www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Epitaph Begriffsklarung aufgefuhrt Als Epitaph Plural Epitaphe im Deutschen auch Epitaphium Plural Epitaphien von lateinisch epitaphium zu altgriechisch ἐpitafion epitaphion zum Grab gehorend dieses aus ἐpi epi auf an bei und tafos taphos Grab wird ein typischerweise in oder an einer Kirche angebrachtes Gedachtnismal fur einen Verstorbenen bezeichnet Epitaphe konnen kunstlerisch aufwendig gestaltet sein und befinden sich im Unterschied zum Grabmal meist nicht an der Bestattungsstelle Ihre Verbreitung konzentriert sich auf das Gebiet des Alten Reichs Epitaph fur Georg Keyper Gemalde von Michael Wolgemut 1484 Nurnberg SebalduskircheRenaissance Epitaph fur den Kanoniker Anton Kress 1513 in St Lorenz zu NurnbergMehrgeschossige Architekturrahmen sind typisch fur norddeutsche Epitaphien des 17 Jahrhunderts Epitaph fur den Domherrn Albert von Hasbergen 1635 im Bremer Dom Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliche Entwicklung 2 Ikonografie 3 Inschriften 4 Literatur 4 1 Regionale Publikationen 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichtliche Entwicklung BearbeitenWar mit dem Begriff in der Antike nur eine poetische Grabinschrift bezeichnet worden auch die englischen und romanischen Wortformen haben bis heute ausschliesslich diese Bedeutung so entstand das Epitaph im spateren Mittelalter als bildlich erweitertes Kunstwerk das einem Toten oder einem verstorbenen Ehepaar gewidmet ist und unabhangig vom Begrabnisort aber in der Regel innen oder aussen an Wanden oder Pfeilern von Kirchen seltener auf Friedhofen aufgestellt oder aufgehangt wurde Das Epitaph des Spatmittelalters ging aus zwei unterschiedlichen Wurzeln hervor Andachtsbilder die fur Verstorbene gestiftet wurden und diese auch meist als Bittende mit darstellen erhielten durch entsprechende Inschriften zunehmend einen Memorialcharakter Figurlich gestaltete Reliefs in der Art von Grabplatten wurden vor allem in grossen Kirchen immer haufiger getrennt von der Grabstelle senkrecht an Wande gestellt Der Humanismus greift die griechische Bezeichnung auf Im 16 und 17 Jahrhundert fuhrte das wachsende Reprasentationsbedurfnis des stadtischen Burgertums und des Adels zu einer schnellen Weiterentwicklung der Epitaphien und einer kaum systematisierbaren Vielfalt An ihrer Verbreitung sind beide grossen Konfessionen in gleicher Weise beteiligt Die Epitaphe der fruhen Neuzeit sind meist architektonisch aufgebaut aber reliefartig auf eine Ruckwand bezogen Sie sind oft plastisch aus Stein oder Holz seltener aus Metall gearbeitet manchmal farbig gefasst und teilvergoldet Ein weiterer verbreiteter Typus sind Gemalde die in einen architektonisch oder ornamental gestalteten Rahmen aus Holz gesetzt sind Die selteneren und schlichteren Epitaphien des 19 Jahrhunderts stellen Motive der Trauer und Klage in den Vordergrund Als Ort des Totengedenkens und der dazu dienenden Monumente tritt der Friedhof an Stelle des Kirchenraums Bei der Sonderform der Epitaphaltare handelt es sich um Altarretabel die explizit das Totengedachtnis des Stifters enthalten also nicht nur Votivaltare sind 1 Ikonografie BearbeitenDie Darstellungen konnen aus allen Bereichen der christlichen Ikonographie oder der zeitgenossischen Allegorik genommen sein In der neuzeitlichen Entwicklung ist allerdings eine Tendenz von christlichen Themen hin zu personenbezogenen Motiven beobachtbar aus der frommen Aufforderung zu furbittendem Gedenken wurde das pathetische Ruhmesdenkmal Drei Motivbereiche lassen sich unterscheiden christliche Elemente wie die sogenannten vier letzten Dinge Tod Jungstes Gericht Himmel und Holle besonders haufig werden der vor einem Kruzifix betende Verstorbene oder die Auferstehung Christi dargestellt Katholische Epitaphien zeigen oft Heilige im Gestus des Furbitters allgemeine Symbole der Verganglichkeit alles Irdischen wie Totenschadel gekreuzte Knochen geflugelte Sanduhren allegorische Darstellungen des Todes Symbole des Ruhms wie posaunenblasende Putten oder Trophaen biographische Elemente zum Beispiel Gedachtnisinschriften Darstellungen der Verstorbenen Wappen und Insignien Sonderformen von Epitaphien nbsp Epitaph des Hermann von Harras Dem 1451 Verstorbenen wurde um 1500 das dem Grabmaltyp nahestehende Denkmal gesetzt nbsp Holzernes Epitaph des Philipp Friedrich von Breiner 1638 in der Schottenkirche Wien nbsp Epitaphaltar des Lorenz von Bibra 1519 von Tilman Riemenschneider im Wurzburger DomInschriften BearbeitenDie Inschriften 2 stellen wie die kunstlerische Gestaltung den gesellschaftlichen Rang der Verstorbenen dar Ihre bereits genannte einfachste Form aus Name und Lebensdaten ist deshalb vergleichsweise selten zu finden Personen fur die man uberhaupt ein Epitaph stiftete wurden doch meist ausfuhrlicher geehrt Die erste schon aus der mittelalterlichen Grabmalepigraphik ubernommene Erweiterung der Inschrift sind genealogische Angaben bei verheirateten Personen wird mindestens der Ehepartner aufgefuhrt oft aber auch die jeweiligen Herkunftsfamilien Dazu geht seit der Renaissance verbreitet der sog Leichentext in die Inschrift ein in aller Regel das Bibel oder Liedzitat uber das bei der Bestattung gepredigt wurde Insbesondere im Barockzeitalter nehmen die Inschriften an Umfang stark zu wurdigen ausfuhrlich den Lebenslauf der Verstorbenen und preisen ihren herausragenden und frommen Lebenswandel Barocke Grab oder Epitaphinschriften sprechen den Leser als Memento Mori unmittelbar an je nach den lokalen und individuellen Voraussetzungen in der jeweiligen Landessprache oder auf Latein und haufig in Versform Ein Beispiel ET MORTVVS EST QUID MIRARIS NEC TAMEN RIMARIS FLORIS ET RORIS VANITATEM NOS QVOQVE FLOREMVS SED FLOS EST ILLE CADVCVS FORVIT AST DEFLORUIT QVI FLORVM ATQVE HERBARVM INDAGITAVIT VIRTUTEM FILIVS PARENTVM UNICVS IOHANNES CHRISTIANVS HARNISCH ARTIS MEDICAE LICENTIATUS ET PRACTICVS FELICISSIMUS ANNUM AGENS 34TVM FLOS AETATIS AC AETAS FLORIS ALIIS INSERVIENDO MARCVIT NON ARCVIT HERBA IN HORTIS VIM VIOLENTAM MORTIS QUAE FOLIVM DE TRIFOLIO DECERPSIT DIE 18 DECEMBRIS 1730 EST COMMVNE MORI QVID HAESITAS LECTOR ET MORTVVS EST Auch er ist gestorben Was wunderst du dich und erforschst nicht stattdessen die Verganglichkeit der Blume und des Taues Wir bluhen zwar aber jene Blume ist verganglich In Blute stand er aber verbluhte der die Kraft der Blumen und Krauter erforschte der einzige Sohn seiner Eltern Johann Christian Harnisch examinierter Mediziner und erfolgreich praktizierender Arzt im 34 Lebensjahr Ihn der anderen diente ermattete die Blute des Alters und das Alter der Blute Das Kraut in den Garten konnte die ungestume Kraft des Todes nicht abwehren der ein Blatt vom Kleeblatt pfluckte am 18 Dezember 1730 Es ist unser gemeinsames Los zu sterben Was stockst du Leser Auch er ist gestorben 3 Literatur BearbeitenPaul Schoenen Epitaph In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Band 5 Email Eselsritt Druckenmuller Stuttgart 1967 Spalte 872 922 Joseph Bergmann Uber den Werth von Grabdenkmalen und ihren Inschriften wie auch uber die Anlegung eines Corpus Epitaphiorum Vindobonensium In Mittheilungen der k k Central Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale Band 2 Nr 6 1857 ZDB ID 220003 X S 141 146 180 185 Digitalisat Hans Korner Grabmonumente des Mittelalters Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1997 ISBN 3 534 11233 4 W Franke Gattungskonstanzen des englischen Vers Epitaphs von Ben Johnson zu Alexander Pope Philosophische Dissertation Erlangen 1864 Regionale Publikationen Bearbeiten Katarzyna Cieslak Tod und Gedenken Danziger Epitaphien vom 15 bis zum 20 Jahrhundert Einzelschriften der Historischen Kommission fur ost und westpreussische Landesforschung 14 Verlag Nordostdeutsches Kulturwerk Luneburg 1998 ISBN 3 922296 95 5 Anne Dore Ketelsen Volkhardt Schleswig Holsteinische Epitaphien des 16 und 17 Jahrhunderts Studien zur Schleswig holsteinischen Kunstgeschichte 15 Wachholtz Neumunster 1989 ISBN 3 529 02515 1 Bruno Langner Evangelische Gemaldeepitaphe in Franken Ein Beitrag zum religiosen Bild in Renaissance und Barock Schriften und Kataloge des Frankischen Freilandmuseums 73 Frankisches Freilandmuseum Bad Windsheim 2015 ISBN 978 3 926834 92 8 Helmut Stefan Milletich Helmuth Furch Kaisersteinbrucher Epitaphe In VOLK UND HEIMAT Magazin fur Kultur und Bildung Eisenstadt 46 Jg Nr 2 1991 Karin Tebbe Epitaphien in der Grafschaft Schaumburg Die Visualisierung der politischen Ordnung im Kirchenraum Materialien zur Kunst und Kulturgeschichte in Nord und Westdeutschland Band 18 Marburg 1996 Helga Wass Form und Wahrnehmung mitteldeutscher Gedachtnisskulptur im 14 Jahrhundert 2 Bande Tenea Bristol u a 2006 ISBN 3 86504 159 0 Zugleich Gottingen Universitat Dissertation 2001 Band 1 Ein Beitrag zu mittelalterlichen Grabmonumenten Epitaphen und Kuriosa in Sachsen Sachsen Anhalt Thuringen Nord Hessen Ost Westfalen und Sudniedersachsen Band 2 Katalog ausgewahlter Objekte vom Hohen Mittelalter bis zum Anfang des 15 Jahrhunderts Bettina Seyderhelm Leonhard Helten Hrsg Hie lieg ich armes Wurmelein Epitaphien Fur Kinder In Sachsen und Anhalt Jahrbuch der Historischen Kommission fur Sachsen Anhalt 33 2021 S 11 90 Taf I XXI Mitteldeutscher Verlag 2021 Siehe auch BearbeitenTodesgedicht Totenschild Grabspruch KenotaphWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Epitaphe Sammlung von Bildern und Audiodateien nbsp Wikiquote Grabinschriften Zitate nbsp Wiktionary Epitaph Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Epitaph im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Uni Munster gt Grabmaler der Fruhen NeuzeitEinzelnachweise Bearbeiten Ausfuhrlicheres dazu bietet der Artikel Epitaphaltar im RDK Mit dem Begriff Epitaph wird manchmal auch nur die Inschrift eines Grabmals oder eines Erinnerungsmals bezeichnet Zitiert aus der Inschriften Sammlung Sepulcralia de Grabmal fur Johannes Christian Harnisch 1730 Memento vom 28 August 2016 im Internet Archive Die Inschrift befindet sich auf dem Alten Friedhof von Buttstadt vergleiche Abschnitt zum Grabmal fur Joh Chr Harnisch Normdaten Sachbegriff GND 4015056 2 lobid OGND AKS LCCN sh85044460 NDL 00560884 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Epitaph amp oldid 234693461