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Der Goslarer Dom ist die ehemalige Stiftskirche St Simon und Judas in Goslar Sie wurde zwischen 1040 und 1050 errichtet war Bestandteil des Bezirks der Kaiserpfalz Goslar und wurde 1819 1822 abgebrochen Heute ist noch die nordliche Domvorhalle erhalten Rekonstruktionsskizze Infotafel bei der Vorhalle Ostseite links Grundriss nach Dehio von Bezold Kirchliche Baukunst des Abendlandes Stuttgart 1887 1901 Ostseite rechts Die Bezeichnung Dom hat hier nicht die jungere Bedeutung Kathedrale sondern die altere von Munster Inhaltsverzeichnis 1 Lokale Einordnung 2 Bedeutende historische Ereignisse 3 Baugeschichte 4 Vorhalle 5 Bodenreste 6 Umgestaltung des Kirchenstandortes 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLokale Einordnung BearbeitenDie Kirche war Bestandteil des Pfalzbezirkes der Kaiser und Konigspfalz Goslar Sie steht damit in enger Verbindung mit anderen Bauwerken des Areals wie der Aula regia Kaiserhaus auf deren Mitte seine Langsachse wies 1 der Liebfrauenkapelle nicht mehr vorhanden der Kapelle St Ulrich und den Kuriengebauden die alle auf engem Raum standen Unmittelbar an den Dom angrenzend standen der Kreuzgang mit Refektorium Granarium und Kapitelhaus Bedeutende historische Ereignisse Bearbeiten1056 trafen sich Papst Viktor II und Kaiser Heinrich III in Goslar und besuchten die Kirche 1063 kam es anlasslich eines Furstentages in Goslar in Gegenwart des jungen Konigs Heinrich IV zum Goslarer Blutpfingsten auch Goslarer Rangstreit einer bewaffneten Auseinandersetzung in der Kirche zwischen den Gefolgsleuten des Bischofs von Hildesheim und des Abtes von Fulda mit Todesopfern 1066 wurde Benno bis dahin koniglicher Kapellan und Kanoniker an St Simon und Judas als Benno II Bischof von Osnabruck er wurde 1523 heiliggesprochen 2 1154 ubernahm Rainald von Dassel die Propstei 3 Baugeschichte BearbeitenDas Kirchengebaude wurde nach einem einheitlichen Entwurf in Form einer dreischiffigen flachgedeckten Basilika mit doppeltem sachsischem Stutzenwechsel errichtet Die Mauern waren mit Kalkbruchsteinen ausgefuhrt wogegen die Saulen aus rotem Sandstein bestanden Ihre erhalten gebliebenen achteckigen Wurfelkapitelle stammen nach dem Kunsthistoriker Joachim Salzwedel 4 vom Urbau und wurden zum Vorbild fur die oktogonalen Kapitelle im Bodenseeraum vgl Konstanzer Munster 5 Die Zweifarbigkeit der Architektur rote Saulen versus grauer Bruchstein fuhrt Salzwedel auf oberrheinische Architekturen wie die Klosterkirche Limburg an der Haardt Familienkloster Kaiser Heinrichs III zuruck Der Westbau bestand aus zwei achteckigen niedrigen Turmen und einem Stufenportal dazwischen dessen Herkunft vom Speyerer Dom unstreitig ist Die vorgelagerte Vorhalle allerdings ist eine sachsische Eigenart die unmittelbar darauf vom Hildesheimer Dom des Bischofs Hezilo aufgegriffen wurde Drei Apsiden beschlossen den Bau nach Osten zwei Querhausapsiden und die Hauptapsis am Chorrechteck Unter dem Chor befand sich eine Krypta Der Urbau wurde nach Salzwedel 6 gegen 1144 abgebrochen und durch einen gewolbten Neubau auf den alten Fundamenten ersetzt Der Neubau wurde nicht nur notwendig weil die Mauern des Urbaus nicht fur das Tragen der geplanten Gewolbe taugten Durch die Wolbung die nach dem Schema des Gebundenen Systems erfolgte geriet auch der Arkaden Rhythmus der Hochschiffwand aus dem Takt denn der doppelte Stutzenwechsel ist mit diesem Gewolbeschema schlechterdings unvereinbar Folgerichtig wurde er beim Neubau zum einfachen rheinischen Wechsel von Pfeiler und Saule reduziert wobei die Pfeiler mit ihren Vorlagen die Gurtbogen des Mittelschiffsgewolbes trugen und die Saulen auf die Struktur der Seitenschiffe bezogen waren Ein Kuriosum stellten die Saulen mit den oktogonalen Wurfelkapitellen dar die vom alteren dem Urbau stammten und quasi als Spolien wiederverwendet wurden Mit der Einwolbung ist der Goslarer Dom der erste vollstandig gewolbte Grossbau in Deutschland 7 Der Neubau wurde am 2 Juli 1051 durch Erzbischof Hermann von Koln geweiht Zu diesem Zeitpunkt war sie der grosste romanische Kirchenbau rechts des Rheins Um 1200 wurde die noch erhaltene Domvorhalle angebaut und der Haupteingang bisher nach Westen zum Pfalzgebaude weisend hierher und damit in Richtung Stadt verlegt In der Zeit der Gotik wurde neben dem nordlichen Anbau eines vierten Kirchenschiffs der Chor verandert Zur Ausstattung der Kirche gehorten unter anderem der bronzene Krodoaltar heute neben weiteren bedeutenden Ausstattungsstucken im Goslarer Museum und der Goslarer Kaiserstuhl aus dem 11 Jahrhundert heute im Pfalzgebaude Nachbildung in der Domvorhalle nbsp Eduard Muhlenpfordt Zeichnung des Doms 1819Geweiht wurde die Kirche den Aposteln Simon und Judas an deren Festtag dem 28 Oktober Kaiser Heinrich III der Bauherr des Doms im Jahr 1017 geboren worden war 8 Abt Meginher von Hersfeld uberliess ihm dafur Reliquien der beiden Apostel 9 Heinrich hielt sich haufig in Goslar auf Wenige Jahre spater grundete er in Goslar auch das heute nicht mehr bestehende Petersstift 10 1819 kam das damals baufallige Kirchengebaude wegen fehlender Mittel fur seine Instandsetzung zur Versteigerung und ging an einen Handwerker der ihn als Steinbruch nutzte und im Wesentlichen bis 1822 abtrug Erhalten geblieben ist nur noch die Vorhalle Anfang der 1970er Jahre wurde am fruheren Standort der Stiftskirche St Simon und Judas eine grossere Parkflache mit der Bezeichnung Kaiserpfalzparkplatz angelegt Vorhalle Bearbeiten nbsp Die erhaltene nordliche Vorhalle der Stiftskirche St Simon und JudasDie Vorhalle blieb beim Abriss der Kirche 1824 erhalten weil in ihr die wertvollsten Teile der Kirchenausstattung aufbewahrt wurden Sie war wohl nach 1150 dem in ihrer Sudwand ebenfalls erhaltenen Nordportal der Kirche vorgesetzt worden Die Halle umfasst zwei Joche mit basilikalem Querschnitt Die Fassade mit zwei Portalen wurde entsprechend ihrer Funktion Reprasentation des kaiserlichen Pfalzbezirks gegenuber der Stadt mit aufwendigem Skulpturenschmuck versehen In zwei Reihen von Nischen oben drei darunter funf sind in farbig gefassten Stuckreliefs dargestellt in der Mitte die Gottesmutter mit dem Jesusknaben flankiert von nur gemalten anbetenden Engeln darunter in der Mitte der Apostel Matthias der seit der Uberfuhrung von Reliquien aus Trier jahrhundertelang als Stadtpatron Goslars verehrt wurde und auf den Munzen der Stadt abgebildet war 11 zu seinen Seiten die Kirchenpatrone Simon und Judas aussen zwei Kaiser von denen der linke der ein Kirchenmodell tragt als Heinrich III identifiziert werden kann wahrend die Identitat des rechten der ein profanes Bauwerk halt unsicher ist 1 Bodenreste Bearbeiten nbsp Die Umrisse der Kirche sind im Pflaster des Parkplatzes markiert hier die sudliche Nebenapsis Im Zuge einer grosseren Umgestaltung des Areals an der Kaiserpfalz wurden 2018 und 2019 im Bereich des Domplatzes ein heutiger Parkplatz Georadarmessungen vorgenommen Sie fuhrten zur Entdeckung von Mauerresten der Stiftskirche in einer Tiefe von 0 5 bis 1 5 Meter unter der Erdoberflache Anhand der Messungen konnten Bauteile der Krypta des Westwerks mit den Turmen des Treppenhauses und des Kreuzganges erkannt werden Eine Visualisierung der Messergebnisse durch Archaologen des Niedersachsischen Landesamtes fur Denkmalpflege zeigt den Grundriss der Kirche an Fur die Archaologen war die Entdeckung der verschwunden geglaubten Grundmauern der Kirche eine Uberraschung Beim Abriss der Kirche Anfang des 19 Jahrhunderts hatte ein Architekt schriftlich festgehalten dass Baureste bis in einen Meter Tiefe beseitigt worden seien 12 Der Bezirksarchaologe des Stutzpunktes Braunschweig des Niedersachsischen Landesamtes fur Denkmalpflege Michael Geschwinde halt die Mauerreste fur ein Bodendenkmal von nationaler Bedeutung da sie von einem Reichsstift stammen 13 Eine Freilegung ist nicht geplant da dies Kosten in Millionenhohe verursachen wurde und eine dauerhafte Sicherung nicht moglich sei Meist handele es sich bei derartigen Resten um nicht vermortelte Kalksteinmauern in Lehm 14 Umgestaltung des Kirchenstandortes BearbeitenDie Stadt Goslar plant im Zuge einer stadtebaulichen Umgestaltung seit etwa 2018 den Parkplatz auf dem fruheren Standort der Kirche in eine Frei und Grunflache unter der Bezeichnung Stiftsgarten umzugestalten Es ist beabsichtigt die 2018 und 2019 entdeckten Bodenreste der Kirche in die Gestaltung einfliessen zu lassen 15 Laut dem Siegerentwurf eines Freiraumwettbewerbs sollen die Ergebnisse der Georadar Untersuchungen mit Mauerresten im Boden mithilfe von Betonumrissen oberirdisch dargestellt werden Der Entwurf fuhrte zu heftiger Kritik durch verschiedene in die Planungen einbezogene Institutionen aus der Burgerschaft Demzufolge werde der fruhere Kirchengrundriss nicht anschaulich und nachvollziehbar dargestellt da nur bruchstuckhafte Ergebnisse der Georadar Untersuchungen abgebildet werden sollen Zudem werden in dem Entwurf Mauerreste oberirdisch an Stellen projiziert an denen sich derartige bauliche Strukturen nie befunden haben 16 2020 trafen sich die an der Umgestaltung des Kaiserpfalzquartiers beteiligten Fachleute um das Freiraumkonzept im Bereich der ehemaligen Stiftskirche zu konkretisieren 17 Literatur BearbeitenFriedrich Balck Materialsammlung zur virtuellen Rekonstruktion Stiftskirche St Simon und Judas Goslarer Dom Clausthal Zellerfeld 2001 Volltext https dokumente ub tu clausthal de servlets MCRFileNodeServlet import derivate 00000828 2010EB1055 pdf Ludwig Christian Bamberg Der Goslarer Dom Die Stiftskirche Kaiser Heinrichs III Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2022 ISBN 978 3 7395 1362 1 Hans Gunther Griep Goslars Pfalzbezirk und die Domkurien Manuskript fur die Mitglieder des Museumsvereins Goslar e V Goslar 1967 Hans Gunther Griep Goslar Der Pfalzbezirk Verlag Goslarsche Zeitung Goslar 1988 Christoph Gutmann Volker Schadach Kaiserpfalz Goslar Verlag Volker Schadach Goslar 2002 ISBN 3 928728 52 0 Tillmann Lohse Die Dauer der Stiftung Eine diachronisch vergleichende Geschichte des weltlichen Kollegiatstifts St Simon und Judas in Goslar Oldenbourg Akademieverlag Berlin 2011 ISBN 978 3 05 010169 9 Joachim Salzwedel Die Domvorhalle in Goslar Ihr Verhaltnis zu Konigslutter Italien und Frankreich in seiner Bedeutung fur das sachsische 12 Jahrhundert in Konigslutter und Oberitalien Kunst des 12 Jahrhunderts in Sachsen herausgegeben von Martin Gosebruch und Hans Henning Grote Sonderausstellung im Braunschweigischen Landesmuseum vom 12 Oktober bis 23 November 1980 Braunschweig 1980 S 122 137 Joachim Salzwedel Skizzierung der Forschungsergebnisse am Goslarer Dom in Friedrich Balck Materialsammlung zur virtuellen Rekonstruktion Stiftskirche St Simon und Judas Goslarer Dom Clausthal Zellerfeld 2001 S 110 113 Volltext https dokumente ub tu clausthal de servlets MCRFileNodeServlet import derivate 00000828 2010EB1055 pdfWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Goslarer Dom Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Markus C Blaich Die Stiftskirche St Simon und Judas in Goslar im Denkmalatlas Niedersachsen Goslarer Dom und Domvorhalle www goslarer geschichten de DomvorhalleEinzelnachweise Bearbeiten a b Bernhard Recker Konservierter Stuck im Aussenbereich Die Reliefs der Goslarer Domvorhalle Sachsische Biografie Herkenrath Rainer Maria Reinald von Dassel Reichskanzler und Erzbischof von Koln Dissertation Graz 1962 Joachim Salzwedel Skizzierung der Forschungsergebnisse am Goslarer Dom in Friedrich Balck Materialsammlung zur virtuellen Rekonstruktion Stiftskirche St Simon und Judas Goslarer Dom Clausthal Zellerfeld 2001 S 110 113 Volltext https dokumente ub tu clausthal de servlets MCRFileNodeServlet import derivate 00000828 2010EB1055 pdf Vom Bischof Rumold der zuvor Domherr in Goslar war in Konstanz eingefuhrt Joachim Salzwedel Skizzierung der Forschungsergebnisse am Goslarer Dom in Friedrich Balck Materialsammlung zur virtuellen Rekonstruktion Stiftskirche St Simon und Judas Goslarer Dom Clausthal Zellerfeld 2001 S 110 113 Volltext https dokumente ub tu clausthal de servlets MCRFileNodeServlet import derivate 00000828 2010EB1055 pdf Die wenig fruhere aber was die Gewolbetechnik betrifft fur Goslar vorbildhafte Stiftskirche Konigslutter blieb unvollendet und wurde nur in den Ostteilen eingewolbt Eduard Crusius Geschichte der vormals kaiserlichen freien reichsstadt Goslar am Harze Erste Lieferung 1842 S 30 Artikel Meginheri NDB 1990 Eduard Crusius Geschichte der vormals kaiserlichen freien reichsstadt Goslar am Harze Erste Lieferung 1842 S 32 coingallery de Memento vom 15 Juni 2018 im Internet Archive Grundmauern von Goslarer Dom entdeckt bei ndr de vom 14 Juni 2019 Goslar Grundmauern von verschwunden geglaubtem Dom entdeckt bei n tv vom 14 Juni 2019 Georadarmessung des Domplatzes zeigt Grundriss der Stiftskirche bei regional goslar de vom 14 Juni 2019 Kaiserpfalzparkplatz wird zum Stiftsgarten So wird es aussehen bei regionalgoslar de vom 11 November 2019 Eine Zirkusarena Lenkungsgruppe frustriert uber Domplatz Plan bei regionalgoslar de vom 27 Dezember 2019 Gestaltung des Kaiserpfalzquartiers Fundamente der Stiftskirche nachzeichnen bei regionalgoslar de vom 10 August 202051 90325 10 427805555556 Koordinaten 51 54 11 7 N 10 25 40 1 O Normdaten Geografikum GND 4499075 3 lobid OGND AKS LCCN nb2004301184 VIAF 136291343 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Goslarer Dom amp oldid 235983617