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Ein Totenschild ist eine Totengedenktafel fur einen mannlichen Verstorbenen aus dem Adel oder dem ratsfahigen Burgertum In einer Kirche oder Kapelle aufgehangt erinnert sie in heraldischen Formen durch Wappen und Inschrift an den Toten Der Brauch hatte seine Blutezeit im 16 Jahrhundert und verlor sich allmahlich in den folgenden zweihundert Jahren Das Epitaph aus Holz oder Stein ubernahm seine Funktion 1 Totenschild des Christof vo n Berg im Augsburger DomkreuzgangTotenschild des Hieronymus Kress im Germanischen Nationalmuseum in Nurnberg 2 Totenschilde in der Tetzelkapelle der St Egidien Nurnberg Totenschilde des 15 Jahrhunderts in der Karmeliterkirche in BoppardToten bzw Aufschworschilde der Deutschordens Komture in der Deutschhauskirche in BozenInhaltsverzeichnis 1 Ursprung und Entwicklung 2 Beispiele 3 Ausstellungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseUrsprung und Entwicklung BearbeitenDie seit dem 12 Jahrhundert nachweisbare Sitte Schild und Helm Funeralhelm oder auch Totenhelm genannt eines verstorbenen Ritters zu seinem Gedenken uber dem Grab in der heimatlichen Kirche oder Kapelle aufzuhangen steht am Anfang der Entwicklung 1 Zunachst war es der wirkliche Gebrauchsschild des Ritters mit seinem aufgemalten Wappen Hier ist besonders der Seedorfer Schild bekannt Die wenigen heute vorhandenen Schilde des Mittelalters verdanken ihre Erhaltung meist dem Umstand dass sie als Totenschilde uber dem Rittergrab aufgehangt wurden Spater wurden in den Kirchen Wappennachbildungen aus Holz die in gleicher Weise bemalt waren aufgehangt Das Wappen in der Mitte liess Platz fur eine umlaufende Inschrift Damit hatte sich der Kampfschild des Ritters uber seinem Grab zum Totenschild gewandelt Bald wurden die Schilde immer kunstvoller mit Malereien verziert und mit Schnitzwerk versehen Das Holz wurde notigenfalls mit Pergament oder Leder bespannt und grundiert Das einfache Wappen wurde zum Vollwappen mit Helm Helmdecke und Helmzier bald sogar plastisch gestaltet In der Spatgotik und in der Renaissance war der Totenschild eine flache Scheibe aus Holz rund oder nur unten abgerundet polygonal oder im 16 Jahrhundert auch rechteckig Die um das Wappen laufende Inschrift ist in der Regel einzeilig Hier stehen der Name des Verstorbenen sein Todesdatum Hinweise auf seine soziale Stellung und ein Segenswunsch In der Barockzeit wurde der Totenschild immer prunkvoller Nicht mehr das Wappen stand nun im Vordergrund sondern die variationsreiche Gestaltung des Rahmens und der Schmuck des Schildes mit Bandern Rollwerk und allegorischen Figuren Die Inschrift befindet sich jetzt in einem rechteckigen oder ovalen Feld innerhalb der Komposition Wie die Bestattung in einem Gotteshaus oder in einem Kreuzgang war das Aufhangen eines Totenschildes ein Privileg das ursprunglich dem Adel vorbehalten war aber spater auch den Burgern aus dem Patriziat einer Stadt Angehorige eines Ritterordens hatten ebenfalls ein Anrecht Geistliche hingegen waren in der Regel ausgenommen Das Wappen einer Frau erscheint gelegentlich auf dem Schild ihres Ehemanns als Beiwappen Nicht jeder Berechtigte konnte sich einen Totenschild leisten denn die Kosten fur die ausfuhrenden Kunstler und eine Zuwendung an die Kirche waren erheblich Beispiele BearbeitenEine grosse Sammlung von Totenschilden besitzt das Germanische Nationalmuseum in Nurnberg 3 Neben dem Universitatsmuseum fur Kulturgeschichte im Landgrafenschloss in Marburg das Schilde des 12 Jahrhunderts zeigt befinden sich auch in der dortigen Elisabethkirche als Grablege der hessischen Landgrafen Beispiele aus spateren Jahrhunderten Im Ulmer Munster sind uber 100 Totenschilde des stadtischen Patriziats erhalten 4 Ausstellungen BearbeitenGewappnet fur die Ewigkeit Nurnberger Totenschilde des Spatmittelalters eine Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums in Nurnberg im Anschluss an das Forschungsprojekt Jenseitsvorsorge und standische Reprasentation Interdisziplinare Erschliessung der spatmittelalterlichen Totenschilde im Germanischen Nationalmuseum Literatur BearbeitenFrank Matthias Kammel Katja Putzer Anna Pawlik Elisabeth Taube Hrsg Die Nurnberger Totenschilde des Spatmittelalters im Germanischen Nationalmuseum Jenseitsvorsorge und standische Reprasentation stadtischer Eliten Verlag des Germanischen Nationalmuseums Nurnberg 2019 ISBN 978 3 946217 20 6 5 Kurt Pilz Der Totenschild in Nurnberg und seine deutschen Vorstufen In Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums Nurnberg 1936 1939 ISSN 2510 4691 S 57 112 online Erich Egg Oswald Trapp Totenschilde in Tirol In Veroffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 52 1972 ISSN 0379 0231 S 17 150 Digitalisat PDF 107 7 MB Dieter H Muller Bruns Heraldische Besonderheiten Totenschilde In Kleeblatt Zeitschrift fur Heraldik und verwandte Wissenschaften 1 2012 S 42 51 online PDF 1 49 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Totenschild Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Totenschilde im Ulmer Munster Album mit Bildern Videos und Audiodateien Germanisches Nationalmuseum Nurnberger Totenschilde des Spatmittelalters 2022 abgerufen am 24 Februar 2022 Bernhard Peter Totenschilde in Kirchen In welt der wappen de 2010 abgerufen am 25 November 2021 Elisabeth Taube Interview uber die Herstellungstechniken und Materialen der Totenschilde 2019 abgerufen am 24 Februar 2022 Katja Putzer Interview uber die Totenschild Bestande im Germanischen Nationalmuseum 2019 abgerufen am 24 Februar 2022 museum digital TotenschildeEinzelnachweise Bearbeiten a b Friedrich Wilhelm Leitner Aufschwor Amts und Totenschilde in der Deutschordenskirche zu Friesach in Karnten In Rudolfinum Jahrbuch des Landesmuseums fur Karnten 2005 S 197 zobodat at PDF Germanisches Nationalmuseum Totenschild des Hieronymus Kress im Onlineobjektkatalog Abgerufen am 24 Februar 2022 Frank Matthias Kammel u a Hrsg Die Nurnberger Totenschilde des Spatmittelalters im Germanischen Nationalmusem Jenseitsvorsorge und standische Reprasentation stadtischer Eliten 2 Bande Verlag des Germanischen Nationalmuseums Nurnberg 2019 ISBN 978 3 946217 20 6 Albrecht Rieber Totenschilde im Ulmer Munster In Hans Eugen Specker Reinhard Wortmann Hrsg 600 Jahre Ulmer Munster Festschrift Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm Band 19 2 Auflage Kohlhammer Ulm 1984 ISBN 3 17 008474 7 S 330 376 Deutsche Nationalbibliothek Die Nurnberger Totenschilde des Spatmittelalters im Germanischen Nationalmuseum Abgerufen am 24 Februar 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Totenschild amp oldid 230160014