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Beim Judenpogrom in Strassburg am 14 Februar 1349 Valentinstag wurden in gewaltsamen Ausschreitungen die Juden in der Stadt Strassburg getotet Der Chronist Fritsche Closener sprach von etwa zweitausend Opfern Judenpogrom in Strassburg Emile Schweitzer 1894 Seit dem Fruhjahr 1348 kam es beginnend in Frankreich zu Pogromen an Juden in europaischen Stadten Uber Savoyen griffen sie dann bis November desselben Jahres auf deutschsprachiges Gebiet uber 1 Im Januar 1349 wurden in Basel und Freiburg Juden lebendig verbrannt Am 14 Februar wurde die gesamte judische Gemeinde in Strassburg ermordet Dieses tragische Pogrom ist eng mit dem Aufstand der Zunfte verbunden der sich funf Tage zuvor ereignete Nachdem 1332 eine blutige Auseinandersetzung der vorherrschenden Adelsgeschlechter der Mullenheim und der Zorn stattfand 2 haben andere die Macht ubernommen darunter die inzwischen einflussreichen adeligen Stettmeister Burgermeister Jakob Sturm von Sturmeck und Conrad Kuntz von Winterthur Auf den Posten des damals neu geschaffenen burgerlichen Ammeisters Ratssprecher war jetzt Peter Schwaber gewahlt worden der den Juden der Stadt Schutz garantierte Die Zunfte denen ein grosser Teil der Bevolkerung half lehnten sich insbesondere gegen Schwaber auf und hielten seine Macht fur zu gross 3 und seine Politik zu judenschonend 4 Inhaltsverzeichnis 1 Einzelheiten 1 1 Der Judenhass in der Bevolkerung 1 2 Die Judenschutzpolitik der Regierung 1 2 1 Taktische Massnahmen 1 2 2 Die Schutzpflicht gegenuber den Juden 1 3 Der Umsturz 1 3 1 Der Aufruhr der Handwerker 1 3 2 Die Hintermanner des Umsturzes 1 3 3 Das Resultat des Umsturzes 1 4 Der Pogrom 1 4 1 Verlauf 1 4 2 Ergebnis 1 4 3 Sicherung des Judenerbes 2 Die reichspolitische Dimension des Pogroms 3 Zusammenfassung 4 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 Quellen 7 Literatur 8 WeblinksEinzelheiten BearbeitenDer Judenhass in der Bevolkerung Bearbeiten Judenhass war in der damaligen Gesellschaft tief verwurzelt und fand vor allem in religiosen Ressentiments Hostienschandung Ritualmord Christusmord Weltverschworung u a Ausdruck Viele Juden hatten als Kreditgeber eine wichtige Position in der stadtischen Wirtschaft wurden dafur aber im Volk schlecht angesehen 5 Dabei waren die Juden wirtschaftlich durch enorme Abgaben und Steuern belastet die ihnen vor allem fur die Gewahrung von Schutz abverlangt wurden Formal gehorten die Juden zwar noch zur Kammer des Konigs die Rechte hatte dieser faktisch jedoch schon langst an die Stadt abgegeben die Bestatigung der betreffenden stadtischen Rechte durch Karl IV erfolgte bereits 1347 6 Strassburg nahm also den grossten Teil der judischen Steuern ein hatte dafur aber den Schutz der Juden zu ubernehmen die genauen Steuerleistungen regelten Vertrage z B der Trostbrief des Jahres 1338 als Reaktion auf die antijudische Armlederbewegung im Elsass ausgestellt Um die Forderungen der Stadt bewaltigen zu konnen mussten die Juden entsprechend wirtschaften und forderten damit wieder den Hass vonseiten der Bevolkerung und vor allem vonseiten der Schuldner 7 Vor dem Hintergrund der drohenden Pest wurde im Volk den Juden die Schuld am Schwarzen Tod durch Brunnenvergiftung vorgeworfen und offen ihre Verbrennung gefordert 8 Die Judenschutzpolitik der Regierung Bearbeiten Im Gegensatz zum Grossteil der Bevolkerung hielten der Rat und die Meister an der Politik des Judenschutzes fest und versuchten das Volk zu beruhigen und einen unkontrollierten Pogrom zu verhindern Taktische Massnahmen Bearbeiten Der Rat versuchte zunachst das Gerucht von der Brunnenvergiftung zu entkraften indem er ein Gerichtsverfahren gegen einige Juden anstrengte und sie foltern liess 9 Obwohl wie erwartet kein Gestandnis der Angeklagten erfolgte 10 liess man sie aufs Rad flechten Des Weiteren sperrte man das judische Wohnviertel und liess es von bewaffneten Wachen schutzen 11 Die Meister wollten den Rechtsweg gegenuber den Juden einhalten was in einer Situation in der sie selbst angefeindet wurden sicher auch der Selbsterhaltung und Machtsicherung diente 12 Ein Pogrom konnte sich leicht zu einem unkontrollierbaren Volksaufstand ausweiten wie es ein Jahrzehnt vorher die Armlederbewegung schon gelehrt hatte Dass die Gefahr eines Aufruhrs nun fur akut gehalten wurde beweist ein Brief des Kolner Stadtrats vom 12 Januar 1349 an die Strassburger Fuhrung der warnt dass in anderen Stadten solche Zusammenrottungen des einfachen Volkes schon zu vielerlei Ubel und Verwustung gefuhrt hatten 13 Daruber hinaus konnten die Unruhen den Gegnern die Moglichkeit geben die Macht zu ergreifen Die Burger selbst waren ja auf ahnliche Weise an die politische Fuhrungsposition des Ammeisters gekommen als sie den offen ausgebrochenen Streit zwischen den Adelsfamilien der Zorn und Mullenheim ausgenutzt hatten 14 Die Schutzpflicht gegenuber den Juden Bearbeiten Als faktischer Judenherr hatte die Stadt die Pflicht ihre Juden zu schutzen zumal diese dafur betrachtliche Summen als Gegenleistung erbrachten Darauf wies auch Peter Swarber hin Die Stadt habe sich bezahlen lassen und dafur eine befristete Sicherheitsgarantie mit Brief und Siegel gegeben Das solle die Stadt den Juden gegenuber auch einhalten 15 So konnte und wollte er einer Ermordung der Juden nicht zustimmen worin ihn die Angst vor negativen Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt sicherlich noch bestarkte Eine Schwachung der Stadt bedeutete auch eine Schwachung des burgerlichen Patriziats das fur die Betreibung des Fernhandels auf geregelte politische Verhaltnisse und eine gesunde stadtische Wirtschaft angewiesen war 16 Gerade den Juden fiel dabei eine wichtige Rolle zu Bei grosseren Investitionen war man von ihren Krediten abhangig sie sorgten durch ihre uberregionale Tatigkeit als Bankiers fur eine positive Handelsbilanz Strassburgs und fullten uberdies mit ihren Steuerleistungen die Stadtkasse 17 Es gab also genugend Grunde am Judenschutz festzuhalten Der Umsturz Bearbeiten Die Motivation der Stettmeister blieb den ubrigen Strassburgern wohl verborgen ihnen schien im Gegenteil eine andere Ursache viel wahrscheinlicher Man munkelte die Meister hatten sich von den Juden bestechen lassen dass sie sie so vehement gegen den Willen der Allgemeinheit schutzten 18 Deshalb galt es nun zunachst die Meister zu entmachten um dann den Volkswillen durchsetzen zu konnen Der Aufruhr der Handwerker Bearbeiten Durch die Schilderungen der Chronisten ergibt sich ein detailliertes Bild von den Vorgangen um die Absetzung der Meister Am Montag dem 9 Februar kamen die Handwerker vor dem Munster zusammen und eroffneten den Stettmeistern vor versammelter Menge dass sie sie nicht mehr in ihrem Amt lassen wollten weil sie zu viel Macht hatten 19 Diese Aktion war allem Anschein nach unter den Zunften abgesprochen denn sie trugen ihre Zunftbanner mit sich und traten zunftisch geordnet auf 20 Die Meister versuchten ihrerseits die Handwerker zur Auflosung der Versammlung zu bewegen allerdings ohne nachhaltigen Erfolg sie machten aber auch keine Anstalten der Forderung der Aufruhrer nachzukommen 21 Die Handwerker entschlossen sich nach einer eingehenden Beratung an der neben Vertretern der Zunfte auch die Vornehmsten der Ritter der Dienstleute und der Burger 22 teilnahmen zu einem neuen Anlauf Jetzt wurde den Meistern endgultig klar dass niemand mehr hinter ihnen stand so dass sie ihre Amter aufgaben Neuer Ammeister wurde Betscholt der metziger 23 Damit hatten die Zunfte ihre Ziele erreicht Das letzte Hindernis auf dem Weg zu der von ihnen geforderten Judenvernichtung war beseitigt und eine grossere Mitwirkungsmoglichkeit in der Stadtpolitik war verwirklicht 24 Die Hintermanner des Umsturzes Bearbeiten Die 1332 von der Macht verdrangten Adelsfamilien der Zorn und der Mullenheim versuchten ihre alte Stellung zuruckzugewinnen doch dazu mussten sie mit den Zunften koalieren 25 Sie bewaffneten sich gleichzeitig mit den Handwerkern als diese vor das Munster gingen 26 sie waren an den Beratungen wahrend des Aufstandes beteiligt und Adelige waren es auch die die Forderungen im Namen der Handwerker an die Stettmeister stellten 27 Die Adligen kooperierten aber nicht nur mit den Zunften sondern auch mit dem Strassburger Bischof Dies beweist das Treffen das einen Tag vor dem Umsturz stattgefunden hatte und bei dem es um die Judenangelegenheit gegangen war 28 Es hatte bei diesem Treffen nur darum gehen konnen auf welche Weise man sich der Juden entledigte denn dass man sich ihrer entledigte war schon knapp einen Monat vorher beschlossen worden Damals waren der Strassburger Bischof Vertreter der drei Stadte Strassburg Freiburg und Basel und elsassische Herrschaftstrager in Benfeld zusammengekommen um das Verhalten gegenuber den Juden abzusprechen die Teilnehmer hatten sich 1345 in einem Landfriedensbundnis zusammengeschlossen gerichtet gegen jede Art von Aufruhr 29 Um dieses Engagement des Bischofs und des elsassischen Landadels wusste auch Peter Swarber weshalb er warnt Wenn der Bischof und der hohere Adel sich ihnen gegenuber in der Judenangelegenheit durchsetzten so wurden sie nicht ruhen bis ihnen dies auch in allen anderen Fallen gelange 30 Doch konnte er damit niemand von der judenfeindlichen Einstellung abbringen Das Resultat des Umsturzes Bearbeiten Durch den Umsturz bekamen die beiden Adelsgeschlechter der Zorn und der Mullenheim seit 1333 war sie nicht mehr im Magistrat vertreten 31 ihre Macht zuruck Die alten Meister wurden bestraft die Stadtmeister durften 10 Jahre nicht in den Rat gewahlt werden der vielen verhasste Peter Swarber wurde verbannt sein Vermogen eingezogen 32 Die Zunfte durften im Gegenzug einen neuen Rat ernennen der neben Rittern auch stadtische Angestellte und Handwerker enthielt Der alte Rat wurde aufgelost und in den folgenden drei Tagen neu konstituiert einen Tag spater begann der Pogrom Der Pogrom Bearbeiten Verlauf Bearbeiten An dem fritage ving man die Juden an dem samestage brante man die Juden der worent wol uffe zwei tusend alse man ahtete 33 Die neuen Machthaber scherten sich weder um den Schutzvertrag mit den Juden noch um die finanziellen Verluste die der Stadt durch den Pogrom entstanden Den beiden abgesetzten Stadtmeistern fiel die Aufgabe zu die Juden unter dem Vorwand sie aus Strassburg weisen zu wollen zum Ort ihrer Ermordung zu fuhren 34 Dort war ein holzernes Haus aufgebaut worden in welchem die Juden lebendig verbrannt wurden Der Verbrennung sie soll sechs Tage gedauert haben 35 entgingen offenbar Taufwillige Kinder und schone Frauen 36 Ergebnis Bearbeiten Waz man den Juden schuldig waz daz wart alles wette und wurdent alle pfant und briefe die sie hettent uber schulde wider geben 37 Nachdem man sich der Juden entledigt hatte teilten die Morder deren Habe unter sich auf was ein weiteres Motiv fur den Mord nahelegt wan werent su arm gewesen und werent in die landesherren nut schuldig gewesen so werent su nut gebrant worden 38 Die Schuldner sahen im Judenmord eine Moglichkeit sich selbst zu sanieren und nutzten diese konsequent Viele derjenigen die den Umsturz gefordert hatten hatten bei den Juden Schuldbriefe liegen womit sich der Zusammenhang zwischen der Ablosung der Meister und dem Pogrom offenbart Neben Strassburger Adeligen und Burgern war auch der Bischof Berthold von Buchegg bei den Juden verschuldet seine verbliebenen Rechte an den Strassburger Juden waren verglichen mit seinen Schulden wohl bedeutungslos ebenso einige Landadlige und sogar bedeutende Landesfursten wie der Markgraf von Baden und die Grafen von Wurttemberg 39 Das Bargut der Juden wurde nach dem Willen des Rats an die Handwerker verteilt 40 wohl als eine Art Belohnung fur die Unterstutzung bei der Absetzung der Meister Dies war ihnen wahrscheinlich schon vorher versprochen worden wobei sie die Aussicht auf einen Anteil am Reichtum der Juden der wohl auch uberschatzt wurde noch mehr zum Judenmord angespornt haben durfte 41 Sicherung des Judenerbes Bearbeiten Nachdem nun innerhalb der Burgerschaft die Verteilung der Beute geregelt war musste man dafur sorgen dass es von niemandem streitig gemacht wurde Denn Konig Karl IV begann mit dem Strassburger Judenerbe Politik zu treiben indem er grosszugig Judenschuldtilgungen gewahrte Womoglich wollten auch die wenigen noch lebenden Strassburger Juden ihre Rechte am Erbe wahrnehmen 42 So entschloss man sich zu Gegenmassnahmen Man schloss am 5 Juni 1349 ein Bundnis mit dem Bischof und den elsassischen Landadeligen Strassburg bot die Hilfe im Kriegsfall und garantierte die Ruckgabe aller Pfand und Schuldbriefe dafur erhielt es die Zusicherung dass Bischof und Adelige Strassburg gegen jeden unterstutzten der es fur den Judenmord und die Einziehung des Judengutes zur Rechenschaft ziehen wollte 43 Daruber hinaus forderte der Strassburger Rat seine Bundnispartner auf selbst gegen die Juden vorzugehen Die Stadte und Herren die dem nicht nachkamen versuchte der Rat sogar mittels Landfriedens dazu zu zwingen 44 Mit diesen Massnahmen gelang es ihm dann auch das Judenerbe vollstandig unter Strassburger Verfugung zu halten In einer Urkunde vom 12 Juli 1349 gibt auch Karl IV seine Anspruche auf 45 Die reichspolitische Dimension des Pogroms BearbeitenStrassburg war im Spatmittelalter die bedeutendste Stadt am Oberrhein Seit sie 1262 die bischofliche Oberherrschaft abgestreift hatte war die Stadt selbstandig und faktisch reichsunmittelbar 46 So schlugen sich die Thronstreitigkeiten zwischen der luxemburgischen Partei mit Karl IV und der wittelsbachischen Partei mit Ludwig dem Bayern bis 1347 und Gunther von Schwarzburg auch auf stadtpolitischer Ebene nieder indem von beiden Seiten versucht wurde Parteiungen zu bilden Die burgerlich patrizische Fuhrung war bis zum Tod Ludwigs auf Seiten der Wittelsbacher danach schwenkten sie zu Karl IV um 47 der Stadtadel unterstutzte im Gegensatz dazu nun Gunther von Schwarzburg 48 Die Gegensatze beider Gruppierungen spiegeln sich auch im Thronstreit wider Durch den Thronstreit wurde auch das Judenregal zu einem politisch missbrauchten Machtinstrument Die Streitigkeiten verursachten hohe Kosten die man durch Verpfandung der koniglichen Judenrechte auszugleichen suchte 49 In Strassburg entstand so die interessante Situation dass das dem Konigtum dort verbliebene Recht an den Juden von den Rivalen an verschiedene Adressaten vergeben wurde Karl IV verpfandete es am 12 Dezember 1347 an den Grafen v Ottingen und Gunther am 2 Januar 1349 an den Grafen v Katzenelnbogen 50 Dadurch entstanden rechtliche Unsicherheiten da nicht klar war wer fur den Judenschutz zu sorgen hatte Obwohl Karl IV seine ursprunglichen Nutzungsrechte an den Strassburger Juden verloren hatte stellt sich die Frage weshalb er nichts zu deren Schutz unternahm und seinen Parteiganger Peter Swarber nicht stutzte Dabei waren seine Moglichkeiten allerdings begrenzt und ob sie die gewunschten Folgen gezeitigt hatten ist mehr als fraglich Dennoch Er hatte den Initiatoren des Pogroms zumindest drohen konnen indem er sie von einer Amnestiegewahrung ausgeschlossen hatte Amnestie konnte nur der Konig gewahren 51 Vielleicht lag ihm aber auch gar nichts am Schutz der Strassburger Judengemeinde da sich ihm die Chance bot durch den Judenmord wieder an den verlorengegangen Rechten zu verdienen Immerhin erhob er sofort nach dem Pogrom Forderungen an den Strassburger Rat mit der Begrundung der rechtmassige Judenherr und damit auch Erbe der Judenguter zu sein 52 Doch widersprechen dem seine allgemeinen Ausserungen uber die Juden 53 und die Tatsache dass ihm seiner Ansicht nach die Judenmorde grossen Schaden zugefugt hatten 54 Zusammenfassung BearbeitenDer Strassburger Judenmord stellt sich als geplante Aktion dar die auf dem Judenhass breiter Bevolkerungsschichten aufbaute und als Hauptziel die Schuldenbefreiung hatte Erleichtert wurde der Pogrom durch die gesellschaftliche Stellung der Juden im Mittelalter als Menschen minderen Rechts und Storfaktor der religiosen Homogenitat Wellen der Irrationalitat 55 die im Zusammenhang mit der Pest auftraten trugen zur Gewaltbereitschaft im Volk bei Die Adeligen scheinen dies erkannt zu haben und lenkten diese Aggressionen auch auf die Zunftmeister indem sie dem Volk suggerierten dass die Losung der Judenfrage nur durch die Absetzung der Meister erreicht werden konne Deren Gegner waren nicht nur Adelige und Handwerker auch das Burgertum beteiligte sich am Aufstand 56 Hierfur lassen sich vor allem zwei Grunde anfuhren Der erste lag in der Beschaffenheit der Meisteramter Die Meister wurden auf Lebenszeit gewahlt und insbesondere der Ammanmeister besass eine grosse Machtfulle Zudem kamen ausgepragte Antipathien gegenuber dem damaligen Inhaber des Amtes Peter Swarber 57 Zusammen war dies fur viele wohl eine untragbare Situation Der zweite Grund bestand darin dass die Schuldnerschaft bei den Juden nicht nur beim Adel existierte es gab wohl auch einige verschuldete Burger In Strassburg bestand wie anderswo nach dem Pogrom die Tendenz das Morden auf eine legale Stufe zu stellen indem man behauptete die Juden seien rechtmassig verurteilt 58 Man versuchte auch die Federfuhrung der Oberschichten zu vertuschen dadurch dass dem vulgus also dem niederen Volk der Judenpogrom in die Schuhe geschoben wurde Ansatze dazu sind bei Matthias von Neuenburg erkennbar der haufig den Ausdruck vulgus benutzt Haverkamp stellt hierzu fest Fur die nicht im Rat vertretene Stadtbevolkerung unter Einschluss der Stadtarmut lasst sich eine allgemein verbreitete Agitation gegen die Juden aus den Quellen nicht belegen In jedem Falle aber waren diese Volksmassen an dem Entscheidungsprozess uber die Juden ebenso wenig beteiligt wie sie bei der Ratsveranderung eine wesentliche Rolle gespielt haben 59 Siehe auch BearbeitenBasler JudenpogromEinzelnachweise Bearbeiten Kalendarium dazu bei Alfred Haverkamp 1981 S 35 38 Julius Kindler von Knobloch Oberbadisches Geschlechterbuch Band 3 Abgerufen am 29 Juni 2020 Der Chronist Fritsche Closener schreibt dazu su woltent den gewalt minren und glichern Closener S 128 Z 14f Drei Chronisten schildern ausfuhrlich die Geschehnisse in Strassburg 1 Closener 2 Twinger von Konigshofen 3 Mathias von Neuenburg Die Juden seien also hochtragenden mutes daz su niemanne woltent vorgeben und wer mit in hette zu dunde der kunde kume mit in uberein kummen Closener S 127 Z 7 9 S Haverkamp 1981 S 69 ohne Angabe der Quelle Dilcher S 24 Des murmelte daz volk gemeinliche und sprochent man solt su verburnen Closener S 127 Z 12 Closener S 127 Z 16f Closener S 127 Z 15f Neuenburg S 267 Z 4 6 mit anderer Tendenz Closener S 127 Z 17 24 Haverkamp 1977 In dieser Furcht vor Aufstanden druckt sich zweifellos auch die Labilitat der Herrschaftsverhaltnisse in den damals noch weit uberwiegend patrizisch beherrschten grosseren deutschen Stadten aus S 82f Haverkamp 1981 S 66 s dort Anm 156 Vgl Closener S 122f men hette gut genomen von den Juden und hette su getrœstet uf ein zil und hette in des besigelte briefe geben das solte in die stat ouch halten Twinger v Konigshofen S 761 Z 4 6 Dollinger zufolge sind die Burger im wesentlichen Kaufleute und vor allem grosse Handelsherren Dollinger S 198 denen es darauf ankommt die Geschafte zu fordern und in Friedenszeiten den Wohlstand der Stadt zu sichern der die Grundlage ihres eigenen Wohlstandes bildet ebd S 200 Nach Battenberg verbietet die Kirche den Christen die Zinsnahme und so fallt den Juden die Aufgabe zu das Kreditbedurfnis der mittelalterlichen Gesellschaft zu befriedigen Battenberg S 134f Zum Zinsverbot siehe Ex 22 24 EU und Lev 25 36 EU die sich beide auf Darlehen an Arme beziehen sowie die allgemein gehaltenen Stellen Dtn 23 20ff EU und Ps 15 5 EU Sie sprochent under einander die drige meister hettent gut genomen von den Juden das su su also fristetent wider aller mengliches wille Twinger von Konigshofen S 761 Z 10f Sie sprochent do offenlich zu den meistern su woltent su nut me zu meistern haben wand irs gewaltes were zu vil Closener S 128 Z 13f Closener S 128 Z 8f Ausfuhrlicher als bei Closener Twinger v Konigshofen S 761 Z 15 28 Vgl Closener S 128 Z 23 Twinger von Konigshofen S 763 Z 3f Closener S 128 Z 24 S 129 Z 19 Vgl Graus S 176 Twinger von Konigshofen S 761 Z 12 15 Twinger von Konigshofen S 761 Z 34 S 762 Z 15 nach Haverkamp war der Groshans Marx Ritter Claus Lappe ein Zorn Haverkamp 1981 S 64 Neuenburg S 267 Z 14 16 Siehe Haverkamp 1977 S 82 das Benfelder Treffen bei Twinger von Konigshofen S 760 Si episcopus et barones in hoc eis prevaluerint nisi et in aliis prevaleant non quiescent Neuenburg S 266 Z 7f Swarber warnt also vor einer Gefahrdung der stadtischen Unabhangigkeit Wappenbuch der Strassburger Stettmeister und Ammeister Abgerufen am 29 Juni 2020 Vgl Closener S 130 Closener S 130 Z 5f Ubersetzung Am Freitag nahm man die Juden gefangen am Samstag verbrannte man sie es waren etwa zweitausend wie man schatzte Neuenburg S 268 Z 7 9 Diessenhoven S 70 Neuenburg S 268 Z 12 14 Closener S 130 Z 9 11 Ubersetzung Was man den Juden schuldete das war alles beglichen und alle Pfander und Kreditbriefe die die Juden besassen wurden zuruckgegeben Twinger von Konigshofen S 764 Z 1 3 Ubersetzung Wenn sie arm gewesen waren und ihnen die adeligen Landbesitzer nichts geschuldet hatten so waren sie nicht verbrannt worden MGH Const IX Nr 227 S 172 173 Nr 240 S 186 187 Closener S 130 Z 11f Einige scheint doch das schlechte Gewissen geplagt zu haben vgl Twinger von Konigshofen S 764 Z 3 5 Graus S 185 Graus S 185 Vgl MGH Const IX Nr 433 S 330 Vgl Graus S 185 Zum Kampf zwischen Bischof und Stadt vgl Twinger v Konigshofen S 652 663 Graus S 232 u Haverkamp 1981 S 69f Haverkamp 1981 S 69 Graus S 232 Vgl Haverkamp 1981 S 69 Vgl Graus S 234 Graus S 185 darumb gebieden wir uch ernstliche und bij unsern hulden daz ir die Juden an libe und an gude unbeschediget lasset MGH Const IX Nr 445 S 341 wanne es der Judenmord uns und den Reich grozzen schaden bringet MGH Const IX Nr 433 S 330 Dilcher S 26 Closener S 128 Z 21 24 legt dies nahe Closener S 129 Z 20 29 Graus S 183 besonders Anm 94 Haverkamp 1981 S 65 Quellen BearbeitenChronica Mathiae de Nuwenburg In Adolf Hofmeister Hrsg Scriptores rerum Germanicarum Nova series 4 Die Chronik des Mathias von Neuenburg Chronica Mathiae de Nuwenburg Berlin 1924 S 264 269 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Handschrift B Neuenburg Chronik 1400 1415 des Jakob Twinger von Konigshofen In E Hegel Hrsg Chroniken der deutschen Stadte Bde 8 9 Die Chroniken der oberrheinischen Stadte Bde 1 2 Leipzig 1870 Twinger von Konigshofen Heinricus de Diessenhoven In A Huber Hrsg aus dem Nachlass J Bohmers Fontes Rerum Germanicarum Bd 4 Stuttgart 1868 ND 1969 Diessenhoven Monumenta Germaniae Historica Constitutiones et acta publica imperatorum et regum Bd IX bearb v M Kuhn Weimar 1974 1983 MGH Const IX Strassburger Chronik des Fritsche Closener In E Hegel Hrsg Chroniken der deutschen Stadte Bd 8 Die Chroniken der oberrheinischen Stadte Bd 1 Leipzig 1870 Closener Literatur BearbeitenFriedrich Battenberg Zur Rechtsstellung der Juden am Mittelrhein in Spatmittelalter und fruher Neuzeit In Zeitschrift fur historische Forschung 6 1979 S 129 183 Battenberg Neithard Bulst Der Schwarze Tod Demographische wirtschafts und kulturgeschichtliche Aspekte der Pestkatastrophe von 1347 1352 Bilanz der neueren Forschung In Saeculum 30 S 45 67 Bulst Gerhard Dilcher Die Stellung der Juden in Recht und Verfassung der mittelalterlichen Stadt In Karl E Grozinger Hrsg Judentum im deutschen Sprachraum Frankfurt a M 1991 S 17 35 Dilcher Philippe Dollinger Das Patriziat der oberrheinischen Stadte und seine inneren Kampfe in der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts In Heinz Stoob Hrsg Altstandisches Burgertum Bd II Darmstadt 1978 S 194 209 Dollinger Frantisek Graus Pest Geissler Judenmorde Das 14 Jahrhundert als Krisenzeit Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte 86 Gottingen 1987 Graus Alfred Haverkamp Die Judenverfolgungen zur Zeit des Schwarzen Todes im Gesellschaftsgefuge deutscher Stadte In ders Hrsg Zur Geschichte der Juden im Deutschland des spaten Mittelalters und der fruhen Neuzeit Monographien zur Geschichte des Mittelalters 24 1981 S 27 93 Haverkamp 1981 Alfred Haverkamp Der Schwarze Tod und die Judenverfolgungen von 1348 49 im Sozial und Herrschaftsgefuge deutscher Stadte In Trierer Beitrage Aus Forschung und Lehre an der Universitat Trier Sonderheft 2 1977 S 78 86 Haverkamp 1977 Dirk Jackel Judenmord Geissler Pest Das Beispiel Strassburg In Mischa Meier Hrsg Pest Die Geschichte eines Menschheitstraumas Stuttgart 2005 S 162 178 Weblinks BearbeitenDas Valentinstag Massaker 1349 franzosisch Wenn ihnen der Adel nichts geschuldet hatte waren sie nicht verbrannt worden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judenpogrom in Strassburg 1349 amp oldid 231280999