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Die Landschaftsbezeichnung Nordgau umfasste seit dem 7 Jahrhundert n Chr die Gebiete nordlich der Donau zwischen Neuburg an der Donau und Regensburg die spater bis zum oberen Main und seit 1060 in das Egerland ausgedehnt wurden Das Gebiet stand im Laufe der Zeit unter der Herrschaft der Karolinger der Luitpoldinger der Markgrafen von Schweinfurt 939 1003 der Grafen von Sulzbach und der Diepoldinger Rapotonen Ende des 12 Jahrhunderts fassten die Grafen von Wittelsbach Fuss die 1255 als Herzoge von Bayern den grosseren Teil des Gebietes erwerben konnten und in ihr Herzogtum eingliederten Als Folge der wittelsbachischen Zweiteilung des Jahres 1329 veranderte sich der Name in Oberpfalz Die Besitzbezeichnung Nordgau lasst sich erstmals unter den Karolingern in den Reichsteilungsplanen Karls des Grossen aus dem Jahr 806 und Ludwig des Frommen aus den Jahren 817 und 839 urkundlich nachweisen Heiliges Romisches Reich Deutscher Nation im 10 JahrhundertInhaltsverzeichnis 1 Herausbildung 2 Aufbau der Verwaltung 3 Zerfall 4 Tradition und Erinnerung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHerausbildung Bearbeiten nbsp Bayern um 788 nbsp Karte des Nordgaus Nortgowe um 1055 nbsp Karte des Nordgaus Cosmographia von Sebastian Munster 1628Nach der Volkerwanderungszeit die seit dem Jahr 450 nach Christi Geburt allmahlich abklang beginnt die mit urkundlichen Quellen belegbare Geschichte des ostlichen Frankens die Stammesbildungszeit der Bajuwaren und die Geschichte Bayerns Aus diesen Quellen lassen sich die Ereignisse jener Zeit in dem Gebiet zu dem die heutige Oberpfalz Unter Mittel und Oberfranken gehoren annahernd nachvollziehen Der Nordgau entwickelte sich in dem Francōnia orientalis genannten Gebiet nordlich der Donau und der Castra Regina bis an den Main und reichte bis in den Bohmerwald nach Osten Einer der alten mit Namen bekannten Volksstamme die dort siedelten waren neben den Kelten und Armalausi die Varisker die nach der Tabula Peutingeriana in dem sich bildenden Bistum Regensburg und in Thuringen ansassig waren Chlodio der erste Konig der Franken hatte in dieser Landschaft die bis zu den Grenzen des Siedlungsgebietes der Thuringer reichte Herrschaftsbesitz Das damalige Gebiet der Thuringer lag ostlich der Franken und nordlich der Alamannen erstreckte sich bis an die Frankische Saale den Main die Tauber das Flussgebiet der Werra und uberlappte sich mit Siedlungsgebieten westslawischer Stamme im Flussgebiet der Saale Unter Kaiser Karl dem Grossen 768 814 wurde das Gebiet Francōniae orientalis d h die Flussgebiete des Mains der Regnitz und der Pegnitz bis zum Bohmerwald erobert und in das Frankische Reich eingegliedert Im Reichsteilungsgesetz des Jahres 806 wurden diese Gebiete die sein Sohn Karl erben sollte genauer beschrieben Aus der Reichsteilungsurkunde 1 von Diedenhofen geht hervor dass Karl der Grosse die Gebiete links des Mittellaufs der Donau bis zu den Siedlungsgebieten der Slawen als Nordgaw bezeichnete pagum qui dicitur Northgowe MGH Capit 1 Nr 45 S 127 einschliesslich der beiden Hofe Ingolstadt Ingoldestadt und Lauterhofen Luttarof die Herzog Tassilo III von Bayern zu Lehen hatte Karl der Grosse schickte die Reichsteilungsurkunde die von den frankischen Gefolgsleuten eigenhandig unterschrieben und durch Eidesleistung zur Gefolgschaft bekraftigt wurde als Unterwerfungsgeste und Anerkennung der Oberhoheit des Papstes an den Vatikan in Rom Der Cancelarius Karls des Grossen Einhard legte sie Papst Leo III 795 816 zur Genehmigung und Unterschrift vor Aufbau der Verwaltung BearbeitenDer Missionar Bonifatius und seine Nachfolger intensivierten die Christianisierung Es entstanden in kurzer Folge das Bistum Regensburg 739 das Bistum Wurzburg 741 das Bistum Eichstatt 741 und das Kloster Fulda 744 mit nachfolgender Verschiebung der Grenzen der einzelnen Diozesen Im 8 Jahrhundert wurde ein Gebiet zwischen der Regnitz der frankischen Schwabach der Pegnitz und dem Bohmerwald als Ostgrenze aus der Verwaltung des Bistums Wurzburg das damals die drei Archidiakonate Volkfeld Sualafeld und Ifgau umfasste dem Bistum Eichstatt angegliedert Es wurde Nordgau genannt mit der Pegnitz als nordlicher Grenze In diesem aus dem Bistum Wurzburg abgetrennten Gebiet entwickelte sich unter den Nachfolgern Kaiser Karls des Grossen der Radenzgau in dem 1007 unter Konig Heinrich II das Bistum Bamberg entstand Wahrend der Entstehung des Heiligen Romischen Reiches und nach der Reichsteilung im 10 Jahrhundert war der Nordgau vom Radenzgau mit der Grenzlinie der frankischen Schwabach im Norden vom Flusslauf der Regnitz im Westen und von dem der Pegnitz im Suden in gerader Linie verlaufend bis in das Kunische Gebirge im Osten begrenzt Nach der Kaiserkronung Heinrichs II kam ein Teil des Gebietes als Geschenk zum Bistum Bamberg Die fruhmittelalterliche vorchristliche Bevolkerung des Nordgaus war belegt in Chroniken und Urkunden durch archaologische Funde und die Forschungsergebnisse zur Herkunft der Orts Fluss und Bergnamen unterschiedlicher ethnischer Herkunft Kelten Westslawen Franken und Bajuwaren dominierten Wahrend des Hochmittelalters erweiterte sich der Nordgau im Suden mit dem Altmuhltal bis Neuburg und Ingolstadt nach Westen bis Nurnberg nach Osten bis an die Naab und im Norden mit zunehmender Besiedlung bis in das Egerland das damals aus dem Egerbecken dem spateren Sechsamterland und dem Elsterland um die Orte Adorf und Markneukirchen im heute sachsischen Vogtland bestand und zum Bistum Regensburg gehorte Weissenburg in Bayern heute zu Mittelfranken gehorig trug in alter Zeit die Bezeichnung Weissenburg im Nordgau Zerfall BearbeitenBereits im 11 Jahrhundert begannen besitzrechtliche Veranderungen des Nordgaus als ihn Diepold II von Vohburg und sein Sohn Diepold III von Vohburg Markgrafen im Nordgau durch Kolonisation in das Gebiet des Egerbecken ausdehnten und ihn 1125 durch den Ausbau einer alteren slawischen Burg am Burgberg in Eger sicherten Diese Burg gelangte 1167 mit Teilgebieten des Egerlandes durch Erbschaft an Kaiser Barbarossa und damit uber einen langeren Zeitraum in den Besitz der Staufer Mit der eindrucksvoll ausgebauten Kaiserburg erhielt die Stadt Eger den Status einer Reichsstadt Nach den Diepoldingern gehorten Teile des Nordgaus verschiedenen Adelsfamilien Den Grafen von Wittelsbach gelang es 1255 einen grossen Teil des Nordgaus in ihren Herrschaftsbereich einzubeziehen sie grenzten dieses Gebiet aber nicht mehr mit der Bezeichnung Nordgau ab Zu einer weiteren Auflosung der alten Grenzen kam es als Kaiser Ludwig der Bayer im Jahre 1322 das Egerland im nordostlichen Teil des Nordgaus an Bohmen verpfandete und im Hausvertrag von Pavia 1329 den grosseren Teil seines Besitzes im Nordgau der rheinpfalzischen Linie der Wittelsbacher ubergab Das fuhrte von der Rheinpfalz aus gesehen zu der Bezeichnung die obere Pfalz Oberpfalz die nach Beginn des Dreissigjahrigen Krieges und der Rekatholisierung in Bayern 1628 unter Maximilian I an das Kurfurstentum Bayern zuruckgefuhrt wurde Unter dem Namen Nordgau verstand man im Laufe der nachfolgenden Zeit ein zu Baiern gehorendes Landschaftsgebiet nordlich der Donau Die Bezeichnung lebte fort und hielt eine verklarende Erinnerung an den alten geschichtlichen Raum wach Noch Mitte des 16 Jahrhunderts wurde in einem Anhang einer Chronik der Stadt Eger Cheb das Gebiet um die Stadt als Nordgau bezeichnet vermutlich um die Zugehorigkeit zu Bayern zu betonen obwohl das Egerland als Pfand nicht mehr eingelost und in Westbohmen eingegliedert wurde Die Mundart und die kulturelle Pragung der Egerlander sind bis heute denen der Oberpfalzer ahnlich Tradition und Erinnerung BearbeitenSeit dem Jahr 1930 mit Unterbrechung in den Jahren 1936 bis 1951 finden regelmassig Nordgautage Festlichkeiten in traditionellem Rahmen statt Der 36 Nordgautag war 2006 in Nittenau 2008 war Tirschenreuth Gastgeber 2009 war aufgrund des 975 jahrigen Jubilaums der Stadt ein Nordgautag in Amberg in der Oberpfalz 1956 erhielt der Maler Franz Gruss den Nordgau Kulturpreis 1960 erhielt der Historiker Anton Ernstberger die Nordgau Ehrenplakette 1969 erhielt der Genealoge Adolf Fischer die Goldene Ehrennadel der Oberpfalzer Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Nordgau Die Bayerischen Staats Eisenbahnen gaben einer Lokomotive den Namen Nordgau Sie steht als alteste erhaltene Lokomotive Deutschlands Bayerische B V im Verkehrsmuseum Nurnberg Die Bundeswehrkaserne in Cham wurde Nordgaukaserne benannt Literatur BearbeitenGerhard Kobler Historisches Lexikon der deutschen Lander Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart 7 vollstandig uberarbeitete Auflage C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 54986 1 S 436 Nordgau Gau Landschaft Alois Schmid Nordgau In Lexikon des Mittelalters 1993 S 1235 Andreas Kraus Marginalien zur altesten Geschichte des bayrischen Nordgau In Jahrbuch fur frankische Landesforschung 34 35 1974 75 S 163 184 Heribert Sturm Nordgau Egerland Oberpfalz Studien zu einer historischen Landschaft Oldenbourg Verlag Munchen Wien 1984 ISBN 3 486 49541 0 Ernst Gagel Der Nordgau im Mittelalter 1969 S 7 22 Oberpfalzer Heimat 13 Ernst Schwarz Sprache und Siedlung in Nordostbayern Nurnberg 1960 Erlanger Beitrage zur Sprach und Kunstwissenschaft 4 Karl Siegl Die Ausgrabungen auf der Kaiserburg in Eger Graberfunde einer westslawischen vorchristlichen Bevolkerung In Mitteilungen des Vereins der Geschichte der Deutschen in Bohmen 1912 S 258 Michael Doeberl Die Markgrafenschaft und die Markgrafen auf dem bayerischen Nordgau Munchen Bamberg 1893 Mit Angaben der alteren Literatur Einzelnachweise Bearbeiten Reichsteilungsurkunde zu Diedenhofen Ann Max Einhard Fulda siehe auch die Handschrift von St Gallen 1975 Tom III pag Normdaten Geografikum GND 4293553 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nordgau Bayern amp oldid 224902503