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Die Erfurter Union oder Deutsche Union war ein Versuch Preussens in den Jahren 1849 50 den Deutschen Bund durch einen deutschen Nationalstaat zu ersetzen Noch wahrend Preussen die Revolution von 1848 49 niederschlug lud es im Mai 1849 andere deutsche Staaten im Dreikonigsbundnis zu diesem Bundesstaat ein Der Erfurter Verfassungsentwurf war eine konservative Variante der Paulskirchenverfassung und erteilte den ubrigen Fursten eine wichtigere Rolle Zeitgenossische Karte mit den Staaten der Union in hellrosa etwa Anfang 1850Ursprunglich sollte dieser Einigungsversuch ein Deutsches Reich grunden Weil wichtige Grundungsmitglieder wie Hannover und Sachsen sich im Laufe der Monate vom Projekt abwandten wurde der zu grundende Nationalstaat im Februar 1850 in Union umbenannt In der Geschichtswissenschaft spricht man von der Erfurter Union weil das Erfurter Unionsparlament in der preussischen Stadt Erfurt zusammenkam Das Unionsparlament tagte im Marz und April 1850 Es nahm den Verfassungsentwurf an und sah damit die Verfassung als vereinbart an Liberale Anderungen wurden den Regierungen nur empfohlen Allerdings verfolgte Preussen sein Unionsprojekt zeitweise nur halbherzig da Hochkonservative in der Regierung den Verfassungsentwurf noch zu liberal fanden Preussen war letztendlich vor allem auf den eigenen Machtgewinn aus Eine Union war ein moglicher Weg dazu aber kein Ziel an sich Im Mai 1850 erklarten sich nur zwolf Unionsstaaten von einst 26 dazu bereit die Unionsverfassung als gultig anzuerkennen In der Herbstkrise 1850 musste Preussen auf osterreichisch russischen Druck die Unionspolitik endgultig aufgeben Der Deutsche Bund wurde im Sommer 1851 wieder in alter Form aktiviert Inhaltsverzeichnis 1 Bezeichnungen 2 Anfange und Dreikonigsbundnis April Mai 1849 2 1 Ausgangslage 2 2 Unionsakte und Dreikonigsbundnis 2 3 Verfassungsdokumente 3 Provisorisches Bestehen 3 1 Mitglieder 3 2 Verwaltungsrat im Ringen zwischen Preussen und Osterreich 3 3 Unionsparlament Marz April 1850 3 4 Ende der Union 4 Bewertung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 BelegeBezeichnungen Bearbeiten nbsp Deutschlandkonzepte Begriffe nbsp Deutschlandkonzepte Plane und VerfassungenIn der Revolutionszeit 1848 1849 wurde der zu errichtende deutsche Staat als deutscher Bundesstaat im Zentralgewaltgesetz oder spater als deutsches Reich bezeichnet Diese Bezeichnungen wurden dann auch fur den Einigungsversuch verwendet der als Erfurter Union bekannt wurde Der wichtigste Vertrag dazu das Dreikonigsbundnis vom 26 Mai 1849 spricht allerdings nur von einem Bundniss und daneben von einer Reichs Verfassung Der beigelegte Verfassungsentwurf hatte den Titel Verfassung fur das deutsche Reich genauso wie sein Vorbild die Frankfurter Reichsverfassung Nach dem Konzept des Gagernschen Doppelbundes sollte der deutsche Nationalstaat zusammen mit Osterreich einen weiteren im Sinne von weiter gefassten Bund bilden Dieser weitere Bund wurde damals deutsche Union genannt Dies ist nicht zu verwechseln mit dem Bundesstaat der im Februar 1850 selbst die offizielle Bezeichnung Deutsche Union statt Deutsches Reich erhielt Entsprechend passte man die ubrigen Bezeichnungen an Anfange und Dreikonigsbundnis April Mai 1849 Bearbeiten Hauptartikel Dreikonigsbundnis Ausgangslage Bearbeiten nbsp Friedrich Wilhelm IV von Preussen nbsp Joseph von Radowitz preussischer General nbsp Entwicklungen in Deutschland Marz bis Mai 1849In der Revolutionszeit hatte Friedrich Wilhelm IV immer wieder Signale ausgesendet dass er bereit sei an die Spitze eines deutschen Bundesstaates zu treten Die Frankfurter Reichsverfassung lehnte er innerlich ab weil sie von Liberalen und Demokraten beschlossen wurde Ausserdem wunschte er sich eine konservativere Verfassung und scheute sich vor dem Titel eines Kaisers Schliesslich war es ihm wichtig die Zustimmung seiner Standesgenossen der anderen deutschen Fursten zu erhalten Ansonsten waren die grosseren Staaten dem Bundesstaat nicht beigetreten Sein wichtigster Berater in diesen Fragen war Joseph von Radowitz der in der Frankfurter Nationalversammlung auf der Rechten sass und dennoch dafur stimmte die Kaiserwurde dem preussischen Monarchen zu ubertragen 1 Radowitz jetziger Einigungsplan kam dem Konig gelegen um nicht nur bloss negativ zur deutschen Frage zu stehen Bereits am 3 April 1849 als Friedrich Wilhelm IV die Kaiserkrone ablehnte liess er die ubrigen deutschen Staaten wissen dass er an die Spitze eines Bundesstaates treten wolle an dem diejenigen Staaten teilnehmen sollten die dies wunschten 2 Unionsakte und Dreikonigsbundnis Bearbeiten nbsp Verfassungsdiagramm fur die Erfurter Union nach dem Stand 1850Radowitz ubernahm im Wesentlichen den Plan eines Doppelbundes wie ihn der liberale Reichsministerprasident Heinrich von Gagern entwickelt hatte Demnach sollte Preussen mit den ubrigen deutschen Staaten ausser Osterreich einen engeren Bund bilden Kleindeutschland Dieser engere Bund ein Bundesstaat sollte dann mit ganz Osterreich uber einen weiteren Bund verknupft sein In einer Denkschrift vom 9 Mai bot die preussische Regierung Osterreich eine Unionsakte an Dieser zufolge wurden der deutsche Bundesstaat einerseits und die osterreichische Monarchie andererseits die deutsche Union grunden als einen unauflosbaren volkerrechtlichen Bund der dem Deutschen Bund geahnelt hatte aber mehr Kompetenzen und eine Exekutive bekommen sollte In diesem Direktorium mit Sitz in Regensburg waren Osterreich und der Bundesstaat mit jeweils zwei Mitgliedern vertreten gewesen wobei Osterreich den Geschafts Vorsitz innehaben durfte Doch Osterreich lehnte den Doppelbund ab Zu einer Konferenz in Berlin die ab dem 17 Mai tagte waren ausser Preussen vertreten durch Joseph von Radowitz die vier ubrigen Konigreiche im Deutschen Bund vertreten 3 Bayern vertreten durch Maximilian von Lerchenfeld Kofering Wurttemberg vertreten durch Karl August von Wangenheim Hannover vertreten durch Johann Carl Bertram Stuve und Sachsen vertreten durch Friedrich Ferdinand von Beust Die suddeutschen Konigreiche Bayern und Wurttemberg lehnten eine Beteiligung an der Union ab doch mit Sachsen und Hannover unterzeichnete Preussen am 26 Mai das Dreikonigsbundnis Sachsen und Hannover gaben aber schon damals bekannt dass sie der spateren Verfassung nur beitreten wurden wenn alle deutschen Staaten ausser Osterreich dies tun wurden Die Kleinstaaten beispielsweise in Thuringen fuhlten sich zunachst noch an ihre Zusage zur Frankfurter Reichsverfassung gebunden Nach der endgultigen Absage des Preussenkonigs wurden die Bruchstellen zwischen Liberalen und Demokraten sichtbar und die Unruhen bei der Reichsverfassungskampagne machten die Regierungen und die Liberalen empfanglich fur die Unionspolitik Doch es gab auch skeptische Stimmen einerseits weil Preussen offensichtlich seine Macht ausdehnen wollte andererseits weil in Thuringen ebenfalls Aufstande ausbrechen konnten wenn die Regierungen plotzlich die Reichsverfassung aufgaben 4 Langsam wurde der Widerstand aber uberwunden So stimmte zuerst der Landtag in Weimar mit 20 zu 13 Stimmen am 21 Juli 1849 fur den Beitritt Zuletzt trat Sachsen Coburg Gotha bei wofur Herzog Ernst II den widerstrebenden Landtag auflosen musste Ernst zufolge konnte nur ein preussisch gefuhrter Bundesstaat die Bedurfnisse Deutschlands auf dem Gebiet der Sicherheit Innen und Wirtschaftspolitik erfullen 5 Verfassungsdokumente Bearbeiten Hauptartikel Erfurter Unionsverfassung Der Verfassungsentwurf der am 28 Mai 1849 veroffentlicht wurde war grosstenteils eine wortliche Kopie der Frankfurter Reichsverfassung die gerade einmal zwei Monate alter war Der Grundrechtskatalog wurde verkurzt und teilweise durch Gesetzesvorbehalte eingeschrankt und die Einzelstaaten sollten selbstandiger bleiben Vor allem hatte der preussische Konig als Kaiser dessen Titel nun Reichs und spater Unionsvorstand war seine Mitwirkung bei der Gesetzgebung mit den Fursten teilen mussen Ein Furstenkollegium in dem Preussen eine von sechs Stimmen hatte hatte die Befugnisse bei der Gesetzgebung ausgeubt Statt eines aufschiebenden Vetos wie in der Frankfurter Reichsverfassung hatte das Kollegium sogar ein absolutes Veto gehabt es hatte Gesetze also ganz verhindern konnen Zeitgleich mit dem Verfassungsentwurf erschien ein Erfurter Wahlgesetz Wahrend das Frankfurter Vorbild noch eine allgemeine gleiche und direkte Wahl vorgesehen hatte wurde nun ein Dreiklassenwahlrecht eingefuhrt das noch strenger als das preussische war Ferner wurden Bestimmungen fur ein Schiedsgericht mit Sitz in Erfurt veroffentlicht Eine Denkschrift vom 11 Juni gab eine offizielle Interpretation fur den Verfassungsentwurf Am 26 Februar 1850 wurde eine Additional Akte zum Verfassungsentwurf beschlossen Mit diesen Anderungen trug man den jungsten Entwicklungen Rechnung Das Reich wurde in Union umbenannt und da Bayern und andere Staaten sich nicht beteiligten passte man die vorgesehene Anzahl an Sitzen fur das Parlament an Provisorisches Bestehen BearbeitenMitglieder Bearbeiten Im Dezember 1849 schlossen sich die beiden Hohenzollern Staaten in Suddeutschland Preussen an Damit gab es insgesamt noch 36 deutsche Lander Davon sind acht nie der Erfurter Union beigetreten ausser Osterreich waren dies Bayern das am 27 Mai 1849 abgelehnt hatte Wurttemberg das im September sich ausweichend erklarte Schleswig und Holstein Luxemburg Limburg Liechtenstein Hessen Homburg und Frankfurt Am 20 Oktober schieden Hannover und Sachsen de facto aus weil die Wahlen zum Parlament gegen ihre Stimmen im Verwaltungsrat ausgeschrieben worden waren Ende 1849 hatte das Bundnis als Mitglieder Preussen mit Hohenzollern Kurhessen Baden Hessen Darmstadt beide Mecklenburg Oldenburg Nassau Braunschweig Sachsen Weimar Sachsen Altenburg Sachsen Coburg Gotha Sachsen Meiningen Anhalt Dessau Anhalt Kothen Anhalt Bernburg beide Schwarzburg beide Lippe beide Reuss Waldeck Hamburg Bremen Lubeck 6 Hannover gehorte der Union formell bis zum 21 Februar 1850 an 7 Sachsen bis zum 25 Mai Am 12 Juni gab es noch 22 Mitglieder der Union Kurhessen Hessen Darmstadt Mecklenburg Strelitz und Schaumburg Lippe fehlten Anfang August 1850 entschied Baden sich zum Austritt spatestens zum 15 Oktober dem Ablauf des Provisoriums 8 Verwaltungsrat im Ringen zwischen Preussen und Osterreich Bearbeiten nbsp Marz April 1850 Unionsstaaten gelb und Staaten des Vierkonigsbundnisses rot nbsp Unionsstaaten im Herbst 1849Wie im Bundnisvertrag vorgesehen wurde ein Verwaltungsrath eingerichtet der mit Vertretern der Staaten bestuckt wurde Eine Hauptaufgabe war die Vorbereitung von Wahlen Am 19 Oktober kam er bezuglich der Einberufung des Reichstags des Unionsparlaments mit dem Vorschlag dass dieser in Erfurt tagen solle Die einstimmige Bestatigung folgte aber erst auf einer Verwaltungsratssitzung am 17 November wobei Preussen einigen Druck auf Vertreter anderer Staaten hatte ausuben mussen 9 Hannover und Sachsen nahmen die Wahlen zum Anlass ihren Vorbehalt gegen die Union geltend zu machen So beendeten sie schon am 9 Oktober ihre Mitarbeit im Verwaltungsrat 10 Osterreich hatte im Marz 1849 seinen Plan fur ein Grossosterreich veroffentlicht demzufolge sein gesamtes Staatsgebiet dem Deutschen Bund beitreten sollte Ein Nationalparlament lehnte Osterreich ab In seinem Interesse lag daher zunachst die Wiederherstellung des Bundes Am 30 September 1849 erreichten Osterreich und Preussen noch einen Kompromiss in einer verwandten Frage Nach dem Ende der Nationalversammlung im Mai hatte die Provisorische Zentralgewalt noch fortbestanden Preussen wollte sich ihre Befugnisse sichern etwa uber die Bundesfestungen und die Reichsflotte aber Reichsverweser Johann von Osterreich beharrte auf seinem Posten Bei der Einigung vom 30 September ubernahm eine gemeinsame osterreichisch preussische Bundeszentralkommission die Befugnisse Das entsprach nicht dem Sinn Radowitz weil Preussen so den Fortbestand des Deutschen Bundes anerkannte Doch sein Konig der den Bund als Dach uber dem kunftigen Bundesstaat ansah war dafur Die Einigung trug zur Beendigung der Revolution bei Ausserdem gewann Preussen Zeit fur eine konservative Revision des Verfassungsentwurfs die Bundeszentralkommission sollte bis zum 1 Mai 1850 tatig sein Im Verwaltungsrat waren die Mittelstaaten wie Hannover dafur weil so das Verhaltnis zwischen Bundesstaat und Osterreich weiter geklart werden konnte wahrend die Kleinstaaten eher eine Gefahr fur den Nationalstaat sahen 11 Osterreich erreichte am 27 Februar 1850 einen bedeutenden Erfolg als die von ihm beeinflussten Konigreiche Bayern Sachsen Hannover und Wurttemberg das Vierkonigsbundnis schlossen Der Deutsche Bund sollte nach einer Bundesreform wieder ins Leben gerufen werden und zwar mit allen Teilen Osterreichs Das lief auf den Grossosterreich Plan hinaus Allerdings sollte es eine Bundesregierung ein siebenkopfiges Direktorium und ein Parlament geben deren Mitglieder von den Landtagen ernannt werden sollten 12 Dieser osterreichisch suddeutsche Plan bot den wankelmutigen Unionsstaaten eine starke Auffangstation so Gunther Mai Aus taktischen Grunden akzeptierte Osterreichs Ministerprasident Schwarzenberg die indirekt gewahlte Volksvertretung 13 Als Hannover am 21 Februar 1850 die Erfurter Union formlich verliess reichte der Verwaltungsrat am 4 Marz Klage vor dem Bundesschiedsgericht der Union ein Schliesslich hatten Hannover und Sachsen einen Vertrag mit Preussen geschlossen Allerdings war es mehr als fraglich dass die Union ein Land zur Bundestreue zwingen konnte 14 Der Verwaltungsrat der Union nahm am 24 Mai 1850 seine Sitzungen wieder auf um die Konstituierung des provisorischen Furstenkollegiums einzuleiten Es kam am 12 Juni beisammen 15 nbsp Das Erfurter Unionsparlament tagte in der Augustinerkirche hier eine Sitzung des VolkshausesUnionsparlament Marz April 1850 Bearbeiten Hauptartikel Erfurter Unionsparlament Ende Juni 1849 trafen sich die rechten Liberalen aus der Frankfurter Nationalversammlung in Gotha um uber den Verfassungsentwurf des Dreikonigsbundnisses zu beraten Auf diesem Gothaer Nachparlament stellten sie ihre Bedenken zuruck um einem Bundesstaat nicht im Wege zu stehen Das Dreiklassenwahlrecht im Wahlgesetz kam ihren Vorstellungen teilweise sogar entgegen weil es die Reichen bevorzugte Die Demokraten hingegen lehnten den Entwurf scharf ab und emporten sich uber die Liberalen die in Frankfurt versichert hatten nicht von der Frankfurter Reichsverfassung abzuweichen Sie boykottierten dann auch die Wahlen zum Erfurter Unionsparlament Ende 1849 Anfang 1850 Folglich war die Wahlbeteiligung sehr niedrig 16 Wegen des Boykotts und der geringeren Siegesaussichten fur linke Kandidaten wurden vor allem Liberale gewahlt dazu auch Konservative Das Volkshaus das Unterhaus die Zweite Kammer wurde von November 1849 bis Januar 1850 in den Einzelstaaten von den Wahlberechtigten gewahlt Die Mitglieder des Staatenhauses hingegen wurden zwischen August 1849 und Marz 1850 von den Einzelstaaten ernannt Die Halfte der Staatenhausmitglieder ernannte die jeweilige Landesregierung die andere Halfte das jeweilige Landesparlament Bei Bedarf etwa wenn ein Mitglied sein Mandat niederlegte konnte es eine Nachwahl geben Am 20 Marz 1850 bei der Eroffnung des Parlaments legte Radowitz die Verfassungsdokumente zur Beratung vor Die liberale Mehrheit im Parlament wollte den Entwurf als Ganzen annehmen damit der Bundesstaat unverzuglich eine Verfassung hatte und letztgultig eingerichtet werden konnte Die Konservativen und plotzlich auch der preussische Konig wollten den Entwurf noch konservativer machen Einige Rechte und auch Grossdeutsche legten es darauf an den Bundesstaat ganz zu verhindern Die Liberalen setzten sich aber durch Zusatzlich zur Verfassung nahm das Parlament noch Anderungsvorschlage der Liberalen an wobei es den Regierungen die Wahl liess ob sie den Anderungen zustimmen wollten Dies geschah auf der letzten Sitzung des Parlaments am 29 April 1850 das daraufhin vertagt wurde Es hatte nur knapp sechs Wochen gearbeitet Ende der Union Bearbeiten Hauptartikel Herbstkrise 1850 nbsp Deutsche Herbstkrise 1850 mit den Staaten der Erfurter Union in gelb nbsp Unionsstaaten im Februar 1850Radowitz hatte im Unionsparlament gegen seinen Willen eine konservative Verfassungsrevision fordern mussen Dass das Parlament den Verfassungsentwurf en bloc annahm freute ihn Doch der Widerstand der Hochkonservativen blieb Osterreich wollte den Bundestag wiederherstellen und Russland signalisierte seine Sympathie fur Osterreich Auch die Kreuzzeitungspartei mit Preussens Innenminister Otto Theodor von Manteuffel zweifelte am Unionsprojekt Dabei hing Radowitz Position allein vom beeinflussbaren preussischen Konig ab im Fruhjahr 1850 war er politisch mehr oder weniger isoliert 17 Konig Friedrich Wilhelm IV lud die Vertreter der Unionsstaaten nach Berlin ein um uber die Annahme der Verfassung zu sprechen Auf diesem Furstenkongress vom 8 Mai 1850 waren 26 Mitglieder vertreten doch nur zwolf wollten ohne Vorbehalt die Verfassung annehmen So trat sie nicht ins Leben Obwohl beschlossen wurde dass die Union vorlaufig zwei weitere Monate bestehen sollte war das Projekt damit bereits am Ende Das Interesse nahm auf allen Seiten rapide ab sowohl beim wankelmutigen Konig als auch beim preussischen Establishment als auch bei den enttauschten Liberalen 18 Im Sommer und Herbst 1850 konnte Osterreich mehr und mehr Staaten hinter sich bringen Am 2 September kam ein wiederbelebter Bundestag beisammen Der preussisch osterreichische Konflikt spitzte sich zu als Bundestruppen dem bedrangten Fursten von Kurhessen zu Hilfe kamen wahrend preussische Truppen die Heeresstrassen in Kurhessen schutzen sollten Strassen die die preussische Ost und Westhalfte miteinander verbanden Radowitz Stunde schien gekommen zu sein und fur sechs Wochen gehorte er sogar dem preussischen Kabinett an als Aussenminister 19 Doch der im November drohende Krieg konnte abgewendet werden Stattdessen verstandigten Osterreich und Preussen wieder auf eine Zusammenarbeit die in der Olmutzer Punktation vom 29 November 1850 festgelegt wurde Der Deutsche Bund sollte wieder vollstandig eingerichtet werden Preussen musste seine Unionspolitik endgultig aufgeben Bewertung BearbeitenDer Historiker Hans Ulrich Wehler meinte die Unionspolitik habe einen Bundesstaat zustande bringen wollen ohne einen Hegemonialkrieg gegen Osterreich fuhren zu mussen die Quadratur des Zirkels 20 Dieser kuhne politische Handstreich im strategischen Fenster des Fruhjahrs 1849 meint auch Gunther Mai benotigte aber Zeit und Macht also die Ruckendeckung des Preussenkonigs Beides hatte Radowitz nicht und beides liess er aus den Handen gleiten 21 Diskreditiert waren auch die Gothaer Liberalen fugt Jorg Detlef Kuhne hinzu die zum Kompromiss bereit waren aber die preussische Politik abermals falsch eingeschatzt hatten 22 David E Barclay zufolge wunschte der widerspruchliche preussische Konig sich durchaus eine Versohnung der Gegensatze seiner Zeit Der negative Kampf gegen die Revolution konnte mit positiven Schritten zu einer deutschen Einheit verbunden werden Preussen konnte seine Macht auf die Mittelstaaten ausdehnen wahrend Osterreich die Fuhrungsrolle in Mitteleuropa zugesichert werde So fand der Radowitz sche Plan bei Friedrich Wilhelm Anklang eine Zeitlang wenigstens und ebenso zeitweise sah es aus als wenn der Plan Erfolg haben konnte Doch Angesichts der Realitaten in dem preussischen Staat und der fur Friedrich Wilhelms Regierungsstil so typischen Konfusion hatte das Unionsprojekt zu keiner Zeit grossere Erfolgsaussichten Zuruckblickend verrate nach Barclay das Unionsprojekt aber mehr uber diese damaligen Realitaten als die spatere Reichsgrundung und solle daher auch fur sich selbst untersucht werden nicht nur als Vorspiel von 1871 23 Siehe auch BearbeitenGrundung des Norddeutschen BundesLiteratur BearbeitenGunther Mai Hrsg Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850 Bohlau Koln u a 2000 ISBN 3 412 02300 0 Jochen Lengemann Das Deutsche Parlament Erfurter Unionsparlament von 1850 Ein Handbuch Mitglieder Amtstrager Lebensdaten Fraktionen Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Thuringen Grosse Reihe Bd 6 Urban amp Fischer Jena u a 2000 ISBN 3 437 31128 X S 149 Thuringer Landtag Erfurt Hrsg 150 Jahre Erfurter Unionsparlament 1850 2000 Schriften zur Geschichte des Parlamentarismus in Thuringen H 15 Wartburg Verlag Weimar 2000 ISBN 3 86160 515 5 Steffen Rassloff Das Erfurter Unionsparlament 1850 Landeszentrale fur politische Bildung Thuringen Erfurt 2023 ISBN 978 3 948643 81 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Erfurter Union Quellen und Volltexte Akten der Erfurter Union im Geheimen Staatsarchiv Preussischer KulturbesitzBelege Bearbeiten Warren B Morris jr The Road to Olmutz The Career of Joseph Maria von Radowitz New York 1976 S 88 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band 2 Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850 3 wesentlich uberarbeitete Auflage Kohlhammer Stuttgart u a 1988 ISBN 3 17 009741 5 S 885 887 Karl Obermann Deutschland von 1815 bis 1849 Von der Grundung des Deutschen Bundes bis zur burgerlich demokratischen Revolution Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 3 uberarbeitete Aufl 1967 S 407 Hans Werner Hahn Dass aber der Bundesstaat gegrundet werden muss Die thuringischen Staaten und die Erfurter Union In Gunther Mai Hrsg Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850 2000 S 245 270 hier S 250 252 Hans Werner Hahn Dass aber der Bundesstaat gegrundet werden muss Die thuringischen Staaten und die Erfurter Union In Gunther Mai Hrsg Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850 2000 S 245 270 hier S 250 252 254 256 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band 2 Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850 3 wesentlich uberarbeitete Auflage Kohlhammer Stuttgart u a 1988 ISBN 3 17 009741 5 S 890 891 Siehe Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band 2 Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850 3 wesentlich uberarbeitete Auflage Kohlhammer Stuttgart u a 1988 ISBN 3 17 009741 5 S 892 Gunther Mai Erfurter Union und Erfurter Unionsparlament In Gunther Mai Hrsg Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850 2000 S 9 52 hier S 40 41 Walter Schmidt Die Stadt Erfurt ihre Burger und das Parlament In Gunther Mai Hrsg Erfurter Union und Erfurter Unionsparlament 2000 S 433 466 hier S 40 41 Gunther Mai Erfurter Union und Erfurter Unionsparlament In Gunther Mai Hrsg Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850 2000 S 9 52 hier S 26 Gunther Mai Erfurter Union und Erfurter Unionsparlament In Gunther Mai Hrsg Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850 2000 S 9 52 hier S 25 26 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band 2 Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850 3 wesentlich uberarbeitete Auflage Kohlhammer Stuttgart u a 1988 ISBN 3 17 009741 5 S 893 894 Gunther Mai Erfurter Union und Erfurter Unionsparlament In Gunther Mai Hrsg Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850 2000 S 9 52 hier S 28 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band 2 Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850 3 wesentlich uberarbeitete Auflage Kohlhammer Stuttgart u a 1988 ISBN 3 17 009741 5 S 892 Gunther Mai Erfurter Union und Erfurter Unionsparlament In Gunther Mai Hrsg Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850 2000 S 9 52 hier S 41 Jochen Lengemann Das Deutsche Parlament von 1850 Wahlen Abgeordnete Fraktionen Prasidenten Abstimmungen In Gunther Mai Hrsg Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 2000 S 307 340 hier S 310 David E Barclay Preussen und die Unionspolitik 1849 1850 In Gunther Mai Hrsg Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850 2000 S 53 80 hier S 74 David E Barclay Preussen und die Unionspolitik 1849 1850 In Gunther Mai Hrsg Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850 2000 S 53 80 hier S 75 77 David E Barclay Preussen und die Unionspolitik 1849 1850 In Gunther Mai Hrsg Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850 2000 S 53 80 hier S 77 78 Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Band 2 Von der Reformara bis zur industriellen und politischen Deutschen Doppelrevolution 1815 1845 1849 C H Beck Munchen 1987 ISBN 3 406 32262 X S 756 Gunther Mai Erfurter Union und Erfurter Unionsparlament In Gunther Mai Hrsg Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850 2000 S 9 52 hier 18 Jorg Detlef Kuhne Die Reichsverfassung der Paulskirche Vorbild und Verwirklichung im spateren deutschen Rechtsleben 2 uberarbeitete und um ein Nachwort erganzte Auflage Luchterhand Neuwied u a 1998 ISBN 3 472 03024 0 S 87 zugleich Bonn Universitat Habilitations Schrift 1983 David E Barclay Preussen und die Unionspolitik 1849 1850 In Gunther Mai Hrsg Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850 2000 S 53 80 hier S 78 80 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erfurter Union amp oldid 236275666