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Reichsinsignien ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zu den Reichsinsignien Japans siehe Throninsignien Japans Die Reichskleinodien auch Reichsinsignien oder Reichsschatz sind die Herrschaftsinsignien der Kaiser und Konige des Heiligen Romischen Reiches Dazu gehoren als wichtigstes Teil die Reichskrone die Heilige Lanze und das Reichsschwert Seit 1424 mehrere Jahrhunderte lang im Heilig Geist Spital in Nurnberg befindlich werden sie aufgrund der franzosischen Bedrohung durch die Koalitionskriege seit 1800 1801 in der Schatzkammer der Wiener Hofburg aufbewahrt Die Reichskleinodien kolorierte Zeichnung von 1909 Abbildung des Kaiserlichen Ornats und anderer Kleinodien Graphik aus dem Klebeband Nr 16 der Furstlich Waldeckschen Hofbibliothek Arolsen Abbildung des Grossen Heiligthums zu Nurnberg mit der Heiligen Lanze ebendaDie Reichskleinodien sind der einzige fast vollstandig erhaltene Kronschatz aus dem Mittelalter Inhaltsverzeichnis 1 Begriff der Reichskleinodien 2 Bestandteile 3 Geschichte 3 1 Mittelalter 3 1 1 Entstehung des heutigen Bestandes 3 1 2 Reisen durch das Reich 3 2 Nurnberg 3 2 1 Ubergabe an Nurnberg 3 2 2 Zeremonieller Zierrat 3 2 3 Fluchtung 3 3 Ende des Reiches 3 4 Bemuhungen um die Ruckfuhrung der Reichskleinodien 3 4 1 Nurnberg reklamiert 3 4 2 Auch Aachen reklamiert 3 5 Zeit des Nationalsozialismus und Nachkriegszeit 4 Kopien der Reichskleinodien 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Filme 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBegriff der Reichskleinodien BearbeitenFur die Zeit bis zum Hochmittelalter ist der Begriff der Reichskleinodien bzw insignien eigentlich unangemessen da die Reichsidee im Zusammenhang mit den Insignien erst spater starker hervortrat Die lateinischen Bezeichnungen beispielsweise variieren fur den Insignienschatz zwischen Ausdrucken wie insignia imperialia regalia insignia insignia imperalis capellae quae regalia dicuntur und ahnlichen Ausdrucken In einer Inventarliste der Burg Trifels aus dem Jahr 1246 heissen diese wiederum keiserliche zeichen Damit ist klar dass zu dieser Zeit der Bezug auf die Person und das Amt des Herrschers massgeblich fur die Benennung ist Hinzu kommt dass der Bestand des Reichsschatzes bis zur Zeit Karls IV nicht stabil war Es wurden hochstwahrscheinlich Stucke hinzugefugt entnommen bzw gegen andere Stucke ausgetauscht Trotzdem wird in der Forschung aus pragmatischen Grunden auch fur diesen Zeitraum meist die Bezeichnung Reichskleinodien oder Reichsinsignien verwendet Ein fruher Beleg fur Reichskleinodien stammt aus dem Jahr 1580 1 Bestandteile Bearbeiten nbsp Die Reichskrone nbsp Der Reichsapfel nbsp Das Reichskreuz mit der Heiligen Lanze links und der Kreuzpartikel rechts nbsp Das Kronungsevangeliar nbsp Die Stephansburse nbsp Die Adlerdalmatika nbsp Der Kronungsmantel nbsp Ein Handschuh Palermo vor 1220 Die Reichskleinodien bestehen aus zwei verschiedenen Gruppen Die grossere Gruppe sind die sogenannten Nurnberger Kleinodien Der Name stammt daher dass sie von 1424 bis 1796 in Nurnberg aufbewahrt wurden Zu dieser Gruppe gehoren die Reichskrone die Teile des Kronungsornats der Reichsapfel das Zepter das Reichs und das Zeremonienschwert das Reichskreuz die Heilige Lanze und alle ubrigen Reliquien mit Ausnahme der Stephansbursa Die bereits erwahnte Stephansbursa das Reichsevangeliar und der sogenannte Sabel Karls des Grossen wurden bis zum Jahre 1794 in Aachen aufbewahrt und werden deshalb als die Aachener Kleinodien bezeichnet Seit wann diese Stucke den Reichskleinodien zugerechnet und in Aachen aufbewahrt wurden ist nicht bekannt Heutiger Bestand in Wien Aachener Kleinodien Wahrscheinlicher Entstehungsort und zeitraumReichsevangeliar Kronungsevangeliar Aachen Ende des 8 JahrhundertsStephansbursa karolingisch 1 Drittel des 9 JahrhundertsSabel Karls des Grossen osteuropaisch 2 Halfte des 9 JahrhundertsNurnberger Kleinodien Wahrscheinlicher Entstehungsort und zeitraumReichskrone westdeutsch 2 Halfte des 10 JahrhundertsReichskreuz westdeutsch um 1024 1025Heilige Lanze langobardisch 8 9 JahrhundertKreuzpartikelReichsschwert Scheide deutsch 2 Drittel des 11 JahrhundertsReichsapfel westdeutsch etwa Ende des 12 JahrhundertsKronungsmantel Pluviale Palermo 1133 34Alba Palermo 1181Dalmatica Tunicella Palermo um 1140Strumpfe Palermo um 1170Schuhe Palermo um 1130 oder um 1220Handschuhe Palermo 1220Zeremonienschwert Palermo 1220Stola mittelitalienisch vor 1338Adlerdalmatika oberdeutsch vor 1350Zepter deutsch 1 Halfte des 14 JahrhundertsAspergile deutsch 1 Halfte des 14 JahrhundertsReliquiar mit den Kettengliedern Rom oder Prag um 1368Reliquiar mit einem Gewandstuck des Evangelisten Johannes Rom oder Prag um 1368Reliquiar mit einem Span der Krippe Christi Rom oder Prag um 1368Reliquiar mit dem Armbein der heiligen Anna wahrscheinlich Prag nach 1350Reliquiar mit einem Zahn Johannes des Taufers bohmisch nach 1350Futteral der Reichskrone Prag nach 1350Tuchreliquiare mit einem Stuck vom Tischtuch des letzten Abendmahls und der Schurze Christi bei der WaschungDie Nurnberger Bestandteile sind teilweise in der Verfugung Kaiser Sigismunds aufgezahlt 2 Geschichte BearbeitenMittelalter Bearbeiten Der Bestand der Reichskleinodien wird in hochmittelalterlichen Aufzahlungen meist mit funf oder sechs Objekten angegeben So zahlt Gottfried von Viterbo folgende Gegenstande auf das heilige Kreuz die Heilige Lanze die Krone das Zepter den Apfel und das Schwert Andere Listen erwahnen das Schwert hingegen nicht Inwiefern die Erwahnungen im Hoch und Spatmittelalter tatsachlich auf die heute in Wien verwahrten Stucke zu beziehen sind hangt jeweils von verschiedenen Faktoren ab So wurde meist nur davon gesprochen dass der Herrscher in kaiserliche Insignien gekleidet war ohne zu beschreiben um welche Objekte es sich konkret handelt Problemlos ist die Zuordnung zu den heutigen Objekten bei der Heiligen Lanze und dem Reichskreuz da deren Entstehung vor dieser Zeit liegt und es ausreichend Belege fur die tatsachliche Ubereinstimmung gibt Entstehung des heutigen Bestandes Bearbeiten Das alteste Stuck der Reichskleinodien ist die Heilige Lanze die wahrscheinlich auf Heinrich I zuruckgeht Dabei handelt es sich um eine Flugellanze aus karolingischer Zeit aus deren Blatt eine Offnung gestemmt wurde in die ein Eisenstift eingelegt und mittels Silberdrahten fixiert wurde Der Legende nach soll es sich um einen Heiligen Nagel vom Kreuz Jesu handeln Die heutige Reichskrone lasst sich wahrscheinlich erst um 1200 nachweisen als sie in der mittelalterlichen Dichtung anhand des Waisen eines grossen und hervorstechenden Edelsteins erkennbar wird siehe auch erste Erwahnungen der Reichskrone Weitestgehend zweifelsfrei ist der Nachweis aber erst wesentlich spater auf einem Wandgemalde auf der Burg Karlstein bei Prag moglich Auch beim Reichs und beim Zeremonienschwert ist es schwer zu bestimmen seit wann diese zu den Reichskleinodien gehoren Bei den anderen Stucken gestaltet sich die zeitliche Zuordnung in den Bestand der Reichskleinodien ahnlich schwierig Reisen durch das Reich Bearbeiten Bis in das 15 Jahrhundert hinein hatten die Reichsinsignien keinen festen Aufbewahrungsort und begleiteten manchmal den Herrscher auf seinen Reisen durch das Reich Vor allem bei Auseinandersetzungen um die Rechtmassigkeit der Herrschaft war es wichtig die Insignien zu besitzen Als Aufbewahrungsorte wahrend dieser Zeit sind einige Reichsburgen oder Sitze zuverlassiger Ministerialen bekannt Benediktinerabtei Limburg bei Durkheim Pfalz 11 Jh Kaiserdom zu Speyer ab 1065 unter den Saliern 3 Harzburg 11 Jh Kaiserpfalz Goslar 11 13 Jh Burg Hammerstein am Rhein 1125 4 Burg Trifels bei Annweiler 12 13 Jh mit Unterbrechungen Pfalzkapelle Hagenau 12 13 Jh mit Unterbrechungen Burg Waldburg bei Ravensburg ca 1220 1240 Burg Krautheim an der Jagst vermutlich 1240 1242 Schloss Kyburg bei Winterthur 1273 1322 mit einer Unterbrechung Burg Stein bei Rheinfelden AG um ca 1280 unter Rudolf I HRR Alter Hof in Munchen unter Ludwig dem Bayern 1324 1347 Zisterzienserabtei Stams unter Ludwig dem Brandenburger 1347 1350 5 danach Ubergabe an Karl IV 6 7 Veitsdom Prag und Burg Karlstein in Bohmen ca 1350 52 1421 Plintenburg und Ofen in Ungarn 1421 1424 Nurnberg Bearbeiten nbsp Idealbild Karls des Grossen mit den Reichskleinodien gemalt 1513 von Albrecht Durer fur seine Vaterstadt NurnbergUbergabe an Nurnberg Bearbeiten Der romisch deutsche Konig Sigismund ubertrug der Reichsstadt Nurnberg mit einer am 29 September 1423 datierten Urkunde die Reichskleinodien zur Verwahrung auf ewige Zeiten unwiderruflich und unanfechtbar 2 und liess sie im Jahr darauf in die Stadt verbringen wo sie bis Ende des 18 Jahrhunderts aufbewahrt wurden Eine Nurnberger Delegation unter der Fuhrung des Ratsmitglieds Niklas Muffel brachte sie von der Plintenburg aus Ungarn in die Reichsstadt Sie trafen am 22 Marz des folgenden Jahres dort ein und wurden fortan in der Kirche des Heilig Geist Spitals aufbewahrt Diesen Ort verliessen sie regelmassig fur die Heiltumsweisungen jahrlich am vierzehnten Tag nach Karfreitag auf dem Hauptmarkt Nurnberg sowie fur die Kronungen im Frankfurter Dom 8 Die Gefalle des gleichzeitig zur Heiltumsweisung stattfindenden Marktes in Nurnberg durfte die Stadt fur sich einnehmen 2 Der Aufbewahrungsort blieb nicht unumstritten Im Jahr 1143 forderte Konig Friedrich III die Burgermeister und den Rat der Reichsstadt ernstlich auf die Heiltumer des Reiches nach Regensburg zu schicken von wo er sie die Donau hinab nach Osterreich und dann nach Wiener Neustadt bringen lassen wollte um sie dort zu behalten 9 Albrecht Durer beschriftete sein 1512 14 im Auftrage der Stadt verfertigtes Gemalde das Karl den Grossen historisch nicht korrekt mit den Kleinodien zeigt voll Stolz Dis ist der gstalt und bildnis gleich kaiser karlus der das Romisch reich Den teitschen under tenig macht Sein kron und klaidung hoch geacht zaigt man zu Nurenberg alle Jar Mit andern haitum offenbar Zeremonieller Zierrat Bearbeiten Nach der Einfuhrung der Reformation in Nurnberg 1524 wurden zwar die offentlichen Heiltumsweisungen eingestellt die Heiltumer genossen jedoch als Symbole des Reiches weiterhin hochstes Ansehen Es fanden nur noch ausserordentliche Weisungen in der Heiliggeistkirche statt insbesondere in Gegenwart des Kaisers oder vor durchreisenden anderen Wurdentragern 10 Spatestens seit der Zeit der Aufklarung aber hatten die Reichskleinodien keinerlei konstitutiven oder bestarkenden Charakter fur das Reich mehr Sie waren nur noch schmuckender Zierrat fur die Kronung der Kaiser die alle aus dem Hause Habsburg stammten Das ganze Brimborium um die Kronung und die Reichskleinodien wurde meist nur noch als lacherlich empfunden Dies belegen unterschiedliche Quellen wie zum Beispiel bei Johann Wolfgang Goethe der am 3 April 1764 Augenzeuge der Kronung Josephs II in Frankfurt am Main war Dabei liess Kaiser Franz I seinen 18 jahrigen Sohn noch zu seinen Lebzeiten zum Konig wahlen und kronen was im 18 Jahrhundert nur dieses eine Mal geschah Damit beide Majestaten in den Reichsinsignien auftreten konnten wurde fur Kaiser Franz eine Nachahmung des Kronungsmantels angefertigt die nach Goethes Aussagen zudem bequem und geschmackvoll gearbeitet war Der junge Konig trug hingegen das ursprungliche Kronungsornat und Goethe schrieb daruber in Dichtung und Wahrheit Teil I 5 Buch 11 Der junge Konig schleppte sich in den ungeheuren Gewandstucken mit den Kleinodien Karls des Grossen wie in einer Verkleidung einher so dass er selbst von Zeit zu Zeit seinen Vater ansehend sich des Lachelns nicht enthalten konnte Die Krone welche man sehr hatte futtern mussen stand wie ein ubergreifendes Dach vom Kopf ab Ahnliches schrieb einige Jahre spater uber die Kronung Leopolds II im Jahr 1790 Karl Heinrich Ritter von Lang in einem Bericht 12 den man getrost als gehassige Karikatur bezeichnen kann Der Kaiserornat sah aus als war er auf dem Trodelmarkt zusammengekauft die kaiserliche Krone als hatte sie der allerungeschickteste Kupferschmied zusammengeschmiedet und mit Kieselstein und Glasscherben besetzt auf dem angeblichen Schwert Karls des Grossen war ein Lowe mit dem bohmischen Wappen 13 Fluchtung Bearbeiten nbsp Der letzte Kaiser des Heiligen Romischen Reiches Franz II im Kronungsornat mit den Reichsinsignien Gemalde von Ludwig Streitenfeld als Auftragsarbeit fur Rudolf von Osterreich Ungarn 1874 nbsp Heiltumsschrein der Reichskleinodien im Germanischen Nationalmuseum Nurnberg nbsp 1790 Feierliche Uberfuhrung der Reichskleinodien von Nurnberg nach Frankfurt zur Kronung Leopolds II Beim Vordringen franzosischer Truppen 1794 in Richtung Aachen im Ersten Koalitionskrieg wurden die Aachener Stucke in das Kapuzinerkloster Paderborn verbracht Im Juli 1796 uberschritten franzosische Truppen den Rhein und erreichten kurz danach Franken Deren Befehlshaber General Jean Baptiste Jourdan sollte angeblich Frankreich in den Besitz der Reichskleinodien bringen Neben dem Zugriff der Franzosen wollte man allerdings auch verhindern dass Preussen sich der Reichskleinodien bemachtigte 14 Als am 9 August 1796 franzosische Truppen Nurnberg erreichten waren die Reichskleinodien aber bereits weggebracht worden da am 23 Juli die wichtigsten Teile der Reichskleinodien Krone Zepter Reichsapfel acht Stucke des Ornats von dem Nurnberger Obersten Johann Georg Haller von Hallerstein aus Nurnberg nach Regensburg dem Tagungsort des Reichstages transportiert worden waren wo sie am folgenden Tag eintrafen Am 28 September wurden auch die restlichen Teile der Kleinodien nach Regensburg uberbracht Seit dieser Fluchtung werden Teile des Schatzes vermisst 14 Beabsichtigt war fur die Zeit der Bedrohung durch die Franzosen die Reichskleinodien dem Reichstag in Verwahrung zu geben Deshalb hatte man mit dem kaiserlichen Kronkommissar Johann Aloys Josef Freiherr von Hugel Kontakt aufgenommen und wollte sich ebenso an den Kurmainzer Gesandten Kollegialdirektor Strauss wenden Auf Drangen von Hugel um die Geheimhaltung der Aktion nicht zu gefahrden unterblieb allerdings die Kontaktaufnahme der Nurnberger Deputation mit Strauss 14 Bis 1800 verblieben die Reichskleinodien im Kloster St Emmeram in Regensburg bis am 30 Juni ihr Transport nach Wien begann Dort ist die Ubergabe fur den 29 Oktober belegt Die Stucke aus Aachen wurden 1798 nach Hildesheim gebracht und erreichten Wien erst 1801 In Nurnberg blieben nur der leere silberne Heiltumsschrein und ein Lederfutteral fur einen damals bereits verlorengegangenen Reichsapfel zuruck 10 Ende des Reiches Bearbeiten Mit dem Ende des Alten Reiches im Jahr 1806 durch die Niederlegung der Reichskrone durch Kaiser Franz II verloren die Reichskleinodien endgultig ihre Funktion als Herrschaftsinsignien Bemuhungen um die Ruckfuhrung der Reichskleinodien Bearbeiten Nach der Rettung der Reichskleinodien nach Wien und der Auflosung des Heiligen Romischen Reiches wurde von Seiten Nurnbergs und Aachens mehrfach versucht die Ruckfuhrung der Kleinodien an ihre jeweiligen Aufbewahrungsstatten zu erreichen Dabei wurde von Anfang an mit juristischen politischen und emotionalen Mitteln gestritten Nurnberg reklamiert Bearbeiten Bereits wenige Tage nachdem Kaiser Franz II im Jahr 1806 die Krone des Heiligen Romischen Reiches niedergelegt hatte fragte die Stadt Nurnberg beim kaiserlichen Kronkommissar Johann Aloys Josef Freiherr von Hugel der die Kleinodien nach Wien gefluchtet hatte an ob die deponierten Gegenstande nunmehr ohne weiteres retourniert werden oder deswegen ein besonderer Antrag erforderlich sei Hugel liess daraufhin dem Magistrat mitteilen dass Nurnberg keine Reichsstadt mehr sei und der ehemalige Kaiser das erteilte Privileg zur Aufbewahrung der Kleinodien als erloschen ansehe Die Stadt liess die Angelegenheit zunachst auf sich beruhen Funfzehn Jahre spater im Jahr 1821 richtete die nunmehr bayerische Stadt eine Bitte an die koniglich bayerische Regierung Schritte zur Uberfuhrung der Kleinodien einzuleiten Diese lehnte das Ansinnen jedoch aus verschiedenen Grunden ab Im Jahr 1828 schlug der Munchner Archivsekretar Kluber vor ein Gutachten zu erstellen das die Ruckfuhrung der Kleinodien begrunden sollte Dieser Vorschlag wurde dem bayerischen Konig unterbreitet und positiv beschieden Die konigliche Regierung betrachtete die Sache aber weiterhin als eine Angelegenheit der Stadt Nurnberg Das Gutachten und ein weiteres des Sekretars waren aber mangelhaft und konnten durch die vorhandenen Unterlagen der Stadt widerlegt werden so dass ein anderes Vorgehen diskutiert wurde So sollte Nurnberg unter anderem mit Hilfe von Beitragen in vielgelesenen Zeitschriften versuchen offentlichen Druck auf Wien auszuuben Auf Grund verschiedener Schwierigkeiten wie nicht erstellter juristischer Gutachten Nichtaktivitaten der Stadt Nurnberg und burokratischer Kunstgriffe scheiterte aber auch dieses Vom Februar 1830 an ruhten die Aktivitaten zur Ruckfuhrung fur mehr als 28 Jahre Auch Aachen reklamiert Bearbeiten Auch das preussisch gewordene Aachen wo der Sabel Karls des Grossen das Reichsevangeliar und die Stephansbursa bis 1794 verwahrt wurden bat im Jahre 1816 die preussische Regierung in Wien auf die Ruckfuhrung der Kleinodien hinzuwirken Diese beschied die Stadt aber ihr Anliegen in Wien nicht zur Sprache zu bringen da die Reichskleinodien niemals ein bestimmtes Eigentum der Stadt Aachen gewesen und zu einer Zeit von dort weggefuhrt sind wo Aachen mit dem preussischen Staat noch nicht vereinigt war Im Jahr 1834 unternahm die Stadt einen direkten Vorstoss beim osterreichischen Kaiser Franz I die Kleinodien zuruckzufuhren Franz I beauftragte daraufhin seinen Staatskanzler Metternich mit einem Gutachten Dieses Gutachten ausgearbeitet von Josef von Werner kam zur Entscheidung dass dem bittstellenden Collegialstift ein eigentlicher Rechtsgrund zur Begrundung seines Begehrens nicht zur Seite steht und politische Rucksichten wichtiger Art mir es nicht rathlich erscheinen lassen von dem derzeit behaupteten Rechtsboden abzuweichen Eine ahnliche Bitte aus dem Marz 1856 wurde auf Grundlage dieses Gutachtens ebenfalls ablehnend entschieden Zeit des Nationalsozialismus und Nachkriegszeit Bearbeiten Auf Drangen des Nurnberger Oberburgermeisters Willy Liebel und mit Zustimmung Adolf Hitlers wurden die Reichskleinodien nach dem Anschluss Osterreichs nach Nurnberg zuruckgefuhrt In einer geheimen Aktion wurden sie Ende August 1938 mit einem Sonderzug der Reichsbahn nach Nurnberg transportiert Hitler hatte prazise Vorstellungen vom Ausstellungsort der Reichskleinodien und plante eine endgultige altarartige Ausstellung der Insignien in der bereits im Bau befindlichen Kongresshalle auf dem Reichsparteitagsgelande So wollte er der nationalsozialistischen Reichs und Grossraumideologie entsprechend die Tradition des Heiligen Romischen Reiches als Fuhrungsmacht im Mittelalter aufnehmen und mit der Idee des Tausendjahrigen Reiches verbinden 15 Bis zur Fertigstellung der Kongresshalle war der Wagneranhanger Hitler mit einer provisorischen Ausstellung der Reichskleinodien in der Katharinenkirche einverstanden die durch Richard Wagner als Meistersingerkirche bekannt war Eine Unterbringung im Germanischen Nationalmuseum lehnte er dagegen nachdrucklich ab Allerdings wurden auch die drei Aachener Kleinodien nach Nurnberg uberfuhrt obwohl sie niemals zuvor in Nurnberg aufbewahrt worden waren 15 Nur fur kurze Zeit wurden die Reichskleinodien offentlich ausgestellt Im Zweiten Weltkrieg machten es die immer heftiger werdenden Luftangriffe auf Nurnberg notwendig die Reichskleinodien zu ihrem Schutz im Historischen Kunstbunker und Paniersbunker zu lagern Beim Heranrucken der Front wahrend der letzten Kriegsmonate beschloss Oberburgermeister Willy Liebel zusammen mit Heinz Schmeissner Konrad Fries und dem Oberbaurat Julius Lincke die Kleinodien vor den alliierten Truppen zu verstecken Ausserdem gab es die Befurchtung dass die SS im Wahn der letzten Tage die Reichsinsignien zerstoren konnte Deshalb wurden sie in besonders vorbereitete Kupferbehalter eingeschweisst und am 31 Marz 1945 in einer versteckten Nische des Panierskeller eingemauert 15 16 nbsp Ubergabe der Reichskleinodien durch die Amerikaner Wien 1946 Obwohl absolute Geheimhaltung uber das Versteck vereinbart wurde und ein Tauschungsmanover am 5 April den Abtransport der Kleinodien vorspiegeln sollte konnten die amerikanischen Besatzungsbehorden die Reichskleinodien finden und sicherstellen Dies gelang indem man die an der Aktion Beteiligten mit dem Vorwurf unter Druck setzte dass sie die Reichskleinodien als mogliche Symbole fur eine nationalsozialistische Widerstandsbewegung verwenden wollten 16 Wegen Verbergens von Kunstwerken bzw falscher Angaben wurden die zwei Stadtrate von einem amerikanischen Militargericht zu Gefangnis und Geldstrafen verurteilt Liebel war bereits am Ende der Schlacht um Nurnberg ums Leben gekommen 15 Da die amerikanischen Besatzungsbehorden den Symbolgehalt der Reichskleinodien fur eine eventuelle nationalsozialistische Widerstandsbewegung furchteten und weil der Alliierte Kontrollrat beschlossen hatte dem Antrag der osterreichischen Bundesregierung auf Ruckfuhrung nach Wien zu entsprechen wurden die in Kisten verpackten Kunstguter Anfang 1946 nach Wien geflogen Seit 1954 werden die Reichskleinodien wieder in der Schatzkammer der Wiener Hofburg ausgestellt 15 Kopien der Reichskleinodien BearbeitenIm Laufe der Zeit wurden verschiedene Repliken von Teilen der Reichskleinodien angefertigt So befinden sich heute in Nurnberg Stadtmuseum Fembohaus 17 Aachen Kronungssaal des Rathauses Frankfurt am Main Historisches Museum angefertigt 1913 18 sowie der Waldburg Oberschwaben 19 auf der Burg Trifels im Pfalzerwald und im Mittelalterlichen Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber 20 Repliken der Kernstucke der Kleinodien also der Krone des Reichsapfels und des Zepters Die heute auf dem Trifels zu sehenden Ausstellungsstucke wurden von Erwin Huppert Mainz ausgefuhrt In Schwabisch Gmund der altesten Stauferstadt werden seit 2012 Repliken der Kernstucke wie Zepter Apfel Schwert Handschuhe Krone und Schuhe sowie des Kronungsmantels hergestellt Die bereits fertiggestellten Stucke werden in der Schatzkammer des Museums im Prediger ausgestellt 21 22 Auch schon fruher wurde zumindest eine Kopie des Kronungsornates hergestellt Am 3 April 1764 wurde Joseph II noch zu Lebzeiten und in Anwesenheit seines Vaters Kaiser Franz I in Frankfurt zum romisch deutschen Konig gekront Aus diesem Anlass wurde fur Franz I ein zweiter Kronungsmantel angefertigt der dem ersten nachgebildet war Die gelungene Ausfuhrung dieser Arbeit belegt eine Schilderung des Augenzeugen Johann Wolfgang Goethe in seinem Werk Dichtung und Wahrheit Teil I Buch 5 Des Kaisers Hausornat von purpurfarbener Seide mit Perlen und Steinen reich geziert sowie Krone Szepter und Reichsapfel fielen wohl in die Augen denn alles war neu daran und die Nachahmung des Altertums geschmackvoll 11 Goethe irrte jedoch mit der Aussage auch die Krone sei eine Nachbildung gewesen Vielmehr trug Franz I bei diesem Anlass die Mitrenkrone Kaiser Rudolfs II die ein halbes Jahrhundert spater zur Krone des Kaisertums Osterreich wurde Siehe auch BearbeitenGeschichte der Stadt Nurnberg Lotharkreuz Essener Krone Waise Reichskrone Literatur Bearbeiten nbsp Franz Bock Die Kleinodien des heil romisch deutschen Reiches in den Mittheilungen der kaiserl konigl Central Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale Band 2 1857 Kategorie mit zugehorigen Bildern auf Commons Franz Bock Die deutschen Reichskleinodien mit Hinzufugung der Kronungs Insignien Bohmens Ungarns und der Lombardei in geschichtlicher liturgischer und archaologischer Beziehung 1 Theil Einfache Ausgabe Wien 1860 Julius von Schlosser Die Schatzkammer des Allerhochsten Kaiserhauses in Wien dargestellt in ihren vornehmsten Denkmalern Mit 64 Tafeln und 44 Textabbildungen Schroll Wien 1918 Digitalisat Hermann Fillitz Die Insignien und Kleinodien des Heiligen Romischen Reiches Schroll Wien Munchen 1954 Fritz Ramjoue Die Eigentumsverhaltnisse an den drei Aachener Reichskleinodien Kohlhammer Stuttgart 1968 zugl Diss Koln 1967 hierzu Aachen kontra Wien Der Streit um die drei Reichskleinodien schwelt weiter Artikel im Online Archiv der Zeit vom 19 April 1968 Wilhelm Schwemmer Die Reichskleinodien in Nurnberg 1938 1945 In Mitteilungen des Vereins fur Geschichte der Stadt Nurnberg Bd 65 1978 ISSN 0083 5579 S 397 413 online Ernst Kubin Die Reichskleinodien Ihr tausendjahriger Weg Amalthea Wien Munchen 1991 ISBN 3 85002 304 4 Gesellschaft fur staufische Geschichte Hrsg Die Reichskleinodien Herrschaftszeichen des Heiligen Romischen Reiches Goppingen 1997 ISBN 3 929776 08 1 Alexander Thon Die Reichkleinodien Einst auf Burg Trifels Herrschaftszeichen Reliquien und Kronungsgewander In Karl Heinz Rothenberger Hrsg Pfalzische Geschichte Bd 1 2 verb Auflage Institut fur Pfalzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern 2002 ISBN 3 927754 43 9 S 220 231 Heinrich Pleticha Des Reiches Glanz Reichskleinodien und Kaiserkronungen im Spiegel der deutschen Geschichte Herder Freiburg im Breisgau u a 1989 ISBN 3 451 21257 9 Nachdruck Flechsig Wurzburg 2003 ISBN 3 88189 479 9 Wilfried Seipel Hrsg Nobiles Officinae Die koniglichen Hofwerkstatten zu Palermo zur Zeit der Normannen und Staufer im 12 und 13 Jahrhundert Milano 2004 ISBN 3 85497 076 5 Peter Heigl Der Reichsschatz im Nazibunker The Imperial Regalia in the Nazibunker Nurnberg 2005 ISBN 3 9810269 1 8 Josef Johannes Schmid Die Reichskleinodien Objekte zwischen Liturgie Kult und Mythos In Bernd Heidenreich Frank Lothar Kroll Hrsg Wahl und Kronung Societats Verlag Frankfurt am Main 2006 ISBN 978 3 7973 0945 7 S 123 149 Sabine Haag Hrsg Meisterwerke der Weltlichen Schatzkammer Kunsthistorisches Museum Wien 2009 ISBN 978 3 85497 169 6 Jan Keupp Hans Reither Peter Pohlit Katharina Schober Stefan Weinfurter Hrsg die keyserlichen zeychen Die Reichskleinodien Herrschaftszeichen des Heiligen Romischen Reiches Schnell Steiner Regensburg 2009 ISBN 978 3 7954 2002 4 Wolfgang Wust Des Reiches Schatzkastlein Nurnberg und die Reichskleinodien 1423 1796 1938 1946 In Jahrbuch fur frankische Landesforschung 76 2016 2017 ISSN 0446 3943 S 51 66 Stefan Huppertz Wild Die Reichskleinodien in der Obhut der Zisterzienser In Cistercienser Chronik 129 2022 S 432 472 Jutta Schnelbogl Die Reichskleinodien in Nurnberg 1424 1523 In Mitteilungen des Vereins fur Geschichte der Stadt Nurnberg 51 1962 S 78 159 Digitalisat Nikolaus Grass Cistercienser als Huter der deutschen Reichskleinodien In Cistercienser Chronik Nr 78 Verlag der Cistercienser in Mehrerau Bregenz 1996 S 97 103 PDF Ludwig Schmugge Rezension zu Nikolaus Grass Reichskleinodien Studien aus rechtshistorischer Sicht In Zeitschrift fur Ostmitteleuropa Forschung Bd 17 Nr 1 1968 S 174 175 Digitalisat Filme BearbeitenZeichen der Herrschaft Geschichte der Reichskleinodien BR 1996 eine Filmdokumentation von Bernhard GrafWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Reichskleinodien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Beschreibung der Reichskleinodien auf einem Einblattdruck aus dem 16 Jahrhundert Quellen und Volltexte Weltliche Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums Hermann Fillitz Reichskleinodien In Historisches Lexikon Bayerns Online Die Einbringung der Reichskleinodien in Nurnberg am 22 Marz 1424 Gemalde von Paul Ritter d A 1881 1883 Einzelnachweise Bearbeiten Stichwort Reichskleinodien in Deutsches Rechtsworterbuch Band XI S 649 online a b c Sigmund Ofen 29 Sept 1423 RI XI 1 n 5619 In Regesta Imperii Online Nikolaus Grass Cistercienser als Huter der deutschen Reichskleinodien S 97 Alexander Thon Vom Mittelrhein in die Pfalz Zur Vorgeschichte des Transfers der Reichsinsignien von Burg Hammerstein nach Burg Trifels im Jahre 1125 In Jahrbuch fur westdeutsche Landesgeschichte 32 2006 S 35 74 Nikolaus Grass Cistercienser als Huter der deutschen Reichskleinodien S 99 101 Nach dem Tod Kaiser Ludwigs 1347 hatte Ludwig der Brandenburger die Reichsignien vor dem Zugriff des Gegenkonigs Karl IV nach Kloster Stams bringen lassen Ludwig musste sie nach dem Ausgleich mit Karl 1350 wieder herausgeben Munchen 12 Marz 1350 Regg Karl IV Diplome n 1596 In Regesta Imperii Online Ubergabe der Reichinsignien durch Ludwig den Brandenburger an Karl IV RI VIII n 1247a In Regesta Imperii Online Annamaria Bockel Heilig Geist in Nurnberg Spitalstiftung amp Aufbewahrungsort der Reichskleinodien Nurnberger Schriften Bd 4 Bockel Nurnberg 1990 ISBN 3 87191 146 1 Friedrich III RI XIII H 14 n 187 In Regesta Imperii Online a b Heiltumsschrein Germanisches Nationalmuseum Begleittext im Objektkatalog KG187 a b Johann Wolfgang Goethe Dichtung und Wahrheit Erster Teil Funftes Buch Schilderung der Kronung Josephs II zum romisch deutschen Konig Karl Heinrich Ritter von Lang Memoiren des Karl Heinrich Ritters von Lang Skizzen aus meinem leben und S 209 Anmerkung Nicht das Reichsschwert das angebliche Schwert Karls des Grossen zeigte die Abbildung des Bohmischen Lowen sondern das Zeremonienschwert aus dem 13 Jahrhundert das nachtraglich verandert wurde a b c Klaus Peter Schroeder Die Nurnberger Reichskleinodien in Wien In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung Band 108 Nr 1 1991 ISSN 2304 4861 S 323 346 hier S 334 a b c d e Klaus Peter Schroeder Die Nurnberger Reichskleinodien in Wien In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung Band 108 Nr 1 1991 ISSN 2304 4861 S 323 346 hier S 323 327 a b Almut Hofert Konigliche Objektgeschichte Der Kronungsmantel des Heiligen Romischen Reiches In Transkulturelle Verflechtungsprozesse in der Vormoderne Band 3 De Gruyter Berlin Boston 2016 ISBN 978 3 11 044548 0 S 156 173 hier S 169 doi 10 1515 9783110445480 008 Krone Macht Geschichte Nurnberg auf einen Blick Museen der Stadt Nurnberg abgerufen am 18 Januar 2017 Reichsinsignien im Historischen Museum Frankfurt Schatzkammer Waldburg 2016 abgerufen am 31 Dezember 2016 Rothenburgs Mittelalterliches Kriminalmuseum Europas grosstes Museum zur Rechtskunde rothenburg tourismus de Prasentation der ersten beiden Reichskleinodien am Samstag staufersaga de abgerufen am 5 Juli 2017 Schatzkammer des Museums im Prediger auf schwaebisch gmuend de abgerufen am 14 Juni 2022 Normdaten Sachbegriff GND 4049149 3 lobid OGND AKS Anmerkung GND 4049142 0 Reichsinsignien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reichskleinodien amp oldid 237302420