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Der reformatorische Bildersturm war eine Begleiterscheinung der Reformation im 16 Jahrhundert Auf Weisung von Theologen und der Obrigkeiten die die reformatorische Lehre angenommen hatten wurden Gemalde Skulpturen Kirchenfenster und andere Bildwerke mit Darstellungen Christi und der Heiligen sowie weiterer Kirchenschmuck teilweise auch Kirchenorgeln aus den Kirchen entfernt teils verkauft oder beschlagnahmt zerstort oder beschadigt Flugblatt Klagrede der armen verfolgten Gotzen und Tempelbilder Erhard Schon um 1530 hier ohne Text 1 Bildersturm in Holland Darstellung von 1882 Ikonoklastische Ausschreitungen von Calvinisten in der Liebfrauenkathedrale von Antwerpen am 20 August 1566 Kupferstich von Frans Hogenberg 1588 Der Bildersturm betraf Stadte und Dorfer in ganz Europa vor allem im Heiligen Romischen Reich 1522 1566 einschliesslich der Schweiz und der Spanischen Niederlande 1566 Zudem waren auch Schottland 1559 und wahrend des Burgerkriegs 1642 1649 England betroffen Inhaltsverzeichnis 1 Theologie 2 Kunstgeschichte 3 Etymologie 4 Vorgeschichte 4 1 Bildtheologie vom fruhen Christentum bis zum 10 Jahrhundert 4 1 1 Fruhchristliche Bildapologetik 4 1 2 Byzantinischer Bilderstreit 4 2 Bildpraxis im Mittelalter 4 2 1 Werkfrommigkeit 4 2 2 Verehrung von Darstellungen Christi und der Heiligen 4 3 Bilderkritik im 14 und 15 Jahrhundert 4 4 Bilderkritik der Reformatoren 4 5 Bilderkritik der Reformationsgegner 5 Bildersturm in einzelnen Orten 5 1 Norden des Reichs 5 2 Wittenberg 5 3 Schweiz 5 4 Suden des Reichs 5 5 England 5 6 Niederlande 5 7 Siebenburgen 6 Folgen des Bildersturms 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Bildersturm in der Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseTheologie BearbeitenDem Bildersturm liegt ein theologischer Konflikt innerhalb des Christentums zugrunde Zwar ubernahm das Christentum vom Judentum die zehn Gebote doch wurden in der Spatantike und im Mittelalter zunehmend Darstellungen Christi und der Heiligen angefertigt teils auch in die Liturgie einbezogen Rechtfertigungen der Bilderverwendung beriefen sich auf folgende Argumente Bilder dienten der einfacheren Vermittlung der Katechese an des Lesens Unkundige Gott habe sich durch die Menschwerdung selbst in menschlicher Gestalt gezeigt und sei in dieser Gestalt darstellbar die Verehrung des Bildes gelte nicht dem Werk selbst sondern dem Dargestellten Diese Begrundung war schon in der Spatantike umstritten In der Fruhzeit der orthodoxen Kirchen gab es kurze Phasen in denen die Ikonoklasten dominierten die sich auf das erste Gebot beriefen Die Reformatoren lehnten die Anfertigung christlicher Bildwerke ebenfalls grundsatzlich ab Die Theologie der Reformation sah in der liturgischen Verwendung Gotzendienst und sinnliche Ablenkung von der Frommigkeit Gemassigte Reformatoren im Umfeld Martin Luthers erlaubten Bilder fur didaktische Zwecke andere etwa Ulrich Zwingli und Johannes Calvin traten fur ein volliges Bilderverbot ein Sie bewirkten in ihrem Einflussbereich die Entfernung samtlicher figurlicher Darstellungen aus dem Innenraum der Kirchengebaude Die schottischen Presbyterianer lehnten sogar grosse Kirchengebaude als Ausdruck menschlicher Hybris ab Kunstgeschichte BearbeitenDurch den Bildersturm gingen sehr viele Kunstgegenstande des Mittelalters unwiederbringlich verloren Die wenigen als protestantische Bauten vollendeten oder neugeschaffenen Kirchen der Spatgotik hatten von vornherein keinen Skulpturenschmuck Etymologie BearbeitenDer deutsche Ausdruck Bildersturm ist seit den 1530er Jahren in Gebrauch Das lateinische Mittelalter sprach von iconoclastes yconoclastes oder mittelgriechisch eikonoklasths In der Fruhzeit der orthodoxen Kirchen waren die Ikonoklasten Vertreter einer Stromung die zum byzantinischen Bilderstreit fuhrte In spateren Jahrhunderten vor der Reformation wurden als iconoclastes meist Delinquenten bezeichnet die mutwillig christliche Kunst beschadigten man nahm jedoch nicht an dass sie Ketzer sondern dass sie von Damonen verfuhrt oder mit dem Teufel im Bunde gewesen seien Die deutsche Ubersetzung Bildersturmer trug von der ersten Verwendung um 1530 an die Konnotation eines kollektiven aufstandischen und illegalen Vorgangs 2 der zur Verbreitung eines neuen Glaubens diente Bildersturmer wollen einen neuen Glauben predigen Goethe 3 Bilderfreunde und Bilderfeinde Sturmer und Schirmer wurden in den zeitgenossischen und spateren Debatten einander polemisch gegenubergestellt Vorgeschichte BearbeitenBildtheologie vom fruhen Christentum bis zum 10 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Bildpraxis des Fruhmittelalters Justinian II rechts liess erstmals ein Christusbild links auf eine byzantinische Munze pragen 705 n Chr Im Christentum gab es beinahe von Anbeginn an Auseinandersetzungen um die Frage ob es erlaubt sei Bildnisse Christi und der Heiligen anzufertigen und diese Bildwerke zum Teil christlicher Riten zu machen Die neue Religion wurzelte im Judentum und ubernahm in den Zehn Geboten auch das Verbot Bildnisse Gottes anzufertigen 4 Der Tanz um das Goldene Kalb stand im Judentum wie im Christentum fur die gotteslasterliche Verehrung eines Gotzen Zudem wollte sich das Christentum von den bilderfreundlichen romischen und griechischen Religionen abgrenzen Vom 3 bis 7 Jahrhundert wurden Illustrationen biblischer Erzahlungen und Abbilder der Heiligen jedoch zunehmend ublich Bildwerke biblischen Inhalts erschienen zuerst als Reliefs oder Fresken auf romischen Sarkophagen Grabern und Kirchen fruhestes belegtes Beispiel ist die Hauskirche von Dura Europos wurden apotropaisch verwendet und schliesslich wie Reliquien in die Liturgie einbezogen Der byzantinische Kaiser Justinian II liess das Antlitz Christi zu Anfang des 8 Jahrhunderts erstmals sogar auf Munzen pragen Die sich immer mehr ausbreitende Praxis war ein Problem fur die christliche Theologie die entweder mit vollstandiger oder teilweiser Verurteilung Ikonoklasten oder apologetischer Rechtfertigung reagierte Wahrend Fresken und vor allem Glasmosaiken wie in Ravenna zunehmend Verbreitung fanden hielt man sich mit Skulpturen noch lange Zeit zuruck Bereits im fruhen Christentum entfaltete sich die christliche Bildtheologie die im Wesentlichen um folgende Fragen kreiste ob die Verehrung von Abbildern Christi und der Heiligen zu tolerieren sei weil sie nicht den Bildern selbst sondern den in ihnen verkorperten Personen gelte oder ob sie als heidnischer Gotzendienst zu untersagen sei welche Art der Verehrung den Bildern wenn uberhaupt rechtmassig zukommen durfe Latrie oder Dulia welche Ikonografie Gottes zulassig sei in seiner menschlichen Form als Christus oder als Dreifaltigkeit Fruhchristliche Bildapologetik Bearbeiten Einige wenige Argumente die bereits im 4 bis 8 Jahrhundert formuliert wurden dominierten die Rechtfertigung der christlichen Bildpraxis bis zur Reformationszeit und daruber hinaus Kommunikative Aufgabe der Bilder Die didaktische Rechtfertigung wird auf Papst Gregor den Grossen Amtszeit 590 604 zuruckgefuhrt Bilder seien nutzlich zur Unterweisung der Leseunkundigen Bildkatechismus Bilder regten die Menschen zur Andacht an Mystik und stutzten das Gedachtnis Memoria 5 Gregors Argumente besonders die Funktion der Bilderzahlung als litteratura illiterato fanden sehr weite Verbreitung und dienten spateren Bildbefurwortern als wichtigste Standardargumente Nicht zuletzt stutzten sie sich auf die Auctoritas eines grossen Kirchenlehrers Gregors Lehre wurde ins Kirchenrecht aufgenommen 6 Im Jahr 1025 bekraftigte die Synode von Arras diese Ansicht sie wurde durch viele Autoren wie etwa Walahfrid Strabo 7 und Honorius Augustodunensis 8 bestatigt und fand sogar noch bei Luther Anerkennung Ob die komplexen mittelalterlichen Bilderzahlungen in der Praxis diese didaktische Rolle uberhaupt erfullen konnten ist heute umstritten die meisten Bildformen waren wohl an theologisch vorgebildete Rezipienten gerichtet 9 Verweischarakter des Bildes Im fruhen Christentum verteidigte der Kirchenvater Athanasius um 298 373 die Verehrung von Christusbildern mit folgendem Argument Die Verehrung die man Bildern Christi entgegenbringe gelte nicht dem materiellen Bild sondern Christus selbst Athanasius argumentiere mit einer Analogie zur Verehrung von Bildnissen des romischen Kaisers Der Kniefall vor dem Bild des Kaisers war in spatromischer Zeit so viel wert wie der Kniefall vor dem Kaiser selbst Entsprechend galt eine Schandung des Kaiserbildes als Vergehen an dessen Person und wurde streng bestraft Vor Bildern des Kaisers fiel man rituell nieder entzundete Weihrauch und sprach Furbitten gleiches durfte man demzufolge auch vor Bildern Christi tun da es nicht dem Bild selbst sondern Christus gelte Die richtige Art der Verehrung verschiedener Bildgegenstande differenzierte spater Thomas von Aquin siehe Abschnitt Bildpraxis im Mittelalter Menschwerdung Gottes Ebenfalls sehr fruh beriefen sich Bildapologetiker auf die Rechtfertigung dass Gott sich selbst zweifach in menschlicher Form gezeigt habe In seiner Menschwerdung habe sich Gott selbst in Jesus Christus eine menschliche Form gegeben Das aber konnte nur heissen In seiner menschlichen Form konnte Gott abgebildet werden Das Fleischwerdungsargument wurde vom Ersten Konzil von Nicaa im Jahr 325 vorgebracht und durch Johannes von Damaskus im 8 Jahrhundert wirkmachtig verbreitet Augustinus im 5 Jahrhundert erganzte ein weiteres Argument Gott habe den Menschen nach seinem Bild erschaffen wodurch selbst nach dem Sundenfall eine Ahnlichkeit similitudo mit Gott geblieben sei Wenn man den Menschen abbilde so bilde man auch das Gottliche in ihm ab Byzantinischer Bilderstreit Bearbeiten Im 8 und 9 Jahrhundert kam es zu schweren bildtheologischen Auseinandersetzungen in der byzantinischen Oberschicht die sich gegen eine angeblich ausufernde Bilderverehrung richtete Kaiser Leo III liess eine monumentale Christusstatue zerstoren im nun folgenden sogenannten byzantinischen Bilderstreit folgte die erste schriftliche bildtheologische Debatte bei der die Standpunkte beiderseits theoretisch fundiert wurden Das Zweite Konzil von Nicaa im Jahr 787 bestatigte die Bildapologetik des Johannes von Damaskus als Lehrmeinung und verwarf damit die Beschlusse des Konzils von Hiereia 33 Jahre zuvor das die gottliche Natur fur nicht darstellbar erklart hatte Die Synode von Frankfurt 794 unter Karl dem Grossen versuchte von Westeuropa aus auf das Zweite Konzil von Nicaa zu antworten Unter Karl dem Grossen wurden Skulpturen in Westeuropa als kirchliche Kultbilder verboten mit Ausnahme des Kruzifixes und der didaktischen Bilderzahlung Langfristig konnten sich die Bildgegner jedoch weder im Westen noch im Osten Europas durchsetzen Den byzantinischen Bilderstreit legte Theodora II im Jahr 843 bei und gab damit fur die Ostkirche die Verehrung der Ikonen frei Bereits um die Mitte des 10 Jahrhunderts wurden auch in Mitteleuropa wieder erste Reliquienstatuen hergestellt die fruhesten wahrscheinlich in Clermont Ferrand und Sainte Foy womit eine Blutezeit der mittelalterlichen Sakralkunst begann 10 Bildpraxis im Mittelalter Bearbeiten nbsp Kolner Hermann Ida Kreuz mit Reliquienbehalter 11 Jahrhundert Vom 10 bis ins 15 Jahrhundert bluhte die Sakralkunst in Europa mit theologischem Segen und kirchlicher Forderung Kritik an der Bildpraxis galt als Haresie fast alle namhaften Theologen die sich zu dieser Frage ausserten befurworteten den Einsatz von Bildern in Kirchen 11 Die seltene Bildkritik des Hochmittelalters richtete sich gezielt gegen die uberreiche Ausstattung der Kirchen und die Verschwendungssucht der Ordensgemeinschaften wenn etwa Bernhard von Clairvaux gegen die reich geschmuckten Kirchen der Cluniazenser anging nicht jedoch gegen die Einbeziehung der Bilder in die religiose Praxis 12 Die hochmittelalterliche Scholastik erarbeitete sowohl eine komplexe Bildtheorie als auch eine bilderfreundliche Theologie des Bildes 13 Fur Thomas von Aquin haben Bilder einen relationalen Charakter sie sind nur insofern sie Bild von etwas sind Die Verehrung gelte damit nicht dem Zeichen signum selbst sondern dem Gemeinten signatum also der dargestellten Person Das Bild Christi werde daher nicht als materieller Gotze verehrt sondern immer als Reprasentant Christi Da Gott sich in Christus in menschlicher Form gezeigt habe habe auch die Darstellung des Gekreuzigten Teil am Gottlichen Christus werde wie den anderen gottlichen Personen die hochste Form der Verehrung die Anbetung Latrie entgegengebracht Den Heiligen solle Ehrerbietung Dulia zukommen die besondere Verehrung der Mutter Gottes unter den Heiligen wird als Hyperdulie bezeichnet Auch Bonaventura argumentierte in diese Richtung Damit war in der Westkirche eine ahnliche Bildpraxis theologisch fundiert wie sie in der Ostkirche bereits seit Jahrhunderten praktiziert wurde Nach Thomas Tod kam zwar von einigen Theologen namentlich Heinrich von Gent und Durandus von St Pourcain Kritik an dessen bildapologetischen Auffassungen doch blieb diese lange Zeit wirkungslos 14 Der namhafteste Kritiker an der Kultpraxis selbst war unter den Scholastikern Petrus Abaelardus dessen erhaltene Ausfuhrungen gegen den christlichen Gotzenkult jedoch offenbar nicht zirkulierten oder von seinen Gegnern heimlich geteilt wurden jedenfalls ausserten sie sich nicht dazu Abaelard richtete sich gegen den illusorischen Charakter des Bildes das der Mensch verehrt als steckte ein lebendiger Gott darin wo doch jedes andere Lebewesen erkennen konne dass dem nicht so sei 15 Werkfrommigkeit Bearbeiten Die Praxis der Werkfrommigkeit verlangte vom mittelalterlichen Menschen ein Seelgerat anzulegen das heisst einen wesentlichen Teil seines Erbes zu stiften um seine Zeit im Fegefeuer zu verkurzen und das Seelenheil schneller zu erlangen Diese Stiftungen verwaltete bis zur Wiederkehr Christi die Kirche Beliebte Stiftungen waren Altare Wandgemalde oder Altarretabel auf denen im Spatmittelalter auch zunehmend die burgerlichen Stifter selbst neben den Heiligen auftauchten Stifterbild Das Mittelalter kannte eine Vielzahl an christlichen Bildgattungen die unterschiedlichen religiosen Zwecken dienten Samtliche bekannten Materialien und Medien von kostspieligen Buchmalereien und Elfenbeinschnitzereien uber Glasmalerei Holzschnitzerei und Wandmalerei bis zum weit verbreiteten Einblattholzschnitt kamen zum Einsatz Erzahlungen in Bildern berichteten an Kirchenwanden in der Buchmalerei auf Reliquienschreinen und anderen liturgischen oder profanen Gegenstanden von der Heilsgeschichte den biblischen Ereignissen den Wundern Jesu oder dem Jungsten Gericht Der Typ des kultischen Reprasentationsbildes etwa als Vortragekreuz oder Gnadenbild wurde in der Liturgie und bei Wallfahrten verwendet Zur privaten innigen Kontaktaufnahme zu Christus und den Heiligen waren Andachtsbilder in Form des Schmerzensmanns des Ecce homo oder der Pieta in Gebrauch Im weitesten Sinne dienten alle Bildwerke der Bildkatechese im Sinne Gregors des Grossen als Hilfsmittel zur didaktischen Unterweisung der schriftunkundigen Laien Hierfur wurden auch spezielle Katechismustafeln mit Bilddarstellungen des sog Symbolums Christliche Glaubensbekenntnisses der Apostel des Vaterunsers der Zehn Gebote der Tugenden und Laster angefertigt und in Schulen Spitalern und Kirchen aufgehangt 16 Verehrung von Darstellungen Christi und der Heiligen Bearbeiten In der Kultpraxis des Spatmittelalters wurden manche Darstellungen Christi und der Heiligen verehrt wie der Leib Christi in der Eucharistie Sie wurden behandelt als seien die Personen in ihnen real anwesend Realprasenz Bildwerke kamen der individuellen Frommigkeit entgegen Man wollte das Heilige sinnlich erfahren also sehen horen riechen und schmecken Bildwerke wurden durch Gebete Niederknien Kerzen und Votivgaben in die Frommigkeit einbezogen Dadurch stellte der Kirchganger eine heilbringende personliche Verbindung zur Person des Heiligen her 17 Der Schauwert vieler Kultbilder wurde noch gesteigert indem Reliquien darin aufbewahrt wurden Der religiose Wert von Heiligenbildern wurde auch politisch genutzt so liessen Stadte Darstellungen ihrer Stadtpatrone vom Volk verehren und erwarben so den geistlichen Schutz fur ihre politische Einflusszone 18 Wallfahrten zu vermeintlich wundertatigen Marienbildern waren nicht zuletzt auch wirtschaftlich eintraglich als Einnahmequelle sowohl fur den Klerus wie auch fur die Herbergen und Gastwirtschaften der Umgebung Man war im Klerus ebenso wie im Volk der Ansicht dass zwischen dem Bild und dem dargestellten Heiligen eine direkte kommunikative Verbindung bestehe was diesem zugefugt oder geschenkt wurde bekomme jener zu spuren 19 Die Beschadigung oder der Diebstahl von Sakralkunst wurde auf Grund dieser Praxis als Sakrileg geahndet Dabei war nicht ihr materieller Wert vorrangig sondern ihre Identifizierung mit der Person des Heiligen selbst Ikonoklasmus die Vandalisierung von Sakralwerken war nicht selten ein Vorwurf mit dem Pogrome gegen Juden gerechtfertigt wurden Im Umschwung von der etablierten Frommigkeitspraxis zu einem flachendecken Vandalismus gegen die verehrten Bildwerke sieht die Wissenschaft eines der am schwierigsten zu erklarenden Phanomene der Epoche Allerdings ist bereits das ausgehende 15 Jahrhundert von wachsendem religiosem Puritanismus gepragt so gingen bereits in den Jahrzehnten vor der Reformation die frommen Stiftungen merklich zuruck In der neueren Forschung kommen Zweifel auf wie tief der Bilderkult in der Volkspraxis verankert war Ging man fruher davon aus dass der Bilderkult vor allem in den ungebildeten Bevolkerungsschichten beliebt war und vom Klerus nur geduldet wurde tendieren neuere Forschungen zur gegenteiligen These Die Vorliebe fur das schone kunstvolle Bild pflegten die wohlhabenden und gebildeten Kunstfreunde die Bilder stifteten und sammelten sowie der hohere Klerus So liessen etwa Geistliche Figuren der Heiligen mit Dornen oder Brennnesseln bedecken oder ins Wasser werfen um sie zu bestrafen diese Praxis verbot jedenfalls das Konzil von Lyon im Jahr 1274 20 Der Papst forderte das Wallfahrtswesen etwa zum Schweisstuch der Veronika in Rom Andererseits gibt es humoristische Volkserzahlungen in denen Heiligenfiguren straflos im Ofen verheizt und als Gotzen bezeichnet werden Das deutsche Wort Gotze kleiner Gott fur das Jahr 1376 erstmals verburgt bezeichnete zuerst christliche Bilder auf verachtliche Weise erst in der Lutherbibel wurde es auf heidnische Gotterbilder angewandt Es wird daher heute vermutet dass der Bilderkult in der Bevolkerung mit mehr Distanz gesehen wurde als unter der geistlichen Elite 21 Bilderkritik im 14 und 15 Jahrhundert Bearbeiten In Nordeuropa ist theologische Bilderkritik spatestens im 14 Jahrhundert zu verzeichnen 22 Die theologische Diskussion des Bilderproblems wurde hauptsachlich in Flugschriften Predigten und Bibelkommentaren gefuhrt gelangte selten in die Praxis und stand nicht im Mittelpunkt der innerkirchlichen Konflikte Nicht der Bildgebrauch galt als eigentliches Problem sondern die Schwierigkeit den falschen Gebrauch des Bildes vom richtigen zu trennen Die nutzliche Funktion der Bilder als Glaubensunterweisung in Gregors Sinn stand gegen den Gotzendienst idolatria womit der Aberglaube an die Wundertatigkeit einzelner Objekte und Praktiken gemeint war Mehrere Reformsynoden versuchten im 15 Jahrhundert den Bilderkult neu zu regeln 23 Die Forderung nach ganzlicher Abschaffung der Bilder vertraten nur radikale Kirchenreformer die auch sonst haretische Thesen vertraten Verstreute bildkritische Ausfuhrungen der Scholastiker Durandus de San Porciano und Robert Holcot wurden von den zwei grossen haretischen Bewegungen des Spatmittelalters den Lollarden und den Hussiten wieder aufgenommen Die geistigen Vater der Bewegungen der englische Reformprediger John Wyclif vor 1330 1384 und in seiner Nachfolge der Prager Universitatsdozent Jan Hus um 1370 1415 wandten sich wirkmachtig gegen die christliche Bildkunst Sie sammelten und bundelten die verstreuten Argumente der theologischen Bildkritik und nahmen sie in ihre Lehren auf die sich gegen das Papsttum und die Werkfrommigkeit wandten Darstellungen der Dreifaltigkeit Gnadenstuhl seien nach Wyclif zu unterbinden da Gottvater und der Heilige Geist selbst nicht darstellbar seien Es sei ehrenwerter seine Reichtumer an die Armen zu verteilen als die Kirchen damit zu schmucken Die wahren Bilder Gottes seien die Menschen 24 Die direkte Anbetung Gottes sei der vermittelten Verehrung vorzuziehen In England trugen die Lollarden die Ansichten Wyclifs weiter ihrer Ansicht nach erfullten Bildwerke nicht den intendierten Zweck einer Laienbibel sondern beforderten in der Praxis den Gotzendienst denn Laien konnten zwischen der Darstellung signum und der gemeinten Person signatum nicht unterscheiden Bilder seien nur veyn glorie eitler Schein 25 In Ostmitteleuropa forderten die Hussiten die Zerstorung aller Bildwerke da legitime Verehrung nicht von verbotenem Gotzendienst zu unterscheiden sei Sie gingen in die Geschichte als gewalttatige Ikonoklasten ein Bilderkritik der Reformatoren Bearbeiten Martin Luther ausserte sich zwar zur Bilderfrage jedoch nur im Sinne der materiellen Stiftungen Das Fur oder Wider der Bilddiskussion hielt er fur unwichtig falscher und richtiger Gebrauch der Bilder liessen sich ohnehin nicht zuverlassig unterscheiden Vielmehr richtete sich sein Zorn gegen die Vorstellung durch gute Werke insbesondere fromme Bilder Stiftungen konne das Seelenheil erlangt werden Von den guten Werken 1520 Gott erwarte nicht Fasten Wallfahrten und reich ausgeschmuckte Kirchen sondern einzig den Glauben an Christus 26 Den Bildersturm in Wittenberg 1522 beendete Luther durch die Invokavitpredigten ohne kurfurstliche Gewalt nur durch die Kraft seiner Argumentation 1525 schrieb Luther Bilder seien zum ansehen zum zeugnis zum gedechtnis zum zeychen erlaubt also wie von Gregor vorgesehen als didaktisches Mittel 27 nbsp Andreas Bodenstein und der Bildersturm Kupferstich um 1522Andreas Bodenstein von Karlstadt Professor an der Universitat Wittenberg rief nach 1520 zum ersten Mal in Luthers Wirkungszeit zur aktiven Zerstorung religioser Bildwerke auf Gerechtfertigt wurde dies in Luthers Sinne Ziel des Christentums sei es die Armut und Bettelei abzuschaffen dies konne aber nur geschehen wenn das Vermogen anstatt in fromme Stiftungen zu fliessen direkt den Armen zugute komme Karlstadt argumentierte dabei mit dem Ersten Gebot Mose das den Gotzendienst untersagt Bildwerke hatten nur materiellen Wert keinen kommunikativen und konnten nicht lehren in Gregors Sinne Lebendige Abbilder Gottes seien die Mitmenschen Karlstadts Flugschrift Von abtuhung der Bylder 1522 verbreitete sich in zwei Auflagen im ganzen deutschen Sprachraum Das Bettelei Argument wurde in der Rezeption vollkommen ignoriert begeistert aufgenommen wurde nur der bildersturmerische Aufruf 28 Leibfeindliche Argumente bilden einen weiteren Versuch die Verdammung von Bildwerken zu rechtfertigen Nach Karlstadt zeigten Heiligenbilder nicht die gottliche Natur sondern die fleischliche Erscheinung der Heiligen die den Zugang zu Gott im Herzen verdrange die Kirche werde durch fleischliche Darstellungen zum Hurenhaus Die Verehrung des menschlichen also fleischlichen Christus im Bild und im Sakrament sei abzulehnen Der Schweizer Reformator Ulrich Zwingli folgte im Wesentlichen Karlstadts Argumentation Kultbilder seien Verstofflichungen der Gotzen die der Mensch im Herzen trage und die ihn vom wahren Gottesdienst abhielten Der christliche Kult solle statt den Kultbildern den Armen selbst gelten da sich in ihnen Gott ebenso zeige eine praktische Umsetzung dieser These blieb er jedoch schuldig 29 Johannes Calvin urteilte noch strenger Die Zehn Gebote seien zu befolgen das heisse das Verbot der Abbildung Gottes und der Gotzendienst sei streng auszulegen Den Gotzendienst setzte er mit fleischlicher Begierde gleich er sei die fleischliche Phantasie des Menschen der man entgegentreten musse da auch Christus sich seiner fleischlichen Existenz durch die Himmelfahrt entzogen habe Das alte Argument Augustins der menschlichen Gestalt wohne eine gewisse Ahnlichkeit mit Gott inne verwarf Calvin Der Mensch habe mit dem Sundenfall jede Ahnlichkeit mit Gott verloren Bilderkritik der Reformationsgegner Bearbeiten Bilderkritik kam auch von papsttreuen Theologen die sich nicht der Reformation anschlossen oder im Verdacht reformatorischer Umtriebe standen Die Unterschiede zu den Reformatoren sind in der Argumentation manchmal nur graduell 30 Den katholischen Bilderkritikern ging es jedoch nicht darum die ausufernden und prunkvollen Heiligenbilder und ihre kultische Verehrung ganz abzuschaffen sondern sie zu disziplinieren und ausufernde Praktiken zu verhindern Auf Seite der katholischen Bilderkritiker stehen Erasmus von Rotterdam der den Bildersturm in Basel noch als Augenzeuge miterlebte sowie die Luthergegner Thomas Murner und Hieronymus Emser auch bei Johann Geiler von Kaysersberg und Sebastian Brant die beide vor der eigentlichen Reformationszeit starben finden sich schon bilderkultkritische Belege 31 Murners Narrenbeschworung 1512 prangert die Eitelkeit und Verschwendungssucht der Bildstifter an Geiler von Kaysersberg kritisierte Gemalde mit nackten weiblichen Heiligen und Jesuskindern die nur dazu dienen wurden erotische Geluste zu wecken 32 In der Tat traten im 14 und 15 Jahrhundert zunehmend schone Frauen in modischen Kleidern auf religiosen Darstellungen auf Die Kunstfertigkeit der zeitgenossischen Bilder war ein zentraler Streitpunkt Vor allem in den Niederlanden und Italien wurde die neue Technik der Olmalerei fur eine extrem illusionistische Malweise eingesetzt welche die Materialitat schoner Stoffe Besitztumer und Menschen besonders gut wiederzugeben vermochte Kunstkaufer die ihr Auge an weltlichen Motiven geschult hatten verlangten auch prunkvollere realistische Heiligenbilder Hieronymus Emser sonst ein ruhriger Gegenspieler Luthers argumentierte gegen solche kunstliche kunstreiche Bilder die ihren didaktischen Zweck verfehlten und nur zur Bewunderung der Malereikunst beschawung der kunst unnd art der bossen anhielten Schlichtheit simplicitas von Darstellungen war eine gangige Forderung vor wie nachreformatorischer Bildtheologie Bilder sollten in zuruckhaltender Malweise die Taten der Heiligen und das Wirken Christi in Erinnerung rufen und zur Nachahmung auffordern nicht jedoch durch Prunk und Kunstgriffe glanzen 33 Als nicht akzeptabel galten Emser hurisch und bubisch gemachte Heiligenbilder die schamlos verfuhrerisch und unzuchtig gemacht seien angeblich wundertatige Bilder zu kostspielige zu kunstvolle oder zu viele Bilder seien in Kirchen unangebracht Den Laien sei ein Verhalten mit mass unnd regel beizubringen und die Wunderglaubigkeit auszutreiben die Stifter sollten ihr Geld lieber fur die Armen ausgeben die Maler und Bildschnitzer sich in der Gestaltung zuruckhalten 34 Der Wunsch nach einem bescheideneren Heiligenbild schlug sich auch in der Malerei nieder Robert Campin und Jan van Eyck verzichteten bereits um 1400 auf die Darstellung von Gold und Edelsteinen 35 Campin ebenso wie Fra Angelico stellen Maria und die Heiligen in sehr bescheidenen armlichen Raumen dar Der alternde Sandro Botticelli gab beeindruckt von den Busspredigten Savonarolas seine sinnlichen Gemalde antik heidnischer Bildmotive auf und verlegte sich auf die religiose Malkunst einige seiner weltlichen Bilder verbrannte er eigenhandig 1497 auf Savonarolas Fegefeuer der Eitelkeiten In Sudeuropa sanken die Ausgaben fur religiose Stiftungen wahrend sie in Mitteleuropa um 1450 noch einmal aufbluhten um in den Jahren vor der Reformation ebenfalls stark zu sinken begleitet von innerkirchlicher Kritik und allgemeinem Uberdruss an der kirchlichen Verschwendungssucht 36 Die katholische Bildkritik fuhrte in der nachreformatorischen Zeit zu Reformversuchen die jedoch im Bereich der Theorie blieben So beschloss die Provinzialsynode des Bistums Mainz 1549 eine Richtlinie fur den angemessenen Kirchenschmuck der sich auf einige passende Bilder oder Tafeln welche Historien enthalten die geziemend und fromm gemalt sind und zwar ohne allen weltlichen unzuchtigen oder leichtfertigen Schmuck beschranken sollte 37 Im Wesentlichen hielt man jedoch an der Kirchenkunst fest soweit sie der religiosen Unterweisung dienen konnte Bildersturm in einzelnen Orten Bearbeiten nbsp Stefanskirche in Nijmegen Memorienstein zum Gedachtnis von Verwandten des Petrus Canisius Anbetung der Konige mit Stifterfiguren an den Seiten Beim Bildersturm wurden die Kopfe zerstort nbsp Abendmahlsrelief um 1430 vom Sakramentshaus der ehem Ansgarii Kirche in Bremen Die Spuren von Axthieben an den abgeschlagenen Kopfen der Heiligen lassen am Original Focke Museum erkennen dass dies gezielt geschah und dieses Bildwerk somit zu denen gehort die 1582 der Reformator Christoph Pezel in Bremen zerstoren oder demolieren liess Der Bildersturm der Reformation verlief nicht an allen Orten gleichzeitig und auf sehr unterschiedliche Weise Die folgenreichsten Bildersturme fanden in Stadten statt vor allem in den freien Reichsstadten Fromme Bildwerke wurden vor allem von reichen Stadtburgern gestiftet Patrizier Kaufleute zu Wohlstand gekommene Handwerker daher gab es dort eine grosse Anzahl von Bildwerken Fast uberall enthielten die neu erlassenen reformatorischen Stadtordnungen eine Bestimmung die sich gegen Bildwerke in Kirchen wandte 38 Historische Quellen belegen organisierte Konfiszierungen von Kirchenschatzen ebenso wie gewalttatige Aktionen fanatisierter Menschenmengen symbolische Schauprozesse ebenso wie individuelle spontane Akte von Vandalismus 39 In Munster etwa agierten die Taufer gegen Bildwerke mit den Mitteln der Hochgerichtsbarkeit wahrend man in Konstanz nach Inventarlisten vorging und beschlagnahmte Objekte zugunsten der Stadtkasse verkaufte 40 In manchen Orten durften die Stifterfamilien ihre Altarbilder und Schnitzwerke an sich nehmen und vor der Vernichtung retten Bildersturmerischen Aktionen lagen nicht immer rein religiose Motive zugrunde auf lokaler Ebene wurden uber sie politische Konflikte zwischen Volk und Eliten ausgetragen In den Stadten gab es bereits eine Tradition der Revolte die in den vorreformatorischen Jahrhunderten zur Herausbildung einer besonderen stadtischen Sozialstruktur mit von den Burgern gewahlten Stadtregierungen gefuhrt hatte 41 Die Bevolkerungsstruktur war durchlassig und aufnahmebereiter fur reformatorische Forderungen In vielen Stadten besonders im Suden und in der Schweiz behielt der Rat die Oberhand uber den Fortgang der Reformprozesse bildersturmerische Aktionen erfolgten nur auf Anordnung Die ordentliche Raumung der Kirchen wurde von den Stadtobrigkeiten durchgefuhrt damit es nicht zu gewalttatigen Tumulten kam So konnte der Rat die Spannungen zwischen alt und neuglaubigen Gruppierungen kanalisieren 42 Mancherorts wurden Bildwerke nicht zerstort sondern mit dem ganzen Kirchenschatz beschlagnahmt und gewinnbringend verkauft Wirtschaftliche Konflikte zwischen Burgern und Kirche besassen eine Vorgeschichte Der Klerus zog dank grosser Grundbesitze Vorteil aus den stadtischen Absatzmarkten ohne etwas zuruckzugeben da er vielerorts von Steuerprivilegien profitierte Manche Aktionen des Bildersturms lassen sich daher als Umverteilungsaktion deuten bei denen das Vermogen der Kirche wieder in den Wirtschaftskreislauf und die Stadtkassen zuruckgefuhrt werden sollte Einigen Forschern gelten die Bildersturme sogar im Ganzen als revolutionare Volkserhebung bei der die Massen aufgestachelt von charismatischen Predigern gegen die korrupte Kirchenelite revoltierten Norden des Reichs Bearbeiten Jahr 43 Norden Suden1522 Wittenberg Meissen 1523 Halberstadt Breslau Danzig Zurich Strassburg1524 Nebra Muhlhausen Konigsberg Magdeburg Zwickau St Gallen Rothenburg Waldshut 1525 Wolkenstein Stolp Stettin Torgau Stralsund Basel1526 Koln Dresden1527 Soest Pirna Goslar Goslarer Unruhen 1527 1528 Braunschweig Hamburg Goslar Bern1529 Minden Gottingen1530 Einbeck Neuchatel1531 Lippstadt Ulm Konstanz1532 Herford Lemgo Waldeck Genf Regensburg Augsburg1533 Hoxter Warendorf Ahlen Beckum1534 Hannover Munster1535 1546 Wesel Hildesheim Merseburg Alfeld NurnbergIm Norden treten bildersturmerische Aktionen zuerst in Stadten an der Ostsee Pommern und Sachsen wie Danzig Magdeburg und Stralsund 44 auf Eine zweite Welle betrifft von 1528 bis 1534 Niedersachsen und Westfalen In Bremen veranlasste Christoph Pezel 1582 die Demolierung oder Entfernung aller Bildwerke aus den stadtischen Pfarrkirchen Beispiel fur den erbitterten Streit von Lutheranern und Reformierten um das Bilderverbot ist die Auseinandersetzung uber einen Hochaltar in Danzig um 1600 siehe Jakob Adam In Berlin loste die Entfernung der Bilder und Kruzifixe aus dem Dom im April 1615 den Berliner Tumult aus Wittenberg Bearbeiten In der reformatorischen Ordnung der Stadt Wittenberg vom 24 Januar 1522 vor allem von Karlstadt formuliert heisst es unter Punkt 13 Es sollen auch die Bilder und Altare in der Kirche entfernt werden um Abgotterei zu vermeiden drei Altare ohne Bilder sollen vollauf genugen Im Februar 1522 kam es zu tumultartigen Szenen in der Wittenberger Stadtkirche nachdem Karlstadt ohne Wissen Martin Luthers das Traktat Von abtuhung der Bylder veroffentlicht hatte Luther selbst verurteilte die Bilderzerstorung In seinem unmittelbaren Einflussgebiet blieben wertvolle Kirchenausstattungen erhalten etwa St Sebald und St Lorenz in Nurnberg oder im Kloster Wienhausen Luther liess den Kult absterben die Kultobjekte aber erhalten 45 Schweiz Bearbeiten nbsp Klaus Hottinger sturzt 1523 das Wegkreuz von Stadelhofen Darstellung aus dem fruhen 17 JahrhundertZum allgemeinen historischen Verlauf siehe Reformation und Gegenreformation in der Schweiz Die ersten Bildersturme im Suden unterlagen der offentlichen Ordnung Kollektive Aktionen wurden weitgehend verhindert 46 Zurich wurde zum Vorbild fur viele Stadte In der Stadt Zurich fanden 1523 und 1524 Disputationen statt wie mit den Bildwerken zu verfahren sei Der fuhrende Priester Ulrich Zwingli pladierte auf der zweiten Disputation 26 28 Oktober 1523 fur eine vollstandige Abschaffung der Bildwerke eine Meinung die weitgehend Zustimmung fand Als Gegner trat unter anderen Rudolf Koch auf Chorherr am Grossmunster der sich auf die Autoritat der traditionellen Bildbefurworter berief 47 Kirchengemeinden sollten uber die Entfernung von Bildwerken abstimmen und die Glaubigen uber die Umstellung informieren Stifter sollten ihre Stiftungen zurucknehmen konnen Im Juni 1524 erliess der Rat ein Mandat dass binnen eines halben Jahres man die gotzen und bilder mit zuchten hinweg tuon solle damit dem Wort Gottes statt geben werde die Bildwerke wurden binnen dreizehn Tagen hinter verschlossenen Turen von Priestern und Handwerkern entfernt 48 In Basel Bern und St Gallen dagegen verliefen die Bildersturme tumultartig Suden des Reichs Bearbeiten Die Vorgange in den Schweizer Stadten fanden Nachahmer im Suden des Reichs vor allem in den Reichsstadten Ulm 1531 Augsburg 1532 Regensburg 1534 1538 und Nurnberg 1542 In den Reichsstadten Suddeutschlands gab es gravierende Eingriffe in den Kunstbestand und in die Bausubstanz von Kirchen Im Ulmer Munster wurden am sogenannten Gotzentag im Sommer 1531 beide Kirchenorgeln und insgesamt 60 Altare entfernt in umliegende Dorfkirchen gebracht oder auch mit rohen Kraften zerstort Eine zeitgenossische Quelle berichtet von der brachialen Gewalt die beim Gotzentag am Werk war Sie haben als sie das Korpus mit den Pfeifen in der grossen Orgel nicht fuglich anheben konnen Seilen und Ketten darum gebunden an selbige nachmals Pferde gespannt und durch deren Gewalt auf einmal herunterreissen und uber einen Haufen sturtzen lassen 49 Auch die sogenannte Karg Altarnische aus der Hand Hans Multschers wurde weggehackt In der Bischofsstadt Konstanz ging der Bildersturm geordnet unter Weisung der Stadtregierung vor sich Im Konstanzer Munster der damaligen Domkirche wurden kostbare Reliquienschreine und verwertbare Kunstgegenstande von der Stadtkasse Konstanz beschlagnahmt Diese liess die metallischen Werte nach und nach einschmelzen andere Werte wurden gewinnbringend verkauft Die gefundenen Reliquien darunter auch die Gebeine der Bistumsheiligen Konrad und Pelagius und die im Kloster Petershausen verwahrten Gebeine von St Gebhard wurden in den Rhein geworfen Die uber 60 Altare des Munsters sowie fast das gesamte Inventar gingen so unwiederbringlich verloren England Bearbeiten nbsp Tempelreinigung in England Holzschnitt 1563 Oben Papisten retten sich mit ihrem Plunder auf das Schiff der romischen Kirche im Hintergrund werden Heiligenbilder verbrannt Unten links Kleriker empfangen die Bibel aus der Hand Elisabeths I rechts ein Kommuniontisch in einem bilderfreien Kirchenraum Erste bildersturmische Zwischenfalle gab es in England bereits in den 1520er und 1530er Jahren Bildersturmer steckten 1522 eine Marienkirche in Rickmansworth Diozese Lincoln in Brand kleinere Vandalismen sind z B fur Worcester und Louth belegt 50 Die erste systematische Welle des Bildersturms folgte von 1536 bis 1540 auf Geheiss des Konigs Heinrich VIII Heinrich brach mit dem Papst und der romisch katholischen Kirche und machte sich selbst zum Oberhaupt der anglikanischen Kirche Die Grundsatze der europaischen Reformation wurden nun auch in England umgesetzt so auch die Forderung der Tempelreinigung Gnadenbilder Schreine und Reliquien nahm er den Klostern und Wallfahrtskirchen weg und liess sie in London offentlich verbrennen Reiche Kloster liess Heinrich zugunsten der Staatskasse plundern Der Bischof von London unterstutzte Heinrich mit Weisungen an den Pfarrklerus 51 Edward VI Heinrichs Nachfolger ging noch drastischer vor 1547 und 1548 erliess der Magistrat der Stadt London im Namen des Konigs ein Mandat samtliche Bilder aus den Kirchen der Stadt zu entfernen ein Befehl der von den koniglichen Beamten belegtermassen auch umgesetzt wurde Steinerne verzierte Hochaltare wurden durch holzerne Tische ersetzt Lettner Kruzifixe Marien und Johannesbilder teilweise auch liturgische Bucher wurden auf offentlichen Platzen und Kirchhofen verbrannt Der Bildersturm betraf die St Paul s Cathedral und viele Londoner Kirchen wie auch Kirchen und Kloster auf dem Land Das Parlament beschloss 1550 die vollige Vernichtung aller religiosen Bildwerke mit Ausnahme von Epitaphen und Gedenksteinen 52 Es ist auch uberliefert dass 1550 drei oder vier Schiffsladungen mit Bildwerken in Frankreich verkauft wurden andere landeten in Holland Zwar sind fur viele einzelne englische Orte bildersturmerische Aktionen belegt genaue Daten uber den Umfang der Zerstorung sind jedoch nicht uberliefert Als Reaktion auf die Kronung Elisabeths I kam es 1559 zu ikonoklastischen Aufstanden in der Bevolkerung Lettner und Bildwerke wurden verbrannt Diese Aktionen hatten aber keinen Ruckhalt mehr in den Institutionen die Bilderfrage war innerhalb der englischen Kirche bereits umstritten man war unentschlossen ob eine Befolgung des ersten Gebots eine massenhafte Zerstorung von Bildwerken rechtfertigte Unautorisierter Ikonoklasmus war strafbar die Regierung liess zerstorte Bildwerke teilweise wieder ersetzen Elisabeth I begnugte sich mit der Forderung lediglich missbrauchlich verwendete Bilder sollten entfernt werden Ein Jahrhundert spater wurden Bildersturme wiederum zu einem Mittel des Kampfes zwischen Parlament und Konig Die Zerstorungen die auf Geheiss des Parlaments im Englischen Burgerkrieg der 1640er Jahre stattfanden gelten als noch tiefgreifender als diejenigen die im 16 Jahrhundert zuvor im Auftrag des Konigs durchgefuhrt wurden Niederlande Bearbeiten nbsp Spuren des Bildersturms im Utrechter DomAnfange der Bilderkritik im 16 JahrhundertDer Bildersturm in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts ist eng mit der Ausbreitung des Calvinismus in den Niederlanden und Frankreich verbunden und gepragt durch eine enge Verknupfung von Bilderzerstorung und politisch religiosen Auseinandersetzungen im Burgerkrieg 53 Unterschiede zeigte er anfangs hinsichtlich der Argumentation in der Bilderfrage der Objekte der Zerstorung und der Frage nach der richtigen Vorgehensweise kaum von den ikonoklastischen Vorgangen im schweizerischen und deutschen Raum Eine neue Komponente erhielt diese Welle durch eine gestiegene Anzahl von Schriften welche die Kritik am Bilderkult und am katholischen Gottesdienst erneuerten und weiterentwickelten Dazu gehoren zum Beispiel die Schriften von Pierre Viret John Hooper und Johannes Anastasius Veluanus welche die Kritiken Calvins bezuglich der Bilderfrage aufgriffen und erweiterten Daneben versuchten Theaterstucke Predigten und Gedichte den Analphabeten die Bilderkritik naher zu bringen In den Niederlanden waren es vor allem die Rhetorikkammern in Frankreich die Lieder und Gedichte die die Kritik am Bilderkult verbreiteten und zu ikonoklastischen Taten aufriefen 53 Bildersturmer wurden seit den 1520er Jahren in den Niederlanden systematisch als Ketzer verfolgt und bestraft Die konigliche Regierung der Niederlande drohte 1522 in einem Edikt denjenigen welche Bilder zerstoren die zu Ehren von Gott der Jungfrau Maria oder den Heiligen angefertigt worden waren schwere Strafen an 54 Die Verfolgung der Neuglaubigen als Ketzer fuhrte zu deren Flucht nach England Frankreich und ins Reich Dort fanden sie sich zu Exulantengemeinden zusammen Diese gerieten mit der Zeit unter zwinglianisch calvinistischen Einfluss und bildeten Prediger aus Nach der Unterzeichnung des Kompromisses der Noblen und dem Edikt der Margarete von Parma welches eine Massigung bei der Ketzerverfolgung anordnete kehrten die ausgebildeten Prediger und die Laienprediger in die Niederlande zuruck und begannen offentlich zu predigen 55 Die HeckenpredigtenIn den Niederlanden gingen den bildersturmerischen Aktivitaten von 1566 sogenannte Zaunpredigten Heckenpredigten voraus Initiiert wurden die ersten Zaunpredigten in Flandern nicht von den calvinistischen Konsistorien sondern waren spontane nachtliche Gottesdienste Geleitet wurden sie zum einen von Geistlichen die Reformen anstrebten formal aber keine Calvinisten waren und zum anderen von calvinistischen Theologen und Mitgliedern ortlicher Rhetorikschulen Als Beispiel seien hier die Monche Carolus Daneel und Antonius Alogoet angefuhrt Beide verliessen uber Nacht ihre Kloster und begannen in der Umgebung zu predigen 56 Das Konsistorium in Antwerpen griff im Mai und Juni in einer Synode die gemeldeten Vorfalle auf und beschloss nun auch die calvinistische Gemeinschaft wieder offentlich zu versammeln und offentliche Predigten zu halten 57 Viele der Prediger kamen dafur aus den Exulantengemeinden in Frankreich England und dem Reich zuruck in die Niederlande Die Zaunpredigten begannen in den Ballungsgebieten Westflanderns in denen schon viele Gewerbetreibende mit dem calvinistischen Glauben sympathisierten breiteten sich schnell uber die gesamten niederlandischen Provinzen aus und wurden zu einer Massenveranstaltung Schatzungen zufolge waren bei einzelnen Predigten 7000 bis 14 000 Menschen anwesend 58 Die Ausbreitung des Bildersturms 1566Die Ausbreitung bildersturmerischer Aktivitaten begann in den Niederlanden im August 1566 in der Umgebung von Steenvoorde nahe der franzosischen Grenze wo auch die ersten Zaunpredigten stattgefunden hatten Nachdem am 9 August der calvinistische Priester Sebastien Matte in der Stadt gepredigt hatte brach die Gemeinde am 10 August in eine Kapelle Steenvoordes ein und plunderten sie In den nachsten Tagen fanden unter der Fuhrung der beiden Priester Matte und Jacques de Buzere weitere Kirchenplunderungen in der naheren Umgebung statt Am 15 August erreichte dieselbe Gruppe von Bildersturmern Ypern Bischof Martin Rythovius versuchte im Vorfeld Herzog Egmont den Gouverneur der Provinz zum Verbleib in der Stadt zu bewegen um die Plunderung der Kirchen zu vermeiden dieser reiste jedoch am 14 August um die Mittagszeit ab Am 16 August waren alle Kloster und Kirchen in und um Ypern einschliesslich der Pilgerkirche in Beveren ausgeraumt Im weiteren Verlauf wurden am 18 August Oudenaarde und am 20 August Antwerpen von Bildersturmen heimgesucht Einige Tage vor den Ausschreitungen in Antwerpen predigte Hermann Moded einer der calvinistischen Priester in der Stadt gegen die Idolatrie Am 19 August drangen einige Jugendliche in die Kirche von Antwerpen ein und verhohnten dort eine Marienstatue welche einige Tage zuvor bei einer Prozession zu Mariae Himmelfahrt durch die Strassen gefuhrt wurde Am darauf folgenden Tag drangen erneut Burger in die Kirche ein und begannen sie zu plundern und auszuraumen Dabei sangen sie Psalmen tranken den Messwein und schmierten ihre Schuhe mit gesegnetem Ol ein Am 21 August predigte Hermann Moded in derselben Kirche In den nachsten zwei Tagen plunderten und zerstorten 20 bis 30 mannliche Jugendliche und Manner die Einrichtungen von dreissig weiteren Kirchen 59 In Gent wurde dem Regenten am 22 August unter Fuhrung von Lievyn Onghena ein gefalschtes Schreiben von Herzog Egmont vorgelegt welches nicht nur die Zerstorung der Bilder erlauben sollte sondern auch gleichzeitig eine Wache fur die Ausfuhrenden forderte Beiden Antragen wurde von Seiten des Genter Magistrats stattgegeben In der Nacht vom 22 auf den 23 August kam es folglich zum Bildersturm in der Stadt Als die Ausfuhrenden am nachsten Morgen aufgefordert wurden diese zu verlassen waren die Einrichtungen von sieben Pfarrkirchen einer Stiftskirche 25 Klostern zehn Armenhausern und sieben Kapellen zerstort Die Bildersturmer verliessen die Stadt in drei Richtungen und begannen in den nachsten Tagen auch die Kirchen in den umliegenden Gemeinden von den Bildern zu befreien Am 23 August fanden in Tournai Bildersturme statt und am 24 August in Valencienes Beide Stadte verfugten uber grosstenteils calvinistische Rate welche die Arbeit der Ikonoklasten unterstutzten In den nordlichen Territorien der Niederlande mit Ausnahme von Zeeland und Utrecht verliefen die ikonoklastischen Vorgange ruhiger Am 21 und 22 August wurden in Middelburg die Bilder unter Aufsicht des Kirchenkonzils vorsichtig aus den Kirchen entfernt und in die Stadthalle gebracht In Amsterdam war die Stimmung in der Bevolkerung so aufgeladen dass es obwohl die Bilder bereits aus den Kirchen entfernt worden waren zu Unruhen kam nachdem die Nachricht von den Vorgangen in Antwerpen die Stadt erreichte Delft wurde am 24 und 25 August von Bildersturmern heimgesucht in Den Haag beseitigten Ikonoklasten am 25 August die Bilder aus den Kirchen Zur selben Zeit entfernte man die Bilder aus der Pfarrkirche und den Klostern Utrechts unter fachmannischer Leitung die funf Hauptkirchen der Stadt blieben jedoch unberuhrt Die gleichen Manner die in Den Haag Delft und Utrecht in Erscheinung traten wirkten auch im Gebiet um Culemburg 60 Charakteristisch fur einige Bildersturme im September ist die Anwesenheit und Zustimmung von Adligen auf deren Gebieten die ausgeraumten Kirchen standen Herzog Floris war bei der Raumung von zwei Pfarrkirchen in Culemburg dabei in Asperen waren es zwei Sohne von Adligen die die ikonoklastischen Aktivitaten uberwachten in Vianen befahl Herzog Brederode die Entfernung der Bilder aus den Kirchen am 25 September und Willem van Zylen van Nijevelt zerstorte seine eigene Familienkapelle in Aartberghen 61 Noch im selben Monat kam es zu Bildersturmen in Leeuwarden Groningen Loppersum Bedum und Winsum 62 1581 Der Bildersturm bricht wiederum in Antwerpen aus Weitere Kunstwerke in der Liebfrauenkathedrale wurden zerstort Siebenburgen Bearbeiten nbsp Fresko der Nordwand der Schassburger Bergkirche in Siebenburgen mit Spuren des Bildersturms nbsp Schrein des Ursulaaltars der Kirche von Meeburg Beia heute in der Schassburger Bergkirche Aussparungen im Dekor der Ruckwand zeigen noch die Umrisslinien der im Bildersturm entfernten Statuen Eine Schlusselgestalt der Reformation in der im heutigen Zentralrumanien gelegenen Region Siebenburgen war der Buchdrucker und Humanist Johannes Honterus um 1498 1549 aus Kronstadt Im Oktober 1542 wurde in Kronstadt der evangelische Messritus eingefuhrt 63 1543 wurde auf der Grundlage von Honterus Schrift Reformatio ecclesiae Coronensis ac totius Barcensis provinciae die Reformation in Kronstadt und im umliegenden Burzenland eingefuhrt Von dort aus verbreitete sich die am Luthertum orientierte Reformation unter den Siebenburger Sachsen Im Fruhjahr 1544 wurden die Nebenaltare und Heiligenbilder aus der Schwarzen Kirche entfernt 1547 lag die an Honterus Reformationsschrift orientierte Kirchenordnung aller Teutschen in Sybemburgen in gedruckter Form vor die die Reformation fur alle deutschen Bewohner Siebenburgens einfuhrte Im Juni 1572 setzte eine in der Margarethenkirche von Mediasch versammelte Gesamtsynode das Augsburger Bekenntnis als verbindliche Grundlage der Kirchengestaltung der Siebenburger Sachsen ein Das fruheste bekannte Dokument zur Entfernung von Bildern und Skulpturen aus den Kirchen stammt vom Bistritzer Ratsschreiber Christian Pomarius 1543 schrieb er dass die Turkengefahr nahe sei und dass die Turken zuerst die Bilderverehrer toten wurden 64 1544 berichtete der Organist der Schwarzen Kirche und Kronstadter Stadtchronist Hieronimus Ostermayer 65 Item sein mit Willen der Obrigkeit die Bilder aus den Kirchen auch der grosse Altar in der Pfarrkirch abgebrochen worden Dito den 22 Tag Aprilis mit gemeiner Wahl der gelehrt und gottesfurchtig Mann Herr Johannes Honterus zum Pfarr in Cronstadt erwahlet worden Schon in den 1550er Jahren setzte sich jedoch die Auffassung durch dass bildliche Darstellungen religioser Themen als Kunstwerke erhalten werden konnten und daher nicht entfernt werden mussten 1557 erklarte die Synode von Hermannstadt dass Bilder mit biblischem oder kirchengeschichtlichen Bezug erhalten werden sollten 66 1565 erklarte die Hermannstadter Synode 67 Sufficiat tibi in altari tuo salvatori in cruce pendentis imago quae passionem suam tibi representat Es genuge dir in deinem Altar ein Bild des Erlosers am Kreuze durch welches er dir seine Passion darstelle Aus der vorreformatorischen Zeit blieben daher in Siebenburgen vor allem die Hauptaltare der Kirchen oftmals grosse Flugelaltare erhalten wie beispielsweise der Mediascher oder der Birthalmer Altar Die vorhandenen Tafelbilder wurden dabei meist im Sinne des reformierten Glaubens umgestaltet Figurliche Darstellungen vor allem aus den Mittelschreinen der Altare wurden dagegen durchweg entfernt 68 Wandmalereien und Fresken wurden in den evangelischen Kirchen Siebenburgens ubertuncht und erst wie beispielsweise in der Margarethenkirche von Mediasch bei Restaurierungsarbeiten in den 1970er Jahren wiederentdeckt und freigelegt 69 70 Nur in den Gebieten die sich nicht auf dem mit traditionellen Autonomierechten ausgestatteten Konigsboden befanden und wo die Bevolkerung deshalb nicht frei uber ihre Konfession entscheiden durfte blieben die Wandmalereien unversehrt erhalten beispielsweise in der Kirchenburg von Malmkrog 71 Folgen des Bildersturms BearbeitenDas Konzil von Trient das in dem Decretum de invocatione veneratione et reliquiis sanctorum et sacris imaginibus vom 3 Dezember 1563 zum Ausdruck brachte dass den Bildern Christi der jungfraulichen Gottesgebarerin und der anderen Heiligen die vorzuglich in den Kirchen sein und bleiben mussen die schuldige Hochachtung und Verehrung zu erweisen sei legte gleichwohl in demselben Beschluss fest dass die Verehrung der Bilder nicht so erfolgen durfe als sei eine Gottheit darin oder eine Kraft wegen welcher man ihnen Ehre erweisen musse oder als durfe man sein Vertrauen auf Bilder heften wie es sonst geschah von den Heiden sondern weil die Ehrenbezeigung auf die Urbilder sich bezieht welche jene vorstellen 72 Das Konzil lautete in den katholischen Gegenden das Zeitalter der Gegenreformation ein Die Kirchenbauten des Barock setzten in Architektur und Ausstattung diesen Anspruch um In den reformierten und den lutherischen Kirchen gingen die Auftrage fur fromme Bildwerke im 16 Jahrhundert stark zuruck Auch der Kirchenbau stagnierte wahrend der Reformationswirren in manchen Fallen fur Jahrhunderte In Norddeutschland traten im 16 und 17 Jahrhundert Schriftaltare an die Stelle der mittelalterlichen Bildwerke Oft liest man dort die funf Hauptstucke des christlichen Katechismus also vor allem die zehn Gebote das Glaubensbekenntnis das Vaterunser und die Einsetzung von Taufe und Abendmahl Nach der ikonoklastischen Phase kehrten die Bilder im 17 Jahrhundert in die lutherischen Kirchen in Form von aufwendigen barocken Altaraufsatzen zuruck Bekannt sind die Altare von Ludwig Munstermann in der Grafschaft Oldenburg Die reformierten Kirchen blieben bilderlos Vielerorts vollendete die Gegenreformation was der Bildersturm begonnen hatte Die kunstlosen mittelalterlichen Bildwerke wurden ubertuncht oder wichen neuen prachtigen Altaren Stuckdecken und Wandgemalden Fur lutherische Protestanten war eine Ausstattung ihrer Kirchen mit Bildern aber auch Altaren und Epitaphien geradezu ein Bekenntniszeichen sowie ein Unterscheidungs und Abgrenzungsmerkmal zu den Anhangern Zwinglis und Calvins umso mehr als im Augsburger Reichs und Religionsfrieden 1555 die Koexistenz von Katholizismus und Protestantismus lutherischer Pragung reichsrechtlich anerkannt wurde Reformierte sowie Taufer davon jedoch ausgenommen waren 73 Siehe auch BearbeitenBilderverbot Byzantinischer Bilderstreit Bilderverbot im IslamLiteratur BearbeitenMilena Bartlova Der Bildersturm der bohmischen Hussiten Ein neuer Blick auf eine radikale mittelalterliche Geste In Wiener Jahrbuch fur Kunstgeschichte 59 2011 ISBN 978 3 205 78674 0 Seite 27 48 Digitale Fassung PDF Peter Blickle u a Hrsg Macht und Ohnmacht der Bilder Reformatorischer Bildersturm im Kontext der europaischen Geschichte Oldenbourg Munchen 2002 ISBN 3 486 56634 2 Horst Bredekamp Kunst als Medium sozialer Konflikte Bilderkampfe von der Spatantike bis zur Hussitenrevolution Edition Suhrkamp Band 763 Suhrkamp Frankfurt am Main 1975 ISBN 3 518 00763 7 Dissertation Universitat Marburg Fachbereich Neuere Deutsche Literatur und Kunstwissenschaft 1974 405 Seiten 34 Illustrationen unter dem Titel Kunst als Medium sozialer Konflikte Bilderkampfe zwischen 300 und 1430 Dietrich Diederichs Gottschalk Die protestantischen Schriftaltare des 16 und 17 Jahrhunderts in Nordwestdeutschland Eine kirchen und kunstgeschichtliche Untersuchung zu einer Sonderform liturgischer Ausstattung in der Epoche der Konfessionalisierung Schnell amp Steiner Regensburg 2005 ISBN 3 7954 1762 7 Adiaphora 4 Zugleich Gottingen Univ Diss 2004 Die protestantischen Schriftaltare des 16 und 17 Jahrhunderts in Nordwestdeutschland in der Grafschaft Ostfriesland und im Harlingerland im Erzstift und in der Stadt Bremen sowie den stadtbremischen Territorien mit je einem Exkurs in die Grafschaft Oldenburg und in das Furstentum Luneburg Cecile Dupeux Peter Jezler Jean Wirth Hrsg Bildersturm Wahnsinn oder Gottes Wille Fink Munchen 2000 ISBN 3 7705 3544 8 Helmut Feld Der Ikonoklasmus Des Westens Brill Academic Pub Leiden u a 1990 ISBN 90 04 09243 9 Studies in the History of Christian Thought 41 Johannes Gohler Wege des Glaubens Beitrage zu einer Kirchengeschichte des Landes zwischen Elbe und Weser Landschaftsverband der Ehemaligen Herzogtumer Bremen und Verden Stade 2006 ISBN 3 931879 26 7 Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der Ehemaligen Herzogtumer Bremen und Verden 27 Reinhard Hoeps Hrsg Handbuch der Bildtheologie Band 1 Bild Konflikte Schoeningh Paderborn 2007 ISBN 978 3 506 75736 4 Gudrun Litz Die reformatorische Bilderfrage in den schwabischen Reichsstadten Mohr Siebeck Tubingen 2007 ISBN 978 3 16 149124 5 Spatmittelalter und Reformation NR 35 Karl Moseneder Hrsg Streit um Bilder Von Byzanz bis Duchamp Reimer Berlin 1997 ISBN 3 496 01169 6 Norbert Schnitzler Ikonoklasmus Bildersturm Theologischer Bilderstreit und ikonoklastisches Handeln wahrend des 15 und 16 Jahrhunderts Fink Munchen 1996 ISBN 3 7705 3052 7 Zugleich Bielefeld Univ Diss 1994 Robert W Scribner Hrsg Bilder und Bildersturm im Spatmittelalter und in der fruhen Neuzeit Harrassowitz Wiesbaden 1990 ISBN 3 447 03037 2 Wolfenbutteler Forschungen 46 Lee Palmer Wandel Voracious Idols and Violent Hands Iconoclasm in Reformation Zurich Strasbourg and Basel Cambridge University Press Cambridge 1995 ISBN 0 521 47222 9 Susanne Wegmann Der sichtbare Glaube Das Bild in den lutherischen Kirchen des 16 Jahrhunderts Mohr Siebeck Tubingen 2016 ISBN 978 3 16 154665 5 Bildersturm in der Literatur BearbeitenDie heilige Cacilie oder die Gewalt der Musik Eine Legende 2 Fassung In Heinrich von Kleist Erzahlungen Bd 2 1811 S 133 162 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bildersturm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien ZUM de Vom Leben und Tod des mittelalterlichen BildesEinzelnachweise Bearbeiten Das Flugblattes macht darauf aufmerksam dass die Bilder nicht verantwortlich sind dass sie zu Gotzen werden rechts im Bild Ein Mann mit einem Stachel im Auge betrachtet den Bildersturm Uwe Fleckner Martin Warnke Hendrik Ziegler Hrsg Handbuch der politischen Ikonographie Band 1 S 145 ISBN 978 3 406 57765 9 online Schnitzler 1996 S 33 Bildersturmer In Jacob Grimm Wilhelm Grimm Hrsg Deutsches Worterbuch Band 2 Biermorder D II S Hirzel Leipzig 1860 woerterbuchnetz de 2 Mos 20 3 4 5 Mos 4 25ff 27 5 Brief Gregors des Grossen an Bischof Serenus von Marseille PL 77 li XI indict IV epist XIII Sp 1128C ep 9 ep 11 ep 105 MPL 77 1027f Decretum magistri Gratiani Decreti tertia pars de consecratione dist III c 27 in Aemilius Friedberg Hrsg Corpus Iuris Canonici I Graz 1959 Walahfrid Strabo De exordiis et incrementis rerum ecclesiasticarum Honorius Augustodunensis Gemma animae Scribner 1990 S 12 Jean Wirth Die Bestreitung des Bildes vom Jahr 1000 bis zum Vorabend der Reformation In Hoeps 2007 Wirth 2007 S 191 Wirth 2007 S 194 Lexikon des Mittelalters Art Bild Bd 2 Sp 148 Wirth 2007 S 199 Wirth 2007 S 193 Lexikon des Mittelalters Art Bildkatechese Bd 2 Sp 153 154 Scribner 1990 S 14 Schnitzler 1996 S 17f Wirth 2007 S 198 Wirth 2007 S 197 Wirth 2007 S 207ff Schnitzler 1996 S 45 Gottler in Scribner 1990 S 266 Wirth 2007 S 203 Schnitzler 1996 S 43 47 Wirth 2000 Jezler in Dupeux u a 2000 zit n Scribner in ders Hrsg 1990 S 11 Schnitzler 1996 S 32 Wirth in Dupeux u a 2000 Gottler in Scribner 1990 S 293 Gottler in Scribner 1990 S 267 Wirth 2007 S 210f Gottler in Scribner 1990 S 280 281 287 291 Gottler in Scribner 1990 S 265ff Wirth 2007 S 209 Wirth 2007 S 210ff Zit n Gottler in Scribner 1990 S 293 Schnitzler 1996 S 31 Schnitzler 1996 S 8ff Schnitzler 1996 S 15 nach Warnke 1993 Schnitzler 1996 S 11 Schnitzler 1996 S 29 148 Tabellendaten Schnitzler 1996 S 146f Burkhard Kunkel Werk und Prozess Die bildkunstlerische Ausstattung der Stralsunder Kirchen im spaten Mittelalter eine Werkgeschichte Berlin 2008 S 126 137 Dupeux u a 2000 Schnitzler 1996 S 148 Gottler in Scribner 1990 S 269 zit n Schnitzler 1996 S 148 nach Helmut Volkl Orgeln in Wurttemberg Hanssler Verlag Neuhausen Stuttgart 1986 S 15 Schnitzler 1996 S 149 Schnitzler 1996 S 150 Schnitzler 1996 S 152 a b Christin Olivier Frankreich und die Niederlande Der zweite Bildersturm in Dupeux Cecille Jezler Peter Wirth Jean Hrsg Bildersturm Wahnsinn oder Gottes Wille Bern 2000 S 57 Norbert Schnitzler Ikonoklasmus Bildersturm Theologischer Bilderstreit und ikonoklastisches Handeln wahrend des 15 und 16 Jahrhunderts Munchen 1996 S 155 Eine Ubersicht der wahrend der Aufstande 1566 in den sudlichen Niederlanden tatigen Geistlichen befindet sich in Phyllis Mack Crew Calvinist Preaching and Iconoclasm in the Netherlands 1544 1569 Cambridge 1978 S 182 196 Eine Ubersicht der wahrend der Aufstande 1566 in den sudlichen Niederlanden tatigen Geistlichen befindet sich in Phyllis Mack Crew Calvinist Preaching and Iconoclasm in the Netherlands 1544 1569 Cambridge 1978 S 6 ff Offentliche Calvinistische Gottesdienste fanden bereits in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts in Tournai Valencienes und West Flandern statt wurden aber von der katholischen Regierung 1563 verboten Eine Ubersicht der wahrend der Aufstande 1566 in den sudlichen Niederlanden tatigen Geistlichen befindet sich in Phyllis Mack Crew Calvinist Preaching and Iconoclasm in the Netherlands 1544 1569 Cambridge 1978 S 6 Eine Ubersicht der wahrend der Aufstande 1566 in den sudlichen Niederlanden tatigen Geistlichen befindet sich in Phyllis Mack Crew Calvinist Preaching and Iconoclasm in the Netherlands 1544 1569 Cambridge 1978 S 8 Eine Ubersicht der wahrend der Aufstande 1566 in den sudlichen Niederlanden tatigen Geistlichen befindet sich in Phyllis Mack Crew Calvinist Preaching and Iconoclasm in the Netherlands 1544 1569 Cambridge 1978 S 12 Eine Ubersicht der wahrend der Aufstande 1566 in den sudlichen Niederlanden tatigen Geistlichen befindet sich in Phyllis Mack Crew Calvinist Preaching and Iconoclasm in the Netherlands 1544 1569 Cambridge 1978 S 12 ff David Freedberg Iconoclasm and Painting in the Revolt of the Netherlands 1566 1609 Oxford 1972 S 14 ff Olivier Christin Frankreich und die Niederlande Der zweite Bildersturm S 58 Ludwig Binder Johannes Honterus und die Reformation im Suden Siebenburgens mit besonderer Berucksichtigung der Schweizer und Wittenberger Einflusse In Zwingliana 2010 ISSN 0254 4407 S 651 653 Karl Reinert Die Grundung der evangelischen Kirchen in Siebenburgen In Studia Transilvanica 5 Bohlau Koln Weimar 1979 S 136 Heinrich Zeidner Chroniken und Tagebucher Quellen zur Geschichte der Stadt Kronstadt Bd 4 Kronstadt 1903 S 504 505 zitiert nach Emese Sarkadi Produced for Transylvania Local Workshops and Foreign Connections Studies of Late Medieval Altarpieces in Transylvania PhD dissertation in Medieval Studies Central European University Budapest 2008 ceu hu PDF abgerufen am 29 Oktober 2017 Produced for Transylvania Local Workshops and Foreign Connections Studies of Late Medieval Altarpieces in Transylvania PhD dissertation in Medieval Studies Memento des Originals vom 7 August 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www etd ceu hu Evelin Wetter Das vorreformatorische Erbe in der Ausstattung siebenburgisch sachsischer Kirchen In Ulrich A Wien und Krista Zach Hrsg Humanismus in Ungarn und Siebenburgen Politik Religion und Kunst im 16 Jahrhundert Bohlau Koln Weimar Wien 2004 ISBN 978 3 412 10504 4 S 28 Georg Daniel Teutsch Urkundenbuch der evangelischen Landeskirche in Siebenburgen II Hermannstadt 1883 S 105 Maria Crăciun Iconoclasm and Theology in Reformation Transylvania The Iconography of the Polyptych of the Church at Biertan In Archiv fur Reformationsgeschichte 95 2004 S 93 96 Vasile Drǎguț Picturile murale de la Medias O importanta recuperare pentru istoria artei transilvanene In Revista muzeelor si monumentelor Monumente istorice si de arta 45 1976 Nr 2 S 11 22 Dana Jenei Picturi murale din jurul anului 1500 la Mediaș Murals from around the year 1500 in Mediaș In Ars Transilvaniae XXI 2012 S 49 62 Victor Roth Die Freskomalereien im Chor der Kirche zu Malmkrog In Korrespondenzblatt des Vereins fur Siebenburgische Landeskunde Bd 26 1903 ZDB ID 520410 0 S 49 53 91 96 109 119 125 131 141 144 Hermann Stoeveken Welche Kirche ist die Kirche Christi Verlag Kreuzbuhler 1844 S 101 Ruth Slenczka Reformation und Bild In Dagmar Taube Hrsg Lucas Cranach der Altere und Hans Kemmer Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation Hirmer Munchen 2021 S 136 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reformatorischer Bildersturm amp oldid 235333863