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Das Marburger Schloss auch Landgrafenschloss Marburg gehort zu den pragnantesten Bauwerken in der Stadt Marburg Es wurde als Burg im 11 Jahrhundert angelegt und ist neben seiner historischen Bedeutung als erste Residenz der Landgrafschaft Hessen von grossem kunst bzw bauhistorischem Interesse Marburger Schloss von SudostenGesamtansicht von Suden Links das Marstallgebaude und vorne rechts die Lutherische Pfarrkirche Inhaltsverzeichnis 1 Lage und bauliche Situation 2 Bedeutung und heutige Nutzung der Anlage 3 Geschichte von Burg Schloss Stadt und Umland 3 1 Die Region um Marburg im fruhen und hohen Mittelalter 3 2 Marburg unter den Thuringer Landgrafen 3 3 Marburg als Teil der Landgrafschaft Hessen 3 4 Die Geschichte Marburgs seit dem Dreissigjahrigen Krieg 4 Die bauliche Entwicklung von Schloss Marburg 4 1 Phase 1 die erste Burg des hohen Mittelalters 4 2 Phase 2 der Ausbau unter den Thuringer Landgrafen um 1140 4 3 Phase 3 der Ausbau in der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts 4 4 Phase 4 der Ausbau zur hessischen Residenz im spaten 13 Jahrhundert 4 5 Phase 5 spatgotische Umbauten 4 6 Phase 6 Bauten der Renaissancezeit 4 7 Phase 7 das 17 und 18 Jahrhundert 4 8 Phase 8 das 19 und 20 Jahrhundert 5 Literatur 6 Weblinks 7 BelegeLage und bauliche Situation BearbeitenWeithin sichtbar erhebt sich das Marburger Schloss westlich uber der Stadt und dem in nord sudlicher Richtung verlaufenden Lahntal Der Schlossberg hat eine Hohe von 287 m u NN und bildet einen Auslaufer des Marburger Ruckens einem Buntsandstein Hochland Durch die relativ steilen Talflanken bestand hier eine sehr gute fortifikatorische Ausgangslage fur die Errichtung einer mittelalterlichen Burg die in der Folgezeit und bis in die Gegenwart zahlreiche bauliche Veranderungen erfuhr nbsp Die Landgraf Philipp Strasse unterhalb des Weinbergs die Ludwig Bickell Treppe mundet vor dem Tor Den Kern des Schlosses bildet eine nach Osten offene hufeisenformige Anlage um einen schmalen Innenhof Man unterscheidet den sog Landgrafenbau mit der Schlosskapelle im Suden und den Frauenbau oder die Kemenate im Westen Im Norden stehen der Saal bzw Furstenbau und das jungere Leute Haus oder Kuchenhaus Eine Verbindung zwischen der Schlosskapelle und dem Leutehaus stellt die Sakristei uber dem Osttor her Unterhalb des Schlosses liegen die ehemalige Landgrafliche Kanzlei und die Wolfsburg die gemeinsam das Stadtbild Marburgs nach Suden hin pragen Die mit Kopfsteinen gepflasterte Landgraf Philipp Strasse sowie die winklige Ludwig Bickell Treppe fuhren als Fusswege von der Oberstadt hinauf zum Sudtor Uber den zur Strasse ausgebauten Gisonenweg fahrt heute der Schlossbus Linie 10 Bedeutung und heutige Nutzung der Anlage BearbeitenNeben seiner historischen Bedeutung als erste Residenz der Landgrafschaft Hessen ist das Schloss von grossem kunst bzw bauhistorischem Interesse Dies betrifft neben den Bauteilen aus dem 11 12 Jahrhundert vor allem die Burg aus der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts die noch heute den Gesamteindruck der Anlage wesentlich bestimmt Die Schlosskapelle und der Saalbau mit dem Grossen Saal bzw Furstensaal der zu den grossten und qualitatvollsten profanen gotischen Salen in Mitteleuropa gehort sind herausragende Leistungen der europaischen Burgenarchitektur Heute wird das Schloss in Teilen vom Marburger Universitatsmuseum fur Kulturgeschichte im Wilhelmsbau und fur kulturelle Veranstaltungen wie z B fur Theaterauffuhrungen des Hessischen Landestheaters im Furstensaal genutzt Eine Besichtigung der Anlage ist moglich Im Rahmen von Fuhrungen konnen die Kasematten beim Schloss sowie der Hexenturm besichtigt werden Die Nebengebaude Marstall Zeughaus sowie die ehemalige Schmiede beherbergen seit 1946 das Collegium Philippinum der Hessischen Stipendiatenanstalt Geschichte von Burg Schloss Stadt und Umland BearbeitenDie Region um Marburg im fruhen und hohen Mittelalter Bearbeiten nbsp Der sog Landgrafenbau mit der Schlosskapelle von Suden nbsp Schloss von Nordwesten nbsp Stadt und Schloss Wilhelm Dilich 1591 nbsp Ebenso nach W Dilich 1605In der zweiten Halfte des 9 bis Mitte des 10 Jahrhunderts waren die Konradiner das machtigste Geschlecht der Region dem Oberlahngau Ihr bedeutendster Vertreter Konrad I der Jungere wurde 911 zum ostfrankischen Konig gewahlt Bereits in der Mitte des 10 Jahrhunderts infolge des Niedergangs der Konradiner wahrend der Regierungszeit von Kaiser Otto dem Grossen fielen die unweit Marburgs gelegenen Reichsguter wie Wetter Hessen nordlich von Marburg an das Reich zuruck Die Anfange der Burg Marburg wurden und werden haufig mit den Konradinern in Verbindung gebracht wofur es jedoch zumindest in den schriftlichen Quellen keine Hinweise gibt Konig Konrad II belehnte den aus Schwaben stammenden Grafen Werner mit der im 10 Jahrhundert entstandenen Grafschaft Maden im Raum Kassel Fritzlar Homberg Melsungen aus der im Laufe der folgenden zwei Jahrhunderte die Grafschaft Hessen wurde Die Grafen Werner starben 1121 aus und ihre Grafschaft wurde anschliessend an das Geschlecht der Gisonen vergeben ein zu diesem Zeitpunkt bedeutendes Adelsgeschlecht im Gebiet des heutigen Mittelhessen Ihre Stammburg Hollende lag westlich von Wetter bei Treisbach Sie waren Reichsvogte des um 1015 gegrundeten koniglichen Kanonissenstifts Wetter und als solche mit koniglichen Gutern unweit von Marburg belehnt Bereits ein Jahr nach der Vergabe des Werner schen Erbes an Giso IV starb dieser und mit dem Tod seines Sohnes Giso V erlosch 1137 auch dieses Geschlecht in der mannlichen Linie Wohl noch vor 1122 hatte Giso IV seine Tochter Hedwig mit Ludwig I dem Sohn des Grafen Ludwig des Springers von Thuringen verheiratet Nach dem Tod Gisos IV heiratete dessen Witwe Kunigunde von Bilstein noch 1122 den Bruder Ludwigs Heinrich Raspe I Damit bzw endgultig nach dem Tod Gisos V des letzten Gisonen fiel deren Erbe an die Ludowinger die Grafen bzw ab 1131 Landgrafen von Thuringen die damit ihre Herrschaft weiter auf das heutige Ober und Niederhessen ausdehnen konnten Wer im 11 Jahrhundert und in der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts vor den Ludowingern die Herren uber Marburg und das Umland waren geht aus den Quellen nicht eindeutig hervor Im Allgemeinen wird davon ausgegangen dass die Gisonen Grunder der Burg und auch des Ortes waren Aufgrund neuerer historischer Untersuchungen sollen jedoch nicht die Gisonen sondern die Grafen von Gleiberg aus dem mittleren Lahntal in der zweiten Halfte des 11 Jahrhunderts die Herren der Marburg gewesen sein Marburg unter den Thuringer Landgrafen Bearbeiten In der ersten urkundlichen Nennung Marburgs 1138 39 erscheint unter anderem ein Lu dewicus de Marburg zusammen mit weiteren Ministerialen des Landgrafen Ludwig I von Thuringen Spatestens um 1140 existierte in Marburg eine erste Munze die eine Marktsiedlung voraussetzt Offenbar geht die Aufwertung des Ortes zum Markt auf Landgraf Ludwig I zuruck Mit ihr werden wohl auch Baumassnahmen in der Burg verbunden gewesen sein Unter Graf Heinrich Raspe II 1140 1154 55 wurden mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die Burgen Marburg Gudensberg und Kassel erneuert und ausgebaut In einer Urkunde Kaiser Friedrichs I wird 1174 ein Conradus de Marburg genannt In der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts urkundeten die Landgrafen von Thuringen mehrfach in der Burg oder Stadt Marburg Hier sassen die wichtigsten ludowingischen Ministerialen in Oberhessen die spateren Schencken zu Schweinsberg Marburg als Teil der Landgrafschaft Hessen Bearbeiten Nach dem Aussterben der Landgrafen von Thuringen 1247 sollte die Landgrafschaft zunachst an die Wettiner fallen doch machte Sophie von Brabant 1223 1275 eine Tochter der Hl Elisabeth von Thuringen 1207 1231 ab 1248 ebenfalls Erbanspruche fur ihren Sohn Heinrich geltend Als Ergebnis des hessisch thuringischen Erbfolgestreits 1247 63 wurde der hessische Teil der Landgrafschaft abgespalten und so eine neue Landgrafschaft Hessen geschaffen deren erster Herrscher Heinrich I 1256 1308 war 1292 wurde er von Konig Adolf von Nassau in den erblichen Reichsfurstenstand erhoben und die Landgrafschaft Hessen damit offiziell reichsrechtlich anerkannt Die Bemuhungen um Anerkennung und letztendlich der Erfolg spiegeln sich entsprechend auch in umfangreichen Baumassnahmen wider die den Anspruch des Landgrafen auch nach aussen dokumentieren sollten Heinrichs Sohn Otto 1308 1328 verlegte schon 1308 den landgraflichen Sitz nach Kassel und Marburg verlor entsprechend an Bedeutung Zwischen 1458 und 1500 residierte hier noch einmal eine Nebenlinie unter Heinrich III 1458 1483 und Wilhelm III 1483 1500 Eine starkere Rolle in der politischen Entwicklung spielte das Marburger Schloss jedoch erst wieder unter Landgraf Philipp dem Grossmutigen 1518 1567 dem eine Einigung Hessens gelang der 1526 hier die Reformation einfuhrte und die erste protestantische Universitat grundete Im Schloss fand im Oktober 1529 das Marburger Religionsgesprach zwischen Martin Luther und Ulrich Zwingli statt Nach Philipps Tod 1567 wurde Marburg unter Ludwig IV von Hessen Marburg 1567 1604 zum dritten Mal Residenz einer der vier Teilgrafschaften Die Geschichte Marburgs seit dem Dreissigjahrigen Krieg Bearbeiten Im Dreissigjahrigen Krieg kam es 1623 zur Einnahme der Stadt und Festung Marburg durch die Truppen Tillys Nach dem Hessenkrieg wurden sie 1648 von der Linie Hessen Darmstadt an Hessen Kassel zuruckgegeben Marburgs Bedeutung sank zunehmend es spielte nur noch eine Rolle als Verwaltungssitz und militarischer Stutzpunkt In der Folgezeit besonders zwischen ca 1700 und 1740 kam es zu einem umfangreichen Festungsbau Bereits im Siebenjahrigen Krieg 1756 63 wurde Marburg wiederum mehrfach erobert wobei sich zeigte dass die Festung den militarischen Entwicklungen nicht mehr entsprach Ab 1770 wurde deshalb damit begonnen die Festungsanlagen zu schleifen Endgultig aufgegeben und gesprengt wurde die Festung 1807 nach der Besetzung durch die Truppen Napoleons Ab 1809 wurde das Schloss als Gefangnis genutzt das erst 1869 nach Kassel verlegt werden konnte Viktor von Meibom Zugleich 1851 wurde mir die obere Leitung uber das Stockhaus ubertragen welches im Marburger Schloss untergebracht war Nach dem damaligen kurhessischen Recht war die Eisen und Stockstrafe die schwerste Freiheitsstrafe welche nur bei Mannern Anwendung fand und von der Zuchthausstrafe durch schwerere Arbeit und das Tragen eiserner Beinschienen sich unterschied Zu meiner Zeit befanden sich in dem Marburger Schloss 180 bis 240 Schwerverbrecher darunter viele zu lebenslanglicher Eisenstrafe verurteilt oder dazu anstatt der Todesstrafe begnadigt 1 1866 war Kurhessen durch Preussen annektiert worden was gleichzeitig das Ende des Kurfurstentums Hessens bedeutete 1869 70 zog das Preussische Staatsarchiv in das Schloss ein und blieb der Hauptnutzer bis es 1938 einen Neubau in der Stadt bezog Wahrend des Zweiten Weltkrieges stand das Schloss zum grossen Teil leer 1946 gelangte es in den Besitz der Philipps Universitat Marburg und 1976 begann der inzwischen abgeschlossene Umbau zum heutigen Museum Die bauliche Entwicklung von Schloss Marburg BearbeitenBesonders die funf mittelalterlichen Hauptbauphasen die fast immer unmittelbar mit politischen Ereignissen im Zusammenhang stehen aber auch die weitere Bauentwicklung spiegeln deutlich die gesellschaftlichen Veranderungen nach der Reformation zwischen Dreissigjahrigem Krieg und Napoleonischem Krieg im Kaiserreich und 20 Jahrhundert bis in die Gegenwart wider Phase 1 die erste Burg des hohen Mittelalters Bearbeiten Kern der Anlage ist ein rechteckiger Bau 16 mal 9 5 Meter der 1989 90 unter dem heutigen Westflugel ausgegraben werden konnte 2 Erhalten ist ein grosser Teil der Westwand bis in eine Hohe von vier Metern Das als wehrhaftes Saalgeschosshaus bezeichnete Gebaude wurde von der Archaologin Christa Meiborg zunachst mit der Burg der Konradiner verbunden und in spatkarolingisch ottonische Zeit 9 10 Jahrhundert datiert Unter Berucksichtigung neuerer Ergebnisse beispielsweise aus der Burg Querfurt setzte sie im Jahr 2003 das langrechteckige Steingebaude das sie typologisch wohl als sogenanntes Festes Haus anspricht in die Zeit um 1000 Allerdings ist eine Entstehung des nur allgemein als Wohnbau zu bezeichnenden Gebaudes auch noch im 11 Jahrhundert oder fruhen 12 Jahrhundert moglich Zweifel sind ebenso an der Besiedlung des Burgplateaus bereits in karolingischer Zeit und an der Existenz einer ersten Burganlage moglicherweise in Holzbauweise schon im 9 und beginnenden 10 Jahrhundert angebracht Zumindest stehen eindeutige Nachweise bisher noch aus Weder die Konradiner oder die Grafen Werner noch die Gisonen konnen mit einiger Sicherheit als Grunder der Burg angenommen werden Beim derzeitigen Forschungs und Publikationsstand muss die Frage nach den Grundern bzw Besitzern der Burg vor den Ludowingern offenbleiben Phase 2 der Ausbau unter den Thuringer Landgrafen um 1140 Bearbeiten In einer zweiten Bauphase wurde der Nordteil des Rechteckbaus zu einem quadratischen Turm mit 9 50 Meter Seitenlange umgebaut Die Sudwestecke mit sorgfaltiger Eckquaderung und die Westwand des Turms sind im Inneren des Westflugels bis zu acht Meter hoch erhalten Im Westen Suden und Norden des Turms ist an mehreren Stellen eine bis in dieselbe Hohe erhaltene Ringmauer nachgewiesen worden deren Mauerwerk dem des Turmes entspricht Der Bereich zwischen Ringmauer und Turm war mit machtigen Lagen aus rotem Sand aufgefullt Damit wurde die Hauptangriffseite im Westen verstarkt und der Turm sozusagen teilweise eingemottet wohl um die hinterfullte Ringmauer vor der Zerstorung mit Belagerungsgerat zu schutzen Weitere Reste dieser Ringmauer haben sich im Sudflugel erhalten bzw konnten im und beim Leutehaus zusammen mit zugehorigen Quermauern ergraben werden Es handelt sich demnach um den Typ einer Burg mit Turm und Einzelbauten in Randhauslage auf bzw an der Ringmauer Die Datierung ist wiederum umstritten Christa Meiborg geht vom Umbau zu einer typisch salierzeitlichen Wohnturmburg um 1100 aus Die Steinbearbeitung und ein im Bereich des Saalbaus geborgenes Holz aus der Zeit 1140 41 d sprechen jedoch eher fur eine Datierung der Baumassnahmen in die erste Halfte oder gegen die Mitte des 12 Jahrhunderts Die umfangreichen Baumassnahmen lassen sich daher mit der Ubernahme der Burg durch die Ludowinger und dem Ausbau zu einem Herrschaftsmittelpunkt verbinden Sie konnen hochstwahrscheinlich in die Zeit um 1140 datiert werden als Heinrich Raspe II auch Kassel und vermutlich Gudensberg ausbauen liess Etwas jungere Baumassnahmen aus der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts lassen sich nur uber einige altere Bauteile wie einen mit Flechtband verzierten Stein fassen die in der spatmittelalterlichen Burganlage sekundar vermauert worden sind so genannte Spolien Der Umfang und das Aussehen dieses Ausbaus der wohl unter Landgraf Ludwig II erfolgte konnen jedoch nicht bestimmt werden Veranderungen im unmittelbaren Umfeld der Burg wurden durch den Bau einer ersten Stadtmauer der erheblich nach Westen erweiterten Marktsiedlung um 1180 90 notwendig An zwei Stellen im Westflugel und unter dem Keller des Wilhelmsbaus wurde bei Ausgrabungen der Anschluss der Stadtmauer an die Ringmauer der Burg erfasst Phase 3 der Ausbau in der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts Bearbeiten In der Sudwestecke des heutigen Leutehauses im Nordosten der Anlage stand um 1220 d ein schlanker Turm der junger als die Ringmauer ist Der neue Bergfried 1372 nuwe bergfrid by der Kuchene sollte den Ostteil der Burg und hier besonders den Torbereich und den Anschluss der Stadtbefestigung sichern Der quadratische Turm im Westen wurde umgebaut und auf den sudlichen Teil der Ringmauer um 1250 d ein zweigeschossiger Saalbau aufgesetzt In der ersten Halfte des 13 Jahrhunderts wurde ausserdem die Bebauung des Schlossberges nach Osten bis unter den heutigen Wilhelmsbau erweitert oder eine bereits bestehende Vorburg an dieser Stelle erneuert An die nordliche Stadtmauer angebaut entstand hier ein mindestens zweigeschossiger Massivbau unbekannter Funktion Um 1230 40 wurde die Stadt nach Westen erweitert wobei die dabei angelegte jungste Stadtmauer wiederum Anschluss an den Westflugel der Burg finden musste Ein Tor mit der Aussenseite im Norden das vermutlich zu einer Vorburg gehorte ist an der Ruckseite des Renaissancetors zur Nordterrasse erhalten Der Hauptzugang zum Schloss muss also von Westen kommend an der Sudseite entlanggefuhrt haben um dann durch das Osttor die Hauptburg zu erreichen Phase 4 der Ausbau zur hessischen Residenz im spaten 13 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Stutzmauer mit Bogensegmenten von SudenDie heutige Baugestalt des Schlosses wird im Wesentlichen durch den aufwandigen Umbau zur hessischen Residenz im spaten 13 Jahrhundert bestimmt Mit der Errichtung grossartiger Einzelbauten sollte der hohe Anspruch und der 1292 neugewonnene landgrafliche Rang des Bauherrn unterstrichen werden Marburg gehort zu den noch wenigen gut bekannten Furstenburgen aus der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts und dem fruhen 14 Jahrhundert die oft noch dem klassischen Burgkonzept der staufischen Zeit folgten nbsp Schlosskapelle Gewolbedecke mit Blattmaske und Laubwerkornament polychrom gefasst und teilvergoldet im ostlichen PolygonDer ostliche Abschluss des Sudflugels wird durch die 1288 geweihte Schlosskapelle gebildet Der daran anschliessende viergeschossige Landgrafenbau zeigt zwei Bauabschnitte Das zweite Obergeschoss wurde im spaten 13 Jahrhundert auf dem erhaltenen Teil der romanischen Wehrmauer errichtet Der Frauenbau im Westen ist an den Landgrafenbau angebaut doch ist seine Gestalt in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts noch weitgehend unbekannt Im Norden der Kernburg auf der Schauseite erhebt sich der rechteckige dreigeschossige Saalbau Er war in der Zeit um 1292 1300 fertiggestellt 1296 8 d Der Grosse Saal oder Furstensaal oft falschlich noch Rittersaal genannt im Obergeschoss mit einer Flache von 482 m ist zweifellos der bedeutendste und wichtigste Raum des gesamten Schlosses Er wurde vom Hof aus durch einen ausseren Treppenvorbau erschlossen Der Nische im mittleren Risalit an der Nordseite die lange Zeit als Thronnische angesprochen wurde kam eine zentrale Position bei herrschaftlichen Banketten zu Im 14 Jahrhundert war hier der Standort eines Buffets oder der Theke an der das Bier gezapft wurde Das ostlich an den Saalbau anschliessende Leutehaus zeigt aussen kaum Spuren alteren Mauerwerks und stammt im Wesentlichen erst aus dem 15 und 16 Jahrhundert Das Tor zum Hochschloss liegt zwischen Schlosskapelle und Leutehaus Die daruber befindliche Sakristei stammt wohl aus dem spaten 13 Jahrhundert und fungierte gleichzeitig als Brucke zwischen beiden Bauteilen Das Tor besass offenbar keine besonderen Verteidigungseinrichtungen Mit den Baumassnahmen in der Kernburg stehen die Anlage eines Zwingers und moglicherweise auch der Bau Ausbau der westlichen Vorburg in Verbindung Im Suden wurde eine aufwandige Stutzmauer aus Bogensegmenten errichtet und das Schloss auf einen Sockel gestellt der es erhoht und zugleich die monumentale und reprasentative Wirkung der Schlossbauten steigert Phase 5 spatgotische Umbauten Bearbeiten nbsp Hexenturm auf der Nordseite nbsp Bauphasenplan nach Grossmann Schloss Marburg 3 Umschlagseite nbsp Wilhelmsbau von Sudwesten nbsp Ubergang zum Wilhelmsbau von Suden nbsp Rentkammer von SudenZu betrachtlichen Umbauten kam es im 14 und 15 Jahrhundert besonders in der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts unter Wilhelm III Der Westflugel wurde von 1471 bis 1486 zum so genannten Frauenbau dem Wohntrakt der Landgrafin Anna ausgebaut und erhielt sein heutiges Aussehen Weitere Umbauten betrafen den Sudflugel 1481 bzw 1486 die Kapelle den Saal und den Kuchenbau sowie den Ausbau der westlichen Vorburg Im Norden der Anlage wurde der Marstall errichtet Sowohl das Westtor als auch das Sudtor wurden erweitert Bereits ab 1478 wurde der dreigeschossige Hexenturm oder Weisse Turm nordwestlich des Schlosses am Halsgraben errichtet um den neuen Anforderungen der Kriegstechnik gerecht zu werden Die wichtigste Baumassnahme dieser Zeit ist jedoch die Errichtung des Wilhelmsbaus 1493 97 Als Erweiterung der Burg nach Osten entstand ein moderner dreigeschossiger Saal und Wohnbau der die bogenformige Stutzmauer teilweise uberlagert Die Umbauten dieser Phase wurden im Wesentlichen durch den landgraflichen Hofbaumeister Hans Jakob von Ettlingen ausgefuhrt der unter anderem auch die Burgen Hauneck und Herzberg neu errichtete und die Wasserburg Friedewald umbaute Phase 6 Bauten der Renaissancezeit Bearbeiten In der Renaissancezeit erfuhr das Schloss unter dem politisch bedeutenden Landgraf Philipp dem Grossmutigen und seinem Sohn Ludwig IV kaum wesentliche Veranderungen Im Hochschloss wurden lediglich neue Geschossdecken eingezogen und Fenster eingefugt 1572 errichtete Ebert Baldewein sudlich vor der Kapelle die Rentkammer die das Wappen Landgraf Ludwigs IV von Hessen tragt Baldewein erneuerte auch das Zeughaus und 1575 den Marstall in der Vorburg Wohl um 1580 erfolgten Umgestaltungen des Sudtores An der Sudwestecke der Vorburg war 1521 23 ein grosser Batterieturm Rondell errichtet worden der aber bereits am Ende des 16 Jahrhunderts bis auf geringe Reste wieder beseitigt wurde Phase 7 das 17 und 18 Jahrhundert Bearbeiten Auch im 17 und 18 Jahrhundert waren kleinere Umbauten im Oberschloss besonders am Frauen und Kuchenbau notwendig Ansonsten beschrankten sich die Baumassnahmen im Schloss weitgehend auf die Wirtschaftsbauten wie den Umbau der ehemaligen Schmiede 1605 06 zu einem Kommandantenhaus und des kleinen Marstalls 1631 Die Verblendung der beiden Obergeschosse des Marstalls mit Sandsteinfassaden an drei Seiten erfolgte 1628 30 im Zusammenhang mit der Beseitigung von Kriegsschaden im Dreissigjahrigen Krieg Wesentliche Veranderungen der Gesamtanlage erbrachte die Errichtung der Festungsanlagen die besonders zwischen 1700 und 1740 erfolgte Erhalten sind unter anderem Reste der 1701 erbauten grossen Bastion Das Sudtor wurde noch im 17 Jahrhundert nach Westen erweitert und davor bergseitig eine kleine Bastion angelegt Phase 8 das 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten Bereits kurz vor 1800 setzte schon wieder die Schleifung der Festungsbauten ein Einige Umbauten wie die mehrfache Veranderung der Geschosshohen stehen mit der Nutzung des Schlosses als Gefangnis ab 1809 in Verbindung Insbesondere im Wilhelmsbau und im Frauenbau wurden neue feuersichere Raumdecken mit preussischen Kappengewolben eingezogen 1890 wechselte man samtliche Dachwerke und Dacher aus und setzte Stahldacher auf Neben dem Hochschloss erfuhren auch die Vorburgbereiche kleinere Veranderungen Zu erneuten Umbauten kam es in den Jahren 1924 32 und infolge des Einbaus des Marburger Universitatsmuseums ab 1976 Damit in Verbindung standen umfangreiche Bauuntersuchungen und archaologische Ausgrabungen die zahlreiche neue Ergebnisse zur Baugeschichte der Anlage erbrachten Jedoch sind auch in dieser Zeit noch betrachtliche Verluste mittelalterlicher Bausubstanz zu verzeichnen wie etwa die Beseitigung einer spatmittelalterlichen Kuche Literatur BearbeitenElmar Brohl Waltraud Brohl Geschutzturm Barbakane Rondell Ravelin In Burgenforschung in Hessen Begleitband zur Ausstellung im Marburger Landgrafenschloss vom 1 November 1996 2 Februar 1997 Kleine Schriften aus dem Vorgeschichtlichen Seminar Marburg Bd 46 Marburg 1996 S 183 201 ISBN 3 8185 0219 6 Elmar Brohl Sicherungs und Wiederherstellungsmassnahmen an der Festung Marburg in Denkmalpflege und Kulturgeschichte Wiesbaden 1999 2 S 2 9 ISSN 1436 168X Dieter Grossmann Das Schloss zu Marburg an der Lahn Mit Erganzungen von G Ulrich Grossmann DKV Kunstfuhrer Nr 366 9 4 veranderte Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1999 keine ISBN G Ulrich Grossmann Schloss Marburg Burgen Schlosser und Wehrbauten in Mitteleuropa Bd 3 Regensburg 1999 ISBN 3 7954 1218 8 G Ulrich Grossmann Der Saalbau im Marburger Schloss In Burgenbau im 13 Jahrhundert Forschungen zu Burgen und Schlossern Bd 7 Munchen Berlin 2002 S 241 254 ISBN 3 422 06361 7 Walter Heinemeyer Das Marburger Landgrafenschloss und die Wartburg Marburg und Eisenach In Hessen und Thuringen Von den Anfangen bis zur Reformation Eine Ausstellung des Landes Hessen Marburg Wiesbaden 1992 S 39 46 ISBN 3 89258 018 9 Karl Justi Das Marburger Schloss Baugeschichte einer deutschen Burg Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen und Waldeck Bd 21 Marburg 1942 Hubert Kolling Hinweise zu einem bisher kaum beachteten Abschnitt in der Geschichte des Marburger Landgrafenschlosses in Burgen und Schlosser in Deutschland Umschau Frankfurt 40 1999 S 41 43 Zur Nutzung des Schlosses als Gefangnis im 19 Jh Barbara Kras Gerd Strickhausen Zur Baugeschichte des Marburger Schlosses vor 1300 In Burgenforschung in Hessen Begleitband zur Ausstellung im Marburger Landgrafenschloss vom 1 November 1996 2 Februar 1997 Kleine Schriften aus dem Vorgeschichtlichen Seminar Marburg Bd 46 Marburg 1996 S 177 182 ISBN 3 8185 0219 6 Christa Meiborg Erfolgreiche Suche nach der altesten Marburg Experten bestatigen Besiedlung des Burgplateaus in karolingischer Zeit in Hessen Archaologie Theiss Stuttgart 1 2002 S 131 133 ISSN 1610 0190 Neue Forschungen zur Fruhzeit des Marburger Schlosses In H W Bohme O Volk Hg Burgen als Geschichtsquelle 1 Marburger Mittelaltertagung der Arbeitsgruppe Marburger Mittelalterzentrum MMZ 11 und 12 Oktober 2002 Kleine Schriften aus dem Vorgeschichtlichen Seminar Marburg Bd 54 Marburg 2003 S 151 159 ISBN 3 8185 0378 8 Das Marburger Landgrafenschloss im Spiegel archaologischer Forschungen In Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hg Denkmal Hessen 2022 1 S 25 33 Suche nach dem Gisonenfelsen Die baugeschichtliche Entwicklung des Schlosses in Marburg In 25 Jahre Denkmalpflege in Hessen Wiederspahn Wiesbaden 1999 S 40 f Jurgen Michler Zur Farbfassung der Marburger Schlosskapelle Raumfarbigkeit als Quelle zur Geschichte von Kunst und Denkmalpflege in Deutsche Kunst und Denkmalpflege Dt Kunstverl Munchen 36 1978 S 37 52 ISSN 0012 0375 Christa Meiborg Helmut Roth Claus Dobiat Suche nach dem Gisonenfels Grabungen im Marburger Schloss in Archaologie in Deutschland Theiss Stuttgart 7 1991 4 S 6 11 ISSN 0176 8522 Gerd Strickhausen Burgen der Ludowinger in Thuringen Hessen und dem Rheinland Studien zur Architektur und Landesherrschaft im Hochmittelalter Quellen u Forsch zur hessischen Gesch Bd 109 Darmstadt Marburg 1998 ISBN 3 88443 061 0 Alexander Thon Stefan Ulrich Jens Friedhoff Mit starken eisernen Ketten und Riegeln beschlossen Burgen an der Lahn Schnell amp Steiner Regensburg 2008 ISBN 978 3 7954 2000 0 S 108 115 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marburger Schloss Album mit Bildern Videos und Audiodateien Suche nach Marburger Schloss In Deutsche Digitale Bibliothek Suche nach Marburger Schloss im Online Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Achtung Die Datenbasis hat sich geandert bitte 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Waffensand Burg Weissenstein Wenigenburg Burgen und Schlosser an der Lahn Nordrhein Westfalen Schloss WittgensteinHessen Schloss Biedenkopf Hohenfels Schloss Marburg Burg Staufenberg Altes und Neues Schloss Giessen Burg Kalsmunt Laneburg Schloss Weilburg Neuelkerhausen Burg Schadeck Burg Runkel Dehrn Schloss LimburgRheinland Pfalz Alte Burg Mainzer Haus Schloss Oranienstein Grafenschloss Diez Burg Ardeck Burg Balduinstein Schloss Schaumburg Waldecksches Jagdschloss Burg Laurenburg Schloss Laurenburg Schloss Langenau Burg Nassau Steinsches Schloss Steinsche Burg Karlsburg Burg Lahneck nbsp Dieser Artikel wurde am 10 August 2004 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen 50 810222222222 8 7670166666667 265 Koordinaten 50 48 36 8 N 8 46 1 3 O Normdaten Geografikum GND 4547515 5 lobid OGND AKS LCCN sh00007029 VIAF 124179401 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marburger Schloss amp oldid 234027455