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Die Wolfsburg ist ein Gebaude unterhalb des Marburger Schlosses vor der ehemaligen Landgraflichen Kanzlei In der fast tausendjahrigen Geschichte des Hauses trug das Bauwerk verschiedene Namen und erfullte diverse Zwecke Gegenwartig dient die Wolfsburg als Verbindungshaus der Turnerschaft im CC Schaumburgia Blick auf die Wolfsburg von der StrasseEingangstor zur Wolfsburg Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Umgebung 2 Entstehungsgeschichte 3 Gebaudegeschichte 3 1 Berlepscher Hof 3 2 Namensherkunft der Wolfsburg 3 3 Die Wolfsburg unter Karl Grimm 3 4 Fenster im Salon des Karl Grimm 4 Heutige Nutzung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage und Umgebung BearbeitenDie Wolfsburg liegt direkt oberhalb des Marktplatzes in der Landgraf Philipp Strasse 2 Ecke Ritterstrasse einer verkehrsberuhigten und mit Kopfstein gepflasterten Seitenstrasse in der Oberstadt Die Landgraf Philipp Strasse fuhrt weiter hinauf zum Schloss so dass das Haus auch im Einzugsbereich von Touristen liegt Da das Gebaude im Laufe der Zeit mehrfach den Besitzer wechselte und oft dessen Namen annahm wird es der Einfachheit halber im Folgenden als Wolfsburg bezeichnet Entstehungsgeschichte BearbeitenEine genaue Datierung der Grundung des Ortes Marburg liegt auch in der heutigen Forschung im Dunkeln Die erste Urkunde die Marburg Markburg Grenzburg nennt stammt aus dem Jahre 1130 Das Siedlungsbild zeigt vier Teile Auf dem Berg stehen die altesten Burgbauten die damals als Erbe des hessischen Landgrafen Giso an die thuringischen Landgrafen gekommen waren Auf dem Terrassenbogen unterhalb des Schlosses wo heute die Ritterstrasse verlauft befanden sich die Sitze der Burgmannen freie Ritter deren Aufgabe die Verteidigung der Burg war Sie bildeten den Kern der Vertrauten der Landgrafen Dafur wurden sie mit Titeln versehen und erhielten Hofe rund um den Schlossberg welche durch die Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Gutern in den nahen Ortschaften finanziert wurden Aufgrund ihrer Stellung als Burgmannen waren sie dabei von Zins und sonstigen Abgaben an den Landesherrn freigestellt Baulich waren diese Hofe strikt von der Siedlung um den heutigen Marktplatz getrennt die sich infolge des Bevolkerungszuwachses zum Marktflecken Marburg entwickelte Im Lahntal lagen daruber hinaus der Bruckenvorort Weidenhausen und verhaltnismassig weit im Norden der Hauserbezirk der Komturei des Deutschritterordens in deren Hande 1231 die Reliquien der heiligen Elisabeth uberantwortet waren Zu Ehren der Landgrafin von Thuringen die in ihren letzten Lebensjahren hier ein Hospital fur Arme und Kranke betrieben hatte errichtete der Deutsche Orden ab 1235 eine Wallfahrtskirche Auf dem Grundstuck der heutigen Wolfsburg stand zu dieser Zeit einer dieser Burgmannshofe Gebaudegeschichte BearbeitenIm 14 Jahrhundert trug das Grundstuck noch kein Wohnhaus sondern nur Wirtschaftsgebaude Diese waren freies Eigentum der machtigen Familie von Bicken und wurden in einer Urkunde von 1381 als oberhalb des Kerners gelegen genannt 1 Dieser Hofbezirk kam noch im gleichen Jahrhundert an die Ritterfamilie von Hose aus Ockershausen 2 deren Burgsitz unmittelbar daruber lag dort wo sich das alte Landgericht heute die Religionskundliche Sammlung der Universitat Marburg befindet Der Rittersitz wurde im 15 und 16 Jahrhundert in Dokumenten als Hosenhof oder als steinerne Kemenate am Burgberg bezeichnet und bestand aus drei festen Hausern und drei Garten Zwei von den letzteren lagen oberhalb der Steinhauser jenseits der heutigen Landgraf Philipp Strasse der dritte unterhalb da wo jetzt die Wolfsburg steht Am 13 April 1386 verkaufte Volpracht Hose den Besitz an das oberhessische Adelsgeschlecht von Hachen und zwar als Scheuer zu Marburg obir dem kernere Anscheinend erwarb die Familie Hose aber das Grundstuck wieder zuruck da ein Mitglied der Familie dieses 1514 an einen Dr Schmuck verkaufte Dieser war ein hessischer Rat der aus Kassel stammte und in Koln studiert hatte Bald darauf ging das Wohnhaus das Schmuck entweder miterworben hatte oder auf dem Grundstuck errichten liess in den Besitz einer Margaretha von Grifte uber die es wiederum 1525 fur 158 Goldgulden an Caspar von Berlepsch weiterverkaufte 3 Berlepscher Hof Bearbeiten nbsp Wolfsburg und Kanzlei vor 1900Von da an hiess das Bauwerk bis in das 19 Jahrhundert der Berlepsche Hof Noch im 16 Jahrhundert war unmittelbar neben dem Haus der Familie von Berlepsch ein zweites errichtet worden das 1611 als Herrn Cathrin Hof bezeichnet wurde Wahrscheinlich handelte es sich hierbei um Catharinius Dulcius 1540 1626 ein Professor der neueren Sprachen aus Savoyen Von seinem neben dem Berlepschen gelegenen Haus ist das heutige Eingangstor zum Garten der Wolfsburg erhalten geblieben Nach dem Tod von Dulcius wurde dessen Haus von dem Advokaten Peter Wolff erworben der es 1640 seiner Witwe hinterliess Ob damals schon der Name Wolffsches Haus oder Wolfsburg aufgekommen ist kann angenommen werden lasst sich aber nicht belegen Im 16 Jahrhundert traten auch an anderer Stelle im Raum der Rittergasse und der heutigen Landgraf Philipp Strasse Veranderungen ein Der Hosenhof kam 1519 an den Kanzler Philipps des Grossmutigen Johann Feige welcher den Ausgangspunkt der Reformation in Hessen und der Universitatsgrundung in Marburg bildete Der in der zweiten Halfte des Reformationsjahrhunderts in Marburg regierende Landgraf Ludwig fasste den Entschluss in der Nahe des Schlosses einen grossen Kanzleibau zu errichten So bat er 1572 die Sohne des Kanzlers Feige ihm ihr grosses Grundstuck zu uberlassen auf welchem von 1573 bis 1575 der Architekt Ebert Baldewein ein wuchtiges Regierungsgebaude errichtete in das 1878 Landgericht und Staatsanwaltschaft zogen Heute beherbergt dieses Gebaude die Religionskundliche Sammlung der Stadt Marburg und ist neben dem Schloss und der Wolfsburg auch aus der Ferne sichtbar 4 Namensherkunft der Wolfsburg Bearbeiten nbsp Die Wolfsburg als Ruine auf einer Skizze die den Zustand um 1860 wiedergeben soll1604 kam Marburg an die jungere Linie des Landgrafenhauses an Hessen Darmstadt Landgraf Georg II von Hessen Darmstadt liess oberhalb der Regierung des Landgerichts also jenseits der Landgraf Philipp Strasse 1627 28 zwei Hauser erbauen 1636 schenkte er beide Bauwerke zugleich mit dem grossen Garten als adliges Burgmannsgut seinem Gunstling und Kanzler Antonius Wolff von Todenwarth der im Dreissigjahrigen Krieg in Hessen eine bedeutende Rolle gespielt hat und noch kurz vor seinem Sturz zum Reichsfreiherrn erhoben wurde Gegen Ende des 17 Jahrhunderts war der Besitz des Wolff von Todenwarth schon derart verfallen dass die Stadt es abbrechen liess ein Rest des Gebaudes ist heute noch zu sehen 5 Auch der Berlepsche Hof verfiel zusehends vor allem da die Eigentumer im Hinblick auf die Nahe zum Schloss nicht die Genehmigung zum Wiederaufbau erhielten So verpachteten sie die Ruine wegen der gut brauchbaren Keller an den Wirt des stadtischen Weinhauses Zum Ritter Johannes Klingelhofer 1679 verkauften Burghard und Eitel von Berlepsch die Ruine an Johann Helfrich Dexbach 1684 ging sie aus der Hand seiner Witwe in die des Rates Nikolaus Klunck uber Zu dieser Zeit gehorte der Teil des Grundstuckes auf dem das Dulcius Haus gestanden hatte der Witwe des Dr Frantz die unmittelbar gegenuber in der Ritterstrasse wohnte Bekannte Eigentumer des Berlepschen Hofes im 18 Jahrhundert waren der hessische Regierungsrat und geheime Sekretar Levin Georg Friedrich Hein anschliessend seine Witwe und seit 1778 der Schwiegersohn der Kurpfalzische Geheimrat Gerhard Wilhelm Dolaeus von Cronenberg der aller Wahrscheinlichkeit nach wieder beide Grundstucke zusammenschloss 1813 verkaufte Cronenberg das Grundstuck an den Landrat Johann Moritz Schenck zu Schweinsberg und dieser am 5 November 1824 die sogenannte Berlepsche Ruine Wolfsburg an den Regierungsprasidenten und spateren Justizminister Ferdinand Schenck zu Schweinsberg 1831 ging die Wolfsburg in die Hand des Backermeisters Peter Romheld uber und danach an den Obergerichtsanwalt Karl Grimm der die Ruine wiederaufbauen liess Die Wolfsburg unter Karl Grimm Bearbeiten nbsp Ehemaliger Salon des Karl GrimmGleich nachdem Grimm am 25 April 1861 fur 970 Taler Eigentumer geworden war gab er dem Architekten Friedrich Lange den Auftrag die Wolfsburgruine im neugotischen Stil wiederauf und auszubauen Nach der Ausbesserung und teilweisen Erneuerung des Erdgeschosses und des ersten Stockes wurde ein Dachgeschoss aufgesetzt Lange begrenzte dieses nach den Seiten hin durch zwei Treppengiebel und erweiterte es nach der vorderen Front hin durch einen grossen Ausbau Einen besonderen Schmuck erhielt sein Werk durch den kleinen Erker den er der Ecke des ersten Stockwerkes anfugte sowie eine hochwertige Innenausstattung 1871 wurde der Springbrunnen in der Mitte des Gartens errichtet der von dem bedeutenden Neugotik Architekten Carl Schafer entworfen wurde Spater kam noch ein Seitenanbau mit Turm dazu Justizrat Grimm hat bis zu seinem Tode in der Wolfsburg gewohnt und diese Bezeichnung fur sein Bauwerk etabliert Seine Tochter Frau Major Behrend verkaufte das ererbte Haus 1903 an den Universitatsbuchhandler Georg Schramm 1906 kam es auf einer Zwangsversteigerung an den Rentner August Lorenz zu Diez 1908 an den Rittergutsbesitzer Peter Kriens zu Biebrich der das Haus bald aufs Neue zum Kauf anbot Am 11 Januar 1910 ging es in das Eigentum der Turnerschaft Schaumburgia uber 6 Fenster im Salon des Karl Grimm Bearbeiten nbsp Im Erker der Wolfsburg befinden sich insgesamt acht Wappen von hessischen Territorien Besonders prachtig wurde der Salon im ersten Obergeschoss ausgebaut Hier sind die Wappenfenster hervorzuheben welche im Folgenden kurz beschrieben werden sollen Im Erker befinden sich acht Wappenfenster Diese symbolisieren verschiedene damals hessische Territorien Die Grafschaft Ziegenhain das Schaumburger Nesselblatt fur die Grafschaften Schaumburg Isenburg Katzenelnbogen Diez Nidda das Grossherzogtum Fulda sowie das Furstentum Hersfeld Die grossen Fenster des Salons bilden ein zusammenhangendes Ensemble In den beiden mittleren Fenstern befinden sich die Familienwappen der Familien Grimm und von Goeddaeus Die Fenster links und rechts daneben stellen die Wappen der Stadte mit dem starksten Bezug auf die Familien dar Marburg und Kassel einerseits Fritzlar und Hanau andererseits nbsp Die sechs grossen Fenster im ehemaligen Salon der Wolfsburg beinhalten in ihrem oberen Funftel jeweils ein Wappen Buntglasfenster Die Wappen im Erker stellen alle hessischen Landesteile abgesehen von den Furstentumern Hanau und Fritzlar dar Diese beiden Gebiete werden jedoch durch ihre Stadtwappen in den beiden rechten Fenstern vertreten 7 Heutige Nutzung BearbeitenHeute ist die Wolfsburg das Verbindungshaus der Turnerschaft Schaumburgia welche sieben Zimmer vorrangig an Studenten vermietet Gleichzeitig verfugt die Turnerschaft uber einen Saal im Haus in dem sie Veranstaltungen durchfuhrt Dieser Saal ist gleichzeitig der grosste Raum des Hauses und diente in fruherer Zeit Karl Grimm als Salon Literatur BearbeitenReinhold Drusel Eine Burg und 13 Hofe Ein historischer Report aus Marburgs vergessener Geschichte epubli Marburg 2012 ISBN 978 3 8442 2168 8 Hermann Randermann Die Wolfsburg In Festschrift zum 80 Stiftungsfest der Turnerschaft Schaumburgia im CC zu Marburg Oldenburg 1960 Hans G Truper Unsere Wolfsburg ihr Erbauer Carl Grimm und Ihre Heraldik In Schaumburger Zeitung 103 Oldenburg 2011 Weblinks BearbeitenWebsite der Turnerschaft im CC Schaumburgia als Eigentumer der Wolfsburg Architekturangaben mit Foto der Wolfsburg Beschreibung der Hofe am Schlossberg 1 2 Vorlage Toter Link www op marburg de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im August 2022 Suche in Webarchiven Einzelnachweise Bearbeiten Marburg unter Besitz Grundherrschaft und Grundbesitzer d Adlige Burgsitze Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 6 Juli 2012 Aufzahlung von Burglehen in verschiedenen Orten Regesten der Landgrafen von Hessen Stand 12 Oktober 2011 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 6 Juli 2012 Hermann Randermann Die Wolfsburg In Festschrift zum 80 Stiftungsfest der Turnerschaft Schaumburgia im CC zu Marburg Oldenburg 1960 S 93 94 Hermann Randermann Die Wolfsburg In Festschrift zum 80 Stiftungsfest der Turnerschaft Schaumburgia im CC zu Marburg Oldenburg 1960 S 99ff Oberhessische Presse 13 Hofe am Fusse des Schlossbergs abgerufen am 6 Juli 2012 Memento des Originals vom 10 Marz 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www op marburg de Hans G Truper Unsere Wolfsburg ihr Erbauer Karl Grimm und Ihre Heraldik In Schaumburger Zeitung 103 Oldenburg 2011 S 55 56 Hans G Truper Unsere Wolfsburg ihr Erbauer Karl Grimm und Ihre Heraldik In Schaumburger Zeitung 103 Oldenburg 2011 S 62 65 50 809529 8 769058 240 Koordinaten 50 48 34 3 N 8 46 8 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolfsburg Marburg amp oldid 225228649