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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Scheiterhaufen Begriffsklarung aufgefuhrt Der Scheiterhaufen Scheiter alte Pluralform von Scheit althochdeutsch scit Holzstuck ist ein aufgeschichteter Haufen Scheitholzer der zur Verbrennung eines Toten dient Feuerbestattung oder zur Hinrichtung eines oder mehrerer Menschen durch Verbrennen Feuertod Er diente bei Bucherverbrennungen auch der Vernichtung von durch Zensur verbotenen Schriften und Buchern 1 Verbrennung des Ritters von Hohenberg mit seinem Knecht wegen Sodomie Grosse Burgunderchronik Inhaltsverzeichnis 1 Feuerbestattung 2 Hinrichtungsmethode 2 1 Verbrennung von Christen in der romischen Antike 2 2 Verbrennung von Ketzern 2 3 Verbrennung von Juden 2 4 Verbrennung von Straftatern und Hexen 2 5 Bekannte Hinrichtungsopfer 2 6 Neuzeitliche Abbildungen von Brandpfahlen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseFeuerbestattung Bearbeiten Hauptartikel Feuerbestattung Die Feuerbestattung auch als Kremation bezeichnet war weit verbreitet auch in Amerika In Europa und Asien ist sie seit der Jungsteinzeit meist parallel zur Erdbestattung nachweisbar Da die Christen ebenso wie die Juden und Muslime die Totenverbrennung als unvereinbar mit dem Glauben an die Auferstehung betrachteten geriet die Methode in christianisierten sowie in islamisierten Gebieten ausser Gebrauch In Nordasien kommt die Leichenverbrennung noch gelegentlich vor vor allem die Burjaten verbrennen die Leichen von Schamanen in bester Kleidung zusammen mit Messer und Proviant auf Scheiterhaufen 2 Im hinduistischen Indien sind Scheiterhaufen bis heute die traditionelle Form der Kremation Bis ins 20 Jahrhundert wurden dort gelegentlich in einer Witwenverbrennung Sati auch Witwen zusammen mit dem Leichnam ihres Mannes verbrannt Hinrichtungsmethode Bearbeiten nbsp Verbrennung Salzburger Taufer im Jahr 1528Der Feuertod war im Romischen Reich der Spatantike eine verbreitete Form der Todesstrafe Im Spatmittelalter und der Fruhen Neuzeit wurden unbussfertige Ketzer die der Haresie fur schuldig befunden und deshalb zum Tod verurteilt wurden ublicherweise auf dem Scheiterhaufen hingerichtet Dasselbe geschah bei den Hexenverfolgungen Verbrennung von Christen in der romischen Antike Bearbeiten Bereits das Zwolftafelgesetz ca 450 v Chr sieht bei Brandstiftung die Verbrennung des Brandstifters vor wobei dieser Regelung offenbar ein Talionsprinzip zugrunde liegt Aus der romischen Republik ist indes die Anwendung nicht bekannt was allerdings auf die Quellenlage zuruckgefuhrt werden kann Obwohl sporadische Belege fur diese Strafform bereits unter Kaiser Tiberius vorliegen wurde sie vermutlich erstmals unter Nero bei der Bestrafung von Christen die der Verursachung des grossen Brandes von Rom 64 n Chr beschuldigt waren in grosserem Umfang angewandt Die antike Geschichtsschreibung fuhrt das auf den grausamen Charakter des Kaisers zuruck Allerdings handelte es sich wohl eher um eine konsequente Anwendung des vorliegenden Rechts wenn auch die tatsachliche Beteiligung der Christen am Brand zumindest zweifelhaft ist In der Zeit nach Konstantin konnten auch die romischen Militarangehorigen mit dieser Strafe belegt werden wenn diese sich der Verschworung coniuratio transfugae mit dem Feind schuldig gemacht hatten 3 Spatere christliche Martyrerdarstellungen zeugen davon dass das Lebendigverbrennen deliktunabhangig bei Christenprozessen zur Anwendung kam 4 In der von Religionskampfen gepragten Spatantike drohte der nichtchristliche Kaiser Diokletian den Feuertod gegenuber der synkretistischen Glaubensgemeinschaft der Manichaer an 5 Nach der Umwandlung des Christentums zur Staatsreligion unter Theodosius I wurden trotz der fruheren Verfolgungen Andersglaubige haufig mit dieser Hinrichtungsart bedroht da einerseits die Kreuzigung nun aus religiosen Grunden abgelehnt wurde andererseits Verurteilungen im Amphitheater wie die Damnatio ad bestias oder die Damnatio ad ferrum wegen des ursprunglich paganen Ursprungs der Einrichtung nicht erwunscht waren Auch sah man im Verbrennen eine reinigende Wirkung siehe Fegefeuer Verbrennung von Ketzern Bearbeiten nbsp Hustaler zum Gedenken an den bohmischen Reformator Jan Hus der 1415 in Konstanz als Ketzer verbrannt wurde nbsp Autodafe Gemalde von 1653 Im christlich gepragten Europa des Mittelalters erfolgte die erste bekannte Verbrennung von Ketzern im Jahr 1022 in Orleans Bereits das von Kaiser Friedrich II 1224 fur die Lombardei erlassene Antiketzergesetz sah den Feuertod fur schwere Falle von Haresie vor 1231 ubernahm Papst Gregor IX das Gesetz fur den kirchlichen Bereich Im Inquisitionsverfahren zum Tode verurteilte Ketzer wurden in der Regel offentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt Die Formulierung fur die Todesstrafe lautete meist dass ein zum Tode verurteilter Ketzer dem weltlichen Arm zu ubergeben sei da die Kirche selbst nach dem Grundsatz ecclesia non sitit sanguinem keine Todesstrafen vollziehen durfte Das in der fruhen Neuzeit als Autodafe bezeichnete feierlich als offentlicher Akt begangene Glaubensgericht der spanischen und portugiesischen Inquisition fand mit der Verbrennung der zum Feuertod Verurteilten auf dem Scheiterhaufen seinen Abschluss oft unter Anwesenheit aller kirchlichen und weltlichen Wurdentrager 6 7 Verbrennung von Juden Bearbeiten nbsp Judenverbrennung von Deggendorf 1338 in der Weltchronik von Hartmann Schedel 1493 Der Feuertod war im Mittelalter die ubliche Strafe fur Juden wegen angeblicher Hostienschandung Dokumentiert sind folgende Judenpogrome 1338 in Deggendorf 1349 in Strassburg 1349 in Dresden 1349 in Zurich 1351 in Konigsberg Neumark 1421 in Wien 1453 in Breslau 1477 in Passau 1492 in Sternberg 1510 in BerlinVerbrennung von Straftatern und Hexen Bearbeiten Die Peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V Constitutio Criminalis Carolina von 1532 sah Verbrennung als Strafe fur Zauberei 109 Falschmunzerei 111 Unkeuschheit wider die Natur 116 Brandstiftung 125 und Diebstahl einer Monstranz mit geweihter Hostie 172 vor Bei den fruhneuzeitlichen Hexenverfolgungen wurden auch Frauen und Manner die der Hexerei als uberfuhrt galten lebendig verbrannt Neben der Methode den Verurteilten bei lebendigem Leibe an den Brandpfahl gekettet oder gebunden zu verbrennen gab es auch die Moglichkeit diesen zuvor auf dem Scheiterhaufen zu erwurgen Dies wurde als Gnadenakt angesehen Weitere als gnadig angesehene Varianten bestanden in der Verwendung von frischem noch feuchtem Holz sodass der Verurteilte am Rauch erstickte bevor sein Korper verbrannte oder man band ihm ein Sackchen mit Schwarzpulver um den Hals das explodierte sobald es von den Flammen erreicht wurde Am 24 April 1751 wurde Anna Schnidenwind in Endingen am Kaiserstuhl bei vermutlich einer der letzten Hinrichtungen einer angeblichen Hexe in Deutschland erdrosselt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt Das letzte Todesurteil durch Verbrennen in Deutschland soll am 28 Mai 1813 8 auf der Berliner Jungfernheide vollstreckt worden sein als Johann Peter Horst und Friederike Luise Delitz als Mitglieder einer Mordbrennerbande hingerichtet wurden Bekannte Hinrichtungsopfer Bearbeiten nbsp Feuerhinrichtung von Anneken Hendriks in Amsterdam 1571Zu den Menschen die auf dem Scheiterhaufen starben gehoren auch Personlichkeiten mit herausragender geschichtlicher Bedeutung zum Beispiel Fra Dolcino 1307 Marguerite Porete 1310 Jacques de Molay 1314 Jan Hus 1415 Jeanne d Arc 1431 Girolamo Savonarola 1498 Balthasar Hubmaier 1528 Jakob Hutter 1536 Thomas Cranmer 1556 und Giordano Bruno 1600 9 10 Neuzeitliche Abbildungen von Brandpfahlen Bearbeiten Im westsachsischen Glauchau hat sich aus dem Jahre 1875 eine colorierte Bleistiftzeichnung vom damals noch vorhandenen Glauchauer Richtplatz erhalten Sie zeigt die Brandsaule Brandpfahl und einen rechteckigen sechs Fuss hoch aufgemauerten Richtplatz in unmittelbarer Nahe der Saule Die Brandsaule ist als oben angespitzter Baumstamm abgebildet Hier wurde wohl 1772 die letzte offentliche Hinrichtung mit dem Schwert und nachfolgende Verbrennung des Leichnams auf dem Scheiterhaufen durchgefuhrt Saule und Richtplatz blieben nicht erhalten 11 Literatur BearbeitenHermann Hitzig Crematio In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IV 2 Stuttgart 1901 Sp 1700 1702 zur Feuerstrafe im Romischen Reich Jan Graefe Jana Hulger Claudia Pingel Laura Niven Jorg Orschiedt Ein Scheiterhaufenexperiment aufgrund der Bauanleitung des Johann Ernst Clausen Scharfrichter zu Lemgo In EAZ Ethnographisch Archaologische Zeitschrift Nr 50 2009 ISSN 0012 7477 S 601 626 academia edu abgerufen am 13 September 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Scheiterhaufen Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Hinrichtung durch Verbrennen Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten Gerd Schwerhoff Die Inquisition Ketzerverfolgung im Mittelalter und Neuzeit 3 Auflage Munchen 2009 ISBN 978 3 406 50840 0 S 75 Uno Harva Die religiosen Vorstellungen der altaischen Volker FF Communications N o 125 Suomalainen Tiedeakatemia Helsinki 1938 S 296 Erich Sander Das romische Militarstrafrecht S 291 Beispiele bei Eusebius von Casarea Kirchengeschichte passim Gerd Schwerhoff Die Inquisition Ketzerverfolgung in Mittelalter und Neuzeit Munchen 2004 S 15 f Gerd Schwerhoff Die Inquisition Ketzerverfolgung in Mittelalter und Neuzeit 3 Auflage Verlag C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 50840 0 S 91 deutsch Enzyklopadie der Religionen 1990 Gruppo Editoriale Fabbri Bompiani Sonzogno Etas S p A deutsche Fassung Weltbild GmbH Hamburg 1990 Redaktion M Elser S Ewald G Murrer unter Mitarbeit von A Lohner katholische Theologie W Graf evangelische Theologie und einer Reihe weiterer Mitarbeiter Brigitte Beier Die Chronik der Deutschen Gutersloh und Munchen 2007 S 198 Helmut Feld Das Ende des Seelenglaubens Vom antiken Orient bis zur Spatmoderne Lit Verlag Dr W Hopf Berlin 2013 ISBN 978 3 643 12200 1 S 454 Michael Borgolte Juliane Schiel Bernd Schneidmuller Annette Seitz Hrsg Mittelalter im Labor Die Mediavistik testet Wege zu einer transkulturellen Europawissenschaft Europa im Mittelalter Band 10 Akademie Verlag Berlin 2008 ISBN 978 3 05 004373 9 S 428 Steffen Winkler Der lange Weg zum Gottesacker Trauerzuge in Glauchau und Niederlungwitz In Schriftenreihe Heft 12 Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau Glauchau 2008 Glauchauer Richtplatz im Jahre 1875 Abb 2 auf S 34 Normdaten Sachbegriff GND 7643550 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scheiterhaufen amp oldid 237692421