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Hustaler Schreibweise auch Husstaler ist die Bezeichnung fur eine talerformige Medaille zum Gedenken an den bohmischen Reformator Jan Hus der 1415 in Konstanz als Ketzer verbrannt wurde Die zahlreichen Nachgusse und der fast 200 jahrige Herstellungszeitraum zeugen von grossem Interesse an diesen gepragten und als Guss ausgefuhrten Stucken die alle Privatausgaben sind Hustaler unsignierte Silbergussmedaille um 1717 Inhaltsverzeichnis 1 Medailleure 2 Beschreibung der Gussmedaille 2 1 Vorderseite 2 2 Ruckseite 3 Erlauterung 3 1 Die Prophezeiung 3 2 Lessers Erlauterung zum Vorder und Ruckseitenbild 4 Literatur 5 EinzelnachweiseMedailleure Bearbeiten nbsp Signatur Monogramm des Hustalers um 1537In Nachschlagewerken ist grosstenteils angegeben dass die von Ludwig Neufarer und Hieronymus Magdeburger 1 2 3 signierte Silbermedaille erstmals um 1537 in Talergrosse gepragt wurde In Katalogen wird diese Signatur meistens nur der Werkstatt von Hieronymus Magdeburger zugewiesen 4 Das Munzkabinett in den Staatlichen Museen zu Berlin nennt Hieronymus Dietrich als Medailleur der ersten heute seltenen Medaillenpragungen und bezieht sich dabei auf eine Mitteilung von Viktor Kratz aus dem Jahr 1936 in der er das Monogramm auf den ersten Pragungen nicht Hieronymus Magdeburger sondern Hieronymus Dietrich zuweist 5 Hieronymus Dietrich war der fruchtbarste Stempelschneider der erzgebirgischen Medaille im zweiten Viertel des 16 Jahrhunderts 6 Eine seltene Nachpragung des sogenannten Hustalers mit der Signatur CIL am Brustbildabschnitt ist von Christoph Jakob Leherr oder Lehenherr 1656 1707 dem Stempelschneider der nach 1683 bis 1707 in Augsburg tatig war als Falschmunzer zum Tode verurteilt und in Ol gesotten 7 oder nach anderer Quelle 8 enthauptet wurde Seine Pragung diente wahrscheinlich als Vorlage fur die Silbergussmedaillen um 1717 die mit grosser Wahrscheinlichkeit aus der Werkstatt von Christian Wermuth stammen 9 Wermuth war seit 1686 an der Gothaer Munze als Munzgraveur und Medailleur bis zu seinem Tod im Jahr 1739 tatig Er besass das Privileg fur die Herstellung von Medaillen in eigener Werkstatt 10 Beschreibung der Gussmedaille BearbeitenDie hier abgebildete unsignierte Silbergussmedaille Durchmesser 41 mm Gewicht 21 54 g ist nach einem gepragten Original hochstwahrscheinlich von Christian Wermuth um 1717 11 hergestellt worden Die Munzaufschrift und das Motiv der Medaille sind mit den gepragten Originalen des Stempelschneiders Christoph Jakob Leherr identisch Vorderseite Bearbeiten Die Vorderseite zeigt das Brustbild des Reformators Jan Johannes Hus mit hoher Kappe Umschrift CREDO VNAM ESSE ECCLESIAM SANCTAM CATOLICAM Ubersetzung lt Munzkabinett Staatliche Museen zu Berlin Ich glaube an eine einzige heilige katholische Kirche Ubersetzungsvariante von Cyprianus 1719 Ich glaube dass eine allgemeine heilige Catholische Kirche sey 12 Zu beiden Seiten des Brustbilds ist der Name des Reformators IOA HVS geteilt aufgepragt Ruckseite Bearbeiten Auf der Ruckseite ist Hus mit der Ketzermutze 13 im Scheiterhaufen stehend an einem Pfahl gebunden dargestellt In der Umschrift aussen der Spruch CENTVM REVOLVTIS ANNIS DEO RESPONDEBITIS ET MIHI Ubersetzungsvarianten Wenn hundert Jahre vergangen sind werdet ihr Gott und mir antworten 14 Nach Verlauf von hundert Jahren werdet ihr Gott und mir Rechenschaft ablegen 15 Dieser Spruch wurde nachtraglich als prophetische Vorhersage der Reformation aufgefasst Er ist jedoch von Hus nicht geaussert worden 16 Umschrift innen ANNO A CHRIST o NA TO 1415 IO hannes HVS und die Aufschrift im Munzbild zu beiden Seiten des Verurteilten CON DEM NA TVR Ubersetzung Johann Hus im Jahr 1415 nach Christi Geburt erfolgter VerurteilungErlauterung BearbeitenJan Johannes Hus geb um 1370 in Husinec in Sudbohmen gest am 6 Juli 1415 in Konstanz war Rektor der Karls Universitat seit 1402 zugleich Prediger an der Bethlehemskapelle in Prag Er kampfte fur tiefgreifende Reformen der Kirche und Gesellschaft Am 6 Juli 1415 wurde er in Konstanz als Erzketzer Haretiker verbrannt weil er seine Lehren wahrend des Konzils von Konstanz nicht widerrufen wollte Die Verurteilung erfolgte trotz Zusicherung freien Geleits durch Konig Sigismund 17 18 Die Ausgabe der Medaille wurde durch die lutherische Reformation veranlasst 19 Die Prophezeiung Bearbeiten In der Monatliche Unterredung von 1694 herausgegeben von Thomas Fritsch bezweifelte Pompejus 1591 1659 dass der Spruch in der Umschrift der Ruckseite des Hustalers CENTVM REVOLVTIS ANNIS DEO RESPONDEBITIS ET MIHI Ubersetzt Wenn hundert Jahre vergangen sind werdet ihr Gott und mir antworten von Hus stammt Ich will leicht zugeben sprach Pompejus das alle diese Medaillen in Bohmen gepraget worden aber dass es Husssi Worte sind zweiffele ich sehr Es sind zwey Prophezeyungen vom Hussen bekannt die mit nichten zu confundiren Die erste ist die von der Ganss und dem Schwan welche Lutherus selbst auff sich gezogen hat Darin heisst es Sie werden itzt eine Gans braten denn Huss heist eine Gans aber uber 100 Jahren werden sie einen Schwan singen Horen den sollten sie ungebraten lassen Luther erklart dazu das Hus solches aus dem Gefangniss in Bohmer Land geschrieben habe Die andere Prophezeyung Hussens ist nun die obige von der nach 100 Jahren bevorstehenden Rechtfertigung Je langer ich die Sache und Umstande erwege so Pompejus je ungewisser ich werde Denn ich wolte nicht gern sagen dass die Bohmen des Hussi und Hieronymi Prophezeyungen confundiret und gleichwol finde ich in Hussi Schrifften nichts von den 100 Jahren 20 Lessers Erlauterung zum Vorder und Ruckseitenbild Bearbeiten nbsp Bildnis Jan Hus um 1562Friedrich Christian Lesser beschrieb 1739 das Medaillenbildnis von Jan Hus hagere Gestalt mit einer spitzigen Nase einem Knebel Barthe an der Oberlippe und einem Barthe welcher von den Ohren herab unten an denen Wangen nach dem Kinne gehet und da selbst spitzig auslaufet Laut Lesser gibt es ein aus Craslaw in Bohmen stammendes Bild mit der Abbildung Johann Hussens nebst Joh Ziska der den Hussiten Krieg gefuhret Ob dieses Bildniss am Alter gemahlet worden so Lesser kann ich in Ermangelung gewisser Nachricht nicht sagen Das aber ist gewiss dass es mit alten Kupfer Stichen welche Hussens Gesichts Bildung zeigen ubereinkomme Im Medaillenbildnis tragt Huss auf seinem Haupt nach alter Manier ein Paret 21 Zum Ruckseitenbild der Medaille erklart Lesser dass Hus nacket so wol mit dem Halse als auch mit den Handen durch Stricke ruckwarts an 3 Pfale gebunden und nur einen Schurz um die Lenden hat Unter ihm ist der Scheiter Hauffen 22 Literatur BearbeitenFriedrich von Schrotter N Bauer K Regling A Suhle R Vasmer J Wilcke Worterbuch der Munzkunde de Gruyter Berlin 1970 Nachdruck der Originalausgabe von 1930 Reprint 2012 ISBN 978 3 11 185103 7 Heinz Fengler Gerd Gierow Willy Unger Transpress Lexikon Numismatik Transpress Berlin 1976 4 Auflage Berlin 1988 ISBN 3 344 00220 1 Jahresberichte fur deutsche Geschichte darin A Suhle Munzkunde aus der Zwischenkriegszeit 1925 1938 2005 ISSN 0075 286X Hans Putz Staatengeschichte des Abendlandes im Mittelalter von Karl den Grossen bis auf Maximilian Paderborn Nachdruck des Originals von 1887 Hustaler S 385 Thomas Fritsch Hrsg Monatliche Unterredungen einiger guten Freunde von allerhand Buchern und Leipzig 1694 S 270 271 Friedrich Christian Lessers Besondere Muntzen Welche So wohl auf Gelehrte Gesellschafften Als auch Auf Gelehrte Leute gepraget worden Frankfurt und Leipzig 1739 S 387 389 Christian Schlegel Hrsg Ernst Salomon Cyprian Hilaria evangelica oder theologisch historischer Bericht vom andern evangelischen Jubelfest 1719 3 Teil S 76 OCLC 632653027Einzelnachweise Bearbeiten Heinz Fengler transpress Lexikon Numismatik S 153 Friedrich von Schrotter Worterbuch der Munzkunde S 277 unter Husstaler P W Hartmann Das grosse Kunstlexikon 2010 acsearch Medaille auf den bohmischen Reformator Johannes Hus hier um 1530 angegeben Werkstatt Hieronymus Magdeburger gepragtes Original Slg Donebauer 3445 Katz 70 Interaktiver Katalog des Munzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin Memento des Originals vom 11 Oktober 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot ww2 smb museum Jahresberichte fur deutsche Geschichte darin A Suhle Munzkunde aus der Zwischenkriegszeit 1925 1938 Stand 2005 acsearch Schautalerformige Silbermedaille o J Stempel von C J Leherr auf die Verbrennung des Jan Hus 43 mm 27 90 g Wissner Verlag Stadtlexikon Augsburg Munzkabinett Staatliche Museen zu Berlin Heinz Fengler transpress Lexikon Numismatik S 418 acsearch Silbergussmedaille o J um 1717 unsigniert wohl Chr Wermuth Verbrennung des Jan Hus Ernst Salomon Cyprianus Bericht vom andern evangelischen Jubelfest 1719 3 Teil S 76 Ubersetzung der Vorderseite Medaille mit Luther Hus der Spruch ist der gleiche Hans Putz Staatengeschichte des Abendlandes im Mittelalter S 385 Heinz Fengler transpress Lexikon Numismatik S 153 Ubersetzung des Spruchs Munzkabinett Staatliche Museen zu Berlin Ubersetzung des Spruchs Heinz Fengler transpress Lexikon Numismatik S 153 ist jedoch von Hus nicht geaussert worden Historisches Lexikon der Schweiz 2015 Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage 1885 1890 S 839 Heinz Fengler transpress Lexikon Numismatik S 153 Die Erscheinung des Hustalers wurde durch die lutherische Reformation veranlasst Thomas Fritsch Hrsg Monatliche Unterredungen einiger guten Freunde S 270 275 Friedrich Christian Lessers Besondere Muntzen S 387 388 Friedrich Christian Lessers Besondere Muntzen S 388 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hustaler amp oldid 234240053