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Die Neue Synagoge in Regensburg wurde 1912 als die zeitlich dritte Synagoge in der Schaffnerstrasse heute Am Brixener Hof 2 erbaut Diese Synagoge wurde beim Novemberpogrom im Jahr 1938 zerstort Anm 1 Die Regensburger Synagoge 1912 1938 nach Planen von Joseph Koch und Franz SpiegelDas judische GemeindehausPlan Grundriss vom Erdgeschoss mit Aussenanlagen Juni 1911 Innenansicht 1912 Sudansicht des ehemaligen Betsaals der als Nachkriegslosung dienteAm 27 Februar 2019 fand die Einweihung des modernen Neubaus der zeitlich vierten Synagoge in Regensburg statt Das erhaltene historische Gemeindehaus wurde dabei in das Judische Gemeindezentrum integriert Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1912 erbaute Synagoge und Vorlaufer Synagoge 1 2 Baukorper und Ausstattung 1 3 Baugeschichtliche Bedeutung 1 4 Zerstorung der Synagoge 2 Gemeindezentrum mit Synagoge von 2019 2 1 Das Grundstuck 2 2 Das Gebaude 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 Anmerkungen 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1912 erbaute Synagoge und Vorlaufer Synagoge Bearbeiten Nach Erlass des Bayerischen Judenediktes im Jahr 1813 wuchs die judische Bevolkerung in Regensburg stark an Als provisorische Synagoge diente zunachst das ehemalige Patrizierhaus Steyerer im sogenannten Wollerhaus in der Unteren Bachgasse 5 das im Lauf der Zeit stark baufallig wurde Vorausschauend hatte die judische Gemeinde bereits im Jahr 1904 ein Grundstuck in der Schaffnerstrasse erworben um dort eine neue Synagoge zu errichten Nach einem Teileinsturz der Decke im Betraum wahrend eines Gottesdienstes in der bisher als Provisorium genutzten Synagoge wurden die Planungen zu einem Synagogen Neubau forciert und es wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben 1 Nach dem im Jahr 1908 durchgefuhrten Architektenwettbewerb zog der Favorit Heinrich Hauberrisser seine Entwurfe aus nicht uberlieferten Grunden wieder zuruck Die Entwurfe des osterreichischen Spezialisten fur den Bau von Synagogen Wilhelm Stiassny im Stil der Neorenaissance fanden zwar die Zustimmung bei Stadtbaurat Adolf Schmetzer sie scheiterten aber an einem Gutachten der Regierungsbaubehorde vom 5 August 1909 aufgrund der stilistischen Unvereinbarkeit mit dem historischen Stadtbild von Regensburg Nur ein spater Jahr legten der Architekt Joseph Koch und sein Baumeister Franz Spiegel einen neuen Entwurf vor der auf breite Zustimmung stiess Nach Erweiterung der Vorentwurfe kam es Anfang 1911 zunachst zum Abbruch des Gebaudes Eichstatter Hofs am erworbenen Grundstuck und unmittelbar danach zum Baubeginn nach den uberarbeiteten Planen 2 Bereits am 29 August 1912 konnte die Synagoge feierlich in zusatzlicher Anwesenheit der nichtjudischen Bevolkerung eingeweiht werden Der amtierende Burgermeister Otto Gessler bekundete bei seiner Ansprache den allzeitigen Schutz der Synagoge durch die Stadt Regensburg 1 Westlich neben der Synagoge wurde unmittelbar an der Brandmauer zum Synagogenbau nach Planen desselben Architekten zeitgleich ein Gemeindehaus errichtet Es diente als Dienstwohnung fur den Kantor den Kultusdiener und den Hausmeister Im Haus verteilt befanden sich unterschiedlich grosse Sitzungsraume Im Keller des Hauses befand sich auch das judische Ritualbad 1 Baukorper und Ausstattung Bearbeiten Koch entwarf aufgrund der topografischen Besonderheiten des Gelandes einen ovalen anstatt dem ublichen rechteckigen Grundriss Abgeschlossen wurde der geostete Raum oben durch eine monumentale stahltragerarmierte Kuppel Der Baukorper wurde durch zwei pragnante Turme mit einem ebenfalls ovalen Grundriss flankiert Der Raum bot Platz fur 290 Manner im ebenerdigen Zentralbereich und 215 Frauen auf der konzentrisch ausgefuhrten Frauenempore die die jeweiligen Bereiche uber getrennte Eingange betreten konnten Die Ausstattung wies durch die Mittellage des Almemors Lesepult auf eine orthodoxe Ausrichtung der Gemeinde hin 1 Dem Raumgrundriss entsprechend wurde der Almemor in einem Oval ausgefuhrt Der Thoraschrein wurde von vier korinthischen Saulen gestutzt Er bestand aus poliertem dunkel glanzenden Marmor Der Schrein selbst wirkte wie der Eingang eines Tempels An der Kuppel die eine Krone trug waren die Gesetzestafeln zu sehen 2 Koch legte zudem grossen Wert auf die Wirkung der naturlichen und kunstlichen Lichtverhaltnisse Dies zeigte sich auch in der detaillierten Planung der handgefertigten Beleuchtungskorper 2 Baugeschichtliche Bedeutung Bearbeiten Das Gebaude war ein reprasentativer Vertreter des Synagogenbaus vor dem Ersten Weltkrieg Es entsprach keinem tradierten Stil sondern suchte die uberhohende Monumentalisierung einer barocken Grundlinie 1 Fur Koch war dies der erste Synagogenbau und durfte vermutlich der Reprasentativste seines Schaffens uberhaupt gewesen sein In seinem Werkverzeichnis fuhrt er diesen Auftrag unter dem Punkt Kirchen Sic 2 Zerstorung der Synagoge Bearbeiten In der Nacht vom 9 auf den 10 November 1938 wurde die Synagoge durch eine Abteilung von NSKK Mannern in Brand gesteckt und brannte vollig aus Loscharbeiten durften auf Befehl des damaligen Burgermeisters Otto Schottenheim der vor Ort personlich anwesend war nur zum Schutz der anliegenden Gebaude ausgefuhrt werden So blieb das Gemeindehaus damals erhalten Die Ruine der Synagoge wurde in den folgenden Monaten komplett abgetragen Ein letzter hoher Mauergiebel wurde im Januar 1939 entfernt Vor dem verbliebenen Gemeindehaus war eine Freiflache von 650 Quadratmeter entstanden die planiert und zunachst als Parkplatz genutzt wurde Der Platz und das anschliessende leere Grundstuck wurden im April 1942 als Sammelstelle fur judische Burger missbraucht die deportiert werden sollten 1 3 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Raum des Gemeindehauses als Synagogenersatz benutzt 1968 bis 1971 wurde ein Betsaal im modernen Stil auf dem frei gebliebenen Synagogengelande errichtet 2 Diese Interimslosung wurde spater wieder abgerissen Gemeindezentrum mit Synagoge von 2019 BearbeitenDas Grundstuck Bearbeiten Der Neubau der heutigen Synagoge sollte auf dem bisherigen alten Grundstuck erfolgen das in den zuruckliegenden Jahrzehnten so geschichtstrachtig geworden war das aber auch eine noch altere Geschichte hat Nach 1241 war das Grundstuck fur lange Zeit im Besitz des Bistums Eichstatt Hier befand sich der ehemalige Eichstatter Hof das genutzt wurde als Quartier der Bischofe von Eichstatt bei Anwesenheit in Regensburg im Dreissigjahrigen Krieg wurde das Gebaude im Verlauf der Kampfe um Regensburg 1632 1634 von den Schweden geplundert und zerstort Ein Neubau von 1696 brannte 1734 aus Nach erneuter Renovierung wurde das Gebaude zunachst vom kurbayerischen Gesandten am Reichstag genutzt Nach 1810 nutzte das konigliche Kreis und Stadtgericht das Gebaude Der markante zwiebelgedeckte Eckturm des Gerichtsgebaudes war im Erscheinungsbild dem Erscheinungsbild des spateren Synagogenturms sehr ahnlich 3 Am Beginn des 20 Jahrhunderts erfolgte der endgultige Abbruch der alten Gerichtsgebaude im Vorfeld des geplanten Neubaus der Synagoge 4 Wie ublich erfolgten auch im Vorfeld des fur 2019 geplanten Neubaus der zeitlich vierten Synagoge archaologische Untersuchungen die aber nur eine Tiefe von 1 m haben sollten Damit war klar dass man nicht auf Reste des Romerlagers treffen wurde die erst ab einer Tiefe von 2 m zu erwarten waren Bei den Grabungen bis zur Tiefe von 1 m konnten sudlich anschliessend an die Fundamente der zerstorten Synagoge und vorhandene Mauern und Fundamente des Eichstatter Hofes nachgewiesen werden Sie wurden dort belassen ebenso wie vorgefunde Mauerreste der zerstorten und abgetragenen Synagoge Aus dem Abbruchschutt der Vorgangersynagoge geborgen und gesichert wurden viele Glas und Metallfunde von zerstorten Fenstern und Ausstattungen der zerstorten Synagoge darunter auch eine Fensterschere 3 Das Gebaude Bearbeiten Von 2017 bis 2019 wurde auf dem Gelande erneut eine Synagoge mit moderner Formensprache gebaut die vom Buro Staab Architekten geplant wurde 5 Die Fertigstellung der Raumschale des Judischen Gemeindezentrums mit Synagoge erfolgte zum Ende des Jahres 2018 80 Jahre nach der Zerstorung der 1912 entstandenen Synagoge 6 Die Einweihung des Neubaus fand am 27 Februar 2019 statt 500 Jahre nach der Vertreibung der Juden im Jahr 1519 7 Hauptartikel Judisches Gemeindezentrum mit Synagoge RegensburgSiehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten Synagogen Judentum in Regensburg Judische Friedhofe in RegensburgLiteratur BearbeitenAndreas Angerstorfer Cornelia Berger Dittscheid und Hans Christoph Berger Verlorene Tempel Synagogen in Regensburg von 1788 bis 1938 In Denkmalpflege in Regensburg Bd 10 Regensburg 2006 ISBN 3 930480 95 6 S 112 bis 141 Mit umfangreicher Bebilderung Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Neue Synagoge Regensburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien synagoge regensburg deAnmerkungen Bearbeiten Mit der im Artikel beschriebenen 1912 erbauten zeitlich dritten und 1938 zerstorten Synagoge die im Artikel als Neue Synagoge bezeichnet wird ist nicht die im 13 Jahrhundert erbaute zeitlich erste Synagoge gemeint die 1519 im Mittelalter zerstort wurde In der folgenden Ubergangszeit wurde in der Oberen Bachgasse die zeitlich zweite Synagoge genutzt Mit Neue Synagoge ist auch nicht gemeint die 2019 in Regensburg neu erbautezeitlich vierte und damit jungste Synagoge Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Gerhard Reindl in Stadt und Mutter in Israel Judische Geschichte und Kultur in Regensburg Stadt Regensburg Regensburg 1989 ISBN 3 925753 11 7 S 88 91 a b c d e Andreas Angerstorfer Cornelia Berger Dittscheid und Hans Christoph Berger Verlorene Tempel Synagogen in Regensburg von 1788 bis 1938 In Denkmalpflege in Regensburg Bd 10 Regensburg 2006 ISBN 3 930480 95 6 S 112 bis 141 a b c Lutz Michael Dallmeier Scherben aus einer finsteren Zeit Letzte Spuren der Regensburger Synagoge 1912 1938 In Amt fur Archiv und Denkmalpflege Stadt Regensburg Hrsg Denkmalpflege in Regensburg Band 16 Friedrich Pustet Regensburg 2018 ISBN 978 3 7917 3155 1 S 224 234 Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 49 Die Siegerentwurfe Von Staab Architekten Neue Regensburger Synagoge E V Nicht mehr online verfugbar 3 April 2016 archiviert vom Original abgerufen am 17 Oktober 2023 Die neue Synagoge Ein Traum geht in Erfullung Judische Gemeinde Regensburg Abgerufen am 17 Oktober 2023 deutsch Bericht in der Mittelbayerischen Zeitung Das Wunder aus der Asche vom 28 Februar 2018 Jg 75 Nr 50 S 2 49 017437 12 099533 Koordinaten 49 1 2 8 N 12 5 58 3 O Normdaten Geografikum GND 4471715 5 lobid OGND AKS VIAF 246948286 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neue Synagoge Regensburg amp oldid 238220020