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Ein Saalbau ist ein Gebaude auf Burgen und Pfalzen dessen zentrales Element ein Saal oft Rittersaal genannt oder eine Halle ist die eine komplette Geschossflache des Gebaudes einnehmen bzw alle anderen Raume des Geschosses an Grosse deutlich ubertreffen Auch viele mittelalterliche Bischofsresidenzen besassen einen Saalbau 1 Stammt dieser aus der Zeit der Romanik ist fur ihn der Begriff Palas gebrauchlich Saalbau der Kaiserpfalz Goslar Inhaltsverzeichnis 1 Verschiedene Definitionen 2 Geschichte 3 Beschreibung 4 Nutzung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseVerschiedene Definitionen Bearbeiten nbsp Saalbau der WartburgSaalbauten im strengen Sinne sind grosse herrschaftliche Gebaude die durch einen oder mehrere ubereinanderliegende die gesamte Geschossflache einnehmende Sale oder teilweise mehrschiffige Hallen bestimmt sind Sie unterscheiden sich von Wohnbauten dadurch dass Letztere nur einen kleinen oder mehrere kleine Sale aufweisen 2 Saalbauten im strengen Sinne sind in Europa jedoch die Ausnahme sie beschranken sich auf Pfalzen und pfalzartige Konigsburgen fruhe Kaiserpfalz Goslar Pfalz Paderborn sowie wenige Burgen des Hochadels und anderer machtiger Adelsgeschlechter Gamburg Ronneburg Burg Dankwarderode Schloss Tirol Haufiger gibt es Saalbauten die einer weiter gefassten Definition entsprechen In einem mehrgeschossigen Gebaude nimmt der grosse Saal ein gesamtes Obergeschoss ein wahrend im Erdgeschoss mehrere kleine Raume liegen die Alltagstatigkeiten dienen zum Beispiel Vorratsraume Lagerraume und Kuche 3 In einem solchen Fall spricht man auch von einem Saalgeschossbau seltener Saalgeschosshaus 4 2 Eine andere ebenfalls weiter gefasste Definition von Saalbau liegt vor wenn das Gebaude auf einem Geschoss ausser einem grossen Saal nur wenige andere Raume aufweist deren Grosse und Bedeutung klar hinter jenen des Saales zurucktreten 5 Beispiele fur Saalbauten im weiteren Sinne finden sich unter anderem auf der Wartburg der Kaiserpfalz Gelnhausen der Ulrichsburg der Burg Girbaden und der Burg Eger Auch wenn die Anzahl der Saalbauten gemass den weiter gefassten Definitionen wesentlich hoher liegt als jene die der engen Definition genugen sind Saalbauten trotzdem eine grosse Ausnahme in der Burgenarchitektur und auf maximal funf Prozent der klassischen Adelsburgen vertreten 6 Geschichte Bearbeiten nbsp Saalbau der Burg HohengeroldseckSaalbauten kamen schon in karolingischer ottonischer und salischer Zeit vor Es handelte sich dabei anfanglich um grosse langgestreckte rechteckige Gebaude die nur aus einem Raum bestanden und in zeitgenossischen Quellen mit dem lateinischen Wort aula bezeichnet wurden Im Deutschen war fur sie die Bezeichnung sal ublich 7 Zunachst kamen sie nur in koniglichen und bischoflichen Pfalzen vor ab den 10 Jahrhundert traten sie dann auch bei Burgen anderer machtiger Bauherren auf 8 Zur selben Zeit wurden Saalbauten mehrgeschossig sodass der namensgebende Saal fortan bis zur Gotik meist im obersten Geschoss lag Ausnahmen von dieser Regel finden sich zum Beispiel auf Schloss Ambras und Burg Hohengeroldseck In ottonischer Zeit wurden die ersten Saalbauten mit einem sockelgeschossartigen Kellergeschoss errichtet Die Lage des Saals im hoher gelegenen Obergeschoss ist vermutlich der Ursprung der spateren Beletage und des Piano nobile im Schlossbau 9 Saalbauten gehorten praktisch nie zum ursprunglichen Baubestand sondern wurden erst spater einer Anlage hinzugefugt 6 In staufischer Zeit waren reprasentative Saalbauten mit zwei oder drei Geschossen dann ein gelaufiges architektonisches Thema auf Adelsburgen und hatten sich zum Regeltypus des Wohn und Reprasentationsbaus einer Burganlage entwickelt der erst im 14 Jahrhundert allmahlich auslief 10 Schon ab dem 12 Jahrhundert genugten Saalbauten oft nicht mehr den Anforderungen der Burgherren weshalb sie zu Wohnbauten oder kombinierten Wohn und Saalbauten umgestaltet wurden 11 Der Saal wurde allmahlich in differenzierte sowie grossere Raumabfolgen eingebunden und verlor seine bestimmende Funktion sodass er nur noch ein Raum unter vielen war Zwar kam es noch bis zum Ende des 14 Jahrhunderts zum Bau von reinen Saalbauten zum Beispiel in Marburg und Nideggen aber spatestens im 15 Jahrhundert verloren sie ihre dominierende Stellung innerhalb des Raumgefuges einer Burg 12 Beschreibung Bearbeiten nbsp Saalbau des Schlosses TirolBis zum beginnenden Hochmittelalter standen Saalbauten freistehend innerhalb des Burg oder Pfalzareals In spaterer Zeit fand man sie immer haufiger in Randlage an der Ringmauer in der Regel an der wehrtechnisch am wenigsten gefahrdeten Seite und meist an einem Standort der eine gute Aussicht bot 13 14 Die in den oberen Geschossen befindlichen Sale waren dabei anfanglich nur uber holzerne Aussentreppen zu erreichen Ab staufischer Zeit wurden diese durch Innentreppen ersetzt bis sich im 13 Jahrhundert steinerne Treppenturme mit Wendeltreppen zur Erschliessung des Saals durchsetzten 8 15 Sie fuhrten zu Portalen die mehrheitlich an der zum Hof zeigenden Langsseite lagen 16 In der Regel bestanden die Saalbauten aus Stein bis zum 11 Jahrhundert gab es aber auch vereinzelt holzerne Pfostenbauten wie etwa in Elten und Tilleda In staufischer Zeit kamen sorgfaltig behauene Quader fur das Mauerwerk zum Einsatz Viele reich gegliederte Fenster oder Arkaden sorgten fur eine grosszugige Belichtung und Beluftung des Saals und erzielten zudem von aussen eine Fernwirkung Am Saalbau der Ulrichsburg und der Pfalz Wimpfen gibt es zum Beispiel Fensterreihen die sich uber die komplette Langsseite des Gebaudes erstrecken Die Fenster konnten oft durch Laden verschlossen werden Deren Fehlen ist besonders in Kombination mit dem Fehlen einer Beheizungsmoglichkeit ein Indiz dafur dass der Raum wohl nur vorubergehend als sogenannter Sommersaal genutzt wurde siehe auch Nutzung 17 Als Reprasentationsbau waren Saalbauten immer kunstlerisch gestaltet Ihre Gliederungsdetails und Bauskulptur ahnelten jenen an Sakralbauten aus derselben Zeit 18 Ihre Ausmasse konnten sehr unterschiedlich sein Der grosste mittelalterliche Saalbau in Goslar mass bis zu seiner Umgestaltung in staufischer Zeit 47 15 6 6 Meter 19 wahrend der Saalbau der Neuerburg im Westerwald nur 8 5 7 5 3 8 Meter 19 gross war Bis zum Ende der Stauferzeit fanden sich in den Salen kaum Saulen denn im Gegensatz zu grossen Kapitelsalen und Refektorien von Klostern waren die Hauptsale von Burgen und Pfalzen durchweg mit einer flachen Decke ausgestattet 13 Erst in spaterer Zeit besassen auch sie Gewolbedecken mit zum Teil reich dekorierten Stutzsaulen Wappensaal des Wenzelschlosses Burg Trausnitz Albrechtsburg Die Sale waren meist durch grosse Kamine beheizbar in manchen Saalbauten gab es gleich mehrere davon Fur die Burg Dankwarderode und die Kaiserpfalz in Goslar sind sogar Warmluftheizungen nachgewiesen 20 Der Fussboden war haufig farbig gestaltet Er bestand zum Beispiel aus gemusterten Tonfliesen oder bunten Platten die in Mustern verlegt waren Auch die Wande besassen oft eine farbige Dekoration in Form von Wandmalereien farbige Putzen oder Lasuren wenngleich solche Fresken wie der Iwein Zyklus auf Schloss Rodenegg wegen ihrer Grossflachigkeit eine Ausnahme sind 21 15 Anstatt dessen wurden oft verschiedenartige Steinsorten fur die Wande genutzt und zusatzlich textile Wandbehange aufgehangt Holzerne Wandvertafelungen kamen erst Ende des 14 Jahrhunderts und dann vornehmlich im Alpenraum auf 15 nbsp Fensterarkaden des Saalbaus auf der Ulrichsburg nbsp Saal im Schloss Chillon mit flacher Decke und Mittelsaulen nbsp Der Saal in der Kaiserpfalz Goslar besass eine Warmluftheizung nbsp Fresko an der Saalwand von Schloss RodeneggNutzung BearbeitenDer Saal diente festlichen Anlassen wie Empfangen Festen Tanz und Musikveranstaltungen sowie Versammlungen anlasslich von Rechtshandlungen wie Beratungen und Zeremonien Daruber hinaus wurde er aber auch als Garderobe und Speisesaal fur Gaste und Burgsassen genutzt 3 War nur ein Saal in der Anlage vorhanden konnte er zudem als Schlafraum dienen 2 Wenn eine Burg mehrere Sale besass geht die Burgenforschung davon aus dass die Sale unterschiedliche Funktionen erfullten 2 So diente der prachtigste Saal zum Beispiel als Festsaal wahrend ein zweiter fur weniger feierliche Empfange und Zusammenkunfte genutzt wurde und ein dritter die Funktion einer Hofstube erfullte Albrechtsburg und Ingolstadt Zudem ist bekannt dass einige grossere Anlagen neben einem winterfesten Saal auch einen nur temporar nutzbaren Sommersaal besassen Literatur BearbeitenJudith Bangerter Paetz Saalbauten auf Pfalzen und Burgen im Reich der Staufer von ca 1150 1250 Dissertation an der Universitat Hannover Hannover 2007 Judith Bangerter Paetz Saalbauten auf Pfalzen und Burgen im Reich der Staufer Zur Rekonstruktion Ausstattung und Nutzung des Saales In Mittelalter Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins Jahrgang 12 Nr 4 2007 ISSN 1420 6994 S 143 159 doi 10 5169 seals 166056 Dieter Barz Saal und Wohnbauten im Burgenbau der Pfalz Bemerkungen zur Reprasentations und Wohnfunktion auf hochmittelalterlichen Burgen In Festschrift zum 60 Geburtstag von Prof Dr Hartmut Hofrichter Universitat Kaiserslautern Kaiserslautern 1999 S 13 23 Gunther Binding Palas In Norbert Angermann Hrsg Lexikon des Mittelalters LexMa Band 6 Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 2002 ISBN 3 423 59057 2 Sp 1631 1632 Thomas Biller G Ulrich Grossmann Burg und Schloss Der Adelssitz im deutschsprachigen Raum Schnell amp Steiner Regensburg 2002 ISBN 978 3 7954 1325 5 S 84 87 252 Thomas Biller Die Adelsburg in Deutschland Entstehung Gestalt Bedeutung 2 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 1998 ISBN 3 422 06093 6 149 150 Digitalisat 140 MB G Ulrich Grossmann Die Welt der Burgen Geschichte Architektur Kultur C H Beck Munchen 2013 ISBN 978 3 406 64510 5 S 81 180 181 Cord Meckseper Saal Palas Kemenate In Deutsche Burgenvereinigung Hrsg Burgen in Mitteleuropa Band 1 Theiss Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1355 0 S 265 269 Cord Meckseper Saalbau und Saalgeschossbau In Horst Wolfgang Bohme Reinhard Friedrich Barbara Schock Werner Hrsg Worterbuch der Burgen Schlosser und Festungen Reclam Stuttgart 2004 ISBN 3 15 010547 1 S 220 221 doi 10 11588 arthistoricum 535 Gerd Strickhausen Saalbauten Wohnbauten Palasbauten In Burgen der Ludowinger in Thuringen Hessen und dem Rheinland Studien zu Architektur und Landesherrschaft im Hochmittelalter Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte Band 109 Hessische Historische Kommission Darmstadt Marburg 1998 ISBN 3 88443 061 0 S 47 54 Einzelnachweise Bearbeiten Karl Eugen Mummenhoff Die Profanbaukunst im Oberstift Munster von 1450 bis 1650 Westfalen Sonderheft Nr 15 Aschendorff Munster 1961 S 19 20 a b c d G Ulrich Grossmann Die Welt der Burgen Geschichte Architektur Kultur 2013 S 81 a b Herbert de Caboga Stubert Kleine Burgenkunde Unveranderter Nachdruck der Ausgabe von 1961 Rheinland Verlag Koln 1993 ISBN 3 7972 0496 X S 32 Cord Meckseper Saalgeschossbau In Horst Wolfgang Bohme Reinhard Friedrich Barbara Schock Werner Hrsg Worterbuch der Burgen Schlosser und Festungen 2004 S 220 Thomas Biller G Ulrich Grossmann Burg und Schloss 2002 S 252 a b Thomas Biller Die Adelsburg in Deutschland 1998 S 150 Judith Bangerter Paetz Saalbauten auf Pfalzen und Burgen im Reich der Staufer 2007 S 144 a b Gunther Binding Palas 2002 Sp 1631 Friedrich Wilhelm Krahe Burgen und Wohnturme des deutschen Mittelalters Band 1 Thorbecke Stuttgart 2002 ISBN 3 7995 0104 5 S 38 Cord Meckseper Saalbau In Horst Wolfgang Bohme Reinhard Friedrich Barbara Schock Werner Hrsg Worterbuch der Burgen Schlosser und Festungen 2004 S 220 Thomas Biller G Ulrich Grossmann Burg und Schloss 2002 S 85 86 Cord Meckseper Saal Palas Kemenate 1999 S 266 a b Cord Meckseper Saal Palas Kemenate 1999 S 267 Cord Meckseper Burgenbau Mitte 12 13 Jahrhundert In Deutsche Burgenvereinigung Hrsg Burgen in Mitteleuropa Band 1 Theiss Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1355 0 S 92 a b c Cord Meckseper Saal Palas Kemenate 1999 S 268 Judith Bangerter Paetz Saalbauten auf Pfalzen und Burgen im Reich der Staufer 2007 S 152 Judith Bangerter Paetz Saalbauten auf Pfalzen und Burgen im Reich der Staufer 2007 S 151 Gunther Binding Palas 2002 Sp 1632 a b Judith Bangerter Paetz Saalbauten auf Pfalzen und Burgen im Reich der Staufer 2007 S 146 Judith Bangerter Paetz Saalbauten auf Pfalzen und Burgen im Reich der Staufer 2007 S 149 Judith Bangerter Paetz Saalbauten auf Pfalzen und Burgen im Reich der Staufer 2007 S 145 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Saalbau Burg amp oldid 232439959