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Der Divus Iulius dt auch Divus Julius galt in Rom seit der offiziellen consecratio im Jahr 42 v Chr als hochster Staatsgott neben Iupiter Optimus Maximus Der Divus Iulius ist die Gottheit zu der Gaius Iulius Caesar nach seiner Ermordung im Jahr 44 v Chr erhoht wurde IMP C IVLIVS CAESAR DIVVS Imperator Gaius Iulius Caesar Divus Die julianische Religion war im gesamten romischen Reich verbreitet und gilt im Allgemeinen als der Vorlaufer des romischen Kaiserkultes bestand neben diesem jedoch bis zur Christianisierung des Reiches fort Tempel zu Ehren des Divus Iulius Inhaltsverzeichnis 1 Einfuhrende Erlauterungen 1 1 Geschichte und Bedeutung des Begriffs divus 1 2 Historische Missverstandnisse 1 2 1 Vergottlichung versus Vergottung 1 2 2 Das Diadem und der Rex Titel 1 3 Zusammenfassung 2 Alba Longa Bovillae und Rom die religiose Tradition der gens Iulia 2 1 Veiovis 2 2 Apollo 2 3 Mars 2 4 Venus 3 Weitere Informationen 4 Siehe auch 5 Quellen 6 Literatur 7 Weblinks 7 1 Primarliteratur 7 1 1 Englische Ubersetzungen 7 1 2 Originaltexte 7 2 Allgemeine Links 8 AnmerkungenEinfuhrende Erlauterungen BearbeitenGeschichte und Bedeutung des Begriffs divus Bearbeiten Etymologisch ist die oft genannte Kontraktion des lateinischen divinus zu divus nicht korrekt Vielmehr ist das Wort divus lateinisch fur Gott bzw gottlich ausgesprochen d iu us da im Lateinischen der damaligen Zeit nicht zwischen u und v differenziert wurde eine synonyme Beiform von deus beide Begriffe wurden von den Romern unterschiedslos verwendet diuus lt gt deus eine Praxis die sich auch nach Caesar und der Einfuhrung des Kaiserkultes in der romischen Poesie fortsetzte Die Herkunft von divus ist im Ahnenkult der altromischen Familie zu finden der den Geistern der Verstorbenen den di v i parentes und den di v i manes als einem unbestimmten Kollektiv galt der Ahnherr oder besonders beruhmte Vorfahren waren ursprunglich nur selten als Individuen herausgehoben oder gar durch eine besondere Verehrung ausgezeichnet wie z B die Diva Angerona und die Diva Rumina Die Verwendung des Begriffs anderte sich unter Iulius Caesar als der Senat nach einem geeigneten Kultnamen fur den dictator suchte Im September 44 v Chr wird divus im Zusammenhang mit Caesars Apotheose von Cicero erwahnt Divus Iulius wurde vom Senat zu Beginn desselben Jahres offiziell als Kultname fur Caesar festgesetzt Die Tatsache dass Caesar nach Vorschlag des Senats den Kultnamen akzeptierte zeigt dass er sich von der antiquierten Variante deus zu distanzieren versuchte die nahe bei Dieus liegt dem alten Namen des Gottes Iuppiter bzw Zeus was zusatzlich durch Caesars Ablehnung des alternativen und allzu eindeutigen Vorschlags Iuppiter Iulius Cassius Dio Dia Ioulion untermauert wird Es zeigt sich weiterhin dass die Apotheose zu einer eigenstandigen aber Jupiter nahen Gottheit vorbereitet wurde und die Tatsache dass Caesar schon seit seiner Jugend flamen Dialis Hohepriester des Jupiter war von Sulla aber daran gehindert wurde zu inaugurieren konnte ihn erst recht dazu motiviert haben dem Kultnamen Divus Iulius zuzustimmen Daruber hinaus ist moglich dass Caesar selbst den Kultnamen in seinem Testament ca 45 v Chr vorgeschlagen hatte Letzteres bleibt jedoch reine Spekulation Ein fruherer Hinweis auf Caesars Apotheose zu Lebzeiten ist ein munizipaler Tempel in Aesernia der nach Caesars Ernennung zum parens patriae im Jahre 45 v Chr dem Kult des genius Caesaris gewidmet wurde Die Inschrift des Tempels bezeichnet Caesar mit einer Variante seines Kultnamens als Deivus Iulius 1 Die Inauguration des genius Kultes in Aesernia wurde zweifelsfrei zu Caesars Lebzeiten vorgenommen ist jedoch eher in das Jahr 44 v Chr zu datieren da die Aufnahme Caesars als Staatsgott in das Pantheon der Gotter trotz zahlreicher zuvor erhaltener gottlicher Ehrungen erst in diesem Jahr vom Senat offiziell beschlossen wurde Massgeblich fur die erste Erwahnung des Kultnamens divus im Zusammenhang mit Caesar ist laut Gradel 2002 aber die Inschrift der stadtromischen pantokrator Statue die nach Caesars Sieg bei Thapsus im Mai 46 v Chr auf dem Capitol errichtet wurde In dieser wurde Caesar laut einem spater von Cassius Dio verfassten Geschichtswerk hemitheos genannt 2 Da Cassius Dio im Falle eines verstorbenen Kaisers zum einen fur das Wort divus stets die griechische Ubersetzung heros benutzte zum anderen im Kontext des vollstandigen Kultnamens divus als theios ubersetzte Bsp Divus Augustus gt theios Augoustos ist fur hemitheos das lateinische divus vorauszusetzen wenn es fur den noch lebenden Herrscher verwendet wurde in diesem Fall Divus Caesar Die Ubersetzung als Halbgott ist zu verwerfen da hemitheos erst im vierten Jahrhundert nach Christus Einzug in die lateinische Sprache hielt Daruber hinaus wurde die direkte lateinische Ubersetzung von hemitheos als semideus erst von Ovid in Rom eingefuhrt Auf Inschriften ubersetzten die Griechen zu Caesars Zeit divus stets mit theos da in der griechischen Sprache zwischen der neuen Form und dem alteren deus damals noch nicht unterschieden wurde Die Bedeutung des Divus im Vergleich zum Deus war im Lauf der Jahrhunderte nach Caesars Vergottung einem gewichtigen Wandel unterworfen Die ursprungliche post republikanische Bedeutung die wahrscheinlich im Zuge der Festlegung von Caesars Kultnamen im Jahr 46 v Chr spatestens jedoch 44 v Chr vom einflussreichen Gelehrten Varro definiert wurde stellte den Divus uber alle anderen gottlichen Wesen Divi waren demzufolge die hochrangigsten Gotter und der Begriff divus implizierte die nobelste und ehrwurdigste Stellung einer Gottheit die seit Anbeginn aller Zeiten ein Gott gewesen war Deus war demgegenuber der Begriff der fur Sterbliche verwendet werden sollte die nach ihrem Tod als Gotter konsekriert worden waren Varros folgenreiche Definition wird die politische Sprengkraft von Caesars Apotheose zusatzlich erhoht haben auch im Hinblick auf den anschliessenden Kaiserkult der Divus Iulius war ein ewiger Gott und auch Caesar war schon immer ein Gott gewesen auch wenn diese Eigenschaft erst nachtraglich erkannt wurde Aus diesem Grund ist die Entscheidung des Senats fur den Begriff divus eine allzu logische gewesen Im vierten Jahrhundert nach Christus erfuhr jedoch diese varronische Interpretation in den Schriften des Vergil Kommentators Servius eine 180 Grad Wende da er Varros exzentrische Missachtung der chronologischen Entwicklung von deus zu divus ruckgangig machen wollte Die Divi waren zwar in Varros Zeit die unsterbliche Eliteklasse der Gotter gewesen wurden jedoch zunehmend als spezielle und minderwertige Unterkategorie der stark generalisierten Dii gesehen Der Prozess der consecratio eines verstorbenen Herrschers widersprach nach spaterer Auffassung der Eigenschaft des Divus als ewiger Gott Verstarkend wirkte hierbei auch dass Rom den Kult seiner posthum divinisierten Kaiser immer mehr aufgab und gerade im munizipalen und privaten Bereich den Kult der amtierenden Kaiser bevorzugte Die servianische Neudeutung mag verantwortlich sein fur die oft genannte Interpretation des Wortes divus als ein gottlich das eher der christlichen Vorstellung von heilig lat sanctus entspricht Trotz Servius besitzt dies jedoch keine historische Grundlage auch wenn die spateren divinisierten Kaiser nicht mehr denselben Stellenwert besassen wie der Divus Iulius oder sein Sohn der Divi Iuli filius Sohn Gottes der nach seinem Tod als Divus Augustus verehrt wurde Historische Missverstandnisse Bearbeiten Vergottlichung versus Vergottung Bearbeiten Gesche fuhrte 1968 eine Differenzierung der Divinisierungsterminologie ein die jedoch von den meisten als zu scharf angesehen wurde Nach Gesche sollte unter Vergottlichung die Zuerkennung und Ausfuhrung von Ehrungen verstanden werden wie sie zwar ahnlich fur Gotter ublich waren durch die aber der Geehrte trotz Divinisierung nicht sakralrechtlich unter die Staatsgotter erhoben wurde sondern nur eine gewisse Rangerhohung im menschlich politischen Bereich erhielt terminus technicus isoteoi timai Vergottung sollte hingegen die offizielle von staatswegen erfolgende und durch das Sakralrecht des Staates sanktionierte Aufnahme eines Menschen unter die Staatsgotter meinen Um von Vergottung sprechen zu konnen mussten jene Kriterien erfullt sein die auch bei den ubrigen Staatsgottern gegeben sind das Vorhandensein a eines Kultnamens b einer Kultstatte und c eines funktionierenden Kultes d h speziell auf Rom bezogen das Amtieren eines staatlichen Priesters Laut Gesche sollte gelten dass ehe der Kult nicht bis in alle Einzelheiten in Kraft getreten sei praktisch die letzte Anerkennung als Staatsgott fehlte Besonders deutlich wurde dieser Sachverhalt bei der Schaffung eines neuen Gottes bei der consecratio der romischen Kaiser In der antiken romischen Realitat existierte eine derartig strenge Kategorisierung jedoch nicht Die Apotheose war immer das Resultat eines komplexen und stetig sich andernden Spiels zweier Extreme auf der einen Seite die kollektive Flut von Emotionen auf der anderen Seite die rechtsgultige Legalisierung einer religiosen Pflicht Sowohl die wahrhaftig religios motivierten Massen als auch das politische und theopolitische Kalkul der herrschenden Klasse waren zu allen Zeiten simultan und abwechselnd am Werk Besonders im Falle der Apotheose Caesars in den turbulenten Zeiten der romischen Revolution ist es beinahe unmoglich zwischen Vergottungstendenzen vergottlichenden Handlungen Schmeicheleien und echten Divinisierungserlassen sowie zwischen den stadtromischen munizipalen privaten ostlich hellenistischen oder romisch kolonialen Dynamiken einer sich abzeichnenden neuen Religion genau zu unterscheiden Basierend auf dieser engen Sichtweise wie sie von Gesche et al vertreten wurde hat sich bis heute ein hartnackiger Forschungszweig in Historikerkreisen halten konnen dessen Vertreter abstreiten dass Caesar jemals zu Lebzeiten vom Senat deifiziert wurde Weiterhin wurde haufig ein bestimmtes theopolitisches Programm kolportiert das Iulius Caesar angeblich verfolgt haben musse Auch wenn Iulius Caesar als pontifex maximus die oberste Instanz in romischen Religionsfragen war und somit viele Neuerungen ihm direkt zugeschrieben werden konnen missversteht dieses Argument das gesamte System der Gewahrung und Annahme von Ehrungen in der romischen Gesellschaft Ehrungen waren eine Moglichkeit den Status oder die soziale Position einer Person oder einer Gottheit zu definieren aber auch ein Instrument der Machtausubung d h ein Weg die Person auf ein bestimmtes Konzept festzulegen politisch zu binden und dadurch eine wohlwollende und gute Herrschaft zu gewahrleisten Es konnte fur einen Herrscher durchaus ehrenhaft sein unmassige Ehrungen abzulehnen Auf der anderen Seite jedoch implizierte eine Ablehnung von Ehrungen auch immer eine Ablehnung der moralischen Verpflichtungen die damit verbunden waren sogar bis zu einem Bruch jedweder Beziehung zur res publica Fur einen Herrscher war es somit gesellschaftlich unverantwortlich alle vom Senat an ihn gerichteten Ehrungen und Vorschlage zu ignorieren Das Diadem und der Rex Titel Bearbeiten Die bestandig gefuhrte wissenschaftliche Diskussion uber Caesars Streben nach der Konigswurde schuf ebenso diametral gegensatzliche Ansichten Jedoch ist bereits die Frage nach Caesars monarchischen Ambitionen fehlerhaft denn es existierte in Rom keine offizielle und allgemein anerkannte Definition was einen Gott was einen Konig oder gar einen Gottkonig ausmachte Dass ein Streben nach Diadem und Rex Titel entweder Caesars politischen Tod oder das Ende der res publica bedeutet hatte ist selbstredend aber nicht relevant denn unser modernes Bild vom Konigtum welches erst durch den untrennbar zum Wesen der monarchischen Macht gehorenden Konigstitel sowie ganz profan durch gewisse Requisiten und Insignien Krone Thron etc als neue Staatsform abschliessend definiert wird ist auf das spatrepublikanische Rom nicht anzuwenden die Legalisierung einer offiziellen Monarchie in Rom war unmoglich ohne die Staatsform der res publica komplett zu andern was gleichzeitig ihre Abschaffung bedeutet hatte Weiterhin existierte auch keine monarchische Tradition oder Struktur in Rom weder in naher Vergangenheit reprasentiert von einem vakanten Thron noch gegenwartig als ein konkurrierender Herrscher obwohl es vor Caesars Weg zur Macht bereits einen Prazedenzfall gegeben hatte der erste Schritt auf dem Weg zu einer neuen monarchischen Staatsform in Rom wurde von Gnaeus Pompeius Magnus auf seinem dritten Triumph 61 v Chr genommen Somit ist es eine logische Reaktion dass Caesar im Kampf gegen Pompeius wahrend des Burgerkriegs ebenfalls Wert auf herrschaftliche Attribute legte die eindeutige konigliche Assoziationen wecken mussten und zweifelsfrei bezeugen dass Caesar und der Senat den Weg zu einer neuen monarchischen Herrschaft eingeschlagen hatten i die roten Stiefel der Konige von Alba Longa die angeblich bereits von Romulus getragen worden sein sollen ii Caesars weisses Jungpferd auf seinen Triumphzugen als Analogie zu den Konigen der romischen Mythologie iii die corona laurea eine goldene Variante des Triumphallorbeers der etruskischen Konige iv die toga purpurea der alten Konige v die Befugnis wie Romulus die spolia opima dem Iuppiter Feretrius zu weihen vi die Erweiterung des Pomeriums vii das Kollegium der Luperci Iulii viii die Statue unter den Bildsaulen der mythischen Konige und ix verschiedene Anspielungen auf die Herrschaftsasthetik der hellenistischen Konige in der caesarianischen Munzpropaganda Dennoch besteht kein Zweifel daran dass Caesar die zwei unmissverstandlichen Elemente der herkommlichen romischen Konigsherrschaft energisch und offentlichkeitswirksam ablehnte den Titel Rex sowie das Diadem der altromischen Konige Trotz seiner offensichtlichen Abneigung sowie der Unmoglichkeit in Rom eine Konigsherrschaft zu errichten war dennoch der Charakter von Caesars Herrschaft de facto monarchisch als dictator perpetuo war er alleiniger Herrscher aller Romer nicht nur auf Lebenszeit sondern auf ewig Durch diese Massnahme war es dem Senat gelungen Caesars monarchische Autokratie faktisch und staatsrechtlich legalisiert zu verankern Es war somit fur Caesar gar nicht notwendig nach den Insignien und dem Titel der romischen Monarchie zu streben Trotzdem wurde er im Zuge der Gegenpropaganda immer wieder verdachtigt er wolle sich zum Konig Roms ernennen lassen wobei zu beachten ist dass seine Gegner ihm nicht seine unrepublikanische monarchische Herrschaftsform vorwarfen sondern ihm ein Streben nach Diadem und Rex Titel unterstellten also die Etiketten einer romischen Monarchie bemuhten welche in der offentlichen Meinung schon immer als tyrannisch und hassenswert angesehen worden war Diese Argumentation war spater auch eines der Hauptargumente fur den begangenen Tyrannenmord in der Propaganda der Verschworer nach den Iden des Marz 44 v Chr Zusammenfassung Bearbeiten Die religiosen und politischen Ehrungen fur Caesar mussen vor allem aufgrund ihrer auffalligen inneren Widerspruchlichkeit als Versuche seiner Anhanger und einer uberforderten senatorischen Klasse gesehen werden die neue und einzigartige Rolle Iulius Caesars als monarchischer Herrscher und lebender Gott zu gestalten Allerdings wurde der allmachtige dictator hierdurch in eine politische Ohnmacht gedrangt Sein todliches Schicksal in dieser historischen Ausnahmesituation zeigt dass es ihm im Angesicht der immer zahlreicheren und extravaganteren Ehrungsgesuche und Schmeicheleien nicht mehr moglich war das rechte Mass und die rechte Balance zu wahren Sein eigenes caesarianisches Dogma der Neuerung Kuhnheit und Geschwindigkeit durch welches er auf religiosem und militarischem Wege einen grossen Teil seiner Macht erlangt hatte stand ihm in der gesattigten Politiksphare der res publica im Weg Somit wurde er Opfer von politischen Verhaltnissen derer er sich am Ende seines Lebens zusehends entfremdet hatte und kaum noch Herr werden konnte Dennoch hatte seine Ermordung keine Auswirkungen auf die Entstehung des neuen Gottes Divus Iulius Im Gegenteil untermauerte sie seine Apotheose zusatzlich und legte dadurch den Grundstein fur den spateren Kaiserkult unter seinem Nachfolger Octavianus Den gegenwartigen Stand der Forschung zusammenfassend ist festzuhalten dass Caesar bereits zu Lebzeiten qua Senatsbeschluss divinisiert wurde und die in Rom nicht unumstrittene Bestatigung durch consecratio posthum vollzogen wurde Weiterhin unterstutzen die historischen Quellen nicht die Annahme dass Caesar nach Konigstitel und Diadem strebte sondern belegen nur den Eifer seiner Anhanger sowie die Verleumdungskampagne seiner Gegner die diese symbolischen Elemente romischer Monarchie immer wieder fur ihre Zwecke missbraucht hatten Trotzdem muss Caesars Herrschaft letztendlich als monarchisch eingestuft werden Die zwiespaltige und heterogene Natur des heutigen Caesar Bildes ist direkt zuruckzufuhren auf die unterschiedliche Bewertung des romischen Herrschers in den antiken Quellen die in ihrer Tendenz nur selten als neutral eingestuft werden konnen somit resultieren die Verunglimpfungskampagnen seiner damaligen Gegner auf der einen Seite und die gluhende Verehrung seiner Anhanger auf der anderen Seite bis heute in gegensatzlichen kaum zu vereinbarenden Positionen in den Forschungsgebieten der Geschichts und Religionswissenschaften Da zusatzlich nur selten zwischen den Fragen nach Caesars Apotheose zu Lebzeiten und seinem Streben nach Konigstitel und Diadem unterschieden wurde ist es nicht weiter verwunderlich dass die meisten Wissenschaftler beide Fragen zusammen entweder nur verneinen oder nur bejahen konnen Diese zwei eigentlich unterschiedlichen Komplexe wurden allerdings bereits von Caesar miteinander verkoppelt als er im Jahr 68 v Chr die laudatio funebris auf seine verstorbene Tante Iulia hielt 3 Caesar selbst sah also die Unverletzlichkeit der Konige und die Heiligkeit der Gotter als etwas an was seinem Geschlecht innewohnte ihm also naturgemass und von Geburt aus zustand In den politischen Wirren nach seinem Tod wurden die bereits begonnenen Entwicklungen vollendet als Divus wurde er zum ersten ewigen Gott des romischen Reiches und aufgrund der Abschaffung der republikanischen Diktatur blieb er als dictator perpetuo der letzte ewige Monarch Roms Alba Longa Bovillae und Rom die religiose Tradition der gens Iulia BearbeitenDie religio Romana entstand aus den heiligen Stammesinstitutionen der Latiner aus den Riten und Gottheiten der Etrusker sowie aus der Aneignung der Kulte in Lavinium und Alba Longa Daruber hinaus ist von Sud Italien seit der Zeit der Gracchen ein immer starkerer Influx griechischer Kulte und die damit zusammenhangende Einfuhrung hellenistischer Synkretismen zu verzeichnen Diese Entwicklung spiegelt sich in der religiosen Tradition der Iulii wider aber v a auch in der Neuinterpretation der altromischen Kulte durch Iulius Caesar in dessen Amtszeit als pontifex maximus von Rom zahlreiche religiose Neuerungen eingefuhrt wurden Caesars Familie die gens Iulia gehorte den sog Aeneadae an den trojanischen Familien von Rom die ihre Abstammung auf Aeneas oder einen seiner Begleiter zuruckfuhrten Gegrundet wurde das Geschlecht der Iulii von Ascanius dem Sohn des Aeneas Der Familienname Iulius geht auf Ascanius cognomen Iulus zuruck von lat iulus dt wolliger Wurm Dem Ahnherren der Julier wurde die Nachfolge Aeneas als Konig nicht gewahrt Somit bestieg Numitor Silvius den Thron und Ascanius Iulus bekleidete stattdessen ein hohes Priesteramt Die Julier lebten zunachst in Alba Longa der Mutterstadt Roms siedelten aber nach der Zerstorung der Stadt nach Rom um und wurden als patrizische Familie dem tribus Fabia zugeordnet Ihre Gentilkulte blieben in Rom aber v a auch in Bovillae erhalten wo stets ein Mitglied der Familie ein Priesteramt innehatte jedoch kein hohes Amt rex sacrorum wie von Weinstock 1971 propagiert Der namensgebende Grundungsmythos des fluchtenden Bullen bos erfuhr eine Erneuerung zu Beginn des Burgerkriegs als Caesar vor seinem Feldzug gegen Pompeius der Gottin Fortuna einen Bullen opfern wollte der jedoch entkam aus der Stadt fluchtete und schwimmend einen See durchquerte Dies wurde als gutes Omen fur Caesars Feldzug gesehen und einige von Caesars Legionen fuhrten daraufhin einen Bullen auf ihren Feldzeichen signa Caesars Verbindung zur Heimat seiner Familie und ihrem Symbol wurde im Kult des princeps Augustus und im spateren Kaiserkult fortgefuhrt himmlischen Gottern wie dem Divus Iulius und dem Divus Augustus wurde oft bereits zu Lebzeiten ein Bulle geopfert wie das Relief des Altars im kaiserlichen Tempel zu Ehren des Augustus im Forum von Pompeii zeigt Die Verbindung des julianischen Geschlechts zu Bovillae erfuhr nach Augustus Tod eine Erneuerung als der Leichnam des verstorbenen Kaisers von Nola zunachst nach Bovillae und daraufhin nach Rom getragen wurde siehe auch Abschnitt Veiovis Veiovis Bearbeiten Entgegen der weitverbreiteten Annahme war nicht Venus sondern Veiovis auch Vediovis der Hauptgott der gens Iulia dem die Familie in Bovillae einen Altar geweiht hatte Diese archaische Gottheit agonium laut altem Kalender am 21 Mai wurde allgemein mit dem jungen Jupiter Ve d iovis als Diminutivform von Iovis spater auch mit Apollo identifiziert Der Gentilkult der Julier war ebenfalls in der Stadt Rom bekannt und begann lange vor Caesars Pontifikat Nachdem Aeneas gestorben war wurde er als Iuppiter Indiges vergottet Aeneas Sohn Ascanius Iulus inaugurierte dessen Kult in Alba Longa und errichtete ihm dort einen Tempel Die Julier werden spatestens mit der Umsiedelung nach Rom und Bovillae im Kult des jungen Jupiter Veiovis eine willkommene Parallele zu ihrem eigenen Ahnherren Ascanius Iulus dem Sohn des Iuppiter Indiges gesehen haben Dass der Kult des Veiovis ein Ahnen und Totenkult war ist unbestritten Ob aber die Julier auch Veiovis direkt mit Iulus identifizierten ist unbekannt Iulius Caesar jedenfalls bevorzugte fur die gottliche Genealogie seiner Familie den Kult der Venus Genetrix s u Nach dem Muster des veiovischen Gentilkultes wurde in Rom der Kult des Divus Augustus geschaffen und der neu gegrundeten Klasse der sodales Augustales anvertraut die auch in Bovillae einen bedeutenden Sitz hatten wo Kaiser Tiberius im Jahr 16 n Chr eine Statue des Augustus im offentlichen Schrein aufstellen liess Die grosse Bekanntheit des Veiovis Kultes und seiner Verbindung zu Caesars Familie mag auch den Senat 44 v Chr dazu bewogen haben Iuppiter Iulius als moglichen Kultnamen fur Caesar vorzuschlagen und den Priester des vergotteten Herrschers dem Stand der flamines maiores zuzuschreiben gleichbedeutend nur mit dem flamen Dialis Apollo Bearbeiten Abgesehen von der Identifizierung des julianischen Gentilgottes Veiovis mit Apollo sind andere Verbindungen der Julier zu diesem Gott vor dem ersten Prinzipat nicht nachzuweisen Auch war es nicht Caesar der den Kult in stadtromischen Kreisen hoffahig machte denn wahrend des Burgerkriegs war Apollo sowohl in Rom als auch auf Seiten aller Kriegsparteien sehr beliebt gewesen Hier kann also lediglich Caesars personliche Verbindung zu Apollo erwahnt werden was fur ihn jedoch keine genealogische Bedeutung besass Caesar war am ersten Tag der romischen ludi Apollinaris geboren 13 Juli 100 v Chr und hatte im Jahr 45 v Chr selbst auf eigene Kosten die Spiele ausgerichtet Seine Geburt im Schatten des Apollo wird aber sicherlich Caesars politische Handlungen beeinflusst haben insbesondere die Wahl seines Neffen Octavius als sein Erbe und Nachfolger der der Legende nach durch einen uberirdischen Akt gezeugt wurde als Apollo in Form einer Schlange wahrend eines mitternachtlichen Festes im romischen Apollo Tempel mit Octavius schlafender Mutter Atia verkehrte Im Juli 44 v Chr finanzierte Marcus Iunius Brutus einer der Verschworer gegen Caesar in Abwesenheit als praetor urbanus die Apollo Spiele in Rom wodurch Octavianus ehemals Octavius sich genotigt fuhlte noch im gleichen Monat mit einem eigenen Fest zu Ehren seines Adoptivvaters gegen die aufkeimende Popularitat der Verschworer zu kontern Erst nach seinem Sieg bei Philippi konnte Octavianus Apollo fur sich alleine in Anspruch nehmen als Divi filius und spater Divus Augustus besteht eine signifikante Verbindung zu der alten graeco romischen Gottheit Zusammenfassend ist die Bedeutung von Apollo fur Iulius Caesar eher gering einzuschatzen und erst unter Augustus wurde der Gott auch fur die gens Iulia bedeutsam Mars Bearbeiten Ausser der Legende dass Caesars Onkel Gaius Marius ein Sohn des Mars und der Venus war finden sich bis zum Prinzipat des Augustus keine Verbindungen des julianischen Hauses zum romischen Kriegsgott Aufgrund der spatrepublikanischen Marius Legende gilt Mars als Gentilgott der Julier was sich auch darin zeigt dass Caesar nach seinen militarischen Erfolgen im Burgerkrieg und seinem Triumph im Jahre 46 v Chr verkundete dem Mars auf dem Campus Martius einen Tempel zu bauen Caesars Vorhaben konnte nie verwirklicht werden und es blieb seinem Nachfolger Augustus uberlassen den Bau im Jahre 2 v Chr durchzufuhren Allerdings handelte es sich hierbei um die Kultstatte eines neuen Gottes Mars Ultor Mars der Racher und sie befand sich nicht auf dem Marsfeld wo Augustus im Gegenzug sein Mausoleum und die grosse Sonnenuhr hatte errichten lassen sondern auf dem Forum Augustum eindeutige Indizien dafur dass Augustus in diesem Fall eigene Plane verfolgte Daruber hinaus war das Epitheton Ultor weit mehr als eine Spielart Rache war im damaligen Rom eine heilige Pflicht und Octavianus hatte im Jahr 42 v Chr geschworen die Morder seines gottlichen Vaters zu verfolgen pro ultione paterna Die Verbindung zwischen Mars und Venus insbesondere der Venus Victrix war in Rom bereits lange bekannt gewesen In der Spatphase seines Prinzipats verband Augustus indes seinen Mars Ultor haufig mit der Venus Genetrix der Julier wohl um das traditionelle Gotterpaar gemass der julianischen Theopolitik zu erneuern Venus Bearbeiten Der bevorzugte Kult der Julier galt der Gottin Venus Die Venus ist der Fortuna in vielen Zugen verwandt und war ursprunglich eine altitalische Gottin ohne eigenen flamen und Festtag Sie trat in lokalen Kulten in vielfacher Form auf wie ihre zahlreichen Epitheta bezeugen Cloacina Fisica Iovia plagiara Fisica Pompeiana Libitina Calva Salacia Murcia Mefitis Obsequens Verticorda Postvota Libentina Felix Frutis Mater etc Die Identifizierung der Venus mit der griechischen Gottin Aphrodite geschah im Zuge der ersten Hellenisierung wahrscheinlich bereits vor dem 5 Jahrhundert v Chr Die vielen verschiedenen lokalen Auspragungen der Gottin lassen sich aber nur hypothetisch zu einem homogenen Bild einer vorkaiserzeitlichen Venus vereinigen v a auch im Hinblick auf den Synkretismus zu Aphrodite Da die Osker die griechische Aphrodite als Herentas die Etrusker als Turan bezeichneten das Wort Venus aber auch bei den Oskern vorkommt muss ihre ursprungliche Funktion verschieden gewesen sein Weitere Informationen BearbeitenCaesar hatte diesem Kult schon vor seinem Tod Vorschub geleistet als er eine Statue von sich mit der Inschrift deo invicto dem unbesiegten Gott hatte errichten lassen Die Abstammung der Iulii von Aeneas dem Sohn der Gottin Venus Genetrix untermauerte Caesars Apotheose zum Divus Iulius auf nachhaltige Weise Der Beiname von Gaius Iulius Caesar Octavianus Divi filius geht auf den Divus Iulius zuruck und weist Octavianus als Nachfolger des zum Gott erhobenen Iulius Caesar aus anfanglich als Octavianus die testamentarische Adoption annahm hiess er noch einfach Caii filius Sohn des Gaius Fur seinen vergotteten Vater errichtete der spatere princeps im Jahr 29 v Chr einen Tempel auf dem Forum Romanum Siehe auch BearbeitenC 43 K1 Komet Caesar Tempel des Divus Iulius Kaiserkult Divus zum Begriff divus einschliesslich einer Liste aller Divi Romische Religion Gaius Iulius Caesar Caesar als Politiker und Staatsmann AugustusQuellen BearbeitenAppian Romische Geschichte Bucher 13 17 Burgerkriege Bucher 1 5 Marcus Tullius Cicero Briefe an Atticus an den Bruder Quintus an Brutus Marcus Tullius Cicero Philippische Reden Cassius Dio Romische Geschichte Bucher 37 50 Nikolaos von Damaskus Leben des Caesar Augustus bios Kaisaros Plutarch Parallelbiografien Sulla Pompeius Cicero Caesar Brutus Antonius Cato minor Uticensis Sueton Divus Iulius Velleius Paterculus Historia Romana Ad M Vinicium consulem libri duo teilweise abhangig von Gaius Asinius Pollio HistoriaeLiteratur BearbeitenAndreas Alfoldi Caesariana Gesammelte Aufsatze zur Geschichte Caesars und seiner Zeit Bonn 1984 ISBN 3 7749 1859 7 Enthalt u a La divinisation de Cesar dans la politique d Antoine et d Octavien entre 44 et 40 av J C Aus Revue numismatique 6 15 1973 Rezension von H Gesche Die Vergottung Caesars Aus Phoenix 24 1970 Rezension von St Weinstock Divus Julius Aus Gnomon 47 1975 Javier Arce Funus Imperatorum Los funerales de los emperadores romanos Madrid 1988 ISBN 84 206 7068 5 Christoph Battenberg Pompeius und Caesar Personlichkeit und Programm in ihrer Munzpropaganda Inaugural Dissertation Marburg Lahn 1980 Luciano Canfora C GIULIO CESARE Il dittatore democratico Laterza 1999 Deutsch CAESAR Der demokratische Diktator Eine Biographie Munchen 2001 2004 ISBN 3 406 51869 9 Manfred Clauss Kaiser und Gott Herrscherkult im romischen Reich Stuttgart Leipzig 1999 ISBN 3 519 07444 3 Hellfried Dahlmann Clementia Caesaris 1934 In Detlef Rasmussen Hrsg Caesar Darmstadt 1976 ISBN 3 534 02666 7 RAS76 Monroe E Deutsch Antony s Funeral Speech Berkeley 1928 Gerhard Dobesch Caesars Apotheose zu Lebzeiten und sein Ringen um den Konigstitel Im Eigenverlag Wien 1966 Matthias Gelzer Caesar Der Politiker und Staatsmann Wiesbaden 1983 ISBN 3 515 03907 4 Helga Gesche Die Vergottung Caesars Kallmunz 1968 Ittai Gradel Emperor Worship and Roman Religion Oxford 2002 ISBN 0 19 927548 3 Wilhelm Kierdorf Laudatio Funebris Interpretationen und Untersuchungen zur Entwicklung der romischen Leichenrede Meisenheim am Glan 1980 ISBN 3 445 01941 X Konrad Kraft Der goldene Kranz Caesars und der Kampf um die Entlarvung des Tyrannen Darmstadt 1969 Kurt Latte Romische Religionsgeschichte Handbuch der Altertumswissenschaft Band 4 Munchen 1967 unverand Nachdruck 1992 ISBN 3 406 01374 0 Christian Meier Die Ohnmacht des allmachtigen Dictators Caesar Drei biographische Skizzen Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 518 11038 1 John T Ramsey amp A Lewis Licht The Comet of 44 B C and Caesar s Funeral Games Atlanta 1997 ISBN 0 7885 0273 5 Jorg Rupke Die Religion der Romer Munchen 2001 ISBN 3 406 47175 7 Lily Ross Taylor The Divinity of the Roman Emperor Middletown 1931 unverand Nachdruck 1988 ISBN 0 89130 702 8 Jocelyn M C Toynbee Death and Burial in the Roman World Baltimore London 1971 unverand Nachdruck 1996 ISBN 0 8018 5507 1 Stefan Weinstock Divus Julius Oxford 1971 unverand Nachdruck 2004 ISBN 0 19 814287 0 Georg Wissowa Religion und Kultus der Romer Munchen 1912 unverand Nachdruck 1971 ISBN 3 406 03406 3 Antonie Wlosok Hrsg Romischer Kaiserkult Darmstadt 1978 ISBN 3 534 06078 4 Weblinks BearbeitenPrimarliteratur Bearbeiten Englische Ubersetzungen Bearbeiten Appianus The Civil Wars Libri I V bei LacusCurtius Cicero Letters Dio Cassius Roman History Buch 37 ff Nicolaus Damascenus Life of Augustus Plutarchus Life of Antonius Biographie des Marcus Antonius Plutarchus Life of Brutus Brutus Biographie Plutarchus Life of Caesar Caesar Biographie Plutarchus Life of Pompey Pompeius Biographie Suetonius Divus Iulius Caesar Biographie Velleius The Roman History Buch II Originaltexte Bearbeiten Cicero Philippicae Lateinisch Suetonius Divus Iulius Caesar Biographie Lateinisch Allgemeine Links Bearbeiten Perseus Online Bibliothek Ubersicht uber alle Texte Tempel des Divus Iulius Tempel des Divus Iulius alternativer Link Anmerkungen Bearbeiten CIL 9 2628 GENIO DEIVI IVLI PARENTIS PATRIAE QVEM SENATVS POPVLVSQVE ROMANVS IN DEORVM NVMERVM RETTVLIT Lat Inschrift in etwa SENATVS POPVLVSQVE ROMANVS DIVO CAESARIS Sueton Iulius 6 1 Amitae meae Iuliae maternum genus ab regibus ortum paternum cum diis inmortalibus coniunctum est Nam ab Anco Marcio sunt Marcii Reges quo nomine fuit mater a Venere Iulii cuius gentis familia est nostra Est ergo in genere et sanctitas regum qui plurimum inter homines pollent et caerimonia deorum quorum ipsi in potestate sunt reges Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Divus Iulius amp oldid 238656173