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Die Sudetendeutsche Partei SdP wurde unter Fuhrung von Konrad Henlein am 1 Oktober 1933 zunachst als Sudetendeutsche Heimatfront begrundet Auf Druck der tschechoslowakischen Regierung musste sie ihren Namen am 19 April 1935 in SdP andern um an den anstehenden Parlamentswahlen teilnehmen zu konnen In den letzten Jahren der ersten tschechoslowakischen Republik wurde sie mit massiver Unterstutzung des nationalsozialistischen Deutschen Reiches sukzessive zur Funften Kolonne Hitlers ausgebaut Sudetendeutsche ParteiPartei vorsitzender Konrad HenleinGrundung 1 Oktober 1933als Sudetendeutsche Heimatfront5 November 1935Umbenennung zu Sudetendeutsche ParteiGrundungs ort EgerAuflosung 5 November 1938Zeitung Die ZeitAus richtung Nationalsozialismus deutscher Nationalismus Alldeutsche BewegungMitglieder zahl 1 35 Millionen 1938 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach dem Ersten Weltkrieg bis 1933 war der Teil der Sudetendeutschen der eine Zusammenarbeit mit dem entstandenen tschechoslowakischen Staat grundsatzlich ablehnte in zwei Parteien organisiert die Wertekonservativen in der Deutschen Nationalpartei DNP und die Radikalen in der Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei DNSAP Doch 1933 waren diese von der Prager Regierung verboten worden Am 1 Oktober 1933 grundete Konrad Henlein in Eger die Sudetendeutsche Heimatfront mit dem Ziel der Zusammenfassung aller Deutschen in der Tschechoslowakischen Republik Henlein betonte die christliche und deutsche Weltanschauung der Heimatfront die auf dem Boden des tschechoslowakischen Staates stehe und den Grundgedanken der Demokratie bejahe 1 Innerhalb der Sudetendeutschen Heimatfront kam es bald zu Konflikten zwischen zwei Gruppierungen Auf der einen Seite standen die Mitglieder des Kameradschaftsbundes fur volks und sozialpolitische Bildung KB ein 1925 bzw 1930 gegrundeter Zusammenschluss junger Sudetendeutscher der sich den Lehren Othmar Spanns vom standischen Staatsaufbau verschrieben hatte Sie unterschieden sich in zwei Grundfragen vom Nationalsozialismus Sie vertraten einen geistig kulturellen Volksbegriff unter Ablehnung der nationalsozialistischen Rassenlehre Und sie lehnten Gewalt zur Losung nationaler Fragen ab 2 Prominenteste Vertreter waren neben Henlein Walter Brand Heinz Rutha und Walter Heinrich Auf der anderen Seite standen die fruheren Anhanger der DNSAP die sich im Aufbruch Kreis sammelten benannt nach einer von Rudolf Jung mitbegrundeten Zeitschrift Diese Gruppe vertrat grossdeutsche antisemitische und rassistische Ansichten und stand von Beginn an in engem Kontakt zur NSDAP in Deutschland Bedeutender Vertreter neben Jung war Hans Krebs 3 Zunachst lag die Fuhrung der Heimatfront in den Handen von Mitgliedern des KB Anfanglich lehnte die Fuhrung der Sudetendeutschen Heimatfront zumindest offiziell den Nationalsozialismus von Adolf Hitler ab viele ihrer Anhanger standen den Traditionen der Habsburgermonarchie nahe und befurworteten perspektivisch eher die Vereinigung mit dem benachbarten Osterreich als mit dem Deutschen Reich Henlein forderte zunachst dass die Tschechoslowakei ihrem Versprechen nachkomme ihren Staat wie eine zweite Schweiz aufzubauen in dem alle Volksgruppen eine weitreichende Autonomie zugestanden werden sollte Unter Historikern ist bis heute umstritten inwieweit es sich hierbei um Uberzeugung oder wie von Henlein spater behauptet um taktisches Verhalten gehandelt hat 4 Kurz vor den Parlamentswahlen im Mai 1935 benannte sich die Sudetendeutsche Heimatfront auf Druck der tschechoslowakischen Regierung in Sudetendeutsche Partei SdP um Die Partei gewann landesweit die meisten Stimmen 1 249 530 aller Parteien und wurde nach der tschechischen Landwirtepartei Republikanska strana zemedelskeho a malorolnickeho lidu zur zweitstarksten Partei im Abgeordnetenhaus der Tschechoslowakischen Republik sie stellte 44 Sitze von insgesamt 300 des Abgeordnetenhauses und 23 im Senat Sie errang damit 68 Prozent der sudetendeutschen Wahlerstimmen 5 Bis dahin hatten bei den Parlamentswahlen im Sudetengebiet noch der Bund der Landwirte die sozialdemokratische und die kommunistische Partei dominiert Der Wahlerfolg machte die SdP zu einem Faktor in Hitlers aussenpolitischen Uberlegungen War der Wahlkampf 1935 nicht zuletzt durch den Volksbund fur das Deutschtum im Ausland finanziert worden so flossen der SdP nun noch weitaus mehr Gelder von Seiten des Auswartigen Amtes der Deutschen Arbeitsfront und der Vierjahresplanbehorde zu und vertieften die Abhangigkeit der Partei gegenuber dem Dritten Reich 1936 revoltierte der Aufbruch Kreis gegen die Parteifuhrung und erreichte dass Brand als Stellvertreter Henleins im Oktober 1936 durch Karl Hermann Frank ersetzt wurde der ins Lager der Radikalen gewechselt war Nachdem Rutha im Oktober 1937 unter dem Vorwurf der Homosexualitat festgenommen wurde und eine Schlagerei zwischen Abgeordneten der SdP und der tschechoslowakischen Polizei fur Aufsehen sorgte schwenkte auch Henlein auf den Kurs der Radikalen ein Spatestens zum 19 November 1937 so der Historiker Ralf Gebel als Henlein sich erstmals an Hitler wandte und ihn bat die Sudetendeutschen zu unterstutzen war die SdP zur Funften Kolonne Hitlers in der Tschechoslowakei geworden 6 Am 28 Marz 1938 kam es zu einem Treffen beider Politiker 7 Dabei erhielt Henlein von Hitler die Weisung der tschechoslowakischen Regierung stets Forderungen zu stellen die diese unmoglich annehmen konne Im Marz 1938 ging der Bund der Landwirte in der Sudetendeutschen Partei auf und auch die Abgeordneten der Deutschen Christlich Sozialen Volkspartei schlossen sich der SdP an Gleichzeitig wurde Druck auf die Deutschen in der Tschechoslowakischen Republik ausgeubt der Partei beizutreten Die Mitgliederzahl der SdP die am 31 Dezember 1936 noch 459 833 betragen hatte stieg von 548 338 am 31 Dezember 1937 auf 759 289 im Marz 1938 und 1 047 178 einen Monat spater 8 Auf Geheiss Hitlers verabschiedete die SdP am 24 April 1938 das Karlsbader Programm Die Erfullung der in ihm geforderten weitgehenden Autonomierechte fur die deutsche Minderheit so zum Beispiel ein eigener Verwaltungsapparat hatte das Ende des tschechoslowakischen Staates in seiner bisherigen Form bedeutet es wurde denn auch von der tschechoslowakischen Regierung abgelehnt Kurze Zeit spater erreichte die Partei bei Kommunalwahlen die bereits in einem Klima der Einschuchterung gegenuber Andersdenkenden stattfand 9 etwa 90 Prozent der sudetendeutschen Stimmen Im Mai 1938 wurde der Freiwillige deutsche Schutzdienst FS gebildet der aus dem Ordnungsdienst der SdP hervorging Im Oktober 1938 nach der Eingliederung der Sudetengebiete als Reichsgau Sudetenland in das Deutsche Reich infolge des Munchner Abkommens wurde die Sudetendeutsche Partei unmittelbar der NSDAP unterstellt Ein letzter Parteitag wurde noch am 16 Oktober 1938 in Aussig abgehalten Am 5 November 1938 wurde die Partei in Reichenberg im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung fur aufgelost erklart und die Ubernahme in die NSDAP verkundet 3 Da Hitler und einige andere fuhrende Nationalsozialisten z B Rudolf Hess und Reinhard Heydrich nach wie vor der SdP misstrauten und sie fur weltanschaulich unzuverlassig hielten erfolgte keine automatische Ubernahme der 1 35 Millionen SdP Mitglieder Diese konnten einen Aufnahmeantrag fur die NSDAP stellen die letztlich etwa 520 000 Mitglieder aus den Reihen der SdP ubernahm 3 Die Flugelkampfe aus der Anfangszeit der Bewegung nahmen nach dem Anschluss der Sudetengebiete an das Grossdeutsche Reich ihre Fortsetzung Einflussreiche Vertreter des Kameradschaftsbundes die eine Eingliederung des Sudetenlands in das nationalsozialistische Deutsche Reich abgelehnt hatten unter ihnen Walter Brand wurden politisch verfolgt obwohl sie dem Nationalsozialismus in gewisser Beziehung nahestanden 10 So wurden zu Beginn des Jahres 1940 in Dresden Prozesse gegen Mitglieder des KB wegen angeblicher Homosexualitat durchgefuhrt 3 Der SdP Vorsitzende Konrad Henlein war als populare Fuhrungsfigur der Sudetendeutschen von Verfolgungen ausgenommen Er erhielt die Titel eines Gauleiters und Reichsstatthalters des deutschen Reichsgaus Sudetenland und wurde von Heinrich Himmler zum SS Ehrenfuhrer im Range eines SS Obergruppenfuhrers ernannt Das bedeutete dass Henlein als eines der wenigen Nichtmitglieder der SS die SS Uniform tragen durfte er trat jedoch 1939 auch aktiv in die SS und NSDAP ein Auf Betreiben Reinhard Heydrichs verlor Henlein jedoch wahrend des Zweiten Weltkrieges spurbar an Einfluss 3 Mit dem Zusammenbruch des Grossdeutschen Reiches wurde 1945 auch die Sudetendeutsche Partei aufgelost und verboten Literatur BearbeitenRalf Gebel Heim ins Reich Konrad Henlein und der Reichsgau Sudetenland 1938 1945 Veroffentlichungen des Collegium Carolinum Band 83 Oldenbourg Munchen 1999 ISBN 3 486 56391 2 zugleich Dissertation Universitat Bonn 1997 2 Auflage Oldenbourg Munchen 2000 urn nbn de bvb 12 bsb00092896 5 Werner Rohr September 1938 Die Sudetendeutsche Partei und ihr Freikorps Edition Organon Berlin 2008 ISBN 978 3 931034 06 1 Ronald M Smelser Die Henleinpartei Eine Deutung In Karl Bosl Hrsg Die erste Tschechoslowakische Republik als multinationaler Parteienstaat Bad Wiesseer Tagungen des Collegium Carolinum Band 9 Oldenbourg Munchen Wien 1979 ISBN 3 486 49181 4 S 187 202 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sudetendeutsche Partei Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abzeichen der SdP 1935 DHM SdP Grundplanung O A 1938Einzelnachweise Bearbeiten Jorg Osterloh Sudetendeutsche Heimatfront In Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Band 5 Organisationen Institutionen Bewegungen W de Gruyter Berlin 2012 S 591 Leopold Grunwald Sudetendeutscher Widerstand gegen den Nationalsozialismus In Veroffentlichungen des Sudetendeutschen Archivs Band 23 Riess Druck und Verlag Benediktbeuern 1986 S 255 a b c d e Gebel Heim ins Reich 1999 S 129 Heinz Hohne Kohen ist nicht zu fassen Zwei Studien uber Konrad Henlein Spion der Briten und Gauleiter des Sudetenlandes In Die Welt 21 August 1999 Alena Mipikova Dieter Segert Republik unter Druck In Informationen zur politischen Bildung Heft 276 6 November 2002 Gebel Heim ins Reich 1999 S 51 55 zit S 55 Das Munchner Abkommen In Lebendiges Museum Online LeMO Jorg Osterloh Sudetendeutsche Heimatfront In Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Bd 5 Organisationen Institutionen Bewegungen W de Gruyter Berlin 2012 S 592 Detlef Brandes Besinnungsloser Taumel und masslose Einschuchterung Die Sudetendeutschen im Jahre 1938 PDF In Jahrbuch der Heinrich Heine Universitat Dusseldorf 2004 Heinrich Heine Universitat Dusseldorf 2005 S 232 Leopold Grunwald ebenda S 257 Normdaten Korperschaft GND 5005267 6 lobid OGND AKS LCCN n86092232 VIAF 149627329 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sudetendeutsche Partei amp oldid 237074194