www.wikidata.de-de.nina.az
Ein Gesandter lateinisch Legatus weibliche Form Gesandtin 1 aber der Gesandte bzw die Gesandte der Herr Gesandte bzw die Frau Gesandte ist ein diplomatischer Vertreter eines Staates bei einem anderen Staat Wahrend bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs der Gesandte oft der Missionschef einer diplomatischen Vertretung der Gesandtschaft war ist er heute in der Regel nur noch ein hoher Mitarbeiter in einer Botschaft Eine Erwahnung findet der Gesandte in Art 14 Abs 1 des Wiener Ubereinkommens uber diplomatische Beziehungen WUD Die Mitglieder der deutschen Gesandtschaft in Peking China 1900 sitzend der deutsche Gesandte Alfons Mumm von Schwarzenstein Inhaltsverzeichnis 1 Gesandte in der Antike im Mittelalter und in der Fruhen Neuzeit 2 Bedeutungswandel 3 Heutige Bedeutung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGesandte in der Antike im Mittelalter und in der Fruhen Neuzeit Bearbeiten nbsp Empfang der osmanischen Gesandtschaft beim Dogen von Venedig in der Sala del Collegio des Dogenpalastes wahrscheinlich vor 1797 Ende der Republik Venedig Gesandte als offizielle Reprasentanten ihrer Herrscher gab es bereits in der Antike Schon im 5 vorchristlichen Jahrhundert soll der Austausch von Gesandten unter den griechischen Stadtstaaten ein betrachtliches Ausmass angenommen haben 2 Anfanglich wurden sie nur ad hoc also aus einem bestimmten Anlass zu einem bestimmten Zweck entsandt Nach Beendigung seiner Mission kehrte der Gesandte in den Entsendestaat zuruck Mit der Unterhaltung standiger diplomatischer Beziehungen seit Beginn des 15 Jahrhunderts war es ublich geworden einen Reprasentanten mit standigem Sitz im Empfangsstaat zu entsenden Grund hierfur war die Intensivierung der politischen Beziehungen die eine Kontaktaufnahme nur zu bestimmten Anlassen nicht mehr ausreichend erscheinen liess Die Republik Venedig errichtete im 16 Jahrhundert standige Gesandtschaften in Wien Paris Madrid und Rom aus Oberitalien entwickelte sich die standige Diplomatie uber ganz Europa und schliesslich weltweit 3 Einer der fruhesten nachweisbar standigen Gesandten war Nicodemus dei Pontremoli der ab 1446 etwa 20 Jahre Vertreter des spateren Herzogs von Mailand in Florenz war 4 Im Fall des Heiligen Romischen Reichs kam es nach der Umwandlung des Reichstags in den Immerwahrenden Reichstag dazu dass die Reichsfursten auf dem Reichstag in Regensburg kaum noch selbst vertreten waren sondern sich durch sogenannte Komitialgesandte vertreten liessen Damit handelte es sich beim Reichstag also weitestgehend um einen Gesandtenkongress Auch der Kaiser liess sich durch einen jeweilig von ihm ernannten kaiserlichen Prinzipalkommissar vertreten der nach 1748 immer der Familie Thurn und Taxis angehorte Regensburg wurde so zum Sitz von etwa 70 Komitialgesandtschaften von Reichsstanden aber auch von auslandischen Herrschern die entweder wie die Konige von Danemark und Schweden im Besitz von Reichsfurstentumern waren und damit Sitz und Stimme auf dem Reichstag hatten oder die als Beobachter zugelassen waren wie die Gesandten der Generalstaaten der Republik der Vereinigten Niederlande der Konige von Frankreich und Grossbritannien oder des Kaisers von Russland Diese Gesandten lebten zum Teil uber viele Jahre gegebenenfalls mit ihren Familien in Regensburg Bedeutungswandel Bearbeiten nbsp Die chinesische Gesandtschaft in Berlin im Jahre 1935 Die Widmung des Gebaudes blieb noch viele Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung da es wegen der Teilung Deutschlands ungenutzt blieb und inmitten des aufbluhenden Kurfurstendamms zwischen noblen Geschaften und teuren Restaurants sichtbar verfiel Der Wortsinn des Gesandten hat sich im Laufe der Zeit verandert Fruher war es Staaten unterhalb eines bestimmten Rangs nicht gestattet einen Botschafter zu entsenden Sie bestimmten einen Gesandten der dann der hochste diplomatische Vertreter dieses Landes im Empfangsstaat war Das Missionsgebaude hiess in diesen Fallen nicht Botschaft sondern Gesandtschaft Um 1805 verfugten in Paris nur das Kaisertum Osterreich die Batavische Republik das Konigreich Spanien das Konigreich Sizilien und das Osmanische Reich uber eine Botschaft und einen Botschafter Das Vereinigte Konigreich von Grossbritannien und Irland hatte ebenfalls Anspruch auf Etablierung eines Botschafters war aber zu dieser Zeit diplomatisch nicht in Paris vertreten Die ubrigen Staaten z B das Kurfurstentum Baden das Kurfurstentum Bayern Danemark das Konigreich Etrurien die Landgrafschaft Hessen Darmstadt die Landgrafschaft Hessen Kassel Malta die Ligurische Republik Portugal Preussen das Furstentum Regensburg das Russische Kaiserreich das Kurfurstentum Sachsen die Schweiz Schweden das Kurfurstentum Wurttemberg und die USA waren zu dieser Zeit nur mit einer Gesandtschaft vertreten die von einem Gesandten frz haufig Envoye Extraordinaire et Ministre Plenipotentiaire geleitet wurde 5 Bis in das 19 Jahrhundert blieb es ein Vorrecht der monarchisch regierten Grossmachte Botschafter auszutauschen Zu Beginn der Regierungszeit von Konigin Victoria im Jahre 1837 hatte Grossbritannien Botschafter nur in Wien St Petersburg und Konstantinopel 1862 erhielt der Vertreter in Berlin 1876 in Rom und 1877 in Madrid Botschafterrang 6 Spater wurde diese Praxis auf die grossen Republiken ausgedehnt Vor der Entsendung eines britischen Botschafters im Jahre 1893 nach Washington hatten die USA ihrerseits keine Gesandten im Botschafterrang ernannt und waren auch nicht Empfangsstaat fur diese 6 Mit der Entsendung eines Botschafters anstelle eines Gesandten waren bedeutende protokollarische Ehren verbunden Im 18 Jahrhundert war es am Hof von Versailles ublich dass Botschafter bei Gesprachen mit dem Konig sitzen und ihren Hut aufbehalten durften Gesandte waren dagegen verpflichtet den Konig stehend und mit unbedecktem Kopf anzureden 3 Heutige Bedeutung BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Ansehung von Art 2 Nr 1 7 der Charta der Vereinten Nationen und der darin statuierten souveranen Gleichheit aller Mitglieder der Staatengemeinschaft die Differenzierung zwischen Gesandtschaften und Botschaften aufgegeben Heute wird das Recht des Botschafteraustausches von allen Staaten der Erde beansprucht Gesandtschaften sind selten geworden In Deutschland Osterreich der Schweiz und Liechtenstein existieren sie nicht mehr Das in Art 15 WUD genannte Recht der Staaten den Rang des Missionschefs durch Vereinbarung zu bestimmen entweder Botschafter oder Gesandter oder Geschaftstrager vgl Art 14 WUD hat heute daher nur noch theoretische Bedeutung Geblieben ist jedoch die Funktion des Gesandten als eines dem Botschafter unterstellten hohen Mitarbeiters der Mission Im deutschen Auswartigen Dienst ist der Gesandte oft an grosseren Botschaften ein rangmassig dem Botschafter folgender Beamter in der Regel der zweite Mann der Botschaft 8 An sehr grossen Botschaften konnen auch mehrere Gesandte bestellt sein Neben dem Gesandten engl Minister frz Ministre hat sich in der Staatenpraxis ein weiterer Rang etabliert der dem Gesandten im Rang nach aber dem Botschaftsrat vorsteht der Gesandte Botschaftsrat engl Minister Counselor frz Ministre Conseiller Den in Art 14 WUD erwahnten Gesandten als Missionschef der wie der Botschafter beim Staatsoberhaupt beglaubigt wird Art 14 Abs 1 Buchstabe a und b WUD wahrend der Geschaftstrager der zum Missionschef bestimmt ist beim Aussenministerium akkreditiert ist Art 14 Abs 1 Buchstabe c WUD gibt es heute nur noch selten Da alle Staaten grundsatzlich einen Botschafteraustausch wunschen liegt in der gleichwohl erfolgten Entsendung lediglich eines Gesandten oder eines Geschaftstragers mit der Funktion des Missionschefs zumeist eine aussenpolitische Demonstration Der entsendende Staat ist moglicherweise verstimmt oder er mochte den vakanten Botschafterposten aus anderen Grunden vorerst nicht besetzen Der Gesandte als planmassiger Missionschef steht im Protokoll der Gruppe der Botschafter nach und der Gruppe der Geschaftstrager als planmassige Missionschefs vor Die ubrigen Gesandten ohne Leitungsfunktion sind ihnen gegenuber nachrangig Siehe auch BearbeitenAbgesandter Ministerresident Ministre plenipotentiaire Apostolischer Nuntius Papstlicher Legat Standige VertretungLiteratur BearbeitenGeorg Dahm Jost Delbruck und Rudiger Wolfrum Volkerrecht Band I 1 Die Grundlagen Die Volkerrechtssubjekte 2 vollig neu bearbeitete Auflage Walter de Gruyter Berlin New York 1989 ISBN 3 11 005809 X Knut Ipsen Volkerrecht 5 vollig neu bearbeitete Auflage C H Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 49636 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Gesandter Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Duden Gesandtin Rechtschreibung Bedeutung Definition Herkunft Abgerufen am 18 November 2019 Vgl Fischer in Ipsen Volkerrecht 37 Rdnr 1 S 555 a b Vgl Fischer in Ipsen Volkerrecht 37 Rdnr 1 S 556 Vgl Delbruck Wolfrum in Dahm Volkerrecht 32 II S 261 Vgl die Zusammenstellung in Prudhomme Dictionnaire universel geographique statistique historique et politique de la France contenant sa description sa population sa mineralogie son hydrographie son commerce ses produits naturels et industriels Paris 1805 a b Vgl Delbruck Wolfrum in Dahm Volkerrecht 32 II S 265 Art 2 der UN Charta abgerufen am 2 Januar 2013 Im deutschen diplomatischen Dienst liegt die Vergutung je nach Grosse der Botschaft zwischen Besoldungsgruppe A 14 A 15 A 16 und Besoldungsgruppe B 3 oder B 6 wobei darauf zu achten ist dass Eingruppierung und Dienstbezeichnung voneinander abweichen konnen Wer mit der Funktion eines Gesandten an einer kleinen Botschaft betraut wird Besoldungsgruppe A 14 ist besoldungsrechtlich Legationsrat Erster Klasse fuhrt aber an der Botschaft zu der er entsandt ist die Amtsbezeichnung Gesandter Anm 2 zu BBesO A 14 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4156934 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gesandter amp oldid 237486748