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Der Camposanto Buttstadt ist ein denkmalgeschutzter historischer Friedhof in Buttstadt einem Ort im Landkreis Sommerda Thuringen Er ist eine der wenigen erhaltenen Friedhofsanlagen der Renaissance in Mitteldeutschland 1 Der Eingang zum CamposantoUberdachter TeilHistorische Grabdenkmaler Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Beschreibung 1 1 Grabmal fur Johannes Christian Harnisch 1 2 Grabmal fur Gottlob Kauffmann 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte und Beschreibung BearbeitenDer Friedhof wurde 1591 nach dem Vorbild der italienischen Camposanti angelegt und wurde bis 1861 belegt 2 Im spaten Mittelalter setzte ein Umdenken bei den Bestattungsgewohnheiten ein Bis dahin war es Brauch die Toten in der Nahe des Altares zu bestatten Also befanden sich die Grabstatten meist rund um die oder in der Kirche Raumnot und hygienisch bedenkliche Verhaltnisse zwangen zum Umdenken Neue Friedhofe wurden ausserhalb der Stadtmauern angelegt Das erstarkte Burgertum verlangte nach reprasentativen Grabstatten Mit dem Campo Santo entstand eine weltliche Form der Bestattung bei der allerdings die prunkvollen Grabmale der stadtischen Honoratioren durchaus als gottergeben galten 2 Der Vorgangerfriedhof der sich auch an dieser Stelle befand gehorte zur wendischen Kirche St Johannis er befand sich ausserhalb der Stadtgrenzen Die Johanniskirche wurde bei einem Stadtbrand im Jahr 1684 zerstort auch der Friedhof wurde stark in Mitleidenschaft gezogen Das Tor an der Ecke des Friedhofes tragt die Bezeichnung 1592 aus dieser Zeit stammen auch die Ost und Nordmauer des Camposanto Laut einer Inschrift am Ostflugel wurden die innenliegenden Kolonnaden 1603 gebaut Die Schafte der Saulen sind entweder glatt rustiziert oder kanneliert An einem Postament ist der Name des Stadtkammerers Valentin Rensch erhalten er war Stifter oder Bauverwalter Der Torturm ist mit Schiefer verblendet er wurde wohl um 1700 aufgesetzt 3 Der Friedhof beherbergt zahlreiche Grabmale aus der Zeit vom 16 bis zum 19 Jahrhundert Der Campo Santo war nie ganz von Arkaden umsaumt Die schonsten Grabmale aus allen Epochen der Belegung sind unter den beiden Saulengangen erhalten Von den Grabmalen auf dem leicht abfallenden Graberfeld sind nur wenige erhalten 2 Von 1991 bis 1995 wurden umfangreiche Massnahmen zur Bausicherung vorgenommen 4 Eine vergleichbare Friedhofsanlage ist in Thuringen nicht erhalten 5 Grabmal fur Johannes Christian Harnisch Bearbeiten nbsp Grabmal fur J C Harnisch 1730Ein Beispiel fur die Kunst des Hochbarock ist das unmittelbar neben dem Friedhofstor gelegene Grabmal fur den 1730 verstorbenen Arzt J C Harnisch auf dessen Beruf mit seiner Kenntnis von Heilkrautern die lateinische Inschrift in typischer Weise anspielt Das Verbluhen einer Blume wird in christlicher Tradition auf die Verganglichkeit des Lebens bezogen Jes 40 6 8 EU 6 Eine deutsche Ubersetzung 6 lautet So ist er denn gestorben Was wunderst du dich und erforschst stattdessen nicht die Verganglichkeit der Blume und des Taues Wir bluhen zwar aber jene Blume ist verganglich Er aber verbluhte der die Kraft der Blumen und Krauter erforschte der einzige Sohn seiner Eltern Johannes Christian Harnisch examinierter Mediziner und erfolgreich praktizierender Arzt im 34 Lebensjahr Ihm der anderen diente ermattete die Blute des Alters und das Alter der Blute Die Krauter in den Garten hinderten nicht die ungestume Kraft des Todes die ein Blatt vom Klee pfluckte am 18 Dezember 1730 Es ist allen bestimmt zu sterben Was stockst du Leser Und er ist gestorben Nils Christian Engel 6 dokumentiert ebenfalls die Transkription des Originals und korrigiert den Steinmetz Fehler FOLREMUS in FLOREMUS wir bluhen ET MORTUUS EST QUID MIRARIS NEC TAMEN RIMARIS FLORIS ET RORIS VANITATEM NOS QUOQUE FLOREMUS SED FLOS EST ILLE CADUCUS FORTUIT AST DEFLORUIT QUI FLORUM ATQUE HERBARUM INDAGITAVIT VIRTUTEM FILIUS PARENTUM UNICUS JOHANNES CHRISTIANUS HARNISCH ARTIS MEDICAE LICENTIATUS ET PRACTICUS FELICISSIMUS ANNUM AGENS 34TUM FLOS AETATIS AC AETAS FLORIS ALIIS INSERVIENDO MARCUIT NON ARCUIT HERBA IN HORTIS VIM VIOLENTAM MORTIS QUAE FOLIUM DE TRIFOLIO DECERPSIT DIE 18 DECEMBRIS 1730 EST COMMUNE MORI QUID HAESITAS LECTOR ET MORTUUS EST Grabmal fur Gottlob Kauffmann Bearbeiten Ebenfalls hochbarock ist das vom Tor aus gesehen vierte Grabmal im nordlichen Saulengang Der Anwaltsberuf des Verstorbenen wird theologisch auf seine Verteidigung durch Christus im gottlichen Gericht bezogen eine vielfaltige und mit rhetorischem Schliff vorgetragene Proklamation der Lehre von der Erlosung durch den Kreuzestod Christi Die Inschrift lautet SISTE VIATOR GRADUM ET ECCE IN HAC FOSSA QUISCUNT OSSA VIRI IUVVENIS CLARISSIMI ET DOCTISSIMI DOMINI GOTTLOB KAUFFMANN ADVOCATI IMMATRICULATI SAXONIAE CELEBERRIMI QUI NEMINI UNQUAM NISI HAC MORTE INIURIAM FECIT LICET IN HAC VITA IN LITE VERSATUS NUNC TAMEN VICIT SINE OMNI LITE IN CAUSSA PROPRIA CORAM TRIBUNALI DIVINO CHRISTO ADVOCATO SIC ACTA FELICITER SUNT VICTA CUM DEBITUM NATURAE SOLVERET MORTE QUIDEM PRAEMATURA d 14 SEPT 1730 FINITIS ANNIS XXVIII ABI VIATOR TUAMQUE CAUSSAM ALIOQUANDO SIC AGERE DISCE Nils Christian Engel 6 ubersetzt Halt an Wanderer den Schritt und siehe In dieser Grube ruhen die Gebeine eines herausragenden und sehr gelehrten jungen Mannes des Herrn Gottlob Kauffmann des Advocatus immatriculatus in Sachsen der niemandem jemals ein Unrecht getan hat ausser durch seinen Tod War er auch in diesem Leben mit Rechtsstreit befasst hat er nun ohne jeden Prozess gewonnen in seiner eigenen Sache vor dem gottlichen Gericht mit Christus als Anwalt So ist die Verhandlung glucklich gewonnen da er sc Christus die Schuld der Natur beglichen hat durch seinen zuvor geschehenen Tod Am 14 September 1730 im Alter von 28 Jahren Geh Wanderer Wisse dass auch dein Prozess einst so gefuhrt wird Siehe auch BearbeitenStadtgottesacker in Halle SaaleLiteratur BearbeitenStephanie Eissing Franz Jager u a in Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Thuringen Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2003 ISBN 978 3 422 03095 4 Der Alte Friedhof von Buttstadt Ein Thuringer Camposanto Hrsg Thuringisches Landesamt fur Denkmalpflege Verlag Klaus Jurgen Kamprad Altenburg 2003 ISBN 978 3 910166 95 0 Nils Christian Engel Der Alte Friedhof von Buttstadt destinatio Verlag 2 Auflage Kranichfeld 2013 ISBN 978 3 938819 04 3 Barbara Happe Der Camposanto in Buttstadt ein seltener Zeuge fruhneuzeitlicher Sepulkralkunst in Thuringen In Die Auslese Marz 1992 S 1 18 Sven Hohne Auf Gottes Acker Camposanti in Halle Buttstadt und Eisleben Mitteldeutscher Verlag Halle 2020 ISBN 978 3 96311 383 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Camposanto Buttstadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Seiten des historischen Friedhofes Bericht auf den ehemaligen Seiten der Gemeinde Memento vom 3 Mai 2019 im Internet Archive FAZ net Camposanto in Thuringen Im letzten GartenEinzelnachweise Bearbeiten Stephanie Eissing Franz Jager u a in Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Thuringen Deutscher Kunstverlag 2003 ISBN 3 422 03095 6 Seite 181 a b c Geschichte des Alten Friedhofs Stephanie Eissing Franz Jager u a in Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Thuringen Deutscher Kunstverlag 2003 ISBN 3 422 03095 6 Seite 181 Stephanie Eissing Franz Jager u a in Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Thuringen Deutscher Kunstverlag 2003 ISBN 3 422 03095 6 Seite 182 Stephanie Eissing Franz Jager u a in Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Thuringen Deutscher Kunstverlag 2003 ISBN 3 422 03095 6 Seite 182 a b c d Nils Christian Engel Der alte Friedhof von Buttstadt destinatio Verlag Kranichfeld 22013 S 16 20 51 11874 11 41938 Koordinaten 51 7 7 5 N 11 25 9 8 O Normdaten Geografikum GND 4774770 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Camposanto Buttstadt amp oldid 234801130