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Der Fachbegriff Parlamentarismus bezeichnet diejenigen politischen Systeme in denen eine Versammlung von Parlamentariern in einem Parlament die Gesetzgebung fur das Staatsvolk festlegen Parlamentarismus ist ein wichtiges Merkmal des parlamentarischen Regierungssystems in dem das Zentrum politischer Entscheidungskompetenzen beim Parlament liegt indem dieses etwa auch die Regierung wahlt und entlasst ganz gleich welche Staatsform der betreffende Staat de jure besitzt Beispiel fur modernen Parlamentarismus Der Deutsche BundestagHans Kelsen definiert Parlamentarismus als Bildung des massgeblichen staatlichen Willens durch ein vom Volke auf Grund des allgemeinen und gleichen Wahlrechtes also demokratisch gewahltes Kollegialorgan nach dem Mehrheitsprinzip 1 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Theorie 3 Geschichtliche Entwicklung 3 1 Antike 3 2 Vormoderne Wurzeln 3 3 Moderner Parlamentarismus 4 Sonderformen 5 Literatur 5 1 Allgemein 5 2 Parlamentarismustheorie 6 Einzelnachweise 7 WeblinksBeschreibung BearbeitenInsbesondere sind die rahmengebenden Regelungen die Organe und die Prozesse kennzeichnend fur Form und Grad des Parlamentarismus In dem Begriff Parlamentarismus gibt vor allem der strukturelle Aspekt den Ausschlag durch den das Parlament seine Handlungsfahigkeit erreicht und effizient seine Aufgaben ausfuhren kann In der Demokratie werden die Mitglieder des Parlaments vom Volk direkt gewahlt In der Demarchie werden die Mitglieder per Los bestimmt Sie werden als Abgeordnete bezeichnet und finden sich aufgrund gleichgerichteter Ziele in Fraktionen zusammen Auch ausserhalb der Wahlen konnen sie sich auf eine politische Partei stutzen Parteiendemokratie bei der sie aber nicht unbedingt Mitglied sein mussen Ferner ist die Arbeit in Ausschussen ein Betatigungsfeld im parlamentarischen Alltag der Abgeordneten Parlamentarismus ist auch Gegenstand zahlreicher Studien Immer wieder werden Parlamentarismuscharakteristika im internationalen Vergleich dargestellt In Parlamenten die durch Scheinwahlen besetzt werden hat das Staatsvolk keinen Einfluss Auch konnen Parlamente vollig ohne Wahlen durch einen Herrscher oder durch gesellschaftliche Gruppen eingesetzt werden Theorie BearbeitenMit den Voraussetzungen der Struktur und den Folgen des Parlamentarismus setzt sich die Parlamentarismustheorie als Themenbereich insbesondere der Politikwissenschaft auseinander in der man sich sowohl mit normativen wie auch empirisch analytischen Aspekten des Phanomens beschaftigt Die Kategorien der Parlamentarismustheorie sind durch Vergleichung bestehender und oder historischer politischer Systeme gewonnene Typisierungen die dann zur Untersuchung und Kritik konkreter politischer Systeme herangezogen werden konnen Ein Beispiel hierfur ist die Unterscheidung zwischen Redeparlament und Arbeitsparlament die Max Weber aus der Gegenuberstellung des Parlaments des Deutschen Kaiserreichs und des britischen House of Commons gewonnen hatte Parlamentarismustheorie weist Uberschneidungen mit der Staats und Verfassungstheorie auf da es sich bei parlamentarisch auszugestaltenden politischen Systemen herkommlich um Staaten handelt und die Grundstrukturen eines parlamentarischen Systems in deren Verfassung festgelegt werden In dem Fall dass ein tatsachliches oder theoretisches parlamentarisches System gleichzeitig demokratisch ausgestaltet ist parlamentarische Demokratie weist die Parlamentarismustheorie etwa in Fragen der Reprasentation zudem Uberschneidungen zur Demokratietheorie auf Anders als Demokratie Staats und Verfassungstheorie wird Parlamentarismustheorie bislang aber fast ausschliesslich in einen grosseren Kontext meist die Politische Theorie und Ideengeschichte eingebettet gelehrt es gibt mit anderen Worten kaum regelmassige Lehrveranstaltungen die explizit die Parlamentarismustheorie zum Gegenstand haben Positiver Parlamentarismus ist ein Begriff der Politikwissenschaft der bedeutet dass eine Regierung in einem parlamentarischen System die explizite Zustimmung des Parlaments benotigt also eine Investiturabstimmung um ins Amt zu kommen und damit eine Mehrheit der Parlamentarier hinter sich wissen muss Dieser Abstimmung mussen sich entweder nur die Regierungschefs stellen z B bei der Bundeskanzlerwahl in Deutschland oder die ganze Regierung z B in Belgien 2 Negativer Parlamentarismus bezeichnet das Umgekehrte Der Regierungschef gilt als vom Parlament bestatigt solange keine Mehrheit gegen ihn stimmt Eine Regierung kann damit auch als Minderheitsregierung handlungsfahig sein solange sie von solchen Parteien die nicht in die Regierung eingebunden sind toleriert wird und ihre Gegnerschaft uber keine Mehrheit verfugt Erringen die Gegner der Regierung aber eine Mehrheit konnen diese uber eine negativ beschiedene Vertrauensfrage die Regierung zum Rucktritt zwingen 3 4 Beispiele sind Danemark Schweden und Norwegen 5 Geschichtliche Entwicklung BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Antike Bearbeiten In der klassischen Staatsformenlehre des Aristoteles kann als Vorlaufer des heutigen Parlamentarismus im Sinne einer reprasentativen Demokratie allenfalls entweder die Aristokratie oder die Oligarchie ausgemacht werden da Aristoteles als Demokratie nur die Form der direkten Demokratie kennt welcher er eher skeptisch gegenuberstand und in der eine grossere Zahl von Burgern unmittelbar am politischen Prozess teilnimmt Beratung Deliberation als politisches Prinzip pragt Aristoteles normativen Politikbegriff zwar durchaus und wird von ihm auch in der Volksherrschaft vorgefunden jedoch zahlt diese Form des Regierens fur ihn eher zum Kern oligarchischer oder aristokratischer Herrschaft in der kleine Burgergruppen die Politik in kleinen exklusiven Versammlungen gestalten Jenseits des politischen Denkens konnen jedoch auch die antiken Volksversammlungen nicht einfach als Vorbild moderner Parlamente genommen werden da ihnen das Prinzip der Reprasentation unbekannt war und der einzelne Burger in seiner Eigenschaft als solcher als politisch kompetent galt was der modernen Auffassung der Arbeitsteilung im Politischen eher fremd ist Vormoderne Wurzeln Bearbeiten Bedeutende historische Vorlaufer findet der heutige Parlamentarismus dagegen in der mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Tradition der Standeversammlungen einer politischen Institution des europaischen Standewesens Standeversammlungen entwickelten sich im spaten Mittelalter aus unregelmassigen und formlosen Zusammenkunften von adligen Feudalherren Lehnsherren und ihrer Gefolgschaft ihren Vasallen Lehnsnehmern welche als Instrumente monarchischer Herrschaft dienten Die europaischen Konige des Mittelalters etwa wie der deutsche Kaiser bzw Konig hatten Fursten und Herzoge zu Vasallen auf die sich ihre Herrschaft stutzte Aus den Zusammenkunften z B den koniglichen Hoftagen die abgehalten wurden um Fragen der Steuerleistung Landesherrschaft oder Heeresfolge zu beratschlagen entwickelten sich im Ubergang zur Neuzeit allmahlich formliche Versammlungen mit regelmassiger teils permanenter Tagung Im gleichen Zuge entstanden auch die teils bekanntermassen bis heute gebrauchlichen Bezeichnungen solcher Versammlungen im deutschen Raum etwa die des Landtags oder des Reichstags Im Laufe der Fruhen Neuzeit entsandten vor allem die Fursten des deutschen Reiches beispielsweise immer haufiger Gesandte zu den Reichsversammlungen und liessen sich durch diese vertreten Nicht zuletzt fur die Entwicklung des Reprasentationsgedankens spielte dies sicherlich eine Rolle Wie beispielshalber in Frankreich so auch im Heiligen Romischen Reich deutscher Nation entwickelten sich die Standeversammlungen so zunehmend zu Gesandtenkongressen wobei der deutsche Reichstag uberdies den bedeutenden Schritt zu einer standig tagenden Versammlung dem sog immerwahrenden Reichstag machte Hieran wird ersichtlich wie sich die Formen modernen Parlamentarismus teilweise bereits im Laufe der Fruhen Neuzeit bildeten was beispielsweise auch fur das Gesetzgebungsverfahren genauer die Praxis mehrerer Lesungen eines Gesetzentwurfs deren Ausarbeitung in Fachgremien etc gesagt werden kann Nicht zuletzt an der Geschichte der franzosischen Standeversammlung ab 1789 den Generalstanden und ihrer Umwandlung zur Nationalversammlung kann die mitunter unmittelbare Nahe von modernem Parlamentswesen und vormoderner Standeordnung beobachtet werden Moderner Parlamentarismus Bearbeiten Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Der moderne Parlamentarismus entstand durch die Entwicklung des englischen Parlaments Mit der Bill of Rights 1689 verlor es erstmals in der Geschichte seinen Status als reine Beratung des Konigs Bisher trat ein Parlament nur auf seine Aufforderung hin zusammen nun erlangte es das Recht selber zusammenzutreten auch regelmassig Immunitat der Abgeordneten und Einfluss auf die Staatsfinanzen wodurch alle Aktionen des Konigs vom Einverstandnis des Parlaments abhingen Nur Steuerzahler waren beteiligt und somit nur der Adel was im Selbstverstandnis der Bevolkerung aber gleichgesetzt wurde Der Patron vertritt die Interessen seiner Region Seitdem waren die Englander stolz auf ihre Volksvertretung was zu den Problemen der Amerikanischen Revolution fuhrte weil die Kolonien nicht im Parlament vertreten waren Dabei beriefen sie sich auf eben jene Gleichsetzung von Steuerzahlung und Volksvertretung auf Englisch No taxation without representation 1750 Auch in der Franzosischen Revolution wurde auf dieses Mitspracherecht gepocht das die vielen Soldaten dort kennengelernt hatten die im Amerikanischen Unabhangigkeitskrieg gegen England kampften insb Lafayette Sonderformen BearbeitenHaufig wird dem parlamentarischen Regierungssystem das prasidentielle Regierungssystem gegenubergestellt Mischformen wie etwa in der Funften Franzosischen Republik oder die Verfassung von 1929 in Osterreich sind schwierig einzuordnen die Bezeichnung Semi Prasidentialismus ist umstritten macht jedoch die Existenz beider Elemente einerseits Parlament andererseits eine direkt gewahlte Exekutive deutlich und fur den Aussenstehenden wird es durch die allgemein gehaltene Begrifflichkeit gut nachvollziehbar welche Ambivalenz in diesem Begriff steckt Durch Parlamentsabsolutismus wird das Gleichgewicht dieser beiden Elemente beeinflusst Beide Systeme kann man aber in der Regel als Parlamentarismus bezeichnen Literatur BearbeitenAllgemein Bearbeiten Kurt Kluxen Geschichte und Problematik des Parlamentarismus Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 518 11243 0 Stefan Marschall Parlamentarismus Eine Einfuhrung Baden Baden Nomos 2005 ISBN 3 8329 1062 X Marie Luise Recker Hg Parlamentarismus in Europa Deutschland England und Frankreich im Vergleich Schriften des Historischen Kollegs Kolloquien 60 Munchen 2004 ISBN 978 3 486 56817 2 Digitalisat Schuster Jurgen Parlamentarismus in der BRD Rolle und Funktionen des Bundestages Berlin 1976 191 S Wolfgang Zeh Parlamentarismus Historische Wurzeln moderne Entfaltung Heidelberg 1997 ISBN 3 8226 1585 4 Reinhold Zippelius Allgemeine Staatslehre 41 16 Auflage C H Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 60342 6 Quirin Weber Parlament Ort der politischen Entscheidung Legitimationsprobleme des modernen Parlamentarismus dargestellt am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland Basel 2011 ISBN 978 3 7190 3123 7 Parlamentarismustheorie Bearbeiten Wilhelm Hofmann Gisela Riescher Einfuhrung in die Parlamentarismustheorie Darmstadt 1999 ISBN 3 534 12977 6 Klaus von Beyme Die parlamentarische Demokratie Entstehung und Funktionsweise 1789 1999 3 Auflage Opladen Wiesbaden 1999 ISBN 3 531 13319 5 Ulrich von Alemann Parteiensysteme im Parlamentarismus Eine Einfuhrung und Kritik von Parlamentarismustheorien Dusseldorf 1973 Jurgen Hartmann Uwe Thaysen Hrsg Pluralismus und Parlamentarismus in Theorie und Praxis Winfried Steffani zum 65 Geburtstag Opladen 1992 ISBN 3 531 12326 2 Uwe Thaysen Eherne Dichotomien und Diskrepanzen der Demokratie Ein Beitrag zur Parlamentarismustheorie In Werner J Patzelt Hrsg Res publica semper reformanda Wissenschaft und politische Bildung im Dienste des Gemeinwohls Festschrift fur Heinrich Oberreuter zum 65 Geburtstag Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 531 15393 3 S 209 223 Robert Redslob Die parlamentarische Regierung in ihrer wahren und in ihrer unechten Form Eine vergleichende Studie uber die Verfassungen von England Belgien Ungarn Schweden und Frankreich Tubingen 1918 Detlef Stronk Gleichgewicht und Volkssouveranitat Eine Untersuchung an Hand der Parlamentarismustheorie Robert Redslobs Bonn 1976 ISBN 3 87198 063 3 zugleich Dissertation an der Universitat Bonn 1975 76 Verschiedene Beitrage in der Zeitschrift fur Parlamentsfragen Einzelnachweise Bearbeiten Hans Kelsen Vom Wesen und Wert der Demokratie 2 Auflage Mohr Tubingen 1929 S 28 Torbjorn Bergman Constitutional Design and Government Formation The Expected Consequences of Negative Parliamentarism Scandinavian Political Studies Vol 16 4 1993 S 285 304 Steffen Ganghof Philip Manow Mechanismen der Politik Max Planck Institut fur Gesellschaftsforschung Koln 2003 Minderheitsregierungen in Schweden Hrsg von den Wissenschaftlichen Diensten des Deutschen Bundestags Abgerufen am 14 Mai 2023 1 2 Vorlage Toter Link www nilsbandelow de Minderheitsdemokratien in Skandinavien Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven abgerufen am 25 Juli 2009Weblinks BearbeitenDas Parlamentarismus Portal mit Links zu Forschungsinstituten Parlamentarismus in Osterreich Grundlage Geschichte Homepage des osterreichischen Parlaments Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 13 55 min 11 MB Text der gesprochenen Version 2 Marz 2011 Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parlamentarismus amp oldid 234132518