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Dieser Artikel befasst sich mit dem Schattenzeiger Siehe auch Gnomon Zeitschrift bzw Gnomon Island Sudatlantik Der Gnomon von griechisch gnwmwn Gnomon Schattenzeiger ist ein bereits vor der Antike bekanntes astronomisches Instrument in der Form eines senkrecht in den Boden gesteckten holzernen Stabes Vom Holzstab als Schattenzeiger aus ging die Entwicklung bis zur gelegentlichen einschlagigen Verwendung eines Obelisken Der Sonnenschatten seiner Spitze wird beobachtet um astronomische Grossen zu bestimmen 1 moderne horizontale Gross Sonnenuhr mit Obelisk als Gnomon 2 vertikale Sonnenuhr mit Gnomon fur Italienische StundenEr diente u a als Schattenstab fur Sonnenuhren 1 In Anlehnung an diese fruhe Verwendung heisst die Lehre von den Sonnenuhren Gnomonik und die Zentralprojektion einer Kugelflache z B der Himmelskugel in der sich die Sonne befindet durch ihren Mittelpunkt dargestellt z B durch eine Gnomonspitze wird als Gnomonische Projektion bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Anwendung 2 Geschichte 3 Mathematische Grundlagen zur Nutzung des Gnomons 4 Messungen mit dem Gnomon 4 1 Nordrichtung 4 2 Sonneneinfallswinkel 5 Begriffsverwendung in der Geometrie 6 Gnomon Metapher in der Literatur zur Bibelexegese 7 Literatur 8 EinzelnachweiseAnwendung BearbeitenIn der Antike wurde der Gnomon zur Bestimmung der geografischen Breite eines Ortes der Nordrichtung der Tagundnachtgleichen Aquinoktien der Sonnenwenden Solstitien und der Ekliptik verwendet Dazu wurde der Gnomon in der Regel als einfacher Stab meistens aus Holz selten als Obelisk oder als besonderes Bauwerk ausgefuhrt Allen Gnomonen gemeinsam ist die besondere Ausfuhrung der Spitze Damit deren Schatten scharf abgebildet wird und damit prazise ablesbar ist ist sie spitz geformt oder mit einer kleinen Kugel Nodus versehen Eine Variante mit durchlochter Scheibe an der Spitze zum Erzeugen eines Lichtflecks ist bereits aus dem Alten China bekannt 2 Nach dem Gnomon ist eine Zentralprojektion der Himmelskugel auf eine Ebene benannt die gnomonische Projektion Mit ihr kann der Schattenpunkt des Nodus fur jeden Standort und Sonnenstand berechnet und auf dem Zifferblatt ein zweidimensionales Kurvennetz konstruiert werden Auf den Linien die alle Kegelschnitte sind lasst sich sowohl die Tages als auch die Jahreszeit ablesen Geschichte BearbeitenAm Anfang wurde vermutlich vom Gnomon der der Mensch selbst sein konnte nur die Schattenlange abgelesen und interpretiert Ein astronomisches Instrument mit Gnomon konnte ein Mittagsweiser gewesen sein Damit wurde mit Hilfe einer auf dem Boden in Meridian Richtung angebrachten Skala die Mittagsschattenlange gemessen Uber diesen sehr fruhen Schritt in verschiedenen Kulturen einschliesslich altes China ist nur wenig bekannt Auf einer babylonischen Tontafel aus der Zeit um 2300 v Chr sind die Schattenlangen eines Gnomons zu verschiedenen Zeiten angegeben Bei den Chinesen soll der Gnomon seit fruhesten Zeiten ein wichtiges astronomisches Instrument gewesen sein In einem der altesten Mathematikbucher dem Zhoubi suanjing stellt der im elften Jahrhundert v Chr lebende Herzog von Zhou Zhou Gong Dan seinem Hofbeamten Shang Gao mathematische Aufgaben darunter auch die Umrechnung der Schattenlange des Gnomons in den Sonnenstand Chinesische Astronomen haben den Gnomon mindestens bis zur fruhen Yuan Dynastie verwandt und weiterentwickelt siehe Gaocheng Observatorium Laut Herodot ca 485 425 v Chr haben die Griechen das Prinzip des Gnomons von den Babyloniern ubernommen Durch Ausrustung eines Mittagsweisers mit einer Stundenskala entstand schliesslich eine vollwertige Sonnenuhr Texte zu und Funde von Sonnenuhren gibt es aus dem alten Agypten Die altagyptische Schattenuhr und eine gleichzeitig verwendete Wandsonnenuhr waren aber nicht geeignet die Tagesstunden zu jeder Jahreszeit richtig anzuzeigen Beide Uhren verwendeten einen horizontalen Schattenwerfer eine Kante die eine einen Stab die andere Dieser Sonnenuhrentyp wurde im Mittelalter erneut benutzt siehe kanoniale Sonnenuhr Von Sonnenuhren ab dem vierten Jahrhundert v Chr in Griechenland berichtet Vitruv siehe Hauptartikel Sonnenuhr Eratosthenes von Kyrene stellte 225 v Chr Messungen mit Gnomonen an aus denen er den Erdumfang zu etwa 252 000 Stadien berechnete Er stellte fest dass sich die Mittagshohe der Sonne in Alexandria von der in Syene Assuan um etwa 7 2 unterscheidet Mit diesem Winkel und der bekannten Distanz von etwa 5 000 Stadien zwischen den beiden ungefahr auf dem gleichen Langengrad liegenden Stadten erhielt er ein Ergebnis das dem tatsachlichen Wert von 40 024 Kilometern etwa 240 000 Stadien sehr nahekommt Mathematische Grundlagen zur Nutzung des Gnomons BearbeitenProjektion der Sonne auf ein Zifferblatt nbsp 3 Gnomonische ProjektionDie Abbildung der Sonne durch einen Punkt ist eine Zentralprojektion Sie wird wegen ihrer Entwicklung im Zusammenhang mit der Gnomonik auch Gnomonische Projektion genannt Das Projektionszentrum liegt im Zentrum des Himmels gleich Zentrum der Erde Die Vereinfachung das Projektionszentrum auf die Erdoberflache in die Spitze eines Gnomons zu verlegen ist fur die Aufgabenstellung zulassig da die Sonne so weit entfernt ist dass die Parallaxe aufgrund des Erdradius vernachlassigbar ist Abbildung 3 zeigt eine Gnomonische Projektion mit lotrechtem Gnomon und horizontaler Projektionsflache die z B die Flache des Zifferblattes einer Sonnenuhr ist horizontale Sonnenuhr Alle Grosskreise wie der Himmelsaquator und der durch den Standort verlaufende Meridian werden bei der Gnomonischen Projektion als Geraden abgebildet Da die Stundenkreise der Sonne ebenfalls Grosskreise sind werden sie auf dem Zifferblatt als ein Geradenbuschel Stundengeraden abgebildet das im Durchstosspunkt der Polachse auf der Projektionsflache konvergiert Die Wendekreise werden als Hyperbeln abgebildet Damit ist ersichtlich dass der Schatten der Gnomonspitze zur Tagundnachtgleiche Aquinoktium von Sonnenaufgang bis untergang auf einer Geraden verlauft und dabei die Stundengeraden schneidet Zur Sonnenwende bewegt er sich auf einer Hyperbel und schneidet dabei uber den Tagesverlauf ebenfalls die Stundenlinien Abbildung 3 zeigt dass der Schatten des lotrechten Gnomonstabes die Stundengeraden schneidet Wurde der Stab im Durchstosspunkt der Polachse auf die Projektionsflache gestellt und in Richtung Himmelspol zeigen so wurde sein Schatten ebenso wie die Stundengeraden vom Durchstosspunkt aus radial nach aussen verlaufen Somit wurde jeder Punkt des Schattens die Zeit richtig zeigen Ein solcher Stab heisst Polstab Er bildet die Sonne eindimensional ab Messungen mit dem Gnomon BearbeitenNordrichtung Bearbeiten nbsp 4 Bestimmen der Nordrichtung mithilfe des GnomonsUm die Nordrichtung bestimmen zu konnen ist es zunachst notwendig den Zeitpunkt zu finden zu dem die Sonne ihren Hochststand erreicht Hierzu nutzt man aus dass ihr Lauf am Himmel symmetrisch um diesen Punkt verlauft Auf der horizontalen Oberflache zu welcher der Gnomon senkrecht steht wird ein Kreis eingezeichnet dessen Mittelpunkt der Schattenstab selbst bildet Der Radius wird dabei so gewahlt dass er der Schattenlange zum ersten Messzeitpunkt am Vormittag entspricht Im Verlauf des Tages stimmt die Schattenlange am Nachmittag noch genau ein weiteres Mal exakt mit dem Radius uberein wie in Abbildung 4 erkenntlich Verbindet man die beiden Schnittpunkte mit dem Mittelpunkt und zeichnet die Winkelhalbierende der entstehenden Scheitel ein so lasst sich feststellen dass sie die Richtung des Schattens beim Sonnenhochststand markiert Da nordlich des nordlichen Wendekreises die Sonne zu ihrem Hochststand im Suden steht kennzeichnet die Winkelhalbierende die ihr exakt gegenuberliegt die Nordrichtung Sudlich des sudlichen Wendekreises hingegen handelt es sich bei der Winkelhalbierenden um die Sudrichtung da die Sonne von dort aus gesehen im Norden steht Befindet man sich zwischen den beiden Wendekreisen so hangt es von der Jahreszeit ab ob der Schatten zur Mittagszeit nach Norden oder nach Suden fallt Sonneneinfallswinkel Bearbeiten Ist die Hohe h displaystyle h nbsp des Gnomons sowie die Lange l displaystyle l nbsp des von diesem auf die horizontale Oberflache geworfenen Schattens bekannt so lasst sich der Hohenwinkel a displaystyle alpha nbsp der Sonne mithilfe von Trigonometrie bestimmen a arctan h l displaystyle alpha arctan frac h l nbsp Dies ist moglich da der Gnomon zusammen mit der Oberflache zu welcher er im Lot steht sowie einem einfallenden Sonnenstrahl der die Hypotenuse darstellt ein rechtwinkliges Dreieck bildet Begriffsverwendung in der Geometrie BearbeitenIn der Mathematik speziell in der planaren Geometrie bezeichnet der Begriff Gnomon die Restflache zwischen zwei ahnlichen Figuren Diese Konstruktion war schon in der griechisch hellenistischen Mathematik bekannt und bezeichnete eine geometrische Figur die entsteht wenn man aus einem Parallelogramm ein ihm ahnliches und ahnlich gelegenes so ausschneidet dass es eine Ecke mit dem ursprunglichen Parallelogramm gemeinsam hat Bisweilen werden auch die jeweils zwei flachengleichen Erganzungsparallelogramme einer solchen Konstruktion als Gnomon bezeichnet Sie entstehen wenn durch einen Punkt der Diagonale Geraden gezogen werden die parallel zu den Seiten des Parallelogramms sind siehe Satz vom Gnomon 3 Gnomon Metapher in der Literatur zur Bibelexegese BearbeitenIn theologischer Fachliteratur fand der Begriff Gnomon in einem beruhmten Werk der Bibelexegese eine Verwendung in ubertragenem Sinn als Metapher Im Jahr 1742 veroffentlichte der pietistische Theologe Johann Albrecht Bengel 1687 1752 den lateinischen Gnomon Novi Testamenti einen um Genauigkeit bemuhten Kommentar zum Neuen Testament der den wahren Sinn des Textes aufschliessen aufzeigen sollte Mit dieser emblematisch sinnbildlich 4 ausgerichteten Wahl des Begriffs Zeiger weist Bengel auf sein Interesse an der seiner Ansicht nach chronologisch fassbaren berechenbaren Heilsgeschichte hin die entsprechend den seiner Ansicht nach durch ihn entschlusselten Aussagen der Johannes Apokalypse wie ein Uhrwerk ablaufen sollte Bengels Schwiegersohn Philipp David Burk verwandte den Begriff ebenfalls in seiner Exegese der Psalmen Literatur BearbeitenOskar Becker Das mathematische Denken der Antike 2 Auflage Mit einem Nachtrag von Gunther Patzig Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1966 ISBN 3 525 25304 4 Studienhefte zur Altertumswissenschaft 3 Francois Dom Bedos di Celles La Gnomonique pratique ou l art de tracer les cadrans solaires Avec des observations sur la maniere de regler les Hozloges Chez Briasson Despilly Hardy Paris 1760 Faksimile Ausgabe Laget Librairie Paris 1978 ISBN 2 85204 076 X Dieter Lelgemann Eberhard Knobloch Andreas Fuls Andreas Kleineberg Zum antiken astro geodatischen Messinstrument Skiotherikos Gnomon In ZfV Zeitschrift fur Geodasie Geoinformation und Landmanagement 130 Heft 4 2005 ISSN 1618 8950 S 238 247 Helmut Minow Schattenmessung mit dem Gnomon In Zeitschrift fur Geodasie Geoinformation und Landmanagement 130 Heft 4 2005 S 248 252 online Rene R J Rohr Die Sonnenuhr Geschichte Theorie Funktion Callwey Munchen 1982 ISBN 3 7667 0610 1 Karlheinz Schaldach Romische Sonnenuhren Eine Einfuhrung in die antike Gnomonik 3 Auflage Deutsch Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 8171 1649 7 Karl Schoy Uber den Gnomonschatten und die Schattentafeln der arabischen Astronomie Ein Beitrag zur arabischen Trigonometrie nach unedierten arabischen Handschriften Lafaire Hannover 1923 Vitruvius Vitruvii De architectura libri decem Zehn Bucher uber die Architektur Ubersetzt und mit Anmerkungen versehen von Curt Fensterbusch Lizenzausgabe 5 Auflage Primus Darmstadt 1996 ISBN 3 89678 005 0 Einzelnachweise Bearbeiten Rene R J Rohr Die Sonnenuhr Geschichte Theorie Funktion Callwey Munchen 1982 ISBN 3 7667 0610 1 S 10 Rene R J Rohr Die Sonnenuhr Geschichte Theorie Funktion Callwey Munchen 1982 ISBN 3 7667 0610 1 S 13 Der neue Brockhaus 2 Band S 399 Wiesbaden 1959 Vgl Reinhard Breymayer Gnomon typusque vitae Christianae Zum emblematischen Hintergrund des Gnomon Begriffs bei Heinrich Oraeus 1584 1646 und bei Johann Albrecht Bengel 1687 1752 In Blatter fur wurttembergische Kirchengeschichte Jg 88 1988 Festschrift fur Gerhard Schafer Hrsg von Martin Brecht Stuttgart 1989 S 289 323 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gnomon amp oldid 234400546