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Die Kaiserpfalz Goslar umfasst ein Areal von etwa 340 mal 180 Metern gelegen am Fuss des Rammelsbergs im Suden der Stadt Goslar auf dem sich im Wesentlichen das Kaiserhaus das ehemalige Kollegiatstift St Simon und Judas die Pfalzkapelle St Ulrich und die Liebfrauenkirche befinden bzw befanden Kaiserpfalz GoslarUNESCO WelterbeKaiserpfalz GoslarVertragsstaat en Deutschland DeutschlandTyp KulturKriterien i ii iii iv Referenz Nr 623UNESCO Region Europa und NordamerikaGeschichte der EinschreibungEinschreibung 1992 Sitzung 16 Erweiterung 2010Das Kaiserhaus ist der grosste und zugleich besterhaltene Profanbau des 11 Jahrhunderts in Deutschland und gilt als grosster Profanbau seiner Zeit Er diente insbesondere den Salierkaisern als bevorzugte Aufenthaltsstatte Das Gebaudeensemble der Kaiserpfalz beeindruckte bereits im 11 Jahrhundert derart dass der Chronist Lampert von Hersfeld vom beruhmtesten Wohnsitz des Reiches sprach Der Pfalzbezirk gehort seit 1992 gemeinsam mit der Goslarer Altstadt und dem ehemaligen Bergwerk Rammelsberg zum Weltkulturerbe der UNESCO Die Kaiserpfalz Goslar ist Bestandteil der Welterbe Route des UNESCO Welterbes im Harz 1 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Die einzelnen Bauten des Pfalzbezirks 2 1 Uberblick 2 2 Kaiserhaus 2 3 Ehemaliges Kollegiatstift St Simon und Judas 2 3 1 Stiftskirche 2 3 2 Domvorhalle 2 4 Pfalzkapelle St Ulrich 2 5 Liebfrauenkirche 2 6 Kuriengebaude 2 7 Pfarrkirche St Thomas 3 Geschichte 4 Verfall und Restaurierung 5 Wislicenus Wandgemalde in der Kaiserpfalz 6 Die Pfalz im 21 Jahrhundert 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer Pfalzbezirk befindet sich im Suden der Stadt Goslar Das Areal wird im Westen uberragt vom nordsudlich ausgerichteten Kaiserhaus dem zentralen Bau der Anlage Im Norden schloss sich rechtwinklig dazu durch einen kleinen Hof getrennt die Liebfrauenkirche an von der heute nichts mehr zu sehen ist Ihre Fundamente befinden sich unter dem Weg der zum Kaiserhaus hinauffuhrt Im Suden heute durch einen Arkadengang aus dem 19 Jahrhundert mit dem Kaiserhaus verbunden befindet sich die Ulrichskapelle Im Osten dem Kaiserhaus gegenuber stand die ostwestlich ausgerichtete Stiftskirche St Simon und Judas von der nur noch die nordliche Vorhalle erhalten geblieben ist Der Grundriss der Stiftskirche ist in die Pflasterung des heute dort befindlichen Parkplatzes eingearbeitet Zum Pfalzbezirk gehorten weiterhin die Wohn und Wirtschaftsgebaude der Stiftsherren die Hauser der Ministerialen und des kaiserlichen Gefolges sowie Stalle und Vorratskammern Ausserdem war der gesamte Bezirk von einer Mauer umgeben Weitere nahegelegene Pfalzen befinden sich in Dahlum und Werla Die einzelnen Bauten des Pfalzbezirks BearbeitenUberblick Bearbeiten nbsp Blick vom Turm der Marktkirche St Cosmas und Damian auf die KaiserpfalzDie Ursprunge der Kaiserpfalz liegen vermutlich in einem koniglichen Jagdhof wie ihn Adam von Bremen fur die ottonische Zeit erwahnte Bereits Heinrich II hatte um 1005 einen ersten Pfalzbau in Goslar errichten lassen der sicher aufgrund der reichen Erzfunde des nahen Rammelsbergs der unweit gelegenen Pfalz Werla schnell den Rang ablief In den 1030er Jahren begann Konrad II die Anlage auszubauen indem er u a den Grundstein fur die Liebfrauenkirche legen liess Vollendet und zugleich zum Hohepunkt gefuhrt wurde das Areal von seinem Sohn Heinrich III Dieser berief 1048 einen der bedeutendsten Baumeister seiner Zeit den spateren Bischof von Osnabruck Benno II nach Goslar Unter dessen Leitung wurden in der ersten Halfte der 1050er Jahre die Bauten beendet an denen seit den 1040er Jahren gearbeitet wurde ein neues das uns heute bekannte Kaiserhaus und die Stiftskirche St Simon und Judas Weitere Umbau oder Erneuerungsmassnahmen des Saalbaues sind anhand der sparlichen Reste der Bauplastik ins spate 12 Jahrhundert zu datieren Die ursprungliche Pfalzkapelle ostlich des Saalbaues eine Liebfrauenkirche des 11 Jahrhunderts existiert nicht mehr ihr Grundriss ist jedoch durch eine Fundamentgrabung gesichert Die jungere Pfalzkapelle eine Doppelkapelle die dem heiligen Ulrich geweiht ist befindet sich weiter sudlich in unmittelbarer Nahe des jungeren heute nicht mehr existierenden Wohnpalastes Sie konnte inzwischen sicher der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts zugewiesen werden wobei das Obergeschoss erst im Zuge eines Planwechsels oder einer nachtraglichen Aufstockung wohl in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts entstand nbsp Bronzeskulpturen vor der PfalzKaiserhaus Bearbeiten nbsp Das Kaiserhaus bei Nacht nbsp Der Kaisersaal in der Goslarer KaiserpfalzDas Kaiserhaus ist mit 54 Metern Lange und 18 Metern Tiefe der grosste Profanbau seiner Zeit Das Zentrum des Kaiserhauses stellt der zweigeschossige Saalbau dar Er beherbergte ubereinander zwei Sale von 47 Metern Lange und 15 Metern Tiefe Beide hatten eine Balkendecke die in der Mitte durch eine Saulenreihe gestutzt wurde Der obere Saal wird als Sommersaal bezeichnet Mit sechs grossen Rundbogenoffnungen und einem ebenfalls stark bogen strukturierten Mittelbereich in seiner Ostfassade der wohl auf einen Altan fuhrte ist der Raum durch das Mauerwerk nach aussen hin geoffnet Moglicherweise wurde so dem thingrecht genuge getan wonach ein Gericht unter freiem Himmel abgehalten werden sollte Der untere Saal fuhrt die Bezeichnung Wintersaal Die Ostfassade wurde hier nur wenig und in verschiedenen Ausbauphasen durch kleine Fenster durchbrochen Im Wintersaal findet sich eine Warmluftheizung wie sie auch in Tilleda Werla der Burg Lichtenberg in Salzgitter im Alten Rathaus Gottingen und in anderen vergleichbaren Gebauden vorkommt Diese Warmluftheizung darf allerdings nicht mit dem romischen Hypocaust verwechselt werden Ausserhalb des Saales im Westen befanden sich zwei grosse Ofen in denen Holz verbrannt wurde Nachdem Rauch und Funken moglichst verflogen waren wurde eine Sperre entfernt und die warme Luft gelangte durch einen Kanal in den Saal Im Saal teilten sich von den hier zwei grossen Kanalen jeweils zwei kleine Kanale in der Raummitte links und rechts ab An ihren Enden befanden sich Verschlusssteine die mit Deckeln vermutlich aus Metall verschlossen wurden Sollte der Raum erwarmt werden wurden die Deckel abgenommen die Warme konnte in das Saalinnere stromen Der Saal konnte so fur Versammlungen bei schlechterer Witterung genutzt werden nbsp Ruckseite der KaiserpfalzIm Norden schloss sich an den Saalbau ein ebenfalls zweigeschossiges Wohngebaude an Auch hier war das Obergeschoss wahrscheinlich der kaiserlichen Familie vorbehalten Es bot einen direkten Zugang sowohl in den oberen Saal als auch wahrscheinlich uber eine Galerie in die benachbarte Liebfrauenkirche Unter Heinrich V wurden zu Beginn des 12 Jahrhunderts noch einmal bauliche Veranderungen am Kaiserhaus vorgenommen Heinrich V liess am sudlichen Ende ein dem alteren fast baugleiches zweites Wohngemach anfugen 1132 sturzte der Saalbau ein wurde aber umgehend wieder aufgebaut Dabei wurde mittig uber die gesamte Gebaudehohe ein Quertrakt eingeschoben und vor die Mitteltur im Erdgeschoss eine Vorhalle gesetzt die nun dem Obergeschoss als Altan diente Aus dem bisherigen schiefergedeckten Steildach ragt nun auch ein Giebel hervor Ausserdem wurden einige Fenster verschliessbar gemacht und eine Art Fussbodenheizung eingebaut Die Fensterarkaden des Untergeschosses wurden durch Rechteckfenster ersetzt Zu Fussen der sudlichen Freitreppe finden sich Fundamentreste die derzeit noch keiner bestimmten Bauphase zugeordnet werden konnen Ehemaliges Kollegiatstift St Simon und Judas Bearbeiten Hauptartikel Goslarer Dom Stiftskirche Bearbeiten nbsp Grundriss der Stiftskirche St Simon und Judas nach Dehio von Bezold Kirchliche Baukunst des Abendlandes Stuttgart 1887 1901 Die Stiftsherren feierten ihren Gottesdienst einst in einer dreischiffigen Basilika mit Querschiff drei Ostapsiden und einem Westwerk mit zwei achteckigen Turmen und zwischengebautem Glockengeschoss sowie einem schlichten Paradies Unter dem Chor befand sich eine Krypta uber der Vierung ein weiterer Turm Die Kirche wurde am 2 Juli 1051 durch Erzbischof Hermann von Koln den Geburtstagsheiligen Heinrichs III Simon und Judas geweiht Zu diesem Zeitpunkt war die Basilika der grosste romanische Kirchenbau rechts des Rheins und wurde zum Vorbild fur zahlreiche vergleichbare Bauwerke in Norddeutschland zum Beispiel fur den Braunschweiger Dom Aus dem Stift gingen eine Reihe bedeutender geistlicher Wurdentrager des Reiches hervor Im Jahr 1819 wurde das Stift haufig auch als Goslarer Dom bezeichnet auf Abbruch verkauft Domvorhalle Bearbeiten nbsp Domvorhalle der ehemaligen StiftskircheUm 1150 wurde dem Nordportal der Stiftskirche eine Vorhalle vorgesetzt die als letzter Rest des Baukomplexes erhalten geblieben ist wobei das ehemalige Nordportal des Doms jetzt die Ruckwand der Vorhalle bildet Die Front der Vorhalle schmucken in zwei Reihen Nischen mit ursprunglich farbigen Stuckplastiken Die obere Reihe zeigt in der Mitte Maria mit dem Jesuskind zu beiden Seiten umrahmt von Leuchtern und Engeln wobei die originalen Engelsfiguren verloren gegangen sind und durch Malereien ersetzt wurden Die untere Reihe zeigt von links nach rechts Kaiser Heinrich III die Schutzpatrone des Doms Simon Matthias und Judas und eine weitere nicht eindeutig identifizierbare Kaiserfigur In dieser Halle die korrekt mit Vorhalle der Stiftskirche St Simon und Judas bezeichnet wird ist unter anderem eine Kopie der Lehnen des Kaiserstuhls ausgestellt der sich ursprunglich in der Stiftskirche befand Das Original befindet sich museal aufgestellt in einem der unteren Gewolbe des Kaiserhauses Die bronzenen mit Rankenornamenten verzierten Seiten und Ruckenlehnen stammen aus der zweiten Halfte des 11 Jahrhunderts die den eigentlichen Sitz umgebenden Sandsteinschranken sind etwas junger Sie zieren romanische Tierfiguren und Fabelwesen Der Kaiserstuhl konnte Heinrich IV Rudolf von Schwaben von Rheinfelden oder Hermann von Salm als Thronsitz gedient haben Sie alle waren zur Zeit der Herstellung des Throns in Goslar Hermann ist in St Simon und Judas sogar zum Konig gesalbt worden Der Kaiserstuhl ist neben dem Thron Karls des Grossen in Aachen und dem von Heinrich II in der Westkrypta von St Emmeram in Regensburg der einzige erhalten gebliebene Thron eines romischen Kaisers des Mittelalters Er wurde in den 1840er Jahren von Prinz Carl von Preussen erworben und im mittelalterlich gestalteten Klosterhof seines Schlosses Glienicke bei Potsdam aufgestellt So in den Besitz der Hohenzollern gelangt diente der Kaiserstuhl auch Kaiser Wilhelm I bei der Eroffnung des ersten deutschen Reichstags am 21 Marz 1871 als Sitz Pfalzkapelle St Ulrich Bearbeiten nbsp Ulrichskapelle Innenansicht nbsp Ruckseite der UlrichskapelleDie Doppelkapelle St Ulrich ist in der Unterkapelle ein kreuzformiger Zentralbau mit vier Rundapsiden in der Art eines Tetrakonchos Die nordlichen und sudlichen Kreuzarme besitzen zusatzlich kleinere seitliche Apsiden Uber die aussere Kreuzform tritt nur die im 19 Jahrhundert rekonstruierte Ostapsis hinaus Die Oberkapelle ist achteckig angelegt wobei die Anbindung an die kreuzformige Unterkapelle uber Trompengewolbe realisiert wird Eine derartige Konstruktion ist in Deutschland einmalig und aus der nachtraglichen Aufstockung der Kapelle heraus zu erklaren 2 Die Apsis der Oberkapelle sitzt uber der Hauptapsis der Unterkapelle Im Inneren stellt eine quadratische Offnung uber der Vierung die Verbindung zwischen der Unterkapelle und der Oberkapelle her Vier zentrale Saulen im Obergeschoss die uber den vier inneren Wandecken des Erdgeschosses ruhen gaben Anlass von einem Vierstutzenbau zu sprechen wie er im syrisch persischen Raum entwickelt wurde und in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts eine Herkunft von dort uber die armenische Idealform der Kathedrale von Bagaran anzunehmen Auch den mit Trompen abgefangenen Aussennischen attestierten Kunsthistoriker armenische Vorbilder 3 Die Oberkapelle war ursprunglich der kaiserlichen Familie vorbehalten und grenzte direkt an den nordlich anschliessenden Wohnpalast Eine andere Verbindung bildet ein Treppenturm der sich quasi zwischen dem Nord und dem Westarm des Kreuzes befindet Von diesem Turm aus war die Ulrichskapelle auch durch einen Gang mit dem sudlichen jungeren Wohngemach des Kaiserhauses verbunden In der Unterkapelle genau im Mittelpunkt des Kreuzes steht heute ein Sarkophag dessen Deckelplatte eine etwa in der Mitte des 13 Jahrhunderts entstandene Plastik ziert Der lebensgrosse liegende Heinrich III den Kopf auf ein Kissen gebettet zu Fussen ein Hund liegend in der rechten Hand das Zepter in der linken das Modell einer Kirche Der Sarkophag enthalt in einer achteckigen vergoldeten Kapsel das Herz Heinrichs III das auf dessen Wunsch hin in Goslar verblieben ist und seit 1884 in der Ulrichskapelle aufbewahrt wird Liebfrauenkirche Bearbeiten Die Liebfrauenkirche Pfalzkapelle Sanctae Mariae virginis auch Marienkapelle bestand aus einem zentralen quadratischen Bau von knapp 10 Metern Seitenlange dem sich im Osten drei Apsiden auf der gegenuberliegenden Seite ein Westwerk mit zwei Rundturmen anschlossen Das Gebaude war zweigeschossig Das Erdgeschoss mit Zugang auf der Sudseite war fur das einfache Personal bestimmt Das wahrscheinlich mit Marmor ausgelegte Obergeschoss diente auch hier der kaiserlichen Familie und hatte vom Westwerk aus eine direkte Verbindung zum Kaiserhaus Kuriengebaude Bearbeiten Zum Pfalzbezirk gehorten Kuriengebaude Sie standen wie z B die Vikariatskurien in der Domburg dem engeren Stiftskirchenbereich der von einer Mauer umgeben war Weitere Kuriengebaude wie die von Steinberg und Herlinberg begrenzten im Norden und Suden den Kaiserbleek genannten Platz zwischen Stiftskirche und Kaiserhaus Pfarrkirche St Thomas Bearbeiten Hauptartikel St Thomas In der nordostlichen Ecke der sogenannten Domburg stand die St Thomas Kirche Sie war ursprunglich als Kirchhofs Kapelle fur Bestattungen der Bediensteten des Stiftes Ss Simon und Judas erbaut worden Nachdem das sogenannte Bergdorf in das die Konigspfalz Goslar ursprunglich eingefugt gelegen hatte nach der Errichtung der Stadtmauer von immer mehr Bewohnern verlassen wurde und diese sich nun innerhalb des ummauerten Bereichs ansiedelten verlor die ursprungliche Pfarrkirche des Bergdorfes St Johannis immer mehr an Bedeutung Nach der gewaltsamen Zerstorung der Kirche des angebauten Hospitalbaus der Bergarbeiter und noch stehender Restbebauung des Bergdorfs im Juli 1527 wurden die Pfarrrechte auf die Thomaskapelle ubertragen Sie war nun die Pfarrkirche des Pfalzbezirks Die Pfarre grenzte im Nordwesten an St Peter und Paul Frankenberg im Norden an Ss Cosmas und Damian am Markt und im Osten an St Stephani Geschichte BearbeitenDie Pfalz ist eine der funf Pfalzanlagen im heutigen Niedersachsen Dahlum Werla Grona Pohlde Der Pfalzbezirk war Schauplatz bedeutender historischer Ereignisse zum Beispiel Am 11 November 1050 wurde Heinrich IV im Pfalzbezirk geboren Im Spatsommer 1056 war Papst Viktor II mehrere Wochen lang Gast Heinrichs III in der Kaiserpfalz Er war auch bei dessen Tod in Bodfeld am Harz zugegen und organisierte anschliessend die Regierungsubernahme durch Heinrichs Witwe Kaiserin Agnes An Pfingsten 1063 kam es beim Goslarer Rangstreit im Dom zu einem Blutbad dessen Zeuge der junge Heinrich IV wurde Es entbrannte zwischen dem Bischof Hezilo von Hildesheim und dem Abt Widerad von Fulda ein Streit uber die Sitzordnung der in einem halbtagigen blutigen Gemetzel endete Im Sommer 1073 musste Heinrich IV vor den aufstandischen Sachsen aus der Kaiserpfalz auf die nahegelegene Harzburg fliehen An Weihnachten 1075 empfing Heinrich IV in Goslar ein Schreiben Papst Gregors VII in dem dieser ihm die Exkommunikation androhte der Investiturstreit begann 1081 liess sich der Gegenkonig Heinrichs IV Hermann von Salm in der Pfalz kronen und salben Von 1152 bis 1188 war die Kaiserpfalz teils Austragungsort teils selbst Gegenstand des Streits zwischen Kaiser Friedrich I und Herzog Heinrich dem Lowen Im Juli 1219 hielt Friedrich II in der Kaiserpfalz einen Reichstag ab und bekam bei dieser Gelegenheit die Reichsinsignien uberreicht die Otto IV auf der Harzburg verwahrt hatte Verfall und Restaurierung Bearbeiten nbsp Zeitgenossisches Modell der Kaiserpfalz vor der Restaurierung 1868 nbsp Goslarer Kaiserpfalz vor und wahrend der Instandsetzung 1868 nbsp Kopien des Braunschweiger Lowen vor der Kaiserpfalz nbsp Eine der Kopien1253 hielt sich mit Wilhelm von Holland letztmals ein Deutscher Konig in der Pfalz auf Danach begann der Verfall der Anlage 1289 zerstorte ein Brand viele Gebaude bis auf die Grundmauern Das jungere Wohngebaude wurde daraufhin bis auf das Fundament abgerissen Im Jahr darauf ging der Pfalzbezirk in den Besitz der Stadt Goslar uber Der Saalbau diente eine Zeit lang als Gerichtsstatte teils dem Goslarer Stadtvogt teils als sachsisches Landgericht wurde aber immer auch als Lager oder Vorratsraum benutzt So dienten z B sowohl die Hallen des Kaiserhauses als auch das altere Wohngebaude Mitte des 16 Jahrhunderts als Kornspeicher Die Ulrichskapelle wurde ab 1575 als Gefangnis genutzt was allerdings nicht unerheblich zu ihrer Erhaltung beigetragen hat Die Turme der Liebfrauenkirche sturzten 1672 ein der Rest der Kirche 1722 die Steine wurden als Baumaterial verkauft Beim Dom ist bereits 1331 erstmals von einsturzenden Mauern die Rede 1530 sturzte ein Turm ein 1802 war nur eine Ruine ubrig die am 19 Juli 1819 fur 1504 Taler zum Abbruch verkauft wurde Nur die nordliche Vorhalle blieb stehen und gibt heute einen kleinen Eindruck von der einstigen Grosse des Doms 1865 sturzten im Kaiserhaus wieder Mauern ein und der Goslarer Rat erwog einen Abbruch der aber abgewendet werden konnte Stattdessen empfahl eine staatliche Kommission die Restaurierung des Gebaudes Die Bauarbeiten begannen am 14 August 1868 Am 15 August 1875 besuchte Kaiser Wilhelm I die Baustelle und gab dem Projekt damit eine nationale Bedeutung 1879 war die Restauration des Bauwerks abgeschlossen Das Ergebnis wird heute teilweise kritisch gesehen da die Baumassnahme uber eine authentische Wiederherstellung hinausging Im nationalen Uberschwang der Zeit hatte man den Bau ins Monumentale erhoht und diverse Bausunden begangen Der Arkadengang vom Kaiserhaus zur Ulrichskapelle die Freitreppenanlage vor der Ostfront die zwei Nachbildungen des Braunschweiger Lowen und die Reiterstandbilder der Kaiser Barbarossa und Wilhelm I 1900 01 errichtet Beschriftung Wilhelm der Grosse ohne jeden historischen Bezug Anderungen der Fensterdurchbruche im Sockelgeschoss sind am augenfalligsten Auch im Inneren des Gebaudes zeugen die von Hermann Wislicenus in der Zeit von 1879 bis 1897 geschaffenen monumentalen historisierenden Wandgemalde vom nationalen Hochgefuhl jener Zeit In den Jahren 1913 14 und noch einmal 1922 wurden von Uvo Holscher archaologische Untersuchungen im Pfalzbezirk durchgefuhrt denen die Wiederentdeckung der Fundamente der Liebfrauenkirche zu verdanken ist Wislicenus Wandgemalde in der Kaiserpfalz Bearbeiten Hauptartikel Wandbilder des Kaisersaals in Goslar nbsp Wislicenus Wandgemalde in der Kaiserpfalz nbsp Apotheose des Kaisertums nbsp Barbarossas Erwachen nbsp Karl der Grosse fallt die Irminsaule nbsp Reichstag zu Worms 1521Hermann Wislicenus malte den Sommersaal der Kaiserpfalz von 1877 bis 1890 mit Bildern aus Geschichte und Sage aus die das Kaisertum der Hohenzollern in die Tradition der romisch deutschen Kaiser stellen Das grosste Bild in der Mitte des Saales zeigt die Apotheose des Kaisertums Zentral im Bild reitet Wilhelm I hinter ihm ebenfalls zu Pferd sein Sohn und Thronfolger Friedrich Wilhelm Zur Linken Wilhelms stehen zwei junge Frauen in langen hellen Gewandern die Lothringen und das Elsass verkorpern Beide tragen ihre Hauptkirche den Dom von Metz und das Strassburger Munster in den Handen Zur Rechten Wilhelms steht Bismarck mit Saulenbasis und Hammer als Baumeister des neuen Reiches dargestellt Auf der linken Seite des Bildes sind die deutschen Fursten zu sehen ganz vorn der Bayernkonig Ludwig II der Wilhelm eine Krone reicht Auf der rechten Seite des Bildes sitzen die Gemahlinnen von Wilhelm I und seinem Sohn Augusta und Victoria Der dort stehende Junge ist der spatere Kaiser Wilhelm II Uber der Szene schweben im Himmel Kaiser des Heiligen Romischen Reichs darunter Friedrich I Barbarossa Die Mutter Wilhelms I Konigin Luise schwebt ihm von oben mit einer Krone entgegen Die an der langen Westwand und an den Schmalseiten im Norden und Suden um das grosste Wandgemalde gruppierten Wandbemalungen entsprechen sich thematisch passend zur Symmetrie des Saales Auf der Schmalseite im Suden ist das Marchen von Dornroschen dargestellt Es soll hier symbolisieren dass das alte Reich 1806 nicht untergegangen ist sondern in einen langen Schlaf fiel und durch die Reichsgrundung 1871 wieder erweckt wurde Gegenuber auf der Schmalseite im Norden ist Friedrich I Barbarossa zu sehen wie er mit einem Schwert in der Hand dem Kyffhauser entsteigt Rechts oben in der Ecke fliegt ein Adler der die Raben verjagt Auf dem Bild tragt Friedrich I die Gesichtszuge Wilhelms I und blickt auch in dessen Richtung Weiterhin auf der Sudseite Sturz der Irminsul durch Karl den Grossen 772 Gegenuber auf der Nordseite Luther vor Karl V auf dem Reichstag zu Worms 1521 Auf der Westseite links vom grossen Gemalde Kronung Heinrichs II und seiner Gemahlin Kunigunde durch Papst Benedikt VIII im Jahr 1014 Heinrich III fuhrt den abgesetzten Papst Gregor VI gefangen uber die Alpen Mit im Zug geht Hildebrand der spatere Papst Gregor VII Heinrich IV Eigentlich war an dieser Stelle eine Darstellung des Gangs nach Canossa geplant die aber schliesslich nur in einem der kleineren einfarbigen Bilder ausgefuhrt wurde Auf der Westseite rechts vom grossen Gemalde Friedrich I Barbarossa bittet Heinrich den Lowen um Unterstutzung bei seinem funften Italienzug Kniefall von Chiavenna 1176 Heinrich der Lowe weigert sich Friedrich I Barbarossa in der Schlacht bei Iconium wahrend des Dritten Kreuzzugs Friedrich II auf diesem Bild hat sich Wislicenus der ein Bewunderer Friedrichs II war auch selbst dargestelltDie Pfalz im 21 Jahrhundert BearbeitenDie Kaiserpfalz gehort heute zu den herausragenden touristischen Attraktionen der Stadt Goslar und der gesamten Harzregion Das Kaiserhaus kann taglich besichtigt werden Fuhrungen werden angeboten Dazu wird das altere Wohngemach zu Verwaltungs und Ausstellungszwecken genutzt Auch im Goslarer Museum Stadtmuseum findet man Ausstellungsstucke aus dem Pfalzbezirk v a aus dem Stift St Simon und Judas z B den Krodoaltar und einige Chorfenster 4 Seit 1992 gehort der Pfalzbezirk gemeinsam mit der Goslarer Altstadt sowie dem Goslarer Bergwerk Rammelsberg zum Weltkulturerbe der UNESCO Im Pfalzgarten hinter dem Kaiserhaus steht seit 1975 die Plastik Goslarer Krieger des Kaiserringtragers Henry Moore An warmeren Sommerabenden war die grosse Wiese rund um die beiden Statuen vor der Kaiserpfalz fruher ein beliebter Treffpunkt fur Menschen aller Art Mittlerweile herrscht ein Alkohol und Versammlungsverbot fur das gesamte Gelande Regelmassige Veranstaltungen in der Kaiserpfalz sind u a die Verleihung des Goslarer Kaiserrings der Deutsche Verkehrsgerichtstag die Kaiserpfalz Sommer Konzerte und das Mordsharz Festival 5 Zudem finden auch immer wieder Open Air Konzerte auf der grossen Freiflache vor der Kaiserpfalz Goslar statt 6 Siehe auch BearbeitenBergwerk Rammelsberg Altstadt von Goslar und Oberharzer WasserwirtschaftLiteratur BearbeitenMonika Arndt Die Goslarer Kaiserpfalz als Nationaldenkmal Eine ikonographische Untersuchung Lax Hildesheim 1976 ISBN 3 7848 4011 6 Monika Arndt Der Weissbart auf des Rotbarts Throne Mittelalterliches und preussisches Kaisertum in den Wandbildern des Goslarer Kaiserhauses Goltze Gottingen 1977 Hans Gunther Griep Goslars Pfalzbezirk und die Domkurien Manuskript fur Mitglieder des Museumsvereins Goslar e V Goslar 1967 Mathias Haenchen Die mittelalterliche Baugeschichte der Goslarer Pfalzkapelle St Ulrich Braunschweig Univ Diss 1998 Uvo Holscher Die Kaiserpfalz Goslar Beitrage zur Geschichte der Stadt Goslar Band 43 Sonderband Nachdruck der Ausgabe von 1927 mit einer Einfuhrung von Martin Mohle Bielefeld 1996 ISBN 3 89534 175 4 Uvo Holscher Die Kaiserpfalz zu Goslar Kleine Kunstfuhrer fur Niedersachsen Heft 14 6 Auflage Musterschmidt Gottingen 1988 Tillmann Lohse Die Dauer der Stiftung Eine diachronisch vergleichende Geschichte des weltlichen Kollegiatstifts St Simon und Judas in Goslar 2011 ISBN 978 3 05 005665 4 Hartmut Rotting Kaiserpfalz Goslar Der fruhottonische Wohnturm im fruheren 10 Jh und die spatottonische Pfalz auf dem Liebfrauenberg im fruhen 11 Jh In Mamoun Fansa Frank Both Henning Hassmann Herausgeber Archaologie Land Niedersachsen 400 000 Jahre Geschichte Landesmuseum fur Natur und Mensch Oldenburg 2004 Seite 578 582 Hans Adolf Schultz Burgen und Schlosser des Braunschweiger Landes Braunschweig 1980 Die Kaiserpfalz Goslar S 102 105 ISBN 3 87884 012 8 Hans Georg Uhl Die Kaiserpfalz Goslar 2 Auflage Stadtverwaltung Goslar 1958 Carl Wolff Hrsg Die Kunstdenkmaler der Provinz Hannover Bd II 1 u 2 Stadt Goslar Hannover 1901 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kaiserpfalz Goslar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien UNESCO Welterbe im Harz Die Kaiserpfalz Goslar Kaiserpfalz Goslar Eintrag von Stefan Eismann zu Kaiserpfalz Goslar in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Literatur von und uber Kaiserpfalz Goslar im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Video Virtuelle Rekonstruktion des Goslarer Doms Heinrich Thies Tagungshotel gekronter Haupter in Hannoversche Allgemeine Zeitung Max Bachmann Zur Baugeschichte des Kaiserhauses in Goslar in Zentralblatt der Bauverwaltung 1903 S 396f Dr Holscher Das Kaiserhaus in Goslar in Zentralblatt der Bauverwaltung 1903 S 618ff Regierungsbaurat von Behr Das Kaiserhaus und der Dom in Goslar in Zentralblatt der Bauverwaltung 1903 S 646ff Die Welterbe Route im Harz Literatur uber die Kaiserpfalz Goslar in der Niedersachsischen BibliographieEinzelnachweise Bearbeiten Von der Goslarer Kaiserpfalz bis zum Wiesenbeker Teich Welterbe Route im Harz eroffnet In lauterneues de 14 Oktober 2021 abgerufen am 21 September 2022 Mathias Haenchen Die mittelalterliche Baugeschichte der Goslarer Pfalzkapelle St Ulrich Braunschweig Univ Diss 1998 Oskar Schurer Romanische Doppelkapellen Eine typengeschichtliche Untersuchung In Marburger Jahrbuch fur Kunstwissenschaft 5 Bd 1929 S 99 192 hier S 125 129 Kaiserpfalz Goslar Aktuelles Website der Stadt Goslar Website der Stadt Goslar Veranstaltungen 51 902777777778 10 425833333333 Koordinaten 51 54 10 N 10 25 33 O Museen in Goslar Bergbaumuseum Rammelsberg Eisenbahnmuseum Vienenburg Goslarer Museum Grauhof Brunnen Museum Heimatmuseum Vienenburg Heimatstube Hahnenklee Kaiserpfalz Monchehaus Museum fur moderne Kunst 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