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Die Synode von Frankfurt im Jahr 794 war eine von Karl dem Grossen initiierte Versammlung wichtiger Kirchenvertreter des Frankischen Reichs Bischofe und Priester aus dem Frankenreich aus Aquitanien Italien und aus der Provence in Franconofurd dem spateren Frankfurt am Main Die im Juni 794 tagende Synode diente der Erorterung und Verhandlung von mehreren zentralen geistlichen und politischen Fragen Erwahnung Frankfurts als Franconofurd im Sacrosyllabus des Paulinus von Aquileia aus dem Jahr 794 1 Diese Synode war auch als frankische Antwort auf das Zweite okumenische Konzil von Nicaea gedacht das von der byzantinischen Kaiserin Irene ausgerichtet worden war und das sich unter anderem mit dem Bilderstreit befasst hatte Weil in Nicaea kein frankischer Kirchenvertreter eingeladen worden war sah sich Karl der Grosse seit dem Jahr 768 Konig des Frankischen Reiches zu diesem Schritt veranlasst da er als machtigster Herrscher des Westens und faktischer Lenker der Papstpolitik wie ein untergeordneter Barbarenkonig ignoriert wurde Inhaltsverzeichnis 1 Zeitgeschichtlicher Hintergrund 2 Teilnehmer 3 Themen und Ergebnisse 4 Verschiedenes 5 Literatur 6 EinzelnachweiseZeitgeschichtlicher Hintergrund BearbeitenEin seit dem Jahr 792 vorbereiteter erneuter Feldzug Karls des Grossen gegen die Awaren die sich an der Donau mit dem Herzogtum Baiern gegen die Franken verbundet hatten war im Spatsommer 793 an aussenpolitischen Umstanden und an Witterungsbedingungen gescheitert Awarenkrieg Der von den Franken moglicherweise eigens dafur gebaute Kanal zwischen den Flussen Altmuhl und Schwabischer Rezat die Fossa Carolina auch Karlsgraben genannt kam fur diesen Zweck nicht zur Verwendung Es wird vermutet dass die sehr ergiebigen Regenfalle des Jahres 793 die Bauarbeiten erschwert hatten und Karl sah zudem grosseren Handlungsbedarf gegen die sich zur selben Zeit im Norden des Frankischen Reiches wieder verstarkenden Sachsenaufstande Zusatzlich hatten die Regenfalle im Frankenreich Missernten verursacht so dass im Reich Hungersnote drohten die ebenfalls ein konigliches Handeln erforderlich machten 2 Der Konig und sein Hofstaat fuhren auf Frankischer Rezat Regnitz und Main nach Wurzburg und verbrachten dort das Weihnachtsfest 793 Anschliessend reisten sie auf dem Main flussabwarts zu einem Reichsgut am Ort des spateren Frankfurt um dort zu uberwintern Die Wahl des Ortes fur eine Tagung zur Erorterung der aktuellen politischen und religiosen Fragen war bereits zuvor auf die dortige Konigspfalz gefallen Karl der Grosse mied fur diese Veranstaltung die ebenfalls in Frage kommende Pfalz in Worms am Rhein Bistum Worms ebenso wie die gleichfalls am Rhein gelegene Ingelheimer Pfalz da er dort die Einflussnahme von lokalem Klerus und Adel befurchten musste 3 Teilnehmer BearbeitenZu den Teilnehmern der Frankfurter Synode zahlten neben anderen Paulinus II Patriarch von Aquileja Petrus Erzbischof von Mailand der Benediktinerabt Benedikt von Aniane karolingischer Reformer der Abt Smaragd von Saint Mihiel sowie mehrere Bischofe aus England Gallien und Aquitanien aus der Spanischen Mark der Grafschaft Roussillon und aus dem unteren Languedoc Als Vertreter des Papstes Hadrian I und Trager von dessen epistula dogmatica nahmen Theophylactus und Stephanus von Rom teil 4 Der franzosische Kirchenhistoriker Emile Amann zahlt die Synode von Frankfurt zu den entscheidendsten Kirchenversammlungen der Gesamtkirche 5 Themen und Ergebnisse BearbeitenDie Themen und Verhandlungsgegenstande der Frankfurter Synode von 794 wurden in insgesamt 56 Kapitel genannte Punkte von unterschiedlichem theologischem politischem und rechtlichem Gewicht geordnet Den ersten funf Punkten dieser Tagesordnung wird seitens der Geschichtsforschung die grosste historische Bedeutung eingeraumt 6 Erorterung der von Spanien ausgehenden christologischen Lehre des Adoptianismus Diese auf der Synode einstimmig als Haresie verurteilte Glaubensrichtung wurde massgeblich vom damaligen Bischof von Toledo und Primas von Spanien Elipandus von Toledo 717 ca 800 7 sowie vom katalanischen Bischof Felix von Urgell auch Felix de Urgel und Felix D Urgell Bischof der Diozese La Seu d Urgell von 783 bis 792 sowie von 798 bis 799 angefuhrt 8 6 Sowohl Elipandus als auch Felix von Urgell waren bereits auf der Synode von Regensburg 792 fur diese von den Karolingern als Irrlehre eingestufte Glaubensrichtung verurteilt worden hatten diese jedoch weiterhin vertreten 7 In ihrem Beschluss nahm die Synode von 794 Bezug auf die Entscheidungen vorangegangener Konzilien besonders auf diejenigen des Christuskonzils von Chalcedon das bereits im Jahr 451 in patristischer Tradition die reine Lehre vom Gottmenschentum des Erlosers vertreten hatte 4 Im Zuge der Verurteilung des Adoptianismus kam es auch zur Hinzufugung des Filioque in das Glaubensbekenntnis 9 Auseinandersetzung mit dem Byzantinischen Bilderstreit 6 Die Beschlusse des Konzils von Nicaea hatten zur Beilegung des Bilderstreites zwischen Papst und dem byzantinischen Kaiser gefuhrt Die Ergebnisse der Frankfurter Synode waren die Ablehnung der Beschlusse in Nicaea obwohl Karl ebenso wie Byzanz zuvor im Beschluss von Nicaea die Verehrung der Ikonen ausdrucklich erlaubt sehen wollte Die Ablehnung fusste auf dem Prestigeverlust den Karl hatte hinnehmen mussen weil er nicht auf das Konzil von Nicaea eingeladen worden war Daher sah er das Konzil als nicht okumenisch an Der Synode lag zum Thema Bilderverehrung eine Denkschrift vor die im Auftrag Karls des Grossen anlasslich des Byzantinischen Bilderstreits zuvor von frankischen Theologen angefertigt worden war die Libri Carolini Da der Papst in seiner Entscheidung sowohl Rucksicht auf Byzanz als auch auf das Frankenreich nehmen musste liess er die Beschlusse von Nicaea bestehen stimmte diesen aber nur mit Vorbehalten zu In dem die Ergebnisse der Frankfurter Synode zusammenfassenden Kapitular wird die Ablehnung der Bilderanbetung als vollig und einmutig formuliert 8 Tatsachlich beschloss die Synode von Frankfurt nach der Ablehnung der Beschlusse des Konzils dann inhaltlich im Wesentlichen dasselbe wie das Konzil das ja keineswegs eine Bilderanbetung gebilligt hatte Lediglich der Tonfall war wohl weniger bilderfreundlich Endgultiger Sturz von Tassilo III dem letzten agilolfingischen Herzog von Baiern Der Herzog hatte bereits im Jahr 763 dem frankischen Konig Pippin dem Jungeren die Gefolgschaft im Feldzug gegen Aquitanien verweigert und so seinen Vasalleneid gebrochen Im Jahr 787 war er nicht zum Hoftag Karls des Grossen in Worms erschienen Tassilo war fur diese schweren Vergehen auf dem folgenden Hoftag in Ingelheim am Rhein im Jahr 788 von Karl zunachst zum Tode verurteilt und spater zur Verbannung ins Kloster begnadigt worden Er musste aus der Verbannung in der franzosischen Abtei Jumieges nach Frankfurt anreisen und vor der Synode von 794 erscheinen um erneut Abbitte zu leisten 10 Der abgesetzte Herzog bat Karl den Grossen fur seinen fruheren Widerstand gegen ihn und fur sein Paktieren mit den Langobarden um Gnade Tassilo verzichtete auf seine samtlichen Herrschaftsrechte sowie auf jeden Eigenbesitz und wurde zuruck in die klosterliche Verbannung geschickt wo er im Jahr 796 verstarb 6 Seine Demutigung auf der Synode von 794 besiegelte die karolingische Herrschaft uber das Herzogtum Baiern Festlegung der Preise fur Getreide und Brot im Frankischen Reich um deren Uberteuerung einzuschranken Dieses Kapitel betont ebenso die Verantwortung aller Lehnsherren dafur dass ihre Abhangigen nicht Hunger leiden mussen 8 6 Dieser Erlass wird als Reaktion Karls des Grossen auf die Missernten des Jahres 793 interpretiert 2 Edikt zur kurz zuvor eingefuhrten karolingischen Munzreform das diese als verbindlich vorschreibt Aus den Berichten uber die Frankfurter Synode cf MGH Cap I S 74 Synodus Franconofurtensis geht hervor dass uberall im Reich neue Silberdenare mit dem Monogramm von Karl dem Grossen gepragt werden sollten Deshalb datiert man die karolingische Munzreform sowie die Schaffung des Karlspfunds in die Jahre 793 und 794 nbsp Vorder und Ruckseite eines Denars Karls des Grossen wie seit 793 gepragt mit mittigem Carolus Monogramm rechts Die auf diese ersten funf folgenden 51 Kapitel befassen sich unter anderem mit Synodalschreiben an mehrere spanische Bischofe zu verschiedenen Themen mit dem Verbot der Erhebung von Aufnahmegebuhren durch Kloster und weiteren kirchenrechtlichen Entscheidungen sowie mit steuerrechtlichen Details wie der Erhebung des Zehnten 6 Die Ergebnisse der Synode von 794 wurden in Form eines in Mittellatein verfassten Kapitulars handschriftlich zusammengefasst und dokumentiert Das Kapitular der Synode auch Frankfurter Kapitular genannt ist nicht im Original erhalten geblieben Es existieren jedoch bis in die Gegenwart handschriftliche Abschriften aus dem spaten 9 Jahrhundert sowie aus dem 10 und 11 Jahrhundert Zwei davon befinden sich in der Bibliotheque Nationale in Paris Sie sind in der Schriftart verfasst die wahrend der Amtszeit Karls des Grossen gegen Ende des 8 Jahrhunderts entwickelt wurde in der Karolingischen Minuskel 11 Ob auch das Original des Kapitulars in dieser Schrift gestaltet war ist nicht gesichert aufgrund der zeitgeschichtlichen Entwicklung dieser Schriftform und deren Verbreitung im Frankischen Reich erscheint diese Annahme jedoch als naheliegend Verschiedenes BearbeitenDie Synode fand da die in der Vergangenheit oft Karl dem Grossen zugeschriebene Konigspfalz Frankfurt erst von seinem Sohn Ludwig dem Frommen um 822 erbaut wurde wohl in einem Vorgangerbau des 7 Jahrhunderts auf dem spater so benannten Domhugel statt Dieser Besuch von Karl dem Grossen in Franconofurd war Anlass fur die erste urkundliche Erwahnung der Stadt in einer Konigsurkunde zur Synode vom 22 Februar 794 12 fur das Regensburger Kloster St Emmeram In dem in Latein verfassten Dokument heisst es actum super fluvium Moin in loco nuncupante Franconofurd gegeben ausgestellt am Flusse Main in einem Orte genannt Frankfurt 13 Karl der Grosse hielt sich insgesamt etwa sieben Monate lang in Frankfurt am Main auf Er nutzte seinen Aufenthalt fur die Rechtsprechung liess theologische Gutachten sowie Urkunden anfertigen Mehrere zeitgeschichtliche Jahrbucher Annalen berichten er habe dort mit seinem Hofstaat das Osterfest gefeiert 14 15 Wahrend ihres Aufenthalts in Frankfurt am 10 August 794 starb Fastrada die vierte Ehefrau von Karl dem Grossen Sie wurde in der Albansbasilika in Magontia der spateren Stadt Mainz beigesetzt 16 Literatur BearbeitenEmile Amann L Epoche carolingienne in Fliche Martin L Histoire de l Eglise Standardwerk zur Kirchengeschichte Bd 6 Paris 1941 Johannes Fried Rainer Koch Lieselotte E Saurma Jelsch Andreas Tiegel Hrsg 794 Karl der Grosse in Frankfurt am Main ein Konig bei der Arbeit Ausstellung zum 1200 Jahre Jubilaum der Stadt Frankfurt am Main Thorbecke Sigmaringen 1994 ISBN 3 7995 1204 7 Wolfgang Braunfels Karl der Grosse in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten Rowohlts Monographien Bd 187 Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1972 ISBN 3 499 50187 2 Ernst Mack Von der Steinzeit zur Stauferstadt die fruhe Geschichte von Frankfurt am Main Verlag Josef Knecht Frankfurt 1994 ISBN 3 7820 0685 2 Darin Kapitel Die grosse Stunde 794 S 106 118Einzelnachweise Bearbeiten Zeilen 3 6 der in Mittellatein verfassten Urkunde geschrieben in Halbunziale obere zwei Drittel des Textes sowie in Karolingischer Minuskel unteres Drittel in suburbanis Moguntiae metropolitane civitatis regione Germanie in loco caelebri qui di itu r Franconofurd Deutsch in einer Vorstadt der Metropole Mainz in der Region Germaniens an dem beruhmten Ort der Frankfurt genannt wird a b Ernst Mack Von der Steinzeit zur Stauferstadt die fruhe Geschichte von Frankfurt am Main S 107 f Ernst Mack Von der Steinzeit zur Stauferstadt die fruhe Geschichte von Frankfurt am Main S 108 f a b Wolter Frankfurt am Main als Ort christlich abendlandischer Begegnung S 14 f Emile Amann L Histoire de l Eglise S 142 Hervorhebung ubernommen a b c d e f 794 Karl der Grosse in Frankfurt S 46 48 Kapitel Zur Bedeutung des Frankfurter Kapitulars a b Wolfgang Braunfels Karl der Grosse S 76 a b c 794 Karl der Grosse in Frankfurt Kapitel S 19 ff Das Frankfurter Kapitular Johann Mair Auf dem Weg ins Schisma Die Aachener Synode 809 und das filioque 2012 S 9 Wolfgang Braunfels Karl der Grosse S 49 ff Kapitel Tassilos Unterwerfung 794 Karl der Grosse in Frankfurt S 8 ff S 49 794 Karl der Grosse in Frankfurt S 7 Zitiert nach Ernst Mack Von der Steinzeit zur Stauferstadt die fruhe Geschichte von Frankfurt am Main S 109 794 Karl der Grosse in Frankfurt S 25 Ernst Mack Von der Steinzeit zur Stauferstadt die fruhe Geschichte von Frankfurt am Main S 109 794 Karl der Grosse in Frankfurt S 37Normdaten Veranstaltung GND 4345628 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synode von Frankfurt 794 amp oldid 228015074