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Die Konservative Partei entwickelte sich 1848 in Preussen aus der relativ losen Zusammenarbeit konservativer Vereine Gruppierungen und Abgeordneter Zu ihnen gehorten unter anderem der Verein zur Wahrung der Interessen des Grundbesitzes 1 Friedrich Julius Stahl und die Bruder Leopold von Gerlach und Ludwig von Gerlach die in der Kreuzzeitung publizierten Nach dieser wurde die Gruppierung ab 1851 auch Kreuzzeitungspartei genannt Ihre Ziele waren die Verteidigung der Monarchie und die Bewahrung der Vorrechte des Adels Wirtschaftsliberalismus und Demokratisierung lehnten sie ab Fur ihre Mitglieder spielte eine christliche Grundhaltung eine wichtige Rolle allerdings schlossen sich die katholischen Mitglieder nach dessen Grundung dem Zentrum an Bismarck war ein aktiver Abgeordneter dieser Partei doch hielt sie nach seiner Ernennung zum preussischen Ministerprasidenten erst einige Distanz zu ihm wurde aber im Laufe des Verfassungskonflikts eine wichtige Stutze fur ihn 1866 trennte sich die Freikonservative Partei ab 1871 im Reichstag Deutsche Reichspartei genannt von den Konservativen die danach Altkonservative genannt wurden 1876 ging die Konservative Partei in der neu gegrundeten Deutschkonservativen Partei auf Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte und Anfange bis 1849 2 Die erste Spaltung und die Reaktionszeit 1849 1857 3 Die Ara Bismarck und die zweite Spaltung 4 Literatur und Quellen 5 EinzelnachweiseVorgeschichte und Anfange bis 1849 BearbeitenDie als konservativ bezeichneten politischen Stromungen entstanden als Antwort auf die franzosische Revolution und die Ideen von 1789 z B durch Edmund Burke in seinem Werk Reflections on the Revolution in France Betrachtungen uber die Revolutionen in Frankreich von 1790 Zuerst benutzte 1818 Francois Rene de Chateaubriand dieses Wort Doch schon vorher fanden sich konservative Gedanken etwa in Preussen bei den meist adligen Gegnern der Stein Hardenbergschen Reformen wie z B von der Marwitz aber auch bei Romantikern Adam Heinrich Muller der den organischen Staatsgedanken verkundete und der Berner Patrizier Karl Ludwig von Haller von dem das Wort Restauration stammt und der ein starres Schema des Patrimonialstaates vertrat unterschieden sich sehr in ihren Ansichten Fur Preussen massgeblich wurde Stahls Lehre von dem auf gottlichem Rechte beruhenden christlichen Staat womit er starken Einfluss auf Friedrich Wilhelm IV und seinen Kreis und auf die spatere konservative Partei in Preussen gewann die erstmals im Revolutionsjahr 1848 hervortrat In den Nationalversammlungen von Frankfurt und Berlin waren konservative Richtungen noch nicht vertreten Sie organisierten sich erst nach den Wahlen dazu vor allem aus Kreisen des grossgrundbesitzenden Adels von Bulow Cummerow und Otto von Bismarck 2 Nach dem Wiener Kongress machte auch in Preussen unter Konig Friedrich Wilhelm III die Restaurationszeit Schluss mit Reformhoffnungen und koniglichen Verfassungsversprechen In Ostelbien stand dem erstarkten Gutsbesitzertum ein aus Kleinbauern und Tagelohnern entstandenes Landproletariat gegenuber Die altstandisch Orientierten sahen das damalige Preussen als eine Foderation von Provinzen und wollten beileibe keinen Einheitsstaat So wurden bis 1828 statt eines gesamtpreussischen Reichstages nur Provinziallandtage eingefuhrt lediglich mit Beratungs und Petitionsrecht sowie kommunalen Verwaltungsbefugnissen Ein 1817 eingefuhrter Preussischer Staatsrat bestehend aus Prinzen Ministern Oberprasidenten Generalen und 34 vom Konig berufenen Mannern war nur die Spitze der Verwaltung Mangels Verfassung war schliesslich die preussische Beamtenschaft genotigt immer mehr zu sein als nur eine Verwaltung namlich der die Gesellschaft reprasentierende politisch richtungsweisende Staatstrager 3 In der Reaktion auf die Pariser Julirevolution von 1830 und ihre Auslaufer in Staaten des Deutschen Bundes sowie Polens verbreitete sich im Konigreich Preussen nicht nur verstarkt konservatives Gedankengut sondern auch der neu aufgekommene Begriff konservativ Das dreibandige Hauptwerk Friedrich Julius Stahls Die Philosophie des Rechts erschienen in den Jahren 1830 1833 und 1837 wandte sich gegen alle revolutionaren Bestrebungen nicht nur die radikalsten von Sozialisten und Kommunisten sondern auch die gemassigten der burgerlichen Demokraten Republikaner und Liberalen Selbst konstitutionelle Monarchien sollten nach seiner Meinung nur auf organischem Wege und unter Wahrung des monarchischen Prinzips entstehen durfen was gegenuber altstandisch paternalistischem konservativen Denken das jede geschriebene Verfassung ablehnte immerhin schon einen Fortschritt bedeutete Das Berliner Politische Wochenblatt 1831 von Carl Ernst Jarcke herausgegeben um einen christlich gepragten Standestaat zu propagieren der dem monarchischen Prinzip und den Ideen Joseph de Maistres und Karl Ludwig von Hallers entsprechen sollte konnte trotz Unterstutzung durch den Kronprinzen Friedrich Wilhelm und die Bruder Gerlach sowie weitere katholische und orthodox lutherische Konservative kaum Einfluss entfalten und war 1841 eingegangen nbsp Ernst Ludwig von Gerlach nbsp Friedrich Julius Stahl nbsp Hans Hugo von Kleist Retzow nbsp Leopold von GerlachBis 1848 gab es in Preussen keine konservative Partei nur einzelne Personen die miteinander in losem Briefkontakt standen und keine einheitliche Auffassung vertraten Victor Aime Hubers 1845 gegrundete Zeitschrift Janus stellte ihr Erscheinen im Marz 1848 ein nur die von Ernst Wilhelm Hengstenberg herausgegebene Evangelische Kirchenzeitung erschien weiterhin Hengstenberg selbst der Juraprofessor Friedrich Julius Stahl und andere konservative Personlichkeiten hatten im Marz 1848 Berlin fluchtartig verlassen Die Auflosung der konservativen Bewegung in Preussen schien begonnen zu haben Aber Ernst Ludwig von Gerlach der den Plan einer neuen konservativen Zeitung fasste rief Hengstenberg bald zuruck und monarchisch orientierte Kreise begannen sich zu organisieren Huber Otto von Gerlach Stahl seit 1840 Professor fur Rechtsphilosophie Staats und Kirchenrecht in Berlin und andere grundeten einen Verein fur christliche Ordnung und Freiheit der jedoch an den Differenzen zwischen Huber der jeden pseudomonarchisch aristokratischen Constitutionalismus 4 ablehnte und Stahl zerbrach der die Mitwirkung der Stande bei der Gesetzgebung fur auf die Dauer notwendig hielt Hingegen sammelten sich nun die Konservativen in Berlin um die Gebruder Gerlach Ernst Ludwig und Leopold von Gerlach um eine Zeitung zu grunden die Organ einer neuen Partei werden und konservative politische Forderungen formulieren sollte 5 Nachdem Huber schon 1841 vergeblich den Aufbau einer konservativen Partei gefordert hatte fand sich nun unter dem Eindruck einer Bedrohung des monarchistisch aristokratischen Preussen ein Kreis um die Bruder Gerlach Graf Voss Buch Freiherr Senfft von Pilsach und Graf von der Goltz sowie die Regierungsrate Bindewald und Schrede dazu bereit und grundete die Neue Preussische Zeitung nach einer Vignette des Eisernen Kreuzes im Kopf des Titelblattes auch kurz Kreuzzeitung genannt Sie erschien ab Anfang Juli 1848 Um sie scharte sich die konservative Gegenbewegung Chefredakteur wurde Hermann Wagener der ab November 1848 zusatzlich das Neue Preussische Wochenblatt grundete um einen weiteren Personenkreis auch ausserhalb Berlins zu erreichen Der am 24 Juli 1848 gegrundete Verein zur Wahrung der Interessen des Grundbesitzes und zur Forderung des Wohlstands aller Klassen trat am 18 bis 20 August unter dem Vorsitz von Kleist Retzows zusammen Einige Hundert meist adlige Landbewohner beschlossen die Umbenennung in Verein zum Schutz des Eigentums Ludwig von Gerlach forderte einen sozialen Konservatismus 6 Ein harter Kern blieb zusammen und tagte permanent das so genannte Junkerparlament Der Verein fur Konig und Vaterland dessen Vorstand Stahl Moritz August von Bethmann Hollweg Karl Friedrich von Savigny Otto von Bismarck und Hermann Wagener bildeten spielte eine noch wichtigere Rolle bei der Sammlung der konservativen Krafte Vor allem aber ubte die Kamarilla ganz unmittelbaren Einfluss auf den Monarchen und uber ihn auf das Ministerium aus Auf Betreiben Ludwig von Gerlachs wurde am 2 November der General Graf Brandenburg zum Ministerprasidenten ernannt der am 15 November Truppen unter General Friedrich von Wrangel in Berlin einrucken liess der das Kriegsrecht uber die Stadt verhangte Am 5 Dezember wurde die preussische Nationalversammlung aufgelost und der Konig oktroyierte eine Verfassung die einen Kompromiss zwischen Konig Kamarilla und Ministerium darstellte Mit diesem gegenrevolutionaren Staatsstreich war die Macht des Konigs wieder gefestigt Inzwischen hatte auch die Konservative Partei sich formiert Stahl hatte in der Kreuzzeitung unter anderem den programmatischen Artikel Das Banner der Conservativen 7 eine Kurzfassung seiner bereits 1845 erschienenen Schrift Das monarchische Princip 8 veroffentlicht und konzentrierte sich ab September auf die Organisation der Partei und danach des Wahlkampfes Die Wahlen sollten im Januar und Februar 1849 stattfinden zunachst Urwahlen in denen Wahlmanner bestimmt wurden die dann die Parlamentsmitglieder zu benennen hatten Die Erste Kammer wurde nach dem Interimistischen Wahlgesetz von nur einem Zehntel der zur Zweiten Kammer Wahlberechtigten gewahlt diese nach dem Dreiklassenwahlrecht das ebenfalls die Reicheren begunstigte Ein konservatives Central Wahl Comite sollte ein einheitliches Vorgehen der zahlreichen konservativen Vereine herbeifuhren und die Wahlen vorbereiten Die Ablehnung der Revolution und die Anerkennung der oktroyierten Konstitution aber auch deren Revision wurden in Flugschriften propagiert die an die monarchische Gesinnung des Volkes appellierten Auch in den Provinzen wurden konservative Presseorgane gegrundet Wagener Bethmann Hollweg und Stahl der auch an der Verfassung mitgewirkt hatte arbeiteten im Wahlkampf eng zusammen Die Kreuzpartei gab die Ideologie fur die Konservativen vor wobei sich Stahl mit programmatischen Artikeln und seiner Schrift Die Revolution und die constitutionelle Monarchie zum Vordenker entwickelte der die altstandischen Kreise um die Gerlachs fur die Akzeptanz der Verfassung gewann Es waren nun geeignete Wahlmanner und Kandidaten fur die Wahlen zu finden Einflussreiche konservative Personlichkeiten ubten Druck in Berlin galt noch der Ausnahmezustand auf die Wahlermassen bei offentlicher Stimmabgabe aus um konservativ zu wahlen auch vor Stimmenkauf schreckten die Konservativen nicht zuruck Dies alles und das Zensuswahlrecht sorgten fur einen Sieg der Konservativen Um die im Wahlkampf gewonnene Einheit der Konservativen auch in den Kammern zu bewahren gingen die fuhrenden Personlichkeiten bald daran funktionsfahige Fraktionen zu bilden Leopold von Gerlach hatte bereits am 7 Februar 1849 vor eine Contre Opposition zu bilden das heisst vor allem gegen die demokratischen Kammerabgeordneten in kompromissloser Prinzipientreue aber notfalls auch gegen die Regierung Die Fraktionsbildung verzogerte sich jedoch weil Meinungsverschiedenheiten bestanden Stahl strebte eine moglichst geschlossene Rechte an und erreichte schliesslich dass ein Programm angenommen wurde das die prinzipielle Anerkennung der oktroyierten Verfassung das absolute Vetorecht des Konigs und die Verbundenheit der konservativen Gruppierungen vorsah 9 Ferner arbeiteten die Konservativen die Geschaftsordnung aus und setzten sie mit ihrer Mehrheit durch Daruber hinaus wurde Stahl beauftragt einen Entwurf fur eine conservative Partei auszuarbeiten der nach mehreren Uberarbeitungen als Parteiprogramm angenommen wurde und sieben Punkte umfasste Danach wollte die Konservative Partei Sammlungspunkt fur die Vielen sein die eingehend in die Neugestaltung unseres offentlichen Zustandes dennoch zugleich die alten unwandelbaren Grundlagen in Glaube Sitte und Einrichtungen fur denselben bewahren wollen deren Politik zugleich die Politik der Erhaltung und des Fortschritts ist 10 Nicht nur die permanente Revolution sollte bekampft sondern auch reaktionare Bestrebungen abgewehrt werden gegen Willkuhr des Volkes wie bisher gegen die Willkuhr des Fursten III Wir wollen den Konig als die hochste Obrigkeit als den Souveran Preussens IV Wir wollen gegliederte Verhaltnisse in allen Classen des Volkes wobei auch der arbeitenden eine materiell und sittlich befriedigende Lebensexistenz werde jedoch in gerechter Abwagung aller Interessen und unbeschadet des Eigenthums des Erbrechts der freien personlichen Erwerbstatigkeit VI Wir wollen die Einheit Deutschlands fur die bisherigen Stammstaaten namentlich Preussen einen hinreichenden Bereich politischer Selbstandigkeit VII Wir wollen die gleiche politische Berechtigung fur die Bekenner aller Religionen aber wir fordern fur die christliche Kirche den zugesicherten Schutz des Staates Mit seinem Programm gelang es Stahl zwar die ausserste Rechte um Gerlach fur die konstitutionelle Monarchie zu gewinnen nicht aber die Einheit der gesamten Konservativen Partei deren gemassigte Mehrheit nicht bereit war die monarchischen Rechte bei der Revision der Verfassung ebenso klar festlegen zu wollen wie die Kompetenzen der Volksvertretung 11 Die erste Spaltung und die Reaktionszeit 1849 1857 BearbeitenFriedrich Wilhelm IV hatte funfzehn Revisionsforderungen zur Bedingung fur die Annahme der revidierten Verfassung gemacht Seine Propositionen waren den Liberalen zu konservativ auf ihre Ablehnung hin drohte der Konig den Eid auf die Verfassung zu verweigern Erst als sein Ubergewicht uber die Kammern gesichert war erklarte er sich dazu bereit Die Ablehnung der deutschen Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV am 3 April 1849 war voll und ganz von der Kreuzzeitungspartei unterstutzt worden nicht jedoch von der Wochenblattpartei Um in der Zweiten Kammer erforderliche unabhangige Abgeordnete bei der Wahl der Kammerprasidien fur sich zu gewinnen distanzierte sich die Mehrheit der Konservativen von der aussersten Rechten um Kleist Retzow und Bismarck bzw Gerlach und Stahl in der Ersten Kammer Diese Hochkonservativen betrieben nun die Revision der Verfassung Als kleine aber machtige Partei erreichten sie in Zusammenarbeit mit der Kamarilla nach Vertagung der Ersten Kammer und Auflosung und Neuwahl der Zweiten Kammer die enttauschten Demokraten boykottierten weitgehend die Wahlen dass mit der Verfassung vom 31 Januar 1850 die Mitglieder der Ersten Kammer nur noch teilweise gewahlt hauptsachlich aber vom Konig berufen wurden und ab 1853 vom Konig allein Mit dem Wahlgesetz vom 30 Mai 1849 wurde das Dreiklassenwahlrecht eingefuhrt Die sechs Prozent der wahlberechtigten Bevolkerung mit dem grossten Grundbesitz hatten ein Drittel aller Abgeordneten zu bestimmen die 77 der armsten Wahlberechtigten ebenfalls ein Drittel und die restlichen siebzehn Prozent das ubrige Drittel 1855 wurden die Kammern umbenannt in Herrenhaus und Abgeordnetenhaus und dabei blieb es Die Kamarilla mit Leopold von Gerlach Rauch Massow Keller Stollberg und Niebuhr beriet den Konig als eine Art Geheimkabinett gegen das konstitutionelle Kabinett Sie war Produkt der pietistischen Erweckungsbewegung der 1820er Jahre von Hallers Legitimitatslehre beseelt Innenminister von Westphalen und Kultusminister von Raumer standen ihr nahe Ministerprasident Otto Theodor von Manteuffel war eher gouvernemental orientiert Bismarck zahlte sich anfangs dazu trennte sich aber von der starren Fixierung auf das Bestehende den Vorrang Osterreichs und den Pluralismus deutscher Einzelstaaten Die Ultrakonservativen waren mit der Kamarilla gegen Absolutismus fur einen standisch gegliederten konservativen und monarchischen Rechtsstaat Wahrend die eigentlich Liberalen insbesondere die demokratisch Gesinnten in der Reaktionszeit entweder in der Emigration wirkten oder sich ganz aus der Politik zuruckgezogen hatten nahmen deren Stelle im Parlament die Liberalkonservativen des linken Flugels des Konservatismus ein die sich 1851 bei dem Konflikt uber die Reaktivierung der Provinzialstande von den Hochkonservativen abgespalten hatten und nach ihrem Organ dem Preussischen Wochenblatt zur Besprechung politischer Tagesfragen auch Wochenblattpartei genannt wurden Wahrend die Kreuzzeitungspartei oder Fraktion Gerlach Stahl vor allem die ostelbischen Junker und den protestantischen Pietismus reprasentierte vertraten diese gemassigten Konservativen Burgertum und Industrie der westlichen Provinzen und das nationale kleindeutsche Lager Zu ihren fuhrenden Kopfen zahlten Moritz August von Bethmann Hollweg Graf Robert von der Goltz der Diplomat Pourtales Kriegsminister von Bonin und Karl Josias von Bunsen nahe standen ihnen Kronprinz Wilhelm und seine Frau Joseph von Radowitz unternahm einen Versuch nach dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung mithilfe der Erfurter Union doch noch eine kleindeutsche Losung der nationalen Frage herbeizufuhren Ausgehend vom Dreikonigsbundnis Preussens mit Sachsen und Hannover sollten sich die deutschen Klein und Mittelstaaten unter Fuhrung Preussens zu einem Bundesstaat zusammenschliessen der dann gemeinsam mit Osterreich einen weiteren Bund bilden sollte In Erfurt versammelten sich vom 20 Marz bis 29 April 1850 Parlamentarier zum Erfurter Unionsparlament um in zwei Kammern dem Volkshaus sowie dem Staatenhaus daruber zu beraten Die Liberalen und das Zentrum befurworteten das Projekt und hatten die Mehrheit die Konservativen um Gerlach im Volkshaus bzw Kleist Retzow im Staatenhaus waren dagegen und die Regierungen verhielten sich skeptisch und abwartend Schliesslich erreichte Osterreich mit Unterstutzung des Zaren dass Preussen die Union endgultig aufgeben musste Olmutzer Punktation Dies begrussten die Hochkonservativen weil das wichtige Hand in Hand mit Osterreich im Einverstandnis mit Russland wieder hergestellt war 12 Sie hatten noch bis zum Krimkrieg massgeblichen Einfluss auf die preussische Aussenpolitik Fur die Liberalkonservativen war der Anschluss an die Westmachte gegen Russland eine weltanschauliche Forderung Ministerprasident Manteuffel bestrebt von der kleinen aber machtigen Partei loszukommen schloss sich an Albert von Pourtales und Christian Karl Josias von Bunsen setzten den Konig unter Druck Dabei war die Kreuzzeitungspartei keineswegs einseitig russophil sondern lehnte ein Bundnis mit dem Zaren ab Dem Konig blieb schliesslich nichts anderes ubrig als sich aus diesem von ihm als scheusslich empfundenen Krieg heraus und das Friedensversprechen seiner Antrittsrede einzuhalten Stahl begrundete in seiner Kammerrede vom 25 April 1854 13 diese von ihm mit herbeigefuhrte Entscheidung ausfuhrlich und zog das Fazit einer Politik nach hoherem Prinzip 14 Nach Schlaganfallen Friedrich Wilhelms IV ubernahm 1858 sein Bruder Wilhelm die Regentschaft Manteuffel wurde durch Furst Karl Anton von Hohenzollern Sigmaringen abgelost 1861 starben nach dem Konig auch Leopold von Gerlach Stahl und Friedrich Carl von Savigny die prinzipiell Erzkonservativen Noch im selben Jahr begannen sich die Konservativen von neuem zu sammeln und gaben sich im Preussischen Volksverein eine Organisation 2 die bis 1872 bestand Die Ara Bismarck und die zweite Spaltung BearbeitenUnter Konig Wilhelm I begann die Neue Ara ein gemassigt liberales Intermezzo dem im Herbst 1862 mit Otto von Bismarck ein pragmatischer Konservativer ein Ende setzte Nach dem Wahlsieg der liberalen Deutschen Fortschrittspartei im Dezember 1861 wurde im Marz 1862 zunachst Prinz Adolf zu Hohenlohe Ingelfingen Ministerprasident Albrecht von Roon seit 1859 Kriegsminister drangte auf eine Heeresreform er wollte die Starke des Preussischen Heeres um ein Drittel vermehren Die liberale Kammermehrheit verweigerte die Mehrausgaben dafur Bismarck gewann das Vertrauen des Konigs fur seine unnachgiebige Politik und wurde berufen Er wollte auf Biegen und Brechen 15 die monarchische Prarogative gegen das parlamentarische System durchsetzen und liess es auf einen Verfassungskonflikt ankommen Nach seiner Blut und Eisenrede vom 30 September Nicht durch Reden und Majoritatsbeschlusse werden die grossen Fragen der Zeit entschieden sondern durch Eisen und Blut 16 wurde am 13 Oktober die Session des Abgeordnetenhauses geschlossen Nach der Luckentheorie sollte bei Uneinigkeit der obersten Verfassungsorgane der Monarch das Sagen haben Erst vier Jahre spater nach den Siegen uber Danemark 1864 sowie Osterreich und die suddeutschen Staaten 1866 und einem Sieg der Konservativen bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus bemuhte sich Bismarck 1867 um Aussohnung Mit der Indemnitatsvorlage wollte er Entlastung fur die verfassungswidrige Regierungsfuhrung und nachtragliche Genehmigung fur die budgetlose Zeit Die Nationalliberale Partei stellte den Machtstandpunkt uber alle verfassungsrechtlichen Bedenken Den an Rechtsideen orientierten Konservativen missfiel dies Ludwig von Gerlach warf am 18 September 1864 Bismarck deshalb Landergier und Heuchelei vor 1866 trat er immerhin Mitbegrunder sogar aus der Partei aus Finanzminister Carl von Bodelschwingh legte sein Amt nieder auch die ehemaligen Minister Manteuffel und Westphalen und andere waren emport uber den Rechtsbruch und den sundhaften Bruderkrieg 17 Aber die Mehrheit der Konservativen bejubelte wie Hermann Wagener den Erfolg Bismarcks und grundete 1866 die Freikonservative Partei Preussens die sich dann im Reichstag Deutsche Reichspartei nannte und von Industrie und Hochadel getragen war Die strengeren so genannten Altkonservativen grundeten 1876 die Deutschkonservative Partei die nun erst mit ihrem Grundungsprogramm die Reichsgrundung akzeptierte 18 die Interessen des ostelbischen Grundbesitzes vertrat und aufgrund des Wahlrechts im Preussischen Landtag dominierte Soziale Aspekte hatten fur Stahl und Huber 19 sowie Wagener 20 zwar eine Rolle gespielt doch nicht fur die Konservativen insgesamt Nach der Reichstagswahl von 1878 trat die Christlich Soziale Partei des Hofpredigers Adolf Stoecker der Deutschkonservativen Partei bei und brachte eine antisemitische Tendenz mit Fur den Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867 wie auch fur den des Deutschen Reiches ab 1871 wurde das allgemeine gleiche und direkte Wahlrecht eingefuhrt das die Konservativen im Gegensatz zum weiterhin in Preussen geltenden Dreiklassenwahlrecht nicht mehr begunstigte Beide konservative Parteien waren bis 1918 im Reichstag mit zusammen nur 20 Prozent und im Preussischen Landtag vertreten den sie dominierten Sie waren immer mehr zur Interessenvertretung geworden Hinter der Konservativen Partei stand seit 1893 der Bund der Landwirte hinter der Freikonservativen Partei die Schwerindustrie von Stumm 18 Fuhrende Mitglieder und ein Grossteil der Deutschkonservativen Partei bildeten nach 1918 zusammen mit anderen konservativen Parteien und dem rechten Flugel der Nationalliberalen die Deutschnationale Volkspartei DNVP 21 wahrend die Deutsche Reichspartei sich ebenfalls mit Rechten der Nationalliberalen zur Deutschen Volkspartei DVP vereinigte 22 Literatur und Quellen BearbeitenDas Gerlach Archiv an der Universitat Erlangen welches den Nachlass Ernst Ludwig von Gerlachs umfasst bildet einen wichtigen Quellenbestand fur den Grundungsprozess der Konservativen Partei Victor Aime Huber Uber die Elemente die Moglichkeit oder Notwendigkeit einer konservativen Partei in Deutschland Marburg 1841 Friedrich Julius Stahl Das monarchische Prinzip Heidelberg 1845 Friedrich Julius Stahl Die Revolution und die constitutionelle Monarchie Eine Reihe ineinandergreifender Abhandlungen Berlin 1848 Friedrich Julius Stahl Die gegenwartigen Parteien in Staat und Kirche Neunundzwanzig akademische Vorlesungen Berlin Verlag von Wilhelm Hertz 1863 Oscar Stillich Die Konservativen Eine wissenschaftliche Darlegung ihrer Grundsatze und ihrer geschichtlichen Entwicklung Leipzig Verlag Werner Klinkhardt 1908 Die politischen Parteien in Deutschland Bd 1 Wilhelm Fussl Professor in der Politik Friedrich Julius Stahl Das monarchische Prinzip und seine Umsetzung in die parlamentarische Praxis Gottingen 1988 Wolfgang Schwentker Konservative Vereine und Revolution in Preussen 1848 49 Beitrage zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Bd 85 Droste Verlag Dusseldorf 1988 Hans Joachim Schoeps Preussen Geschichte eines Staates Berlin 2004 Christopher Clark Preussen Aufstieg und Niedergang 1600 1947 Pantheon Munchen 2008 Einzelnachweise Bearbeiten Verein zur Wahrung der Interessen des Grundbesitzes und zur Aufrechterhaltung des Wohlstandes aller Klassen 1848 gegrundet vgl auch Junkerparlament a b Wilhelm Mommsen Deutsche Parteiprogramme Munchen 1951 S 7 Reinhart Koselleck Preussen zwischen Reform und Revolution Stuttgart 1967 S 111 Hellmut Diwald Hrsg Von der Revolution zum Norddeutschen Bund Politik und Ideengut der preussischen Hochkonservativen 1848 1866 II S 495 Fussl F J Stahl S 121 ff Hans Joachim Schoeps Preussen Geschichte eines Staates Berlin 2004 S 178 Julius Stahl Die Revolution und die constitutionelle Monarchie S 14 19 Friedrich Julius Stahl Das monarchische Princip Berlin 1845 Wilhelm Fussl Professor in der Politik Friedrich Julius Stahl Das monarchische Prinzip und seine Umsetzung in die parlamentarische Praxis Gottingen 1988 S 181 Herzog August Bibliothek Wolfenbuttel Cod Guelf Stahl Wilkens 6 Nr 7 zit nach Wilhelm Fussl Professor in der Politik Friedrich Julius Stahl Das monarchische Prinzip und seine Umsetzung in die parlamentarische Praxis Gottingen 1988 S 183 ff Wilhelm Fussl Professor in der Politik Friedrich Julius Stahl Das monarchische Prinzip und seine Umsetzung in die parlamentarische Praxis Gottingen 1988 S 191 Hans Joachim Schoeps Preussen Geschichte eines Staates Berlin 2004 S 188 Friedrich Julius Stahl Siebzehn parlamentarische Reden und drei Vortrage Berlin 1862 16 Der orientalische Krieg S 200 219 Hans Joachim Schoeps Preussen Geschichte eines Staates Berlin 2004 S 206 Hans Joachim Schoeps Preussen Geschichte eines Staates Berlin 2004 S 214 Bismarck GW II 140 zit n Hans Joachim Schoeps Preussen Geschichte eines Staates Berlin 2004 S 214 Hans Joachim Schoeps Preussen Geschichte eines Staates Berlin 2004 S 228 a b Wilhelm Mommsen Deutsche Parteiprogramme Munchen 1951 S 8 Wilhelm Fussl Professor in der Politik Friedrich Julius Stahl Das monarchische Prinzip und seine Umsetzung in die parlamentarische Praxis Gottingen 1988 S 185 Hans Joachim Schoeps Preussen Geschichte eines Staates Berlin 2004 S 199 Meyers Grosses Taschenlexikon Mannheim 1981 Brockhaus Handbuch des Wissens Leipzig 1921Normdaten Korperschaft GND 1140437186 lobid OGND AKS LCCN n85175764 VIAF 2481150688326312660002 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konservative Partei Preussen amp oldid 228606713