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Max Hugo Liebermann von Sonnenberg 21 August 1848 in Bielska Struga Kreis Konitz 1 17 September 1911 in Zehlendorf Kreis Teltow 2 war ein deutscher Offizier Parteigrunder Abgeordneter des Reichstags und antisemitischer Publizist im deutschen Kaiserreich Max Liebermann von Sonnenberg c 1910Max Liebermann von Sonnenberg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Berliner Bewegung und Antisemitenpetition 1 2 Parteipolitiker 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLiebermann von Sonnenberg stammte aus einer preussischen Offiziersfamilie und trat 1866 wie schon sein Vater vor ihm in die preussische Armee ein Als Premierleutnant nahm er am Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 teil erlitt schwere Kriegsverletzungen und wurde mit dem Eisernen Kreuz II Klasse ausgezeichnet Liebermann verstand es sein Image als Kriegsheld fur seine politische Karriere nutzbar zu machen Berliner Bewegung und Antisemitenpetition Bearbeiten nbsp Berliner Bewegung Mitte Otto Glagau im Uhrzeigersinn Adolf Konig Bernhard Forster Max Liebermann von Sonnenberg Theodor Fritsch Paul Forster und Otto Bockel ca 1880Im Kaiserreich betatigte sich Liebermann politisch in der volkischen Bewegung nahm auch an den Internationalen Antijudischen Kongressen teil Gemeinsam mit den Agitatoren der Berliner Bewegung Paul und Bernhard Forster sowie Ernst Henrici initiierte er eine Antisemitenpetition die die Juden der wirtschaftlichen sozialen und rassischen Unterwanderung des deutschen Volkskorpers bezichtigte Die vier Forderungen der Petition gestalteten sich im Vergleich zur allgemeinen Agitation der Berliner Bewegung eher moderat 1 Einschrankung der Einwanderung von Ostjuden aus Osterreich Ungarn und Russland 2 Ausschluss der Juden von allen obrigkeitlichen Stellungen insbesondere vom Richteramt 3 Verbot der Anstellung judischer Lehrer an Volksschulen und enge Begrenzung ihrer Einstellung an allen ubrigen Schulen 4 Wiederaufnahme der amtlichen Statistik uber die judische Bevolkerung Die Petition wurde von ca 250 000 Burgern unterzeichnet und verschaffte Liebermann deutschlandweite Popularitat Er ubergab die Petition 1881 dem Kanzleramt allerdings ignorierte Reichskanzler Otto von Bismarck sie Im selben Jahr grundete Liebermann gemeinsam mit Bernhard Forster den Deutschen Volksverein und die antisemitisch ausgerichtete Deutsche Volkszeitung deren Chefredakteur er von 1885 bis 1887 war 1884 verliess er die preussische Armee und widmete sich nun ganz der Arbeit als Schriftsteller und politischer Publizist 1894 ubernahm er Theodor Fritschs Antisemitische Correspondenz die er als Deutsch Soziale Blatter in eine Parteizeitung umwandelte In ihren Beitragen wurden die Juden fur die Wirtschaftskrisen und sozialen Gegensatze der deutschen Industrialisierung verantwortlich gemacht Rassentheoretische Ansatze spielten in den Publikationen eine zunehmende Rolle Sonnenbergs Antisemitismus kann als mittlere Position zwischen Adolf Stoeckers christlich sozialer Judenfeindschaft und dem antikonservativen Flugel der Bewegung um Otto Bockel und Oswald Zimmermann gelten Parteipolitiker Bearbeiten 1889 erreichte Sonnenberg die Vereinigung diverser antisemitischer Gruppierungen zur Antisemitischen Deutschsozialen Partei Fur diese zog er 1890 in den deutschen Reichstag ein dessen Mitglied er bis 1911 blieb Im Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Kassel 3 Fritzlar Homberg Ziegenhain wurde er stets mit grosser Mehrheit wiedergewahlt 1894 vereinte er seine Partei mit der von Otto Bockel gegrundeten Deutschen Reformpartei zur Deutschsozialen Reformpartei DSRP Ihr Programm sah vor die rechtliche Gleichberechtigung der in Deutschland lebenden Juden ruckgangig zu machen und sprach zudem von einer Endlosung der Judenfrage und der Vernichtung des Judenvolks Ausserdem vertrat die DSRP Forderungen nach Sozialreformen zugunsten des Mittelstands und der Landwirtschaft 1900 spaltete sich die Partei nach heftigen Flugelkampfen wieder Liebermann konnte die Zusammenlegung von Reichstagsfraktion und Parteifuhrung die ihm uneingeschrankte Kontrolle uber die Partei gegeben hatte nicht durchsetzen Damit wurde er wieder Vorsitzender der Deutschsozialen Partei Unabhangig von den parteipolitischen Querelen galt Liebermann in der Offentlichkeit als charismatischer Redner und fuhrender Kopf des Antisemitismus Nach schwachen Wahlergebnissen 1898 und 1903 fuhrte Liebermann seine Partei in eine engere Verbindung mit der Deutschkonservativen Partei und dem Bund der Landwirte 1903 grundete Liebermann die Wirtschaftliche Vereinigung als Fraktionsgemeinschaft von Deutschsozialen Christlichsozialen Bund der Landwirte und Bayrischem Bauernbund Die Fraktion setzte sich fur Sonderzolle auf englische Waren ein Sie sollten die Konkurrenzfahigkeit deutscher Firmen schutzen die von einer Pleitewelle bedroht waren Dafur machten Liebermann und die Klientel seiner Partei den Manchesterliberalismus im Bunde mit den Juden als angeblichen Drahtziehern verantwortlich Die Landwirtschaft sollte mit hohen Schutzzollen gegen den Preisverfall auf dem globalisierten Agrarmarkt geschutzt werden Insgesamt trat jedoch Liebermanns Antisemitismus zunehmend hinter die Propagierung einer deutschen Kolonial und Weltmachtpolitik zuruck Ab 1905 unterstutzte er den Flottenbau im Wilhelminischen Reich propagierte einen Krieg gegen England und warnte vor dem englischen Parlamentarismus den er als Zersetzung des Patriotismus und der militarischen Starke Deutschlands verstand 1908 griff er im Rahmen der Daily Telegraph Affare den englischen Kolonialminister Arthur Neville Chamberlain offentlich an und warf ihm vor die deutsche Monarchie zu untergraben Liebermanns Ausserungen trugen zu einem negativen Deutschlandbild in der englischen Offentlichkeit erheblich bei In Munchen veroffentlichte Sonnenberg im Sommer 1911 seine Memoiren Aus der Gluckszeit meines Lebens Erinnerungen aus dem grossen deutschen Kriege 1870 71 Max Liebermann von Sonnenberg starb am 17 September 1911 im Alter von 63 Jahren in Zehlendorf Er wurde auf dem Invalidenfriedhof beigesetzt Das Grabmal ist nicht erhalten geblieben Werke BearbeitenRheinreise Ein Cyclus lyrischer Gedichte 1878 Gedichte 1879 Die Judenfrage und der Synagogenbrand in Neustettin 1883 Die Judenfrage und der Synagogenbrand in Neustettin Rede nach dem Stenogramm gehalten am 25 October 1883 in der grossen Volksversammlung auf dem Berliner Bock 1883 Die Schadigung des deutschen Nationalgeistes durch die judische Nation Vortrag 1892 Die Bauernwurger Eine Geschichte mit 12 Bildern aus dem Leben 1894 Aus der Gluckszeit meines Lebens Erinnerungen aus dem grossen deutschen Kriege 1870 71 1911 Als Herausgeber Beitrage zur Geschichte der antisemitischen Bewegung vom Jahre 1880 1885 bestehend in Reden Broschuren Gedichten 1885 Literatur BearbeitenElke Kimmel Liebermann von Sonnenberg Max Hugo In Handbuch des Antisemitismus Band 2 Personen Teilband 2 L Z De Gruyter Saur Berlin 2009 ISBN 978 3 598 24072 0 S 482f Richard S Levy The Downfall of the antisemitic parties in Imperial Germany Yale historical publications Miscellany Bd 106 Yale University Press New Haven 1975 ISBN 0 300 01803 7 Thomas Weidemann Politischer Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich Der Reichstagsabgeordnete Max Liebermann von Sonnenberg und der nordhessische Wahlkreis Fritzlar Homberg Ziegenhain In Hartwig Bambey Hrsg Heimatvertriebene Nachbarn Beitrage zur Geschichte der Juden im Kreis Ziegenhain Verlag Stadtgeschichtlicher Arbeitskreis Schwalmstadt Treysa 1993 ISBN 3 924296 07 3 Band 1 S 113 184 Thomas Weidemann Hessentag vor 100 Jahren In Hessisch Niedersachsische Allgemeine vom 31 Mai 2008 Thomas Weidemann 1908 grosses hessisches Volksfest in Treysa In Schwalmer Jahrbuch 2009 S 165 168 Hrsg Schwalmer Heimatbund 2008 Ferdinand Werner Liebermann v Sonnenberg In Deutscher Aufstieg Bilder aus der Vergangenheit und Gegenwart der rechtsstehenden Parteien hrsg v Hans von Arnim und Georg von Below Schneider Berlin 1925 S 315 321 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Max Liebermann von Sonnenberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Max Liebermann von Sonnenberg Quellen und Volltexte Literatur von und uber Max Liebermann von Sonnenberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Liebermann von Sonnenberg Max Hugo in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Biografie von Max Hugo von Liebermann von Sonnenberg In Heinrich Best Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867 71 bis 1918 Biorab Kaiserreich Alexander Muhle Arnulf Scriba Max Liebermann von Sonnenberg Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Nachlass BArch N 2177 Liebermann von Sonnenberg Max Hugo Hessische Biografie Stand 21 Juli 2022 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten In den Reichstagshandbuchern wird sein Geburtsort zunachst 1890 1893 als Bielscastruga Kreis Tuchel angegeben dann 1898 als Weisswasser fruher Bielskastruga Kreis Marienwerder Allerdings ist eine solche Umbenennung von Bielska Struga bis 1875 im Kreis Konitz danach im Kreis Tuchel gelegen in Weisswasser nicht nachweisbar Im Kreis Marienwerder gab es keinen Ort dieses Namens Sterberegister Standesamt Zehlendorf Nr 145 1911Abgeordnete des Reichstagswahlkreises Regierungsbezirk Kassel 3 Eduard Wiegand 1867 Karl Bernhardi 1867 1870 Oskar von Meibom 1870 1871 Wilhelm Wehrenpfennig 1871 1881 Otto von Gehren 1881 1887 Max Liebermann von Sonnenberg 1887 1912 Heinrich Hestermann 1912 1918 Normdaten Person GND 101888082 lobid OGND AKS LCCN n2006038344 VIAF 56989059 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Liebermann von Sonnenberg MaxALTERNATIVNAMEN Liebermann von Sonnenberg Max Hugo vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Offizier Politiker und MdRGEBURTSDATUM 21 August 1848GEBURTSORT Bielska Struga Kreis KonitzSTERBEDATUM 17 September 1911STERBEORT Zehlendorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Liebermann von Sonnenberg amp oldid 224726869