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Die Billunger waren ein sachsisches Adelsgeschlecht mit Herrschaftszentrum in Luneburg das von 936 1106 uber funf Generationen die Herzoge in Sachsen und 933 976 die Bischofe von Verden stellte ehe die Herzogslinie 1106 im Mannesstamm ausstarb Der Name des Geschlechts ist nicht zeitgenossisch Die moderne Geschichtswissenschaft leitet es von Billung ab dem allerdings erst im 13 Jahrhundert in der Chronik des Michaelisklosters zu Luneburg erwahnten angeblichen Vater von Hermann Billung Die altere Forschung unterteilte noch in die alteren und jungeren Billunger wobei ein verwandtschaftlicher Zusammenhang zwischen den Angehorigen der beiden Gruppen nicht nachweisbar ist Inhaltsverzeichnis 1 Auftreten 2 Herzogslinie 3 Forschung 4 Literatur 5 AnmerkungenAuftreten BearbeitenDie alteren Billunger sollen bereits zur Zeit Karls des Grossen aufgetreten sein Erster namentlich bekannter Billunger soll ein Graf Wichmann Wychmannus comes gewesen sein der 811 an den Verhandlungen mit den Abgesandten des danischen Konigs Hemming uber die Eider als Nordgrenze des frankischen Reiches beteiligt war Weitere Trager des Namens Wichmann aus dem Geschlecht der Billunger sind Graf Wichmann II von Hamaland Grunder des Stiftes Elten und Wichmann III 1016 der den Rankespielen seines Verwandten Balderich von Drenthe zum Opfer fiel und in Vreden beigesetzt worden ist Zur Familie gehort auch der princeps Billung der durch seine Tochter Oda 913 der Schwiegervater des sachsischen Grafen Liudolf 866 wurde Herzogslinie BearbeitenSicher nachweisbar sind die Billunger erstmals im Jahre 936 als Otto I Hermann Billung 973 fur einen Feldzug gegen die slawischen Redarier mit dem Amt des Heerfuhrers principes militiae betraute Dabei trat Hermann die Nachfolge Bernhards 935 an wohl eines Verwandten denn Hermanns alterer Bruder Wichmann I erhob ebenfalls Anspruch auf den Posten und verliess aus Protest gegen die Entscheidung des Konigs das Heer Gleichzeitig mit der Ernennung zum Heerfuhrer ubertrug Otto I Hermann wahrscheinlich auch den Grenzschutz im nordlichen Sachsen Als Markgraf belegt ist Hermann allerdings erst 953 In den koniglichen Urkunden wird er als marchio oder comes tituliert Auf welches Gebiet sich die Mark der Billunger erstreckte geht aus den Quellen nicht hervor Burgen oder auch nur Besitzungen der Billunger ostlich der Elbe sind nicht belegt Nach 953 vertrat Hermann mehrfach Otto I in Sachsen procuratio ubernahm also vorubergehend herzogliche Funktionen ab dieser Zeit wird er auch in den Quellen mehrfach dux genannt ohne dass damit jedoch ein Bedeutungswandel verbunden gewesen sein muss Die Sohne Wichmanns I Wichmann II und Ekbert der Einaugige begannen wahrend des Konflikts Konig Ottos I mit seinem Sohn Liudolf 957 eine Fehde gegen ihren Onkel Hermann Billung da er sie um ihr vaterliches Erbe betrogen habe und verbundeten sich in deren Verlauf mit den Abodriten 1 Hermann Billung folgte als Herzog sein Sohn Bernhard I der durch Heirat mit Hildegard von Stade das Land Hadeln erwarb Aus dieser Ehe stammt Herzog Bernhard II 1059 Sein Sohn Herzog Ordulf regierte bis 1072 Der letzte mannliche Billunger der Herzogslinie Ordulfs Sohn aus der Ehe mit Wulfhild von Norwegen einer Tochter des Konigs Olav II Haraldsson Herzog Magnus 1072 1106 stand von 1073 bis 1075 in Opposition zu den Saliern was den Ruckgang des Einflusses der Familie zum Ende des 11 Jahrhunderts nach sich zog Nach seinem Tod wurde der Besitz aufgeteilt Das Herzogtum fiel an Lothar von Supplinburg auch Supplingenburg den spateren Kaiser die Familienguter durch die Ehen der Tochter des Herzogs an die Askanier und Welfen die dadurch ihre vorherrschende Stellung in Sachsen und Thuringen begrundeten Machtbasis der Billunger waren der Eigenbesitz der Familie sowie die graflichen Rechte an der Elbe um Luneburg und an der Oberweser Forschung BearbeitenDie wissenschaftliche Erforschung von Herrschaft und Herzogtum der Billunger begann 1813 mit Anton Christian Wedekinds Hermann Herzog von Sachsen 1863 folgte die grundlegende Dissertation Ernst Steindorffs mit dem Titel De ducatu qui Billingorum dicitur in Saxoniae origine et progressu Die weiteren Untersuchungen von Gerd Tellenbach Albert K Homberg und Karl Jordan fuhrten zu allgemein akzeptierten Ergebnissen Danach wandelte sich die Herrschaft der Billunger von der Vertretung des Konigs gegenuber dem Stamm hin zur Vertretung des Stammes gegenuber dem Konig ausgelost durch wachsende Unterschiede zwischen den Zielen des sachsischen Adels und denen des Konigtums Anfang der 1950er Jahre folgten verschiedene Arbeiten zu Spezialthemen die das Geschlecht der Billunger unter anderen Gesichtspunkten behandelten Hans Joachim Freytag beschaftigte sich mit den Problemen des billungischen Besitzes mit ihren Lehen Gutern und Amtern jenseits der Herzogswurde Ruth Bork untersuchte das Herzogsgeschlecht vor allem unter personengeschichtlichen Fragestellungen und stellte die Quellenbelege zu samtlichen bekannten Mitgliedern der billungischen Sippe zusammen Die Arbeit von Ingrid Pellens schliesslich hatte die billungische Slawenpolitik zum Gegenstand Gerd Althoff erweiterte dann 1984 mit einer Untersuchung zur Memorialuberlieferung der Billunger die Quellenbasis und gelangte zu dem Ergebnis dass das Geschlecht der Billunger nach deren Wahrnehmung erst nach 936 entstand 2 Literatur BearbeitenGerd Althoff Das Necrolog von Borghorst Edition und Untersuchung Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Westfalen Bd 40 Westfalische Gedenkbucher und Nekrologien Bd 1 Aschendorff Munster 1978 ISBN 3 402 05998 3 Zugleich Munster Universitat Dissertation 1974 Gerd Althoff Adels und Konigsfamilien im Spiegel ihrer Memorialuberlieferung Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen Munstersche Mittelalter Schriften Bd 47 Fink Munchen 1984 ISBN 3 7705 2267 2 Zugleich Freiburg Breisgau Universitat Habilitations Schrift 1981 Digitalisat Gerd Althoff Die Billunger in der Salierzeit In Stefan Weinfurter Hrsg Salier Adel und Reichsverfassung Die Salier und das Reich Bd 1 Thorbecke Sigmaringen 1991 S 309 329 Matthias Becher Rex Dux und Gens Untersuchungen zur Entstehung des sachsischen Herzogtums im 9 und 10 Jahrhundert Historische Studien Bd 444 Matthiesen Husum 1996 ISBN 3 7868 1444 9 Zugleich Paderborn Universitat Habilitations Schrift 1994 1995 Ruth Bork Die Billunger Mit Beitragen zur Geschichte des deutsch wendischen Grenzraumes im 10 und 11 Jahrhundert Greifswald 1951 Greifswald Universitat phil Dissertation 1951 maschinschriftlich Wolfgang Giese Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit Studien zum Einfluss des Sachsenstammes auf die politische Geschichte des deutschen Reichs im 10 und 11 Jahrhundert und zu ihrer Stellung im Reichsgefuge mit einem Ausblick auf das 12 und 13 Jahrhundert Steiner Wiesbaden 1979 ISBN 3 515 02787 4 Zugleich Munchen Universitat Habilitations Schrift 1976 1977 Winfried Glocker Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik Studien zur Familienpolitik und zur Genealogie des sachsischen Kaiserhauses Dissertationen zur mittelalterlichen Geschichte Bd 5 Bohlau Koln u a 1989 ISBN 3 412 12788 4 Zugleich Munchen Universitat Dissertation 1986 1987 Hans Werner Goetz Das Herzogtum der Billunger Ein sachsischer Sonderweg In Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte Bd 66 1994 ISSN 0078 0561 S 167 197 Digitalisat PDF 103 MB Joachim Herrmann Hrsg Die Slawen in Deutschland Geschichte und Kultur der slawischen Stamme westlich von Oder und Neisse vom 6 bis 12 Jahrhundert Ein Handbuch Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Bd 14 Neubearbeitung Akademie Verlag Berlin 1985 Sabine Kruger Studien zur sachsischen Grafschaftsverfassung im 9 Jahrhundert Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Norddeutschlands Heft 19 ISSN 0933 2960 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Niedersachsen und Bremen Bd 2 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1950 Hans Jurgen Rieckenberg Hans Joachim Freytag Billunger In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 240 Digitalisat Volker Tschuschke Die Billunger im Munsterland In Quellen und Studien zur Geschichte Vredens und seiner Umgebung Eine Aufsatzsammlung Beitrage des Heimatvereins Vreden zur Landes und Volkskunde Heft 38 Heimatverein Vreden 1990 ISBN 3 926627 06 9 S 15 43 Reinhard Wenskus Sachsischer Stammesadel und frankischer Reichsadel Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 93 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1976 ISBN 3 525 82368 1 Anmerkungen Bearbeiten Johannes Laudage Otto der Grosse Eine Biographie Regensburg 2001 S 111 f 228 f Gerd Althoff Adels und Konigsfamilien im Spiegel ihrer Memorialuberlieferung Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen Munstersche Mittelalter Schriften Band 47 Fink Munchen 1984 ISBN 3 7705 2267 2 Normdaten Person GND 118702068 lobid OGND AKS VIAF 88927525 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Billunger amp oldid 226597200