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Konrad Ernst Eduard Henlein 6 Mai 1898 in Maffersdorf Konigreich Bohmen 10 Mai 1945 in Pilsen Tschechoslowakei war ein sudetendeutscher nationalsozialistischer Politiker und SS Obergruppenfuhrer Nachdem er 1925 in Asch hauptamtlicher Turnlehrer des grossten Vereins im Deutschen Turnverband in der Tschechoslowakei geworden war gestaltete er den Verband zu einer politischen Bewegung um Er ubernahm 1931 die Fuhrung des Gesamtverbandes und grundete 1933 unter Beteiligung verschiedener Rechtsparteien die Sudetendeutsche Heimatfront die spatere Sudetendeutsche Partei SdP als Sammlungsbewegung der Deutschen Turner und Nachfolgepartei der nationalsozialistischen DNSAP Wahrend die SdP unter seiner Fuhrung grosse Wahlerfolge feierte knupfte Henlein enge Kontakte zur NSDAP und forcierte 1938 in Absprache mit Adolf Hitler die Sudetenkrise Mit der Einverleibung des Sudetenlandes in das Deutsche Reich amtierte Henlein ab Oktober 1938 als Gauleiter und Reichsstatthalter im neuen Sudetengau Ungeachtet einer Beforderung zum SS Obergruppenfuhrer 1943 trat er politisch bis 1945 nicht mehr hervor Konrad Henlein 1938 Nach dem Anschluss des Sudetenlandes zwischen Franzensbad und Eger am 3 Oktober 1938 Von rechts Wilhelm Keitel Konrad Henlein Adolf Hitler Walter von Reichenau SS Chef Heinrich Himmler und Heinz Guderian im Vordergrund Gunther von Kluge Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Jugend 1 2 Gang in die Politik 1 3 Nationalsozialismus 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Jugend Bearbeiten Konrad Henlein wurde als Sohn katholischer Eltern des Buchhalters Konrad Henlein sen und dessen Frau Hedwig geboren die ihrerseits die Tochter eines Tschechen und einer Deutsch Bohmin war 1 Als Henlein am 26 Januar 1939 seinen Aufnahme Antrag in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei stellte gab er jedoch eine deutsche Volkszugehorigkeit der Mutter an deren Geburtsname Dworatschek laute 2 Doch erst am 18 April 1941 wurde nachtraglich die tschechische Form des Geburtsnamens der Mutter Hedwig Anna Augusta Dvoracek auch offiziell in den Namen Dworaschek geandert 1 3 Henlein besuchte die Handelsakademie in Gablonz und liess sich zum Bankangestellten ausbilden Im Fruhjahr 1916 trat er in die osterreichisch ungarische Armee ein und nahm am Ersten Weltkrieg teil Dabei kampfte er im Gebirgskrieg an der italienischen Front wo er am 18 November 1917 in Kriegsgefangenschaft geriet Seine Gefangenschaft verbrachte er in einem Lager auf der Insel Asinara vor Sardinien und beschaftigte sich dort intensiv mit den Ideen der Deutschen Turnbewegung Nach seiner Ruckkehr im Jahre 1919 arbeitete er als Bankbeamter in Gablonz und war zunachst ehrenamtlich in der deutschnationalen Turnbewegung tatig 1925 ubernahm er schliesslich eine Turnlehrerstelle in Asch Dort heiratete er 1926 die Turnerin und Konditorentochter Emma Geyer mit der er spater funf Kinder hatte Nachdem Konrad Henlein 1931 Fuhrer des Sudetendeutschen Turnerbundes geworden war versuchte er die Turnbewegung als politische Kraft auszubauen Gang in die Politik Bearbeiten Am 1 Oktober 1933 grundete Henlein in Eger die Sudetendeutsche Heimatfront SHF DNSAP und Deutsche Nationalpartei hatten sich kurz zuvor aufgelost um einem Verbot durch die tschechoslowakische Regierung zuvorzukommen Es beteiligten sich viele ehemalige Funktionare und Politiker dieser Parteien an der Grundung der neuen Bewegung Die SHF fand unter den Deutschen in Bohmen rasch eine breite Basis obgleich bis Mitte der 1930er Jahre die sozialdemokratische und die kommunistische Partei mehr Anhanger hatten Henlein ausserte sich in seinen Reden zunachst im Sinne einer aktivistischen Politik er betonte seine Loyalitat zum tschechoslowakischen Staat innerhalb dessen er die Mitbestimmungs und Selbstverwaltungsrechte der deutschen Minderheit starken wolle Unter Historikern ist bis heute umstritten inwieweit es sich hierbei um Uberzeugung oder wie von Henlein spater behauptet um taktisches Verhalten handelte 4 Zum 19 April 1935 erfolgte die Umbenennung des SHF in Sudetendeutsche Partei SdP Diese wurde in den Folgejahren mit massiver Unterstutzung der NSDAP systematisch ausgebaut Bei den Wahlen 1935 gewann die SdP 44 der 66 deutschen Sitze im Prager Parlament Vom 21 November 1936 bis zum 31 Januar 1939 war Henlein Vorsitzender des Verbandes der deutschen Volksgruppen in Europa 5 Im November 1937 unterwarf sich Henlein in einem Schreiben an Hitler dessen expansiver Politik moglicherweise nachdem Agenten aus Berlin eine Revolte in der SdP gegen ihn angezettelt hatten 4 Ziel war ab diesem Zeitpunkt unverhohlen der Anschluss der Sudetengebiete an das nationalsozialistische Deutsche Reich Zwischen dem 12 und 13 September 1938 startete Henlein den Ersten Septemberaufstand den Versuch eines Staatsstreiches in den Grenzbezirken Diese Rebellion wurde aber durch die tschechoslowakische Armee und Polizei rasch erstickt Die SdP die noch am 11 September in Gesprachen mit der Regierung stand wurde verboten Die gesamte SdP Fuhrung fluchtete nach Deutschland wo Henlein die Bildung des Sudetendeutschen Freikorps veranlasste dessen Kommandeur er wurde Dieses Sudetendeutsche Freikorps wurde organisatorisch den SS Totenkopfverbanden unter Theodor Eicke zugeordnet und Ende 1938 von diesen eingegliedert Am 21 September 1938 kam es zum Zweiten Septemberaufstand der im Bezirk Asch dem westlichsten Grenzbezirk der Republik begann Weil die tschechoslowakische Regierung eine Provokation Hitlers mit dem Ziel die tschechoslowakische Seite zu Kriegshandlungen hinzureissen furchtete verhielten sich Polizei und Militar passiv Bis zum 23 September gelang es der SdP Guerilla den gesamten Bezirk Asch zu beherrschen Am 30 September wurde das Munchner Abkommen geschlossen vor dem die tschechoslowakische Regierung kapitulierte Am nachsten Tag okkupierte die deutsche Wehrmacht etwa ein Drittel des tschechischen Landesteils Danach war Henlein ab Anfang Oktober 1938 zunachst Reichskommissar fur die sudetendeutschen Gebiete und wurde am 30 Oktober 1938 Gauleiter des Sudetengaus Er durfte ab 9 Oktober 1938 die Uniform eines SS Gruppenfuhrers tragen war somit SS Ehrenfuhrer und politisch dem Stab RFSS unterstellt Er stellte im Januar 1939 seinen NSDAP Aufnahmeantrag und erhielt die Mitgliedsnummer 6 600 001 Wenig spater trat er auch der SS SS Nr 310 307 aktiv bei und wurde am 21 Juni 1943 zum SS Obergruppenfuhrer befordert Nach der Erganzungswahl am 4 Dezember 1938 zu dem im April 1938 gewahlten Reichstag kam Henlein als Abgeordneter fur das Sudetenland in den nationalsozialistischen Reichstag dem er bis zum Ende der NS Herrschaft im Fruhjahr 1945 angehorte 6 Nationalsozialismus Bearbeiten nbsp Henlein ganz rechts im September 1939 in Polen wahrend Hitler und Himmler eine erbeutete Regiments fahne der polnischen Armee begutachten Nach der Besetzung des tschechischen Rumpfstaates durch deutsche Truppen war er ab dem 16 Marz 1939 kurz Chef der Zivilverwaltung von Bohmen und Mahren Anfang Mai 1939 wurde er nach der Neugliederung des Reichsgaus Sudetenland zum Reichsstatthalter berufen und blieb in dieser Funktion ebenso als Gauleiter bis zum Kriegsende Am 31 Januar 1939 wurde er gemeinsam mit Walter Lierau zum Ehrenburger der Stadt Reichenberg ernannt Von Mitte November 1942 bis Mai 1945 war er zudem Reichsverteidigungskommissar 6 Wahrend des Zweiten Weltkrieges trat er kaum noch politisch in Erscheinung Von Heydrich dem Leiter des Reichssicherheitshauptamtes soll er fur unzuverlassig befunden worden sein Eine Ablosung scheiterte am engen Verhaltnis Henleins zu Hitler Offenbar war Henlein weitgehend entmachtet arbeitete eine Zeit lang als britischer Spion und pflegte Kontakte mit Wilhelm Canaris 4 7 Henlein starb am 10 Mai 1945 in US amerikanischer Gefangenschaft durch Suizid Literatur BearbeitenRalf Gebel Heim ins Reich Konrad Henlein und der Reichsgau Sudetenland 1938 1945 Veroffentlichungen des Collegium Carolinum Band 83 2 Auflage Oldenbourg Munchen 2000 ISBN 3 486 56468 4 urn nbn de bvb 12 bsb00092896 5 Hermann Graml Henlein Konrad In Neue Deutsche Biographie NDB Band 8 Duncker amp Humblot Berlin 1969 ISBN 3 428 00189 3 S 532 534 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Konrad Henlein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Konrad Henlein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Konrad Henlein in den Historischen Pressearchiven der ZBW Konrad Henlein Die deutschen Kulturaufgaben in der Tschechoslowakei Rede vom 26 Februar 1936 im Deutschen Haus Prag Manfred Wichmann Konrad Henlein Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Konrad Henlein und die Henlein Legende auf bohemistik de PDF 1 4 MB mit zeitgenossischen Karikaturen Einzelnachweise Bearbeiten a b Ralf Gebel Heim ins Reich Konrad Henlein und der Reichsgau Sudetenland 1938 1945 2 Auflage Oldenbourg Munchen 2000 S 43 NS apologetisch Karl Hoffkes Hitlers politische Generale Die Gauleiter des Dritten Reiches 2 Auflage Grabert Verlag Tubingen 1997 ISBN 3 87847 163 7 S 139 141 Taufmatrik Maffersdorf 1890 1900 fol 231 a b c Heinz Hohne Kohen ist nicht zu fassen Zwei Studien uber Konrad Henlein Spion der Briten und Gauleiter des Sudetenlandes In Die Welt 21 August 1999 Dan Diner Hrsg Enzyklopadie judischer Geschichte und Kultur EJGK Band 2 Co Ha Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02502 9 S 289 a b Joachim Lilla Die Vertretung des Reichsgaus Sudetenland und des Protektorats Bohmen und Mahren im Grossdeutschen Reichstag In Bohemia Zeitschrift fur Geschichte und Kultur der bohmischen Lander Band 40 Ausgabe 2 1999 S 458 Janus The Papers of Group Captain Malcolm Christie Normdaten Person GND 118710435 lobid OGND AKS LCCN n90710972 VIAF 39499430 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Henlein KonradALTERNATIVNAMEN Henlein Konrad Ernst Eduard vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG sudetendeutscher nationalsozialistischer Politiker und SS ObergruppenfuhrerGEBURTSDATUM 6 Mai 1898GEBURTSORT Maffersdorf Konigreich BohmenSTERBEDATUM 10 Mai 1945STERBEORT Pilsen Tschechoslowakei Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konrad Henlein amp oldid 236756286