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Eine Mehrheitswahl schweizerisch Majorzwahl ist ein Reprasentationsprinzip mit dem Ziel eine parlamentarische Regierungsmehrheit fur eine Partei herbeizufuhren Es bezeichnet ein Wahlverfahren zur Auswahl eines Vorschlages aus einer Reihe vorgegebener Alternativen durch die Mehrheit einer Gruppe von Wahlern Auf diese Weise zeichnet sich die Mehrheitswahl als ein Verfahren zur direkten personenbezogenen Wahl von Reprasentanten aus Seltener werden so auch Exekutiven gewahlt z B in Schweizer Kantonen Die Mehrheitswahl ist insbesondere von der Verhaltniswahl abzugrenzen und in der Regel als Personlichkeitswahl ausgestaltet Inhaltsverzeichnis 1 Klassifizierung 1 1 Relative Mehrheitswahl 1 2 Absolute Mehrheitswahl 1 3 Romanische Mehrheitswahl 1 4 Mehrpersonenwahlkreise 1 5 Verhaltnis zur Verhaltniswahl 2 Situation in ausgewahlten Staaten 2 1 Vereinigtes Konigreich 2 2 Frankreich 2 3 USA 2 4 Deutschland 2 5 Osterreich 2 6 Schweiz 2 7 Italien 2 8 Indien 3 Typische Merkmale des Mehrheitswahlrechts 3 1 Personenwahl 3 2 Zweiparteiensystem 3 3 Eindeutige Mehrheiten im Parlament 3 4 Wahlkreisgeometrie 3 5 Auswahldilemma 3 6 Abhangigkeit vom Wahlmodus 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKlassifizierung BearbeitenMehrheitswahlen konnen sowohl in Wahlkreisen in denen nur eine Person pro Vorschlag gewahlt wird als auch in solchen in denen mehrere bis alle Einheitswahl Personen in einem Vorschlag gewahlt werden durchgefuhrt werden Relative Mehrheitswahl Bearbeiten Bei der relativen Mehrheitswahl ist der Vorschlag oder Kandidat gewahlt der die meisten Stimmen erhalt Davon profitieren in der Regel Parteien mit regionalen Hochburgen und Regionalparteien uberproportional Durch eine Anwendung dieses Typs der Mehrheitswahl bilden sich oft Zweiparteiensysteme heraus z B in den USA Ahnliches ist z B im Vereinigten Konigreich Grossbritannien und Nordirland zu beobachten mit der zusatzlichen Ausbildung von regional starken Parteien Ausgenommen davon sind gewahlte Direktkandidaten die auch nur als Unabhangige vorgesehen sind so z B auch fur den Allgemeinen Nationalkongress in Libyen Absolute Mehrheitswahl Bearbeiten Bei der absoluten Mehrheitswahl ist der Vorschlag gewahlt der mehr als die Halfte der Stimmen erhalt Um in allen Fallen die erforderliche Mehrheit zu erreichen wird oft eine Stichwahl durchgefuhrt bei der nur die beiden besten Kandidaten des ersten Durchgangs zugelassen werden Dies findet z B Anwendung bei den meisten Burgermeister und Landratswahlen in Deutschland aber nicht bei der Burgermeisterwahl in Baden Wurttemberg Hierbei konnen im zweiten Wahlgang sogar noch neue Bewerber aufgestellt werden Eine Alternative hierzu ist die integrierte Stichwahl bei der die Wahler die Vorschlage nach Praferenz nummerieren Auf diese Weise werden u a die Mitglieder der beiden Kammern des Parlaments von Australien gewahlt Romanische Mehrheitswahl Bearbeiten Als romanische Mehrheitswahl bezeichnet man eine Mehrheitswahl bei der in bis zu zwei Wahldurchgangen gewahlt wird Wer im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereint ist gewahlt Trifft dies auf keinen der Kandidaten zu findet ein zweiter Wahlgang Neuwahl Wiederholungswahl statt bei dem der Kandidat mit den meisten Stimmen gewahlt ist Wer an diesem zweiten Wahlgang teilnehmen darf ist unterschiedlich geregelt Ein solches Verfahren wird z B bei den Wahlen zur Franzosischen Nationalversammlung angewendet Die Klassifizierung dieser Mehrheitswahl als relative oder absolute Mehrheitswahl ist umstritten da Elemente beider auffindbar sind und dennoch einige spezifische Eigenschaften resultieren Mehrpersonenwahlkreise Bearbeiten Es konnen auch mehrere Bewerber in einem Wahlkreis nach Mehrheitswahl gewahlt werden Ublicherweise hat der Wahler hierbei so viele Stimmen wie Sitze zu vergeben sind und Kumulieren ist nicht moglich In fast allen Kantonen der Schweiz werden die Regierungsmitglieder nach absoluter Mehrheitswahl durch das Volk gewahlt wobei hierfur jeweils der ganze Kanton den Wahlkreis bildet und die Wahler so viele Stimmen haben wie Regierungsmitglieder zu wahlen sind Bei relativer Mehrheitswahl sind bei n zu vergebenen Sitzen die n Bewerber mit den meisten Stimmen gewahlt Bei absoluter Mehrheitswahl kann bei Mehrpersonenwahlkreisen die absolute Mehrheit unterschiedlich definiert werden Auch moglich ist eine Mehrheitswahl in Mehrpersonenwahlkreisen mit bloss einer Stimme Hierbei konnen entweder mehrere Bewerber zusammen gewahlt werden z B die Wahlmanner bei US Prasidentschaftswahlen oder es wird bloss ein Bewerber mit der Stimme gewahlt in diesem Fall spricht man auch von nicht ubertragbarer Einzelstimmgebung Verhaltnis zur Verhaltniswahl Bearbeiten Wird nur ein Abgeordneter im Wahlkreis gewahlt kann man die relative Mehrheitswahl auch als Verhaltniswahl betrachten Im umgekehrten Fall werden Verhaltniswahlen in besonders kleinen Wahlkreisen auch als Mehrheitswahlen betrachtet da sie dem gleichen Ziel wie diese dienen Die sogenannte faktische Hurde ist dann oft sehr hoch Zu einer Einheitswahl kann die Verhaltniswahl dann werden wenn die Sperrklausel sehr hoch angesetzt wird Der Einsatz der Mehrheitswahl kann auch mit dem der Verhaltniswahl kombiniert werden Bei der personalisierten Verhaltniswahl gibt es eine integrierte Mehrheitswahl die aber auf das Stimmenverhaltnis im Parlament keine Auswirkungen hat Beim Grabenwahlrecht dagegen wird ein Teil der Abgeordneten durch Mehrheitswahl und unabhangig davon der andere Teil durch Verhaltniswahl bestimmt Das sogenannte minderheitenfreundliche Mehrheitswahlrecht sieht vor dass die stimmenstarkste Partei automatisch einen gewissen Mindestanteil der Parlamentssitze zugesprochen bekommt der in der Regel uber 50 der Sitze liegt Ansonsten ist es eine Verhaltniswahl Situation in ausgewahlten Staaten BearbeitenVereinigtes Konigreich Bearbeiten Im Vereinigten Konigreich werden die Mitglieder des Unterhauses nach relativer Mehrheitswahl gewahlt Dieser Typ hat seinen Ursprung im angelsachsischen Raum und ist heute nur noch dort verbreitet Da alle Stimmen bis auf die des Gewinners verfallen wird dieses Wahlverfahren auch winner takes all oder first past the post system FPTP genannt Frankreich Bearbeiten In Frankreich wird bei Nationalversammlungswahlen ein romanisches Mehrheitswahlrecht angewandt Um im ersten Wahlgang gewahlt zu sein muss eine absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen sowie die Stimmen von 25 der Wahlberechtigten erreicht worden sein Am moglichen zweiten Wahlgang darf neben den beiden Bestplatzierten des ersten Wahlganges teilnehmen wer die Stimmen von mehr als 12 5 der Wahlberechtigten erhalten hat Bei Prasidentschaftswahlen wird nach absoluter Mehrheitswahl gewahlt USA Bearbeiten Die Mitglieder des Kongresses der Vereinigten Staaten Reprasentantenhaus und Senat und der meisten Parlamente der Bundesstaaten werden in Einerwahlkreisen gewahlt wobei die genaue Ausgestaltung der Gesetzgebung der Bundesstaaten unterliegt und der Wahlkreis der Senatoren immer einen ganzen Bundesstaat umfasst Bei der Wahl des US Prasidenten durch das Wahlmannerkollegium fallen in den meisten Bundesstaaten die jeweiligen Wahlmanner ebenso gemass dem Mehrheitswahlrecht dem stimmenstarksten Kandidaten im jeweiligen Staat zu Deutschland Bearbeiten In Deutschland gilt als Bundestagswahlrecht ein personalisiertes Verhaltniswahlrecht Zwar werden in den Wahlkreisen auch Direktkandidaten nach dem relativen Mehrheitswahlrecht gewahlt die Halfte der Bundestagssitze Parteilose Direktkandidaten hatten seit der Bundestagswahl 1949 gegen die parteiunterstutzten Kandidaten jedoch keine Chance mehr 1 Im Gegensatz zu vielen anderen Verfassungen schreibt das Grundgesetz kein konkretes Wahlsystem vor Dies ist der Tatsache geschuldet dass sich die verschiedenen Parteien im Parlamentarischen Rat nicht auf eine dauerhafte Losung verstandigen konnten 2 Nachdem bereits in den 1950er Jahren die Einfuhrung eines Grabenwahlrechts diskutiert worden war wollte die Grosse Koalition 1966 1969 ein Mehrheitswahlrecht einfuhren Diese Wahlrechtsreform war eines der Reformprojekte um derentwillen die Koalition gebildet worden war Das Vorhaben wurde insbesondere von der CDU unterstutzt die auf diese Weise unabhangig von der FDP werden wollte die im damaligen Dreiparteiensystem die Richtung der Politik bestimmen konnte Die SPD war zunachst bereit eine solche Reform zu unterstutzen ruckte aber spater davon ab da die FDP eine sozialliberale Koalition ins Spiel gebracht hatte Bundesinnenminister Paul Lucke CDU trat daraufhin von seinem Amt zuruck Helmut Schmidt SPD der zu dieser Zeit Fraktionsvorsitzender der SPD im Bundestag war gab als einer der wenigen in seiner Partei die damalige Forderung nicht auf 3 Vertreter der Mehrheitswahl an den Universitaten waren unter anderem die Politologen Ferdinand A Hermens und Wilhelm Hennis Nachdem die Linkspartei 2007 erstmals in ein westdeutsches Parlament einzog wurde vereinzelt erneut ein Mehrheitswahlrecht fur Deutschland gefordert Unabdingbare Kompromisse wurden eine klare eindeutige und sinnvolle Politik verhindern so die Argumentation der Reform Befurworter Dies sei ein grosser Schaden fur Deutschland Unter anderen forderte Ernst Benda die Einfuhrung des Mehrheitswahlrechts in Deutschland 4 Jedoch wird das Mehrheitswahlsystem bei anderen Wahlen gesetzlich vorgeschrieben so u a in 14 Abs 2 BetrVG und in 18a Abs 2 Nr 2 MitbestG Osterreich Bearbeiten Nach der Nationalratswahl 2006 forderten einige prominente Politiker in Osterreich unter ihnen auch Landeshauptmann Erwin Proll die Einfuhrung eines Mehrheitswahlrechtes bei Wahlen zum Nationalrat mit dem Ziel klare Mehrheiten zu schaffen und grosse Koalitionen weniger haufig zu machen In einem Zwischenentwurf zu einem veranderten Parteiprogramm der OVP denkt die Partei in ihrem Evolutionsprozess die Einfuhrung des Mehrheitswahlrechts an Schweiz Bearbeiten Das Mehrheitswahlsystem wird in der Schweiz Majorzsystem genannt 5 In der Schweiz ist fur Volksvertretungen die Verhaltniswahl die Regel Die Mehrheitswahl wenn sie angewendet wird ist nach romanischer Art ublich Sie gilt fur die Wahl des Standerates ausser in den Kantonen Jura und Neuenburg einige kantonale Parlamente sowie kantonale und kommunale Regierungen Exekutiven Auch in den Kantonen die nur einen Vertreter in den Nationalrat entsenden ist derjenige Kandidat gewahlt der die meisten Stimmen erhalt 6 Bundesratswahlen also Wahlen in die Bundesregierung durch das Parlament werden mit einer modifizierten absoluten Mehrheitswahl durchgefuhrt Italien Bearbeiten nbsp Teile dieses Abschnitts scheinen seit Dezember 2013 nicht mehr aktuell zu sein Bitte hilf uns dabei die fehlenden Informationen zu recherchieren und einzufugen Wikipedia WikiProjekt Ereignisse Vergangenheit fehlend In Italien wurde fur die Wahlen zum Italienischen Abgeordnetenhaus zeitweise ein minderheitenfreundliches Mehrheitswahlrecht angewandt wobei die stimmenstarkste Partei 54 der Sitze erhalt Gleiches gilt in jeder Region einzeln fur die Wahl des Senats wodurch die Mehrheitsverhaltnisse verzerrt wurden und wiederum nur zufalligerweise stabilere Mehrheiten zustande kamen als bei einer reinen Verhaltniswahl Indien Bearbeiten In Indien hat sich kein Zweiparteiensystem herausgebildet weil sich dort die regionalen Besonderheiten stark auswirken Typische Merkmale des Mehrheitswahlrechts BearbeitenPersonenwahl Bearbeiten In der Regel ist eine Personenwahl in den Wahlkreisen moglich Die Wahler haben die Moglichkeit Kandidaten ihres Wahlkreises personlich kennenzulernen und aufgrund ihrer Personlichkeit zu wahlen Dies trifft jedoch z B nicht auf die US Prasidentschaftswahl zu Hier kommt es auf die Mehrheiten im jeweiligen Bundesstaat an obwohl landesweit dieselben Kandidaten antreten Die Abgeordneten sind von ihrer Partei weniger abhangig da sie in ihren Wahlkreisen direkt gewahlt werden Dies fuhrt dazu dass die Abgeordneten in Mehrheitswahlsystemen ofter als in Verhaltniswahlsystemen gegen ihre eigene Fraktion stimmen Dies wird sowohl als Vorteil Abgeordneter fuhlt sich Region starker verpflichtet als Partei als auch als Nachteil Mehrheitsbildungen werden undurchsichtiger angesehen Das System und die Auszahlung ist meist einfacher und dadurch leichter verstandlich als beim Verhaltniswahlrecht Eine Stimme in einem kleinen Wahlkreis es ist praktisch unmoglich immer alle Wahlkreise gleich gross zu machen wiegt rechnerisch mehr als eine Stimme in einem grossen Wahlkreis da jeder Wahlkreis einen Abgeordneten wahlt Zweiparteiensystem Bearbeiten Das Mehrheitswahlrecht tendiert durch strategische Wahl zu einem Zweiparteiensystem Duvergers Gesetz In Grossbritannien bildete sich im Mai 2010 zum ersten Mal seit Generationen eine Koalitionsregierung Kabinett Cameron I Wenn es im Unterhaus keine Partei mit absoluter Mehrheit gibt nennt man dies hung parliament In den USA gehen konstant alle oder fast alle Sitze an zwei Parteien Demokratische Partei und Republikaner Auch wenn es auf nationaler Ebene kein Zweiparteiensystem gibt ist es gleichwohl meist so dass auf Wahlkreisebene hochstens zwei Parteien realistische Chancen auf einen Sieg haben In Neuseeland bestand bis zur Ersetzung des First Past the Post Systems durch das Mixed Member Proportional Verhaltniswahlrecht im Rahmen der Wahlrechtsreform 1993 dazu eine Dominanz der beiden etablierten Parteien Nach der Einfuhrung des Verhaltniswahlrechts erreichten abseits der beiden etablierten Parteien weitere Parteien Mandate Dies fuhrte unter anderem zu einer verstarkten Reprasentation der Maori 7 In der Praxis anderer Lander ist das manchmal anders In Frankreich gab es nie annahernd ein Zweiparteiensystem siehe auch Politisches System Frankreichs In Indien gibt es kein Zweiparteiensystem siehe auch Politisches System Indiens Exekutive U a Kanada Pakistan und einige afrikanische Staaten z B Kenia haben ebenfalls trotz Mehrheitswahl kein Zweiparteiensystem Der Reichstag des Deutschen Kaiserreichs der nach absoluter Mehrheitswahl gewahlt wurde war stets recht zersplittert es gab nie ein Zweiparteiensystem Laut dem umstrittenen Medianwahlermodell fuhrt dies zur Konkurrenz um den mittleren Wahler und somit zu einer Ausrichtung der Programme an der politischen Mitte Bei Mehrheitswahlrecht neigen die beiden grossen Parteien dazu sich politisch aufeinander zuzubewegen da sie keine realistische Konkurrenz von der anderen Seite des Spektrums zu erwarten haben Dadurch hat der Wahler effektiv nur die Wahl zwischen zwei mehr oder weniger ahnlichen Politikangeboten Dies wird zum Teil als Vorteil angesehen wenn man die Ausrichtung der Politik an zentrischen Positionen fur wichtig erachtet aber auch als Nachteil vor allem unter demokratietheoretischen Ansatzen weil der Wahler nicht die Moglichkeit der Auswahl zwischen echt verschiedenen Positionen hat Eine Parteienzersplitterung ist unwahrscheinlich da Kandidaten kleiner Parteien nur selten genugend Stimmen erhalten um einen Wahlkreis zu gewinnen Die Stimmen fur Kandidaten kleinerer Parteien werden haufig zu Papierkorbstimmen da sie ohne Konsequenz fur die Zusammensetzung des Parlaments bleiben Kritiker bemangeln dass gesellschaftliche Minderheiten nicht ausreichend vertreten werden Dies betrifft zum einen extreme Parteien und Lobbyparteien die nur bestimmte Teile der Gesellschaft vertreten wollen Deren Nichtteilnahme an politischen Entscheidungsprozessen wird allgemein positiv bewertet Es betrifft aber auch kreative demokratische Kleinparteien und neue Parteien die reale Alternativen zum Politikangebot der grossen Volksparteien anbieten wollen Unter bestimmten Bedingungen konnen auch Mehrheitswahlen zu Parteizersplitterung fuhren Ein Mehrheitswahlrecht behindert zwar die Entstehung von themenorientierten Splitterparteien aber fordert die Entstehung von Regionalparteien welche dann im Parlament oft die regionalen Interessen den Gemeinschaftsinteressen des Staates voranstellen Ein gutes Beispiel bildet hierfur Kanada Im kanadischen Unterhaus sind trotz des angelsachsischen Mehrheitswahlrechts neben den beiden traditionell tonangebenden Listen der konservativen und der liberalen Partei auch der Bloc Quebecois sowie die New Democratic Party NDP vertreten Die beiden letztgenannten verfugen jeweils uber eine starke regionale Machtbasis der Bloc Quebecois in Quebec die NDP unter anderem in der Provinz Saskatchewan Somit kann das Mehrheitswahlrecht auch dazu fuhren dass starke Regionalparteien auf nationaler Ebene zum Teil uberproportionale Bedeutung erlangen deren Fraktionen konnen zum Teil bedeutsame Gegenleistungen einfordern wenn ihre Stimmen zur Mehrheitsbeschaffung der nationalen Regierung benotigt werden Zunglein an der Waage Eindeutige Mehrheiten im Parlament Bearbeiten Die Mehrheitswahl fuhrt haufig zu eindeutigen Mehrheitsverhaltnissen im Parlament Koalitionen sind zum Erreichen einer Mehrheit in der Regel nicht erforderlich Die stimmenstarkste Partei ist im Parlament verglichen mit dem Wahlergebnis meist uberproportional stark die ubrigen unterproportional vertreten Es kommt meist zu einer einfachen und fur die Wahler voraussehbaren Regierungsbildung und einer stabilen starken Regierung Es wird das Gesamtergebnis im Parlament verzerrt wiedergegeben nbsp Diese Postkarte stellt das Wahlergebnis der Wahl zum Britischen Unterhaus 2005 How you voted der Zusammensetzung des Parlaments What you got gegenuber Charter88 warb damit fur eine Anderung des Wahlsystems Es ist moglich dass die stimmenmassig zweitstarkste Partei die grosste Fraktion stellt oder sogar die absolute Mehrheit der Sitze erhalt Letzteres war beispielsweise der Fall 1951 in Grossbritannien 1978 und 1981 in Neuseeland und 1998 in Quebec Dies ist moglich wenn der Wahlsieger in bevolkerungsreichen Wahlbezirken knappere Ergebnisse erzielt und daher die Summierung der abgegebenen Stimmen ein anderes Bild ergibt als die Auszahlung nach geltendem Wahlrecht Im Extremfall kann es vorkommen dass eine Partei knapp die Halfte aller Stimmen und die relative Mehrheit erringt und dennoch bei der Sitzverteilung leer ausgeht Regionalparteien konnen weitaus starker vertreten sein als landesweit antretende Parteien mit wesentlich mehr Stimmen Es kann passieren dass im Parlament nur eine Partei vertreten ist und es somit keine parlamentarische Opposition mehr gibt Dies geschah z B in der kanadischen Provinz New Brunswick bei den Wahlen 1987 und bis in die 1970er Jahre regelmassig in Mexiko Auch das Mehrheitswahlrecht kann zu einem knappen Gesamtergebnis fuhren obwohl ein Lager in der Bevolkerung eine klare Mehrheit hatte Wahlkreisgeometrie Bearbeiten Es ist moglich das Wahlergebnis durch geschicktes Ziehen der Wahlkreisgrenzen zu beeinflussen Gerrymandering Wahlkreisgeometrie Ein Teil der Bevolkerung kann de facto seines Wahlrechts beraubt werden wenn er in einem Wahlkreis oder bezirk lebt der fest in der Hand einer der beiden Parteien ist und somit keine Chance hat auf das Wahlresultat Einfluss zu nehmen So leben z B in den USA 80 der Bevolkerung in einem fest einem Lager zugerechneten Bundesstaat Auswahldilemma Bearbeiten Ein Merkmal ist die Abhangigkeit des Wahlausgangs von irrelevanten Alternativen Die amerikanische Prasidentschaftswahl 2000 wird von vielen als Beispiel dafur angesehen Es wird argumentiert dass der Demokrat Al Gore die Wahl gegen den Republikaner George W Bush deswegen verloren habe weil viele links orientierte Wahler fur Ralph Nader einen von den Grunen nominierten Kandidaten ohne Aussicht auf Erfolg gestimmt hatten Ohne diese Alternative hatten sie wahrscheinlich Gore gegenuber Bush vorgezogen und ersterem zum Sieg verholfen Die Abhangigkeit der Mehrheitswahl von irrelevanten Alternativen verleitet zu strategischem Wahlverhalten Abhangigkeit vom Wahlmodus Bearbeiten Bei Wahlen bei denen es nur einen Sieger geben kann und dieser direkt gewahlt wird z B der amerikanische oder franzosische Prasident kann es stark vom Auszahlungsmodus abhangen welcher Kandidat gewinnt Das folgende Beispiel nach Michel Balinski 8 soll dies verdeutlichen Tatsachliche Praferenzen der Bevolkerung fur die Kandidaten A B C D und E Prozent der Wahler 33 16 3 8 18 22Reihenfolge der Beliebtheit Platz 1 A B C C D EReihenfolge der Beliebtheit Platz 2 B D D E E CReihenfolge der Beliebtheit Platz 3 C C B B C BReihenfolge der Beliebtheit Platz 4 D E A D B DReihenfolge der Beliebtheit Platz 5 E A E A A AA gewinnt in einer reinen Mehrheitswahl ohne 50 Regel B gewinnt in einer Borda Wahl sowie einer Coombs Wahl C gewinnt nach der Condorcet Methode D gewinnt bei einer Vorzugswahl z B Australien und Irland E gewinnt bei einer Mehrheitswahl mit zweitem Wahlgang z B dem franzosischen PrasidentenwahlsystemFur eine Auszahlung nach der Wahl durch Zustimmung und der Rang Wahl mussten vom Wahler weitere Entscheidungen verlangt werden Geht man davon aus dass bei einer Wahl durch Zustimmung jeder Wahler seinen ersten beiden Kandidaten zustimmen wurde lage zumindest nach einem ersten Wahlgang Kandidat B mit 49 Punkten knapp vor Kandidat E mit 48 Punkten Siehe auch BearbeitenWahlsystem Binomiales WahlsystemLiteratur BearbeitenG William Domhoff Changing the Powers That Be How the Left Can Stop Losing and Win Rowman amp Littlefield New York 2003 Egon Flaig Hrsg Genesis und Dynamiken der Mehrheitsentscheidung Schriften des Historischen Kollegs Kolloquien Bd 85 Oldenbourg Munchen 2013 Digitalisat Richard M Scammon Ben J Wattenberg The Real Majority The Classic Examination of the American Electorate Plume New York 1992 Ingar Solty Warum gibt es in den Vereinigten Staaten keine Linkspartei In Das Argument 264 2006 Heft 1 S 71 84 Weblinks BearbeitenMehrheitswahlsysteme auf wahlrecht de Uberblick Tagungsbericht Genesis und Dynamiken der Mehrheitsentscheidung 6 8 Mai 2010 Munchen In H Soz u Kult 3 Juli 2010 Geschichte Wir brauchen das Mehrheitswahlrecht von Blogger Gregor Keuschnig Artikel pro Mehrheitswahlrecht Tyrannei der Mehrheit Politikwissenschaftler Franz Walter uber die Auswirkungen einer theoretischen Einfuhrung des Mehrheitswahlrechts in Deutschland Artikel contra Mehrheitswahl Einzelnachweise Bearbeiten Parteilose auf wahlrecht de Kristin Lenz Vor 65 Jahren Erstes Bundeswahlgesetz beschlossen Beitrag im Textarchiv des Bundestages 5 Mai 2014 Abgerufen am 14 Dezember 2019 Deutschland braucht ein Mehrheitswahlrecht Ex Verfassungsrichter fordert Mehrheitswahlrecht In RP Online 4 Februar 2008 Demokratie Geschichte Schweiz Mehrheitswahlrecht gegen Verhaltniswahlrecht Majorz in vimentis ch Patrik Kollner Neuseeland unter dem Mischwahlsystem deutscher Pragung Eine Bilanz zu Aspekten des Parteiensystems der Regierungsbildung und der parlamentarischen Reprasentation Zeitschrift fur Parlamentsfragen 46 2015 3 505 517 Veroffentlichung im Rahmen von The Effects of Electoral Reform on Party Systems and Parliamentary Representation in Japan and New Zealand German Institute of Global and Area Studies 2014 2016 Michel Balinski Symmetry Voting and Social Choice In The Mathematical Intelligencer Vol 10 1988 Heft 3 S 32 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4169300 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mehrheitswahl amp oldid 237554712