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Die Libri Carolini Titel modern orig Opus Caroli regis contra synodum sind eine kirchenpolitische Denkschrift die im spaten 8 Jahrhundert im Auftrag Karls des Grossen aus Anlass des Byzantinischen Bilderstreits von frankischen Theologen verfasst worden ist Sie wendet sich gegen die Bilderverehrung Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Quelleneditionen 3 Einzelnachweise 4 Sekundarliteratur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenAls Papst Hadrian I die Akten der Synode von Nicaa aus dem Jahr 787 in denen die Verehrung der Bilder kirchlich sanktioniert wurde in teilweise ungenauer lateinischer Ubersetzung zum Beispiel in der Formulierung des Unterschieds zwischen Anbetung und Verehrung an Karl den Grossen sandte entstand am frankischen Hof der Eindruck dass Bildern nach diesen Synodalbeschlussen eine Anbetung nach Art von Gotzenbildern zuteilwerden solle Karl der Grosse legte sie daher den frankischen Theologen zur Prufung vor 1 In einer ersten Reaktion wurde im Jahr 792 dem Papst im Auftrag Karls des Grossen durch Angilbert mit dem Capitulare contra synodum eine Zusammenstellung der angefochtenen Textstellen uberreicht 2 Gleichzeitig liess Karl eine ausfuhrliche Gegenschrift ausarbeiten die so genannten Libri Carolini Karolinische Bucher an deren Ausarbeitung aufgrund orthografischer und liturgischer Einflusse nachweislich aus dem westgotischen Spanien stammende Theologen beteiligt waren Aufgrund der stilistischen Einheitlichkeit wird ein einziger Autor angenommen hochstwahrscheinlich Theodulf von Orleans der aber in der konsequenten Ablehnung der Bilder noch weiter zu gehen scheint als die Libri Carolini 3 Da Papst Hadrian I auf das Capitulare contra Synodum mit einer Verteidigung der Position der Synode von Nicaa reagiert hatte verzichtete die Synode von Frankfurt 794 die sich mit der Streitfrage zu befassen hatte und der die Libri Carolini vorgelegt worden waren auf deren Approbation und begnugte sich mit einer Verurteilung ubertriebener Bilderverehrung Dies verhinderte eine Veroffentlichung und entsprechende Wirkungsgeschichte Auch in der spater unter Ludwig dem Frommen auf der Synode von Paris von 825 wieder aufgenommenen Debatte spielen die Libri Carolini keine Rolle mehr Das Werk ist in 120 Kapitel gegliedert und in vier Bucher aufgeteilt Es vertritt in Bezug auf die Bilder den Standpunkt dass es zum Schmuck der Kirchen und zur Erinnerung an heilige Personen erlaubt sei Bilder zu besitzen Doch sei es fur den Glauben ohne Belang ob man solche Bilder habe oder nicht Denn Bilder seien als materielle Objekte hochst unvollkommene von Menschenhand geschaffene und vergangliche Abbilder bildlich nicht darstellbarer geistiger Wesenheiten die nicht mit dem fleischlichen sondern allein mit dem geistigen Auge wahrzunehmen seien Im Hintergrund stehen Fragen die durch die Hypostasenlehre des Neuplatonismus aufgeworfen worden waren und das Verhaltnis von Abbild zu Urbild das Wesen der Bilder Abbild oder Symbol sowie die mogliche Rolle von Bildern als Medien der Offenbarung betrafen 4 Im erhaltenen Redaktionsexemplar Citta del Vaticano BAV Cod Vat lat 7207 befinden sich Randnoten die Karls des Grossen Ausserungen zum Text dokumentieren Ausserdem ist die erstmals in der Neuedition Ann Freemans dokumentierte von einem karolingischen Korrektor systematisch nach den Regeln der klassischen Grammatik und Orthographie uberarbeitete ursprungliche Sprachgestalt zu erkennen die vom Einfluss volkssprachlichen Lateins in den romanischen Sprachgebieten der Spatantike und des Fruhmittelalters gepragt ist Aufgrund der allgemeinen theologischen Aussagen bilden die Karolinischen Bucher ein wertvolles Dokument der frankischen Theologie zur Zeit Karls des Grossen und dessen bereits vor der Kaiserkronung von 800 erhobenen Anspruchs als Schutzer der Kirche uber die Orthodoxie zu wachen Ihre Wirkungsgeschichte und handschriftliche Verbreitung blieb aufgrund der papstlichen Positionierung im zugrundeliegenden Konflikt begrenzt Nur kurzzeitig und punktuell lasst sich ein grundsatzlicher Verzicht auf Bilder bzw die Beschrankung auf Bilder mit rein symbolischer Thematik beobachten Dagulf Psalter Kirche von Germigny des Pres Zu radikaler Bilderfeindlichkeit oder gar Ikonoklasmus boten die Libri Carolini ohnehin keinen Anlass auch wenn sie ihrer Tendenz nach der Bildkultur auch nicht gerade forderlich waren Jedenfalls haben sie die Entwicklung einer reichen karolingischen Bildkultur die vor allem in Buchmalerei Wandmalerei Goldschmiedekunst und Elfenbeinschnitzerei greifbar ist nicht verhindert Dass in der frankischen Kirche vor dem 10 Jahrhundert Bilderdienst keine Rolle spielte ist weniger dem Einfluss der Libri Carolini als dem Einfluss der in ihnen sich zeigenden Denkweise des frankischen Klerus zuzuschreiben Die Erstausgabe erfolgte 1549 im Auftrag Konig Franz I von Frankreich durch Jean du Tillet 5 nach der in Reims fur Erzbischof Hinkmar von Reims hergestellten Abschrift der Kathedralbibliothek von Laon Paris Bibliotheque de l Arsenal 663 dem einzigen vollstandig erhaltenen Exemplar Bereits zuvor war die Handschrift dem mit Jean du Tillet befreundeten Johannes Calvin bekannt der mehrfach daraus zitiert um seine Position zur Bilderfrage zu fundieren Wegen der Bedeutung die die Libri Carolini dadurch fur die von der Romischen Kirche bekampfte protestantische Bildtheologie erlangt hatten setzte diese sie 1564 als angebliche Falschung auf den Index verbotener Bucher Index Librorum Prohibitorum Quelleneditionen BearbeitenAnn Freeman Hrsg unter Mitwirkung von Paul Meyvaert Opus Caroli regis contra synodum Libri Carolini Hannover 1998 Monumenta Germaniae Historica Concilia Bd 2 Supplementum I mit umfangreicher Bibliographie Digitalisat Hubert Bastgen Hrsg Libri Carolini sive Caroli Magni capitulare de imaginibus Hannover 1924 Monumenta Germaniae historica Leges 4 Monumenta Germaniae historica T 2 Suppl Leges 4 Concilia uberholt Einzelnachweise Bearbeiten Zum historischen Hintergrund vgl Ann Freeman siehe unten Quelleneditionen S 1 11 Das Capitulare contra synodum ist nicht uberliefert sondern nur durch umfangreiche Zitate im Antwortschreiben Papst Hadrians I MGH Epistolae Bd 5 S 5 57 bekannt Die lange Zeit erbittert gefuhrte Verfasserdiskussion in deren Verlauf vor allem Alkuin und Theodulf von Orleans als mogliche Kandidaten gehandelt wurden scheint insoweit geklart vgl Ann Freeman unten Quelleneditionen S 13 23 die sich entschieden fur Theodulf ausspricht Zur Positionierung der Libri Carolini in der Bilderfrage vgl Ann Freeman S 23 36 Spater wurde er Bischof von Saint Brieuc danach von Meaux Sekundarliteratur BearbeitenPaul Speck Die Interpolationen in den Akten des Konzils von 787 und die Libri Carolini Habelt Verlag Bonn 1998 Johannes Fried u a Hrsg 794 Karl der Grosse in Frankfurt am Main Ein Konig bei der Arbeit Ausstellung zum 1200 Jahre Jubilaum der Stadt Frankfurt am Main Thorbecke Sigmaringen 1994 S 64 112 bes S 69 74 Luitpold Wallach Diplomatic Studies in Latin and Greek Documents from the Carolingian Age Cornell University Press Ithaca London 1977 Walther Schmandt Studien zu den Libri Carolini Mainz 1966 Gert Haendler Die Libri Carolini ein Dokument der frankischen Frommigkeitsgeschichte Greifswald 1950 Weblinks BearbeitenVolltext in dmgh Amos Bianchi Memento vom 15 August 2007 im Internet Archive in Le parole della filosofia II 1999 Ital Normdaten Werk GND 4167565 4 lobid OGND AKS LCCN nr99018623 VIAF 174560356 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Libri Carolini amp oldid 213678936