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Der Waise lateinisch orphanus oft auch als Weise bezeichnet war der beruhmteste und als vollig einzigartig empfundene Edelstein des deutschen Mittelalters Er befand sich in der Reichskrone dem wichtigsten Teil der Reichskleinodien des Heiligen Romischen Reiches Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Der Name 3 Erwahnungen des Waisen 3 1 Walther von der Vogelweide 3 2 Otto von Botenlauben 3 3 Albertus Magnus 4 Ort der Anbringung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSeit etwa 1200 wurde der Waise als Leitstein und Inbegriff der Krone auch in der deutschsprachigen Dichtung zum popularen Symbol fur die Reichsherrschaft Dichter wie Walther von der Vogelweide und Otto von Botenlauben spielen auf ihn an und die historisierende Abenteuererzahlung uber Herzog Ernst gibt eine fiktive Herkunftsgeschichte Der Naturkundler Albertus Magnus beschrieb um 1250 den Waisen edelsteinkundlich als einen blassroten Stein Seit der Mitte des 14 Jahrhunderts wird der Waise nicht mehr erwahnt es ist nicht geklart weshalb Im Allgemeinen wird angenommen dass er verlorengegangen und die Lucke in der Krone durch einen anderen Stein gefullt worden sei So sind Umarbeitungen an der Krone nachzuweisen die auf verlorengegangene Teile hinweisen Es ist aber auch nicht auszuschliessen dass der Waise seine mythische Uberhohung als aller Fursten Leitstern Walther von der Vogelweide verlor und seine Rolle in Vergessenheit geriet So konnte er unter dem nuchternen Blick der Neuzeit zu dem gewohnlichen Edelstein geworden sein als der er sich noch an der Krone befindet Eine Diskrepanz zwischen Mythos und Empirie bezeugt bereits im 13 Jahrhundert Albertus mit seinem Hinweis darauf dass der Waise angeblich einst nachts leuchtete was aber nun nicht mehr zutreffe Auch uber die tatsachliche Gestalt und Farbe sowie den genauen Anbringungsort an der Krone gibt es in den Quellen und daraus folgend in der wissenschaftlichen und historischen Literatur widerspruchliche Angaben Der Name Bearbeiten Waise bedeutet so viel wie einzigartiges Stuck ebenso eine alleinstehende Zeile in der Reimlehre Erwahnungen des Waisen BearbeitenWalther von der Vogelweide Bearbeiten Diu krone ist elter danne der kunic Philippes si da mugent ir alle schouwen wol ein wunder bi wie si ime der smit so ebne habe gemachet sin keiserlichez houbet zimt ir also wol daz si ze rehte nieman guoter scheiden sol ir dewederz da daz ander niht enswachet Si liuhtent beide ein ander an daz edel gesteine wider den jungen suezen man die ougenweide sehent die fursten gerne swer nu des riches irre ge der schouwe wem der weise ob sime nacke ste der stein ist aller fursten leitesterne Die Krone ist alter als der Konig Philipp ist Daran konnt ihr alle gewiss ein Wunder erkennen wie sie ihm der Schmied so passend gemacht hat Sein kaiserliches Haupt passt so gut zu ihr dass sie von rechts wegen niemand Edler trennen soll Keines von beiden schwacht hier das andereSie strahlen beide einander an das edle Gestein gegen den jungen angenehmen herrlichen Mann Diese Augenweide sehen die Fursten gerne Wer nun auch immer in Reichsfragen unschlussig ist der achte darauf wem der Waise uber seinem Nacken steht der Stein ist aller Fursten Leitstern 1 Otto von Botenlauben Bearbeiten Der Minnesanger Otto von Botenlauben spielt in der 5 Zeile der Einzelstrophe vom Karfunkelstein auf den Waisen an Karbvnkel ist ain stain genant von dem saget man wie lieht er schine der ist min vnd ist das wol bewant zu loche lit er in dem rine der kvnig also den waisen hat das ime den nieman schinen lat mir schinet dirre als ime tvt der behalten ist min vrowe als er Der Waise steht hier wohl ahnlich wie bei Walther von der Vogelweide pars pro toto d h er meint die ganze Krone Mit dem Konig dem die Krone mit dem Waisen nicht scheint ist nach allgemeiner Auffassung einer der Doppelwahl Konige der Staufer zeit gemeint der jedenfalls zum Zeitpunkt der Kronung nicht im Besitz der Reichskrone war Solche Gegen Konige ohne Reichskrone gab es 1198 Otto IV Krone im Besitz Philipps von Schwaben 1208 Otto IV alleiniger Konig aber die Krone von Bischof Konrad von Speier auf der Burg Trifels unter Verschluss gehalten und 1215 1219 Friedrich II Krone im Besitz Ottos IV Albertus Magnus Bearbeiten Der Naturkundler und Philosoph Albertus Magnus gibt eine sehr bildhaft prazise Beschreibung der Farbe des Waisen aber es ist eher unwahrscheinlich dass er Gelegenheit gehabt haben sollte die Reichskrone selbst genau in Augenschein zu nehmen Seiner Metaphorik folgend hatte der Stein die Farbe von dunnem Rotwein oder von einem Rotwein Sorbet wie wenn die strahlende Weisse von Schnee in das klare Rot von Wein eingedrungen ware und dieses die Oberhand behalten hatte Von einem milchigen Schleier der oft als Argument dafur angefuhrt wird dass es sich um einen Opal gehandelt haben mag spricht er hingegen nicht Orphanus est lapis qui in corona Romani imperatoris est neque unquam alibi visus est propter quod etiam orphanus vocatur Est autem colore vinosus subtilem habens vinositatem et hoc est sicut si candidum nivis candens seu micans penetraverit in rubeum clarum vinosum et sit superatum ab ipso Est autem lapis perlucidus et traditur quod aliquando fulsit in nocte sed nunc tempore nostro non micat in tenebris Fertur autem quod honorem servat regalem Der Waise ist ein Edelstein in der Krone des Romischen Kaisers Weil er niemals sonst irgendwo gesehen war wird er der Waise genannt Er hat eine Farbe wie Wein wie zartes Weinrot und es ist wie wenn das blendende leuchtende Weiss des Schnees in das helle Weinrot eindringt und dabei doch das Rot beherrschend bleibt Dieser Edelstein glanzt stark und es heisst er habe einst sogar bei Nacht geleuchtet doch das tut er in unserer Zeit nicht mehr Wohl aber wird gesagt dass er die Ehre des Reiches bewahre Ort der Anbringung Bearbeiten nbsp Stich der Reichskrone von Johann Adam DelsenbachUber den Ort der Anbringung des Waisen an der Reichskrone gibt es widerspruchliche Angaben Nach den vorhandenen Quellen kommen zwei Stellen in Frage die Stirnplatte der Reichskrone und die Nackenplatte Literatur BearbeitenReinhart Staats Theologie der Reichskrone Ottonische Renovatio Imperii im Spiegel einer Insignie Monographien zur Geschichte des Mittelalters Band 13 Hiersemann Stuttgart 1976 ISBN 3 7772 7611 1 S 75 87 Hubert Herkommer Der Waise aller fursten leitesterne Ein Beispiel mittelalterlicher Bedeutungslehre aus dem Bereich der Staatssymbolik zugleich ein Beitrag zur Nachwirkung des Orients in der Literatur des Mittelalters In Deutsche Vierteljahrsschrift fur Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Band 50 1976 S 44 59 online Einzelnachweise Bearbeiten 18 29 19 4 Philipp und die Krone 1198 Walther von der Vorgelweide Spruche zur Zeit Philipps bei Project Gutenberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waise Reichskrone amp oldid 237008598