme der Sohn Gottes Titel sei von dort aus auf den Messias als Heilsbringer der Endzeit ubertragen worden gibt es im Tanach keinen Beleg Ein spateres Zitat dieser Zusage 1 Chr 17 EU nennt den Davidnachfolger vielmehr Knecht 2 Einige Fragmente unter den Schriftrollen vom Toten Meer entstanden etwa 200 100 v Chr kombinieren den Messiastitel einmal mit den Titeln Sohn Gottes und Sohn des Hochsten 4Q 246 Dagegen fehlt der Sohn Gottes Titel in allen judischen Schriften die vom Messias reden zwischen 100 vor und 100 nach Chr 3 Christentum Bearbeiten nbsp Gottes eingeborener Sohn Ikone in der Verkundigungskathedrale in MoskauNeues Testament Bearbeiten Das Urchristentum bezog den aus dem Alten Testament bekannten Titel exklusiv auf Jesus von Nazaret um dessen einzigartiges Verhaltnis zum Gott Israels auszudrucken Sohn Gottes oder der Sohn ist neben Christus Gesalbter und Kyrios Herr als Gottesanrede einer der haufigsten Hoheitstitel fur Jesus im Neuen Testament NT Er taucht in den meisten NT Schriften auf und fehlt in mehreren Briefen Pastoralbriefe 2 Thessalonicherbrief Jakobusbrief 1 Petrusbrief und Judasbrief 4 Das Markusevangelium stellt den Titel Sohn Gottes von Anfang an in den Vordergrund Mk 1 1 EU 5 Bei seiner Taufe 1 11 EU und seiner vorosterlichen Verklarung 9 7 EU habe Gott Jesus vom Himmel her zu seinem geliebten Sohn erklart Auch die Damonen die Jesus ausgetrieben habe hatten ihn als Sohn Gottes erkannt und angeredet 3 11 EU 5 7 EU Die apokalyptische Endzeitrede ordnet den Sohn und seine Aufgabe in der Welt betont dem Vater unter 13 32 EU Angesichts seines Sterbens am Kreuz habe der romische Offizier der die Hinrichtung beaufsichtigte als Erster bekannt 15 39 EU Wahrhaftig dieser Mensch war Gottes Sohn Darum sollen die Nachfolger Jesu den auferstandenen Kyrios verkunden und in seinem Namen Damonen austreiben 16 15 19 EU Dieses Verstandnis des Titels als Bezeichnung des von Gott zur endgultigen Rettung der Welt erwahlten Heilsbringers greifen andere NT Schriften auf Joh 1 14 EU Hebr 2 9 EU Phil 2 7 EU u o In Offb 2 18 EU stellt sich der erhohte Christus der Gemeinde von Thyatira als Sohn Gottes vor Nur an dieser Stelle kommt der Titel in der Johannesoffenbarung vor Deren Verfasser stellt Christus als den wahren Sohn Gottes gegen die sich ebenso nennenden romischen Kaiser 6 Zudem bereitet der Titel das Zitat des Sohn Gottes Psalms am Ende desselben Sendschreibens vor Ps 2 8f in Offb 2 27 Dieses stellt den Christus treuen Nachfolgern in Thyatira eine Teilhabe an der Machtstellung des Sohnes Gottes in Aussicht 7 Dafur dass der historische Jesus sich selbst als Sohn Gottes verstand fehlen jedoch direkte Anhaltspunkte 8 Zwar deuten die Rahmenhandlungen der Wunderberichte diese Heiltaten als Zeichen seiner Sohnschaft auch die Sundenvergebung und Toraauslegung verweisen auf diese Vollmacht Doch in Eigenaussagen Jesu verwendet dieser vor allem den Titel des Menschensohns und nur manchmal in Gesprachen bestatigend den Titel Gottes Sohn Mk 14 61 62 EU Joh 10 36 EU Auch der Titel Sohn Davids wird im Christentum auf Jesus selbst bezogen Beim Einzug Jesu in Jerusalem jubelt die Menge Mt 21 9 EU Hosanna dem Sohne Davids Gesegnet sei der da kommt im Namen des Herrn Jesu Stammbaum in Mt 1 1 16 EU sowie die Weihnachtsgeschichte in Lk 2 4 EU sollen seinen rechtmassigen Anspruch auf den Thron untermauern indem sie Jesus als Nachkomme Davids darstellen Alte Kirche Bearbeiten Die Kirchenvater Clemens von Alexandrien und Origenes um und nach 200 n Chr lehrten dass der Logos der in Jesus verkorpert sei notwendig sei fur Gott um sich der physischen und der geistigen Welt zu offenbaren Der Logos Jesus sei ebenso ewig wie der Schopfer Arius im 4 Jahrhundert meinte der Logos Jesus sei wie Origenes es lehre dem Vater Gott untergeordnet nicht vom Vater ewig gezeugt kein richtiger Gottessohn diese Bezeichnung sei ein Ehrenname und Jesus ein Adoptiv Sohn Gottes Arianismus Athanasius war im 4 Jahrhundert ein entschiedener Gegner des Arius Er lehrte dass der Logos Jesus als ewige Zeugung Gottes des Vaters nur aus dem Vater dem Urprinzip emaniert sei Christus mit dem Zusatznamen Jesus ist der menschgewordene Logos oder Sohn Gottes die zweite Person der Trinitat mit einer menschlichen Natur 9 Der Sohn sei also ebenso dem Vater wesensgleich Homousie nicht nur wesensahnlich Homoiusie Die Vorstellung der Homousie wurde im Konzil zu Nicaa 325 als Kirchenlehre festgelegt Mittelalter Bearbeiten In Texten der Mystik insbesondere in ihrer rheinlandischen Auspragung werden patristische Konzepte und Metaphern neu gedeutet Die Gottessohnschaft sei nicht nur ein vergangenes Geschehen sondern ein in der Seele zu realisierender Prozess Besonders pragnant formulierten den Gedanken einer Gottesgeburt in der Seele Meister Eckhart 10 und die von ihm beeinflussten Autoren wie Heinrich Seuse Johannes Tauler und Nikolaus von Kues 11 Siehe auch BearbeitenMaria Mutter Jesu Mutter Gottes Gottesgebarerin Heiliger GeistLiteratur BearbeitenVgl auch die Basisliteratur zur Christologie und Dogmengeschichte allgemein dd Diverse Beitrage zur Begrifflichkeit von Sohn Gottes in AT NT Doxologie usf in Concilium 18 1982 Martin Hengel Studien zur Christologie Kleine Schriften Bd 4 hg v Claus Jurgen Thornton WUNT 201 Tubingen 2006 insb Beitrag 4 Der Sohn Gottes S 74 145 Klaus Koch Der Konig als Sohn Gottes in Agypten und Israel In Eckart Otto Erich Zenger Hgg Mein Sohn bist du Ps 2 7 Studien zu den Konigspsalmen Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart 2002 S 1 32 Peter Muller Sohn und Sohn Gottes Ubergange zwischen Metapher und Titel Verbindungslinien zwischen Metaphorik und Titelchristologie am Beispiel des Sohnestitels In Jorg Frey Hg Metaphorik und Christologie Theologische Bibliothek Topelmann 120 De Gruyter Berlin u a 2003 S 75 92 Ulrich B Muller Sohn Gottes ein messianischer Hoheitstitel Jesu In Zeitschrift fur die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der alteren Kirche 87 1996 S 1 32 Weblinks BearbeitenHerbert Frohnhofen Auswahlbibliographie zur Gottessohnschaft Jesu ChristiEinzelnachweise Bearbeiten Die Bedeutung der Komposition beider aramaischer Substantive bar nasha heisst nicht wortlich Sohn des Menschen sondern allgemein Mensch Martin Hengel Der Sohn Gottes Die Entstehung der Christologie und die judisch hellenistische Religionsgeschichte Tubingen 1975 S 71ff Martin Karrer Jesus Christus im Neuen Testament Gottingen 1998 S 191 Martin Karrer Attribute und Benennungen Jesu in Jesus Christus im Neuen Testament Gottingen 1998 S 352f Allerdings ist hier die Beifugung Sohn Gottes nicht ganz sicher sie fehlt im Codex Sinaiticus und die 28 Auflage des Novum Testamentum Graece Nestle Aland stellt sie in eckige Klammern Heinz Giesen Die Offenbarung des Johannes RNT Regensburg 1997 S 118 Akira Satake Die Offenbarung des Johannes KEK 16 Gottingen 2008 S 169 u 174f Hans Conzelmann Andreas Lindemann Arbeitsbuch zum Neuen Testament 12 Auflage Mohr Siebeck UTB 52 S 491 Joseph Pohle in Kirchliches Handlexikon von Michael Buchberger I Sp 927 S Ueda Die Gottesgeburt in der Seele und der Durchbruch zur Gottheit Mohn Gutersloh 1965 Akzent auf Parallelen zu ostlichen Vorstellungen Kurt Flasch Teufelssaat oder Philosophie der Gottessohnschaft Meister Eckhart vor der Inquisition in Ders Kampfplatze der Philosophie Grosse Kontroversen von Augustin bis Voltaire Klostermann Frankfurt am Main 2008 S 211 226 Vgl etwa Rudolf Haubst Die Geistliche Geburt des Sohnes Gottes in den Herzen und das erlosende Todesleiden Jesu in Ders Streifzuge in die Cusanische Theologie Aschendorff Munster 1991 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sohn Gottes amp oldid 236715021