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Als grossdeutsche Losung der deutschen Frage wurde das in der Frankfurter Nationalversammlung von 1848 diskutierte aber verworfene Modell eines deutschen Nationalstaats unter Einschluss und Fuhrung des Kaisertums Osterreich bezeichnet Sie stand im Gegensatz zur schliesslich beschlossenen kleindeutschen Losung die alle Mitglieder des Deutschen Bundes ausser Osterreich unter preussischer Hegemonie vorsah Einwohner im Deutschen Bund 1848 nach Einzelstaaten Ein deutscher Bundesstaat auf dieser Grundlage hatte im Wesentlichen der so genannten grossdeutschen Losung entsprochen Jeweils zirka ein Drittel der Einwohner hatte in Osterreich Preussen und den ubrigen Staaten gelebt Von den Grossdeutschen zu unterscheiden sind die extrem nationalistischen und antisemitischen Alldeutschen Sie sammelten sich in den 1890er Jahren im Deutschen Kaiserreich im Alldeutschen Verband und in Osterreich in der Alldeutschen Vereinigung Im 20 Jahrhundert wurde der ursprunglich von Nationalliberalen und Demokraten aufgebrachte Begriff grossdeutsch zu einem Kampfbegriff gegen den Vertrag von Versailles und den Vertrag von Saint Germain den vor allem die rechten Parteien in Deutschland und Deutsch Osterreich verwendeten Ihr Ziel war ein Reich das alle Gebiete mit einer mehrheitlich deutschsprachigen Bevolkerung umfassen sollte auch gegen den Widerstand des Auslands wie Italiens oder Frankreichs Die Nationalsozialisten sahen die grossdeutsche Losung nach dem Anschluss Osterreichs trotz des Zerfalls Osterreich Ungarns und der Doppelmonarchie in vier verschiedene Staaten nachtraglich verwirklicht weshalb sie das Deutsche Reich von dort an Grossdeutschland nannten Sie strebten daruber hinaus nach einer imperialistischen Losung der deutschen Frage Unter dem NS Regime sollten einem zu erschaffenden Grossgermanischen Reich zur dauerhaften Vorherrschaft uber den europaischen Kontinent verholfen und dafur die betroffenen Gebiete mit Angehorigen nichtgermanischer 1 vor allem slawischer Volker 2 germanisiert werden 3 Inhaltsverzeichnis 1 Die grossdeutsche Losung als Teil der Nationalbewegung 2 Grossdeutsche Reformvorschlage 1849 1850 und 1863 3 Zwischen den Weltkriegen 4 Seit 1945 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksDie grossdeutsche Losung als Teil der Nationalbewegung Bearbeiten nbsp Deutscher Bund 1815 1866 nbsp Deutschlandkonzepte 1848 1867Das Wort grossdeutsch wurde erstmals vom Prasidenten der Frankfurter Nationalversammlung Eduard von Simson verwendet Diese grossdeutsche Bewegung war vor allem in den suddeutschen Landern Baden Wurttemberg Bayern und Osterreich verbreitet ihre Anhanger waren meist liberal demokratisch bis nationalliberal Im Zusammenhang mit der Marzrevolution 1848 wurde darunter die Grundung eines deutschen Nationalstaates verstanden der alle deutschsprachigen Gebiete des Deutschen Bundes einschliesslich der Ostprovinzen Preussens und aus historischen Grunden Konigreich Bohmen osterreichische Kronlander Krain und Kustenland auch Gebiete umfassen sollte in denen Tschechen bzw Slowenen die Mehrheit der Bevolkerung stellten In der Nationalversammlung wurde die grossdeutsche Losung von den Fraktionen Donnersberg ausserste Linke Wurttemberger Hof linkes Zentrum zum Teil Casino Pariser Hof rechtes Zentrum sowie Cafe Milani Rechte vertreten wobei die Verfassungsvorstellungen zwischen Einheitsstaat und lockerer Foderation variierten Allerdings ware diese Vorstellung politisch nur durch eine Teilung des Kaisertums Osterreich zu verwirklichen gewesen was ohne eine gleichzeitige Revolution der Ungarn undenkbar war Der osterreichische Ministerprasident Felix zu Schwarzenberg erteilte daher einer grossdeutschen Losung bereits im Dezember 1848 eine klare Absage Am 12 Januar 1849 erklarte Hermann von Beckerath von der rechtsliberalen Casino Fraktion in der Frankfurter Nationalversammlung Das Warten auf Osterreich ist das Sterben der deutschen Einheit 4 Die deutsche Frage uberlagerte zunehmend die ursprunglichen Fraktionsgrenzen Im Februar 1849 gingen die Anhanger der grossdeutschen Losung sowohl Linke die einen Einheitsstaat anstrebten als auch die konservativen Foderalisten vom Pariser Hof ein Bundnis ein dessen Treffpunkt die Gaststatte Mainlust war Dieser instabilen Fraktion gehorten bis zu 260 Abgeordnete an 5 Ihre Koalition zerfiel jedoch angesichts des Grossosterreich Plans des Fursten Schwarzenberg siehe unten der auch die nichtdeutschen Gebiete der Habsburgermonarchie einbezog und nicht mit den Vorstellungen der liberalen und demokratischen Nationalbewegung vereinbar war 6 In der Frankfurter Reichsverfassung vom 28 Marz 1849 setzte sich schliesslich die kleindeutsche Losung durch die in der Hoffnung grundete uber den Konig von Preussen den Nationalstaat als konstitutionelle Monarchie mit erblicher Kaiserwurde durchsetzen zu konnen Dennoch hielt die Verfassung die Moglichkeit offen dass sich Osterreich in den Grenzen des Deutschen Bundes anschliessen wurde Fur diesen Fall waren auch Abgeordnete im Reichsparlament vorgesehen Dies ist aber eher als Zugestandnis an grossdeutsche Abgeordnete 1849 zu sehen Preussen und andere Staaten schlugen die Revolution gewaltsam nieder Nach einem kleindeutschen Einigungsversuch durch Preussen Erfurter Union und der Herbstkrise in der Osterreich und Preussen beinahe zum Krieg bereit waren wurde der Deutsche Bund 1851 wiederhergestellt Die Mehrheit der liberalen und demokratischen Bewegung schloss sich 1859 im Deutschen Nationalverein zusammen der die kleindeutsche Losung verfolgte Demgegenuber versammelten sich am 28 Oktober 1862 in Frankfurt am Main etwa 500 Anhanger der Grossdeutschen und grundeten dort den Deutschen Reformverein Dieser Verein bestand uberwiegend aus Suddeutschen die dem Anliegen Osterreichs positiv gegenuberstanden und das osterreichische Reformprojekt 1863 unterstutzen Grossdeutsche Reformvorschlage 1849 1850 und 1863 Bearbeiten nbsp Das deutsche Sprachgebiet um 1910Die Regierungszeit des Habsburger Kaisers Franz Joseph I begann Ende 1848 mit der Bemuhung die Revolution niederzuschlagen Einen deutschen Bundesstaat lehnte er strikt ab Doch sein Ministerprasident Felix Furst zu Schwarzenberg wollte der Frage einer deutschen Einigung nicht rein negativ gegenuberstehen allein schon der offentlichen Meinung wegen So machte er 1849 den Vorschlag eines Grossosterreich also eine Erweiterung des Deutschen Bundes um alle Gebiete der Habsburgermonarchie also auch Ungarn und Norditalien Dieser Gedanke war fur Schwarzenberg attraktiv weil dadurch alle Gebiete den militarischen Schutz des Bundes genossen hatten Ausserdem hatte der Bund bei der Bekampfung von Aufstanden etwa in Ungarn und Italien helfen sollen Dafur war Schwarzenberg bereit den Bundeszweck leicht zu erweitern Auch Fragen des Handels oder einheitlicher Masse hatte dazu gehoren konnen In diese Richtung ging auch der Reformvorschlag des Vierkonigsbundnisses vom Februar 1850 Damit begegneten die Konigreiche Bayern Hannover Sachsen und Wurttemberg der Erfurter Union Ein reformierter Deutscher Bund sollte ganz Osterreich aufnehmen und zwar kein Bundesstaat werden aber neue Organe und einen erweiterten Bundeszweck erhalten Auf dem Frankfurter Furstentag im Jahr 1863 legte Osterreich die von Ludwig von Biegeleben formulierte Frankfurter Reformakte vor Zwar ging es nicht mehr um den Beitritt der bislang bundesfremden Gebiete Osterreichs Aber auch dieser Reformvorschlag zielte auf einen Staatenbund mit mehr Aufgaben und Organen als bisher Die reformierte Bundesverfassung hatte Osterreichs Fuhrung uber den Deutschen Bund bestatigt und bestarkt und es zum Fuhrungsstaat eines grossdeutschen monarchischen foderalen Staatenbundes in Mitteleuropa gemacht 7 Der preussische Konig Wilhelm I verweigerte auf Anraten Bismarcks die Teilnahme am Furstentag und der Reformvorschlag scheiterte Schliesslich kam es 1866 zum Deutschen Krieg den Osterreich und seine Verbundeten wie Bayern und Hannover verloren Preussen durfte laut Friedensvertrag mit den nord und mitteldeutschen Staaten einen Bundesstaat grunden Norddeutscher Bund Osterreich versuchte in den Folgejahren noch Einfluss auf die Entwicklung in Suddeutschland zu nehmen Im Krieg gegen Frankreich 1870 71 schlossen sich die suddeutschen Staaten jedoch dem Norddeutschen Bund an kleindeutsche Reichsgrundung Zwischen den Weltkriegen BearbeitenDurch den Zerfall der Osterreichisch Ungarischen Monarchie infolge des Ersten Weltkrieges war eine Vereinigung der deutschsprachigen Gebiete ihrer osterreichischen Reichshalfte mit dem nun republikanischen Deutschen Reich Weimarer Republik moglich geworden Sie wurde von der deutschosterreichischen provisorischen Nationalversammlung am 12 November 1918 einstimmig beschlossen Diese Losung wurde allerdings von den Siegermachten des Weltkrieges verhindert die zudem Osterreich verboten sich Deutschosterreich zu nennen Vertrag von Saint Germain Vor allem die Grossdeutsche Volkspartei verfolgte im Osterreich der Zwischenkriegszeit weiter den Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich aber auch die Sozialdemokraten bis 1933 Nach dem im Marz 1938 erfolgten Anschluss Osterreichs an Deutschland liess sich Adolf Hitler als Verwirklicher der grossdeutschen Losung feiern 1943 wurde die amtliche Staatsbezeichnung des Deutschen Reiches in Grossdeutsches Reich geandert Seit 1945 BearbeitenDer nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Mit der Niederlage NS Deutschlands beschlossen die Siegermachte Osterreich wiederherzustellen Seit 1945 gilt der Begriff grossdeutsch aufgrund seiner Verbindung mit dem nationalsozialistischen Deutschland als diskreditiert Die von der Bundesrepublik Deutschland und zeitweise auch von der DDR vertretene Idee eines Gesamtdeutschland entspricht heute der fruheren kleindeutschen Losung unter Verzicht auf die ehemaligen deutschen Ostgebiete In Osterreich war die Angliederung an Deutschland seit 1945 kein politisch relevantes Thema mehr die Moskauer Deklaration der Alliierten von 1943 der zufolge Osterreich Hitlers erstes Opfer war und wieder selbststandig werden sollte entsprach voll der Stimmungslage der Bevolkerung bei Kriegsende Im Staatsvertrag von 1955 wurde der Anschluss wie schon 1919 im Vertrag von St Germain verboten Bei der uberwiegenden Bevolkerungsmehrheit festigte sich seither ein eigenes osterreichisches Nationalbewusstsein Eine Minderheit ideologische Nachfolger der Deutschliberalen und Deutschnationalen ist weiterhin im klassischen Sinne grossdeutsch orientiert Sowohl in Deutschland als auch in Osterreich wird die Idee meist mit Rechtsextremismus bzw Neonazismus in Verbindung gebracht da sie u a von rechtsextremen Parteien wie der NPD vertreten wird Es besteht jedoch auch eine Minderheit innerhalb der FPO und einigen kleineren Parteien welche die ursprunglichen Gedanken der grossdeutschen Losung des 19 Jahrhunderts weiterverfolgen Die Existenz einer eigenstandigen osterreichischen Nation wird mittlerweile jedoch selbst unter FPO Anhangern weitgehend angenommen Eine Umfrage von 2008 ergab dass 82 Prozent der befragten Osterreicher sich als separate Nation ansehen wahrend es im Jahr 1956 nur 49 Prozent waren 8 Literatur BearbeitenRudolf Lill Grossdeutsch und Kleindeutsch im Spannungsfeld der Konfessionen In Anton Rauscher Hrsg Probleme des Konfessionalismus in Deutschland seit 1800 Paderborn 1984 S 29 47 Adam Wandruszka Grossdeutsche und kleindeutsche Ideologie 1840 1871 In Robert Kann Friedrich Prinz Hrsg Deutschland und Osterreich Ein bilaterales Geschichtsbuch Wien 1980 S 110 142 Einzelnachweise Bearbeiten Zur Bedeutung siehe die Akten der Partei Kanzlei der NSDAP Bd 1 Teil 1 RKF 15680 K 101 13763 f 722 hrsg von Helmut Heiber Institut fur Zeitgeschichte Oldenbourg Munchen 1983 S 671 Nach der im Sinne der NS Rassenideologie letztgenannten Gruppe s Gertraud Eva Schrage in Jahrbuch fur die Geschichte Mittel und Ostdeutschlands Bd 54 De Gruyter Saur Munchen 2008 210 f Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Bd 2 C H Beck 4 durchgesehene Auflage Munchen 2002 S 77 f 87 Der Spiegel 45 2008 vom 3 November 2008 Heinrich August Winkler Der lange Weg nach Westen Band 1 Deutsche Geschichte vom Ende des Alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik C H Beck Munchen 2000 S 120 und 129 Dieter Hein Die Revolution von 1848 49 4 Auflage C H Beck Munchen 2007 S 114 Dieter Hein Die Revolution von 1848 49 4 Auflage C H Beck Munchen 2007 S 118 Fritz Molden Die Osterreicher oder Die Macht der Geschichte 2 Auflage Langen Muller Munchen 1987 S 154 Osterreicher fuhlen sich heute als Nation In Der Standard 12 Marz 2008 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Rede zur Eroffnung der Nationalversammlung Friedrich Ebert Quellen und Volltexte Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grossdeutsche Losung amp oldid 233450409