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Das fruhmittelalterliche Geschlecht der Luitpoldinger stieg in der letzten Phase des ostfrankischen Karolingerreiches zu einer der fuhrenden Familien der frankischen Reichsaristokratie auf und erreichte im 10 Jahrhundert zeitweise eine konigsgleiche Stellung im Stammesherzogtum Bayern Die Nachkommen des ersten Herzogs Arnulf wurden auch als Arnulfinger bezeichnet 1 Karte des Herzogtums Bayern im 10 Jahrhundert Herzogtum Baiern 952 976 Inhaltsverzeichnis 1 Anfange bis Markgraf Luitpold 2 Bayerisches Sonderkonigtum unter Arnulf 3 Abstieg und Ende der Luitpoldinger 4 Literatur 5 AnmerkungenAnfange bis Markgraf Luitpold BearbeitenEin eventuelles Verwandtschaftsverhaltnis zu den Karolingern und den Huosi ist in der Forschung umstritten Verschiedene Theorien hierzu sehen sie weitschichtig mit der Mutter Kaiser Arnulfs von Karnten Liutswinde verwandt Hinweise auf eventuelle Ahnen des ersten gesicherten Luitpoldingers des Markgrafen Luitpold geben verschiedene Quellen des Freisinger Bistums 807 tritt erstmals ein Graf Liutpald in Erscheinung dessen Grafschaft an der unteren Amper gelegen war Ob dieser Liutpald bereits zum frankischen Hochadel gehorte ist nicht sicher Vermutlich erhielt er seine Grafschaft erst durch die Einheirat in eine in der Freisinger Gegend ansassige wichtige Familie 827 werden verschiedene Schenkungen aus Allershausen an das Hochstift Freising getatigt dabei wird auch als Zeuge der Verwandte Herigolt erwahnt 2 842 wird von diesem Liutpald I das letzte Mal berichtet In der Generation nach ihm treten nach Ernestus I und Ernestus II dessen Sohne Liutpald II und Heriolt auf 3 In der rekonstruierten Ahnenreihe ware dann der unbekannte Sohn Liutpalds II in der zweiten Halfte des 9 Jahrhunderts ist nichts uber das Geschlecht uberliefert der Vater Markgraf Luitpolds des Namensgebers des Geschlechts Gesichert ist dass Luitpold 893 von Kaiser Arnulf als Markgraf in Karantanien und Oberpannonien Gebiete im heutigen Osterreich und Ungarn eingesetzt wurde und damit die Nachfolge der Wilhelminer antrat Um 895 erwarb Luitpold die Grafschaften Donaugau und Nordgau um Regensburg und baute damit seine fuhrende Stellung im Sudosten des Reiches aus Von den karolingischen Kaisern wurde er mit Aufgaben in Mahren und der Abwehr der Ungarngefahr betraut bei der er in der Schlacht von Pressburg 907 ums Leben kam Luitpolds Schwager Heriolt oder Herigolt nach 895 der mit seiner Schwester Rhinia verheiratet war und dessen Sohne Albrich und Rafolt waren Vogte der Abtei Niederaltaich 4 Bayerisches Sonderkonigtum unter Arnulf BearbeitenSein Sohn Arnulf der Bose konnte auf die Grundlagen der Macht die Luitpold gelegt hatte aufbauen und nahm bald den Herzogstitel an Dabei konnte er auf die Unterstutzung des bayerischen Adels setzen der hoffte dadurch seine Stellung verbessern zu konnen Nach einer Reorganisation des Heeres zu der er auch Kirchenguter einzog und an seine Lehnsvasallen vergab konnte er die Ungarn bis 913 zuruckdrangen und erreichte von ihnen die vertragliche Zusicherung in Bayern nicht mehr einzufallen Auf Reichsebene verfolgte Arnulf eine Politik der Eigenstandigkeit in inneren Angelegenheiten und nach aussen gegenuber den deutschen Konigen Konrad I und Heinrich I Zwar beteiligte sich Arnulf an der Wahl Konrads Ein Eingreifen Arnulfs zugunsten seiner verwandten Herzoge von Schwaben gegen Konrad fuhrte zu einem langeren Konflikt in dessen Verlauf Arnulf zeitweise zu den Ungarn floh sich allerdings behaupten konnte In der Forschung ist bisher nicht geklart ob Arnulf sich nach dem Tod Konrads zum Gegenkonig ausrufen liess oder ein bayerisches Sonderkonigtum anstrebte Im Vertrag von Regensburg 921 erkannte Arnulf jedoch nach Kampfen mit Heinrich dessen Oberhoheit an Heinrich billigte im Gegenzug Arnulfs eigenstandige Herrschaft zu der die Ernennung von Bischofen Einberufung von Synoden und Ausubung eigentlicher Regalien Munzpragung Zolle gehorten Aussenpolitisch unterwarf er Bohmen und versuchte in einem allerdings gescheiterten Italienzug 933 934 die Langobardenkrone fur seinen Sohn Eberhard zu erlangen nachdem der langobardische Hochadel ihm diese angeboten hatte Eberhard wurde von Arnulf 935 mit Zustimmung des Adels zu seinem Nachfolger designiert und wurde 937 Herzog Abstieg und Ende der Luitpoldinger BearbeitenKonig Otto der Grosse setzte Eberhard jedoch schon 938 nach zwei Feldzugen im Fruhjahr und Herbst wegen dessen Widerstandes gegen ihn ab Zum Konflikt kam es wahrscheinlich weil Otto die Politik der Akzeptanz der bayerischen Rechte seines Vaters Heinrich nicht fortsetzte Otto ernannte den jungeren Bruder Arnulfs Berthold zum Herzog von Bayern nachdem dieser auf die Ausubung des wichtigen Rechts der Bischofsernennung und vielleicht auch auf die Verwaltung des Reichsgutes in Bayern verzichtet hatte Bertholds Politik war reichs und konigstreu 943 besiegte er die Ungarn bei Wels und wehrte damit die Ungarneinfalle auf einige Zeit ab Nach Bertholds Tod wurde nicht sein Sohn Heinrich III mit dem Herzogtum belehnt sondern Heinrich Ottos Bruder der 937 Judith eine Tochter Arnulfs geheiratet hatte Den ubergangenen Luitpoldingern blieb lediglich das Pfalzgrafenamt und Arnulf II ein weiterer Sohn von Herzog Arnulf sein Sohn Berthold sowie sein Vetter Herold der Erzbischof von Salzburg beteiligten sich am Liudolfinischen Aufstand Arnulf fand in einer Schlacht bei Regensburg im Juli 954 den Tod sein Sohn versuchte vergeblich sich mit den Ungarn zu verbunden Herold wurde in der Schlacht bei Muhldorf 955 gefangen genommen und abgesetzt 983 konnte mit Heinrich III noch einmal ein Luitpoldinger auf den bayerischen Herzogsthron zuruckkehren Allerdings musste er 985 bereits Heinrich dem Zanker weichen der sich mit Otto wieder ausgesohnt hatte Heinrich III wurde dafur mit dem Herzogtum Karnten entschadigt dem auch die seit 952 von Bayern aus verwalteten Marken in Italien zugeschlagen wurden Mit seinem Tod 989 endet die sicher nachweisbare mannliche Linie der Luitpoldinger Eine wahrscheinliche verwandtschaftliche Beziehung zu den Luitpoldingern besteht zu den sogenannten Babenbergern wo der Name Luitpold in jeder Generation vorkommt und der reiche Besitz in Bayern eine direkte Verwandtschaft in mannlicher Linie wahrscheinlich macht 5 Da Luitpald Leopold praktisch der Leitname der Babenberger war wurden sie gelegentlich auch als die jungeren Luitpoldinger bezeichnet Nach den Europaischen Stammtafeln Band I 6 war Leopold I Graf im Donaugau und ab 976 Markgraf der ostlichen bayrischen Mark des spateren Osterreich ein jungerer Sohn von Herzog Arnulf dem Bosen von Bayern Demnach waren die Babenberger ein jungerer Zweig der Luitpoldinger Dafur spricht neben dem Leitnamen Luitpold und der Markgrafschaft im Herzogtum Bayern auch die Tatsache dass die Sohne des Markgrafen Leopold I bedeutende Funktionen bekleideten Heinrich und Adalbert waren 984 1018 bzw 1018 1053 Markgrafen von Osterreich Ernst war Herzog von Schwaben 1012 1015 Poppo war Erzbischof von Trier 1016 1047 und Luitpold Erzbischof von Mainz 1051 1059 Eine verwandtschaftliche Verbindung zu den Wittelsbachern wie sie im Grossen Brockhaus behauptet wird 7 ist nicht bewiesen aber auch nicht auszuschliessen Die Theorien die eine solche Verbindung in Erwagung ziehen gehen davon aus dass der spatere Graf von Scheyern und Ahnherr der Wittelsbacher Otto ein direkter Nachkomme von Berthold dem jungsten Sohn Herzog Arnulfs sei Literatur BearbeitenWalter Egger Die letzte Luitpoldingerin Vor 1000 Jahren starb in Regensburg die Herzogin Judith von Bayern In Altbayerische Heimatpost 28 1976 30 4 Eduard Hlawitschka Beitrage zur Genealogie der Burchardinger und Luitpoldinger In Georg Jenal Hrsg Herrschaft Kirche Kultur Stuttgart 1993 S 203 217 Ludwig Holzfurtner Die Luitpoldinger Der Beginn des hochmittelalterlichen Bayern In Alois Schmid Hrsg Die Herrscher Bayerns Munchen 2001 S 43 57 Ludwig Holzfurtner Gloriosus Dux Studien zu Herzog Arnulf von Bayern 907 937 Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 10666 8 Emil Kimpen Zur Genealogie der bayrischen Herzoge von 908 1070 In Jahrbuch fur frankische Landesforschung 13 1953 S 55 83 Siegfried Moll Das bayerische Geschlecht der Luitpoldinger In Chiemgau Blatter 1996 52 S 1 3 Kurt Reindel Bayern unter den Luitpoldingern In Max Spindler Hrsg Handbuch der bayerischen Geschichte Band I Das Alte Bayern Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12 Jahrhunderts Munchen 1981 S 277 301 Kurt Reindel Die bayerischen Luitpoldinger von 893 989 Sammlung und Erlauterung der Quellen Munchen 1953 Kurt Reindel Luitpoldinger In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 508 Digitalisat Friedrich Prinz Das Herzogtum der Luitpoldingern In Max Spindler Hrsg Handbuch der bayerischen Geschichte Band I Das Alte Bayern Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12 Jahrhunderts Munchen 1981 S 380 386 Alois Schmid Das Bild des Bayernherzogs Arnulf 907 937 in der deutschen Geschichtsschreibung von seinen Zeitgenossen bis zu Wilhelm von Giesebrecht Kallmunz 1976 Franz Tyroller Die Ahnen der Wittelbacher zum anderen Male In Jahrbuch fur frankische Landesforschung 15 1955 S 129 155 Anmerkungen Bearbeiten Der Grosse Brockhaus 15 Aufl Leipzig 1928 ff Bd 1 S 703 sowieArnulfinger In Brockhaus Konversations Lexikon 1894 1896 1 Band S 924 925 Mitterauer Michael Karolingische Markgrafen im Sudosten Frankische Reichsaristokratie und bayerischer Stammesadel im osterreichischen Raum Wien 1963 Pater Hermann Scholliner Neue Historische Abhandlungen der kurfurstlichen bayerischen Akademie der Wissenschaften Dritter Band Hrsg Kurfurstliche Bayerische Akademie der Wissenschaften Munchen 1791 S 105 Pater Hermann Scholliner Neue Historische Abhandlungen der kurfurstlichen bayerischen Akademie der Wissenschaften Dritter Band Hrsg Kurfurstliche Bayerische Akademie der Wissenschaften Munchen 1791 S 108 Georg Scheibelreiter Die Babenberger Reichsfursten und Landesherren Seite 89 Bohlau Verlag Wien Koln Weimar 2010 ISBN 978 3 205 78573 6 Detlev Schwennike Europaische Stammtafeln Band I Tafel 9 1980 Grosser Brockhaus 15 Aufl 1928 1 Band S 702 wo das hochstwahrscheinlich der 14 Auflage S 925 nicht mehr aufscheint Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luitpoldinger amp oldid 235728882