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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Egerland Begriffsklarung aufgefuhrt Das Egerland mundartlich Eghaland tschechisch Chebsko ist im engeren Sinne eine Region im Westen Tschechiens Ihr Name bezieht sich im Deutschen auf den deutschen Namen des Flusses Eger tschechisch Ohre im Tschechischen auf den tschechischen Namen Cheb der Stadt Eger Zum Egerland im weiteren Sinne gehoren auch angrenzende Bereiche Oberfrankens und der Oberpfalz Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 3 Grenzuberschreitende Zusammenarbeit 4 Kultur 5 Verbande 6 Siehe auch 7 Literatur 8 WeblinksGeographie BearbeitenDas Gebiet des historischen Egerlandes liegt heute in Tschechien und Bayern Der tschechische Teil mit einer Flache von knapp 1000 km bildet den grosseren Teil des Okres Cheb ohne den nach Deutschland hineinragenden Ascher Zipfel Assky vybezek oder kurz Assko Es umfasst das Egerer Becken Chebska panev mit Teilen seiner Randgebirge dem Elstergebirge Halstrovske hory im Norden dem Cesky les Ostseite des Oberpfalzer Waldes im Sudwesten und dem Kaiserwald Slavkovsky les fruher auch Cisarsky les im Osten Die Ostgrenze verlief entlang des Leibitschbaches Libocky potok und von dessen Mundung in die Eger weiter sudwarts bis zum Tillenberg Dylen Geschichte Bearbeiten nbsp Reichsland Nordgau nordlich davon Regio Egire um 1035In der Antike wurde das Gebiet von den Naristern Laristern bewohnt die in romischer Zeit unter germanischen Einfluss kamen In der Volkerwanderungszeit wurde es von Slawen besiedelt Eine Urkunde von 1061 uber die Hochmittelalterliche Ostkolonisation im benachbarten oberen Maingebiet erwahnt mit dem von dort aus ostwarts fuhrenden Handelsweg auch den Ort Eger 1135 wurde die Regio Egire erstmals urkundlich erwahnt Im Zuge der deutschen Ostkolonisation wanderten Siedler ein Durch Erbschaft kam das Egerland 1167 an Kaiser Friedrich Barbarossa aus dem Geschlecht der Staufer Daher ist Eger der einzige Ort der Tschechischen Republik mit einer Kaiserpfalz Die Staufer bauten die Provincia Egrensis zum reichsunmittelbaren Musterland aus Das reichsunmittelbare Land wurde nach dem Niedergang der Staufer aufgeteilt nbsp Furstentum Bayreuth 1791Der Westen des Gebietes mit Anteil am Fichtelgebirge gelangte Stuck fur Stuck in die Herrschaft frankischer Hohenzollern Bereits nach 1268 eignete sich Konig Ottokar II die Stadt Eger und ihr Umland an was massgeblich zum Konflikt mit dem romisch deutschen Konig Rudolf beitrug und in die Schlacht von Durnkrut mundete Die seit 1277 reichsunmittelbare Stadt Eger und das dazugehorende Landgebiet wurden von Kaiser Ludwig dem Bayern 1322 dem Kurfursten und Konig von Bohmen Johann von Luxemburg verpfandet bei Garantie der volligen Unabhangigkeit vom Konigreich Bohmen Die historische Bezeichnung fur das Egerland ist daher Reichspfandschaft Eger Dieses Pfand konnte von Ludwig und seinen Rechtsnachfolgern niemals eingelost werden Nachdem die Kronen des Heiligen Romischen Reiches und des Konigreichs Bohmen unter Karl IV dem Sohn Johanns in einer Hand vereinigt waren war fur eine Einlosung des Pfandes kein Grund mehr gegeben Dies hatte zur Folge dass das Egerland lange Zeit einen eigenen Landtag besass und nicht als staatsrechtliches Territorium Bohmens galt Im Dreissigjahrigen Krieg wurde das Egerland teils von den Kriegsparteien wie ein Teil Bohmens behandelt teils betonten die Machtigen die Eigenstandigkeit aus ihrem Machtinteresse heraus So verwehrte Rudolf II der zeitweilig dem Luthertum zuneigenden Reichsstadt Eger die zu dieser Zeit den bohmischen Standen zugestandene religiose Toleranz Die formale Eigenstandigkeit innerhalb der Habsburgermonarchie verlor immer mehr an Bedeutung 1751 wurde das Gebiet dem Elbogener Kreis Loketsky kraj zugeordnet einer Untergliederung des Konigreichs Bohmen Durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde es 1806 integraler Bestandteil des osterreichischen Kronlandes Bohmen nbsp Historisches Egerland 1322 1806 Regierungsbezirk Eger 1938 1945 Reichsprotektorat Bohmen und Mahren 1939 1945 nbsp Districtus Egranus Karte von Johann Christoph Muller ca 1710 Bei der Auflosung der Donaumonarchie am Ende des Ersten Weltkrieges wurde das Egerland 1918 19 Teil der Ersten Tschechoslowakischen Republik Der Versuch der gleichzeitig ausgerufenen Republik Deutschosterreich Bohmen und Mahren zu teilen und die mehrheitlich von Deutschbohmen bewohnten Randgebiete dem Deutschen Reich zuzufuhren scheiterte Die Verfassung der Tschechoslowakei war ohne Beteiligung des deutschen Bevolkerungsteils ausgearbeitet worden Die deutschen Burger der Republik waren zwar offiziell als Staatsburger gleichberechtigt doch kam es zwischen den nationalen Minderheiten und der mehrheitlich tschechischen Bevolkerung bald zu Spannungen die nach der Machtergreifung der NSDAP in Deutschland deutlich zunahmen Auch im Egerland gewann Henleins Sudetendeutsche Partei die die Spannungen zwischen den Nationalitaten anheizte zunehmend an Macht und Einfluss Nach dem Munchener Abkommen vom 29 September 1938 und dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht ins Sudetenland am 1 Oktober 1938 wurde das Egerland mit seinen 88 000 Einwohnern Bestandteil des Deutschen Reichs Im neu geschaffenen Sudetengau wurde es dem Regierungsbezirk Eger mit 800 000 Einwohnern auf 7466 Quadratkilometern mit Sitz in Karlsbad zugeordnet welcher grosstenteils aus altbohmischem Gebiet mit verschiedenen traditionellen Regionen wie dem Ellbogener Loketsky Pilsener Plzensky Tachauer Tachovsky und Saazer Zatecky Kreis bestand Das Egerland war bis 1945 zu mehr als 90 Prozent von Deutschbohmen bewohnt von denen die meisten nach dem Zweiten Weltkrieg infolge der Benes Dekrete enteignet ausgewiesen und vertrieben wurden Nach dem Krieg 1945 setzte eine verstarkte und staatlicherseits geforderte Zuwanderung hauptsachlich aus Zentralbohmen aber auch aus Mahren und der Slowakei ein Ferner zogen viele Repatrianten sowie Angehorige der ethnischen Minderheit der Roma in das Egerland In den Stadten wie beispielsweise Cheb wohnen viele Vietnamesen die wahrend der Zeit der CSSR als RGW Vertragsarbeiter in das Land kamen Grenzuberschreitende Zusammenarbeit BearbeitenDer historische Begriff Regio Egrensis wird seit 1990 von der grenzuberschreitenden Landesplanung reaktiviert Unter dem Begriff Euregio Egrensis ist 1991 eine Form der grenzuberschreitenden Zusammenarbeit in Mitteleuropa entstanden Die Organisation wurde zu einem Wegbereiter fur Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Tschechien Neben der Euregio Egrensis haben sich die grenznahen Orte um das vogtlandische Dreilandereck Ortschaften des Bohmischen Vogtlands um As und des sachsischen Vogtlandkreises zur tschechisch deutschen Mikroregion Freunde im Herzen Europas zusammengeschlossen Kultur BearbeitenDie volkstumliche Kultur des Egerlandes war ein Teil der deutschsprachigen Kultur in Bohmen Typisch fur das Egerland sind die stattlichen Fachwerkhofe mit grossen Speicherbauten Schonbach Luby wurde wegen seiner Herstellung von Musikinstrumenten als das Cremona Osterreichs bezeichnet Die Instrumentenproduktion lebt fort und es gibt in der Stadt eine Fachschule fur Instrumentenbau Auch in Graslitz gab es eine bedeutende Instrumentenproduktion Hier stellte unter anderem die Firma Koestler Blech und Holzblasinstrumente von hoher Qualitat her Gleich nach der Vertreibung der Egerlander aus der Tschechoslowakei grundete Karl Lenkl 1946 die Kapelle Egerland Im Jahr 1975 ubernahm Rudi Kugler die Leitung Sie war die erste Formation die die traditionelle Blasmusik des Egerlandes pflegte und in Westdeutschland bekannt machte Ernst Mosch grundete 1956 die Egerlander Musikanten die er spater in Original Egerlander Musikanten umbenannte Das Egerland war bis nach dem Zweiten Weltkrieg das letzte deutschsprachige Gebiet in dem der traditionelle Bock ein bohmischer Dudelsack gespielt wurde Das Egerlander Blasmusik und Informationsarchiv in Radolfzell am Bodensee beschaftigt sich detailliert mit der Geschichte der Volks und Blasmusik im Egerland und in Bohmen sowie mit ihrer kulturellen Entwicklung uber die Grenzen Bohmens hinaus in den Landern der ehemaligen k u k Monarchie Verbande Bearbeiten1907 wurde der Bund der Eghalanda Gmoin e V gegrundet der sich der Pflege der Egerlander Mundart widmet und heute von Deutschland aus weitergefuhrt wird wobei der Begriff Egerland hier auf das ganze Gebiet des fruheren Regierungsbezirkes Eger ausgeweitet wird Siehe auch BearbeitenLandkreis Eger Okres Cheb Egerland Kulturhaus Deutsche in der Ersten Tschechoslowakischen Republik Ein Uberblick uber das politische Geschehen rund um die Deutschen in den Landern der Bohmischen Krone und deren Nachfolgestaaten Deutschosterreich Tschechoslowakische Republik von 1848 bis 1938Literatur BearbeitenJoseph Sebastian Gruner Beitrage zur Geschichte der konigl Stadt Eger und des Eger schen Gebiets Aus Urkunden J G Calve Prag 1843 Digitalisat P Drivok Aeltere Geschichte der Deutschen Reichsstadt Eger und des Reichsgebiets Egerland In ihren Wechselbeziehungen zu den nachbarlichen deutschen Landen und Bohmen unter Mitbenutzung urkundlichen Materials dargestellt Moritz Schafer Leipzig 1875 Digitalisat Heribert Sturm Districtus Egranus eine ursprunglich bayerische Region Historischer Atlas von Bayern Teil Altbayern Reihe 2 2 Munchen 1981 ISBN 3 7696 9930 0 Heinrich Gradl Monumenta Egrana Denkmaler des Egerlandes als Quellen fur dessen Geschichte A E Witz Eger 1884 1886 Wichtige Quellen zur Geschichte des Egerlandes vom Egerer Stadtarchivar Jaromir Bohac und Roman Salamanczuk Zmizele Chebsko Das verschwundene Egerland Cheb 2007 ISBN 978 80 85018 59 2 tschechisch deutsch Veronika Fiserova Das Egerland eine literarische und kulturgeschichtliche Charakterisierung der Region Diplomarbeit Masarykova Univerzita Brno 2008 76 S siehe Online PDF Datei abgerufen am 12 Juni 2019 Weblinks BearbeitenUberblick uber die Geschichte der Stadt Eger und des Egerlandes Geschichte des Egerlandes Literatur zur Geschichte der Stadt Eger und des Egerlandes Digitalisierte Zeitschriften Jahrbucher Kalender und Zeitungen Egerland Angliederungsplane an Bayern 1918 1922 In Historisches Lexikon Bayerns47 901466 20 373108 Koordinaten 47 54 N 20 22 O Normdaten Geografikum GND 4013600 0 lobid OGND AKS LCCN sh2004014817 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Egerland amp oldid 237340876