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Rainald von Dassel zwischen 1114 und 1120 14 August 1167 in Rom war von 1159 bis 1167 Erzbischof von Koln und Erzkanzler fur Italien Er war engster Berater von Friedrich I und nahm massgeblich Einfluss auf die kaiserliche Politik insbesondere in Italien und in der Auseinandersetzung mit dem Papsttum Obwohl er nur wenig Zeit im Erzbistum Koln verbrachte hat er auch dort nachhaltig gewirkt Seine Uberfuhrung der Gebeine der Heiligen Drei Konige von Mailand nach Koln hat der Stadt einen starken Strom von Pilgern gebracht Damit wurde auch die wirtschaftliche Bedeutung Kolns gestarkt Rainald von Dassel Portrat auf dem Dreikonigenschrein im Kolner Dom Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Aufstieg im Kirchendienst 3 Kaiserlicher Kanzler 4 Kolner Erzbischof 4 1 Reichspolitik 4 2 Politik im Erzstift 4 3 Letzte Erfolge und Tod 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenRainald stammte aus dem Geschlecht der Grafen von Dassel Die Familie war mit den Erzbischofen von Mainz eng verbunden und schloss sich nach 1138 den Staufern an Als einziger seiner Familie hat Rainald uberregionale Bedeutung erlangt Rainald war der zweite Sohn des Grafen Reinold I von Dassel Die Mutter war Mathilde von Schauenburg Sein Geburtsdatum ist nicht ganz klar wahrscheinlich ist 1120 Der altere Bruder Ludolf I wurde Erbe der Grafschaft die Schwester Gepa Abtissin von St Ursula in Koln Aufstieg im Kirchendienst Bearbeiten nbsp Statue des Rainald von Dassel links daneben Nikolaus von Verdun am Turm des Kolner Rathauses nbsp Liegefigur Rainalds von Dassel von Alexander Iven 1905 Er wurde in der Domschule von Hildesheim dem heutigen Bischoflichen Gymnasium Josephinum ausgebildet und studierte in Paris Dort horte er unter anderem bei Adam Parvipontanus Um 1146 war er als Subdiakon und Domcellarius in Hildesheim tatig damit war er fur die wirtschaftlichen Belange des Domstifts zustandig Im Domkapitel lehnte er sich eng an den Dompropst und spateren Bischof von Passau Konrad von Babenberg an Er wurde um 1148 dessen Nachfolger als Dompropst Rainald wurde mit bedeutenden Aufgaben betraut So reiste er zusammen mit Wibald von Stablo 1146 nach Rom Damit bekam er Kontakt zu einem der fuhrenden Gesandten und Politiker im Umfeld des Hofes Mit diesem blieb er auch spater im Briefkontakt 1148 vertrat er den Bischof Bernhard I von Hildesheim auf dem Konzil von Reims Dort erregten seine Ausserungen allgemeine Aufmerksamkeit so dass er von Johannes von Salisbury in den Historia pontificalis erwahnt wurde 1 In der Folge wurde er Propst des Stifts St Mauritius in Hildesheim des Petersstifts in Goslar 1153 des Domkapitels in Munster 1154 des Stifts St Servatius in Maastricht 1156 sowie des St Victorstifts in Xanten 1159 Er war Freund gelehrter Manner und bewandert in antiken Schriften Auf sein Betreiben hin wurde in Hildesheim die erste steinerne Brucke uber die Innerste gebaut Als 1153 die Wahl eines neuen Bischofs in Hildesheim anstand verzichtete er auf eine Kandidatur zu Gunsten von Bruno von Hildesheim Kaiserlicher Kanzler BearbeitenEr hatte seit langerem Kontakt zum koniglichen Hof Im Mai 1156 wurde er daher von Kaiser Friedrich I Barbarossa in die Reichskanzlei berufen Zwischen beiden bestand ein enges vertrauensvolles Verhaltnis Rainald wurde zum engsten Vertrauten des Herrschers und bestimmte dessen Politik bis zu seinem Tod entscheidend mit Ob er eigenhandig Urkunden ausgefertigt hat ist unklar Von ihm stammen aber neue Begriffe die er in die Urkunden einfugen liess Darunter war auch der Ausdruck des sacrum imperium Diesen verwandte er 1157 erstmals auch um gegenuber dem Papst die kaiserliche Position zu betonen Rainald ubersetzte auf dem Hoftag von Besancon im Oktober 1157 den von Papst Hadrian IV in einem Brief benutzten Begriff Beneficium als Lehen und nicht als Wohltat Dies fuhrte zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Kardinallegaten Rolando Bandinelli der spater Papst Alexander III wurde Zusammen mit Otto von Wittelsbach bereitete er 1158 den Italienzug vor Ihm gelang es zahlreiche Stadte und Adlige Reichsitaliens zur Unterstutzung zu bewegen Kolner Erzbischof BearbeitenNachdem im Dezember 1158 der Kolner Erzbischof Friedrich II von Berg in Pavia gestorben war warb der Kaiser ausdrucklich fur die Wahl von Rainald von Dassel als Nachfolger Wahrend er im Heerlager vor Mailand weilte wurde er denn auch in Abwesenheit im Juni 1159 zum Erzbischof von Koln gewahlt Der Kaiser verlieh ihm die Regalien und machte ihn zum Erzkanzler fur Italien Aus diesem Grund verbrachte er viel Zeit im kaiserlichen Dienst und nicht in seinem Erzbistum Reichspolitik Bearbeiten Nach dem Tod Hadrians IV kam es zu einer Doppelwahl und damit zu einem Schisma Rainald von Dassel war massgeblich daran beteiligt den kaiserfreundlichen Kandidaten Anerkennung zu verschaffen Er nahm am Konzil von Pavia 1160 teil dessen Leitung ihm selbst und dem Erzbischof von Mailand oblag und sprach sich dort fur den kaiserlich gesinnten Kandidaten Octaviano de Montecello und gegen Rolando Bandinelli als neuen Papst aus der in Rom schon wenige Tage nach dem Tod des letzten Papstes Hadrian IV unter Tumulten als neuer Papst am 7 September 1159 gewahlt worden war Octaviano de Montecello wurde nach der Wahl Rolando Bandinellis der den Namen Alexander III annahm als Gegenpapst Viktor IV eingesetzt 1164 befand sich der Erzkanzler auf diplomatischer Mission in England und versuchte dort die Unterstutzung Heinrichs II gegen den Papst zu gewinnen Erfolglos blieb sein Bemuhen am Hof Ludwig VII von Frankreich Auf der Synode von St Jean de Losne versuchte Rainald von Dassel die Papstwahl zur Sache des Reiches zu erklaren Letztlich gelang es ihm nicht Viktor IV allgemeine Anerkennung zu verschaffen Zur Starkung der kaiserlichen Macht in Reichsitalien schuf Rainald von Dassel eine Verwaltung Im Konflikt mit Mailand war er erfolgreich Es gelang die Stadt 1162 zu erobern daraufhin wurde sie zerstort Deshalb wurde Rainald von Dassel 1163 vom Papst Alexander III mit dem Bann belegt Als Viktor IV starb trug Rainald von Dassel dazu bei dass mit Paschalis III ein Nachfolger gewahlt wurde Nach einer weiteren Reise nach England im Jahr 1165 kam ein Bundnis zustande und es wurden auch Heiratsbeziehungen vereinbart Darunter war auch die von Mathilde von England mit Heinrich dem Lowen Mit dem Hinweis auf die englische Unterstutzung gelang es Rainald von Dassel auf dem Hoftag in Wurzburg Kaiser und Fursten die geneigt waren das Schisma zu beenden auf die Unterstutzung von Paschalis III zu verpflichten Politik im Erzstift Bearbeiten nbsp Vorderseite des DreikonigsschreinsAuf den Druck der anderen Bischofe hin liess sich Rainald am 29 Mai 1165 einem Quatembersamstag in Wurzburg zum Priester und am 2 Oktober 1165 in Koln von Philipp von Katzenelnbogen zum Bischof weihen Im selben Jahr setzte sich Rainald erfolgreich fur die Heiligsprechung Karls des Grossen ein die vom Gegenpapst Paschalis III aber nicht von Papst Alexander III anerkannt wurde Abgesehen vom Sommer 1166 verbrachte Rainald von Dassel nur wenig Zeit in seinem Erzbistum war aber auch dort wirksam Nach der Eroberung Mailands brachte er im Jahr 1164 als Kriegsbeute die Gebeine der Heiligen Drei Konige die ihm Barbarossa aus Dank uberlassen hatte nach Koln und die Gebeine der beiden Heiligen Gervasius und Protasius nach Breisach wo sie im dortigen Stephansmunster in einem Reliquienschrein aufbewahrt werden Im Bonner Munster wurden seit seiner Zeit die Reliquien des Cassius und Florentius verehrt Um die Literatur machte er sich als Mazen des Vagantendichters Archipoeta verdient Im kolnischen Soest stiftete er das Stift St Walburgis 2 Er blieb weiter mit Hildesheim verbunden So liess er die Johannishofstiftung und das St Johanneshospital 3 errichten Auch fur den Bau der ersten steinernen Brucke uber die Innerste in Hildesheim war er verantwortlich 4 Er schmuckte den Vorgangerbau des Kolner Doms mit seidenen Wandteppichen aus dem eroberten Mailand liess zwei Turme und neben der Sudseite den neuen Erzbischoflichen Palast errichten Den Plan zum Bau einer steinernen Brucke uber den Rhein konnte er nicht mehr verwirklichen Rainald ubergab die erzbischoflichen Wirtschaftshofe an die Zisterzienserkloster Kamp und Altenberg und trug damit zu ihrer Ertragssteigerung bei Auch trug er zur weltlichen Machtsteigerung der Kolner Kirche bei In der Arnsberger Fehde gingen die erzbischoflichen Truppen 1164 gegen Heinrich I vor Durch den Erfolg des Feldzuges geriet die Grafschaft Arnsberg zumindest formell in Lehnsabhangigkeit des Erzbistums Insbesondere Menden wurde Lehen des Erzstifts 5 Auch im sachsischen Aufstand von 1166 1167 gegen Heinrich den Lowen gelang es ihm die Kolner Positionen zu verbessern Auch die Burg Rheineck wurde erworben Der Kolner Lehnshof und die Dienstmannschaft wurde ausgebaut Letzte Erfolge und Tod Bearbeiten Rainald kehrte im Oktober 1166 nach Italien zuruck Seine Aufgabe war es mit einigen Truppen dem kaiserlichen Heer den Vormarsch zu sichern Bei Tusculum schlug Rainald zusammen mit Erzbischof Christian von Mainz ein uberlegenes Heer der Romer am 29 Mai 1167 vernichtend Daraufhin belagerten sie Rom Nach der Ankunft des Kaisers wurde die Leostadt erobert Zum Dank schenkte ihm der Kaiser den Reichshof Andernach und den Hof zu Eckenhagen mit seinen Silbergruben Rainald starb kurz darauf an einer Seuche wahrscheinlich an Malaria Sumpffieber oder an Ruhr 6 Seine Gebeine wurden more teutonico nach Koln verbracht und im Alten Dom bestattet Die Liegefigur seines Grabmals in der Marienkapelle des Doms vor dem dreiteiligen Flugelaltar der Stadtpatrone gestaltete Alexander Iven 1905 in Anlehnung an mittelalterliche Vorbilder Siehe auch BearbeitenRainald von Dassel Denkmal Hildesheim Literatur BearbeitenStefan Burkhardt Mit Stab und Schwert Bilder Trager und Funktionen erzbischoflicher Herrschaft zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas Die Erzbistumer Koln und Mainz im Vergleich Mittelalter Forschungen Band 22 Thorbecke Ostfildern 2008 ISBN 3 7995 4273 6 Rainald Dubski Die hermeneutischen Unterschiede in der Betrachtung Rainalds v Dassel und seines politischen Auftretens in der Literatur des 19 und 20 Jahrhunderts Diplomarbeit Historisch Kulturwissenschaftliche Fakultat Uni Wien Wien 2007 Julius Ficker Reinald von Dassel Reichskanzler und Erzbischof von Koln 1156 1167 J M Heberle Koln 1850 MDZ Neudruck Scientia Verlag Aalen 1966 Eugen Grambach Reichskanzler und Erzbischof von Koln Reinald von Dassel 1120 1167 In Badische Heimat Band 4 2000 S 723 ff Eduard Hegel Geschichte des Erzbistums Koln 1 Band Koln 1972 Rainer M Herkenrath Reinald von Dassel Reichskanzler und Erzbischof von Koln Dissertation an der Universitat Graz 1962 Richard Knipping Die Regesten der Erzbischofe von Koln im Mittelalter Band 2 1100 1205 Hanstein Bonn 1901 Gottfried Koch Reinald von Dassel In Biographisches Lexikon zur deutschen Geschichte Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1967 S 390 Johannes Kohler Rainald von Dassel Spuren in Hildesheim Veroffentlichungen des Museumsvereins Hildesheim e V Band 2 Lax Hildesheim 2002 ISBN 3 8269 6002 5 Wilhelm Martens Reinald von Dassel In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 27 Duncker amp Humblot Leipzig 1888 S 728 735 Hubertus Seibert Rainald v Dassel In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 119 121 Digitalisat Gertrud Thoma Rainald von Dassel In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 7 Bautz Herzberg 1994 ISBN 3 88309 048 4 Sp 1289 1291 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Hubertus Zummach Ruina Mundi Rainald von Dassel des Heiligen Romischen Reiches Erz und Reichskanzler Verlag Jorg Mitzkat Holzminden 2007 ISBN 978 3 940751 00 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rainald von Dassel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Rainald von Dassel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Swen Holger Brunsch Rainald von Dassel im Portal Rheinische Geschichte Rainald von Dassel als Stifter des Johannishospitals in Hildesheim Eine Stiftungsurkunde vom Jahre 1161 Rainald von Dassel im Personenregister der Germania Sacra online Maren Gottschalk 14 08 1167 Todestag von Rainald von Dassel WDR ZeitZeichen vom 14 August 2017 mit Manfred Becker Huberti Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Stefan Petersen Bischof und Stadt in Hildesheim In Bischof und Burger Gottingen 2004 S 153 Edeltraud Klueting Die Klosterlandschaft des Herzogtums Westfalen im Hochmittelalter In Harm Klueting Hrsg Das Herzogtum Westfalen Band 1 Das kurkolnische Herzogtum Westfalen von den Anfangen der kolnischen Herrschaft im sudlichen Westfalen bis zur Sakularisation 1803 Munster 2009 S 76 Herbert Reyer Reichskanzler Rainald von Dassel als Stifter des Johannishospitals Die Stiftungsurkunde vom Jahre 1161 Memento des Originals vom 24 September 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www hildesheim de PDF 16 kB Stefan Petersen Bischof und Stadt in Hildesheim In Bischof und Burger Gottingen 2004 S 154 Cornelia Kneppe Burgen und Stadte als Kristallationspunkte In Harm Klueting Hrsg Das Herzogtum Westfalen Bd 1 Das kolnische Herzogtum Westfalen von den Anfangen der Kolner Herrschaft im sudlichen Westfalen bis zur Sakularisation 1803 Munster 2009 S 230 Peter Herde Die Katastrophe vor Rom im August 1167 eine historisch epidemiologische Studie zum vierten Italienzug Friedrich I Barbarossa In Sitzungsberichte der wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main Franz Steiner Verlag Stuttgart 1991 VorgangerAmtNachfolgerFriedrich II von BergErzbischof von Koln 1159 1167Philipp I von HeinsbergNormdaten Person GND 118597922 lobid OGND AKS LCCN no2009131063 VIAF 3263397 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rainald von DasselALTERNATIVNAMEN Reinald von Dassel Rainald von KolnKURZBESCHREIBUNG Erzbischof von Koln und Erzkanzler von ItalienGEBURTSDATUM um 1120STERBEDATUM 14 August 1167STERBEORT bei Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rainald von Dassel amp oldid 229343537