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Liudolf um 930 wohl in Magdeburg 6 September 957 in Pombia Lago Maggiore aus dem Geschlecht der Liudolfinger war der alteste eheliche Sohn des ostfrankischen Konigs Otto I und von ungefahr Februar 950 bis 954 Herzog von Schwaben Der nach ihm bezeichnete Liudolfinische Aufstand zwischen Marz April 953 und 954 endgultig 17 Dezember auf dem Reichstag zu Arnstadt sturzte das Ostfrankenreich in eine existenzbedrohende Krise Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Liudolfinischer Aufstand 3 Ehe und Nachkommen 4 Nachleben 5 Quellen 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenLeben BearbeitenLiudolf war der alteste Sohn des sachsischen Herzogs und ostfrankischen Konigs Otto des Grossen und Edgithas von England Als altester ehelich geborener Sohn Ottos war Liudolf erster Anwarter auf dessen Nachfolge und erhielt eine sorgfaltige Erziehung Roswitha von Gandersheim beschrieb ihn als sanftmutig milde und demutig klug und uberaus weise wobei dies allerdings zeittypische Attribute fur Herrschertugenden sind In den politischen Planungen Ottos spielte Liudolf schon fruh eine Rolle Bereits 939 verlobte er ihn mit Ida Ita dem einzigen Kind des Schwabenherzogs und treuen Gefolgsmanns Ottos Hermann und dessen Gemahlin Regelinda Aufgrund ihrer familiaren Situation war Ida die Erbin Hermanns der nicht nur in Schwaben sondern auch im Wesergebiet und im Lahngau begutert war Uber diesen reichen Besitz wurde Liudolf als Ehemann Idas nach Hermanns Tod verfugen Schwaben in dem die Herrschaft der ostfrankischen Konige weniger gefestigt war als in Franken oder Sachsen sollte damit zu den Kernlanden des Reiches gehoren Die Ehe Liudolfs mit Ida wurde um die Jahreswende 947 948 geschlossen und auf einem Umritt durch das Reich bekanntgemacht Wenig spater am 10 Dezember 949 starb Hermann von Schwaben und Liudolf trat als Erbe in dessen Herzogtum Besitz und politische Beziehungen ein Liudolf war nun Herzog und designierter Erbe seines Vaters Da Konigin Edgitha 946 verstorben war und Otto noch nicht wieder geheiratet hatte war Ida die vornehmste Frau im Reich Im November 950 starb uberraschend Konig Lothar II von Italien Berengar von Ivrea bemachtigte sich der Krone und inhaftierte die Witwe Lothars Adelheid eine entfernte Verwandte der Liudolfinger und Schwester des mit Otto I befreundeten Konigs von Burgund Berengar wollte verhindern dass Adelheid durch eine neue Heirat ihren neuen Gemahl zum Erben Lothars machte Liudolfs Vater Otto seit Jahren Witwer hatte genug Grunde Adelheid zu Hilfe zu eilen Es wird vermutet dass er daher einen Italienzug plante Im Fruhsommer 951 also noch vor seinem Vater zog Liudolf anscheinend ohne Wissen Ottos I mit einem Heer von Schwaben nach Oberitalien Als Grund fur diesen eigenmachtigen Heerzug werden unterschiedliche Motive vermutet Adelheid war uber ihre Mutter Berta eine Halbschwester von Liudolfs Ehefrau Ida deren Nichte und somit eine Verwandte der schwabischen Herzogsfamilie deren Haupt Liudolf durch die Ehe mit Ida geworden war Liudolf mag sich auch durch Intervention der Verwandten Adelheids verpflichtet gefuhlt haben in dieser Angelegenheit tatig zu werden Liudolfs Italienzug scheiterte jedoch am politischen Widerstand seiner eigenen Verwandtschaft Norditalien war seit Jahrzehnten Interessengebiet der bayerischen Herzoge und Liudolfs Onkel Herzog Heinrich von Bayern intrigierte bei italienischen Adeligen gegen ihn so dass Liudolf von dieser Seite keine Unterstutzung erhielt und seinem mittlerweile heranruckenden Vater entgegeneilen musste Diese Vorkommnisse bereiteten den Boden fur Liudolfs spateren Aufstand Herzog Heinrich hatte erst nach mehreren Aufstanden gegen Otto I von diesem einen eigenen Anteil an der Macht erhalten war inzwischen jedoch zu einem der engsten Ratgeber Ottos aufgestiegen Liudolf befurchtete von Heinrich aus der Nahe des Konigs verdrangt zu werden er nutzte das Weihnachtsfest 951 zu einer provokanten Zurschaustellung seines Anspruchs auf das Mitregententum indem er es wie bereits Heinrich ein Jahrzehnt zuvor aus dem gleichen Grund mit koniglichem Prunk in der Pfalz Saalfeld feierte Konigliches Zeremoniell stand allein dem Konig zu und Liudolf unterstrich mit seinem Verhalten den Anspruch auf seinen koniglichen Rang und die Nachfolge Liudolfs wichtigster Vertrauter und spaterer Mitverschworener wurde sein Schwager Konrad der Rote den Otto bruskiert hatte als er im Fruhjahr 952 einen mit Berengar II in seinem Namen ausgehandelten Vertrag ablehnte Ein wichtiges Motiv Liudolfs konnte auch gewesen sein dass sein Vater inzwischen Adelheid von Italien geheiratet hatte die 952 953 einen Sohn zur Welt brachte der ein potenzieller Rivale Liudolfs in der Erbfolge werden konnte Insgesamt sah Liudolf wohl seinen Einfluss am Hof durch die starke Position Heinrichs und nun auch Adelheids schwinden Liudolfinischer Aufstand BearbeitenMilitarisch brach der Aufstand erst im Juli 953 mit der Belagerung der von Liudolf besetzten Stadt Mainz aus Bereits vor dem Osterfest wurden die Vorbereitungen zum Aufstand offensichtlich als Otto die Pfalz Ingelheim nicht entsprechend vorbereitet vorfand Als er nach Mainz weiterzog empfing ihn Erzbischof Friedrich nur widerwillig Liudolf und Konrad versicherten Otto dass ihre Massnahmen sich gegen Heinrich und nicht gegen den Konig richteten Einen von Friedrich ausgehandelten Vertrag dessen Inhalt nicht uberliefert ist widerrief Otto jedoch wenig spater in Dortmund da er nach seinem Herrschaftsverstandnis aus der Schar der Fursten herausragte und diese daher keine Vertrage mit ihm als Gleichrangige schliessen konnten Es wird vermutet dass die Bestimmungen den Einfluss Heinrichs am Hofe beschneiden sollten Anschliessend belagerte Otto Liudolf und Konrad zwei Monate in Mainz Der Aufstand weitete sich wahrend dieser Zeit aus Die Bayern an der Spitze die luitpoldingischen Verwandten von Heinrichs Frau unter der Fuhrung ihres Bruders des bayerischen Pfalzgrafen Arnulf II rebellierten gegen den als Landfremden unbeliebten Heinrich Diese veranderte Lage fuhrte zu neuen Verhandlungen in denen Liudolf und Konrad betonten nicht gegen den Konig zu stehen sondern nur gegen den Einfluss Heinrichs Otto hingegen war zwar bereit seinem Sohn und seinem Schwiegersohn zu verzeihen verlangte aber die Herausgabe der Mitverschworer was die Verhandlungen zum Scheitern brachte In der folgenden Nacht verliess Liudolf Mainz wobei sich ihm die Bayern in Ottos Aufgebot anschlossen und zog in die wichtige bayerische Residenz Regensburg Die Lage wurde fur Otto kritisch da von den funf Herzogtumern des Reiches nur noch Franken geschlossen hinter ihm stand Ende 953 musste Otto schliesslich die Belagerung Liudolfs in Regensburg abbrechen 954 begann der Liudolfinische Aufstand zu scheitern Konrad der Rote traf mit Ottos Bruder Brun in Lotharingien zusammen der ihn davon uberzeugen konnte dass sich der Aufstand gegen den Konig contra regem richtete und der Verlust Lotharingiens drohte Zudem errang Bischof Ulrich von Augsburg der auf Seiten Ottos stand einen militarischen Sieg uber die Luitpoldinger Endgultig scheiterte der Aufstand durch den Einfall der Ungarn Beide Seiten des Aufstandes beschuldigten sich gegenseitig die plundernden und brandschatzenden Feinde ins Land gerufen zu haben Liudolf kaufte Bayern durch Geschenke von Plunderungen frei wahrend Konrad den Ungarn Fuhrer stellte die diese durch Lotharingien ins Westfrankenreich leiteten Ihre Anhanger ruckten daraufhin von ihnen ab da der Verdacht aufkam sie haben mit den Feinden paktiert Welche Partei des Aufstandes die Ungarn tatsachlich gerufen hatte oder ob diese die Schwache des Reiches von selbst zum Einfall genutzt hatten ist umstritten und wohl nicht mehr zu klaren In erster Linie gerieten die Luitpoldinger in Verdacht da sie in der Vergangenheit freundschaftliche Kontakte zu den Ungarn gepflegt hatten Das Abfallen ihrer Anhanger zwang Liudolf und Konrad an den Verhandlungstisch Die Beteiligten Liudolf nun ohne Ruckhalt der schwankende Konrad und Bischof Friedrich von Mainz der sich beim Ausbruch der Kampfe aus dem Lager der Aufstandischen zuruckgezogen hatte trafen am 16 Juni 954 in Langenzenn auf Konig Otto I und Herzog Heinrich von Bayern Diesmal verzichtete Otto auf die Forderung dass die Aufstandischen ihre Mitverschworer ausliefern sollten damit loste er Konrad und Friedrich aus Liudolfs Lager Liudolf und Konrad warfen sich gegenseitig vor die Ungarn gerufen zu haben Liudolf brach die Verhandlungen ab Nun vollig isoliert fluchtete er zuruck nach Regensburg wo ihn Heinrich mehrere Monate belagerte und ihm schliesslich die Stadt uber dem Kopf anzundete Am 22 Juli 954 fiel Pfalzgraf Arnulf im Kampf mit einem von Markgraf Gero befehligten Heer vor Regensburg Liudolf gelang es zu entkommen und nach Suveldun heutiger Ortsteil Thangelstedt der Stadt Blankenhain zu gelangen wo sich Otto zur Jagd aufhielt Dort warf sich Liudolf um Verzeihung bittend seinem Vater zu Fussen und Otto nahm seinen Sohn wieder in Gnaden auf Damit war der Liudolfinische Aufstand beendet Als politische Folge verloren Liudolf und Konrad der Rote ihre Herzogtumer durften aber ihre Allodien behalten Liudolf erscheint nach dem Ende seines Aufstands eine Zeit lang nicht mehr in den Quellen An der Schlacht auf dem Lechfeld nahm er nicht teil wahrscheinlich kampfte er in Sachsen gegen zeitgleich mit den Ungarn einfallende Slawen Am 16 Oktober 955 siegte er an der Seite seines Vaters und Geros in der Schlacht an der Raxa gegen eine antisachsische Koalition aus Abodriten Wilzen Tollensanen und Zirzipanen unter dem Fursten Stoignew 1 Den Ausgleich zwischen Liudolf und Otto I hatte vermutlich Brun herbeigefuhrt Liudolf war als erwachsener Sohn Ottos der selbst bereits Nachkommen hatte fur den Fortbestand der Dynastie wichtig da die Sohne Ottos mit Adelheid noch nicht in einem Alter waren in dem man davon ausgehen konnte dass sie erwachsen werden wurden Den Ausgleich forderte auch dass Liudolfs Widersacher Heinrich von Bayern 955 gestorben war 956 erhielt Liudolf von Otto den Auftrag die Interessen Ottos in Italien zu wahren wo Berengar von Ivrea vertragsbruchig geworden war Liudolf zog mit einem Heer uber die Alpen und erhielt schnell lokale Unterstutzung Berengar wich nach Suden aus Welche Plane Otto mit der Entsendung Liudolfs verfolgte bleibt unklar da Liudolf nach etwa einem Jahr in Italien uberraschend an einem Fieber starb Moglich ist dass Liudolf der Politik im Kern des Ostfrankenreiches ferngehalten werden sollte aber auch dass Otto ahnlich wie bei Heinrich von Bayern nach dessen Aufstanden dem in Gnade wieder aufgenommenen Familienmitglied einen eigenen Machtbereich einraumen wollte Aufgrund der familiaren Anspruche Liudolfs auf die italienische Krone wird sogar erwogen dass fur Liudolf ein Teilkonigtum geplant war Liudolfs Leichnam wurde in den deutschen Reichsteil uberfuhrt Bestattet wurde er vermutlich im Stift St Alban vor Mainz moglicherweise aber auch im von ihm gegrundeten Stift St Peter und Alexander in Aschaffenburg Ehe und Nachkommen Bearbeiten nbsp Liudolfs Kinder Otto und Mathilde Email auf dem Essener Otto Mathilden KreuzLiudolf war seit 947 mit Ida Ita Tochter Herzogs Hermann I von Schwaben verheiratet 2 die ihm zwei Kinder gebar die dem Paar quellenmassig zugeordnet werden konnen Otto I von Schwaben und Bayern 954 31 Oktober 982 973 Herzog von Schwaben 980 Herzog von Bayern Mathilde 949 5 November 1011 ab 971 Abtissin des Stiftes Essen erbte die Allodialguter Liudolfs wie auch Idas mit denen sie ihr Frauenstift prachtig ausstatten liess Mit ihrem Tod im Jahre 1011 starb die schwabische Linie der Liudolfinger vermutlich aus In der Forschung werden die Existenz und die Lebensdaten einer weiteren Tochter kontrovers diskutiert die nach Wolf den Namen Richlind trug mit Kuno von Ohningen verheiratet war der 982 als Konrad I der Nachfolger Ottos I in Schwaben wurde und die genealogische Verbindung zwischen den Ottonen und den Konradinern darstellt 3 Ida uberlebte ihren Mann um 30 Jahre und starb am 17 Mai 986 Nachleben BearbeitenDer vergebliche und tragische Aufstand Liudolfs gegen seinen Vater blieb in Erinnerung und fand vermischt mit dem Geschehen um Ernst II von Schwaben in Form des Herzog Ernst Einzug in die mittelalterliche Spielmannsdichtung Quellen BearbeitenWidukind von Corvey Die Sachsengeschichte des Widukind von Corvey In Quellen zur Geschichte der sachsischen Kaiserzeit Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe Bd 8 Ubersetzt von Albert Bauer Reinhold Rau 5 gegenuber der 4 um einen Nachtrag erweiterte Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 ISBN 3 534 01416 2 S 1 183 Johann Friedrich Bohmer Emil von Ottenthal Hans Heinrich Kaminsky Regesta Imperii II Sachsisches Haus 919 1024 1 Die Regesten des Kaiserreichs unter Heinrich I und Otto I 919 973 Innsbruck 1893 1 Thietmar von Merseburg Chronik Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe Bd 9 Neu ubertragen und erlautert von Werner Trillmich Mit einem Nachtrag von Steffen Patzold 9 bibliographisch aktualisierte Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2011 ISBN 978 3 534 24669 4 Literatur BearbeitenGerd Althoff Die Ottonen Konigsherrschaft ohne Staat 3 durchgesehene Auflage Kohlhammer Stuttgart 2013 ISBN 978 3 17 022443 8 Helmut Beumann Die Ottonen 5 Aufl Verlag W Kohlhammer Stuttgart u a 2000 ISBN 3 17 016473 2 Winfrid Glocker Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik Bohlau Koln 1989 ISBN 3 412 12788 4 Ludger Korntgen Ottonen und Salier 3 durchgesehene und bibliographisch aktualisierte Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2010 ISBN 978 3 534 23776 0 Thomas Zotz Liudolf Herzog von Schwaben ca 930 957 In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 5 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1991 ISBN 3 7608 8905 0 Sp 2039 Paul Friedrich von Stalin Liudolf Herzog von Schwaben In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 19 Duncker amp Humblot Leipzig 1884 S 6 8 Karl Schnith Liudolf In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 717 719 Digitalisat Weblinks BearbeitenVeroffentlichungen zu Liudolf im Opac der Regesta ImperiiAnmerkungen Bearbeiten Annales Sangallenses maiores a A 955 Eodem anno Otto rex et filius eius Liutolf in festivitate sancti Galli pugnaverunt cum Abatarenis et Vulcis et Zcirizspanis et Tolonsenis et victoriam in eis sumpsit occiso duce illorum nomine Ztoignavo et fecit illos tributarios Regesta Imerii II 1 1 S 157a Armin Wolf Wer war Kuno von Ohningen Uberlegungen zum Herzogtum Konrad von Schwaben 997 und zur Konigswahl im Jahr 1002 In Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters 36 1980 S 25 83 Armin Wolf Ahnen deutscher Konige und Koniginnen Alternativen zu dem Werk von Eduard Hlawitschka In Herold Jahrbuch Neue Folge 15 Band 2010 S 77 198 Zur Gegenposition Eduard Hlawitschka Wer waren Kuno und Richlind von Ohningen Kritische Uberlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag In Zeitschrift fur Geschichte des Oberrheins 128 1980 S 1 49 Eduard Hlawitschka Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Konige Kaiser und ihrer Gemahlinnen 2006 VorgangerAmtNachfolgerHermann I Herzog von Schwaben 950 954Burchard III Normdaten Person GND 130875791 lobid OGND AKS VIAF 1128582 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME LiudolfKURZBESCHREIBUNG Herzog von SchwabenGEBURTSDATUM 930 oder 931STERBEDATUM 6 September 957STERBEORT Pombia Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Liudolf Schwaben amp oldid 236341082