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Wilhelm Stiassny 15 Oktober 1842 in Pressburg 1 11 Juli 1910 in Bad Ischl 2 war ein in Wien tatiger judischer Architekt Mitbegrunder der Wiener Bauhutte Wiener Gemeinde und Stadtrat sowie aktives Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Sein Hauptwerk sind Wohn und Geschaftshauser und soziale Bauten besonders bekannt sind seine im maurischen Stil erbauten Synagogen Wilhelm Stiassny 1883Grabstatte von Wilhelm Stiassny in der Alten Judischen Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Synagogen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Haus Doblhoffgasse 3 Wien erbaut 1874 75 nbsp Haus Rathausstrasse 13 Wien Wohnhaus von Stiassny erbaut fur Julia Stiassny 1881 82 Im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstort nur die beiden unteren Geschosse sind im Originalzustand nbsp Haus Konigswarter Rathausstrasse 15 17 Wien erbaut 1882 nbsp Rothschild Gruft Zentralfriedhof 1 Tor errichtet 1894 nbsp Das Kaiser Franz Josef Regierungs Jubilaums Hospiz fur arme Israeliten in Karlsbad erbaut 1899 1903Wilhelm Stiassny wurde als altester Sohn des Kaufmanns Abraham Stiassny und dessen Ehefrau Josefine geborene Breslauer in Pressburg heute Bratislava geboren Als er vier Jahre alt war ubersiedelte die Familie nach Wien wo sie im Textilviertel wohnte Ab 1848 besuchte Stiassny zuerst die Leopoldstadter Pfarr und Hauptschule dann die Hauptschule im Heiligenkreuzerhof und danach die Unter und Oberrealschule ebenfalls in der Wiener Innenstadt In den Jahren 1857 bis 1861 studierte er am k k Polytechnischen Institut in Wien hohere Mathematik Physik darstellende Geometrie Mechanik praktische Geometrie Landbau Wasserbau sowie Zeichnungen Im Oktober 1861 trat er in die Akademie der bildenden Kunste ein wo er bis 1866 bei Eduard van der Null Carl Roesner Friedrich von Schmidt und August Sicard von Sicardsburg studierte Zusammen mit Studienkollegen grundete er 1862 die Wiener Bauhutte ein Verein von Studenten der Akademie dem sich spater fast alle Wiener Architekten anschlossen Im Februar 1864 wurde er als Mitglied in den Osterreichischen Ingenieur und Architekten Verein aufgenommen 3 Nach seinem Studienabschluss nahm Stiassny 1867 als Delegierter der osterreichischen Kommission an den Installationsarbeiten der Weltausstellung in Paris teil wo er der internationalen Jury fur Arbeiterhauser angehorte ein Thema das ihn von da an beschaftigte und 1868 zur Grundung der Wiener gemeinnutzigen Baugesellschaft fuhrte die als Vorlaufer der Sozialbaubewegung gilt 4 Nach funf Jahren im Atelier von Friedrich von Schmidt und mehreren Studienreisen liess sich Stiassny 1868 als freischaffender Architekt in Wien nieder Im gleichen Jahr heiratete er Julia Taussig eine gebildete ungarische Judin aus Szekesfehervar die die Karriere ihres Mannes mit ihrem Wiener Salon forderte 5 Ihr einziger Sohn Sigmund wurde 1873 geboren 6 Stiassny gehorte schon bald zu den gefragtesten Architekten Wiens und beschaftigte mehrere Mitarbeiter so etwa Ignaz Reiser 1863 1940 der besonders bei den Synagogenbauten mitwirkte 7 In den Jahren von 1878 bis 1900 und von 1904 bis 1910 war Stiassny als Vertreter der Liberalen Mitglied des Wiener Gemeinderats wo er sich vorwiegend mit Fragen der Architektur und Stadtplanung beschaftigte und auch mit dem aufkeimenden Antisemitismus zu kampfen hatte 1894 wurde er in einem von einem antisemitischen Gemeinderat angestrengten Ehrenbeleidigungs Prozess zu zwolf Stunden Arrest verurteilt ein Urteil das in zweiter Instanz bestatigt jedoch in eine Geldstrafe von 50 Gulden umgewandelt wurde 1894 bis 1895 war Stiassny zudem Wiener Stadtrat musste dieses Amt aber wegen des Antisemitismus der Christlich Sozialen Partei Karl Luegers aufgeben 8 Ab 1879 bis zu seinem Tod war Stiassny Vorstandsmitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Wien wo er sich unter anderem um das Bauwesen kummerte Er war auch Grundungsmitglied der Wiener Loge des B nai B rith und grundete mehrere Vereine fur die Unterstutzung der judischen Bevolkerung in Wien 9 Anfang Februar 1895 wurde die Gesellschaft fur Sammlung und Conservirung von Kunst und historischen Denkmalern des Judenthums gegrundet zu deren Prasident Stiassny gewahlt wurde Am 1 November des gleichen Jahres wurde in Wien das weltweit erste judische Museum seiner Art an der Rathausstrasse 13 eroffnet Das Haus war 1881 1882 von Stiassny fur seine Frau gebaut worden und diente der Familie bis 1901 als Wohnhaus und Stiassny als Atelier 10 Stiassny hatte spatestens seit 1895 Kontakt zu Theodor Herzl dem Begrunder des politischen Zionismus 1904 wurde der Judische Kolonisationsverein zu Wien gegrundet dessen Prasident Stiassny bis zu seinem Tode war und dessen offizielles Kolonisationsprojekt er erarbeitete eine 54 seitige Publikation eingeteilt in die Kapitel Geographie Palastinas Bevolkerung Handel Industrie Verkehr Kolonisation Die judischen Kolonien Unsere Kolonie und Politisches Finanzielles die als erste ausfuhrlich uber Plane fur judische Siedlungen in Palastina berichtete Daneben hat Stiassny auch einen Plan fur die zukunftige Stadt Tel Aviv entworfen ohne je in Palastina gewesen zu sein 11 1883 war Stiassny der Titel k k Baurat verliehen worden zehn Jahre spater erhielt er das taxfreie Burgerrecht der Stadt Wien 1903 wurde er mit dem Offizierskreuz des Franz Josefs Ordens ausgezeichnet 1900 1901 baute Stiassny ein Wohnhaus in der Wiener Innenstadt an der Krugerstrasse 8 wo er von 1901 bis zu seinem Tod wohnte und arbeitete Er starb am 11 Juli 1910 wahrend eines Kuraufenthaltes in Bad Ischl und wurde am 14 Juli auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt 12 Werk BearbeitenStiassny war einer der meistbeschaftigten Architekten seiner Zeit Er errichtete etwa 170 Wohn und Geschaftsbauten Fabriken Schulen Spitaler zwolf neomaurische und neoromanische Synagogen sowie Friedhofsbauten meist fur judische Auftraggeber 1870 1875 Rothschild Spital in Wien Wahring 1871 1872 Israelitisches Blindeninstitut in Wien Dobling 1871 1872 Palais Schwab in Wien Innere Stadt 1874 1875 Haus Doblhoffgasse 3 Wien Innenstadt Rathausviertel 1877 1879 Zeremonienhalle im Wiener Zentralfriedhof Israelitische Abteilung 1 Tor 1881 82 Wohnhaus Stiassny Rathausstrasse 13 Wien Innenstadt Rathausviertel im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstort 1881 82 Synagoge in Teplitz ungewiss im Marz 1939 zerstort 13 1882 Haus Konigswarter Rathausstrasse 15 17 Wien Innenstadt Rathausviertel 1887 Synagoge in Malacky 1899 vermutlich durch Blitzschlag fast vollstandig zerstort und bis 1900 wiederaufgebaut 1888 Haus Lichtenfelsgasse 7 Wien Innenstadt eines der Arkadenhauser im Rathausviertel 1891 1892 Synagoge in Gablonz zerstort November 1938 1892 1893 Synagoge Leopoldsgasse Polnische Schul in Wien Leopoldstadt November 1938 verwustet zwischen 1959 und 1960 abgetragen 1895 1896 Synagoge Prag Vinohrady durch Bomben 1945 stark beschadigt 1951 abgetragen 1894 1899 Tempel Stanislawow Galizien heute Iwano Frankiwsk Ukraine 1897 1899 Synagoge in Caslav 1899 1903 Kaiser Franz Josef Regierungs Jubilaums Hospiz fur arme Israeliten in Karlsbad 1901 1902 Synagoge in Wiener Neustadt 1904 1906 Jubilaumssynagoge heute Jerusalemsynagoge in Prag Grabdenkmaler darunter die Gruft fur Mitglieder des Wiener Zweiges der Familie Rothschild am Zentralfriedhof 14 Synagogen Bearbeiten nbsp Synagoge in Malacky erbaut 1887 1899 fast vollstandig zerstort und bis 1900 wiederaufgebaut nbsp Synagoge in Stanislawow heute Iwano Frankiwsk eingeweiht 1899 Postkarte ca 1910 15 nbsp Synagoge Leopoldsgasse in Wien eingeweiht 1893 zerstort 1938 alte Postkarte mit idealisierter Ansicht 16 nbsp Synagoge Leopoldsgasse aus Allgemeine Bauzeitung 1894 nbsp Jerusalemsynagoge in Prag eingeweiht 1904 alte PostkarteLiteratur BearbeitenConstantin von Wurzbach Stiassny Wilhelm In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 38 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1879 S 334 336 Digitalisat Felix Czeike Historisches Lexikon Wien Band 5 Kremayr amp Scheriau Wien 1997 ISBN 3 218 00547 7 S 345 W Krause Stiassny Wilhelm In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 13 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2010 ISBN 978 3 7001 6963 5 S 246 f Direktlinks auf S 246 S 247 Inge Scheidl u a Wilhelm Stiassny 1842 1910 Judischer Architekt und Stadtpolitiker im gesellschaftlichen Spannungsfeld des Wiener Fin de Siecle Wien u a Bohlau 2019 ISBN 978 3 205 23172 1 Satoko Tanaka Wilhelm Stiassny 1842 1910 Dissertation Historisch Kulturwissenschaftliche Fakultat der Universitat Wien 2009 Online Version Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelm Stiassny Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wilhelm Stiassny In Architektenlexikon Wien 1770 1945 Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien Wien 2007 Eintrag zu Wilhelm Stiassny im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Ursula Prokop Wilhelm Stiassny 1842 1910 Architekt Gemeinderat Zionist David judische Kulturzeitschrift Ausgabe 81 Wilhelm Stiassny und der Bebauungsplan fur Tel Aviv 1909 Eintrag in der Jewish Encyclopedia englisch Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag in dem Geburtverzeichnis in der Israeliten Gemeinde zu Pressburg Eintrag Nr 266 als Geburtsdatum ist nicht 15 Oktober sondern 14 Oktober und als Name des Gebornen ist kein Wilhelm sondern Philipp Name des Vaters geschrieben als Styassny Abraham Geburtsort und Lebensdaten werden unterschiedlich angegeben Die Jewish Encyclopedia nennt als Geburtsort Wien das Wien Lexikon von Felix Czeike als Geburtsdatum den 15 Dezember und als Sterbedatum wird auch der 16 Juni genannt Satoko Tanaka gibt in ihrer Dissertation uber Stiassny einleuchtende Argumente fur die Lebensdaten 15 Oktober 1842 bis 11 Juli 1910 Satoko Tanaka Wilhelm Stiassny 1842 1910 Synagogenbau Orientalismus und judische Identitat Dissertation Univ Wien Wien 2009 S 16 Online PDF 9 1 MB Tanaka 2009 PDF 9 1 MB S 16 19 Tanaka 2009 PDF 9 1 MB S 16 20 Tanaka 2009 PDF 9 1 MB S 20f Tanaka 2009 PDF 9 1 MB S 16 Tanaka 2009 PDF 9 1 MB S 20f Tanaka 2009 PDF 9 1 MB S 32 37 Tanaka 2009 PDF 9 1 MB S 21f Tanaka 2009 PDF 9 1 MB S 137 140 Tanaka 2009 PDF 9 1 MB S 146 156 Tanaka 2009 PDF 9 1 MB S 22 Synagoge Teplitz abgerufen am 23 August 2018 Tanaka 2009 PDF 9 1 MB Joshua Shanes Ivano Frankivsk In Gershon David Hundert Hrsg The YIVO Encyclopedia of Jews in Eastern Europe Band 1 Yale University Press 2008 ISBN 978 0 300 11903 9 Online Bob Martens Herbert Peter The Destroyed Synagogues of Vienna Virtual City Walks LIT Verlag Munster 2012 ISBN 978 3 643 90170 5 S 51 60 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Normdaten Person GND 117243779 lobid OGND AKS VIAF 69702865 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stiassny WilhelmKURZBESCHREIBUNG osterreichischer ArchitektGEBURTSDATUM 15 Oktober 1842GEBURTSORT PressburgSTERBEDATUM 16 Juni 1910STERBEORT Bad Ischl Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Stiassny amp oldid 228110468