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Die Grafschaft Ziegenhain war ein Territorium des Heiligen Romischen Reiches regiert von den Grafen von Ziegenhain Die Landgrafschaft Hessen braun und die Grafschaften Ziegenhain und Nidda blau um 1450Wappen der Grafen von Ziegenhain Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Verhaltnis zur Landgrafschaft Hessen 3 Erbfolgestreit 4 Territorium 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Grafen von Ziegenhain waren Nachkommen der schon im 9 Jahrhundert bezeugten Grafen Gozmar und deren im 11 Jahrhundert begrundeten Zweiges der Grafen von Reichenbach Sie bauten sich im 12 Jahrhundert auf der Grundlage einer Stiftsvogtei uber das Kloster Fulda sowie von Allodbesitz Reichsgut und Kurmainzer Fuldaer und Hersfelder Lehen ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Burgwald und Knull auf das Niederhessen fast vollig von Oberhessen trennte Lediglich ein kleines Gebiet um die Burg Staufenberg bei Giessen blieb Exklave inmitten landgraflich thuringischen spater hessischen Gebiets Sie nannten sich ab 1144 nach der von Gottfried I erbauten Burg Ziegenhain im heutigen Stadtteil Ziegenhain der Stadt Schwalmstadt Grafen von Cigenhagen Gelegentlich nannten sie sich von 1144 bis 1220 auch Grafen von Wegebach einer erstmals 1144 urkundlich erwahnten und 1308 villa genannten Siedlung etwa einen Kilometer nordlich von Ziegenhain in der Gottfried I zunachst residiert hatte und die etwa Ende des 15 Jahrhunderts zur Wustung wurde Die Grafschaft erlitt erheblichen Gebietsverlust als Folge der Heirat im Jahre 1185 von Lukardis Tochter des Grafen Gozmar III von Ziegenhain mit Friedrich dem Sohn des Ludowinger Landgrafen Ludwig II von Thuringen Diese Heirat brachte den Ludowingern Erbanspruche auf Reichenbach Wildungen die Burg Keseberg die Burg Staufenberg sowie Ziegenhain und Treysa Gozmars Bruder und Nachfolger Rudolf II wehrte sich zwar vehement gegen diese Anspruche seine Enkel und Nachfolger Gottfried IV und Berthold I mussten aber 1233 in einem mit Landgraf Konrad von Thuringen dem damaligen Regenten des Ludowinger Hauses in Hessen in Marburg ausgehandelten Vertrag auf Reichenbach Wildungen die Burg Hollende und die sudwestliche Halfte der Vogtei Keseberg verzichten Andererseits erbte Graf Ludwig I 1205 die Grafschaft Nidda am Nordrand der Wetterau da er die Schwester des letzten Grafen von Nidda Berthold II der ohne mannliche Erben gestorben war geheiratet hatte 1263 verzichtete Graf Ludwig von Ziegenhain zugunsten des Furstbischofs von Speyer auf seine Rechte an der Burg Hornberg im Neckartal 1279 gingen der grosste Teil der Vogtei uber das Kloster Fulda an das Kloster selbst und 1294 das Amt Neustadt ostlich von Marburg an Kurmainz verloren Von 1258 bis 1330 war die Grafschaft geteilt nachdem die Sohne der zuvor zwar getrennt aber doch gemeinsam regierenden Bruder Gottfried IV und Berthold I sich das Erbe ihrer Vater geteilt hatten 1 Gottfrieds IV Sohn Ludwig II und nach ihm sein Sohn Engelbert I regierten die Grafschaft Nidda und kleinere Teile der Grafschaft Ziegenhain Bertholds I Sohn Gottfried V erhielt den grossten Teil der Grafschaft Ziegenhain wo ihn sein Sohn Gottfried VI beerbte Im Jahre 1330 kam es zur erneuten Vereinigung beider Landesteile da Johann I von Ziegenhain der Sohn Gottfrieds VI im Jahre 1311 die Erbtochter Lukardis Luitgart des letzten Niddaer Grafen Engelbert I aus dem Hause Ziegenhain geheiratet hatte 1331 beteiligte sich Graf Johann I auf Seiten der Burger von Fulda an einer Erhebung gegen den Abt des Klosters Fulda Da der Abt in der Auseinandersetzung siegte musste Johann I eine hohe Geldbusse zahlen Er verzichtete schliesslich 1344 auf alle verbliebenen Rechte aus der Vogtei uber das Kloster fur eine Ablosesumme von 7100 Pfund Heller was 1346 rechtswirksam wurde Allerdings behielten die Grafen von Ziegenhain das erbliche Amt des fuldischen Marschalls zu dessen Aufgaben die Gerichtsbarkeit uber die fuldische Ritterschaft der Vorsitz auf Landtagen und das Aufgebot des Lehnsadels und der Ministerialen gehorten Verhaltnis zur Landgrafschaft Hessen BearbeitenDie geographische Lage ihrer Grafschaft zwischen den beiden wichtigsten Teilen der Landgrafschaft Hessen Oberhessen um Marburg und den Vogelsberg und Niederhessen im Raum Kassel Homberg und Rotenburg positionierte die Grafen von Ziegenhain in eine Konkurrenz und Konfliktsituation mit der Landgrafschaft die ein erhebliches Interesse daran hatte ihre zwei grossten Landesteile uber das Gebiet der Ziegenhainer miteinander zu verbinden Die Grafen von Ziegenhain waren daher haufig in kriegerische Auseinandersetzungen mit Hessen verwickelt Hohepunkt der Feindseligkeiten war die Ziegenhainer Mitgliedschaft und die Fuhrungsrolle des Grafen Gottfried VIII im Sternerbund 1370 1381 einer gegen die Landgrafen von Hessen gerichteten Koalition von Grafen Burgherren und Abteien die allerdings letzten Endes gegen Landgraf Hermann II von Hessen unterlag Die permanente Bedrohung durch die Landgrafschaft Hessen legte eine Koalition mit dem starksten Gegner der Landgrafschaft dem Erzbistum Mainz nahe mit dem Hessen vom 13 bis weit ins 15 Jahrhundert wegen beiderseitiger Hegemoniebestrebungen in Nord und Mittelhessen im Konflikt lag Nach den entscheidenden Siegen des Landgrafen Ludwig I im Mainzisch Hessischen Krieg uber den Mainzer Feldherrn Gottfried von Leiningen in der Schlacht bei Fritzlar am 23 Juli 1427 und uber Leiningen und Erzbischof Konrad III in der Schlacht bei Fulda 10 August 1427 musste Graf Johann II von Ziegenhain und Nidda 1437 seine Grafschaften von Hessen zu Lehen nehmen Die Abte von Fulda und Hersfeld willigten als Oberlehnsherren uber Teile der Grafschaft Ziegenhain in den Vertrag ein Erbfolgestreit Bearbeiten nbsp Albrecht von Hohenlohe Graf von Hohenlohe zu Ziegenhain und Nidda mit vermehrtem WappenDer letzte Graf von Ziegenhain Johann II der Starke starb 1450 ohne mannliche Erben was zu einer langen und erbitterten Auseinandersetzung zwischen zwei potentiellen Rechtsnachfolgern fuhrte 2 Landgraf Ludwig I von Hessen erklarte die Grafschaft als hessisches Lehen fur heimgefallen nun zu Hessen gehorig das Haus Hohenlohe machte dagegen Erbanspruche geltend weil eine Enkelin des Grafen Gottfried VIII Elisabeth von Hanau ihre Mutter Elisabeth von Ziegenhain war mit Graf Ulrich V von Hanau verheiratet mit Albrecht I von Hohenlohe Weikersheim verheiratet war Den Brudern Albrecht II und Kraft V von Hohenlohe Weikersheim Sohnen Albrechts I gelang es zunachst vom romisch deutschen Konig Friedrich III am 14 Mai 1450 mit den Ziegenhainer Reichslehen belehnt und gleichzeitig zu erblichen Reichsgrafen erhoben zu werden 3 Ludwig von Hessen ignorierte die Belehnung und besetzte die Grafschaft militarisch Der Erbstreit dauerte bis 1495 fuhrte zu kriegerischen und rechtlichen Auseinandersetzungen und endete mit dem Sieg Hessens allerdings erst nachdem Landgraf Wilhelm II mit der Zahlung von 9000 Gulden die Hohenloher Anspruche abgefunden hatte Das Ziegenhainer Territorium einschliesslich der Grafschaft Nidda blieb bei der Landgrafschaft Seit dieser Zeit ist im Haus Hessen Graf zu Ziegenhain Graf zu Nidda ein Teil des Titels und wird bis heute gefuhrt Die Hohenloher behielten allerdings den begehrten Grafentitel den sie durch die Belehnung mit der Ziegenhainer Grafschaft erst erlangt hatten und fuhrten den sechsstrahligen Ziegenhainer Stern weiterhin in ihrem Wappen In der Folgezeit gehorte die Grafschaft Ziegenhain wahrend der vorubergehenden Teilung der Landgrafschaft Hessen von 1458 bis 1500 zunachst zu Oberhessen Bei der endgultigen Teilung 1567 kam der uberwiegende Teil an die Landgrafschaft Hessen Kassel wahrend die Amter Rauschenberg und Gemunden der Landgrafschaft Hessen Marburg zugeordnet wurden Im Hessenkrieg wurde das Gebiet der Grafschaft dann zunachst der Landgrafschaft Hessen Darmstadt zugesprochen ehe es am Ende komplett wieder an Hessen Kassel ging Dessen weiteres Schicksal teilte es bis zur Annexion durch Preussen nach dem Krieg von 1866 Die Landgrafen Kurfursten und Grossherzoge von Hessen fuhrten schliesslich als einen ihrer Nebentitel den Titel eines Grafen von Ziegenhain Territorium Bearbeiten Hauptartikel Liste der Amter der Grafschaft Ziegenhain Die Grafschaft Ziegenhain bestand 1450 bei ihrem Ubergang an die Landgrafschaft Hessen aus Amt Ziegenhain Stadt Treysa Amt Neukirchen Amt Schwarzenborn Amt Schonstein Amt Rauschenberg Amt Gemunden Amt Staufenberg Amt Borken zur Halfte mit Hessen Gericht Burg GemundenLiteratur BearbeitenKarl Ernst Demandt Geschichte des Landes Hessen 2 Auflage Barenreiter Verlag Kassel 1972 ISBN 3 7618 0404 0 S 203 207 Grafschaft Nidda S 159 Gerhard Kobler Historisches Lexikon der deutschen Lander Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart 7 vollstandig uberarbeitete Auflage C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 54986 1 Martin Rohling Die Geschichte der Grafen von Nidda und der Grafen von Ziegenhain Niddaer Geschichtsblatter 9 Niddaer Heimatmuseum e V Nidda 2005 ISBN 3 9803915 9 0 Heinrich Romer Zur Verfassungsgeschichte der Grafschaft Ziegenhain im 13 und 14 Jahrhundert In Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichte und Landeskunde Band 48 1915 S 1 118 ISSN 0342 3107 Gerhard Taddey Wie die Hohenloher Grafen wurden In Beitrage zur Landeskunde Regelmassige Beilage zum Staatsanzeiger fur Baden Wurttemberg Band 5 1976 S 1 9 ISSN 0408 8492 Fritz Volze Die Grafschaft Ziegenhain als Pufferstaat In Schwalmer Jahrbuch Jg 1982 S 79 82 Friedrich Wilhelm Witzel Die Reichsabtei Fulda und ihre Hochvogte die Grafen von Ziegenhain im 12 und 13 Jahrhundert Veroffentlichungen des Fuldaer Geschichtsvereins 41 Verlag Parzeller Fulda 1963 Weblinks BearbeitenRegesten der Grafen von Ziegenhain In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Fritz Volze Die Grafschaft Ziegenhain als Pufferstaat In Schwalmer Jahrbuch Jg 1982 S 79 82 hier S 79 Taddey Rohling S 79 90 Friedrich Karl zu Hohenlohe Waldenburg Hohenlohe Bilder aus der Geschichte von Haus und Land 4 Auflage Familienverband des Furstlichen Hauses Hohenlohe Ohringen 1983 S 15 Normdaten Geografikum GND 4109000 7 lobid OGND AKS VIAF 240371697 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grafschaft Ziegenhain amp oldid 230064785