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Dieser Artikel behandelt die Grafschaft Dassel und deren Familien fur die Angehorigen der gleichnamigen Patrizier die sich nach Dassel benannten siehe Dassel Patriziergeschlecht Die Grafschaft Dassel entstand kurz nach der Wende vom 11 zum 12 Jahrhundert als nach dem Aussterben der Billunger im Mannesstamm deren Besitz im Suilbergau nordlich des Solling in die Herrschaften Einbeck und Dassel geteilt wurde und Reinold von Dassel sich dort grafenahnliche Herrschaftsrechte sichern konnte Die Grafschaft bestand etwa 200 Jahre 1310 wurde sie infolge Kinderlosigkeit aufgegeben Prominentestes Mitglied der graflichen Familie war Rainald von Dassel Kanzler des Kaisers Friedrich Barbarossa und Erzbischof von Koln Wappen der Grafen von Dassel Inhaltsverzeichnis 1 Zeitliche Entwicklung 2 Raumliche Entwicklung 2 1 Benachbarte Herrschaften 2 2 Grenzverlaufe 3 Wappen 4 Wirtschaft 5 Biographien und Geschichte 5 1 Reinold von Dassel 5 2 Ludolf I von Dassel 5 3 Rainald von Dassel 5 4 Gepa von Dassel 5 5 Sophie von Dassel 5 6 Ludolf II von Dassel 5 7 Adolf II von Dassel und Nienover 5 8 Adelheid von Dassel 5 9 Adolf I von Dassel 5 10 Ludolf IV von Dassel 5 11 Ludolf V von Dassel 5 12 Ludolf VI von Dassel Nienover und Schoneberg 5 13 Simon von Dassel 6 Neues Geschlecht 7 Burgen 7 1 Residenzen 7 1 1 Burg Hunnesruck 7 1 2 Burg Nienover 7 2 Weitere Burgen 7 2 1 Burg Lauenburg 7 2 2 Burg Grebenstein 7 2 3 Burg Schartenberg 7 2 4 Burg Schoneberg 7 2 5 Burg Hachen 7 2 6 Burg Gieselwerder 8 Kirchen und Kloster 8 1 Vogteien 8 2 Kirchliche Amter 9 Sehenswertes 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseZeitliche Entwicklung BearbeitenDurch die Anlage einer Burg an ihrem Stammsitz in Dassel festigte die Familie ihren Herrschaftsbereich Zu Beginn des 13 Jahrhunderts konnte die Grafschaft rund um ihren Stammsitz eine Aufbruchstimmung freisetzen die Wirtschaft und Handel aufbluhen liess Ihre Blutezeit erlebte die Grafschaft Mitte des 13 Jahrhunderts Die Grafschaft zerfiel durch Verkauf von Besitz gegen Ende des 13 Jahrhunderts und verschwand endgultig mangels mannlicher Nachkommen Anfang des 14 Jahrhunderts Raumliche Entwicklung BearbeitenDie Grafschaft umfasste zu Beginn des 12 Jahrhunderts das Waldgebiet rechts der Oberweser etwa das Gebiet des heutigen Naturparks Solling Vogler und dessen ostliches Vorland bis ins Leinetal Stammbaumbedingt verlief die weitere Entwicklung in zwei Teilen Der adolfschen Linie mit Stammsitz auf Burg Hunnesruck im nordlichen Teil der Grafschaft fiel durch Einheirat Anfang des 13 Jahrhunderts kurzzeitig auch die Grafschaft Ratzeburg zu so dass sich ihr Herrschaftsgebiet erheblich erweiterte Die Grafschaft Ratzeburg ging allerdings als Folge der verlorenen Schlacht bei Waschow schon sehr bald wieder verloren Die ludolfsche Linie bluhte im Suden um Nienover auf und profitierte nach 1180 zunachst vom Sturz Heinrichs des Lowen Mitte des 13 Jahrhunderts gelang eine Besitzerweiterung im Suden die sich allerdings ebenfalls als nur temporar erwies Die Grafen von Dassel mussten sich nicht nur gegenuber Nachbargrafschaften behaupten sondern auch gegenuber dem Herzogtum Braunschweig Luneburg sowie den Bistumern Mainz Paderborn und Hildesheim Die territoriale Zersplitterung und letztlich der Zerfall der Grafschaft Dassel wurde durch Erbteilung eingeleitet und fand durch Sohnelosigkeit den Abschluss Der letzte Graf von Dassel Simon aus der adolfschen Linie verkaufte nach und nach alle noch verbliebenen Gebiete rund um den Stammsitz und loste dadurch die Grafschaft auf Uber den skizzierten unmittelbaren umfassende Rechte beinhaltenden und auch militarisch abgesicherten Einflussbereich im Umfeld ihrer Stammburgen hinaus hatten die Grafen von Dassel zeitweilig zahlreiche weitere Rechte inne die ihnen Einflussnahme in anderen Gebieten ermoglichte Dazu gehoren in sudlicher Richtung der Reinhardswald in einem groben Dreieck zwischen Weser Fuldamundung und Diemel in nordlicher Richtung entlang der Leine sowie an weiteren verstreuten Orten etwa an Elbe und Ruhr Hier war die Verfugungsgewalt der Grafen jeweils begrenzt entweder durch raumliche Isolation oder durch Einschrankung der Rechte auf einen einzelnen Aspekt des gesellschaftlichen Lebens oder gar durch Teilung der Rechte mit anderen Grafen Benachbarte Herrschaften Bearbeiten Edelherren von Homburg Dieses Gebiet grenzte unmittelbar nordlich an die Grafschaft Dassel und schloss Luthorst ein Grafschaft Schwalenberg Diese ausgedehnte Grafschaft lag westlich der Weser nordwestlich der Grafschaft Dassel Grafen von Everstein Die Burg Everstein lag nordlich und zwar zwischen der Herrschaft Homburg und Grafschaft Schwalenberg Herren von Brakel Diese besassen ein kleines Territorium westlich der Oberweser Welfische Erblande Sie schlossen sich ostlich der Leine an die Grafschaft Dassel an Im Suden waren die Grafen des frankischen Hessengaus und deren Nachfolger die Landgrafen von Hessen der wichtigste Nachbar Grenzverlaufe Bearbeiten Im Westen hatte sich der naturliche Grenzverlauf Oberweser uber mehr als 150 Jahre bewahrt Hier bildet er heute die Landesgrenzen zwischen Niedersachsen und Nordrhein Westfalen Wahrend der gesamten Dauer der Grafschaft Dassel hatte das Dorf Mackensen die Grenze im Norden Richtung Everstein markiert Dieser Ortsteil von Dassel markiert heute die Grenze zwischen dem Landkreis Northeim und dem Landkreis Holzminden Im Osten bildet der letzte Grenzverlauf der Grafschaft Dassel vor dem Verkauf von 1310 teilweise die heutige Stadtgrenze von Dassel An diesem Beispiel wird allerdings auch die Problematik des im Mittelalter ublichen Streubesitzes deutlich Hatten sich die Grafen zeitweise auch ostlich der Leine ausbreiten konnen so konnte ihnen 1310 nur noch Markoldendorf vollstandig zugeordnet werden Von diesem heutigen Ortsteil Dassels behielt Simon von Dassel allerdings einige Hufe sowie Eisenverarbeitungsrechte in seinem Privatbesitz Der heutige Grenzverlauf zwischen dem Landkreis Northeim und dem Landkreis Kassel gibt eine ungefahre Vorstellung der grafschaftlichen Grenze im Suden die allerdings weniger stabil war In einer letzten Phase starker Machtentfaltung der Grafen von Dassel Mitte des 13 Jahrhunderts befand sich der Grenzverlauf erheblich weiter sudlich ungefahr auf einem Bogen Korbecke Grebenstein Reinhardshagen Hier zeigt sich auch wie schwach die Grafen schliesslich geworden waren Das bescheidene Restterritorium von 1310 wurde im Suden durch Dorfer Dassels markiert die auch heute noch den Sudrand der Stadt Dassel bilden Relliehausen und Hilwartshausen Wappen BearbeitenDie Stadt Dassel ubernahm 1646 das Wappen der Grafen von Dassel mit dem achtendigen Hirschgeweih Die Grafen hatten dieses 1210 eingefuhrt Die Anzahl der Kugeln auf dem Wappen die heute 12 betragt variierte damals noch Alle wichtigen Elemente des graflichen Wappens finden sich auch auf dem heutigen Wappen des Dasseler Ortsteils Lauenberg obwohl dieser erst in der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts gegrundet wurde also nach dem Ende der Grafschaft Dassel Die Grundung des Dorfes erfolgte aber genau unter der Burg der Grafen der Lauenburg Das achtendige Hirschgeweih der Grafen von Dassel findet sich in dieser Form auch auf dem heutigen Wappen des Bodenfelder Ortsteils Nienover Hier hatte die ludolfsche Linie ihren Stammsitz Bodenfelde war zur Zeit der Grafschaft Dassel Grenzort an der Oberweser im Sudwesten Die Grafen hatten daher hier eine Zollstation eingerichtet Zusammen mit Bodenfeldes Ortsteil Wahmbeck wurde sie 1270 verkauft In Bodenfeldes Wappen ist eine rudimentare Erinnerung an die Zeit unter den Grafen erhalten geblieben Die Ausdehnung der Grafschaft Dassel nach Suden wahrend der ludolfschen Zeit kommt noch heute in dem Wappen von Schonhagen zum Ausdruck Das Ortswappen zeigt das achtendige Hirschgeweih der Grafen von Dassel Zwischen den Hirschstangen sind sechs Kugeln zu einem Kreuz angeordnet zwei weitere Kugeln befinden sich neben dem Grind Ende des 12 und Anfang des 13 Jahrhunderts waren die Grafen von Dassel Vogte des Klosters Grafschaft Dadurch wurde ihr Wappen in unterschiedlichen Formen Bestandteil des Klosterwappens sowie der Wappen der ehemaligen Gemeinden Grafschaft und Oberkirchen Wirtschaft BearbeitenDer Handel bot der Bevolkerung nach dem Untergang von Nienover keine Perspektiven mehr Fur den regionalen Ost West Handel war der Weg uber Bodenwerder oder uber die Hellwegbrucke von Corvey besser geeignet als der uber Bodenfelde und fur den Nord Sud Handel lag Einbeck ideal im Leinegraben Immerhin war unter der Regentschaft der Grafen das Handwerk aufgebluht und konnte in den folgenden Jahrhunderten zusammen mit der dominierenden Landwirtschaft zu einer wenigstens kontinuierlichen Wirtschaftsentwicklung der Region beitragen Die Grafen von Dassel brachten ab etwa 1210 eigene Geldmunzen in Umlauf die sie mit ihrem Wappen kennzeichneten Doch schon um 1250 mussten sie dies wieder einstellen weil die Kosten fur die Herstellung der Rohlinge den Wert der Brakteaten uberstiegen Biographien und Geschichte BearbeitenDas Haus derer von Dassel war ein ab 1113 beurkundetes Geschlecht Edelfreier im sudlichen Sachsen das sich seit 1126 nach seinem Stammsitz Dassel im heutigen Landkreis Northeim in Niedersachsen benannte Reinold von Dassel Bearbeiten Erster bezeugter Angehoriger des Hauses war Reinold I von Dassel der nach der Teilung des Suilberggaus im Jahre 1113 wo er 1097 1127 bekundet ist die Grafenwurde im Raum Dassel erlangte und in der Folge seinen Herrschaftsbereich auf der Basis vielfaltiger Amts Lehens und Familienverbindungen bis an die obere Weser und Diemel in den Reinhardswald und nach Thuringen ausdehnte Er ist 1126 erstmals als von Dassel bekundet Seine Eltern waren Dietrich und Kunhild Von seinen Kindern sind drei namentlich bekannt Ludolf Rainald und Gepa Durch seinen Wohlstand konnte er seinem Sohn Rainald eine umfassende Ausbildung am angesehenen Hochstift zu Hildesheim ermoglichen Daruber hinaus konnte er sich zwischen 1113 und 1118 mehrere Schenkungen an das Kloster Corvey leisten Ludolf I von Dassel Bearbeiten Reinolds altester Sohn Ludolf I verwaltete als Erbe den Stammsitz in Dassel Er starb 1167 vor Rom im Heerlager des Kaisers Friedrich Barbarossa an Ruhr Mit seinen Sohnen Ludolf II und Adolf I spaltete sich das Haus der Grafen von Dassel in zwei Linien auf Rainald von Dassel Bearbeiten Rainald der zweite Sohn Reinolds ist der bekannteste des Geschlechts Er war Kanzler unter Kaiser Friedrich Barbarossa und Erzbischof von Koln 1164 liess er die Gebeine der Heiligen Drei Konige nach Koln uberfuhren wodurch sich deren Verehrung in der christlichen Welt verstarkte und Koln zu einem bedeutenden Wallfahrtsort wurde Rainald von Dassel starb ebenfalls 1167 bei Rom an Ruhr Gepa von Dassel Bearbeiten Gepa von Dassel wurde Abtissin des Ursulinenklosters in Koln Sophie von Dassel Bearbeiten Die Tochter Ludolfs I heiratete Bernhard II von Wolpe Die Hochzeit erfolgte Ende des 12 Jahrhunderts Sophie lebte seitdem in der Mittelweserregion Hier fand auch ihre Tochter Richenza ihren Ehepartner Heinrich I von Hoya Ludolf II von Dassel Bearbeiten Ludolf II nach 1197 spatestens 1210 war der alteste Sohn Ludolfs I Spatestens wahrend seiner Herrschaft erfolgte die Belehnung des Hauses mit der Burg Nienover den dazugehorigen Gebieten im Solling und weiteren mit Nienover verbundenen Rechten Ludolf machte Nienover zu seinem Stammsitz wahrend sein Bruder Adolf von der Burg Hunnesruck aus operierte Beide Bruder waren wie die meisten sachsischen Adligen entschiedene Gegner Heinrichs des Lowen Dessen Sturz im Jahre 1180 brachte ihnen erheblichen Zugewinn an Besitz und Rechten und zunachst ungestorten Ausbau ihrer Herrschaft in Sudniedersachsen Ludolf nahm 1189 am Dritten Kreuzzug teil Ludolf hatte folgende namentlich bekannte Kinder Adolf II von Dassel Ludolf III von Dassel Benedicta Reinold III Domherr in Hildesheim Sigebodo vor 1210 1251 Domherr in Verden Adelheid 1238 1220 Berthold von Schoneberg 1188 1223 Adolf II von Dassel und Nienover Bearbeiten Adolf II regierte 1210 1257 erhielt mit seinem Bruder Ludolf III regierte 1209 10 1219 20 die Herrschaft Schoneberg als Mainzer Lehen 1244 erwarb Adolf die Burghut von Gieselwerder ebenfalls als Mainzer Lehen Adelheid von Dassel Bearbeiten Adelheid von Dassel Tochter Ludolfs II brachte das vom Stammsitz aus gerade nach Suden erweiterte Gebiet in ihre Ehe mit dem Grafen von Schoneberg ein so dass dieses fur die Grafschaft Dassel verloren ging Zu Adelheids Aussteuer gehorten die Rechte uber mehrere Orte Dazu zahlten Humme Ostheim und Gut Dinkelburg bei Korbecke die somit an ihren Ehemann ubergingen Adolf I von Dassel Bearbeiten Adolf I um 1155 60 1224 genannt der Kuhne Sohn Ludolfs I und Bruder Ludolfs II nahm die Burg Hunnesruck als seine Residenz Adolf war Neffe oder Schwager des Grafen Adolf III von Schauenburg und verwaltete 1189 wahrend dessen Teilnahme am Dritten Kreuzzug die Grafschaft Als Heinrich der Lowe nach dem Tod Kaiser Friedrich Barbarossas mit einem Heer dort erschien musste Adolf von Dassel zunachst fliehen versammelte dann jedoch 1190 ein Heer das Heinrich eine schwere Niederlage zufugte und damit zum endgultigen Machtverzicht des Lowen fuhrte Im Jahre 1200 heiratete er Adelheid von Wassel die altere der beiden Tochter des Grafen Konrad von Wassel und Witwe des 1197 gestorbenen Grafen Bernhard II von Ratzeburg Da Adelheids und Bernhards Sohn Bernhard III ebenfalls bereits gestorben war gelang es Adolf dadurch und mit der Unterstutzung des Grafen Adolf III von Schauenburg Bernhards Nachfolger als Graf von Ratzeburg zu werden Damit erreichte das Herrschaftsgebiet des Hauses Dassel seine grosste Ausdehnung wenn auch nur sehr kurzzeitig Adolf I provozierte den Konig von Danemark Knut VI den Schwiegersohn Heinrichs des Lowen der eine expansive Politik betrieb und die Grafschaften Holstein Schauenburg und Ratzeburg angriff Adolf stellte sich den mit Knut verbundeten Abodritenfursten Heinrich Borwin I und Nikolaus I am 25 Mai 1200 oder 1201 in der Schlacht bei Waschow bei Wittendorp zur Schlacht verlor jedoch und musste fliehen Die Grafschaft Ratzeburg kam unter danische Oberhoheit Jahre spater befand sich Adolf erneut im Kampf diesmal zur Unterstutzung des welfischen Kaisers Otto IV in Suditalien im Jahre 1209 Otto IV brach seinen Feldzug ab da sein Herrschaftsanspruch im Reich umstritten war Adolf jedoch war immer noch nicht kriegsmude und nahm am Funften Kreuzzug sowie an der Seite von Albert von Buxthoeven an dessen Kampf um Livland teil bevor er endlich zum Stammsitz zuruckkehrte und wenige Jahre spater verstarb Namentlich bekannte Kinder aus der Ehe Adolfs und Adelheids waren Ludolf IV von Dassel und Nienover 1223 Adolf III von Dassel 1244 zwischen 1213 und 1244 beurkundeter Graf von Dassel Berthold I Domherr in Hildesheim 1268 Adelheid 1224 14 September 1262 63 1 Johann Jacobsen Galen 1240 2 Graf Ludwig I von RavensbergLudolf IV von Dassel Bearbeiten Ludolf IV ein Sohn Adolfs I verkaufte seine Anspruche an der Herrschaft Schartenberg und leitete damit eine weitere Schwachung im Suden ein Seine Sohne waren Adolf IV Wilbrand der Kanoniker in Magdeburg wurde und Ludolf V Ludolf V von Dassel Bearbeiten Ludolf V Sohn Ludolfs IV liess nach 1266 die Burg Grebenstein nordwestlich von Kassel und etwa 40 km sudlich des Solling erbauen 1270 verkaufte er westliche Gebiete seiner Grafschaft im Solling an das Furstentum Braunschweig Wolfenbuttel Ludolf VI von Dassel Nienover und Schoneberg Bearbeiten Ludolf VI 1235 1290 verkaufte 1267 seine Rechte an der Burg Schartenberg an Bischof Simon von Paderborn Danach bemuhte er sich zunachst um Konsolidierung des Territoriums in Richtung Schoneberg verausserte aber diese Rechte 1273 an das Erzstift Mainz Ludolf VI heiratete Regelind von Brakel Ihre Nachkommen waren Drudeke und Berthold II von Dassel Letzterer verstarb jedoch jung Daher erbte Drudeke die Burg Grebenstein die durch ihre Hochzeit mit Ludwig III von Everstein an diesen uberging Simon von Dassel Bearbeiten Der letzte Graf von Dassel ein Sohn Ludolfs V verkaufte zunachst das Sollingterritorium um Nienover sowie die ostlichen Teile der Grafschaft bei Einbeck im Jahr 1303 an das Furstentum Braunschweig Wolfenbuttel Im Jahr 1310 uberfiel er zusammen mit seinem Bruder Konrad das Dorf 1 Lippoldsberg und raubte Vieh 2 Noch im gleichen Jahr am 15 Februar 1310 verkaufte er die letzten Reste der Grafschaft Dassel an Bischof Siegfried II von Hildesheim Auf der Verkaufsliste des Grafen standen neben der Burg Hunnesruck und Dassel die Dorfer Relliehausen Hilwartshausen Deitersen Selessen Wellersen Robbedissen seit etwa zwei Jahrhunderten Wustung sowie Markoldendorf Simon zog nach Gottingen In seinem Privatbesitz verblieb ein Paket von Streubesitz Dabei handelte es sich um Hufen bei Algermissen Dassel Markoldendorf Einbeck Engers Gottingen Hotensleben Wunstorf Neinstedt Northeim Sarstedt und Sehnde Diese stiess er zwischen 1312 und 1325 ab Er verstarb am 1 Mai 1325 der letzte seines Hauses In der Klosterkirche Lippoldsberg errichtete man ihm ein Grabgewolbe Fundamentreste wurden 1964 in der sudlichen Nebenapsis gefunden Neues Geschlecht BearbeitenMinisteriale der Grafen von Dassel sind ab dem ausgehenden 12 Jahrhundert belegt In der Regel benannten sich diese Familien nach ihrem Herkunftsort Dazu zahlen auch die Herren von Dassel Hierzu gehort Hermannus de Dasle ein Gefolgsmann des Grafenhauses der sich selbst nach deren Stammsitz benannte und somit eine neue Stammreihe begrundete Burgen BearbeitenResidenzen Bearbeiten Die Burg Dassel am Nordhang des Dasseler Burgberges war der erste Stammsitz des Grafengeschlechtes als Beaufsichtigung fur die Erzverhuttungsplatze an der Ilme Eine noch altere Burganlage lag auf dem Bierberg nordlich von Dassel nbsp Burgruine Hunnesruck 1603 und Lageplan nbsp Nienover um 1215 spater Stadtwustung NienoverBurg Hunnesruck Bearbeiten Die Burg Hunnesruck wurde Stammsitz der adolfschen Linie der Grafen von Dassel Burg Nienover Bearbeiten Die Burg Nienover war Stammsitz der ludolfschen Linie der Grafen von Dassel Sie zahlte 1144 zum Besitz des Northeimer Grafen Siegfried IV von Boyneburg und wurde also vorher erbaut Um 1150 hatte Hermann II von Winzenburg ein Gebiet im Umfeld der Leine beherrscht zu dem nach dem Tode von Siegfried IV auch Nienover zahlte 1152 wurde der Graf von Winzenburg ermordet und Heinrich der Lowe ubernahm dessen Besitz Er belehnte die Grafen von Dassel mit der Burg Nienover Nach dem Sturz Heinrichs 1180 machten die Grafen von Dassel Nienover zu ihrem Hauptsitz Sie nannten sich nun auch Grafen von Dassel und Nienover Von diesem Standort aus konnten sie zunachst ihre Position in Solling und Reinhardswald festigen Sie erhoben Wegzoll von Ost West Reisenden und Flosszoll an der Weser 1257 gelang es den Welfen das benachbarte Uslar zu ubernehmen das 1180 von Heinrich dem Lowen an das Erzbistum Mainz ubergegangen war 1270 sahen sich die Grafen von Dassel gezwungen die Wegerechte an die Welfen zu verkaufen Ab 1274 hielten sie Nienover als Reichslehen 1303 verkaufte Simon von Dassel die Burg Nienover an das Furstentum Braunschweig Wolfenbuttel Weitere Burgen Bearbeiten Burg Lauenburg Bearbeiten Die Lowenburg wurde auch Lauenburg genannt und liegt auf dem Lauenberg bei Lauenberg Der Ort am Fusse des Lauenberges wurde erst nach der grafschaftlichen Zeit gegrundet und zwar nach der Pestwelle von 1350 In Nachbarschaft zum Lauenberg liegt der Seelzerthurmforst Burg Grebenstein Bearbeiten Ab 1266 oder bald danach erweiterte Ludolf V von Dassel die bis zu dieser Zeit wohl noch recht unbedeutende Burg Grebenstein in Nordhessen zum Schutz seines umliegenden Besitzes den er dort als Mainzer Lehen hatte Durch Heirat gelangten die Burg und Stadt Grebenstein wohl um 1279 an Ludolfs Schwiegersohn Otto von Everstein Burg Schartenberg Bearbeiten 1267 oder 1268 verkaufte Ludolf V von Dassel seine Teil Rechte an der Burg Schartenberg die er als Lehen von Kurmainz innehatte an Bischof Simon von Paderborn was jedoch zu einem erbitterten Streit zwischen Mainz und Paderborn fuhrte der erst 1279 beendet wurde Burg Schoneberg Bearbeiten 1272 verkaufte Ludolf VI die Burg Schoneberg die ihm zeitweise auch als Residenz gedient hatte Mit ihr gab er auch die Gerichtsbarkeit auf sowie zahlreiche Orte die spater uberwiegend wust fielen Die Burg Schoneberg war seit 1244 Lehen des Bistums Mainz Mit diesem Verkauf ging die jahrzehntelange Herrschaft uber den Reinhardswald fur die Grafen von Dassel verloren Daher waren sie uber den Verkauf zerstritten Sein Bruder Adolf V war strikt dagegen und wollte den Verkauf nicht anerkennen Die Verkaufsurkunde wurde erst 1273 erstellt Ludolf VI liess schriftlich festhalten dass er ihn sogar bekampfen wurde wenn er nicht einlenkt Der Verkauf an das Bistum Mainz lag im Interesse der Stadt Hofgeismar so dass er auch dort beurkundet wurde Burg Hachen Bearbeiten Mit Rainald von Dassels Bischofszeit im Erzbistum Koln kamen die Grafen von Dassel zu mehreren Rechten in dem Gebiet zwischen ihrem Stammsitz und dem Bischofssitz Dazu zahlt die Vogtei fur die an einem Nebenfluss der Ruhr gelegene Burg Hachen Neben den Burgrechten besassen sie im Rechtsrheinischen Schiefergebirge weitere Rechte Mehrere Hofe zahlten zu ihren Gutern Einen Zusammenschluss mit ihren Territorien im Weserbergland konnten sie jedoch nicht erreichen denn das dazwischen liegende Eggegebirge war der Einflussbereich des Erzbistums Paderborn Somit blieb die Burgvogtei Streubesitz Konsequent verkaufte Adolf II im Einvernehmen mit Ludolf IV sie im Jahr 1231 die an die aufstrebenden Grafen von Arnsberg nachdem er in den Jahren davor schon verschiedene umliegende Zehntrechte veraussert hatte Durch diese Vertretung des Kolner Erzbischofs wird Adolf II von Dassel heute als Vorganger der Marschalle von Westfalen eingestuft Burg Gieselwerder Bearbeiten 1244 traten die Grafen von Dassel als Burgmannen der Wasserburg Burg Gieselwerder in den Dienst des Mainzer Erzbischofs Siegfried III Dadurch kamen sie zu Einnahmen und konnten ihren Einfluss an der Oberweser behaupten 1256 musste der Bischof von Mainz die Burg an die Welfen abtreten Diese behielten die Burgmannschaft bis 1278 bei zumal die benachbarte Stadt Hofgeismar mit dem Besitzerwechsel auf der Burg unzufrieden war von der sie sich Schutz versprochen hatte Kirchen und Kloster BearbeitenDie Beziehungen der Grafen zur geistlichen Welt lassen sich wie bei allen Adelsfamilien der Zeit an den drei Kernaspekten Vogteirechte kirchliche Laufbahn und Schenkungen festmachen Vogteien Bearbeiten Die Grafen von Dassel besassen mehrere Vogteirechte an geistlichem Gut Bis zur Mitte des 13 Jahrhunderts versuchten sie diese auszuweiten Kleinere Fehden waren die Folge Bereits 1113 hatte Ahnherr Reinold als Lehen die Vogtei des Klosters Corvey fur den Suilberggau inne die er bis zu seinem Tod im Jahr 1127 behielt Rainald von Dassel Erzbischof von Koln ubertrug den Grafen von Dassel die Vogtei uber das an der Lenne gelegene Kloster Grafschaft wo sie aufgrund der Entfernung zu ihrem Stammsitz Untervogte einsetzten Sie besassen die Vogteirechte von 1166 bis 1232 1190 1272 besassen sie auch die Vogteirechte uber das Kloster Hilwartshausen in diesem Falle als Lehnsmannen des Erzbistums Mainz Weiterhin hatte Adolf II von Dassel 1224 1233 die Vogtei uber das Kloster St Blasien in Northeim inne ebenfalls als Lehen des Erzbistums Mainz diese Vogtei gelangte 1233 an die Welfen Auf die Vogtei uber das Stift Fredelsloh verzichtete Ludolf VI von Dassel 1277 Ausserdem ubten die Grafen von Dassel im 13 Jahrhundert die Vogteirechte uber das Kloster Lippoldsberg aus das sich allerdings stets um Unabhangigkeit bemuhte Daher ruhten die Rechte zeitweise Den endgultigen Verzicht unterschrieb Ludolf V im Jahr 1299 Kirchliche Amter Bearbeiten Wilbrand von Dassel wurde Domherr in Magdeburg sowie Propst am Stift in Enger Sigebodo von Dassel war bis zum Jahr 1251 in dem er verstarb rund 30 Jahre lang Kanoniker am Dom zu Verden zum Zeitpunkt seines Eintritts in das Domkapitel war sein Onkel Iso von Wolpe dort Bischof Mit dem Kloster Corvey standen die Grafen von Dassel auch uber den Handel in Beziehung wie Funde Corveyer Munzen in Nienover belegen Abt von Corvey war 1222 1255 3 Hermann I von Holte Dieser war zugleich Dompropst am Merseburger Dom Hartmann von Dassel wurde spatestens 1255 dort Kanoniker Bis zu seinem Tod um 1295 behielt er die Stelle am Merseburger Dom rund 40 Jahre lang inne Sehenswertes BearbeitenAm Nordhang des Dasseler Burgbergs befinden sich die Graben und Wallreste der im ausgehenden Fruhen Mittelalter erbauten ersten Burg der Grafen von Dassel In Dassel befindet sich das Museum Grafschaft Dassel Die heutige Ruine der Burg Hunnesruck wurde im 13 Jahrhundert von den Grafen von Dassel errichtet und 1521 in der Hildesheimer Stiftsfehde zerstort Die Lauenburg wurde von den Grafen von Dassel errichtet Sechs Jahrhunderte lang war sie dem Verfall preisgegeben bevor sie 1907 konserviert wurde Die Ruine gehort zum Ortsteil Lauenberg Bis 1247 waren die Grafen mit der Halfte der Homburg belehnt Das heutige Wappen der Stadt Dassel mit dem achtendigen Hirschgeweih wurde 1210 von Adolf I von Dassel als Wappen und Urkundensiegel eingefuhrt Das plastische Abbild Rainalds aus dem 12 Jahrhundert findet sich auf dem goldenen Dreikonigenschrein der im Kolner Dom steht Das Stadtmuseum Einbeck fuhrt u a die Pragetechnik vor mit der im Mittelalter Geldmunzen hergestellt wurden Ein in Corvey gefundener Brakteat der Grafen von Dassel gehort heute zum Bestand des LWL Landesmuseums fur Kunst und Kulturgeschichte in Munster wird dort wegen des Museumsneubaus aber nicht vor 2013 zu besichtigen sein Der Heinrichstein von Waschow belegt die Niederlage Adolfs I von Dassel Er ist einem seiner gefallenen Gegner gewidmet Der Gedenkstein aus dem fruhen 13 Jahrhundert steht seit 1976 vor der St Bartholomaus Kirche in Wittenburg Im Jahr 2000 wurde die Schlacht mit Ritterrustungen nachgestellt Die Vollfigur Tumba von Adolfs I Enkelsohn Otto III befindet sich in Bielefeld in der Neustadter Marienkirche In der Stiftskirche St Servatius in Quedlinburg ist das Quedlinburger Wappenkastchen ausgestellt Auf ihm findet sich Adolf I von Dassel als Turnierritter in stilisierter Darstellung erkennbar an dem Hirschgeweih aus seinem Wappen In Nienover gibt es Teile der Ausgrabungen zur Burgsiedlung zu sehen sowie ein rekonstruiertes mittelalterliches Haus Literatur BearbeitenHubertus Zummach Ruina Mundi Rainald von Dassel des Heiligen Romischen Reiches Erz und Reichskanzler Verlag Jorg Mitzkat Holzminden 2007 ISBN 978 3 940751 00 3 Friedhelm Biermann Weserraum im hohen und spaten Mittelalter 2007 ISBN 3 89534 649 7 Nathalie Kruppa Die Grafen von Dassel 1097 1337 38 Familie Besitz und Regesten Veroffentlichungen des Instituts fur Historische Landesforschung der Universitat Gottingen 42 Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2002 ISBN 3 89534 392 7 Zugleich Dissertation Universitat Gottingen 2000 Johannes Schildhauer Die Grafen von Dassel Herkunft und Genealogie Einbecker Geschichtsverein e V Hrsg Studien zur Einbecker Geschichte Band 3 Verlag Isensee Oldenburg 1966 Nathalie Kruppa Neue Gedanken zum Quedlinburger Wappenkastchen Concilium medii aevi 4 2001 S 153 177 cma gbv de PDF Hans Mirus Chronik der Stadt Dassel von der Grafschaft bis zur Gebietsreform 1974 Verlag August Lax Hildesheim 1981 Dassel Grafen von In Meyers Grosses Konversations Lexikon Band 4 Leipzig 1906 S 537 zeno org Kurze Einfuhrung zum Grafengeschlecht von Dassel Karl Ludolph Koken Geschichte der Grafschaft Dassel In Adolph Broennenberg Hrsg Archiv des Historischen Vereins fur Niedersachsen Jahrgang 1840 Hahn sch Hofbuchhandlung Hannover 1841 OCLC 947089469 S 139 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grafschaft Dassel Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten G Nageler 1 2 Vorlage Toter Link www klosterkirche de Kloster Lippoldsberg Das Dorf Lippoldsberg und die weitere Entwicklung des Klosters Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven G Nageler 1 2 Vorlage Toter Link www klosterkirche de Kloster Lippoldsberg Zeittafel der Geschichte der Lippoldsberger Klosterkirche Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven G M Hock 1 2 Vorlage Toter Link miami uni muenster de Kloster Brenkhausen Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven PDF 102 kB Munster 1994 Normdaten Geografikum GND 4011106 4 lobid OGND AKS VIAF 247154537 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grafschaft Dassel amp oldid 236336331