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Als Solarium Augusti oder Horologium Augusti wird ein grosses astronomisches Messinstrument mit einer Kugel auf einem etwa 30 Meter hohen Obelisken als Schattenwerfer bezeichnet das auf dem Marsfeld in Rom unter Kaiser Augustus errichtet wurde Teil des Meridians des Solarium Augusti Blick nach Sud unterhalb des Kellers eines Gebaudes in der Via di Campo Marzio in Rom Fotografien des gesamten freigelegten Teilstucks ohne storende Balken im Vordergrund sind in der Publikation 1 von Edmund Buchner enthaltenEin vom Deutschen Archaologischen Institut freigelegtes Stuck Meridianlinie liegt etwa 1 6 Meter uber dem Niveau des Marsfeldes augusteischer Zeit Man nimmt deshalb an dass das augusteische Instrument bald zerstort war und zur Zeit des Kaisers Domitian auf dem infolge von Uberschwemmungen des Tibers inzwischen hoher gelegenen Marsfeld wieder errichtet wurde 1 2 3 Es existierte bis zum 8 Jahrhundert bildete vermutlich mit dem Augustusmausoleum den dazugehorigen Parkanlagen und der Ara Pacis eine bauliche Einheit und wird als eines der wichtigsten politischen Zeichen der Macht des Kaisers Augustus gedeutet Das Instrument gilt als unvergleichlich grosses Meridianinstrument Mittagsweiser Jahres Kalendarium als das es bereits der Zeitzeuge Plinius beschrieben hatte 4 5 6 Nach den Untersuchungen durch das Deutsche Archaologische Institut die zwischen 1970 und 1981 stattfanden und von aufwandigen Ausgrabungen begleitet waren wurde diese Anlage als eine extrem grosse Sonnenuhr gedeutet 1 Diese Deutung wird heute nicht mehr aufrechterhalten 5 3 Inhaltsverzeichnis 1 Das Meridianinstrument des Kaisers Augustus 2 Der Obelisk des Meridianinstruments 3 Die Grabungen durch das Deutsche Archaologische Institut 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDas Meridianinstrument des Kaisers Augustus Bearbeiten nbsp Position des Solarium Augusti im alten RomEin Obelisk Obelisco di Montecitorio aus Heliopolis in Agypten den Augustus im Jahr 10 v Chr aufstellen liess diente als etwa 30 Meter hoher Gnomon Seine Erganzung mit einem ebenfalls grossen Ausdehnung mindestens 200 Meter ebenen Zifferblatt zu einer Sonnenuhr wurde aber nicht nachgewiesen Ausgegraben wurde ein etwa 6 6 Meter langes Stuck einer skalierten Meridian Linie wonach das Solarium Augusti heute als ein mit der Sonne funktionierendes Meridianinstrument Jahres Kalendarium Mittagsweiser angesehen wird Der Fundort liegt etwa 1 6 Meter uber dem Niveau des Marsfeldes zur Zeit von Augustus Es wird einer Erneuerung des ursprunglichen von Plinius beschriebenen Meridianinstruments zugeschrieben die etwa zur Zeit von Kaiser Domitian erfolgte Der in funf Teile zerbrochene Obelisk und sein ursprunglicher Sockel wurden 1748 ausgegraben 7 Etwa 40 Jahre spater wurde er wieder zusammengesetzt mit einer neuen Kugel bekront und 1792 samt Sockel an seinem heutigen Standort etwa 250 Meter sudlicher vor dem italienischen Parlament auf der Piazza di Montecitorio aufgestellt Der Kernschatten einer originalen ahnlich grossen etwa 75 cm Durchmesser und gleich hoch etwa 30 Meter platzierten Kugel als Nodus reicht etwa 80 Meter weit 2 Der auf der zugehorenden Meridianlinie abzulesende Mittagsschatten dieser Kugel ist zur Wintersonnenwende in Rom etwa 65 Meter vom Obelisk entfernt Die Meridianlinie ist als Bronzelinie in die Bodenplatten eingelegt und hat zwischen den beiden Sonnwend Punkten eine Lange von etwa 55 Meter Quer zur Meridianlinie sind aus Bronze langere Markierungen als Trennlinien zwischen den Tierkreiszeichen und kurzere fur die 30 Grad Einteilung der Tierkreiszeichen angebracht Der Schatten der Kugel zeigte also den Ort der Sonne im Tierkreis Der bis heute unter dem Anwesen Via del Campo Marzio 48 freigelegte Abschnitt der Meridianlinie hat eine Lange von 6 60 m unterteilt durch 27 kurze Querlinien zur Gradeinteilung und 1 lange Querlinie als Trennung zwischen benachbarten Zeichen Sie ist langs der Meridianlinie mit den griechischen Namen der Zeichen beschriftet Auf der Westseite reicht sie von 19 KRI OS Widder bis 16 TAUR OS Stier auf der Ostseite symmetrisch dazu von 14 LE ON Lowe bis 11 PARTH ENOS Jungfrau Die Gradabstande nehmen von Suden nach Norden zu von 19 cm auf 30 cm Daraus hat M Schutz 1990 berechnet dass sich die schattenwerfende Kugel die den Obelisken bekronte etwa 17 7 m sudlich der Trennlinie Lowe Jungfrau in einer Hohe von ca 30 bis 31 m befunden haben muss 8 An der langen Trennlinie Lowe Jungfrau befindet sich die griechische Inschrift ETESIAI PAUONTAI die Etesien horen auf Mit Etesien wurden Winde bezeichnet die sehr regelmassig jedes Jahr im Sommer auftraten heute Meltemi Bei der Marke 15 Stier befindet sich die Inschrift THEROUS ARCHE Sommeranfang Nach antikem Brauch begann der Sommer nicht mit der Sommersonnenwende sondern diese bildete die Mitte des Sommers der Sommer ging also von 15 Stier bis 15 Lowe Der ursprungliche Aufstellungsort der Ara Pacis Augustae war dem Solarium zugeordnet auf dem Gelande ostlich davon zwischen Via in Lucina und Via del Corso dort wo heute der Palazzo Fiano Almagia steht 9 Der Obelisk des Meridianinstruments Bearbeiten nbsp Der fruher als Gnomon des Solarium Augusti dienende Obelisk auf der Piazza di MontecitorioDer etwa 22 Meter lange Obelisk besteht aus Rosengranit und stammt aus den Steinbruchen von Assuan in Oberagypten Pharao Psammetich II liess ihn um 595 v Chr in Heliopolis anlasslich des ersten Jahrestages seiner Thronbesteigung errichten Die Romer transportierten ihn 10 v Chr nach Rom um ihn als Gnomon auf dem Marsfeld aufzustellen Er erhielt ein Fundament und einen beinahe 5 Meter hohen Sockel mit einer den Kaiser Augustus ehrenden und dem romischen Sonnengott Sol geweihten Inschrift Zusammen mit der als Nodus dienenden Kugel wurden etwa 30 Meter Hohe erreicht Die antike Weiheinschrift lautet IMP CAESAR DIVI FAUGUSTUS PONTIFEX MAXIMUS IMP XII COS XI TRIB POT XIV AEGUPTO IN POTESTATEM POPULI ROMANI REDACTA SOLI DONUM DEDIT 10 Imperator Caesar AugustusSohn des vergottlichten Caesar Pontifex Maximus Imperator zum 12 Konsul zum 11 Inhaber der tribunizischen Gewalt zum 14 Mal nachdem Agypten unter die Herrschaft des romischen Volkes gebracht war hat diesen Obelisken der Sonne zum Geschenk gegebenDie Grabungen durch das Deutsche Archaologische Institut BearbeitenDie anfangliche Deutung als Sonnenuhr konnte nicht nur aus physikalischen Grunden zum Beispiel ungenugende Reichweite des Kernschattens der Nodus Kugel nicht aufrechterhalten werden Es zeigten sich auch erhebliche Mangel beim Umgang mit alten Texten 11 Eine Gegenuberstellung der Interpretation des Pliniustextes im 18 Jahrhundert durch Euler Boscovich Marinoni u a mit den Ergebnissen der archaologischen Funde im 20 Jahrhundert und der Virtuellen Archaologie des 21 Jahrhunderts gibt letztlich den Beschreibungen des Zeitzeugen Plinius recht 12 13 Es gab seit langem Spekulationen fur eine Sonnenuhr 14 aber auch fruhe Hinweise auf die ledigliche Existenz eines Meridianinstruments 7 Die neuerliche Deutung als Sonnenuhr wurde dennoch popular was durch die nicht alltaglichen erfolgreichen Grabungen 15 bis 8 Meter unter das heutige Niveau begunstigt wurde Man grub von einem kleinen Kellerboden aus etwa 6 Meter in die Tiefe das heisst bis weit unter die Fundamente der Mauern eines mehrstockigen alten Hauses in der dicht bebauten heutigen Innenstadt Roms Davon existieren eindruckliche Bilder 1 Literatur BearbeitenEdmund Buchner Die Sonnenuhr des Augustus Nachdruck aus Romische Mitteilungen 1976 und 1980 und Nachtrag uber die Ausgrabung 1980 1981 von Zabern Mainz 1982 ISBN 3 8053 0430 7 Romolo A Staccioli Guida di Roma Antica Itinerari Archeologichi Rizzoli Mailand 1986 ISBN 88 17 16585 9 Paul Zanker Augustus und die Macht der Bilder Beck Munchen 1987 ISBN 3 406 32067 8 Michael Schutz Zur Sonnenuhr des Augustus auf dem Marsfeld In Gymnasium Band 97 1990 S 432 457 Widerlegt wesentliche Aspekte von Buchners Rekonstruktion Kurzgefasst bereits in ders Der Obelisk des Augustus In Sterne und Weltraum Jahrgang 27 1988 S 575 576 Edmund Buchner Neues zur Sonnenuhr des Augustus In Nurnberger Blatter zur Archaologie Band 10 1993 94 S 77 84 Erwiderung auf die Kritik von Schutz Frans W Maes Die Sonnenuhr des Kaisers Augustus Aufstieg und Niedergang einer Hypothese In Deutsche Gesellschaft fur Chronometrie Jahresschrift 2005 S 168 184 Peter Heslin Augustus Domitian and the So called Horologium Augusti In The Journal of Roman Studies Band 97 2007 S 1 20 Lothar Haselberger A debate on the Horologium of Augustus Controversy and clarifications with responses by P J Heslin and M Schutz and additional remarks by R Hannah and G Alfoldy In Journal of Roman Archaeology Band 24 2011 ISSN 1047 7594 S 47 98 Lothar Haselberger Paolo Alberi Auber The Horologium of Augustus Debate and Context Journal of Roman Archaeology Supplementum 99 Portsmouth Rhode Island 2014 ISBN 978 0 9913730 3 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Horologium Augusti Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Edmund Buchner Die Sonnenuhr des Augustus Nachdruck aus Romische Mitteilungen 1976 und 1980 und Nachtrag uber die Ausgrabung 1980 1981 Zabern Mainz 1982 ISBN 3 8053 0430 7 a b Michael Schutz Zur Sonnenuhr des Augustus auf dem Marsfeld In Gymnasium Band 97 1990 S 455 a b Frans W Maes Die Sonnenuhr des Kaisers Augustus Aufstieg und Niedergang einer Hypothese In Deutsche Gesellschaft fur Chronometrie Jahresschrift 2005 S 183 Plinius Naturalis historia 36 72 a b Michael Schutz Zur Sonnenuhr des Augustus auf dem Marsfeld In Gymnasium Band 97 1990 S 433 Frans W Maes Die Sonnenuhr des Kaisers Augustus Aufstieg und Niedergang einer Hypothese In Deutsche Gesellschaft fur Chronometrie Jahresschrift 2005 S 172 a b Angelo Maria Bandini De Obelisco Caesaris Augusti e Campi Martii ruderibus nuper eruto Rom 1750 Digitalisat Michael Schutz Zur Sonnenuhr des Augustus auf dem Marsfeld In Gymnasium 97 1990 S 455 456 M Schutz in L Haselberger The Horologium of Augustus Debate and Context Portsmouth Rhode Island 2014 S 44 Buchner ist bei Ausgrabungen im Winter 1995 am von Schutz berechneten Ort auf das Fundament des Obelisken gestossen Haselberger The Horologium of Augustus Debate and Context Portsmouth Rhode Island 2014 S 102 Figur 1 103 186f ohne diesen Befund zu veroffentlichen Romolo A Staccioli Guida di Roma Antica Itinerari archeologichi 1986 S 345f CIL 6 702 Michael Schutz Zur Sonnenuhr des Augustus auf dem Marsfeld In Gymnasium Band 97 1990 S 432 457 Plinius Naturalis historia 36 72 Plinius nennt nur eine einzige skalierte Linie deren Lange vom Mittagsschatten des Obelisken zur Wintersonnenwende begrenzt wird M Hiermanseder INTERPRETATION OF THE FUNCTION OF THE OBELISK OF AUGUSTUS IN ROME FROM ANTIQUE TEXTS TO PRESENT TIME VIRTUAL RECONSTRUCTION In ISPRS International Archives of the Photogrammetry Remote Sensing and Spatial Information Sciences XLII 2 W11 Copernicus GmbH 4 Mai 2019 S 615 622 int arch photogramm remote sens spatial inf sci net abgerufen am 21 August 2019 O Richter Topographie der Stadt Rom Beck Munchen 1901 S 252 253 online Grund und Aufriss der Sonnenuhr mit Angabe des heute erhaltenen Fragments sowie Angabe des ursprunglichen Aufstellungsortes der Ara Pacis durch Friedrich Rakob In Romolo A Staccioli Guida di Roma Antica Itinerari archeologichi Rizzoli Mailand 1986 ISBN 88 17 16585 9 S 346 Normdaten Geografikum GND 4224567 9 lobid OGND AKS 41 900555555556 12 478583333333 Koordinaten 41 54 2 N 12 28 42 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Solarium Augusti amp oldid 232298352